Planetenroman 13: Terra in Trance: Ein abgeschlossener Roman aus dem Perry Rhodan Universum
Von Robert Feldhoff
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Planetenroman 13 - Robert Feldhoff
Planetenroman
Band 13
Terra in Trance
Er wechselt zwischen den Welten – ein Mann kämpft gegen den Herrscher der Träume
Robert Feldhoff
Im fünften Jahrhundert Neuer Galaktischer Zeitrechnung: Während der Zeit der Dunklen Jahrhunderte wird die Milchstraße abgeschottet, und die Erde fällt unter die Herrschaft einer unheimlichen Macht. Es sind die »Herren der Straßen«, die jede Art von Freiheit unterdrücken.
Auf Terra hausen die Menschen im Elend übertechnisierter Großstädte. Sie träumen von der glorreichen Vergangenheit und hoffen auf den Retter, der von den Sternen kommen soll. Die einzige Fluchtmöglichkeit bieten die Träume des Simusense-Netzes. Doch für jene, die im Simusense landen, gibt es kein Zurück.
Oderik Stark ist einer der wenigen Verlorenen, die sich noch frei auf der Erde bewegen können. Er wird zum Wanderer zwischen den beiden Welten – er sieht sowohl die reale Erde der Trümmer und Zerstörung als auch die Heil versprechende Welt des Simusense. Und er sucht den Kampf gegen den unbekannten Herrscher der Träume ...
Prolog
Nach wie vor stellen sich die sogenannten Dunklen Jahrhunderte, jene Zeit also, in der die Milchstraße unter der Herrschaft der Herren der Straßen stand, dem Beobachter als kaum zugängliche Epoche dar. So viel bewusste Zerstörung und Geschichtsfälschung wurden betrieben, dass es im Nachhinein kaum möglich ist, die Geschehnisse auch nur annähernd zu rekonstruieren.
Wir wissen, dass sich hinter den Herren der Straßen letztlich eine Wesenheit namens Monos verbarg, ein Wesen von kosmischer Abstammung. Doch selbst dies war lange Zeit nicht bekannt. Als die Galaktiker um Perry Rhodan und Atlan im Jahr 1147 Neuer Galaktischer Zeitrechnung endlich Monos besiegten, hielt man ihn noch für Pedrass Foch, der sich zuvor noch als Verbündeter angeboten hatte.
Monos selbst war ein Abkömmling des Kosmokraten Taurec, seinerzeit geschaffen, um die für die Lokalen Gruppe der Menschheit »zuständigen« Superintelligenz ES zu einem Entwicklungssprung zu verhelfen.
All dies ist bekannt. Es ist bekannt auf einer kosmischen, abstrakten Ebene, die mit Jahrmillionen und galaktischen Distanzen operiert. Es ist eine distanzierte, abgehobene historische Wahrheit.
Was kaum bekannt ist, sind die tatsächlichen Zustände in der Milchstraße während der Monos-Herrschaft. Sicherlich wissen wir über manche Details Bescheid, so den Bau des Humanidroms, der einen ganzen Planeten in den Ruin trieb, oder die Zersplitterung der Topsider-Völker.
Über die Zustände auf Terra hingegen sind nur ganz wenige Bruchstücke bekannt. Und diesen ist zu entnehmen, dass die Zustände dort am schlimmsten waren.
Die Geschichte von Oderik Stern ist eines dieser Bruchstücke. Sie soll im Folgenden unkommentiert wiedergegeben werden.
Manchmal sagt ein Bild wirklich mehr als tausend Worte.
(Aus: Hoschpians unautorisierte Chronik des 13. Jahrhunderts NGZ; Kapitel 0.3.11, Die Monos-Zeit: Enigma und Trauma)
Kapitel 1
Wenn der letzte Ritter der Tiefe gestorben ist, so sagt die Legende, werden die Sterne erlöschen, werden die Zivilisationen vergehen. Im Jahr 425 Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) erhält Perry Rhodan im Dom Kesdschan den Ritterschlag. Im Jahr 448 NGZ kehrt Perry Rhodan von seiner Expedition ins Universum Tarkan nicht mehr zurück. Die Zivilisationen der Milchstraße sind ohne Schutz. Es beginnt die Zeit der Dunklen Jahrhunderte, die Zeit der Gewaltherrscher und der Herren der Straßen, die aus perfekter Anonymität heraus das Leben in der Galaxis in das Chaos stürzen.
Oderik Stern stolperte zitternd vor Kälte durch den Vorhang aus Nieselregen. Was er anhatte, war durchnässt. Jeder Fetzen Stoff stank nach Müll und scheuerte auf der Haut. Hätte er sich nur aufwärmen können! Aber wo? Aus den Wohntuben dröhnte abgehackter, stakkatogleicher Rhythmus. Musik für Rostknochen. Für Erwachsene. Verdammt, schaltet eure Booster ab!
Es war so nah, drückend schwarze Wände, und die Fenster waren in schmutzig angelaufenes Metall gerahmt. Einen Meter nach links, drei nach rechts, und all die anderen Gestalten, die sich durch die engen Gassen drückten. Hier, so hieß es, war man sicher vor den Fängerbots. Aber Oderik hatte schon gesehen, wie ein Gassenquadrat abgeriegelt wurde. Dann noch zu entkommen, war schwer.
Von hinten traf ein Atemhauch seinen Nacken. »Pass auf, du Schwachkopf. Sonst knallt dein Schädel gegen die Wand.«
Oderik zuckte zusammen. Er drehte sich mit verkrampften Händen um. Eine von den Zwölfern: Sie war größer als er und sehr viel kräftiger. Ihre Zähne bestanden aus Terkonitstahl. Die Fäuste dagegen waren aus Fleisch und Blut, und er hatte Angst, schon wieder verprügelt wegzuschleichen. Zehn Jahre war er alt. Ganz schön viel für die Straße. Es gab wenige Kids, die es bis dahin schafften. Die meisten kamen vorher ins Internat. Zwölfer waren fast das Älteste. Wenn jemand außer den Bots Macht in den Straßen hatte, so waren es die Zwölfer.
Einen Dreizehner hatte er noch nie gesehen. Dreizehn war die Grenze, die Magie der Unmöglichkeit. Oderik wäre gern ein Dreizehner gewesen.
»Was willst du?«, fragte er.
Oderik Stern wagte es nicht davonzulaufen. Die Zwölfer hätte ihn erst recht erwischt. Vielleicht hätte sie ihn getötet. Niemand machte einer Zwölfer Vorschriften.
»Leer deine Taschen aus.«
Seine Hände zuckten. Instinktiv hätte er fast an die Jackentasche gegriffen, aber das war genau der Fehler, auf den das Mädchen wartete.
»Ich hab nichts drin.«
Oderik wusste, dass er abgerissen aussah. Er war keines der kräftigen Kinder. Eines der klügsten – aber das brachte wenig in Terranias Straßen. Zwei Kilometer bis nach Hause. Er hatte keine Chance, nicht einmal dann, wenn er sie ablenken konnte. Eine Zwölfer hatte längere Beine und den längeren Atem. Und sie hatte diese Zähne.
Ganz nahe rückte sie heran. Oderik roch ihren Gestank; viele Wochen auf der Straße, nicht gewaschen, immer auf der Jagd nach Chips oder etwas, das sich tauschen ließ. Auch Zwölfer mussten essen. Sogar mehr als Zehner, dachte Oderik, weil sie größer waren. Mehr brauchten nur Rostknochen. Aber die bekamen ihre Ration von den Bot-Verteilern, alles für Erwachsene und für die Kinder das Internat.
»Hör zu, du kleine Ratte!«
Das Mädchen öffnete den Mund, weil es gern ihre Zähne zeigte. Alle wussten das; nur wusste keiner, wie die Zwölfer zu den Beißern gekommen war.
»Ich will irgendetwas sehen, was ich brauchen kann. Sonst nehm ich deine Hose mit. Du wirst zittern, Kleiner. Die Bots sind ganz scharf auf nackte Jungs. Dann bist du weg, verstehst du?«
Oderik Stern nickte bedächtig. Aus den Augenwinkeln riskierte er einen verzweifelten Blick in die Runde. Aber keine der Gestalten, die sich durch den Dunst aus Abfall und Morgensmog an ihm vorbeidrückten, dachte daran, anzuhalten. Probleme überließ man besser anderen. Daran hielt sich jeder, und auch Oderik hätte nicht anders gehandelt. Von links und rechts dröhnte die Stakkatomusik. Es war dunkel hier, so furchtbar schwarz. Eine Gasse für die Kinder. Rostknochen waren viel zu langsam, nicht mehr fähig, die Gassenquadrate zu überleben.
»Halt mal ...«, brachte er heraus. »Vielleicht kann ich zwei, drei Chips besorgen, wenn du mich laufen lässt.«
»Keine Chance. Keine Garantie, ich bin nicht blöd.« Sie fasste ihn am Kragen und zog ihn nahe an sich heran. Der Gestank aus ihrem Hals war widerlich. Ihre Eltern mussten längst in einem der Bezirke sein; sonst hätte sie nie so verwahrlost herumlaufen können. »Ich hab nicht den ganzen Morgen Zeit. Ich kann dich auch durchsuchen, wenn dir das lieber ist.«
Oderik hob die Fäuste. »Dann wehre ich mich.« Es klang trotzig.
»Dann bring ich dich um. Es gibt 'ne Menge Zehner-Leichen hier.«
Mit zusammengepressten Lippen senkte er den Kopf. Oderik Stern öffnete die Brusttasche, die er zuvor nicht hatte berühren wollen, und zog eine glitzernde Scheibe heraus.
»Zwölf Syntron-Chips«, sagte er. »Du nimmst die Hälfte. Ich kämpfe sonst.«
»Gib mir alle.«
Der Griff ihrer rechten Hand verstärkte sich am Kragen, allmählich bekam er keine Luft mehr. Vielleicht hätte er das Knie anziehen und sie im Unterleib treffen können. Mädchen waren da empfindlich. Zwei Jahre Altersunterschied, eine Ewigkeit. Nein!
»Wenn ich kämpfe, kriegst du auch was ab. Hattest du schon mal entzündete Kratzer?«
Ein heftiger Schlag traf ihn vor die Brust. Als er ihre Augen sah, begriff Oderik Stern, wie bitterernst es der Zwölfer war. Wahrscheinlich hatte sie Hunger. Oder sie war eine von den Süchtigen.
»Du miese kleine Null ... Du gibst jetzt die Chips her, oder ...«
Oderik reichte ihr die glitzernde Scheibe. Und dafür hatte er die ganze Nacht gesucht – in einer der Bauruinen, die jeden Moment zusammenstürzen konnten, am Rand der Blinden Wände.
»Aufpassen!«
Aus jeder Richtung ertönte Stimmengewirr.
In diesem Moment tauchten Blitze das Gassenquadrat in grelles Licht. Von überall kamen sie, von allen Seiten und von oben. Antigravkopter senkten sich herab, grüne Schutzschirme wurden wie Puzzleteile zu einer Haube zusammengefügt.
Der Zwölfer stand das Maul mit den Terkonit-Zähnen offen. Oderik reagierte schneller, als er denken konnte. Mit einer raschen Bewegung riss er die Syntron-Chips wieder an sich. Und bevor sie den Mund wieder zuklappen konnte, war er schon davon.
»Bleib stehen, du Ratte!«
Er konnte ihre Schritte hören, trotz der Kopter, trotz der Kids, die schreiend und in Panik durcheinanderrannten. Keine Sekunde hörte die Stakkatomusik auf, denn die Rostknochen, die in ihren Wohntuben saßen, waren vor den Robotkommandos sicher. Anderer Leute Probleme ... in diesem Fall Kinderprobleme, das Internat als höchste Strafe, und keiner wusste, was es damit auf sich hatte. Nur die Panik, die war überall. Die meisten Kinder sprangen beiseite, als sie ihn und die Zwölfer sahen. Er als Zehner genoss schon Respekt, aber sie war eine Königin. Eine Königin ohne Wert, das wusste Oderik, solange die Kopter das Schirmnetz enger zogen.
So schnell er konnte, rannte er die Gasse entlang. Und den ersten Seitenweg nutzte er. Müllüberhäuftes Gelände schloss sich an. Oderik prallte halb an die Wand, lenkte mit beiden Armen seinen Schwung ab und versuchte, nicht an aufgeschürfte Handflächen zu denken. Das grüne Schutzschirmleuchten holte Details heraus, die man sonst nie zu sehen bekam. Schmutz ... Alles unbrauchbar. Sogar ein lang gestrecktes Bündel lag im Weg, das wie eine Leiche stank.
»Zehner!«, kreischte es hinter ihm. »Halt an, oder du bist Matsch!«
Dass sie es ernst meinte, wusste er. Oderiks Pulsschlag raste. Er nahm den Weg nach rechts, wieder auf die Gasse zu, aber er hörte, wie sie näher kam. Zwei Minuten höchstens. Wenn er bis dahin am Leben blieb, reichte es. Dann hatten die Bots das Quadrat abgeriegelt, und ihre Fängerkommandos waren zwischen den Wohntuben unterwegs. Oderik wünschte sich, er hätte eine der Scheiben einschlagen können. Dann wäre er in die nächste Wohntube gekrochen. Er hätte die Rostknochen bedroht und sich versteckt, bis die Bots abgezogen waren.
Aber so ...
Seine Rettung hieß das Internat. Was für eine Ironie!
»Zehner!« Die Stimme war nah.
Scharfe Fingernägel krallten sich in seinem Nacken fest. Im Bruchteil einer Sekunde spürte er, dass er zu bluten anfing. Was will sie? Es ist vorbei! Exitus! Oderik Stern riss sich los, stoppte an der Wand urplötzlich ab und bückte sich. Die Zwölfer war heran. Schwer und kräftig, wie sie war, stolperte sie eher über ihn, als dass sie ihn getroffen hätte.
Oderik streckte beide Ellbogen heraus. Etwas traf ihn schmerzhaft; und er hörte, wie Metall auf Metall schlug. Er und das Mädchen, beide flogen in den Müll. Ein fürchterlicher Schrei trieb ihn hoch. Oderik war als Erster auf den Beinen, sein Blick suchte die Zwölfer in der Ecke und fand sie blutüberströmt am Boden, besonders um den Mund herum.
»So, du Scheiffer ... Ich hab