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Kaffeeduft in London: Krimi
Kaffeeduft in London: Krimi
Kaffeeduft in London: Krimi
eBook176 Seiten2 Stunden

Kaffeeduft in London: Krimi

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Über dieses E-Book

Tina Bach stammt aus einer ostdeutschen Kleinstadt. Jetzt, mit Mitte dreißig, lebt sie in London, hat zwei Jobs und schreibt Gedichte. Sie kann es kaum glauben, als eines Tages ein Verlag ihre Gedichte publizieren will. Doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn bald muss sie sich auch beruflich mit dem Verlag auseinandersetzen. Einer von Tinas Job ist bei der Polizei, und der Verlag wird zum Mordschauplatz.
SpracheDeutsch
Herausgebernet-Verlag
Erscheinungsdatum29. Okt. 2015
ISBN9783957201348
Kaffeeduft in London: Krimi

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    Buchvorschau

    Kaffeeduft in London - Nancy Schumann

    Kaffeeduft

    in London

    Nancy Schumann

    Krimi

    Alle Rechte, insbesondere auf digitale Vervielfältigung, vorbehalten.

    Keine Übernahme des Buchblocks in digitale Verzeichnisse, keine analoge Kopie ohne Zustimmung des Verlages.

    Das Buchcover darf zur Darstellung des Buches unter Hinweis auf den Verlag jederzeit frei verwendet werden.

    Eine anderweitige Vervielfältigung des Coverbildes ist nur mit Zustimmung der Coverillustratorin möglich.

    www.net-verlag.de

    Erste Auflage 2015

    © net-Verlag, 39517 Tangerhütte

    © Coverbild: Detlef Klewer

    Covergestaltung, Lektorat

    und Layout: net-Verlag

    1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2015

    ISBN 978-3-95720-132-4

    Freedom is just another word

    for nothing left to lose.

    (Freiheit bedeutet lediglich,

    dass du nichts mehr zu verlieren hast.)

    Janis Joplin

    Inhaltsverzeichnis

    Cover

    Titel

    Impressum

    Zitat

    Kapitel 1

    Kapitel 2

    Kapitel 3

    Kapitel 4

    Kapitel 5

    Kapitel 6

    Kapitel 7

    Kapitel 8

    Kapitel 9

    Kapitel 10

    Kapitel 11

    Kapitel 12

    Kapitel 13

    Kapitel 14

    Kapitel 15

    Kapitel 16

    Kapitel 17

    Kapitel 18

    Kapitel 19

    Kapitel 20

    Kapitel 21

    Kapitel 22

    Kapitel 23

    Kapitel 24

    Kapitel 25

    Kapitel 26

    Kapitel 27

    Kapitel 28

    Kapitel 29

    Dank

    Über die Autorin

    Buchempfehlungen

    Kapitel 1

    London. Leicester Square. Eine betriebliche Weihnachtsfeier, auf die ich nicht gehöre. Ich bin hier eine von vielen. Eine, die niemand kennt, außer der Person, die mich mitgebracht hat. Ich falle nicht wirklich auf. Ich bin hier der Eindringling, die Fremde. Als Begleitperson eines Bekannten bin ich aber auch die Interessante, weil man mich nicht kennt. Ich fühle mich wie die Lösung zu einem »welcher Gegenstand gehört nicht in dieses Bild«-Rätsel.

    Die Arbeitskollegen sehen einander schließlich jeden Tag. Da ist es interessanter, sich mit den jeweiligen Partnern auf dieser Party zu unterhalten. Die Briten haben ein Sprichwort: »There is no such thing as a free lunch«, was so etwa dem deutschen »Nichts ist umsonst« entspricht. Mit anderen Worten, ich hätte das hier erwarten sollen.

    Mein Bekannter, der keine Freundin oder Frau hat, die er hätte mitbringen können, hat mich nicht ohne Grund auf die Weihnachtsfeier seiner Firma eingeladen. Es ist nicht einfach ein netter Abend auf Firmenkosten. Alles ist ein wenig zu fremd, etwas zu fein, zu förmlich zum Wohlfühlen. Mein langes Schwarzes kann es gegen die Abendkleider hier allemal aufnehmen. Nur ich weiß, dass es aus einem Geschäft kommt, in dem man auch Lack- und Leder-Outfits kaufen kann, während die Garderobe der anderen Damen hier sicher aus Designerhäusern stammt.

    Allerdings hätten die meisten Herren hier wahrscheinlich gegen die Lack- und Leder-Outfits wenig einzuwenden. Es sollen ja angeblich immer die biederen Geschäftsleute sein, die dem ein oder anderen Fetisch frönen.

    Der Gedanke amüsiert mich dann auch wesentlich mehr als die Erkenntnis über mangelnde Allgemeinbildung und das politische Unverständnis der Veranstaltungsgäste. Vor nicht mal fünf Minuten bin ich als »Tina« einem »John« vorgestellt worden, und dann hat sich »Ian«, mit dem ich hier bin, entschuldigt.

    Nun stehen John und ich uns gegenüber in einer erzwungenen Smalltalk-Unterhaltung. Es widerstrebt meiner selbstrettenden Prinzessinnen-Persönlichkeit, mir meinen Partner wieder zu mir zu wünschen, aber es würde die soziale Situation wesentlich erleichtern.

    Während ich gerade gar keinen Gesprächsstoff habe, ist der Durchschnittsbrite aber Meister des Smalltalks, und John ist keine Ausnahme.

    Mein Gegenüber fragt, woher ich bin, und damit weiß ich schon genau, wie dieses Gespräch verlaufen wird.

    »I am German.« »Ich bin Deutsch«, ist meine Standardantwort. Ein feiner Unterschied, der meinem Gesprächspartner vermutlich völlig entgeht. Doch zu sagen, ich sei Deutsche, wäre eine Lüge, denn das Land, in dem ich aufgewachsen bin, gibt es nicht mehr.

    Gleich wird mein Gegenüber mir stolz erzählen, er sei schon mal in Hamburg, Frankfurt oder Cologne gewesen. Prima. In Köln war ich auch schon mal. Hat mich nicht beeindruckt. In Frankfurt (Main) war ich, was ein sehr schönes Wochenende war. Bis Hamburg hat es mich nicht verschlagen. Vielleicht später. Keiner dieser Orte hat das Geringste mit meiner Heimat zu tun. Nicht nur geographisch sind all diese Städte weit entfernt von zu Hause.

    Natürlich sage ich davon nichts. Ein paar Regeln des Smalltalks kenne sogar ich. Nicken, lächeln, und dann gehe ich mit einer Entschuldigung ein neues Gläschen Wein holen, um damit ein Gespräch zu beenden, das ich nicht führen will.

    Es wird Zeit, Ian zu lokalisieren. An seiner Seite werde ich dann nur als die Begleitung vorgestellt, habe zu lächeln und mich erfreut über die neue Bekanntschaft zu zeigen. Mehr ist dabei nicht erforderlich. Die Kollegen kennen sich ja und reden von allein weiter. Mein Beitrag ist nicht vonnöten. Solange ich allein durch den Raum wandere, meint man aber, mir eine Unterhaltung antragen zu müssen. Dabei fühle ich mich selbst mit mir allein recht wohl. Ich hänge einfach gern meinen eigenen Gedanken nach.

    Ich weiß noch, wie ich vor fünfzehn Jahren zum ersten Mal in dieser Stadt angekommen bin. In einem Bus mit Senioren, die meinten, an der Volkshochschule Englisch lernen zu müssen. Von diesen Leuten kannte ich niemanden, nur ihre Lehrerin, die an der Berufsschule auch meine Englischlehrerin war und mir diese Reise angeboten hatte, weil es im Bus zwei freie Plätze gab. Den zweiten Platz hatte eine weitere Schülerin der Berufsschule ergattert. Sie war in der Parallelklasse, und so hatte ich sie vorher noch nie gesehen. Da wir auf dieser Reise die Jüngsten im Bus waren, freundeten wir uns an. Ich weiß noch, dass ich sie ehrlich mochte. Heute aber kann ich mich kaum noch an ihren Namen erinnern.

    Mandy. Ja, das muss es gewesen sein, denn ich höre noch, wie unsere Gastfamilie sich über die für englische Ohren leichten Namen von uns gefreut hat. Weiter reicht mein Namensgedächtnis aber nicht. Die blonde Mandy, von der ich nichts weiter weiß, habe ich seit dieser Busreise nicht mehr gesehen.

    Vor fünfzehn Jahren aber stand sie an meiner Seite, als ich zum ersten Mal auf den Londoner Trafalgar Square blickte. Es war das erste Mal, dass ich meine Heimat in Richtung Westen verlassen hatte. Das erste Mal, dass dies überhaupt möglich gewesen war.

    Als meine Englischlehrerin an der Berufsschule mir erzählte, dass sie an der Volkshochschule unterrichtet und für die Seniorenklasse dort eine Reise nach London organisiert, habe ich natürlich sofort zugesagt. Wir würden mit dem Bus reisen, was etwa zwanzig Stunden unterwegs sein heißt. Die Senioren wollten England wirklich erleben. Also wären wir in Gastfamilien untergebracht. Es würde natürlich ein Programm geben, mit Theaterbesuch, Kirchen und Schlössern. All das sollte mir recht sein. All dem schenkte ich keine Beachtung. Wichtig war einzig die Tatsache, dass ich, ich, nach London fahren würde.

    So kratzte ich das Geld für die Fahrt zusammen. Fünfhundert Mark und noch mal fast einhundert für das Programm. Für den eigentlichen Aufenthalt hatte ich dann kein Geld mehr, vor allem weil ich am Wochenende vor der Fahrt auch noch auf ein Festival gehen wollte, mit ebenso spärlichen Finanzen.

    Die Kosten von Fahrt, Programm und Festivalkarte würden zusammen mein Einkommen für zwei Monate auffressen.

    Aber wir würden in den Londoner Gastfamilien Frühstück und Abendessen bekommen. Das sollte mir reichen.

    Mandy lernte ich erst am Bus kennen. Natürlich würden wir nebeneinander sitzen, waren wir doch fünfzig Jahre jünger als der Großteil der Gesellschaft. Wir hatten uns wohl auch viel zu erzählen, doch von dem Gespräch weiß ich nichts mehr.

    Wir fuhren über Nacht, und irgendwann schliefen alle.

    An einer Tankstelle in Belgien wachte ich kurz auf. Neben uns stand ein Lastwagen, übervoll mit Hühnern. Eingepfercht in viel zu kleine Käfige und sicher auf direktem Weg zum menschlichen Verzehr. »Die armen Tiere«, bemerkte die ältere Dame in der Reihe hinter uns.

    »Ja, und unsereiner isst das dann. Da fühlt man sich ganz unwohl bei, wenn man so was sieht«, antwortete der Mann neben ihr.

    Mit der Bemerkung, ich sei Vegetarierin und müsse mich also nicht schuldig fühlen, weil ich ja aus eben diesem Grunde, der unzureichenden Haltung der Tiere, aufgehört hatte, Fleisch zu essen, schloss ich mich dem Gespräch an.

    »Na, das ist ja auch nicht richtig«, sagte der Mann nur, offensichtlich davon überzeugt, dass Fleisch nun mal in den Grundnahrungsbedarf des Menschen gehört, wozu es keine Alternative gibt, die auch nur annähernd gesund sein kann.

    Somit war das Gespräch dann beendet. Doch es hatte den ersten Keim gegenseitiger Unsympathie gesät. Ich war unwillkürlich zum alternativen Hippy mutiert, mit verschrobenen Ansichten und ungesunder Ernährung. Ich hätte gerade so gut sagen können, dass ich regelmässig Drogen konsumiere und das völlig normal finde. Im gleichen Moment hat das ältere Pärchen sich in meinen Augen zu dogmatischen Egoisten verwandelt. Wir haben das immer so gemacht, und so ist das auch richtig. Ein Gespräch, in dem jemand andere Ansichten als sie hatte, würde nicht zustandekommen. Doch ein Gespräch, das ihren Ansichten schmeichelte, war für mich nicht der Mühe wert.

    Von da an schlief ich, bis wir auf der Fähre waren.

    Es war acht Uhr morgens, als wir in Canterbury ankamen. Nach zwölf Stunden Fahrt sahen wir alle ziemlich Bob Marley aus, was aber niemanden abhielt, die Stadt und die Kathedrale zu erkunden.

    Canterbury mochte ich sofort. Mit seinen engen Gassen und kleinen Häusern hatte es eine angenehme Düsternis, die mich gefangennahm. Von Rechts wegen sollte Canterbury das Mecca für Grufties sein. Die Stadt strahlt voll Finsternis und sympathischer Melancholie, als hätte das Mittelalter beschlossen, sich fließend Wasser und Elektrizität anzueignen, aber sonst doch unverändert in der Stadt zu verweilen. Ich kann kaum glauben, dass ich seit dem nicht wieder dort gewesen bin, doch die wenigen Stunden sind die einzigen, die ich je dort verbracht habe. Zu bald fuhren wir weiter, um in London unsere Gastfamilien zu treffen.

    Mandy und ich waren in derselben Familie untergebracht. Genauer waren wir sogar im selben Zimmer, einer winzigen Kammer mit einem Doppelstockbett und nicht viel Luft drumherum. Unsere Gasteltern waren sehr freundlich. Sie hatten vorsichtshalber vegetarisch für uns gekocht. Am ersten Abend waren noch zwei Holländerinnen da, danach nur die Familie und wir.

    Sie hatten drei kleine Kinder. Zwei Mädchen, an deren Namen ich mich nicht erinnern kann, und einen Jungen, Jonathan, der gerade zu laufen begann und in ein paar Tagen seinen ersten Geburtstag feiern würde. Jonathan fand es besonders lustig, mit seinen kleinen Händen in meine Cornflakesschlüssel zu hauen, sobald ich die Milch eingegossen hatte. Allerdings ist elf Monate, drei Wochen und vier Tage ein Alter, wo man Menschen nicht wirklich etwas übelnehmen kann.

    Und so standen wir am nächsten Morgen bereit für den ersten Tag in London.

    Unser Reisebus fuhr uns von Harrow zum Victoria Embankment, wobei die Fahrt erfüllt war vom Geschnatter und Genörgel unserer älteren Mitreisenden. Nein, also so hatten sie sich das Leben bei einer Gastfamilie nicht vorgestellt. Was war das denn für ein Standard? Engländer können keine Gardinen aufhängen, die Dusche ist furchtbar, das Zimmer zu klein, und außerdem müssen sie auf einer Ausziehcouch schlafen. Es schien sie durchweg alle

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