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Teufel gesucht, Katastrophe vorhanden: Teuflischer wird's nicht 2
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eBook383 Seiten5 Stunden

Teufel gesucht, Katastrophe vorhanden: Teuflischer wird's nicht 2

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Über dieses E-Book

Die Hölle macht keine halben Sachen. Sie vermasselt es komplett!

Davine hat die Nase voll von ihrem Leben – kein Mann, keine Freunde und viel schlimmer: kein Job! Eingestellt wird nämlich nicht nach Intelligenz, sondern nach Ego-Größe. Das geht ihr gewaltig gegen den Strich. Gebete nützen nichts, das Karma hat auch Besseres zu tun, also kann nur noch die Hölle helfen.

Eine Teufelsanbetung später hat sie mehr Hilfe, als ihr lieb ist. Denn Merdian ist wild entschlossen, einen Pakt mit ihr zu schließen und ihre Seele der Hölle zu verschreiben. Ihre Probleme lösen? Für Merdian ein Kinderspiel. Doch seine unorthodoxen Mittel und Wege stoßen sie von einer Misere in die nächste und Davine muss feststellen: Von hilfreich war eben nie die Rede, aber der Teufel ist schon ganz schön heiß …

Das lang ersehnte Spin-Off des Fantasy-Bestsellers 'Geist - ledig, schlecht gelaunt, zu verschenken'!

Leserstimmen:
"Also, deine Bücher, auch dieses, sind schrecklich. Ich konnte es nicht beiseitelegen und musste des Öfteren so schallend lachen, dass ich teilweise befürchtet habe, der Nachbar käme vorbei, um zu sehen, ob alles ok ist." (Sonja)

"Ich hab teilweise Tränen gelacht. Es ist alles vorhanden. Witz, Charme, Drama und ein schönes Happy End." (Sandra)

"Was für eine herrliche Geschichte. Ich hab gelacht, mitgefiebert und mitgezittert." (Verena)

entspricht ca. 370 Taschenbuchseiten

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum15. Jan. 2023
ISBN9783755429890
Teufel gesucht, Katastrophe vorhanden: Teuflischer wird's nicht 2

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    Buchvorschau

    Teufel gesucht, Katastrophe vorhanden - Allyson Snow

    Inhalt

    Kapitel 1 Unchristliche Weckzeiten

    Kapitel 2 Wer zuerst blinzelt, brennt zuletzt

    Kapitel 3 Beam me up!

    Kapitel 4 Wahnsinn ist reine Ansichtssache

    Kapitel 5 Der höllische Zuhälter

    Kapitel 6 Der Teufel braucht Kaffee!

    Kapitel 7 Der Teufel gewinnt immer!

    Kapitel 8 Oder auch nicht …

    Kapitel 9 Shoppinghölle

    Kapitel 10 Funken und Brennfackeln

    Kapitel 11 Seelenlos durch den Tag

    Kapitel 12 Einmal Ellenbogen ausfahren, bitte!

    Kapitel 13 Wer einmal versagt, dem traut man nicht

    Kapitel 14 Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie den zuständigen Satan

    Kapitel 15 Der Teufel im Detail

    Kapitel 16 Pfeile fliegen tief

    Kapitel 17 Nicht nur der Teufel ist unfair

    Kapitel 18 Die Hölle voller Geigen

    Kapitel 19 Teufel, bleib bei deinen Leisten

    Kapitel 20 Der Teufel, der es versiebte

    Kapitel 21 So prüfe, wer sich ewig bindet …

    Kapitel 22 … ob sich nicht was Besseres findet!

    Kapitel 23 Die Segnungen der Kirche

    Kapitel 24 Wenn Wünsche blöderweise wahr werden

    Kapitel 25 Leben ist Entscheidungen

    Kapitel 26 Potzblitz!

    Epilog

    Nachwort

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    Kapitel 1

    Unchristliche Weckzeiten

    ›Satan verstellt sich als Engel des Lichts‹, behauptet die Bibel.

    Ganz ehrlich? Satan könnte sich als fliegende Kuh verkleiden, es war Davine völlig egal. Er sollte schließlich keinen Schönheitswettbewerb gewinnen, sondern ihr helfen.

    Ihr Leben lang hatte sie Intoleranz, Inkompetenz und Herablassung ertragen müssen. Irgendwann gewöhnte man sich daran, dass die Dümmsten am lautesten schrien und die Klügeren nachgaben. Doch jetzt war das Maß verdammt noch mal voll! Sie wollte nicht mehr nachgeben, sich verrenken und einschleimen müssen. Vor allem wollte sie nicht mehr zusehen, wie Idioten lauthals falsche Fakten in die Welt hinausposaunten und dafür den Job bekamen, der ihr zustand!

    Was blieb demnach? Die Hilfe einer höheren Macht.

    Allerdings beschäftigte sich das Karma anscheinend nur mit Serienmördern, und der Himmel ignorierte Davines Gebete einfach. Also hatte Davine wochenlang recherchiert, wie man nicht nur einen Dämon, sondern den Teufel höchstpersönlich beschwor. Sie war vom Leben zu oft enttäuscht worden, um sich mit Angestellten zu befassen. Sie wollte den Chef sprechen.

    Deswegen stand sie nun in der Eingangshalle eines verfallenen Herrenhauses und bebte vor Kälte und Nervosität. Unter ihrem Arm klemmte ein halbhoher, verflucht schwerer Spiegel, in der anderen Hand hielt sie einen Jute-Beutel. Er enthielt Kerzen, Kreide und anderen Klimbim, den man brauchte, um das Tor zur Hölle zu öffnen. Aber sie konnte sich partout nicht überwinden, weiter in das Haus hineinzugehen. Es war, als hinge etwas mit seinem gesamten Gewicht an ihrem Rockzipfel und tackere sie damit auf der Stelle fest. Dabei war sie völlig allein, und niemand klammerte sich an ihren Arm. Es blockierte sie lediglich ihre eigene Feigheit.

    Angeblich sollte es hier spuken. Blödsinn. Welcher Geist würde sich in dieser Bruchbude schon gern seine Zeit vertreiben? Eine schöne letzte Ruhestätte war die Ruine definitiv nicht. Stürme hatten das halbe Dach abgedeckt. Unter Schutt, Plastikflaschen und illegal entsorgtem Sperrmüll sah man kaum die Fliesen der Eingangshalle. Es roch nach verfaulendem Holz, Staub und Schimmel. Einfach ekelhaft. Andererseits konnte Davine den Teufel kaum in ihrer Wohnung beschwören, während das Kind eine Etage über ihr brüllte, als würde es selbst bei einem okkulten Ritual geopfert. Die blassrosafarbenen Troddeln an Davines Bett trugen auch nicht gerade zu einer satanischen Stimmung bei, genauso wenig die Poster von Wrestlern.

    Nein, das hier war der perfekte Platz. Und wenn sie jetzt kniff, war sie genauso ›risikoscheu‹ und ›alternative Lösungswege vermeidend‹, wie in ihrer blöden Beurteilung stand.

    Davine gab sich einen Ruck und machte einen Schritt nach vorn. Dann einen zweiten. Sie stieg über den Schutt hinweg und tappte Stück für Stück auf die imposante, geschwungene Treppe zu. Sie führte eine Etage nach oben und bestand aus Holz. Hoffentlich brach die nicht einfach unter ihr durch und sie krachte direkt in die Hölle.

    Davines Herz klopfte schnell, als sie endlich den oberen Flur erreichte. Mehrere Türen zweigten in Räume nach rechts ab, und sie trat vorsichtig in den ersten. Wow, hier stand sogar noch ein alter Schreibtisch. Okay, eigentlich lag er in Trümmern auf dem Boden, aber er musste einmal massiv und beeindruckend gewesen sein. Vielleicht war der Mann, der einst dahinter gesessen hatte, auch so imposant gewesen wie Davines Chef. Eindrucksvoll, animalisch, betörend. Und leider nur daran interessiert, sie entweder zu ignorieren oder an ihr herumzumäkeln, anstatt sie über ebenjenen Schreibtisch zu werfen und ihr die vermeintlichen Regelverstöße mit hartem Sex heimzuzahlen. Doch welcher Boss vögelte schon das graue Büromäuschen? Oder gab ihr eine Festanstellung?

    Es wurde wirklich Zeit für ein wenig Hilfe. Wenn sie das hier nicht hinbekam, konnte sie gleich ihre Wohnung kündigen und sich den Verpackungskarton eines Kühlschrankes besorgen. Mit diesem neuen, außerordentlich flexiblen Zuhause konnte sie dann unter der Brücke ihrer Wahl wohnen.

    Davine legte Spiegel und Beutel auf dem Boden ab. Mit dem Fuß schob sie großräumig Dreck und Staub beiseite, bis die Dielen zum Vorschein kamen. Aus ihrem Beutel holte sie einen billigen Plastik-Kelch, ein Messer und ein Stück Kreide. Schlotternd vor Kälte ein Pentagramm zu zeichnen, war übrigens eine dämliche Idee. Die Linien waren ungerade, aber immerhin konnte man erkennen, was gemeint war. Sie malte es genauso, wie sie es auf Bildern gesehen hatte, stellte schließlich auf jede Spitze eine schwarze Kerze und zündete sie an. Die Flammen flackerten im Wind, der durch die unzähligen Ritzen zog.

    Den Spiegel legte sie in die Mitte. Jetzt musste sie sich ausziehen, Blut fließen lassen und ihr nacktes, zitterndes Abbild ansehen.

    Es war aber auch kalt hier. Die dicken Mauern hielten jeglichen Sonnenschein ab. Zum Glück war Sommer, sonst wäre sie schon längst ein verdammter Eisklotz. Genau genommen schrieben sie heute den sechsten Juni. Davine warf einen Blick auf ihre Armbanduhr, sah zu, wie der Zeiger auf 6:06 Uhr rückte. 666 – die Zahl des Teufels, je mehr Sechsen, umso besser, oder? Zugegeben, die Jahreszahl passte nicht ins Bild, aber bis 2066 zu warten, führte eindeutig zu weit. Außerdem war sie so abartig früh aufgestanden, das musste doch auch zählen.

    Eilig zog sich Davine aus, warf ihre Klamotten aus dem magischen Kreis und hockte sich im Schneidersitz an den Rand des Spiegels. Was jetzt? Ach ja, das Blut. Sie angelte nach dem Kelch und dem kleinen Taschenmesser.

    Die meisten Anleitungen beschränkten sich auf Kerzen und einen Spiegel, andere hingegen behaupteten, es bräuchte ein Blutopfer. Das glaubte sie nur zu gern. Schließlich rief sie die Hölle an, und die gaben sich wohl kaum mit halbherzigen Bemühungen zufrieden, oder?

    Seufzend setzte sie die Klinge an ihren Handballen. Nein, besser erst die Füße. Auf die Sohlen und die Handinnenflächen musste jeweils ein umgedrehtes Kreuz geschnitten werden, und das Blut sollte in den Kelch. Sie hielt ihren Fuß über den Kelch und ritzte in die Haut.

    Fuck, fuck, fuck! Das tat weh! Wer dachte sich einen solchen Mist aus? Vielleicht war das alles eine miese Idee. Es war mit Sicherheit eine verdammt miese Idee. Aber sie würde nicht kneifen. Sie kniff ständig. Jetzt nicht!

    Mit zitternder Hand schnitt sie noch einmal quer und biss sich prompt auf die Lippe. Aus der Wunde trat quälend langsam Blut, und ihr Bein wurde schon steif, als es endlich nach einer Ewigkeit in den verflixten Kelch tropfte! Ihr Fuß pochte und nein, dadurch wurde der Schmerz der Schnitte auf der anderen Seite nicht erträglicher. Genauso wenig auf den Händen. Jede einzelne Wunde brannte wie die Hölle, und ihr war ein wenig übel. Trotzdem stellte sie den Kelch mit den spärlichen Blutstropfen zwischen sich und den Spiegel und setzte sich gerade hin. Mit einem tiefen Durchatmen drängte sie die Übelkeit zurück und versuchte, die Schmerzen auszublenden. Das Schlimmste hatte sie hinter sich.

    Davine erinnerte sich an die leicht lispelnde Stimme aus dem YouTube-Video, die das Ritual erklärt hatte. ›Seht eurem Spiegelbild tief in die Augen, so lange, bis ihr glaubt, dass es sich in eine komplett fremde Person verwandelt. Denkt daran, nichts darf an euch sein.‹

    Hm, das schloss wohl ihre Brille mit ein. Davine setzte sie ab, lehnte sich zur Seite und legte sie außerhalb des Kreises auf den Boden. Toll, nun sah sie in dem Spiegel lediglich einen verschwommenen Fleck, aber vielleicht hatte sie damit auch einen Vorteil. Sie musste nicht ewig lange hineinsehen, bis alles unscharf wurde.

    Davine konzentrierte sich auf ihre Silhouette und starrte dorthin, wo sie ihre Augen vermutete.

    Wenn jetzt jemand kam, würde das so richtig peinlich werden. Gestern Abend hatte sie sich noch verrückt genannt, weil sie sich die Beine rasiert hatte. Momentan war sie froh darum. Wenn sie jemand so erwischte, war sie wenigstens keine völlige Lachnummer. Dann war sie nur die nackte Irre – nicht die nackte, unrasierte Irre.

    Menschen, die an überirdische Kräfte glauben, sind die Wurzel allen Übels. Die Plage dieser Welt, insbesondere des Reiches der Finsternis. Wer hier durchklingelte, war bei den Faulpelzen im Himmel als unwichtig eingestuft worden. Oder es waren diese grusligen Teufelsanbeter, die ihnen die Füße küssen wollten. Oder Sex mit ihnen haben. Bah! Aber ob gruslig oder nicht – sie verursachen verflucht viel Arbeit! Um sechs Uhr in der Früh!

    Welcher Vollidiot betete um diese beschissene Uhrzeit den Teufel an? Merdian gebührten noch vier Stunden Schlaf. Mindestens! Teufel waren Geschöpfe der Nacht, keine verfluchten Vögel. Sie interessierte nicht der frühe Wurm, lediglich der erbärmlichste. Okay, eigentlich nicht mal der.

    Das penetrante Klingeln, das immer dann ertönte, wenn einer der schwachköpfigen Erdlinge die Hölle anrief, schrillte nicht nur in Merdians Trommelfell, es tanzte faktisch durch jede seiner Gehirnwindungen. Den Versuch, sich unter dem Kissen zu ersticken, hielt Merdian vielleicht zehn Sekunden lang durch. Das Klingeln wandelte sich in ein schrilles Kreischen. Merdian wurde übel, er hastete aus dem Bett, dem unerträglichen Geräusch entgegen. In dem breiten Steingang schrammte er an der Wand entlang, die Hände auf die Ohren gepresst, bis er in eine große Höhle stolperte. Dort hockte sein Bruder Talan vor einem breiten, schwarzen Pult und hieb wieder und wieder mit der Faust auf den Knopf, der dem elenden Lärm eigentlich ein Ende bereiten sollte.

    »Schalt es endlich aus«, brüllte Merdian.

    »Denkst du, ich bestelle Nutten?«, fauchte Talan und schlug einmal mehr kräftig auf den Knopf. »Wenn die so kreischten, würde es dich auch nicht stören!«

    Da lag Talan falsch, doch mit eingerissenem Trommelfell hatte sogar Merdian keine Lust zu diskutieren. Talan hämmerte unaufhörlich auf das verdammte Gerät ein, während Merdian dem Problem mit Feuer zu Leibe rückte. Flammen loderten aus dem Ärmel seines Pyjamas, drängten sich an Talan vorbei und umschlossen den Kasten. Es stank bis zum Himmel. Und das wollte was heißen, bekanntlich lag zwischen den Wolken und der Hölle noch die Erde. Aber zum Henker! Was verschmorte, konnte nicht mehr funktionieren – eigentlich …

    »In drei Teufels Namen«, brüllte Shytan über den Lärm hinweg. »Wer von euch Deppen hat das Ding auf die höchste Lautstärke gedreht?«

    Es knallte lautstark, und endlich verstummte auch das schrille Quietschen. Trotzdem fiepte es in Merdians Ohren weiter, als würde sich dort eine Horde Mäuse um einen Käsekrümel balgen.

    Durch die Explosion war die Beleuchtung ausgefallen. Dafür spendeten die Flammen, die unaufhaltsam das Steuerpult abfackelten, ein wenig Licht.

    Selbst Talans rotes Haar glomm, aber er griff lediglich gelangweilt nach den langen Strähnen und pustete sie aus wie Kerzen auf einer Kindergeburtstagstorte.

    »Hübsches Lagerfeuer. Lasst uns ein paar Marshmallows grillen, und dann hüpfen wir zurück in die Federn.«

    Merdian wollte seinem Bruder gerade zu diesem grandiosen Plan gratulieren, da knurrte Shytan dazwischen. »Und wer kümmert sich um den Anruf?«

    »Kümmern?«, echote Merdian. »Das ist nur so ein Versager, der sein Leben nicht auf die Reihe bekommt und sich ins Hemd macht, wenn tatsächlich einer von uns antwortet.«

    »Er hat es immerhin in unsere Leitung geschafft«, gab Shytan zu Bedenken.

    Merdian sah, wie Talan hinter Shytans Rücken die Augen verdrehte. Wüsste er nicht, wie ausfallend Shytan werden könnte, wenn man ihn nicht ernst nahm, hätte es Merdian ihm gleichgetan.

    »Die Zugangsvoraussetzungen sind ja auch nicht sooo kompliziert«, brummte Merdian. »Bisschen schwarze Magie, ein wenig Geduld. Zack, kommt jeder verdammte Bastard zu uns durch!«

    Die Deckenlampen flackerten, und in der Höhle wurde es wieder heller. Bedauerlicherweise sprang zusätzlich flimmernd der Bildschirm an, auf dem diejenigen auftauchten, die es in die höllische Leitung schafften. Leider waren diese meistens nackt und selten ansehnlich. Deswegen legten sich Talan und Merdian schnell die Hände über die Augen.

    »Wie sieht er aus?«, rief Talan.

    »Guck du doch hin!«, blaffte Merdian. »Ich habe das letzte Mal zuerst hingesehen. Ich sag nur faltige Hautlappen über Knochen und ein Gehänge, das so runzelig ist, dass ich dachte, ein Hase hätte ihm in den Schoß geköttelt.«

    »Es ist eine Frau«, sagte ausgerechnet Shytan. »Wenn sie faltige Hoden hat, versteckt sie die jedenfalls gut.«

    »Ist sie hübsch?«, fragte Merdian misstrauisch.

    »Käme sie in die Hölle, würdest du sie knallen.«

    »Das hast du von dieser Amerikanerin, die früher mal ein Mann gewesen war, auch gesagt!«

    »Sie hatte keine Testikel mehr. Und du hast sie flachgelegt. Habe ich folglich gelogen?«

    Diesem verfluchten Kerl konnte man nicht trauen, leider wurden Merdian langsam die Arme schwer. Also blinzelte er zwischen seinen Fingern hindurch und warf einen hastigen Blick auf den Bildschirm, bereit, sich blitzschnell abzuwenden und jedem unangenehmen Anblick den Rücken zu kehren.

    Teufel waren nun mal ästhetische Wesen. Sie mochten zwar schamlos sein, doch nur, was ihre eigenen Körper betraf. Die natürlich perfekt waren, und wer etwas anderes behauptete, hatte erstens keine Ahnung und landete zweitens im heißesten Fegefeuer! Niemand hatte behauptet, die Hölle wäre fair. Allerdings fand Merdian wirklich keinen Grund zum Lamentieren, egal, wie lange er durch seine Finger auf die Frau sah, die mit einem leicht verträumten Gesichtsausdruck in den Spiegel stierte. Sie war schlank wie eine junge Eiche. Ihre Gestalt war fast ein wenig knabenhaft, aber das relativierten die langen karamellfarbenen Locken.

    Merdian nahm die Hände von seinem Gesicht. Sie war tatsächlich hübsch. Und ja, wäre sie eine Kandidatin für das Fegefeuer, würde er ihr mit Freude höchstpersönlich einheizen. Er stupste seinen Bruder an, der noch immer die Hände auf das Gesicht presste. »Du kannst hinsehen.«

    Zentimeter für Zentimeter schob Talan die Finger nach unten und ließ sie schließlich sinken. »Der Hölle sei Dank. Endlich mal ein hübsches Ding. Wer hat sich nur den Mist ausgedacht, dass man uns nackt anrufen soll?«

    »Das waren wir, schon vergessen?«, brummte Merdian. »Genau genommen war es deine Idee, weil, ich zitiere: ›wir dann hübsche nackte Weiber anstarren können‹. In den vierhundert Jahren hatten wir vielleicht zwei nackte Weiber, die hübsch genug waren, um nicht gleich in den Kaffeebecher zu kotzen.«

    Talan kratzte sich am Kopf. »Stimmt. Ich glaube, da war ich ziemlich high gewesen. Das war doch, als jemand diese Koka-Plantage angezündet hatte.« Er lächelte versonnen. »Wir sollten unbedingt noch mal eine abbrennen.«

    »Damit das dämliche Zeug hier wieder alles vollmüllt?«, knurrte Shytan. »Du weißt genau, dass die Penner oben das Zeug nicht haben wollen und es deshalb immer bei uns abladen. Ihr habt fünfhundert Jahre gebraucht, um die ätherischen Rückstände des Zeugs wegzuschnupfen. Und es war nicht so, als wärt ihr sparsam damit umgegangen!«

    »Die wissen nur nicht, was gut ist.« Talan zuckte die Schultern. »Mit genügend Koks in der Nase könnten die dem alten Tattergreis da oben noch besser lobpreisen, aber wahrscheinlich schwebt der anschließend erst recht über allen Wolken. Trotzdem könnten wir die Regeln zur Jungfrauenopferung zurückändern.«

    »Spitzenidee«, ätzte Shytan. »Und Petrus jault mir die Ohren voll, weil sich vor seiner Pforte die heulenden Frauenzimmer stapeln, die erst nach zehn Sitzungen bei den geflügelten Quacksalbern ihre Nervenzusammenbrüche in den Griff bekommen.« Er stockte. »Im Grunde würden mir die Säcke da oben so auf den Keks gehen, dass es schon wieder lustig wäre.«

    »Dominus est«, unterbrach eine zarte, aber entschlossene Stimme die Tirade, und die drei Brüder sahen zu dem Bildschirm.

    »Dominus est.«

    »Die meint es ernst«, stellte Talan überflüssigerweise fest. »Dabei sieht sie eher aus wie ein Reh als wie eine Teufelsbraut.« Er strich sich durch die angekokelten roten Haare und lächelte. »Ein Date mit dem jüngsten Teufelsbruder würde ihr bestimmt gefallen. Ich wette, sie errötet äußerst vornehm unter Komplimenten. Und stöhnt herrlich süß.«

    Merdian konnte sich nicht helfen – diese Frau interessierte ihn einen feuchten Gesteinsdreck, und trotzdem würde er seinem Bruder gerade am liebsten das schmierige Grinsen aus dem Gesicht schlagen. »Du wirst nicht antworten«, fauchte Merdian. »Am Ende erzählt sie es herum, und dann herrscht hier Daueralarm.«

    »Wenn es ihre hübschen Freundinnen sind, kann ich die alle bedienen«, lachte Talan. »Du würdest mir ohnehin dabei helfen wollen.«

    »Nein«, rief Merdian. »Schalt sie weg.«

    »Wir können wenigstens anhören, was sie will«, protestierte Talan.

    »Aber …«, setzte Merdian an, doch Shytan unterbrach ihn.

    »Frag sie, was sie will«, schnarrte er. »Danach können wir ihr immer noch was auf den Kopf fallen lassen und sie in unsere Welt ziehen, damit sie auslosen kann, wen von euch sie am wenigsten abstoßend findet.«

    »Klugscheißer«, murmelte Merdian, jedoch so leise, dass ihm Shytan zwar einen schiefen Blick zuwarf, aber scheinbar das Wort akustisch nicht verstanden hatte. Nur Talan hatte es vernommen.

    »Du hast so recht«, grummelte er und trat gegen den verschmorten Kasten. »Hoffentlich geht das Ding überhaupt noch. Das letzte Mal, dass wir darüber mit einem Erdling gesprochen haben, ist dreiundfünfzig Jahre her.«

    Kapitel 2

    Wer zuerst blinzelt, brennt zuletzt

    Wie lange schaute Davine schon in ihre eigenen Augen? Das Bild war immer noch verschwommen, inzwischen bekam sie Migräne. Ihr war so kalt, dass sie ihre Glieder nicht mehr richtig spürte, und ihr Hintern war auch eingeschlafen. Zumindest taten ihre Fußsohlen nicht mehr ganz so weh. Davines Nacken schmerzte, und sie konnte ein Gähnen nicht unterdrücken. Gerade öffnete sie den Mund und legte den Kopf zurück, als eine Stimme plötzlich donnerte: »Wer wagt es, uns zu rufen?«

    Sie schrak zusammen, ihr Blick zuckte zurück zu dem Spiegel, und jetzt sah das verschwommene Abbild irgendwie anders aus. Aber Mist, sie konnte nichts Genaues erkennen. Hastig tastete sie nach ihrer Brille.

    »Wer wagt es, unsere Ruhe zu stören?«, dröhnte es wieder.

    »Womöglich solltest du auf das gesalbte Gequatsche verzichten und einfach nur nach ihrem Namen fragen!«

    Diese Stimme jagte ihr mehr Angst ein als das Gedröhne. Dachte sie bisher, dass die donnernde Stimme aus dem Spiegel kam, schien die andere nun eher von über ihr zu kommen. Sie war weicher und samtiger als die erste.

    »Stell du doch die Fragen, wenn du ein Problem mit meiner Vorgehensweise hast.«

    »Soll ich vielleicht …?« Diese Stimme klang noch mal anders. Ruhiger, aber auch genervter.

    Endlich bekam Davine ihre verflixte Brille zu fassen, setzte sich schnell das Gestell auf die Nase und erstarrte. Wow, der einsetzende Kältetod schickte ihr eine Halluzination, die sich gewaschen hatte. Sie sah nicht etwa in die Fratze des Teufels, sondern in die Gesichter dreier Männer. Der Mittlere war der Größte. Er hielt die Arme vor der Brust verschränkt und verdrehte die Augen, die so blau waren wie die Eisgletscher am Nordpol.

    »Also schön – wie heißt du?«

    »Davine«, erwiderte sie leise.

    »Red lauter, hier kommt nur ein Flüstern an!"

    Sie zuckte unwillkürlich über den genervten Tonfall zurück und würgte mit Mühe heraus: »Da-da-davine.«

    Der Mann links im Spiegel fuhr sich durch die dichten roten Haare, die über seine Schultern flossen. Sie konnte sich nicht helfen, sie sahen irgendwie angekokelt aus. »Da-da-davine?«, fragte er mit schleppender Stimme. »Komischer Name.«

    »Nicht Da-da-davine«, fauchte der Dritte. »Davine!«

    »Warum stellt sie sich dann mit Da-da-davine vor?«

    »Weil sie gestottert hat!«

    »Warum sollte sie stottern?«

    »Vielleicht, weil sie nicht wie vorgesehen nur eine teuflische Stimme hört, sondern drei!« Der Dritte gab dem Rothaarigen hinter dem Rücken des Mannes mit den Eisaugen eine Kopfnuss. Seine Haare waren genauso dunkel wie die des Mittleren, aber seine Augen so grün wie das dichte Blätterwerk der saftigsten Eiche in den schottischen Highlands.

    »Ähm, wollt ihr mein Blut?«, würgte Davine heraus und deutete vage auf den Kelch.

    »Bah, warum sollten wir das wollen? Wer weiß denn, welche Krankheiten du hast?« Der Mann in der Mitte verzog angewidert das Gesicht und rieb sich die Nasenwurzel. »Hast du uns deswegen gestört? Weil du uns unbedingt dein Blut aufdrängen willst? Geh lieber zur Blutspende.«

    »Die machen bestimmt um sechs Uhr morgens für dich auf!«, ätzte der rechte Mann.

    Toll. Hatte sie sich völlig umsonst die Hände und Füße blutig geschnitten! War sie dafür wenigstens in der Hölle gelandet? Via Videochat?

    Davines Blick huschte von einem zum anderen. Die drei waren gutaussehende Männer, ohne Frage. Aber ihr Blick blieb ständig an dem rechten Mann hängen. Die dunklen Haare in Kombination mit den grünen Augen faszinierten sie. Er sah … nett aus.

    »Die steht auf dich«, zischte der Rothaarige wahnsinnig unauffällig.

    »Sie kann uns sehen?«

    »Natürlich kann sie uns sehen«, fauchte der Mittlere. »Irgendein Vollpfosten hat ja unser Steuerpult in Brand gesetzt.«

    Als hätte er Davine für einen Moment vergessen, zögerte er, bevor er sich erneut ihr zuwandte und die Arme ausbreitete. »Du hast es geschafft, gleich alle drei Herrscher der Hölle an die Strippe zu bekommen. Talan.« Er zeigte auf den Rothaarigen, der ihr verschmitzt zuzwinkerte. »Merdian.« Jetzt deutete er auf den Mann mit den grünen Augen, und sie konnte nicht einmal den Blick von diesem losreißen, als sich der Sprecher der Bande selbst vorstellte. »Und mein werter Name lautet Shytan. Und nun sprich, Unwürdige. Einige von uns haben noch eine Morgenlatte und brauchen dringend Kaffee.«

    Die zwei anderen Herrscher der Hölle stöhnten synchron.

    »Es gibt drei Teufel?«, fragte Davine dümmlich.

    »Ja«, sagte Shytan ungeduldig. »Einer allein würde niemals mit der Flut der Menschen klarkommen. Ihr vermehrt euch ja wie die Karnickel. Also wurden eben drei Brüder geboren, um über die Hölle und die Geister zu herrschen. Hast du diesen Terror veranstaltet, um uns das zu fragen?«

    »Du bist doch nicht eine dieser furchtbar neugierigen Journalistinnen, die uns dann ein Verhältnis mit Amor und seinen nervtötend gefiederten Gesellen andichten?«, erkundigte sich Merdian.

    »Amor?«, wiederholte Davine. Es war ihr selbst peinlich, aber sie verlor den verdammten Anschluss. In dem Spiegel standen drei Männer in Seidenpyjamas, wie gerade aus dem Bett gefallen und gleichzeitig so geschniegelt, als wären sie nun bereit für eine Gang-Bang-Orgie. Im Grunde fehlten ihnen lediglich die Haarnetze und ja, Merdian hatte eindeutig noch eine Morgenlatte. Davine spürte, wie ihr die Röte in die Wangen schoss, und mit aller Kraft konzentrierte sie sich lieber auf dessen grüne Augen. Nein, davon wurde es auch nicht besser.

    »Ich … Ich … Ich sollte besser gehen«, platzte sie heraus. Sie wandte sich zur Seite, wollte nach ihren Kleidern angeln, da fiel ihr etwas Entscheidendes ein. Heiliger Mist, sie war ja nackt. Sie hockte entblößt vor einem Spiegel, aus dem ihr drei Männer fasziniert entgegenstarrten! Okay, es war amtlich. Sie wurde verrückt. Sie hatte zu lange in den Spiegel gesehen, und jetzt drehte sie durch. Irgendwas musste sie bei der Beschwörung falsch gemacht haben, und das war nun die Strafe, vor der sie dieser lispelnde Asteroth in dem Video gewarnt hatte.

    »Du bleibst«, schnarrte die Donnerstimme Shytans.

    Unwillkürlich erstarrte Davine.

    »Du hast uns gerufen, weil du Hilfe brauchst. Oder nicht?«

    Sie nickte mit trockenem Mund.

    »Grins nicht so«, beschwerte sich Merdian und boxte Shytan gegen den Arm. »Sie betet ja wohl kaum aus Langeweile den Teufel an. Selbst ein Hobbyastrologe kann aus ihrem Geburtsdatum bessere Schlussfolgerungen ziehen!«

    »Ach ja?«, knurrte sein Bruder. »Dann hast du sicherlich vorausgesehen, dass du die zweifelhafte Ehre haben wirst, ihr zu helfen.«

    »Was

    Dieser Aufschrei kam nicht nur von ihr, sondern auch von Merdian. Sie würde ihr Arbeitslosengeld darauf verwetten, dass sie genauso entsetzt aussah wie er.

    »Ich soll zu diesem erbärmlichen Wurm?«, platzte Merdian heraus.

    »Hey«, protestierte Davine. Sie wollte zwar am liebsten wegrennen, aber sie hörte immer noch zu!

    »Genau.« Shytan grinste höhnisch. »Gleich und gleich gesellt sich bekanntlich gern.«

    »Arschloch«, blaffte Merdian.

    »Du schuldest uns seit Monaten eine Seele«, sagte Shytan.

    Davine hatte keine Ahnung, wovon die redeten. Wenn einer der angeblichen Höllenfürsten allerdings puterrot anlief wie ein Heizstab im Ofen kurz vorm Explodieren, dann konnte das kaum gut für sie sein, oder?

    Rückwärts schob sie sich über den Boden, aus dem Pentagramm hinaus, in Richtung ihrer Klamotten. Sie bekam sie zu fassen, drückte sie an ihre Brust und robbte Stück für Stück zurück.

    »Du hättest gegen diese Furie genauso verloren«, fauchte Merdian in diesem Moment.

    »Du hast sie aber verloren!«

    Davine war fast schon an der Türschwelle. Wenn sie jetzt aufsprang, war sie mit zwei Schritten an der Treppe und in etwa zehn Sekunden draußen – in der Wärme, in der verdammten Realität!

    Was sollte sie hindern? Ihre Halluzination? Die bestimmt nicht. Also schnellte sie nach oben, ignorierte den Schwindel, der sie erfasste, und raste in den stinkenden Flur. Sie stolperte über den Schutt, Steine bohrten sich in ihre Sohlen und die Schnitte ließen sie vor Schmerz zischen, doch sie zwang sich voran. Sie erreichte gerade die Treppe, da hörte sie die leicht schleppende Stimme Talans. »Ähm, unsere Teufelsanbeterin macht sich davon.«

    Kapitel 3

    Beam me up!

    »Hast du hervorragend hinbekommen«, blaffte Shytan. »Sie ist weg.«

    »Ist doch egal«, behauptete Merdian. »Ich wäre ohnehin nicht zu ihr gegangen. Ich hasse die Erde. Sie besteht nur aus Idioten! Und was noch schlimmer ist – diese Idioten werden von Schutzengeln bewacht, die kapriziöser sind als die Menschen selbst. Was daran liegt, dass diese lästigen Volltrottel früher mal Menschen waren!«

    »Ihre Seele wird der Ausgleich für die verlorene Seele des schuldigen Geistes sein«, beharrte Shytan. »Du hast es versaut, und hier ist deine Chance, den Fehler auszubügeln.«

    »Ich weiß nicht, von welchem Fehler du redest«, knurrte Merdian. Okay, das war eine Lüge. Er wusste genau, wovon Shytan sprach. Er hatte wegen des dämlichen Regelwerks seines Vaters eine Seele gehen lassen müssen. Verdammte Axt.

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