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Dunstheimers Diaries
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eBook131 Seiten1 Stunde

Dunstheimers Diaries

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Über dieses E-Book

Dem Alltäglichen auf der Spur

Mit den »Dunstheimer’s Diaries« legt der Frankfurter Peter Dunstheimer, dessen modisches Vorbild Peter Ustinov ist, sein lange erwartetes literarisches Debut vor.
»Dunstheimer ist ein Chronist des Alltäglichen. Er beobachtet Menschen und beschreibt deren Gefühle, Gedanken, Hoffnungen und Handlungen mit einer geradezu fotografischen Sprache.« (Helmut Heidenreich, Gelnhäuser Tageblatt). »Dank seiner 30-jährigen Erfahrung als Herrenausstatter weiß der Autor bestens zu beobachten.« (Meike Schwagmann, Gelnhäuser Neue Zeitung).
Ein Buch, das Sie schmunzeln läßt – und Nachdenken. Über Gott und die Welt, Eiscreme und Yuppies – und den letzten unangenehmen Besuch im Szene-Restaurant.

»Ich habe noch nie gehört, daß jemand dafür ausgezeichnet wurde, daß er sein tägliches Leben bestreitet.« (Peter Dunstheimer)

Mit 9 typographischen und skripturalen Illustrationen von Jörg Schmitz.
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum12. Nov. 2014
ISBN9783738681772
Dunstheimers Diaries

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    Buchvorschau

    Dunstheimers Diaries - Peter Dunstheimer

    SCHMITZ

    Ein Anfang

    Ein bisschen wie als stehe man an der Ampel, eine billige Download-Version von Inca Roads von Frank Zappa im Ohr, die man auch nur heruntergeladen hat für den Fall, dass man genau dieses Stück mal unterwegs hören möchte, und wenn es dann kommt und der Kopf erfüllt ist mit Lautstärke und man den fließenden Verkehr nicht mehr an seinem Geräusch erkennen kann, merkt man wieder einmal, dass es der falsche Moment ist, den der Zufallsmix gewählt hat. Wo er doch sonst immer so zuverlässig ist, Bachs Air und dann Piano-Jazz oder Brasilien, Folk aus den Midlands. Wenn ich im Supermarkt vor dem Obstregal stehe und über die Bioäpfelpreise nachdenke und darüber, was ich vergessen habe auf den Zettel zu schreiben heute Morgen, Dinge, die ich auch noch einkaufen wollte und bestimmt vergessen werde, sodass ich nochmals herkommen muss, nochmal dem Akkordeonspieler zunicken, der vor der Tür sein breites Hallooooo verbreitet, sich in all seiner Öligkeit anbiedernd in der Hoffnung, dass ihm jemand endlich was in die bereitgestellte Dose wirft, und dafür spielt er schon wieder Besame Mucho, nochmal den Hausfrauen und Studenten ausweichen bei ihren Manövern, die sie mit dem Einkaufswagen ausführen, selbstvergessen eingebettet in ihre eigenen Gedanken an die vielen Zettel, die sie in ihrem Leben bereits mit Namen von Waren gefüllt haben, um diese dann in den Einkaufswagen zu legen, nach Hause zu schleppen, an jedem Arm eine Tüte mit dem Namen des Marktes, wieder mal die Einkaufstasche vergessen, so geht es mir oft, und um dann gemeinsam mit ihren Ehemännern, Freunden, Kindern dies alles zu verzehren, erneut muss ich der Kassiererin zulächeln, als sie mir das Wechselgeld in die Hand drückt und ich für einen ganz kurzen Moment die Haut ihrer Hand spüre. Der Regen hat wieder eingesetzt, mit dem Ärmel meiner Jacke trockne ich den Sattel, der Akkordeonspieler hat sich untergestellt am Eingang zur Bibliothek, nickt mir zu mit dem Handy am Ohr, eine Freundin meiner Frau fährt vorbei, sieht mich aber nicht, obwohl ich ihr zuwinke, das Fahrrad lässt sich jetzt schwerer lenken, drei Anderthalbliterflaschen Wasser und zwei Flaschen Rotwein wiegen schwer im Korb, der am Lenker befestigt ist, etwas unsicher und wacklig starte ich meine Fahrt, schon wieder ist die Ampel rot.

    Saure Gurken – ganz vegan

    August, wie wir ihn kennen. Im Fernsehen nur Wiederholungen mit den üblichen Verdächtigen für solche Fälle. Die Läden, sagen deren Inhaber, trifft man sie in Begleitung ihrer Architekten beim Erkunden neuer Ladenflächen auf der Straße, behaupten zwar das Gegenteil, also sie liefen bombig, doch die Schaufensterfronten sagen anderes, vereinzelt reduzierte Einzelteile großflächig im XXL-Format über die ganze Scheibe, sodass sich die vorbeischlendernde Damenwelt nun in Weiß oder Rot oder Kobaltblau spiegelt und sich dabei fragt, was die Sachen denn nun wirklich kosten. Das ist der Anfang vom Ende der Saison. In einem renommierten Wochenblatt wird über die Eröffnung der David-Bowie-Ausstellung durch einen bekannten Politiker in Berlin berichtet; der Schreiber der Zeilen, ein Mann mit einem Von vor dem Nachnamen, lässt durchblicken, dass er es gut findet, dass sich besagter Politiker dabei als Fan outet, und scheint darüber zu vergessen, dass sich die Politik schon immer gerne beim Volk, im Besonderen den Künstlern und deren Interessen angebiedert hat. Sind wir einfach froh, dass der Mann keine Volksmusik hört und wenn, dann heimlich und ohne unser Wissen. Über den Rundfunk erfahren wir, dass eine Grünenpolitikerin, die früher eine Politpunkrock-Truppe aus Kreuzberg managte, eine große Leidenschaft für Fußball hegt, warum man uns dies mitteilt, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Frühzeitig vom Schwimmen nach Hause zurückgekehrt, erleben wir im Sonntagnachmittagsfernsehen, wie sich ein amerikanischer Ex-Präsident, bekannt für seine sexuellen Vorlieben, und eine ausgesuchte Riege ehemaliger deutscher Show- und Sportgrößen, darunter ein Ex-Fußballstar, der dem Ex-Präsidenten hinsichtlich seines sexuellen Appetits in nichts nachsteht, zu einem Essen auf einer Schwarzwälder Jagdhütte aus dem 16. Jahrhundert treffen, ebenfalls dabei ein Mann, bekannt für seinen schlechten Geschmack in Kleidungsfragen und dessen Frau, die noch einen schlechteren Geschmack aufzuweisen hat, und ihn, der einen großen Teil seines Vermögens durch die Bewerbung bei Kindern und Erwachsenen beliebter Gummibonbons verdient hat, in Fragen des allgemeinen und besonders des Kleidungsstils berät, dieser Mann, schon immer volksnah, lässt sich am anderen Morgen im Frühstückssaal eines bekannten Schwarzwälder Hotels, zu diesem gehört die Jagdhütte, Arm in Arm mit der Chefin der Frühstücksabteilung ablichten und hält eine nicht enden wollende Laudatio auf sie und das Hotel. Ein bekannter deutscher Rockmusiker versteigt sich dazu, im abgedunkelten Zimmer sitzend, dunkle Sonnenbrille, uns nuschelnd mitzuteilen, das Lehrjahre ja bekanntlich keine Herrenjahre seien, und endlich verstehen wir, worum es in diesem Bericht überhaupt geht, um die Ausbildung zur/zum Hotelfachfrau/-mann. Auch George Clooney erscheint ganz kurz, winkt lächelnd in die Runde und macht ein paar aus Kroatien stammende Kleinganovenfrauen glücklich, die vor der Absperrung bereits Stunden ausgehalten hatten, bis er dann endlich erschien, um dann auch sofort wieder zu verschwinden. Der einzige Gutgekleidete übrigens im Team. Der Schreiber dieser Zeilen hat in diesem Hause sonntäglich und mehrmalig auch schon die ein oder andere Tasse Kaffee zu sich genommen, auf der wunderbaren Terrasse des Hotels und in ebenfalls wunderbarer, doch wechselnder Damenbegleitung. Dies meist nach einer recht kurvenreichen Fahrt über die Schwarzwaldhöhenstraße, oder war es die Schwarzwaldtälerstraße? Eigentlich hatte ich mich auf einen Ritterfilm gefreut am Sonntagnachmittag, Roger Moore und seine Interpretation eines nach eigener Aussage mediävalen Feuerwehrmannes. Lang lebe Ritter Ivanhoe, ein guter Freund aus Kindertagen, das alles vor Simon Templar und der Erfindung des Dackelohrkragens.Während all dies geschieht, vergeht der Tag beim Bügeln und Zusammenlegen der Wäsche und nach einem gesunden Schlaf wenden wir uns dem um die Ecke liegenden Bioladen zu, der einen feinen Mittagstisch für eine erschwingliche Summe Euros anbietet und dabei erleben muss, wie die ehemalige und mit diesem Laden in die Jahre gekommene Klientel der Jutesäckchenträger verdrängt wird durch eine Riege Computerchips nicht unähnlicher junger Männer mit Heilandsgesichtern wie in Oberammergau zu den dortigen Festspielen, die zu kurze enge Hosen tragen und durch ihre zu großen Brillengestelle überrascht in die Welt schauen, während sie ihren Frauen und Kindern beim Aufklappen der elektronischen Geräte helfen. Diese wiederum sind damit beschäftigt, die Verträglichkeitsrisiken von Roten Beten im Falle einer Schwangerschaft abzufragen. Ehrfürchtig lauschen wir den Erklärungen des Personals und fühlen uns aufgenommen in den Kreis derer, die hier ihr mittägliches Mahl einnehmen dürfen, dabei gut darauf achtend, nachdem man brav in der Reihe angestanden hat, sein benutztes Geschirr in die dafür mit kleinen Zetteln versehenen Kästen zu stapeln, für Besteck und Bioabfall gibt es extra Behälter. Richtig gute Kunden erhalten zu Weihnachten ein Bioschokoladenherz in der Größe 2 auf 3 cm, es gibt Kunden, die teilen sich das gerecht mit dem Messer. Auf dem Kiez, der es aufgrund einer gewissen und gewollten Nähe zu ähnlichen Gebieten in diesem unserem Land sogar in einen japanischen Szenereiseführer geschafft haben soll, laben wir uns an einem Bio-Gelato und an hausgemachter Limonade. Beides schmeckt nicht viel anders als andere Limos und das Eis vom Italiener um die Ecke. Das Geheimnis, das sich dahinter verbirgt, warum man hier dem Kunden generell mit einer gewissen Distanziertheit begegnet, konnten wir auch anhand der kryptischen Mitteilungen auf den an den Wänden angebrachten Tafeln nicht ergründen. Wir grüßen unseren Bio-Kaffeeröster. Ansonsten auch hier, schmales Beinkleid, große Brillen, manche der Damen tragen Gretelzöpfe oder Dutt. Und ansonsten, siehe oben. Laaaaaaaaaangeweile, sie ist in die Stadt gekrochen und sie hat keiiiine Eiiile.

    Im Mirabellengarten

    Der Reiseführer war etwa 6 Jahre alt, nicht mehr aktuell genug, um verlässliche Informationen über Restaurants, Gaststätten oder Hotels zu geben, aber eine angenehme Bettlektüre, während die Seinen sich an einer Seifenoper aus dem Sat TV ergötzten. Sie hatten 14 Tage italienisches Strandleben hinter sich, rochen nach Sonnenschutzmittel und Insektenspray und brauchten nun einen Szenenwechsel. So tauschten sie die mediterrane Meeresluft des Veneto gegen einen barocken Mozarthimmel, der nicht nur voller wunderbarer Klänge war, sondern durch die Entdeckerfreude eines einzigen Mannes auch gefüllt mit der Lieblingssüßspeise eines missgünstigen Musikanten, den wunderbaren gaumenfüllenden und den Mund zum Überlaufen bringenden Capezzoli di Venere, deren richtige Übersetzung wohl Venus-Brustwarzen ist, aber im Rahmen einer neuen Geniertheit verniedlicht als Venusbrüstchen tituliert werden. Dort, wo es sie laut Reiseführer geben sollte, in der Sigmund-Haffner-Gasse zu Salzburg, gab es sie erst mal nicht. Der barocke Mensch ist sehr freundlich seinen Mitmenschen gegenüber, von so einem, dem Nachbarn des ehemaligen Feinkostgeschäftes, erfuhren sie, dass dessen Inhaber schließen musste, aber einem anderen Feinkostgeschäft die Erlaubnis erteilt hatte, jene süßen Köstlichkeiten, die er wiederentdeckt hatte, zu vertreiben. Allerdings hatte

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