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Tiffany Hot & Sexy Band 15: Lüg nicht - lieb mich! / Wie verführt man Casanova? / Diese Nacht gehörst du mir /
Tiffany Hot & Sexy Band 15: Lüg nicht - lieb mich! / Wie verführt man Casanova? / Diese Nacht gehörst du mir /
Tiffany Hot & Sexy Band 15: Lüg nicht - lieb mich! / Wie verführt man Casanova? / Diese Nacht gehörst du mir /
eBook511 Seiten6 Stunden

Tiffany Hot & Sexy Band 15: Lüg nicht - lieb mich! / Wie verführt man Casanova? / Diese Nacht gehörst du mir /

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Über dieses E-Book

Lüg nicht - lieb mich! von DONOVAN, MARIE
Was für ein sexy Typ! Ashley ist von dem attraktiven Polo-Spieler Beckett fasziniert. Als er sie anspricht, vergisst sie glatt, was sie eigentlich von ihm wollte. Erst nach einer ekstatisch heißen Nacht fällt es ihr wieder ein. Zu spät, um mit offenen Karten zu spielen?

Wie verführt man Casanova? von WILDE, LORI
Auf Casanovas Spuren nach Venedig, heißt es im Prospekt - kurzentschlossen bucht Jorgie diesen Kurztrip. Und findet schon auf der Reise nach Italien erregt heraus: Casanova lebt! In Gestalt des sexy Sicherheitsexperten Quint Mason, der ihren Flug begleitet …

Diese Nacht gehörst du mir von FOLEY, KAREN
"Der heißeste Junggeselle der Welt?" Geschockt liest Lara, wie man Graeme jetzt nennt. Sie weiß: Das ist nicht wahr! Denn Graeme ist kein Junggeselle, sondern verheiratet. Mit ihr - höchste Zeit, ihn daran zu erinnern. Da kommt ein Maskenball gerade recht …

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum12. Sept. 2010
ISBN9783862950218
Tiffany Hot & Sexy Band 15: Lüg nicht - lieb mich! / Wie verführt man Casanova? / Diese Nacht gehörst du mir /
Autor

Lori Wilde

Lori Wilde hat mehr als neununddreißig erfolgreiche Bücher geschrieben, von denen etliche auf der Bestsellerliste der New York Times landeten. Sie arbeitete 20 Jahre als Krankenschwester, doch ihre große Liebe ist die Schriftstellerei. Lori Wilde liebt das Abenteuer. Unter anderem läuft sie Marathon, nimmt Flugstunden, tritt mit einer professionellen Jazzband auf, fotografiert Grizzlybären im Yellowstone Nationalpark und reist gern. Lori Wilde lebt mit ihrem Liebsten Bill, ihrem Schäferhund Cinnamon und vier Enten in Texas.

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    Buchvorschau

    Tiffany Hot & Sexy Band 15 - Lori Wilde

    IMPRESSUM

    TIFFANY HOT & SEXY erscheint alle zwei Monate im CORA Verlag GmbH & Co. KG,

    20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1

    Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

    © 2010 by Laurie Vanzura

    Originaltitel: „His Final Seduction"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

    in der Reihe: BLAZE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Christian Trautmann

    © 2009 by Karen Foley

    Originaltitel: „Hold on to the Nights"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

    in der Reihe: BLAZE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Anke Laumann

    © 2010 by Marie Donovan

    Originaltitel: „Knowing the Score"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises, Ltd., Toronto

    in der Reihe: BLAZE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Heike Collins

    Fotos: gettyimages

    Deutsche Erstausgabe in der Reihe: TIFFANY HOT & SEXY

    Band 15 (5) 2010 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg,

    Veröffentlicht im ePub Format im 10/2010 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    ISBN-13: 978-3-86295-021-8

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    TIFFANY HOT & SEXY-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

    Printed in Germany

    Aus Liebe zur Umwelt: Für CORA-Romanhefte wird ausschließlich 100% umweltfreundliches Papier mit einem hohen Anteil Altpapier verwendet.

    Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, HISTORICAL MYLADY, MYSTERY, TIFFANY SEXY

    www.cora.de

    Lori Wilde

    Wie verführt man Casanova?

    1. KAPITEL

    Noch nie war Sex ihr so faszinierend vorgekommen.

    Oder so beängstigend.

    Genau das ist der springende Punkt. Du musst mal was riskieren.

    Jorgina Gerard klappte die Hochglanzbroschüre über Eros Airlines und erotische Pauschalreisen ins Fantasy Resort zu und fächerte sich damit Luft zu. Warum musste die Erregung sie ausgerechnet am Ticketautomaten des Dallas/Fort Worth International Airport ergreifen? Sie musste sich jetzt wirklich zusammenreißen. Was war eigentlich los mit ihr?

    Hm. Könnte es damit zu tun haben, dass du keinen Sex mehr hattest, seit dein Freund mit dir Schluss gemacht hat?

    Jorgie verzog das Gesicht. Um sie herum zogen Geschäftsleute ihre Trolleys hinter sich her, wiedervereinte Liebende fielen sich in die Arme, gehetzte Eltern scheuchten ihre energiegeladenen Kinder von den potenziellen Gefahrenherden wie Rolltreppen und Gepäckausgabe fort – ein buntes Getümmel.

    Was machte sie hier eigentlich? Warum hatte sie sich von Avery Bodel, die schon seit dem Kindergarten ihre beste Freundin war, dazu überreden lassen? Hatte sie den Verstand verloren, eine exotische Reise mit dem provokanten Titel „Die Liebeskunst der Kurtisanen" anzutreten? Sie brauchte keinen Unterricht in Sexpraktiken. Schließlich war sie fünfundzwanzig und hatte diverse Sendungen im Kabel-TV gesehen. Außerdem hatte sie eine feste Beziehung hinter sich und … und …

    Und als Brian sie verließ, hatte er ihr vorgeworfen: „Du bist im Bett einfach zu konventionell. Männer brauchen Abwechslung, Aufregung, Gefahr."

    Gefahr? Jorgie machte erneut die Augen zu und atmete tief durch. Vielleicht lag das Problem gar nicht bei ihr, sondern bei Brian.

    Und wenn er das Problem war, gab es keinen Grund, hier zu sein, oder? Sie musste sich einfach einen Mann suchen, der das Herkömmliche zu schätzen wusste.

    „Weißt du, wandte sie sich an ihre Freundin, deren Haare in dieser Woche die Farbe von Muskatellertrauben hatten. Als Friseurin wechselte sie Frisur und Farbe so häufig wie andere Leute ihre Kleidung. „Vielleicht ist diese …

    „O nein, unterbrach Avery sie und packte Jorgies Handgelenk. „Das tust du nicht!

    „Was denn?", fragte Jorgie, doch ihre hohe, quietschende Stimme verriet sie.

    „Du führst mich nicht an der Nase herum. Ich kenne dich schon zu lange. Du hast wieder diesen Ich-werde-vor-dem-Spaß-davonlaufen-Blick. Genau wie damals in der achten Klasse, als wir auf Miley Kinslows Geburtstagsparty Flaschendrehen gespielt haben und die Flasche auf den Jungen gezeigt hat, in den du verliebt warst."

    „Quint Mason", sagte Jorgie und fragte sich, ob er vielleicht auf konventionelle Frauen stand.

    Das ganze Schuljahr über war sie in Quint verknallt gewesen, dabei nahm er sie kaum zur Kenntnis. Sie konnte sich noch gut daran erinnern, wie er damals ausgesehen hatte – schlaksig, mittelbraunes Haar, ein verwegenes Grinsen, das Teenagerherzen schmelzen ließ. Natürlich sprach er als Zehntklässler nicht mit ihr, und sie war viel zu schüchtern gewesen, um ihn anzusprechen. Trotzdem war sie damals vollkommen vernarrt in ihn. Jorgie seufzte. Irgendwie hatte es bei ihr mit dem anderen Geschlecht noch nie so richtig geklappt.

    Sie fragte sich, was aus ihm geworden war, und erinnerte sich an das, was ihr Bruder Keith ihr nach seinem zehnjährigen Klassentreffen im letzten Herbst beiläufig erzählt hatte. Er hatte nämlich gehört, Quint sei in Afghanistan stationiert gewesen und habe vor Kurzem die Air Force verlassen, um für eine private Fluglinie zu arbeiten. Das hörte sich allerdings nicht nach einem konventionellen Mann an.

    „Ja. Avery tippte sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe. „Quint Mason. So hieß er. Mit dieser Reise ist es dasselbe. Du hast die Chance, das Leben in vollen Zügen zu genießen.

    „Aber ist eine erotische Reise wirklich die Lösung?"

    „Sieh dir das an. Avery schnappte Jorgie die Eros-Broschüre aus der Hand und hielt sie ihr unter die Nase. „Sieh dir all die Gelegenheiten an, vor denen du davonläufst. Ihre Freundin blätterte durch die Seiten und las dabei laut vor: „‚Lernen Sie die erotischen Geheimnisse kennen, die jede Kurtisane kannte. Finden Sie heraus, wie Sie einen Mann ganz in Ihren Bann ziehen. Tanzen Sie den verführerischen Tanz, der Könige in die Knie zwang. Werden Sie zu einer aufregenden, sinnlichen Frau.‘"

    Jorgie errötete, nahm Avery hastig die Broschüre wieder weg und verstaute sie in ihrer Handtasche. „Scht, sonst hört dich noch jemand."

    „Na und? Ich schäme mich nicht."

    „Hier laufen Kinder herum."

    „He, ich bin nicht deren Mutter, also ist es nicht meine Aufgabe, das, was sie vom Leben mitbekommen, zu dosieren."

    „Kann schon sein, aber du musst ja trotzdem nicht gleich dem ganzen Flughafen verkünden, wohin wir reisen."

    „Im Ernst, meinte Avery. „Kneif nicht. Dies ist deine Chance, diesem Idioten Brian zu zeigen, dass du alles andere als spießig bist. Was nimmt der sich eigentlich heraus? Immerhin habt ihr euch bei einer Tagung der Wirtschaftsprüfer kennengelernt. Der ist genauso konventionell wie du, zumindest war er das, bevor er …

    „Aber ich bin nun mal konventionell", wandte Jorgie ein.

    „Fühl dich spießig, und du bist spießig."

    „Was?"

    „Das sagt meine Großmutter immer."

    „Deine Großmutter sagt: ‚Fühl dich spießig, und du bist spießig?‘"

    „Nein, sie sagt: ‚Fühl dich hübsch, und du bist hübsch.‘ Ich habe dafür nur ‚spießig‘ eingesetzt, aber es läuft auf dasselbe hinaus."

    „Es ergibt weder in der einen noch in der anderen Version Sinn", sagte Jorgie.

    „Doch. Es bedeutet, dass man so hübsch ist, wie man sich gibt. Wenn man sich spießig verhält, ist man spießig. Verhält man sich unkonventionell …"

    „Ich hab’s verstanden."

    „Also hör auf, Angst zu haben. Hör überhaupt auf zu denken. Du denkst zu viel, Jorgie."

    „Und du stürzt dich immer Hals über Kopf in alles hinein, Avery."

    „Dafür habe ich auch mehr Spaß als du."

    Jorgie musste zerknirscht zugeben, dass ihre Freundin recht hatte. „Ach, darüber streiten wir doch schon seit zwanzig Jahren."

    „Ich bin das Gaspedal …", zitierte Avery ihre Mütter aus der Zeit, als sie zusammen im Sandkasten gespielt hatten. Avery war ein Kind gewesen, das sich kopfüber die Rutsche hinunterstürzte, während Jorgie weinend auf der obersten Leitersprosse stand und zu viel Angst für beides hatte: umkehren oder hinunterrutschen.

    „Und ich bin die Bremse", beendete Jorgie den Satz.

    „Na ja, wir ergänzen uns ganz gut. Das ist das Geheimnis unserer lebenslangen Freundschaft." Avery legte ihr grinsend den Arm um die Schulter.

    Diese Geste machte Jorgie tatsächlich Mut und munterte sie auf. Sie wusste wirklich nicht, was sie ohne ihre Freundin machen würde. Avery hatte so viel Lebenskraft. In ihrer Nähe fühlte Jorgie sich stärker, mutiger, abenteuerlustiger. Die wenigen Risiken, die sie jemals eingegangen war, waren auf Averys Einfluss zurückzuführen. Sie war wie eine mitreißende Anführerin, die mit ihrem Charme und purem Glück durchs Leben kam.

    „Du bist dran." Avery stupste sie mit dem Ellbogen an.

    Nervös trat Jorgie an den Automaten und schob ihre Kreditkarte in den Schlitz. Egal ob sie nun bereit war oder nicht, es würde passieren.

    „Während du das hier erledigst, gehe ich mal zum Ticketschalter", erklärte Avery.

    „Was? Warum das denn?"

    „Keine Angst, ich bin gleich wieder zurück." Sie verschwand, und dank der tief auf den Hüften sitzenden Jeans und des abgeschnittenen T-Shirts konnte man einen Blick auf ein Kunstwerk aus Tinte auf ihrem unteren Rücken erhaschen. Jorgie würde nie den Mut aufbringen, sich tätowieren zu lassen, und sosehr Averys Verwegenheit sie schockierte, so sehr bewunderte sie ihre Freundin auch dafür.

    Der Automat spuckte Jorgies Bordkarte aus.

    Jetzt gab es kein Zurück mehr – sie und Avery waren auf dem Weg nach Venedig, um sich in die erotischen Geheimnisse der Kurtisanen einweihen zu lassen. Nicht dass Avery irgendwelche Lektionen in Sachen Sex gebraucht hätte – die Frau ließ mehr Männer an der Angel zappeln, als Jorgie zählen konnte –, doch es könnte sicher nicht schaden, wenn ihre Freundin sich etwas von der Diskretion der Kurtisanen abschauen würde.

    Na gut, sie würde es tun, denn es wurde höchste Zeit, nicht mehr immer nur auf Nummer sicher zu gehen. Brian hatte recht, sie war wirklich zu konventionell. Und solange sie Avery an ihrer Seite hatte, konnte sie mutig sein.

    Nur: Wo steckte die bloß?

    Mit der Bordkarte in der einen Hand und dem Trolley in der anderen, wandte Jorgie sich vom Automaten ab und hielt so konzentriert nach ihrer Freundin Ausschau, dass sie den Mann zu spät sah. Prompt stieß sie mit ihm zusammen.

    In letzter Sekunde versuchte sie noch auszuweichen, aber da war es schon zu spät.

    Zack!

    Urplötzlich fanden sie sich in einem Gewirr aus Armen und Beinen und rollenden Gepäckstücken aus Leder wieder.

    „Miss, ist alles in Ordnung mit Ihnen?" Seine Stimme war tief wie der Phantom Lake, an dem ihre Eltern ein Sommerhäuschen besaßen.

    Seine Hände lagen auf ihren Schultern, um sie zu stützen, und erst da wurde Jorgie klar, dass sie auf dem Boden lag. Ihr Rock war hochgerutscht und entblößte viel zu viel Oberschenkel. Hastig zog sie ihn bis zu den Knien herunter und sah den Mann an. Hatte er hingeschaut?

    Sein Grinsen verriet, dass er alles gesehen hatte.

    Erst jetzt fiel ihr auf, wie attraktiv er war. Wie einem Tagtraum entsprungen: markantes Kinn, sorgfältig frisiertes, gewelltes braunes Haar, funkelnde braune Augen. Die leicht gekrümmte Nase musste ihm schon einmal gebrochen worden sein, aber sonst hätte er auch viel zu gut ausgesehen.

    Jorgie schluckte benommen und starrte ihn an. Sag was, Dummkopf, ermahnte sie sich.

    „Hallo, sagte er. „Kennen wir uns nicht?

    Es erstaunte sie, dass er auf diese abgegriffene Masche angewiesen war. Eigentlich sah er aus, als würde er sich auf eine originelle Anmache verstehen. Solange sie seine warme Hand auf ihrer Schulter spürte, brachte sie jedoch kein Wort heraus.

    „Ja, klar. Ich war früher, als ich mit meiner Familie in Burleson wohnte, mit deinem Bruder Keith unterwegs. Ich bin Quint. Quint Mason. Erinnerst du dich an mich?"

    Quint Mason? War das möglich? Hier? So nah? Sie war ganz perplex. Was für ein Zufall!

    Er hielt ihr lächelnd die Hand hin.

    Fast hätte sie gelacht. Nicht weil irgendetwas lustig gewesen wäre, sondern aus Nervosität. Was blieb ihr anderes übrig, als sich von ihm aufhelfen zu lassen?

    Sie fühlte sich plötzlich ein bisschen wie Alice im Wunderland. „Hm … tja …", stammelte sie.

    „Janie, richtig? Nein, warte … Er schnippte mit den Fingern. „Jorgie, stimmt’s?

    Ein Glücksgefühl durchströmte sie, und sie nickte stumm. Er erinnerte sich an ihren Namen!

    „Du hast dich verändert, stellte er fest und musterte sie mit einem anerkennenden Funkeln in den Augen. Aber sie war nicht die Einzige, die sich verändert hatte. Er war nicht mehr schmal und schlaksig, sondern breitschultrig und muskulös. „Keine Zahnklammern mehr.

    Ihr wurde ganz warm. „Die bin ich auf der Uni losgeworden."

    „Und keine Zöpfe mehr." Er berührte ihr Haar, und seine Fingerspitzen streiften ihren Hals.

    Ein Schauer überlief sie, ihr Atem ging schneller. „Die habe ich zusammen mit der Uniform der Privatschule hinter mir gelassen."

    „Du trägst gar keine Bücher aus der Bibliothek unter dem Arm. Liest du nicht mehr gern?"

    „Doch, daran hat sich nichts geändert. Ich bin nur zur E-Book-Leserin aufgestiegen. Und das habe ich für den Flug in meiner Handtasche verstaut."

    „Außerdem trägst du keine Brille mehr. LASIK oder Kontaktlinsen?"

    „Laseroperation", bestätigte sie seine erste Vermutung.

    „Ich auch."

    „Es ist erstaunlich, dass du mich wiedererkannt hast."

    „Diese Augen sind noch dieselben. Er nickte, als spräche er eine uralte Weisheit aus. „So tiefblau, dass sie fast violett wirken. Wie ein Bergfluss in Colorado. Nicht viele Menschen auf der Welt haben solche Augen. Als ich in deine Augen sah, wusste ich sofort, dass du es bist.

    Er erinnert sich an mich, dachte sie und ermahnte sich sofort, deswegen nicht so begeistert zu sein. Aber sie hatte tatsächlich Herzklopfen.

    „Ich würde mich gern mit dir über alte Zeiten unterhalten", sagte er.

    Was für alte Zeiten? In dem ganzen Jahr, in dem er in Burleson gewohnt hatte und mit ihrem Bruder befreundet gewesen war, hatte sie keine zehn Worte mit ihm gewechselt. Dafür war sie viel zu schüchtern gewesen.

    „Ich würde auch gern wissen, was Keith heute so treibt, aber leider … Er schaute auf seine Armbanduhr. „Ich komme zu spät zur Arbeit. Vielleicht können wir uns ein andermal länger unterhalten. Das war vage. Trotzdem geriet sie völlig aus dem Häuschen bei der Vorstellung, ihn wiederzusehen.

    „Ja, vielleicht." Sie hauchte die Worte beinah, riss sich aber sofort wieder zusammen.

    Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche seines Jacketts mit Hahnentrittmuster – er sah natürlich nicht nur gut aus, sondern kleidete sich auch noch elegant – und reichte sie ihr. „Ruf mich an, wenn du wieder in der Stadt bist."

    Klar doch. Falls sie jemals den Mut dazu aufbrachte. Sie nahm die Karte trotzdem.

    „Bis dann." Er winkte noch einmal und verschwand mit seinem Trolley.

    Jorgie blieb benommen zurück.

    „Ach, du meine Güte, wer ist denn dieser sexy Typ?", wollte Avery wissen, die genau in diesem Moment wieder aus dem Nichts auftauchte. Synchron neigten sie die Köpfe, während sie seufzend Quints knackigen Po bewunderten.

    „Das, erklärte Jorgie, „war Quint Mason.

    „Der Quint Mason vom Flaschendrehen? Das ist jetzt nicht wahr." Avery schubste sie scherzhaft.

    Jorgie deutete auf ihr Gepäck. „Womöglich."

    Avery kicherte. „Das ist einfach unglaublich."

    „Wieso?"

    „Es ist Schicksal, Kismet oder Glück. Wir haben doch eben erst über ihn gesprochen, und zack, taucht er auf. Wie wahrscheinlich ist das?"

    „So abwegig, wie du glaubst, ist es auch wieder nicht, erwiderte Jorgie, deren mathematischer Verstand sofort arbeitete. „Schließlich arbeitet Quint für eine Fluglinie, und das hier ist der größte Flughafen der USA. Wahrscheinlich kommt er jeden Morgen auf dem Weg zur Arbeit hier vorbei.

    „Kann schon sein. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass du hier stehst, wenn er vorbeikommt?"

    „Wenn du möchtest, erstelle ich für dich eine statistische Analyse …"

    Avery hielt sich die Ohren zu. „Erspar mir das. Zahlen bringen mich nur durcheinander."

    „Es ist wie bei diesem Phänomen, wo man sich entschließt, ein bestimmtes Auto zu kaufen …"

    „Ich will einen Spyder."

    „Na schön, einen Spyder, meinte Jorgie, „und plötzlich sieht man überall Spyder. Wenn wir nicht über Quint gesprochen hätten, wäre er mir wahrscheinlich gar nicht aufgefallen. Er wäre glatt unbemerkt an mir vorbeigegangen. So wie du nicht auf jeden Spyder achten würdest, der an dir vorbeifährt, wenn du nicht unbedingt einen haben wolltest.

    „Nur dass er nicht an dir vorbeigelaufen, sondern mit dir zusammengestoßen ist."

    „Du hast das gesehen?"

    „Der ganze Flughafen hat es gesehen."

    Jorgie verzog das Gesicht. Sie hasste es, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Und am schlimmsten war es, wenn der Grund dafür etwas Peinliches war. Avery dagegen liebte das Rampenlicht.

    „Mach dich deswegen nicht verrückt, sagte ihre Freundin, die anscheinend mal wieder Gedanken lesen konnte. „Es kümmerte hier keinen, dass dein Rock praktisch bis zur Taille hochgeschoben war.

    Jorgie stöhnte.

    „Sieh es mal positiv. Immerhin hast du keinen String an. Komm schon, gehen wir durch die Kontrolle, bevor die Schlange noch länger wird. In fünfzehn Minuten können wir an Bord."

    Avery hatte recht. Es nützte nichts, sich wegen etwas zu grämen, was man sowieso nicht ändern konnte. Sie musste sich auf das Hier und Jetzt konzentrieren und sollte sich auf die Reise freuen. Schließlich würde sie nach Venedig fliegen. Was konnte eine Frau sich mehr wünschen?

    Als sie die Flughafenkontrolle hinter sich hatten und am Gate der Eros Air ankamen, gingen die Passagiere schon an Bord.

    „He, meinte Avery und stieß Jorgie mit dem Ellbogen an. „Ist das nicht dein Typ?

    „Welcher Typ?"

    „Der Attraktive da drüben neben der Angestellten am Gate."

    Jorgie sah zur Fluggastbrücke, und tatsächlich entdeckte sie Mason, der dabei war, an Bord der Maschine zu gehen. Ihrer Maschine. Nach Venedig. Was machte er auf ihrem Flug? Arbeitete er für Eros Airlines? War er Pilot, Navigator oder Flugbegleiter? Aber er trug keine Uniform.

    Jorgie warf einen Blick auf ihr Ticket. „Sind wir am richtigen Gate?"

    „E37. Das ist deins."

    Sie sah Avery an. „Was meinst du mit ‚das ist deins‘?"

    „Dies ist dein Gate."

    „Mein Gate?" Sie runzelte die Stirn.

    Avery trat von einem Fuß auf den anderen. „Na ja, mein Gate ist E34."

    „Dein Gate?", wiederholte Jorgie wie ein Papagei.

    „Ich habe mich in letzter Minute entschlossen, lieber die Make-Love-Like-A-Moviestar-Tour zu machen. Ich fliege nach Hollywood."

    „Wie bitte?"

    „Ich fliege nach Hollywood", wiederholte Avery.

    „Deshalb bist du zum Ticketschalter gegangen. Du wolltest deinen Flug umbuchen."

    Immerhin besaß Avery so viel Anstand, verlegen auszusehen. „Ja."

    „Und das ging einfach so?"

    „Ich musste eine zusätzliche Gebühr zahlen."

    Jorgie war schockiert. „Warum hast du mir nichts davon gesagt? Ich hätte genauso gern die Filmstar-Tour gemacht. Komm, wir tauschen mein Ticket auch um."

    „Äh, tja, ich wollte lieber allein reisen."

    „Aber … aber …, stammelte Jorgie. „Diese ganze Eros-Reise war deine Idee. Du hast gesagt, ich soll meine Flügel ausbreiten, meine Sexualität entdecken und Brian zeigen, dass ich genauso unkonventionell sein kann wie … wie …

    Avery legte ihr die Hand auf die Schulter. „Und das wirst du auch tun."

    „Aber nicht ohne dich."

    „Jorgie, irgendwann müssen wir die Leine mal kappen. Ich kann nicht ewig dein Es sein. Du musst selbst lernen, Spaß zu haben."

    „Na toll. Jorgie war vollkommen überrumpelt. „Aber wer bremst dich jetzt?

    „Das ist der springende Punkt. Diesmal lasse ich mich einfach fallen. Keine Bremsen, kein Fallschirm, nichts, was mich zurückhält."

    Jorgie starrte sie verwirrt an. „Ich …"

    „Hör mal, das ist jetzt kein Weltuntergang, meinte ihre Freundin aufmunternd. „Wir machen nur getrennt Urlaub.

    „Ich hätte diese Reise nie gebucht, wenn ich gewusst hätte, dass du mich hängen lässt." Jorgie ballte die Fäuste.

    „Ich weiß. Avery lächelte. „Deshalb musste ich es ja so machen. Ich hoffe, du verzeihst mir diese List irgendwann.

    „Tu das nicht. Du kannst dein Ticket noch mal umtauschen. Ich bezahle auch die Gebühr. Bitte."

    „Es wird Zeit für dich, erwachsen zu werden. Avery schulterte ihre Reisetasche. „Ciao.

    „Du kannst nicht … lass mich nicht allein!"

    „Süße, du bist viel zu abhängig von mir."

    Ihre Freundin hatte recht. Jorgie fand selbst, dass sie verzweifelt klang. Vielleicht lag das daran, dass sie verzweifelt war. „Bitte …"

    „Du schaffst das, ich habe vollstes Vertrauen in dich. Wir telefonieren jeden Tag und erzählen uns, was wir erlebt haben."

    „Ave…" Jorgie kämpfte mit einem Durcheinander an Emotionen. Sie fühlte sich verraten, ängstlich, zornig, aber seltsamerweise war sie auch ein bisschen aufgeregt. Sie hatte noch nie etwas allein unternommen. Avery und sie hatten auf dem College zusammen gewohnt, und danach war Jorge mit Brian zusammengezogen. Als Brian sie verließ, zog Avery wieder bei ihr ein. Sie hatte noch nie allein gelebt oder war allein verreist.

    „Letzter Aufruf für Flug 692 Eros Air", verkündete eine Stimme über Lautsprecher.

    „Geh. Avery schubste sie sanft Richtung Fluggastbrücke. „Es ist zu deinem Besten.

    „Ich …"

    „Breite die Flügel aus, Jorgie. Pfeif auf die Konventionen und flieg deinem Ziel entgegen." Mit diesen Worten wandte Avery sich ab und ging eilig davon. Im Nu wurde sie von der Menschenmenge verschluckt.

    Jorgie stand wie angewurzelt da. Ihr Herz pochte. Die Angestellte am Gate sah sie erwartungsvoll an und streckte die Hand aus, um ihre Bordkarte entgegenzunehmen.

    Sie sah die Frau an und ließ die letzten Wochen noch einmal Revue passieren. Ihre ganze kleine Welt war zusammengebrochen. Brian hatte sie verlassen, weil sie ihm zu langweilig war. Gleichzeitig war sie bei der Arbeit bei einer Beförderung übergangen worden, weil sie, wie ihr Chef fand, nicht aggressiv genug war. Dann hatte sie Averys Rat angenommen und eine erotische Fantasiereise gebucht, war hier auf dem Flughafen Quint Mason begegnet und hatte festgestellt, dass er im gleichen Flugzeug wie sie sitzen würde. War das Schicksal?

    Jorgie war eigentlich Realistin, schließlich arbeitete sie als Wirtschaftsprüferin. Sie mochte es, wenn die Dinge einen Sinn ergaben und logisch waren, und dazu passte die romantische Vorstellung einer schicksalhaften Fügung nicht. Doch hier war sie nun, und das Schicksal bot ihr eine Chance. Besaß sie den nötigen Mut, um zuzugreifen?

    „Miss?, sagte die Angestellte am Gate. „Gehen Sie an Bord?

    Jetzt oder nie. Entweder sie bewies, dass sie wagemutig sein konnte, oder sie akzeptierte ein für allemal, dass sie eine schüchterne, konventionelle Frau war, die nie die Aufmerksamkeit eines Mannes wie … Quint Mason auf sich ziehen konnte.

    Entschlossen drückte sie der Angestellten ihre Bordkarte in die Hand. „Ja, sagte sie. „Das tue ich.

    2. KAPITEL

    Sieh mal an, die kleine Jorgie Gerard hatte sich ja erstaunlich entwickelt.

    Von seinem Platz im hinteren Teil des Flugzeugs aus beobachtete Quint Mason, wie sie mit ihrem Handgepäck an Bord der Eros Air Bombardier CRJ200 kam und den Gang entlangging. Er musterte ihre üppigen Kurven. Einen solchen Körper hatte sie vor dreizehn Jahren noch nicht gehabt, sonst würde er sich daran erinnern.

    Er konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden. Er war wie gebannt. Der Ausschnitt ihrer taubenblauen Bluse offenbarte nicht viel, aber es genügte, damit sich kleine Schweißperlen in seinem Nacken bildeten. Das Flugzeug war edel eingerichtet, aber in diesem Moment fiel ihm nur auf, wie eng es war. Jorgie blieb ein paar Reihen vor ihm stehen und schaute auf ihre Platzkarte.

    Die Sonnenstrahlen, die durch ein Fenster fielen, tauchten sie in einen sanften gelben Lichtschein. Sie sah aus wie ein Engel. Kaum zu glauben, dass das die kleine schüchterne Schwester seines besten Freundes war!

    Die glatten braunen Haare mit den rötlichen Strähnen hatte sie zu einem sittsamen Pferdeschwanz zusammengebunden. Am liebsten hätte er das Haarband gelöst, um zu sehen, wie sie über ihre Schultern fielen. Sie trug einen knielangen Rock in einem etwas dunkleren Blau als ihre Bluse, dazu blaue Sandaletten mit pinkfarbenen Blümchen. Sie sah aus wie das Mädchen von nebenan, das nun erwachsen war. Eine Frau, die man seinen Eltern vorstellte. Eine zum Heiraten. Er musste sich dringend von ihr fernhalten.

    Doch auch als das Licht gedämpfter wurde, konnte er sich von ihrem Anblick nicht losreißen. Er hatte keine Ahnung, warum. Sein Herz klopfte schneller, und das war sehr ungewöhnlich.Normalerweise tat es das nur, wenn er seine Corvette zu schnell fuhr, Tango tanzte oder mit einer Frau schlief. Sie war hübsch, ja, aber nichts Außergewöhnliches. Es gab also keinen Grund für diese Empfindungen. Trotzdem besaß sie eine Ausstrahlung, die ihn fesselte, und ein unerwarteter Gedanke schoss ihm durch den Kopf.

    Ich muss sie haben.

    Das war idiotisch und würde nur Ärger geben, großen Ärger. Quint senkte die Lider und lächelte.

    Er konnte bis zu seinem Platz hören, wie er scharf die Luft einsog. Rasch wandte sie sich ab und versuchte, ihr Handgepäck im Gepäckfach zu verstauen. Obwohl die Fächer in diesem Privatjet größer waren als in den Linienmaschinen, hatte sie Mühe, ihre Tasche unterzubringen.

    Quint stand auf und war mit wenigen Schritten bei ihr. „Warte, ich helfe dir."

    Einen Moment lang schien es, als wollte sie ablehnen, doch als ihre Finger sich berührten, ließ sie den Griff los. Ein Hauch ihres delikaten Parfüms hüllte Quint ein.

    „Danke", sagte sie leise.

    Er starrte ihre sinnlichen Lippen an und verlor sich in den Tiefen ihrer blauen Augen, während er ihre Tasche über den Kopf hielt. Mann, nimm dich zusammen, ermahnte er sich. Seit der Highschool hatte ihn keine Frau mehr derart aus der Fassung gebracht.

    „Ist irgendwas?" Sie strich sich die Haare aus dem Gesicht. Dabei klimperten ihre pinkfarbenen Armreifen am Handgelenk.

    „Ich …" Tu was, steh nicht einfach nur da. Hinter ihr im Gang staute sich alles. Endlich schob er ihre Tasche ins Gepäckfach und machte die Klappe zu.

    „Danke", wiederholte sie, setzte sich und schnallte sich an. Dann nahm sie das Bordmagazin und fing an, darin herumzublättern.

    „Gern geschehen", murmelte Quint, dem nichts Besseres einfiel, und kehrte zu seinem Platz zurück. Dort versuchte er, noch ganz benommen von ihrer bloßen Gegenwart, sich auf seine Arbeit zu konzentrieren.

    Er war Sky Marshal bei der Lockhart Agency und in deren Auftrag zu einem Sondereinsatz unterwegs. In den letzten zehn Wochen waren er und seine Kollegen für Eros Airlines und Fantasy-Abenteuerurlaube tätig gewesen. Der Slogan des Unternehmens lautete: „Something Sexy In the Air", und es hatte sich auf reiche Kunden spezialisiert, die gern viel Geld ausgaben, um ihre leidenschaftliche Seite auszuleben.

    In den letzten Monaten aber hatte die Besitzerin der Fluglinie, Taylor Milton, anonyme Drohbriefe erhalten. Gleichzeitig häuften sich in vier ihrer internationalen Hotels Sabotageakte. Sie zögerte, zur Polizei zu gehen, weil sie Angst vor schlechter Publicity hatte. Um den Fall diskret zu behandeln, hatte sie Lockhart Agency engagiert.

    Die Sky Marshals arbeiteten undercover, sowohl in den Flugzeugen als auch in den Hotels. Quint war im Hotel in Venedig als Animateur getarnt, wo er täglich Kurse zum Thema „Die Liebeskunst Casanovas" gab. Dies war sein dritter Durchgang, seit der Auftrag abgeschlossen worden war, und er hatte jedes Mal seinen Spaß dabei gehabt. Er brachte den Männern bei, großartige Liebhaber zu sein, und er flirtete mit den Frauen, um seine Fähigkeiten zu demonstrieren. Der einzige Nachteil an der ganzen Sache war die Moralitätsklausel, die er hatte unterschreiben müssen: Sie verbot ihm, Sex mit den Gästen zu haben. Für einen sinnlichen Menschen wie ihn war das eine echte Herausforderung.

    Die Sabotageakte hatten zunächst eher in Unannehmlichkeiten bestanden, die kaum der Rede wert waren. Aber vor einem Monat hatte dann jemand eine kleine Bombe im Hotel in Tokio deponiert. Die Bombe war gefunden und entschärft, das Hotel evakuiert worden, ohne dass jemand zu Schaden kam, doch damit war die Situation deutlich eskaliert. Taylor Milton verstärkte die Sicherheitskräfte in den Hotels, und seitdem hatte es keine weiteren Vorfälle oder Drohbriefe gegeben. Das hieß natürlich nicht, dass der Spuk vorbei war. Es war unheimlich, darauf zu warten, was als Nächstes passieren würde.

    Quint fiel auf, dass sich niemand neben Jorgie setzte, obwohl die Maschine voll war. Sobald sie in der Luft waren, schickte er seinem Kollegen Jake Stewart eine SMS, der in diesem Moment ein Flugzeug in Los Angeles bestieg, um an einer Eros-Reise unter dem Motto „Die Liebeskunst der Filmstars" teilzunehmen.

    Irgendwelche gut aussehenden Frauen?, tippte er in seinen BlackBerry.

    Ist das alles, woran du denken kannst?, antwortete Jake.

    Quint lachte. So ziemlich.

    Casanova passt perfekt zu dir.

    Schwing dich wieder aufs Pferd, Mann. Jake war seit über einem Jahr geschieden und, soweit Quint wusste, seither mit keiner Frau mehr ausgegangen. Deshalb ermunterte er ihn ständig, sich auf eine Affäre einzulassen. Aber Jake war ein superkorrekter Typ, der sich stets an die Regeln hielt.

    Darf ich dich an die Moralitätsklausel erinnern?, textete Jake zurück.

    Und? Irgendwelche tollen Frauen?

    Ja.

    Das überraschte Quint. Wirklich?

    Nicht mein Typ.

    Umso besser.

    Sie schließen die Tür. Bis später.

    Quint steckte seinen BlackBerry wieder ein. Die Stewardess verteilte Getränke, und er hörte, wie Jorgie eine Bloody Mary bestellte. Nachdem sie ihren Drink und er eine Flasche Wasser bekommen hatte, ging er zu ihr und setzte sich neben sie. „Hattest du eine wilde Nacht?"

    Sie sah ihn verblüfft an.

    Er deutete auf ihren Drink. „Eine Bloody Mary gilt allgemein als Mittel gegen Kater."

    „Nein, antwortete sie. „Ehrlich gesagt, trinke ich selten etwas …

    „Hast du Angst vorm Fliegen?"

    „Überhaupt nicht."

    „Das wird ja immer mysteriöser. Du scheinst mir nicht der Typ zu sein, der morgens um neun Alkohol trinkt."

    „Stimmt genau."

    „Da komme ich nicht ganz mit", gestand er.

    „Ich tue Dinge, die ich normalerweise nicht tue."

    „Aha. Es hat also mit dem üblen Ende einer Beziehung zu tun."

    „Woher weißt du das?"

    „Du reist allein, trinkst schon im Flugzeug Bloody Marys und bist unterwegs zu einem Eros-Hotel. Das sind die üblichen Mittel, um über das Ende einer Beziehung hinwegzukommen."

    „Willst du damit sagen, dass ich ein Klischee bin?"

    Er zuckte die Schultern und grinste.

    „Eigentlich wollte ich gar nicht allein reisen, sagte sie. „Meine Freundin Avery sollte mich begleiten. Aber sie hat im letzten Moment ihr Ticket umgetauscht und ist unterwegs zu einem anderen Eros-Hotel. Das ist doch wohl Grund genug für eine Bloody Mary, oder?

    „Trink aus. Ich bestelle dir noch eine."

    Sie schaute auf seine Wasserflasche. „Du trinkst nichts?"

    „Ich bin nicht in Stimmung. Er lächelte. „Aber tu dir keinen Zwang an.

    „Mit diesem Lächeln kriegst du viele Frauen ins Bett, oder?"

    Diese Frage von einem braven Mädchen von nebenan überraschte ihn. „Ich kann mich nicht beklagen."

    „Du hast dich seit der Highschool kein bisschen verändert."

    „Das klingt nicht wie ein Kompliment", stellte er fest.

    „Was soll an einem neunundzwanzigjährigen Mann mit Highschool-Mentalität nicht schmeichelhaft sein?"

    „Autsch, Kätzchen. Zieh die Krallen ein. Ich bin nicht der Kerl, der dir wehgetan hat."

    „Nein, aber du bist der, der entschieden hat, sich hierher zu setzen. Entweder du kannst einstecken, oder du verschwindest dorthin, wo du hergekommen bist."

    Das wurde ja langsam richtig interessant. Quint lehnte sich zurück und schnallte sich an. Er konnte seinen Job genauso gut hier machen wie in der letzten Reihe. „Es ist ein langer Flug, und ich bin ganz Ohr."

    „Warst du jemals verlobt?" Sie klang verbittert, und unvermittelt stieg in Quint eine Wut auf den Exfreund auf, der sie sitzen gelassen hatte.

    „Nein", antwortete er.

    „Warst du je nah dran?"

    „Nein."

    „Wolltest du mal heiraten?"

    „Auf die Idee bin ich nie gekommen."

    Sie nippte an ihrer Bloody Mary und zeigte mit dem Finger auf ihn. „Wie schlau von dir."

    „Und wie geht es Keith?, fragte er unvermittelt. „Ich habe ihn beim zehnjährigen Klassentreffen gesehen, und wir haben ein paar Drinks zusammen genommen. Es war nett, aber wir sind nicht in Kontakt geblieben.

    „Keith hat gerade geheiratet. Er und seine Frau erwarten im Herbst ein Kind."

    „Wirklich? Aber er ist doch erst …"

    „Neunundzwanzig. Genauso alt wie du."

    „Das kommt mir zu jung vor, um sich fest zu binden."

    „Er ist sehr glücklich."

    „Freut mich für Keith." Wehmut überkam ihn. Anscheinend heirateten alle seiner Freunde und gründeten eine Familie. Er verstand das nicht. Es gab noch so viel zu erleben. Heiraten und alt werden konnte man immer noch, aber jung war man nur ein Mal.

    „Wie geht es deinen Eltern?", erkundigte sie sich.

    „Sie sind nach Santa Fe gezogen. Mum hat dort eine Kunstgalerie eröffnet. Dad geht mit Touristen auf Hirschjagd."

    „Und dein Bruder?"

    „Gordy ist noch bei der Air Force und wird, genau wie Dad, Berufssoldat."

    „Und du nicht?"

    „Nein. Ich habe mich noch nie gern von anderen herumkommandieren lassen. Das Militär war nichts für mich. Wie geht es denn deinen Eltern?"

    „Sie haben endlich das Haus in der Janie Lane verkauft und sind in eine Eigentumswohnung in der Innenstadt von Forth Worth gezogen."

    „Wirklich?"

    „Sie hatten genug von der Vorstadtsiedlung. Die beiden wollten dorthin, wo mehr los ist."

    „Ich bin beeindruckt. Paula und James genießen das Leben in vollen Zügen am Sundance Square."

    „So ändern sich die Dinge", sagte sie.

    Er musterte sie eingehend. Die Wölbung ihrer Brüste unter ihrer Bluse war unübersehbar. „Ja, allerdings. Und was machst du so? Keith hat mir erzählt, dass du für ein großes Wirtschaftsprüfungsunternehmen arbeitest."

    „Da bin ich auch immer noch."

    „Hast du schon mal woanders gearbeitet?"

    „Nur bei Six Flags. Da war ich sechzehn."

    „He, Keith und ich haben auch einen Sommer lang dort gearbeitet. Wir haben Eis verkauft."

    „Ich erinnere mich. Sie haben dich gefeuert, weil du Bananensplit an hübsche Mädchen umsonst verteilt hast."

    „Dein Erinnerungsvermögen ist ja richtig gefährlich", bemerkte er lächelnd.

    Ihre Blicke trafen sich, und sofort war da wieder dieses elektrisierende Gefühl, das er schon bei ihrem Zusammenprall im Flughafen verspürt hatte. Was hatte das zu bedeuten? Eigentlich war sie überhaupt nicht sein Typ. Er mochte große, superattraktive, elegante Blondinen mit langen Beinen und mehr Busen als Hirn. Jorgie aber war ganz anders.

    „Und, was machst du?, sagte sie. „Als du mich im Flughafen umgeworfen hast, hast du erwähnt, dass du zu spät zur Arbeit kommen würdest. Deshalb dachte ich, du wärst Pilot oder Flugbegleiter.

    „Ich arbeite für Eros", antwortete er.

    „Als was?"

    „Als Dozent."

    Sie runzelte skeptisch die Stirn. „Was denn für ein Dozent? Ich hatte nie den Eindruck, dass du mal Professor werden würdest."

    „Ich gebe den Kurs ‚Die Liebeskunst Casanovas‘. Das ist der männliche Gegenpart zu ‚Die Liebeskunst der Kurtisanen‘."

    Jorgie hätte sich fast an ihrer Bloody Mary verschluckt. „Wirklich?"

    „Wirklich."

    „Was bringst du ihnen bei?"

    „Die Kunst der Verführung."

    Sie musste lachen.

    „Das ist nicht lustig." Er tat gekränkt, obwohl er zugeben musste, dass diese Casanova-Sache wirklich ziemlich albern war.

    „Probierst du deine Fähigkeiten gerade an mir aus?", fragte sie.

    „An einer alten Freundin?" Er verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.

    „Ehrlich?"

    „Pfadfinderehrenwort." Er hob zwei Finger der linken Hand.

    „Wie kommt es dann, dass sich dein Ellbogen auf gleicher Höhe mit meinen Brüsten befindet? Wartest du auf die Gelegenheit, sie rein zufällig zu streifen?"

    „Wie bitte? Traust du mir nicht mehr Raffinesse zu?"

    „Du kannst aufhören, beleidigt zu schauen, und deinen Ellbogen wegnehmen."

    „Mit dreizehn warst du aber noch nicht so kratzbürstig, sagte er beleidigt und nahm den Arm weg. Er hatte nicht vorgehabt, ihre Brüste „aus Versehen zu berühren, aber nachdem sie ihn darauf aufmerksam gemacht hatte, konnte er an nichts anderes mehr denken. Ihre Nähe war einfach zu aufregend. Die Luft zwischen ihnen schien regelrecht zu knistern.

    „Du bist unverbesserlich."

    „Was?"

    „Ich sehe, wie du meine Brüste anstarrst."

    „Darf ich bemerken, dass es sehr schöne Brüste sind?"

    „Husch, verschwinde! Sie wedelte mit beiden Händen. „Zurück auf deinen Platz.

    „Du scheuchst mich weg?"

    „Allerdings."

    „Du bist herzlos." Er grinste.

    „Geh." Sie zeigte mit dem Finger wie bei einem unartigen Hund.

    Was hatte er falsch gemacht? Quint war es nicht gewohnt, fortgeschickt zu werden. Normalerweise mochten die Frauen ihn, und er mochte sie.

    „Ist das dein Ernst?"

    „Warum habe ich den Eindruck, dass Frauen bei dir nur selten Nein sagen?"

    „Vielleicht,

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