Wenn nur noch Hoffnung bleibt: Chefarzt Dr. Norden 1253 – Arztroman
Von Marietta Brem
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Über dieses E-Book
So kommt eine neue große Herausforderung auf den sympathischen, begnadeten Mediziner zu. Das Gute an dieser neuen Entwicklung: Dr. Nordens eigene, bestens etablierte Praxis kann ab sofort Sohn Dr. Danny Norden in Eigenregie weiterführen. Die Familie Norden startet in eine neue Epoche!
Es war ein Abend wie aus einem alten Liebesfilm. Im Rasen vor seinem Haus zirpten unzählige Grillen, und Dr. Peter Fuhrmann stellte wieder einmal fest, dass das Gras unbedingt gemäht werden musste. Doch wenn er spät am Abend nach Hause kam, war er meistens so abgeschlagen, dass er es gerade noch schaffte, eine kleine Runde mit dem Hund zu drehen. Jetzt freute er sich auf seine Frau Stefanie und auf seine vierjährige Tochter Emma, die er heute noch gar nicht gesehen hatte. Er war zeitig in der Frühe bereits in der Klinik gewesen, weil er Dr. Norden bei einer kniffligen Operation assistieren durfte. Das war eine besondere Auszeichnung für ihn gewesen, denn er arbeitete erst seit elf Monaten an der Behnisch Klinik. Das Angebot war ihm wie ein Fingerzeig vom Himmel vorgekommen, denn er hatte sich zu der Zeit wegen verschiedener Auslöser am Rande einer Depression befunden. Die Kündigung seiner Arbeit in München war eine reine Formsache gewesen, denn er hatte sich dort nie wohlgefühlt. Auch der Kontakt zu Kollegen war mehr als spärlich gewesen. Er hatte keinen gefunden, dem er hätte Sympathie entgegenbringen können, und umgekehrt war es wohl genauso gewesen, denn niemand hatte auch nur einen einzigen Versuch unternommen, ihn zum Bleiben zu bewegen. Das war hier an der Behnisch Klinik etwas ganz anderes. Man spürte sofort, dass sowohl Ärzte als auch Krankenschwestern an einem Strang zogen zum Wohle der vielen Patienten, die sich vertrauensvoll in die Hände der fremden Menschen begaben, die ihren Lebenssinn darin sahen zu helfen. Mit einem sanften Lächeln in dem markanten Gesicht ging Peter zum Haus, steckte den Schlüssel ins Schloss und betrat die kühle Diele. Er hängte den Schlüsselbund ans Brett und lauschte. Um diese Zeit schlief Emma, seine vierjährige Tochter bestimmt schon. Leider war das öfter der Fall, denn meistens schaffte er es nicht, rechtzeitig die Klinik zu verlassen. Immer wieder kam ihm ein Problem in die Quere, ein Patient, der seiner Hilfe oder seines Zuspruchs bedurfte, oder er hatte noch einiges an Schreibkram zu erledigen, zu dem er am Tag nicht gekommen war. »Peter, bist du da?
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Buchvorschau
Wenn nur noch Hoffnung bleibt - Marietta Brem
Chefarzt Dr. Norden
– 1253 –
Wenn nur noch Hoffnung bleibt
Unveröffentlichter Roman
Marietta Brem
Es war ein Abend wie aus einem alten Liebesfilm. Im Rasen vor seinem Haus zirpten unzählige Grillen, und Dr. Peter Fuhrmann stellte wieder einmal fest, dass das Gras unbedingt gemäht werden musste. Doch wenn er spät am Abend nach Hause kam, war er meistens so abgeschlagen, dass er es gerade noch schaffte, eine kleine Runde mit dem Hund zu drehen.
Jetzt freute er sich auf seine Frau Stefanie und auf seine vierjährige Tochter Emma, die er heute noch gar nicht gesehen hatte. Er war zeitig in der Frühe bereits in der Klinik gewesen, weil er Dr. Norden bei einer kniffligen Operation assistieren durfte. Das war eine besondere Auszeichnung für ihn gewesen, denn er arbeitete erst seit elf Monaten an der Behnisch Klinik. Das Angebot war ihm wie ein Fingerzeig vom Himmel vorgekommen, denn er hatte sich zu der Zeit wegen verschiedener Auslöser am Rande einer Depression befunden.
Die Kündigung seiner Arbeit in München war eine reine Formsache gewesen, denn er hatte sich dort nie wohlgefühlt. Auch der Kontakt zu Kollegen war mehr als spärlich gewesen. Er hatte keinen gefunden, dem er hätte Sympathie entgegenbringen können, und umgekehrt war es wohl genauso gewesen, denn niemand hatte auch nur einen einzigen Versuch unternommen, ihn zum Bleiben zu bewegen.
Das war hier an der Behnisch Klinik etwas ganz anderes. Man spürte sofort, dass sowohl Ärzte als auch Krankenschwestern an einem Strang zogen zum Wohle der vielen Patienten, die sich vertrauensvoll in die Hände der fremden Menschen begaben, die ihren Lebenssinn darin sahen zu helfen.
Mit einem sanften Lächeln in dem markanten Gesicht ging Peter zum Haus, steckte den Schlüssel ins Schloss und betrat die kühle Diele. Er hängte den Schlüsselbund ans Brett und lauschte. Um diese Zeit schlief Emma, seine vierjährige Tochter bestimmt schon. Leider war das öfter der Fall, denn meistens schaffte er es nicht, rechtzeitig die Klinik zu verlassen. Immer wieder kam ihm ein Problem in die Quere, ein Patient, der seiner Hilfe oder seines Zuspruchs bedurfte, oder er hatte noch einiges an Schreibkram zu erledigen, zu dem er am Tag nicht gekommen war.
»Peter, bist du da? Ich bin im Wohnzimmer.«
Die immer etwas müde klingende Stimme seiner Frau Stefanie drang an sein Ohr. Er zuckte zusammen. Er liebte Stefanie von Herzen, doch in der letzten Zeit machte er sich große Sorgen um sie.
»Ich bin gleich bei dir, Steffi«, rief er zurück. »Muss mir nur noch die Hände waschen.« Er genoss es, als der kalte Wasserstrahl über seine Haut lief. Dennoch stieg die Erregung in seinem Inneren an. Was würde Stefanie heute wieder beklagen? Die selbst gewählte Einsamkeit, der Rückzug von allen Aktivitäten, die ihr früher so viel bedeutet hatten, oder die weinerliche Anklage, dass sie lieber in ihrer Heimatstadt Paderborn geblieben wäre, dass sie sich nie darauf hätte einlassen dürfen, mit ihm nach München zu ziehen. Er wusste, dass seine Wut unberechtigt war, denn Stefanie war sehr krank, so sehr krank sogar, dass es sich vermutlich nur noch um wenige Jahre, wenn überhaupt, handelte, die sie zusammen verbringen konnten.
Seine Wut entsprang dem unerträglichen Gefühl, sogar als Arzt die Hände in den Schoß legen zu müssen. Da hatte er viele Jahre studiert, half täglich verzweifelten Menschen, nur bei seiner eigenen Frau versagte er kläglich.
Anfangs war da nur die Ratlosigkeit gewesen, das Akzeptieren, dass er hilflos einem unsichtbaren Feind gegenüberstand. Inzwischen war Zorn daraus geworden, Wut auf sich selbst und seine Hilflosigkeit. Manchmal hatte er das Gefühl, einfach nur davonlaufen zu wollen.
Er warf einen abschließenden Blick in den kleinen Spiegel über dem Waschbecken, holte tief Luft und fühlte sich danach etwas motivierter, Stefanie unter die Augen zu treten. Dennoch zögerte er. Seit Monaten hatte er immer dieses unangenehme Gefühl in der Magengrube, wenn es auf den Feierabend zuging. Tief in seinem Innern spürte er, dass er die zusätzlichen Stunden in der Klinik provozierte, weil er nicht nach Hause gehen wollte.
Stefanie hatte es sich auf dem Sofa bequem gemacht. Sie lag ausgestreckt da, hatte jedoch den Oberkörper mit einigen dicken Kissen stabilisiert. Sie sah gesund aus und lebensfroh. Doch dieser Anblick täuschte. In ihrem Innern tobte manchmal ein Sturm der verschiedensten Gefühle, die sie nicht steuern konnte. Vor ihrem Mann jedoch gelang es ihr meistens, sie zu verbergen.
»Wie geht es dir, Liebes?«, fragte Peter Fuhrmann und hielt den Atem an, weil er die Antwort so sehr fürchtete. »Konntest du alles schaffen, was du dir vorgenommen hast?«
Lächelnd blickte Stefanie ihm entgegen. Sie war trotz ihrer Krankheit noch immer eine wunderschöne Frau. Ihre langen glatten Haare hatte sie zu einem Knoten zusammengefasst, doch wenn sie kurz vor dem Zubettgehen an ihrem Tischchen saß und ihre langen Haare bürstete, sah sie für Peter aus wie ein Wesen aus einer anderen Welt.
»Ich habe Emma ihr Lieblingsessen, Spinat mit Pellkartoffel, gekocht, habe mit ihr lesen geübt, damit sie ein bisschen Vorkenntnisse hat, wenn sie in zwei Jahren zur Schule kommt, und ich habe sogar an meinem Kinderbuch weitergearbeitet.«
»Das ist ja wunderbar«, lobte Peter und setzte sich neben sie auf das Sofa. »Rutsch ein bisschen nach hinten, dann hab ich Platz und kann dir nahe sein«, bat er mit zärtlicher Stimme. »Hast du schon gegessen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe heute Mittag Gemüsesuppe für dich zubereitet, falls du noch Appetit hast, wenn du von der Klinik nach Hause kommst. Wenn du etwas isst, mache ich sie warm und esse einen Teller mit.«
Eigentlich hatte Peter ablehnen wollen, doch ihre Ankündigung, sie würde dann ebenfalls etwas essen, zwang ihn regelrecht dazu, ihr Angebot anzunehmen. Dabei hatte er in der Klinik bereits eine Kleinigkeit zu sich genommen, die Schwester Leonie ihm gebracht hatte.
Schwester Leonie … Bei der Erinnerung an das junge Mädchen, das so ernsthaft und manchmal richtig resolut seine Arbeit machte, wurde ihm warm und Herz. Er mochte Leonie sehr gern. Sie hatte es nicht leicht mit ihrem Bruder, das hatte er bereits von verschiedenen Seiten gehört. Doch man merkte ihr nie an, wenn sie gerade besonders große Probleme hatte.
Er selbst jedoch musste sich manchmal sehr zusammenreißen, um sowohl Kollegen als auch Patienten den fröhlichen Doktor vorzuspielen. Lediglich sein Vorgesetzter, Chefarzt Dr. Norden,