Ihre letzte Chance: Notarzt Dr. Winter 51 – Arztroman
()
Über dieses E-Book
In der Klinik wird der Chefarzt der Unfallchirurgie mit den schwierigsten, aufregendsten Fällen konfrontiert, die einem Notarzt begegnen können. Im Leben des attraktiven jungen Arztes gibt es eigentlich nur ein Problem: Seine große Liebe bleibt ganz lange unerfüllt. Die Liebesgeschichte mit der charmanten, liebreizenden Hotelmanagerin Stefanie Wagner sorgt für manch urkomisches, erheiterndes Missverständnis zwischen diesem verhinderten Traumpaar.
»Das ist kein Leben!« sagte Andrea von Hillenburg tonlos. »Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und fühle mich bereits wie eine alte Frau, Mama! Manchmal denke ich, es wäre gut, wenn es endlich vorbei wäre.« Sonja von Hillenburg setzte sich neben ihre Tochter und griff nach ihrer Hand. »Du darfst den Mut nicht verlieren, Andrea«, sagte sie erschrocken. »Papa und ich glauben ganz fest daran, daß du eine Chance hast, eines Tages ein normales Leben zu führen.« »Ach, Mama!« Andrea fing an zu weinen, doch sie gab keinen Ton von sich, und das machte es für ihre Mutter nur noch schrecklicher. »Ich werde nie gesund sein, ich werde nie das tun können, was andere in meinem Alter tun. Wie gern möchte ich einmal in einer Diskothek tanzen oder mit dem Fahrrad so schnell durch eine Fußgängerzone flitzen, daß sich alle über mich aufregen. Oder auf einen Berg steigen – ich träume immer noch davon, daß ich einmal eine richtig anstrengende Bergtour mit euch machen kann. Eine, bei der ich am Ende jeden Muskel meines Körpers spüre. Aber das einzige, was ich spüre, ist mein Herz. Immer wieder nur mein Herz.« Sonja hielt ihre Hand und sagte nichts – was hätte sie auch sagen sollen? Sie verstand Andrea, natürlich verstand sie sie. Sie selbst und ihr Mann Rudolf waren schließlich kerngesund und konnten all das tun, wonach Andrea sich sehnte. Und daß sie es nicht mehr taten, hatte weniger mit ihrer körperlichen Konstitution zu tun als mit der Krankheit ihrer einzigen Tochter, die auch ihr Leben völlig verändert hatte.
Mehr von Nina Kayser Darius lesen
Notarzt Dr. Winter
Ähnlich wie Ihre letzte Chance
Titel in dieser Serie (72)
Küsse, die nach Tränen schmecken: Notarzt Dr. Winter 14 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWarum schweigst du, kleiner Kerl?: Notarzt Dr. Winter 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schwester und der fremde Arzt: Notarzt Dr. Winter 7 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSünde ist dich nicht zu lieben: Notarzt Dr. Winter 5 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Paradies in die Klinik: Notarzt Dr. Winter 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeständnis hinter Klinikmauern: Notarzt Dr. Winter 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Frau ohne Erinnerung: Notarzt Dr. Winter 21 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Schöne von nebenan: Notarzt Dr. Winter 11 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlarmstufe 1 in der Klinik: Notarzt Dr. Winter 4 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaja Asanove - Agentin zum Verlieben: Notarzt Dr. Winter 12 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Nacht, in der Bettina kam: Notarzt Dr. Winter 8 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAufruhr: Ein Virus breitet sich aus!: Notarzt Dr. Winter 49 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Verweiflungstat mit Folgen: Notarzt Dr. Winter 10 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFür ein neues Glück mit dir: Notarzt Dr. Winter 2 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöne Tropenärztin: Notarzt Dr. Winter 31 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchwester Cornelias bitteres Geheimnis: Notarzt Dr. Winter 13 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMein Herz hat doch schon JA gesagt: Notarzt Dr. Winter 6 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Schwester spielt falsch: Notarzt Dr. Winter 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeimliche Tränen: Notarzt Dr. Winter 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAlarm auf der Kinderstation: Notarzt Dr. Winter 18 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas nun,Walli?: Notarzt Dr. Winter 28 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNotoperation im Unfallwagen: Notarzt Dr. Winter 30 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLiebeskrank: Notarzt Dr. Winter 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine viel zu junge Mutter: Notarzt Dr. Winter 15 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie schöne Fremde mit den dunklen Augen: Notarzt Dr. Winter 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungeneinst war sie seine große Liebe: Notarzt Dr. Winter 20 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMillionen kannten ihr Gesicht: Notarzt Dr. Winter 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Frau zwischen Glück und OP: Notarzt Dr. Winter 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenRomanze unter freiem Himmel: Notarzt Dr. Winter 23 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOperation ohne Patient: Notarzt Dr. Winter 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnliche E-Books
Kurfürstenklinik 32 – Arztroman: Ihre letzte Chance Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Norden Bestseller 124 – Arztroman: Es darf nicht zu spät sein Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWir sind glücklich!: Kurfürstenklinik 96 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine gefährliche Patientin: Notarzt Dr. Winter 48 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLieber Doktor, bitte melden: Kurfürstenklinik 37 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs war so vieles falsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeständnis hinter Klinikmauern: Notarzt Dr. Winter 3 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKollege in Not: Kurfürstenklinik 99 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEs darf nicht zu spät sein: Dr. Norden Bestseller – Neue Edition 24 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Chefarzt und eine verzweifelte Frau: Kurfürstenklinik 54 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 3 – Arztroman: Geständnis hinter Klinikmauern Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine gefährliche Patientin: Kurfürstenklinik 35 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Paradies in die Klinik: Notarzt Dr. Winter 9 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine gefährliche Patientin: Notarzt Dr. Winter 67 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMillionen kannten ihr Gesicht: Notarzt Dr. Winter 19 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 9 – Arztroman: Vom Paradies in die Klinik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 19 – Arztroman: Millionen kannten ihr Gesicht Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen... um wiedergutzumachen: Dr. Norden 22 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Chefarzt und eine verzweifelte Frau: Notarzt Dr. Winter 55 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls April verschwand …: Dr. Norden 16 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerführung in Weiß: Kurfürstenklinik 85 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAls sein Traum Wirklichkeit wurde: Die Klinik am See 1 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 24 – Arztroman: Eine Schwester spielt falsch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Sekretärin: Dr. Norden Bestseller 211 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDr. Daniel 64 – Arztroman: Romanze in der Waldsee-Klinik Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer andere in ihrem Leben: Dr. Norden Extra 33 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHalt es nicht zu fest, dein Glück: Dr. Norden Gold 57 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine gefährliche Patientin: Kurfürstenklinik 66 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKurfürstenklinik 25 – Arztroman: Operation ohne Patient Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOperation ohne Patient: Notarzt Dr. Winter 25 – Arztroman Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Allgemeine Belletristik für Sie
Italienisch lernen durch das Lesen von Kurzgeschichten: 12 Spannende Geschichten auf Italienisch und Deutsch mit Vokabellisten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDenke (nach) und werde reich: Die 13 Erfolgsgesetze - Vollständige Ebook-Ausgabe Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Schöne neue Welt von Aldous Huxley (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFriedrich Wilhelm Nietzsche – Gesammelte Werke Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Nibelungenlied Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHarry Potter und der Stein der Weisen von J K. Rowling (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAnnas Tagebuch: A Short Story for German Learners, Level Elementary (A2): German Reader Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen1984 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Welle: In Einfacher Sprache Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKaiserin Elisabeth und die historische Wahrheit Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGrimms Märchen: Mit hochauflösenden, vollfarbigen Bildern Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Der Tod in Venedig Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSämtliche Creative Writing Ratgeber: 5 x Kreatives Schreiben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGermanische Mythologie: Vollständige Ausgabe Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAna im Kreis: Novela en alemán (nivel A1) Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5City on Fire: Thriller Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJugend ohne Gott: - mit Leitfaden zur Interpretation - Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenIlias & Odyssee Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAndersens Märchen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer kleine Hobbit von J. R. R. Tolkien (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWalter Benjamin: Gesamtausgabe - Sämtliche Werke: Neue überarbeitete Auflage Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchneewittchen und die sieben Zwerge: Ein Märchenbuch für Kinder Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Sternstunden der Menschheit: Historische Miniaturen. Klassiker der Weltliteratur Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Immanuel Kant: Gesammelte Werke: Andhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Eleganz des Igels von Muriel Barbery (Lektürehilfe): Detaillierte Zusammenfassung, Personenanalyse und Interpretation Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeinrich Heine: Gesammelte Werke: Anhofs große Literaturbibliothek Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Gesammelte Werke Gustav Meyrinks Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Struwwelpeter - ungekürzte Fassung: Der Kinderbuch Klassiker zum Lesen und Vorlesen Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5
Rezensionen für Ihre letzte Chance
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Ihre letzte Chance - Nina Kayser-Darius
Notarzt Dr. Winter
– 51 –
Ihre letzte Chance
Nina Kayser-Darius
»Das ist kein Leben!« sagte Andrea von Hillenburg tonlos. »Ich bin dreiundzwanzig Jahre alt und fühle mich bereits wie eine alte Frau, Mama! Manchmal denke ich, es wäre gut, wenn es endlich vorbei wäre.«
Sonja von Hillenburg setzte sich neben ihre Tochter und griff nach ihrer Hand. »Du darfst den Mut nicht verlieren, Andrea«, sagte sie erschrocken. »Papa und ich glauben ganz fest daran, daß du eine Chance hast, eines Tages ein normales Leben zu führen.«
»Ach, Mama!« Andrea fing an zu weinen, doch sie gab keinen Ton von sich, und das machte es für ihre Mutter nur noch schrecklicher. »Ich werde nie gesund sein, ich werde nie das tun können, was andere in meinem Alter tun. Wie gern möchte ich einmal in einer Diskothek tanzen oder mit dem Fahrrad so schnell durch eine Fußgängerzone flitzen, daß sich alle über mich aufregen. Oder auf einen Berg steigen – ich träume immer noch davon, daß ich einmal eine richtig anstrengende Bergtour mit euch machen kann. Eine, bei der ich am Ende jeden Muskel meines Körpers spüre. Aber das einzige, was ich spüre, ist mein Herz. Immer wieder nur mein Herz.«
Sonja hielt ihre Hand und sagte nichts – was hätte sie auch sagen sollen? Sie verstand Andrea, natürlich verstand sie sie. Sie selbst und ihr Mann Rudolf waren schließlich kerngesund und konnten all das tun, wonach Andrea sich sehnte. Und daß sie es nicht mehr taten, hatte weniger mit ihrer körperlichen Konstitution zu tun als mit der Krankheit ihrer einzigen Tochter, die auch ihr Leben völlig verändert hatte. Da war kein Platz mehr für Bergsteigen und Tanzen! Nur mit dem Fahrrad fuhren sie noch immer viel.
Während ihre Tochter lautlos und verzweifelt weinte, dachte Sonja an die Operationen zurück, die Andrea bereits hinter sich hatte. Immer wieder hatten die Ärzte ihnen Hoffnung gemacht, und immer wieder waren die Hoffnungen zerstört worden. Andrea hatte bereits bei der Geburt einen schweren Herzfehler gehabt. Die erste Operation hatten die Ärzte vorgenommen, als sie erst wenige Tage alt gewesen war. Damals waren sie noch voller Optimismus gewesen.
Aber andere Operationen waren gefolgt, und mittlerweile war Andreas Herz viel zu groß und dünnwandig geworden, als daß man ihr noch einmal eine künstliche Klappe hätte einsetzen können. Sie brauchte ein ganz neues Herz – und die Chance, daß es einen geeigneten Spender für sie gab, war gering, das wußten sie. Dennoch weigerten sich Sonja und Rudolf, ihre einzige Tochter verlorenzugeben.
»Ich weiß, daß es schwer für dich ist, Andrea«, sagte Sonja behutsam. »Aber du darfst die Hoffnung nicht verlieren, hörst du? Du mußt ganz fest daran glauben, daß du ein neues Herz bekommst! Wir tun es auch, Papa und ich. Wenn wir diese Hoffnung nicht hätten, dann…« Sie sprach nicht weiter. Sie wollte vor An-drea nicht weinen und dieser alles noch schwerer machen, als es ohnehin schon war. Sie schluckte und sagte gewollt heiter: »Du wirst wieder gesund, daran glaube ich! Und jetzt sag mir, was du essen möchtest. Du hast einen Wunsch frei heute.«
»Ach, Mama!« Andrea war gerührt über diesen Versuch ihrer Mutter, sie von ihrem Unglück abzulenken. Sie hatte nie großen Appetit und aß wie ein Spatz, aber wenn Sonja sich nicht so große Mühe mit dem Kochen gegeben hätte, dann hätte sie sicher noch weniger gegessen. Sonjas Kochkünsten war nur sehr schwer zu widerstehen.
»Bitte, Andrea! Ich möchte dir so gern wenigstens eine kleine Freude machen!«
»Also gut, Mama.« Andrea wischte sich die Tränen ab, versuchte zu lächeln. »Dann wünsche ich mir etwas mit Fisch.«
»Gut«, sagte Sonja. »Und hinterher gibt es etwas Süßes, ich weiß auch schon was.« Sie stand auf und gab ihrer Tochter einen Kuß. »Und was machst du jetzt?«
»Ich arbeite weiter an diesem Artikel«, antwortete Andrea. Sie war an der Universität eingeschrieben, versäumte aber viele Vorlesungen. Selbst wenn Sonja sie bis zur Universität fuhr, war der Weg von der Straße bis in den Hörsaal oft genug zu weit für Andreas schwaches Herz. Dann mußte sie schon nach wenigen Metern stehenbleiben und rang verzweifelt nach Luft. Aber sie war auch zu stolz, sich im Rollstuhl in den Hörsaal bringen zu lassen.
Zum Glück hatte sie eine gute Freundin, Beatrice Kellermann, die ihr regelmäßig ihre Mitschriften zur Verfügung stellte und ihr auch sonst auf vielfältige Weise half. »Außerdem kommt Bea nachher noch.«
»Gut, dann bis nachher!« Sonja warf ihrer Tochter einen letzten prüfenden Blick zu, aber Andrea schien sich tatsächlich wieder gefangen zu haben. Erleichtert dar-über verließ sie das Zimmer.
Andrea aber vertiefte sich keineswegs wieder in den Artikel, den sie eigentlich lesen wollte. Sie stand auf und stellte sich vor den großen Spiegel, der neben ihrem Kleiderschrank hing. Sie betrachtete sich so aufmerksam, als sehe sie sich zum ersten Mal, und was sie sah, gefiel ihr durchaus. Blonde, glänzende Haare, die in natürlichen Wellen bis über die Schultern fielen, große blaue Augen, ein hübscher Mund – dazu eine gute Figur, schlank und doch weiblich. Natürlich war sie sehr blaß, das war sie immer – aber sie konnte mit ihrem Aussehen trotzdem zufrieden sein. Man sah ihr jedenfalls nicht sofort an, wie krank sie war.
Ihr kam eine Idee, die sie im ersten Augenblick völlig verrückt fand. Aber dann nahm diese Idee Gestalt an, und je länger sie dar-über nachdachte, desto besser gefiel sie ihr. Warum nicht?, dachte sie. Ich könnte mich den ganzen Tag ausruhen…
Sie überlegte, ob sie Bea einweihen sollte, verwarf diesen Gedanken dann aber. Bea würde versuchen, ihr ihr Vorhaben auszureden oder, schlimmer noch, sie würde es vielleicht sogar verraten, um Andrea daran zu hindern. Nein, auch vor Bea mußte es geheim gehalten werden. Sie würde es ganz allein tun müssen.
Andrea kehrte zurück zu ihrem Sessel und setzte sich wieder. Ihr Herz schlug heftig, und sie legte unwillkürlich eine Hand auf die Brust, als könne sie es dadurch beruhigen. Wenigstens einmal, dachte sie, und wenn es mich das Leben kostet!
*
Dr. Adrian Winter betrat die Notaufnahme der Kurfürsten-Klinik in Berlin-Charlottenburg. Er hatte in den nächsten zwei Wochen Nachtdienst, gemeinsam mit seinen Kollegen Dr. Julia Martensen und Dr. Bernd Schäfer. Mit diesen beiden arbeitete Adrian, der seit einiger Zeit Chefarzt
und zugleich Leiter der Notaufnahme war, am liebsten zusammen.
Julia war Internistin und über zehn Jahre älter als er, was man ihr aber keineswegs ansah. Sie war eine gut aussehende, schlanke und sehr sportliche Brünette. Bernd war chirurgischer Assistenzarzt und ein wenig jünger als Adrian. Er kämpfte ständig mit seinen überzähligen Kilos und der Tatsache, daß er kein Glück bei Frauen hatte.
Adrian warf einen Blick auf den Dienstplan und stellte fest, daß auch Schwester Claudia Nachtdienst hatte. Darüber freute er sich ebenfalls. Claudia war sehr still, aber ungeheuer kompetent.
»Oh,