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Wo ist hier der Notausgang?
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eBook95 Seiten1 Stunde

Wo ist hier der Notausgang?

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Über dieses E-Book

Eigentlich wollte sie sofort aufhören zu lesen. Und begann dann mit dem Schreiben. Susanne Speth hat alles Wesentliche fürs Leben in einem unterfränkischen Dorf erfahren. Lesen und Schreiben zu lernen, war dann keine Kunst mehr. Der Weg in die Welt schon. Aber Bücher helfen in jeder Lebenslage. Also Literaturwissenschaft, ein bisschen Frankreich, ein wenig Spanien, Göttingen, Nürnberg, Frankfurt, Köln, Putzen, Nachhilfe, Briefe tippen. Susanne Speth ist 60 und oft guter Dinge.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum21. Apr. 2020
ISBN9783752942880
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    Buchvorschau

    Wo ist hier der Notausgang? - Susanne Speth

    Lesen

    Du bewegst DICH nicht und die Welt schon gar nicht. Dafür liegen E-Mails und Wäsche herum, die Haare brauchen Trockenpulver. Und das alles wegen Geschichten von Internaten und Pferden früher und von umständlicher Liebe und allerhand gesellschaftlicher Verwicklung heute. Ich höre damit auf. Schluss mit dem Quatsch.

    Americanah

    Ich habe es wieder getan. Ein Buch gelesen. Die Fingernägel sind lang, der Onkel wird 80, die halbe Welt liegt in Trümmern. Und ich lese eine Liebesgeschichte. Sie ist sehr schön und sehr unwahrscheinlich, die Liebesgeschichte von Ifemelu und Obinze.

    Michelle Obama ihre Haare

    Mechthild hat natürlich Recht. Ich denke oft kurz und im Zweifel romantisch. Dabei ist die Liebe nichts ohne Freiheit. Und nicht der Rede wert ohne Selbstbehauptung. Die Geschichte von Ifemelu und Obinze ist deshalb eine gute Geschichte, weil sie von dem Bedürfnis nach Gleichheit unter Menschen, Klassen, Liebenden, Geschlechtern und Rassen erzählt. In Nigeria, den USA und überall auf der Welt.

    Solange aber Michelle Obama gottweißwas mit ihren Haaren anstellt für eine dunkle Version einer weißen Bürofrisur, gibt es noch viel zu verstehen. 

    Man stelle sich nur vor, wir weißen Frauen müssten ständig komplizierte und kostspielige Dinge mit unseren Haaren machen, um einen Afro zu fabrizieren. Strähnchen, Färben, Dauerwelle sind dagegen Kinderkram, sage ich Euch.

    Gut, dass ich eigentlich nicht mehr lese. Das könnte eine sonst echt aufregen.

    Innen ist es hässlich

    Die U-Bahn benutze ich kaum noch. Das ist wie mit dem Lesen. Nur ist die Zeitverschwendung in der Bahn auch körperlich eine Zumutung. Darf ich sitzen, kann ich atmen, muss ich mithören? Die Reise durch ein Buch ist da schon bequemer.

    Vielleicht wird im tiefen Untergrund aber auch das Schlimmste angesprochen, was man so an inneren Werten zu verbergen hat.

    Kürzlich musste es aber sein, Fahrrad weg, Schnee? Weiß nicht mehr. Gegenüber sitzt eine junge Frau. Blond, sehr hübsch und ganz offensichtlich geistig minderbemittelt. Wieso richtet man sonst in aller Öffentlichkeit die Haare in der Spiegelung der Scheibe? Dann noch Lippenstift, klar. Weiteres Gekrame in der riesigen Handtasche. Sucht sie jetzt die Gurkenscheiben?

    Ich werde abgelenkt vom Geruch eines Obdachlosen. Er hofft, das schlechte Gewissen der Leute verwandelt sich in ein paar Münzen. »Und, wie läuft´s so?«, FRAGT IHN DIE BLÖDE BLONDE. »Könnt‘ besser sein, geb´ nicht auf.« Sie mit teuren Löchern in der Hose, er mit echtem Schranz. Die Beiden haben sich schon öfter unterhalten. Es herrscht ein vertrauter Ton.

    Zu spät, dem jungen Mann meine Scham zu vergüten.

    Gut, dass die inneren Werte innen sind.

    Fremde Musik

    Vor meiner Arbeit in einem Konzerthaus habe ich geholfen, Ersatzteile für Papiermaschinen zu verkaufen. Das war leicht. Man musste nur kapieren, was eine Muffe ist und wie das auf Englisch und Französisch heißt. Nach der Muffe kam die Mozzarella. Das war schon schwieriger. Denn der Käseklops schmeckte nach Tempotaschentuch. Sehr delikat, nannte man das.

    Die Maschinen, groß wie Hochseedampfer, habe ich nie liebgewonnen. Auch prächtige Käselaibe sind mir seltsam fremd geblieben.

    »Es gibt Schlimmeres«, hätte meine Oma gesagt und sie hätte wie immer Recht gehabt.

    Dann also die Musik, die heilige. Sie sollte das Überirdische besorgen. Ist sie nicht wortlos erhaben und jedem zugänglich, der guten Willens ist? Diesen hatte ich schon bewiesen. Hatte viele Bücher im Sturm erobert und wusste fast hundertprozentig, dass Johann Sebastian Bach kein berühmter Schriftsteller ist.

    Es hat nicht funktioniert.

    Beim besten Willen nicht. Was natürlich ein großes Unglück ist, eine besondere Form der angeborenen Gehörlosigkeit vielleicht. So ist mir die alte Musik fremd geblieben und die neue konnte Zuneigung nicht herstellen. Dafür habe ich musikvernarrte Intendanten kennen gelernt und liebenswerte Kollegen gefunden.

    »Gar nicht so schlecht«, hätte meine Oma gesagt und sie hätte wie immer Recht gehabt. Oder hätte sie besser Cello für mich spielen sollen?

    Du lieber Gott

    Ich finde, man sollte Gott nicht duzen. Im Grunde auch Kinder nicht und nicht die wichtigen Nächsten auf der Welt. Dabei bin ich ein wüster Feind jeder Religion, kenne kaum ein Kind und die Liebesliebsten sind längst in Fotodateien verkramt. Das Siezen von Kindern, Verwandten und Freunden wäre aber befremdlich und so halte ich mich an die hiesigen Gepflogenheiten. Wenn schon in die Klapse, dann für was Ordentliches. Zum Beispiel für irre Reaktionen auf Genital-Duzer.  

    Zu den meisten Menschen habe ich in Wahrheit einfach ein Sie-Gefühl. Also ein gutes. Mehr noch, je näher wir uns kommen, desto Sie-iger wird die ganze Angelegenheit. Es geht dabei nicht um Respekt oder ähnlich tolle Sachen. Es ist eher so, dass sich beim Zusammenrücken der Gefühle, Gedanken und Erfahrungen hinterrücks die Fremdheit unter den Menschen offenbart. In ihrer grenzenlosen und niederschmetternden Unüberwindbarkeit.

    Nun gut, der Zeitgeist will es anders. Und ich bin auch schon ältlich und ängstlich sowieso. Zu mir selbst sage ich im Übrigen nur sehr selten Sie. Der Weg in die Anstalt ist deshalb noch fern, so hoffe ich.

    Akteure

    Akteure stelle ich mir elegant vor, einsneunzig und kompakt. Etwas Bauch, nur so viel wie´s braucht, um unten zu schubsen, wenn die Situation es will. Oben der Kopf immer zivilisiert auf Distanz. Man spricht Klartext als Akteur, ist ganz Mann und Argument. Dieses verwandelt sich schon am frühen Morgen in reine Tat. Nicht immer schön, aber nötig. Denn der Akteur handelt im Dienst großer Ziele und zum Wohle aller. Er arbeitet deshalb zum Beispiel bei einem Finanzinstitut. Oder bei einer guten Partei. Vielleicht nebenbei noch in einer Talkshow. Vom Image her macht er alles umsonst, aber nie vergebens, der Akteur. Ehrensache. Eine Verwandtschaft mit dem Hasardeur ist nicht nachgewiesen.

    Der Aktivist sieht ganz anders aus im Vergleich. Er ist mager, freudlos und egoistisch. Macht dumme Sachen und wird von kleinen Geistern gesteuert und vermutlich bezahlt. Er hockt monatelang auf Bäumen, kostet den Steuerzahler mehr als jedes Fußballspiel und macht den Eltern viel Kummer. Obwohl er keinen Bauch hat, bestimmt dieser sein Handeln. Das kann schon logisch gesehen nichts werden. Außerdem

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