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Das gezähmte Handicap
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eBook138 Seiten1 Stunde

Das gezähmte Handicap

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Über dieses E-Book

Der schüchterne Cassian macht mehr zufällig die Bekanntschaft von Melanie. Es scheint Liebe auf den ersten Blick bei ihm zu sein. Als er dann jedoch auf Melanies Geheimnis stößt, wird ihm sein eigenes Handicap erst richtig bewusst. Aber er bemerkt auch, dass die Gefühle zu ihr seiner eigenen Krankheit den Kampf ansagen. Noch verschweigt er, dass er unter dem Tourette Syndrom leidet. Wie lange kann er seine Tics noch unterdrücken? Wie kommt er damit zurecht, dass Melanie als Prostituierte gearbeitet hat? Kann seine explodierende Sexualität und die Sehnsucht nach körperliche Zweisamkeit die tief gerissenen Wunden seiner Zwänge und Tics heilen oder zumindest lindern? Vielleicht ja, wenn da nicht auch noch die Gesellschaft mit ihren Vorurteilen wäre.
SpracheDeutsch
HerausgeberXinXii
Erscheinungsdatum10. Jan. 2014
ISBN9783957450241
Das gezähmte Handicap

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    Buchvorschau

    Das gezähmte Handicap - Kelvin Waiden

    abrufbar.

    1)

    Liebe ist der Entschluss das Ganze eines Menschen zu bejahen, die Einzelheiten mögen sein, wie sie wollen.

    (Otto Flake)

    Der Akkuschrauber rutschte zum wiederholten Mal ab. Der Bit war nicht mehr der Beste. Cassian schwitzte wieder stärker.

    „Muuuudfuuuudfiii", ertönte es im Verkaufsraum. Er zuckte erschrocken zusammen und schaute sich um. Kein Kunde zu sehen. Cassian atmete erleichtert auf.

    Das war immer das größte Problem beim Aufbauen von Ausstellungsstücken hier in der Möbelkiste. So hieß die Abteilung des Möbelhauses für Mitnahmemöbel. Mit dem teilweise defekten Werkzeug war das nicht immer so einfach. Und erst recht nicht, wenn die vorbeigehenden Kunden immer wieder stehen blieben und zuschauten. Das konnte Cassian überhaupt nicht vertragen. Und erst recht nicht seine Tics und Zwänge.

    Es war schon schwierig, gleichzeitig diese blöden Aufbauanleitungen zu lesen und zu verstehen und die aufkommenden Zwänge zu unterdrücken. Erst recht nicht, wenn man dabei beobachtet wurde. Aber was tat man nicht alles für das liebe Geld. Und bezahlt wurde er hier gut. Es war jetzt schon das zweite Jahr, wo er im Möbelhaus während den Semesterferien jobbte.

    Jetzt kamen doch tatsächlich einige Kunden um die Ecke und auf ihn zu. Auch gut, die letzte Schraube war gedreht. Er räumte schnell noch sein Werkzeug zusammen. Dann nichts wie weg ins Lager.

    Hier war er die meiste Zeit sein eigener Herr. Ab und an schaute Klaus, der Azubi mal vorbei.

    Hier lagerten alle die Möbel, zerlegt in Kartons, die vorne in der Ausstellung zusammengebaut standen. Cassian gab die gekaufte Ware bei Vorzeigen des Kassenbelegs an die Kunden heraus. Vor der Warenausgabe, ein Schiebetor von 5 Meter Breite, war auf der linken Innenseite ein mit Spanplatten zusammengebautes Bürohäuschen erstellt worden. Keine 2 x 3 Meter. Hier wurden die Zu –und Abgänge gebucht. Hier wurden die Rechnungskopien abgelegt.

    Cassian saß im Bürohäuschen und blätterte die Lieferscheine durch. Mike war heute auch noch überfällig. Er kam normalerweise jeden Mittwoch kurz vor Mittag mit der Lieferung aus dem Haupthaus zur Bestückung des Lagers.

    Cassian kaute nervös an seinem belegten Brot. Es war immer ein Gewaltakt, mit dem kleinen Hubwagen die zerlegten und verpackten Möbel vom LKW ins Lager zu transportieren. Mike hatte gerade mal 40 Minuten Zeit. Das war sehr wenig für eine Person zum Entladen. Und Mike konnte mit seinen 73 Jahren nicht wirklich mithelfen.

    Cassians Kopf fing schon wieder an zu zucken. Und Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. „Nur nicht daran denken."

    Und wenn dann auch noch Kunden vor dem Tor standen und auf die Ausgabe der Möbel warten.

    Was sollte er zuerst machen. „Muuuuud, effffff", seine Tics und die Laute aus seinem Mund nehmen rapide zu. Er versuchte krampfhaft nicht mehr daran zu denken.

    „Nur nicht weiter darüber nachdenken, was könnte sein."

    Sein rechtes Bein zuckte auf und ab. „Man, jetzt reiß dich endlich zusammen." Er schlug mit der Faust auf das Bein. Ein kurzer Schmerz und der Tic war überlagert.

    „Muuufffhh", er kämpfte innerlich wie äußerlich in dem kleinen Bürohäuschen gegen sich selbst, gegen das verfluchte Tourette.

    „Hallo, ist da niemand?"

    Cassian zuckte zusammen. Auf der kleinen Treppe neben der Warenausgaberampe stand eine junge Frau.

    Als Cassian auf sie zuging, sah er, dass aus dem Kleinwagen ein weiteres Mädchen ausstieg.

    „Hallo, was kann ich für Sie tun?"

    „Ich möchte das hier mitnehmen", sie gab ihm einen Kassenbon in die Hand.  

    Cassian schaute zuerst auf das Papier und dann automatisch zu dem Kleinwagen vor der Rampe. Das Mädchen hatte bereits die Heckklappe geöffnet.

    Er hegte jetzt schon Zweifel, ob der Beistelltisch und das kleine Sideboard überhaupt dort hinein passen würden. Noch dazu mit der sperrigen Verpackung. Für einen Kombi kein Problem. Aber für diesen kleinen zweitürigen Wagen könnte es eng werden.

    Das Mädchen kam an die Rampe.

    „Hallo, ihre großen, mandelförmigen Augen blitzten ihn an. „Glauben sie, das geht alles in mein Auto?

    „Klar, das schafft er schon, sagte die junge Frau, die jetzt neben Cassian stand und ihm den Kassenbeleg gegeben hatte. „Nicht war! Sie schaute ihn durchdringend an.

    „Wir werden sehen."

    Mit dem Zettel in der Hand ging er nach hinten, zu den Regalen. „Warten Sie bitte hier."

    Es waren zwei größere und drei kleine Pakete, die Cassian auf einem Rollbrett mit Seitenhalterung mit nach vorne brachte. Er legte die Packstücke auf die Rampe und sprang hinunter und direkt vor das wartende Mädchen. „Hoppla", sie wich einen Schritt zurück und lächelte ihn an.

    Cassian lächelte zurück und sein Blick schweifte flüchtig über ihren Körper.

    Was ihm trotzdem sofort auffiel war ihr dunkler Teint. Die kastanienfarbene Haare, die glatt geföhnt von ihrem Kopf bis zum Halsansatz fielen.      Das hellgelbe, rückenfrei Top ließ viel Haut über dem Bauchnabel erkennen. Und ihre Bluejeans saß auch sehr eng.

    „Muuufmmuffu", Cassian drehte sich schnell zur Seite und nahm erst das größere Packet von der Rampe. Am Wagen angelangt, legte er es vorsichtig in den Kofferraum.

    Es ließ sich nicht weit hinein schieben. Zu zweit standen die jungen Frauen an der Seite des Wagens und schauten schräg zu ihm herüber.

    „Dachte ich mir. So geht das nicht. Es muss zumindest die Rückbank umgelegt werden." Er schaute zu den Damen.

    „Ja, Moment, ich versuche es."

    Die jüngere mit dem Top öffnete die Fahrertür und beugte sich nach hinten. Cassian schaute ihr von der geöffneten Heckklappe aus zu.

    „Da müssen Schleifen an der Rückenlehne sein", versuchte er ihr noch zu helfen.

    Dann ein Ruck und die Rückbank war umgelegt. Die junge Dame aber ruderte wie wild mit den Armen. Dann fiel sie nach vorne auf den Bauch und lag schon halb im offenen Kofferraum.

    Cassian schaute angenehm berührt zu, streckte dann seinen Arm aus und half ihr durch die Heckklappe nach außen.

    Mit dem linken Absatzes ihres Stöckelschuhs blieb sie jedoch an der Stoßstange hängen und kippte nach vorne, direkt in die Arme von Cassian. Er spürte die harten Spitzen ihrer Brustwarzen an seiner Brust, als er sie auffing.

    Dann stand sie wieder fest auf Ihren Beinen. Ihre beiden Augen schauten ihn erschrocken an. Und nicht minder verwirrt schaute er zurück.

    „Danke", sie sah verlegen zu Boden.

    „Was machst du denn nur für Dinge. Die Freundin blickte sie besorgt an. „Alles klar bei dir, Melanie?

    „Ja, ja, ist nichts. Mach nicht so einen Aufstand."

    „Das wird immer noch nicht reichen. Der Platz, meine ich." Cassian schaute zu den  beiden hin

    „Aber ich habe eine Idee. Wenn wir die großen Teile auspacken, müsste es gerade so gehen."

    Melanie schaute ihn an. „Wenn das geht, bitte gerne."

    Cassian fing an mit dem Cutter Messer die Pappe aufzuschneiden, die Eckverstärker und Transportsicherungen zu entfernen.

    Das Auto stand in der prallen Sonne. Langsam baute sich für ihn wieder Stress auf.

    Sein Kopf zuckte ein paar Mal hin und her. Schweiß drängte sein weißes Hemd.

    „Muuutttieiii", er schaute kurz auf und hob ein Schrankseitenteil an, um es zum Wagen zu tragen.

    Oh, ist doch nicht so leicht, wie ich dachte. Er suchte ein Alibi für seine Geräusche und täuscht Überschwere der Teile vor und sein dadurch bedingtes Luftholen.

    Die beiden jungen Frauen standen teilnahmslos daneben.

    Nach etwa 20 Minuten hatte Cassian es geschafft. Jeder Zoll im Kofferraum war ausgefüllt. Er schloß vorsichtig die Heckklappe.

    „So, das war’s. Bitte beim Auspacken vorsichtig sein. Lassen sie jemand kräftiges daran."

    Von seiner Stirn tropfte der Schweiß. Cassian machte zwei Schritte zur Seite in den Schatten.

    „Vielen Dank." Melanie war am Wagen und kramte in ihrer Umhängetasche. Sie kam zurück mit einer Art Visitenkarte in der Hand.

    „Für ihre liebe Hilfe möchte ich mich gerne revanchieren." Sie gab ihm die Karte.

    „Ich bin oft hier. Ist eine kleine, hübsche Bar. Ich lade sie zu einem Trink ein." Sie lächelte noch mal kurz und stieg dann in den Wagen.

    Ihre Freundin schaute über das Wagendach zu Cassian. „Ciao", sie grinste etwas anzüglich und stieg ebenfalls ein.

    Cassian betrachtete jetzt erst richtig die Karte in seiner Hand. ‚Bar Neo Culture’ stand in weinroten Lettern.

    Und die Öffnungszeiten. Im Kleingedruckten die Adresse.

    Danach war die Bar in der Nähe seiner Fakultät. „Das hat sie bestimmt nicht ernst gemeint", dachte er. Etwas unsicher bückt er sich, um noch das restliche Verpackungsmaterial zu entsorgen.

    Cassian hatte sich entschlossen, an diesem Abend das erste Mal seit langem wieder auszugehen. Er hatte die Karte von der ‚Neo Culture’ Bar nicht vergessen, und das hübsche, schwarzhaarige Mädchen mit dem kurzen Top. Gegen 20.00 Uhr stand Cassian vor der Bar.

    Sein Kopf fing an leicht zu zucken. Immer, wenn er in eine neue, unbekannte Situation kam, fingen die Tics an. Er versuchte sich zu konzentrieren. Schließlich war es kein Arbeitsstress, sondern Freizeit.

    Direkt nach der Eingangstür war ein Durchgang, behangen mit schwerem Stoff. Der Raum war nur schwach beleuchtet, aber der Tresen war gut zu erkennen. An den Wänden entlang befanden sich kleine Nischen mit bis zu vier Sitzplätzen. Leise Musik war zu hören.

    Cassian ging in Richtung Tresen. In der Mitte des Raums befand sich eine große, freie Fläche. Es waren zwei, nein drei Personen im Raum zu erkennen. Am Ende des Bartresens saß ein älterer Mann und schaute ihm kurz entgegen. Cassian setzte sich auf einen freien Barhocker und schaute sich etwas nachdenklich um.

    Die Bar schien nur schlecht besucht zu sein. Nach etwa fünf Minuten erschien

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