Blind vor Liebe: Chefarzt Dr. Norden 1261 – Arztroman
Von Amy Taylor
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So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Endlich Feierabend! Annegret Lachinger strich mit gespreizten Fingern einige widerspenstige Locken aus der Stirn und erinnerte sich daran, dass sie schon längst einen Friseurtermin vereinbaren wollte. Aber wann denn? Als Apothekerin hatte sie ihr Geschäft an den Wochentagen von 8 bis 18 Uhr geöffnet und an den Samstagen schloss sie um 16 Uhr. Ihre langjährige Friseurin vereinbarte nur wenige Abendtermine, aber das war nicht der einzige Grund, warum Annegret ihren Routinetermin alle sechs Wochen schon längst überschritten hatte. Im Grunde war es ihr egal geworden, wie sie aussah. Ihr Leben bestand sowieso nur aus Arbeit. Von früh bis spät stand sie in ihrer eigenen Apotheke, an den Abenden kümmerte sie sich noch um die Buchhaltung und die Sonntage verbrachte sie meistens faul auf dem Sofa. Seit Wolfgang, ihr Ehemann, sie vor zwei Jahren wegen seiner jüngeren Geliebten verlassen hatte, legte sie auch nicht mehr so viel Wert auf einen ordentlichen Haushalt wie früher. Sie hatte sowieso kaum Besuch. Ihr Freundeskreis hatte sich wie von selbst reduziert und das war auch kein Wunder. Sie hatte sich in den letzten Jahren immer weniger Zeit für die Menschen genommen, die ihr eigentlich lieb und wert waren. Tja, früher, da konnte sie sich auch öfter mal spontan einen Nachmittag frei nehmen, denn Wolfgang und sie waren nicht nur privat ein gutes Team gewesen. Sie hatten die Apotheke gemeinsam geführt, aber nun musste sie alles ganz alleine stemmen. Mit ihren 45 Jahren fühlte sie sich manchmal alt und verbraucht. Es fiel ihr immer schwerer, ihren Alltag zu bewältigen. Ihre Wohnung lag im ersten Stock desselben Hauses, in dem sich im Erdgeschoss die Apotheke befand. Früher, als sie noch mit Wolfgang zusammenlebte, hatten sie oft daran gedacht, sich ein eigenes Haus zu kaufen. Nun war die Dreizimmerwohnung für sie alleine viel zu groß geworden. Hätte sie die Nerven dazu gehabt, wäre sie schon längst in eine kleinere Wohnung umgezogen.
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Buchvorschau
Blind vor Liebe - Amy Taylor
Chefarzt Dr. Norden
– 1261 –
Blind vor Liebe
Unveröffentlichter Roman
Amy Taylor
Endlich Feierabend! Annegret Lachinger strich mit gespreizten Fingern einige widerspenstige Locken aus der Stirn und erinnerte sich daran, dass sie schon längst einen Friseurtermin vereinbaren wollte. Aber wann denn? Als Apothekerin hatte sie ihr Geschäft an den Wochentagen von 8 bis 18 Uhr geöffnet und an den Samstagen schloss sie um 16 Uhr. Ihre langjährige Friseurin vereinbarte nur wenige Abendtermine, aber das war nicht der einzige Grund, warum Annegret ihren Routinetermin alle sechs Wochen schon längst überschritten hatte. Im Grunde war es ihr egal geworden, wie sie aussah. Ihr Leben bestand sowieso nur aus Arbeit. Von früh bis spät stand sie in ihrer eigenen Apotheke, an den Abenden kümmerte sie sich noch um die Buchhaltung und die Sonntage verbrachte sie meistens faul auf dem Sofa. Seit Wolfgang, ihr Ehemann, sie vor zwei Jahren wegen seiner jüngeren Geliebten verlassen hatte, legte sie auch nicht mehr so viel Wert auf einen ordentlichen Haushalt wie früher. Sie hatte sowieso kaum Besuch. Ihr Freundeskreis hatte sich wie von selbst reduziert und das war auch kein Wunder. Sie hatte sich in den letzten Jahren immer weniger Zeit für die Menschen genommen, die ihr eigentlich lieb und wert waren.
Tja, früher, da konnte sie sich auch öfter mal spontan einen Nachmittag frei nehmen, denn Wolfgang und sie waren nicht nur privat ein gutes Team gewesen. Sie hatten die Apotheke gemeinsam geführt, aber nun musste sie alles ganz alleine stemmen. Mit ihren 45 Jahren fühlte sie sich manchmal alt und verbraucht. Es fiel ihr immer schwerer, ihren Alltag zu bewältigen.
Ihre Wohnung lag im ersten Stock desselben Hauses, in dem sich im Erdgeschoss die Apotheke befand. Früher, als sie noch mit Wolfgang zusammenlebte, hatten sie oft daran gedacht, sich ein eigenes Haus zu kaufen. Nun war die Dreizimmerwohnung für sie alleine viel zu groß geworden. Hätte sie die Nerven dazu gehabt, wäre sie schon längst in eine kleinere Wohnung umgezogen. Aber wie so vieles, was notwendig gewesen wäre, schob sie stets auf ›später‹ auf. Irgendwann mal, wenn sie die Kraft dazu fand.
Müde sperrte Annegret die Ladentür von innen zu, kontrollierte auf ihrem Weg durch die beiden Zimmer im hinteren Bereich des Ladens, ob das Licht überall ausgeschaltet und ob alle Schubläden mit den eingelagerten Medikamenten verschlossen waren. Wie jeden Abend prüfte sie auch das Schloss des Schranks, in welchem sie vorschriftsgemäß die Medikamente nach dem Betäubungsmittelgesetz aufbewahrte, dann stieg sie die Treppen hinauf in den ersten Stock zu ihrer Wohnung. Der direkte Zugang durch die hinteren Räume der Apotheke in das Treppenhaus des Mehrfamilienhauses war praktisch. Aber im Grunde bedeutete das, dass sie nicht einmal für den Weg zur Arbeit oder wieder zurück das Haus verlassen musste. Ihre Einkäufe erledigte sie schon seit einiger Zeit online. Die meisten Supermärkte in der Nähe boten diesen Service an und lieferten alles, was sie benötigte. Immer öfter kam es vor, dass sie wochenlang das Haus nicht verließ.
Wäre ihr Kundenstamm nicht gewesen, hätte sie nur ganz selten andere Menschen zu Gesicht bekommen.
Oben in der Wohnung hängte sie ihren Schlüsselbund an den Haken neben der Wohnungstür, streifte achtlos ihre Schuhe ab, ging zum Kühlschrank und griff nach dem einzigen Pudding, der drinstand. »Morgen muss ich wieder Lebensmittel bestellen«, nahm sie sich vor. Dann lenkte sie ihre Schritte ins Wohnzimmer, ließ sich in den Sessel fallen und löffelte den Pudding aus dem Becher. Aus dem Augenwinkel sah sie ihren Anrufbeantworter blinken, aber ihre Beine fühlten sich zu schwer an, um aufzustehen und den Hörer zu holen. »Später«, sagte sie sich. Ihre Kraft reichte gerade noch dazu, irgendwann vom Sessel aufs Sofa zu wechseln und den Fernseher einzuschalten. Die üblichen Vorabendserien … wie langweilig, dachte sie noch, bevor sie, wie fast jeden Abend, noch auf der Couch einschlief.
Am nächsten Morgen schmerzten alle ihre Knochen und zum wiederholten Mal nahm sie sich vor, künftig zum Schlafen in ihr Schlafzimmer zu gehen und sich in ihr Bett zu legen. Eine heiße Dusche weckte dann doch, wie durch ein Wunder, ihre müden Lebensgeister, aber schon beim Blick in den Spiegel kehrten ihre Selbstvorwürfe zurück. Ihre dunklen Locken standen in allen Richtungen vom Kopf ab und mit Schrecken konnte sie einige Silberfäden glitzern sehen. Das Erste, was sie gleich nach dem Aufschließen der Apotheke tun musste, war ein Anruf bei ihrer Friseurin! Apropos: Es war schon kurz vor acht und wenn sie wie immer pünktlich sein wollte, musste sie sich sputen. Sie eilte die Treppe hinunter, sperrte erst die Hintertür auf, dann drehte sie den Schlüssel zur Eingangstür und war froh, dass noch kein Kunde vor ihrer Tür stand. So hatte sie noch Zeit, in ihrer kleinen Küche die Kaffeemaschine in Gang zu setzen. Dann griff sie nach dem Telefonhörer und setzte endlich ihren Vorsatz in die Tat um. Sie vereinbarte einen Friseurtermin für kommenden Samstag um 16.15 Uhr.
Der Tag verlief wie jeder andere. Im Lauf des Vormittags kamen ihre Kunden, einige mit Rezepten in der Hand, andere fragten nach rezeptfreien Medikamenten, wieder andere interessierten sich für Kosmetikprodukte und Artikel aus der Naturheilkunde. Eine Ausnahme gab es allerdings im täglichen Einerlei: Ihre Lieblingskundin besuchte sie. Dr. Felicitas Norden kam nicht oft in ihre Apotheke. Sie war schließlich selbst Ärztin und konnte sich, ihrem Ehemann und ihrer großen Familie mit fünf erwachsenen Kindern meistens selbst helfen. Ab und zu brauchte sie dann aber doch etwas aus der Apotheke und dann kam sie zu ihr.
»Frau Doktor Norden, wie schön«, begrüßte sie ihre Kundin erfreut. »Was kann ich für Sie tun, es ist doch hoffentlich niemand krank in Ihrer Familie?«
Felicitas Norden lächelte freundlich. »Hallo Frau Lachinger, ach nein, Annegret wollte ich sagen. Aber wie ich bemerkt habe, haben Sie sich auch noch nicht daran gewöhnt, dass wir uns seit dem letzten Mal mit dem Vornamen ansprechen.« Felicitas zwinkerte und lächelte schief. »Sie dürfen mich Fee nennen, wie viele meiner Freunde. So lange, wie ich schon zu Ihnen komme, wenn ich was aus einer Apotheke brauche, können wir uns ja fast schon als Freundinnen bezeichnen, nicht wahr?«
»Ja, tatsächlich, ich habe es wirklich vergessen«, gab Annegret zu. »Also dann, Fee, was kann ich für Sie tun?«, wiederholte sie.
»Ach, ich habe unseren Medikamentenschrank zu Hause ausgemistet und brauche so ziemlich alles, was in eine Hausapotheke gehört. Wir sind zum Glück alle so selten krank, dass tatsächlich alles abgelaufen ist. Sogar das Verbandszeug ist fast schon aus dem vorigen Jahrhundert«, scherzte Fee.
»Na so schlimm wird es schon nicht sein, aber ich verstehe schon. Einmal alles sozusagen. Schmerzmittel, fiebersenkende Mittel, Gel, Desinfektionsmittel, ein Set mit