Planetenroman 12: Tödliches Psychospiel: Ein abgeschlossener Roman aus dem Perry Rhodan Universum
Von Uwe Anton
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Rezensionen für Planetenroman 12
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Planetenroman 12 - Uwe Anton
Planetenroman
Band 12
Tödliches Psychospiel
Der Jubiläumsflug eines Explorers – der Kampf um die Paradieswelt
Uwe Anton
Am Anfang des 23. Jahrhunderts: Von der Erde und den anderen Welten der Menschheit starten die Explorer des Solaren Imperiums in die Weiten der Milchstraße. Diese Raumschiffe erforschen Sonnensysteme und kartografieren die gigantischen Leerräume zwischen den Sternen. Die Flotte steht unter dem Kommando von Reginald Bull, dem ältesten Gefährten Perry Rhodans – er will den Menschen den Zugang zur Galaxis eröffnen.
Die Explorer sind nicht die Einzigen: Private Firmen sind auf der Suche nach Profit – sie wollen neue Planeten entdecken und für sich selbst ausbeuten. Ein Konflikt zwischen militärischen und zivilen Interessen ist kaum zu vermeiden.
Das zeigt sich bei einem öffentlichkeitswirksamen Explorer-Flug, an dem Medienvertreter teilnehmen. Über einer paradiesischen Welt kommt es zur Konfrontation mit dem Raumer eines privaten Konzerns, der am Rande der Legalität operiert. Ein gefährliches Psychospiel beginnt – bei dem es um viel mehr geht, als es den Anschein hat ...
Prolog
Generationen von Historikern haben sich die Frage gestellt, wie es im Vereinten Imperium um die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Politik bestellt war. Ein Beispiel, das ein aussagekräftiges Schlaglicht auf diese Frage wirft, finden wir im Jahr 2222 alter Zeitrechnung.
Eine wichtige Rolle in der nachstehenden Abhandlung spielt der Cordan-Konzern, eine private Wirtschaftsmacht von offenkundig großem Einfluss. Der Konzern scheint nahezu unberührt von der Judikative des Imperiums zu existieren und wird illegaler Handlungen verdächtigt – dennoch lässt die Verwaltung des Imperiums es zu, dass kolonisierbare Planeten durch den Konzern »vorbereitet« werden, und kauft sie ihm dann sogar ab.
Sicherlich lässt sich vieles, das wir heute nicht verstehen, mit den Bedingungen der damaligen Zeit erklären: Der Zusammenschluss aus dem Solaren Imperium und dem der Arkoniden hatte zu einem großen Bereich geführt, der vermutlich mit den seinerzeitigen Kommunikationsmethoden kaum zu verwalten war. Dies ließ einzelnen Interessengruppen viel Platz, sich ihre eigenen »Nischen« zu schaffen, in denen sie auf Kosten des Imperiums Gewinne einfahren konnten.
Wir erfahren hier zudem interessante Details zu den Untiefen der frühen imperialen Kolonialpolitik: Bereits im frühen dreiundzwanzigsten Jahrhundert ist die Welt Nosmo bekannt. Später wird sie zuerst terranische Kolonie und dann die Keimzelle des terrafeindlichen Imperiums Dabrifa. Die Bedingungen für eine Besiedlung gelten als »ausgezeichnet«.
Und dennoch findet eine großmaßstäbliche Besiedlung erst im 26. Jahrhundert statt – als es schon lange kein Vereintes Imperium mehr gibt. Diese Details belegen, über welche Zeiträume die Entwicklung des Sternenreiches der Menschheit anzusiedeln ist. Besonders hier zeigt sich die langfristig denkende Planung, die der verlängerten Lebensdauer der Zellaktivatorträger geschuldet ist.
Indes wenig Wunder nimmt es, dass sich Reginald Bull etwas über einhundert Jahre später nicht mehr an die Episode mit dem Raumschiff auf Chrystiana I erinnert, als das Problem 2326 n. Chr. akut wird: Die Ortungsgeräte seines Schiffes waren nicht in der Lage, es genau anzumessen. Die Ereignisse beeinflusst hätte die Erinnerung an diese frühe Begegnung ohnehin nicht.
(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des Solaren Imperiums; Abschnitt II.5.8, Wirtschaftliche und politische Grauzonen in der Zeit des Vereinten Imperiums)
Eins miteinander
Der Planet umkreiste eine Sonne vom Spektraltyp G2. Er befand sich in genau richtigem Abstand von dem gelben Zwergstern, und auch alle anderen Voraussetzungen für das Entstehen von Leben waren geradezu ideal.
Über Jahrmillionen hinweg konnte dieses Leben sich ungestört entwickeln.
Bis zu dem Tag, an dem die Fremden kamen.
Sie waren nicht eins miteinander. Sie waren jeder für sich.
Sie vermaßen sorgfältig die Oberfläche des Planeten, speicherten alle Daten in ihren Computer und stellten fest, dass diese Welt hervorragend dazu geeignet war, ihr eigenes, sich explosiv vermehrendes Leben aufzunehmen. Nach Abschluss ihrer Untersuchungen waren sie sehr zufrieden.
Dann kamen Artgenossen dieser Fremden. Der Planet verstand nicht, wieso, doch sie bekämpften sich und stritten sich um ihren Fund. Sie zogen Glutspuren über die Oberfläche und verletzten die Welt erneut, als ein künstliches Gebilde der unterlegenen Partei schließlich wie eine brennende Fackel ins Eins miteinander stürzte.
Der Planet musste sich schützen. Die Fremden weigerten sich, eins miteinander zu werden, und er griff sie an. Die Jeder für sich rissen weitere schwere Wunden in die Welt, waren am Ende jedoch hoffnungslos unterlegen. Bevor der Letzte von ihnen starb, vernichtete er auf eine Art und Weise, die die Welt nicht verstand, das Innere des Gebildes, mit dem die Fremden auf den Planeten gestürzt waren. Diejenigen, die in der Umlaufbahn zurückgeblieben waren, flohen entsetzt und mieden den Planeten von nun an. Das künstliche Gebilde blieb zurück.
Die Verletzungen, die man der Welt zugefügt hatte, schmerzten noch lange, doch irgendwann heilten sie. Der Planet vergaß die Jeder für sich und schickte sich an, das zurückgelassene Objekt zu vereinnahmen.
Der Planet zog weiterhin seine Bahn um die Sonne. Ein Umlauf folgte dem anderen.
Zehn Umläufe.
Hundert.
Der Planet war wieder eins miteinander.
Zeit spielte für diese Welt keine Rolle, doch viel, viel später kamen andere Fremde.
Sie vermaßen sorgfältig die Oberfläche des Planeten, speicherten alle Daten in ihren Computer und stellten fest, dass diese Welt ideal dazu geeignet war, ihr eigenes, sich explosiv vermehrendes Leben aufzunehmen. Und sie fanden, was die ersten Besucher zurückgelassen hatten.
Diese Fremden verletzten den Planeten nicht, als sie auf ihm landeten. Dennoch war die Welt erleichtert, als sie sich kurz darauf wieder entfernten. Sie verließen den Planeten so plötzlich, wie sie gekommen waren.
Doch dann kehrten sie erneut zurück.
Auch sie waren jeder für sich.
Wollte der Planet überleben, musste er sie töten oder versuchen, sie eins mit ihm zu machen.
Kapitel 1
Reginald Bull
Staatsmarschall Bull mochte Tulz Mjura, den Kommandanten der EX-2222, nicht besonders. Mjura wurde den Anforderungen, die man an den Befehlshaber eines Raumschiffes der Explorerflotte stellen musste, vollauf gerecht: Er stand das anstrengende Programm bravourös durch, verhielt sich zu sämtlichen Gästen an Bord stets verbindlich und schien seine Besatzung hervorragend im Griff zu haben. Dennoch war der Kapitän der GOLDEN JUBILEE Reginald Bull suspekt.
Verdrossen kniff der Staatsmarschall die Augen zusammen, während Mjura die fünfzig Journalisten einzeln und mit Handschlag am Schott der Zentrale begrüßte. Vielleicht trübte auch der Neid sein Verhältnis zu dem groß gewachsenen, dunkelhaarigen und unbestritten gut aussehenden Mann. Irgendwie wurmte es Bull, wie leger und freundlich der Kommandant mit den Würdenträgern umging. Und das, obwohl Mjura ihm durch sein verbindliches Verhalten einen Großteil der Bürde abnahm, die dieser Flug mit sich brachte.
Allmählich wurde es in der Zentrale der EX-2222 unangenehm eng. Der Chef der Explorerflotte trat einen Schritt zurück, bis er mit dem Rücken die Instrumentenkonsole vor dem Panoramabildschirm berührte. Allerdings verfügte er noch über Freiraum; die handverlesenen Gäste näherten sich ihm nur zögerlich. War es die Scheu vor einem relativ Unsterblichen, oder nahmen sie instinktiv Bulls Unbehagen wahr?
Neben ihm räusperte sich Shuls Osterbaan, der Feuerleitoffizier des Raumschiffs; er musterte angestrengt das Terminal der Bordpositronik links von ihm und bemühte sich, niemanden offen anzusehen. Auf seinem rundlichen Gesicht standen Schweißtropfen; die lockigen blonden Haare klebten ihm auf der Stirn. Osterbaan litt offensichtlich an starken Beklemmungen; man merkte ihm seine Unsicherheit deutlich an.
Bull fragte sich, wie Osterbaan es überhaupt geschafft hatte, auf diesem Flug eingesetzt zu werden. Der Feuerleitoffizier war gut zwei bis drei Köpfe kleiner als der Staatsmarschall, dafür aber wesentlich beleibter. Nicht nur sein Gesicht, einfach alles an ihm war rundlich. Wie hatte so jemand überhaupt die Aufnahmeprüfung der Flotte überstehen können, von den regelmäßigen Bewertungen ganz zu schweigen?
Jetzt hör aber auf, mahnte Bull sich. Die zahlreichen Reden, die endlosen Tischgespräche, die wiederholten Erklärungen über Sinn, Notwendigkeit und Aufgabe der Explorerflotte gingen ihm auf die Nerven. Statt fast ein Jahr lang den Touristenführer für mehr oder weniger bedeutende Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zu spielen, hätte er gern das getan, wovon er nun lediglich sprechen durfte: neue Welten erkunden, unbekanntes Leben erforschen. Irgendetwas unternehmen.
Seine Unzufriedenheit veranlasste ihn, von Äußerlichkeiten auf das Wesen eines Menschen zu schließen. Er hatte Osterbaan noch nicht im Einsatz gesehen, wusste nichts von seinen Qualitäten. Vielleicht war er ja ein wahrer Zauberer auf der Feuerorgel, auch wenn die EX-2222 nur über eine Pro-forma-Bewaffnung verfügte. Schließlich handelte es sich bei ihr um ein Forschungsraumschiff zur friedlichen Erkundung der Galaxis.
Aus den Augenwinkeln nahm Bull wahr, dass der Offizier sich plötzlich reckte, die Schultern herausschob und versuchte, den Bauch einzuziehen – bei ihm ein allerdings noch hoffnungsloseres Unterfangen als beim Staatsmarschall selbst. Er sah zum Eingang der Hauptzentrale hinüber.
Natürlich. Hatte er es doch geahnt! Etwa vierzig der fünfzig Pressevertreter waren mittlerweile von Mjura begrüßt worden, und nun wechselte der Kommandant einen Händedruck mit einer – zumindest in Bulls Augen – blutjungen Journalistin. Das Mädchen war eher unscheinbar; nicht besonders groß, nicht besonders auffällig. Eine durchschnittliche Erscheinung.
Früher hätte man unscheinbares Häschen dazu gesagt, dachte Bull und verzog das Gesicht zu einem leichten Schmunzeln. Und doch führten Mjura und Osterbaan, wenn sie sich in ihrer Nähe befanden, einen Balztanz auf, über den man nur den Kopf schütteln konnte.
Bull hatte die Angelegenheit noch nicht ganz durchschaut. Anscheinend hatte der Feuerleitoffizier ein Auge auf die Reporterin geworfen, und sein Vorgesetzter schien ihn ausspielen und in den Hintergrund drängen zu wollen. Dabei sah, und das gestand der Staatsmarschall neidlos ein, Mjura hervorragend aus und hätte wohl jede Frau haben können, die auf solche Äußerlichkeiten Wert legte.
Vielleicht kann ich ihn genau deshalb einfach nicht leiden, dachte Bull. Vielleicht ist er jener Typ von Mann, der zwanghaft seine Männlichkeit beweisen muss, wenn eine Frau in der Nähe ist, auch wenn sie ihn gar nicht interessiert. Und obwohl er gar nicht an der kleinen Journalistin interessiert ist, nimmt er dem Feuerleitoffizier allein durch seine Anwesenheit jede Chance.
Schluss damit! Bull rief sich zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit zur Ordnung. Das kommt davon, wenn man Frauen an Bord lässt. Von den Besatzungsmitgliedern natürlich einmal abgesehen ...
Aber zornig war er eher auf sich selbst. Er hatte schon wieder vom Aussehen auf die Qualitäten eines Menschen geschlossen. Zuerst bei Osterbaan, jetzt bei dieser Frau. Ich müsste mittlerweile doch ein so alter Esel sein, dachte er, dass ich mich auf dieses Glatteis nicht mehr begebe ...
Es kam Bulls Seelenheil zugute, dass Mjura die Begrüßung mittlerweile abgeschlossen hatte und auf das kleine Podest gestiegen war, das man vor der säulenförmigen Umhüllung des von Pol zu Pol führenden Antigravschachts in der Mitte der Zentrale errichtet hatte. Bull atmete auf. Jetzt ging es endlich los, und bald würde das Schlimmste überstanden sein.
»Meine Damen und Herren«, sprach der Kommandant in das Mikrofon auf der Mitte des Podests, »ich darf Sie herzlich zum vorläufigen Höhepunkt unserer Reise begrüßen, die uns in einen im Ostteil der Galaxis gelegenen Sektor geführt hat.«
Mjuras Rumpfmannschaft war ein eingespieltes Team. Auf dem Panoramaschirm erschien auf den Sekundenbruchteil genau zum Stichwort eine detaillierte Darstellung der Milchstraße. Die Position der Erde war rot hervorgehoben, und der Weg, den das Raumschiff genommen hatte, war als dicke helle Linie wiedergegeben.
»Seit vierzehn Tagen befinden Sie sich nun schon an Bord der EX-2222, und Sie haben einen Einblick in das alltägliche Leben auf einem Raumschiff und die selbstgestellte Aufgabe der Explorerflotte gewinnen können. Nachdem wir bereits zahlreiche Sonnensysteme kartografiert haben, sind wir nun auf einen Planeten gestoßen, den nie ein Mensch zuvor gesehen hat und der zu einer eingehenden Erkundung geradezu auffordert.«
Die kleine Lüge ging Mjura glatt über die Lippen; zumindest fiel sie bei der pathetischen Gemächlichkeit, mit er sprach, nicht weiter auf. Der Kommandant der EX-2222 sollte keine mitreißende Rede halten, sondern den Gästen verdeutlichen, von welch herausragender Bedeutung dieser Augenblick war. Die Erkundung eines neu entdeckten Planeten, der Menschen auf den ersten Blick ideale Lebensbedingungen bot.
Diesen Planeten allerdings – auf dem Schirm erschien gerade eine Darstellung des gesamten Sonnensystems – hatte durchaus schon einmal ein Mensch gesehen. Zwar nur aus einiger Entfernung, aber lange genug, um ihn umfassend zu untersuchen und festzustellen, dass er gute Bedingungen für eine Besiedelung bot. Denn dies war die eigentliche Aufgabe der Explorerflotte des Vereinten Imperiums: die Auffindung und Erforschung von Planeten, die sich zur Kolonialisierung durch Menschen eignen.
Reginald Bull hatte sich als Chef der Flotte verleiten lassen, eine Idee aufzugreifen, die an einem Silvesterabend entstanden war. Nun bedauerte er allmählich, sich damals, vor über zwei Jahren, dafür begeistert zu haben. Die Finanzierung der Flotte war zwar durch Zuweisungen aus dem Staatsetat gesichert, doch das Interesse der Führungsspitze des Imperiums musste es natürlich sein, zum Ersten die Akzeptanz der Idee Explorerflotte in der breiten Öffentlichkeit zu fördern, zum Zweiten die Wirtschaft zu motivieren, in die Explorerflotte zu investieren, und zum Dritten über Spenden und den Verkauf von Staatsobligationen den Ausbau der Flotte zu gewährleisten.
Der Staatsmarschall wusste es nicht mehr genau, doch wenn er sich nicht sehr irrte, hatte ausgerechnet Gucky ihn darauf angesprochen, nachdem das Feuerwerk über Terrania erloschen und das Knallen der Sektkorken in Rhodans Bungalow am Goshun-See verklungen war. »Sag mal, Dicker, willst du nicht mal was für das Image deiner schrottreifen Erkundungsschiffe tun?«
Bull hatte sich jeder Bemerkung zur Wortwahl des Mausbibers enthalten. Ein Rundflug über den See hätte zwar zur Erheiterung der Feiernden, aber nicht unbedingt