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Im Grünen: Eine Erzählung
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eBook108 Seiten1 Stunde

Im Grünen: Eine Erzählung

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Über dieses E-Book

Der ­Soziologe Dieter Prokop hat eine unterhaltsame, leicht satirische Erzählung über Politik geschrieben. Als Erzähler blickt er aus der Zukunft »ins Grüne«. In eine fiktive Vergangenheit, als die Grünen sogar einen Kanzler und danach eine Kanzlerin stellten. Eine Kanzlerin mit einem Eskimo-Hintergrund: Diversity pur. Es wird auch erzählt, wie das alles endete, weil die Grün-Gläubigen keine Folgen­abschätzung machten. Und wie der Moment kam, als in einem Erdrutsch-Wahlsieg eine Partei, die sich »Die Demokraten« nannte, an die Regierung kam.

Die Erzählung enthält Vieles, das erfunden ist, also Irreales. Andererseits geschieht gerade in der ­Politik Vieles, das so unglaublich ist, dass man meint, das könne gar nicht wahr sein. Und das unter Politikerinnen und Politikern übliche Wording konstruiert ja oft fiktive Sachen. Aber wenn man will, kann man in dem Buch auch etwas Reales lernen. Nämlich, was Demokratie ist, sein kann und sein muss.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum3. Juni 2024
ISBN9783384249685
Im Grünen: Eine Erzählung
Autor

Dieter Prokop

Dieter Prokop ist Professor em. für Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt.

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    Buchvorschau

    Im Grünen - Dieter Prokop

    GEFÜHLE

    Was immer die drei verschwörerischen Hexen planten, unsere Geschichte beginnt mit drei Ikonen des Guten. Mit drei Frauen, die Gefühle in die Politik einbrachten.

    Da war im 20. Jahrhundert die unglückliche Prinzessin. Schon bei der Hochzeit mit dem Prinzen, dem Thronfolger, wurde der Prinzessin klar, dass ihr Gatte eine Geliebte hatte. Der Prinz trug nämlich zur Hochzeit den Ring seiner Geliebten. – Dann widmete sich die unglückliche Prinzessin der karitativen Arbeit. Das war nichts Ungewöhnliches, das gehörte zu den Pflichten der Mitglieder des Königshauses. Neu war, wie die unglückliche Prinzessin ihre Tätigkeit im Fernsehen begründete: Sie wolle »die Herzen« ansprechen, ja »Queen of the Hearts« sein – so als hätte die seit Jahrzehnten regierende Queen nicht längst die Herzen der Bevölkerung gewonnen. Jedenfalls brachte die Prinzessen das Herz, die Herzen, in das öffentliche Bewusstsein oder zumindest in das der Medien.

    Und da war im frühen 21. Jahrhundert die imperative Kanzlerin. Sie glaubte an die Möglichkeit einer Koalition ihrer Partei, deren Vorsitzende sie war, mit den Grünen. Ihnen zuliebe schaffte die Kanzlerin die Atomkraftwerke und die Kohlekraftwerke ab. Auf ihre Art war auch sie eine Königin der Herzen, denn als an der Grenze jede Mange Syrer und Afrikaner auftauchten, die ihre Pässe weggeworfen hatten und ohne Kontrollen rüberkommen wollten, ließ die Kanzlerin die Grenze offen. Sie ließ sie alle rein, und sie begründete das damit, dass sie einem »humanitären Imperativ« hätte folgen müssen. Die Kanzlerin setzte dann auch in der UNO den »Welt ohne Grenzen«-Hype in Gang: Jeder und Jede dürfe sich überall auf der Welt niederlassen und dort die örtlichen Sozialleistungen, Wohnungen, Krankenversorgungen einfordern. Natürlich ließen sich die Afrikaner nicht in Afrika nieder, sondern, meist illegal, in Deutschland. Das lag daran, dass die Despoten in Afrika für die Bevölkerungen keine Sozialleistungen eingerichtet und keine Krankenhäuser gebaut hatten, von kostenlosen Wohnungen und Krankenbehandlungen speziell für »Geflüchtete« gar nicht zu reden.

    Und da war die wütende schwedische Jugendliche, ein schlichtes Gretchen im Geiste. Sie verfügte über einen todernsten, stechenden Blick und einen streng gekämmten Mittelscheitel. Sie hockte sich auf die Straße und verlangte dass alle Kinder immer Freitags die Schule schwänzen, »fürs Klima«: Fridays for Future. Das gefiel den Schülern und Lehrern auch in Deutschland. Als ein Klimazertifikate-Spekulant aus dem moralisierenden Mädchen eine Ikone machte, gefiel das auch der imperativen Kanzlerin. Sie lud die weltbekannte Schulschwänzerin ins Kanzleramt ein.

    Sicher war für die Menschheit ein Werbespruch der Schweizer Schokolade Mascao erfreulicher: »Chocolate for Future«

    Drei Ikonen des Guten also, die Gefühle in den öffentlichen Vordergrund stellten:

    Gefühle königlicher Caritas: Die Prinzessin machte eine »königliche Herzenssache« aus ihrer Hilfeleistungspflicht.

    Gefühle menschlicher Moral: Die Kanzlerin stellte ihren »humanitären Imperativ« über das Grundgesetz. – Nach dem Grundgesetz durfte Asyl nur an Personen vergeben werden, die politisch verfolgt wurden und nicht aus einem sicheren Drittstaat kamen. Deutschland war aber von sicheren Drittstaaten umgeben. Personen, die ihre Ausweise weggeworfen hatten und ohne Visum in Deutschland einreisen wollten, hätten also an der Grenze abgewiesen werden müssen.

    Gefühle der Wut: Die Wut darüber, dass die Mächtigen dieser Erde sich nicht um die jungen Narzistinnen und Narzisten kümmerten, um deren Wunsch nach »Aktion sofort«.

    SUBJEKTIVISMUS, RELATIVISMUS

    Da die Gefühls-Bekenntnisse viel Aufmerksamkeit in den Medien und den Social Media erregten, bedienten sich jetzt viele Politikerinnen und Politiker des Subjektivismus.

    Subjektivismus ist das Festhalten an Meinungen. Subjektivismus ist das Gegenteil von sorgfältiger Urteilsbildung. Subjektivismus ist das Gegenteil von Realismus. Wo Subjektivismus herrscht, gilt es als gleichgültig, ob eine Handlung oder eine Sache objektiv gesehen vernünftig ist oder nicht. Handlungen und Sachen, die Fähigkeiten, Kenntnisse, Erfahrung, Wissen, kurz: Professionalität erfordern, werden dann vernachlässigt, wenn nicht gar verachtet. Es gibt Fälle, da muss man zwischen Meinung und Urteil unterscheiden. Ein Beispiel: Ein Gesprächspartner sagt: »Ich bin da anderer Meinung.« Im Klartext heißt das: »Ich habe meine Vorurteile und damit Basta!« Natürlich hat er das Recht, seine Vorurteile mitzuteilen und das auch in der Öffentlichkeit. Das ist in den Demokratien die Freiheit der Meinungsbildung und Meinungsäußerung. – Aber würde er sagen: »Ich beurteile die Sache anders«, würde er das begründen. Aber dazu müsste er sich ein Urteil gebildet, also die Sache durchdacht haben. Das hat er nicht. Er hat lediglich Meinungsbildung betrieben, also keine Urteilsbildung. Also kein Wahrnehmen und Durchdenken von Realität.

    Wissenschaftler hatten es dann in der Öffentlichkeit und auch untereinander schwer, weil plötzlich alles, auch jede wissenschaftlich begründete Aussage, als bloße Meinungsäußerung verstanden wurde statt als Urteil. Plötzlich wurde nicht mehr erörtert, wie gültig die Aussagen und auch empirischen Ergebnisse sind, sondern nur noch, ob sie in das eigene Lagerdenken, in die eigene Filterblase passen.

    Aber auch in ganz anderen Bereichen hatten es jene, die sich ein objektives Urteil bilden wollten, plötzlich schwer. Bei Dieter Bohlens Sendereihe »Deutschland sucht den Superstar« zum Beispiel ging es von vornherein nicht um Meinungen, sondern um Urteilsbildung. Eine Jury, der auch Bohlen zugehörte, musste – innerhalb des vorgegebenen Genres – die besten Sängerinnen und Sänger finden. Für die Zuschauer war von vornherein eine eigene Urteilsbildung möglich, denn sie hatten die Möglichkeit, die Qualität des Gesangs und der Performance selbst zu vergleichen, weil sowohl hervorragende Sängerinnen und Sänger gezeigt wurden als auch grauenhaft singende und performende. Man hatte sich beim Vergleichen ein eigenes Urteil über gut und schlecht gebildet. Man wusste selbst, was Schrott war. Das wurde dann von Dieter Bohlen mit drastischen Worten bestätigt: »Also, wenn du bei mir im Keller singen würdest, würden die Kartoffeln freiwillig geschält nach oben kommen.«

    Dann schloss sich RTL der woken Welle an, und da gab es kein Gut oder Schlecht mehr. Jetzt durfte Bohlen seine Kritik nur in Watte packen wie: »Du warst ganz toll, aber es gibt

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