Planetenroman 1: Agent für Terra: Ein abgeschlossener Roman aus dem Perry Rhodan Universum
Von Hubert Haensel
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Rezensionen für Planetenroman 1
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Planetenroman 1 - Hubert Haensel
Planetenroman
Band 1
Agent für Terra
Der beste Freund wird sein größter Feind – ein Agent der Galaktischen Abwehr kämpft um sein Leben
Hubert Haensel
Anfang des 24. Jahrhunderts nach Christus: Das Solare Imperium der Menschheit unter der Leitung des Großadministrators Perry Rhodan gehört zu den wichtigsten Sternenreichen der Milchstraße. Doch zwischen den Sternen ringen mächtige Interessengruppen um Einfluss.
Die Galaktische Abwehr schickt ihre besten Männer in den Einsatz, um die Menschheit zu schützen. Zu diesen Agenten gehört Arthur Konstantin. Er wird auf den unbedeutenden Planeten Charisma geschickt, um dort gegen interstellare Drogenhändler vorzugehen. Recht schnell merkt der junge Agent, dass er in ein gefährliches Wespennest gestochen hat ...
Prolog
Ein Universum voller Wunder, eine Galaxis voller Abenteuer: Als die Menschheit ins All aufbrach, erwartete sie ein Kosmos voller Gefahren und voller Hoffnungen. Begegnungen mit Außerirdischen, Kontakte zu fremden Wesen – mit Einfallsreichtum, vielen guten Ideen und wagemutigen Einsätzen gelang es Perry Rhodan und seinen Gefährten, die Erde zum Zentrum eines kleinen Sternenreiches zu machen.
Im 24. Jahrhundert ist das Solare Imperium – rings um die Erde und die Planeten des Solsystems als Zentrum – eine aufstrebende Macht. Explorer-Raumschiffe erkunden unbekannte Sektoren der Milchstraße, überall werden neue Kolonien errichtet.
Zahlreiche Menschen machen sich auf, auf fremden Welten ihr Glück zu finden. Mit ungestümer Energie drängen sie hinaus in die Galaxis, und manche ihrer Kolonien wachsen sehr schnell. Andere geraten in Vergessenheit, wieder andere müssen aufgegeben werden.
Und über alledem lauert die Gefahr großer galaktischer Konflikte – das alte Imperium der Arkoniden ist im Niedergang begriffen, die kleinen Sternenreiche belauern sich argwöhnisch. Die Galaktische Abwehr und verschiedene Geheimorganisationen haben alle Hände voll damit zu tun, der Menschheit das Überleben zu sichern ...
(aus: Hoschpians Chroniken des 24. Jahrhunderts n. Chr.; Kapitel 6.13., Zwischenhoch)
1.
Wieso gerade ich? Vergeblich zermarterte sich Arthur Konstantin den Kopf. Seit Tagen suchte der Geheimagent nach der Antwort auf eine ganz bestimmte Frage. Warum schickte man ausgerechnet ihn auf eine derart wichtige Mission, warum wählte ein Mann vom Format eines Allan D. Mercant ihn aus? Er fühlte sich zu jung, und ihm fehlte die vorgeschriebene Mindestzeit praktischer Erfahrung, und das Einzige, was ihn für den Einmanneinsatz qualifizierte, waren seine erstklassigen Abschlusszeugnisse.
Unter ihm lag der Raumhafen von Charisma; nachdenklich blickte er über die grau in der Sonne schimmernde Fläche hinweg. Mit seinen gerade mal zwanzig Landefeldern wirkte der Hafen nicht sonderlich imposant. Wie eine Hinterwäldlerwelt, dachte Konstantin. Auch das Drumherum machte keinen anziehenden Eindruck: veraltete Hafengebäude, Pisten, die wie Flickwerk aussahen, und – nur wenige hundert Meter außerhalb der Begrenzung – gigantische Abraumhalden. Die ersten Siedler hatten dieser Welt Wunden geschlagen, die nach mehreren Jahrzehnten noch nicht vernarbt waren.
Warum hatte man ihn sozusagen ins eiskalte Wasser geworfen? Konstantin stellte sich diese Frage immer wieder, und die mögliche Antwort darauf bereitete ihm Sorgen. Auch ein Perry Rhodan musste mal anfangen, redete er sich ein, und Julian Tifflor war auch jung und unerfahren, als er zum Kosmischen Lockvogel wurde.
Es blieb ihm wenig anderes übrig: Er musste zusehen, wie er sich freischwamm.
Und wenn ich es nicht schaffe? Wenn ich auf Charisma versage? Arthur Konstantin zuckte die Achseln – er war ein Agent der Galaktischen Abwehr, und er musste es einfach schaffen! Erneut widmete er sich dem Kabinenmonitor, der die letzte Phase des Landeanflugs zeigte. Zahlen und Diagramme, die am Rand des Monitors eingeblendet wurden, lieferten weitere Hinweise.
Die IKARUS stand höchstens noch hundert Meter über dem Raumhafen; kochende Luft vibrierte zwischen dem Raumschiff und der Oberfläche des Planeten. Konstantin blickte auf die Ringwälle, die ihn umgaben, sah die Gebäude an seinem Rand und die dahinter wartenden Schweber. Charisma war keine bedeutende Welt. In den Datensätzen, die Konstantin vor der Reise gelesen hatte, stand, dass gerade mal 35 Millionen Lebewesen den vierten Planeten einer Sonne vom Sol-Typ bewohnten, von denen 32 Millionen Terraner waren. Die übrigen Bewohner waren Eingeborene, Arkoniden und Angehörige anderer galaktischer Völker.
Jäh brüllten die Ringwulsttriebwerke auf, die IKARUS stieg wieder in die Höhe. Gelbgrüne Dunstschwaden aus den Abraumhalden verwandelten den Plastbelag der Landefelder in eine brodelnde, Blasen werfende Masse. Konstantin zuckte zusammen, als er den Anblick registrierte, aber auch davon hatte er gelesen.
Biochemische Vorgänge dieser und ähnlicher Art gehörten auf Charisma zur Tagesordnung. Zu spät hatten die Siedler bemerkt, dass das Fehlen eines im Tagebau gewonnenen Minerals diese Vorgänge begünstigte. Auf gewisse Weise wehrte sich also der ausgebeutete Planet gegen die ungebetenen Eindringlinge.
Charisma war mit 6423 Kilometern Äquatordurchmesser kleiner als der Mars, wies aber nahezu die gleiche Schwerkraft auf wie die Erde. Zwei Monde und ein dünner Ring leuchtender Staubteilchen erfüllten die Nächte mit intensivem Zwielicht. Die Bewohner arbeiteten vor allem in den gigantischen Bergwerken der Welt.
Konstantin vertiefte sich erneut in den Anblick Charismas; er schaute den Rauchschwaden zu, die sich über dem Raumhafen verteilten.
Und zum wiederholten Mal kehrten seine Gedanken zurück zu jenem Abend vor zwei Wochen ...
Allan D. Mercant war ein kleinwüchsiger, schmächtiger Mann, der unscheinbar und bieder wirkte, aber dennoch als eine der großen Persönlichkeiten des Solaren Imperiums galt. Als Halbmutant besaß er eine schwach ausgeprägte telepathische Gabe und die Fähigkeit, Ereignisse im Voraus zu ahnen.
Nie hätte Arthur Konstantin in Erwägung gezogen, der allmächtige Chef der Galaktischen Abwehr würde eines Tages vor seiner Tür stehen. Völlig überrascht stammelte er zwei oder drei zusammenhanglose Sätze.
»Warum bitten Sie mich nicht herein?« Mercant musterte ihn ohne erkennbare Regung. »Was wir zu besprechen haben, lässt sich schwerlich zwischen Tür und Angel erledigen.«
»Aber natürlich, Sir ...« Arthur Konstantin, 22 Jahre jung, kämpfte urplötzlich mit weichen Knien, trat dann aber einen Schritt zu schnell zur Seite. Er dachte an alles Mögliche, nur nicht mehr an die Bücher, die er beim Summen des Türmelders auf dem Boden abgestellt hatte.
Erst als er stolperte und mit den Armen rudernd um sein Gleichgewicht rang, entsann er sich. Aber da witterte die Überwachungselektronik bereits Gefahr und riegelte den Zugang zur Wohnung mit einem auf ihn gerichteten Fesselfeld ab.
Arthur Konstantin wurde totenblass und dann wieder puterrot.
Tätlicher Angriff auf einen Vorgesetzten. Die Rechtsprechung in solchen Fällen war eindeutig; er hatte mit einem Disziplinarverfahren und dem unehrenhaften Ausschluss aus der Galaktischen Abwehr zu rechnen.
Arthur starrte den zur Bewegungslosigkeit verurteilten Solarmarschall aus weit aufgerissenen Augen an. Das Gefühl, vor Scham im Boden versinken zu müssen, wurde unerträglich.
»Wie viel Zeit brauchen Sie, um sich von meiner Identität zu überzeugen?« Ein süffisantes Lächeln, eine Mischung aus Verärgerung und leichtem Spott, umspielte Mercants Mundwinkel.
»Alle Funktionen abschalten!«, befahl Konstantin schnell.
Die Sensorik reagierte nicht. Im Gegenteil. Es sah eher so aus, als würde der Abwehrchef zwischen zwei Glasplatten gepresst, die sich unaufhaltsam aufeinander zubewegten.
»Stopp!«, brüllte Konstantin.
Als das ebenfalls nichts nutzte, schlug er mit beiden Fäusten gegen die Wandverkleidung, hinter der sich die Fesselfeldprojektoren verbargen. Das bislang unsichtbare Feld wurde prompt von Störungen durchlaufen, die innerhalb von Sekunden den Zusammenbruch herbeiführten.
»Nicht übel«, sagte Mercant und massierte sich die platt gedrückte Nase. Seiner Stimme war keine Regung anzuhören.
»Einfacher Stand der Technik«, antwortete Arthur Konstantin geknickt. »Eigenbau. Es tut mir leid, Sir ...«
Mercant winkte großzügig ab. »Ihre Art, Energieprojektoren abzuschalten, finde ich bewundernswert.«
Arthur schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Das Ende vom Anfang seiner Karriere war in greifbare Nähe gerückt.
»Blicken Sie nicht so finster drein, mein Freund!« Mercant klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Mit so einem Gesicht verkaufen Sie nicht eines dieser positronischen Mini-Tagebücher, die heutzutage große Mode sind.«
»Verkaufen?« Arthur Konstantin fuhr sich irritiert mit der Hand übers Gesicht.
»Auf Charisma«, bestätigte der Solarmarschall. Ohne eine Aufforderung abzuwarten, nahm er im nächstbesten Sessel Platz. »Sie beziehen ab sofort das Gehalt eines Einsatzagenten. Wenn Sie erfolgreich sind, kommen Sie auf der Karriereleiter außerdem einige Stufen weit nach oben.«
»Und falls nicht?«
»Sie kennen das Risiko aller Einsatzagenten, Mister Konstantin.«
Arthur nickte schwer. Dass eines Tages der Tod sein ständiger Begleiter sein würde, hatte er schon gewusst, als er sich zum Kadettendienst gemeldet hatte. Nur war ihm nie in den Sinn gekommen, dass dies bereits innerhalb der nächsten Jahre der Fall sein könnte.
»Darf ich fragen, Sir, warum Ihre Wahl auf mich fiel?«
Mercant lächelte vielsagend. »Vielleicht, weil Sie außergewöhnliche Sicherungsanlagen bauen ...«
Eineinhalb Stunden lang blieb die IKARUS in einem stabilen Orbit. Als sie dann endlich landete, hing noch ein stechender Geruch in der Luft.
»Es besteht keine Gefahr«, erläuterte die Robot-Informatik im Hafenterminal. »Die austretenden Gase schädigen nur bestimmte Molekülgruppen; auf lebende Organismen haben sie keinen Einfluss.«
Gleichmütig ließ Arthur Konstantin die Zollabfertigung über sich ergehen. Seine ID-Karte einschließlich der Verkaufserlaubnis von Positronic Diary Inc. war so echt, wie sie nur echt sein konnte.
Als er dann das Hafengebäude verließ, regnete es leicht. Die Luft war feucht, sie roch auf einmal leicht nach Metall; er atmete tief durch. Dann erst fiel es ihm auf: Die Tropfen hinterließen winzige Krater im Straßenbelag. Irritiert betrachtete Arthur seine Schuhspitzen.
»Keine Bange, Mister«, sagte eine amüsiert klingende Stimme neben ihm. »Das ist alles halb so schlimm. Wenn Sie sich erst daran gewöhnt haben ...«
Aus halb zusammengekniffenen Augen musterte Arthur sein Gegenüber.
»Wollen Sie was erleben, Mister, oder suchen Sie nur ein ruhiges Hotel?«, fragte der Mann.
»Danke«, wehrte Arthur ab.
»Danke ja oder danke nein? Draußen wartet mein Pralltaxi.«
»Kein Robotgleiter?«
»In der Hinsicht sind wir auf Charisma ein wenig altmodisch. So viel Technik wie nötig, aber so wenig wie möglich, wenn Sie verstehen, was ich meine. Das gehört zum besonderen Flair unserer Welt.«
»Deshalb der Name?«
Der Taxifahrer zuckte die Achseln. »Das war vor meiner Zeit.«
»Sie kennen das Nostalgia?«
Ein Schatten huschte über das Gesicht des Mannes. »Keine gute Adresse, wenn Sie mich fragen. Eine billige Absteige.«
»Mir wurde das Haus empfohlen«, behauptete Art.
»Ich bringe Sie ins Eastside. Das liegt nur fünfhundert Meter entfernt.«
Arthur Konstantin argwöhnte zwar, dass der Mann Umsatzbeteiligung erhielt, akzeptierte aber den Vorschlag. Vielleicht war es wirklich besser, das Nostalgia aus der Distanz zu beobachten. Wayne Coover hatte dort gewohnt. Doch Wayne war tot. Ermordet. Obwohl alles wie ein Unfall ausgesehen hatte.
Vierzig Minuten später verließ Arthur Konstantin das Taxi vor dem Eastside. Er zahlte, belohnte den Fahrer mit einem angemessenen Trinkgeld und steuerte geradlinig auf das Hotelportal zu.
Das Haus war dem frühen Kolonialstil des 22. Jahrhunderts nachempfunden, als die Terraner sich bereits wieder von den architektonischen Vorbildern der Arkoniden befreiten: kühn geschwungene, freitragende Bauteile konkurrierten mit spiralförmigen Türmchen und kubistischen Elementen. Das futuristische Design von damals hatte sich wegen seiner mangelnden Funktionstüchtigkeit nie durchsetzen können und war eine ästhetische Herausforderung geblieben.
Als Arthur die Empfangshalle betrat und einen Blick zurückwarf, stand das Taxi immer noch am Straßenrand. Der Fahrer hatte sich eine Zigarette angezündet und wartete scheinbar gelangweilt auf den nächsten Fahrgast. Arthur Konstantin konnte sich dennoch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Mann ihn beobachtete. Eine innere Stimme mahnte ihn zur Vorsicht.
Sekunden später schloss sich der Energievorhang hinter ihm, der den Straßenlärm fernhielt.
Das Eastside erlaubte sich den Luxus eines menschlichen Portiers. Der Mann, klein, zur Fettleibigkeit neigend, mit Halbglatze und trotz der Klimaanlage schweißüberströmtem Gesicht, eröffnete Arthur mit sorgenvoller Miene, dass wegen der Tagung irgendeiner obskuren Gesellschaft nahezu alle Zimmer belegt waren.
»... lediglich im achten Stock ist noch ein Doppelzimmer frei. Den Preis ...«
»Ich nehme das Zimmer«, sagte Art.
»Für welchen Zeitraum?«
»Vorerst für eine Woche.«
»Planetare Zeit?«
»Standardzeit«, antwortete Arthur und fügte entschuldigend hinzu: »Ich komme von Terra.«
Von der Rezeption aus wurde das Zimmerschloss auf seinen Handabdruck programmiert. Ein Roboter kümmerte sich um das Gepäck, und kurz darauf verließ Arthur Konstantin den Antigravlift auf der obersten Etage.
Grelles violettes Licht schlug über ihm zusammen. Es schmerzte den Augen und zwang ihn, verzweifelt zu blinzeln.
Außerdem veränderte sich die Schwerkraft. Als Agent der Galaktischen Abwehr war er darauf trainiert, ein Mehrfaches seines Körpergewichts zu ertragen. Jeder andere menschliche Gast wäre vermutlich schon nach wenigen Schritten erschöpft zusammengebrochen.