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Baccara Spezial Band 21
Baccara Spezial Band 21
Baccara Spezial Band 21
eBook503 Seiten6 Stunden

Baccara Spezial Band 21

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Über dieses E-Book

IN ZWÖLF TAGEN BIST DU TOT von CARLA CASSIDY
„Ich habe eine Frau getötet.“ Zuerst hält Deputy Callie den Anruf für einen geschmacklosen Witz. Doch damit beginnt kurz vor Weihnachten eine grausige Mordserie in Rock Ridge. Das einzig Gute daran ist, dass Callie endlich eng mit sexy Sheriff Mac McKnight zusammenarbeiten muss!

VIER PFOTEN UND EIN SCHUSS von JULIE MILLER
Wenn Lexi mit dem Cop Aiden Murphy einen Tatort untersucht, knistert es zwischen ihnen. Oder bildet Lexi es sich nur ein? Doch was er wirklich für sie empfindet, erfährt sie erst, als sie ins Fadenkreuz eines Killers gerät – und Aidens treuer Spürhund ihre letzte Hoffnung ist …

EIN BODYGUARD ZUM FEST DER LIEBE von JULIE ANNE LINDSEY
Bei einem Schneespaziergang wird die junge, verwitwete Lyndy von einem Maskierten angegriffen. In letzter Sekunde kann sie sich und ihren kleinen Sohn retten. Die Polizei ist hilflos, und in ihrer Angst engagiert Lyndy Bodyguard Cade Lance. Womit sie ihren Stalker bis aufs Blut reizt!

SpracheDeutsch
HerausgeberCORA Verlag
Erscheinungsdatum9. Dez. 2022
ISBN9783751510509
Baccara Spezial Band 21

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    Buchvorschau

    Baccara Spezial Band 21 - Carla Cassidy

    Carla Cassidy, Julie Miller, Julie Anne Lindsey

    BACCARA SPEZIAL BAND 21

    IMPRESSUM

    BACCARA SPEZIAL erscheint in der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland GmbH, Hamburg

    © Deutsche Erstausgabe in der Reihe BACCARA SPEZIAL, Band 21 12/2022

    © 2021 by Carla Bracale

    Originaltitel: „Deadly Days of Christmas"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: INTRIGUE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Anna-Pia Kerber

    © 2021 by Julie Miller

    Originaltitel: „K-9 Patrol"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: INTRIGUE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Ivonne Senn

    © 2020 by Julie Anne Lindsey

    Originaltitel: „Marine Protector"

    erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto

    in der Reihe: INTRIGUE

    Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

    Übersetzung: Susanne Weißgerber

    Abbildungen: Harlequin Books S. A., alle Rechte vorbehalten

    Veröffentlicht im ePub Format in 12/2022 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

    E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

    ISBN 9783751510509

    Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

    CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

    Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

    BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

    Alles über Roman-Neuheiten, Spar-Aktionen, Lesetipps und Gutscheine erhalten Sie in unserem CORA-Shop www.cora.de

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    CARLA CASSIDY

    In zwölf Tagen bist du tot

    Zwei grausame Morde geschehen kurz vor Weihnachten in Rock Ridge. In beiden Fällen ist das Opfer eine zarte blonde Frau. Sheriff Mac McKnight ahnt Schreckliches: Ausgerechnet seine Deputy, die hübsche, liebenswerte Callie Stevens, entspricht genau dem Opferprofil. Wird Mac mit ihr Weihnachten feiern können – oder ist sie dann bereits tot?

    JULIE MILLER

    Vier Pfoten und ein Schuss

    Aiden Murphy hat seinem besten Freund versprochen, dessen Schwester Lexi immer zu beschützen. Als die junge Kriminalistin an einem Tatort im verschneiten Kansas City bedroht wird, weichen Aiden und Blue, sein Polizeihund, nicht mehr von ihrer Seite. Aber plötzlich weiß Aiden nicht mehr, was riskanter ist: der Täter im Schatten – oder seine Lust auf Lexi …

    JULIE ANNE LINDSEY

    Ein Bodyguard zum Fest der Liebe

    „Und wenn wir so tun, als seien wir ein Paar?" Bodyguard Cade Lance findet Lyndy Wells’ Vorschlag gewagt. Sie hat ihn angestellt, weil sie und ihr Sohn von einem Unbekannten angegriffen wurden und die Polizei nichts unternimmt. Zögernd lässt Cade sich darauf ein, doch schon ein erster Kuss endet gewalttätig: Lyndys Stalker schießt auf sie beide …

    In zwölf Tagen bist du tot

    1. KAPITEL

    Callie Stevens ging mit forschen Schritten auf die Polizeistation zu. Es war der erste Dezember, und damit begann ihre liebste Zeit im Jahr – die Weihnachtszeit.

    Hier in Rock Ridge im Bundesstaat Kansas hatte man sich über Nacht viel Mühe gegeben, die Straßen festlich zu schmücken. Von allen Straßenlaternen hingen rote und weiße Lichter in der Form von Zuckerstangen, umrahmt von grünem Blattwerk und Mistelzweigen.

    Sie liebte Weihnachten, und sie hatte sich fest vorgenommen, auch ihren Arbeitsplatz ein wenig zu dekorieren. Obwohl das dort eine Art unausgesprochenes Tabu war. Seit zwei Jahren arbeitete sie in der Notrufleitstelle für Sheriff Mac McKnight.

    Trotz der schneidenden Kälte stieg ihr die Wärme in die Wangen. Der Gedanke an den heißen Sheriff, wie sie ihn insgeheim nannte, ließ sie erröten. Allerdings wurde der Mann pünktlich zur Weihnachtszeit immer ziemlich missmutig, und sie fürchtete, dass es dieses Jahr nicht anders sein würde.

    Inzwischen hatte sie die Polizeistation erreicht und ging um das Gebäude herum. Sie holte noch einmal tief Atem und öffnete die Hintertür. Heute begann ihre Schicht um sechzehn Uhr und endete um Mitternacht, bis Glenda Rivers sie ablösen sollte.

    Sie ging zunächst in den Aufenthaltsraum, wo sie von Johnny Matthews mit einem breiten Lächeln empfangen wurde. „Ziemlich kalt da draußen, was?"

    „Zu kalt für Anfang Dezember, bestätigte sie und hing ihren Mantel an einen Haken an der Wand. „Irgendwelche Vorfälle bisher?, wollte sie wissen.

    „Absolut nichts, erwiderte Johnny und nahm einen Schluck aus seiner Coladose. „Ich glaube, das wird eine lange, langweilige Nacht. Selbst den Verrückten ist es zu kalt draußen.

    Sie lachte. „Sei nicht traurig. So soll es schließlich sein, oder? Wer hat heute Nacht noch Dienst?"

    „Cameron und Adam. Sie fahren gerade Streife." Johnny leerte die Cola in einem Zug, zerdrückte die Dose in der Hand und erhob sich. Er sah gut aus mit seinem dunklen Haar und seinem Schlafzimmerblick aus den tiefbraunen Augen.

    Mehr als einmal hatte er ihr zu verstehen gegeben, dass er gerne mit ihr ausgehen würde, aber Callie hatte kein Interesse an einem Date. Für sie war er mehr wie ein großer Bruder, und sie spürte keine Schmetterlinge im Bauch, wenn sie ihn ansah.

    „Na, dann will ich auch mal los, sagte er und nahm seinen Mantel. „Hast du dich schon nach einem neuen Auto umgesehen?

    „Nein. Callie seufzte tief. Vor zwei Monaten hatte ihr altes Auto endgültig den Geist aufgegeben. Die Reparaturkosten hätten den Wert des Fahrzeugs weit überstiegen, daher musste sie es wohl oder übel aufgeben. „Der Gedanke daran, ein neues zu suchen, bereitet mir Kopfschmerzen. Außerdem kann ich zu Fuß zur Arbeit gehen. Und zu fast jedem Geschäft im Zentrum. Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt noch ein Auto brauche.

    „Wenn es weiterhin so kalt und windig bleibt, wirst du froh sein, ein Auto zu haben, erwiderte er. „Denk drüber nach. Bis dann!

    „Pass auf dich auf", sagte Callie.

    „Immer." Nachdem er gegangen war, verließ Callie den Pausenraum und ging den Flur entlang in Richtung Empfang.

    Auf ihrem Weg kam sie an Sheriff McKnights Büro vorbei. Die Tür war geschlossen, doch sie ahnte, dass er da war. Im Grunde war er immer im Dienst, entweder in seinem Büro oder draußen auf der Straße. Oft saß er bis Mitternacht an seinem Schreibtisch und erschien trotzdem pünktlich um sieben Uhr früh wieder zur Arbeit. Der Mann war definitiv ein Workaholic.

    „Hey, Callie, begrüßte sie Maggie Jones, die sich von ihrem Schreibtisch erhob. „Ich glaube, du wirst dich heute ziemlich langweilen. Das Telefon hat den ganzen Tag nicht geklingelt.

    Maggie war inzwischen zehnfache Großmutter, aber sie weigerte sich, zum alten Eisen zu gehören, wie sie es nannte. Sie war immer gut gelaunt und gehörte auf der Polizeistation seit Jahren praktisch zur Einrichtung.

    „Das macht nichts. Ich habe immer ein Buch dabei, falls es nichts zu tun gibt, gab Callie zurück. „Und außerdem habe ich das mitgebracht. Sie griff in ihre Tasche und zog eine rot-weiße Kerze heraus. „Sie riecht nach Pfefferminzbonbons."

    „Oh oh. Du weißt, dass das keine gute Idee ist", sagte Maggie und warf einen Blick in Richtung Sheriff McKnights Büro.

    „Er kann doch wohl nichts gegen eine einfache Kerze haben", protestierte Callie.

    „Eine Kerze, die nach Weihnachten riecht, korrigierte Maggie und hob die Brauen. „Du weißt, ich liebe Mac wie einen Sohn, aber um diese Zeit wird er so unausstehlich wie der alte Scrooge in der Weihnachtsgeschichte.

    „Er wird bestimmt nichts dagegen haben", sagte Callie mit gespielter Überzeugung.

    Maggie legte ihr lachend die Hand auf den Arm. „Ich hoffe bloß, dass du es überlebst, damit du morgen zu deiner Schicht erscheinen kannst." Mit diesen Worten suchte sie ihre Sachen zusammen und verabschiedete sich.

    Callie stellte die Kerze auf den Schreibtisch, legte die Handtasche auf den Fußboden und ließ sich in den Bürostuhl sinken. In einer kleinen Stadt wie Rock Ridge war die Notrufleitstelle weder besonders kompliziert noch technisch überfrachtet. Ihr Job war es, ans Telefon zu gehen, sich im Notfall mit den Streifenwagen in Verbindung zu setzen und einen Bericht aufzunehmen, wenn jemand ins Büro kam.

    Bei den meisten Anrufen handelte es sich nicht um Notfälle, daher war es ein relativ ruhiger, wenig anspruchsvoller Job. Was sie wirklich wollte, war Deputy zu sein und Seite an Seite mit ihrem Sheriff zu arbeiten.

    Nach der Highschool war sie nach Kansas City gezogen, um dort ihren Abschluss in Strafrecht zu machen. Danach war sie Deputy in einer kleinen Stadt außerhalb Kansas geworden. Sie hatte geglaubt, eine rosige Zukunft vor sich zu haben.

    Doch dann hatte das Schicksal zugeschlagen.

    Sie schüttelte den Kopf. Heute würde sie sich von keinem traurigen Gedanken einholen lassen. Sie nahm ein Feuerzeug aus der Tasche, entzündete die Kerze und begann, sich auf die Arbeit vorzubereiten.

    In der kommenden Stunde blieb alles ruhig. Dann hörte sie das vertraute Scharren von Macs Bürotür. Sie beobachtete, wie die Kerzenflamme zu flackern begann, als er die Tür öffnete und durch den Flur in den Empfangsbereich kam.

    Sie straffte die Schultern und holte tief Luft.

    Wie immer, wenn sie ihn sah, begann ihr Herz aufgeregt zu klopfen. Irgendetwas an ihm sorgte dafür, dass sie sich wie ein verliebter Teenager fühlte.

    Sie hob den Blick. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit kurz geschnittenem, dunklem Haar und fein geschnittenen Gesichtszügen.

    Himmel, der Mann war heiß.

    Jetzt schnellte der Blick seiner grauen Augen zu der Kerze und gleich darauf zu Callies Gesicht.

    „Tag, Callie", sagte er mit seiner vertrauten, wohlig tiefen Stimme.

    „Tag, Sheriff", erwiderte sie.

    Noch einmal sah er auf die Kerze. Sie hörte, wie er tief Atem holte, und jetzt musste er auch den süßen Weihnachtsduft bemerken, den die Kerze ausströmte. „Ich gehe zum Essen ins Café, sagte er. „Wenn du irgendetwas brauchst, weißt du, wo du mich finden kannst.

    „In Ordnung. Guten Appetit." Callie war froh, dass er nichts zu der Kerze gesagt hatte.

    Sie sah ihm nach, als er das Gebäude verließ, und unwillkürlich blieb ihr Blick an seinem Po haften, der selbst in der schlichten, khakifarbenen Uniform zum Anbeißen aussah. Nachdem er gegangen war, seufzte sie hörbar auf.

    Seit zwei Jahren war sie nun hier beschäftigt, aber an den meisten Tagen schien Mac sie nicht einmal zu bemerken. Ganz offensichtlich hatte er keine Ahnung, wie angetan sie von ihm war.

    Sie wünschte, er würde sie einmal wirklich wahrnehmen – und ihr erlauben, ein bisschen Freude in sein Leben zu bringen. Denn nach allem, was sie bisher mitbekommen hatte, schien ihm das zu fehlen. Auf Callie wirkte er immer ein wenig traurig.

    Diese Beschreibung hätte ihm allerdings nicht gefallen. Er war ein stolzer, starker Mann, der seiner Stadt gegenüber großes Pflichtgefühl besaß und alles dafür getan hätte, seine Bürger zu beschützen. Seine Angestellten verehrten ihn und schätzten ihn wegen seines großen Sinns für Gerechtigkeit.

    Genau diese Eigenschaften machten ihn für Callie zum Mann ihrer Träume.

    Zu ihren Träumen gehörte auch, geliebt und geschätzt zu werden und gemeinsam eine Familie zu planen.

    Unglücklicherweise sah Mac in ihr bisher nichts weiter als eine fähige Mitarbeiterin am Empfang.

    Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken.

    Etwa eine Stunde lang war sie mit Arbeit abgelenkt, bis Mac von seinem frühen Abendessen zurückkehrte. Sofort beschleunigte sich ihr Herzschlag.

    „Wie war das Essen?", fragte sie.

    „Im Café ist es immer gut, gab er zurück. „Ich hatte das Dienstagabend-Special.

    „Hackbraten mit Kartoffeln und Mais", sagte sie mit einem Grinsen.

    „Du isst wohl oft dort."

    „Wenn ich freihabe, hole ich mir da gerne etwas", antwortete sie.

    „Verstehe ich. Na schön. In den nächsten Stunden bin ich auf Streife." Mit diesen Worten war er auch schon wieder verschwunden.

    Gegen acht Uhr kehrte er zurück und verzog sich in sein Büro.

    Deputies kamen und gingen. Zum Glück nahmen sie sich Zeit, mit Callie zu reden, was die Monotonie ihrer Arbeit immerhin unterbrach.

    Gegen Mitternacht erschien Glenda Rivers, um Callie abzulösen. Sie war gerade hereingekommen, als das Telefon klingelte. Callie nahm ab. „Rock Ridge Sheriff’s Department", meldete sie sich wie gewohnt.

    „Ich habe gerade eine Frau getötet. Sie ist in der Main Street", sagte eine tiefe Stimme.

    Callie runzelte die Stirn. Sollte das etwa ein schlechter Witz sein?

    „Können Sie mir bitte Ihren vollen Namen nennen?" Die Anruferkennung zeigte nur eine anonyme Nummer.

    „Der tut nichts zur Sache. Sie ist auf einer Bank vor der Poststelle." Dann legte der Unbekannte auf.

    Callie sprang auf. Sie war so verstört, dass sie nicht daran dachte, Mac über Funk zu benachrichtigen, sondern rannte direkt in sein Büro.

    „Mac … Sheriff, ich habe gerade einen Anruf erhalten. Jemand behauptet, die Leiche einer Frau säße auf einer Bank vor der Post", erklärte sie atemlos.

    Mac erhob sich sofort. „Wer hat angerufen?"

    „Es war ein Mann, der sich nicht zu erkennen geben wollte. Er hatte eine tiefe Stimme, aber mir kam sie nicht bekannt vor."

    Mac war bereits dabei, den Mantel anzuziehen. Sie suchte seinen Blick. „Mac, könnte ich mitkommen? Glenda hat mich gerade abgelöst. Bitte, du weißt doch, wie gerne ich dir bei der Arbeit zusehen würde, um mehr Erfahrung zu sammeln."

    Er zögerte einen Moment und zog die Stirn kraus. Dann sagte er: „Okay, hol deine Jacke. Wir treffen uns draußen beim Wagen."

    Callie verschwendete keine Sekunde. Sie eilte zurück zum Empfang, um ihre Tasche zu holen, und rannte dann in den Pausenraum, wo ihr Mantel hing.

    Das war der Moment, auf den sie so lange gewartet hatte. Jetzt würde er endlich bemerken, dass sie einen guten Deputy abgab. Oder besser noch: eine gute Partnerin.

    „Es ist die kälteste Nacht des Jahres, und jemand soll eine Leiche auf eine Bank gesetzt haben? Dabei kann es sich bloß um einen Streich handeln, überlegte Mac laut, während er den Wagen startete. „Seit vier Jahren hat es hier keinen Mord mehr gegeben. Und bei dem letzten handelte es sich um einen Fall von häuslicher Gewalt.

    „Das war vor meiner Zeit hier", sagte Callie.

    „Ja, stimmt." Er warf ihr einen Seitenblick zu. Mit ihren blonden Locken, den leuchtend blauen Augen und dem offenen Lächeln sah sie vielmehr aus wie ein Cheerleader als ein Möchtegern-Deputy.

    Sie duftete nach frischen Blumen, mit einem Hauch von Zimt und Vanille unterlegt. Ein betörender Duft. Ein gefährlicher Duft … die Art von Gefahr, die einen Mann in Schwierigkeiten bringen konnte.

    Er war sich nicht einmal sicher, warum er sie überhaupt mitgenommen hatte. Vielleicht lag es daran, dass sie schon so oft gefragt hatte, ob sie ihn nicht im Einsatz begleiten durfte. Und nun, überrumpelt von dem seltsamen Anruf, hatte er einen schwachen Moment gehabt.

    Er fand sie attraktiv und unglaublich sexy, deswegen hielt er sie auf Abstand. Schließlich hatte er kein Interesse an irgendeiner Art von Beziehung. Lieber blieb er für sich.

    Aber jetzt musste er diese Gedanken beiseiteschieben. Er musterte die leeren Straßen und war froh, dass niemand mehr unterwegs war.

    Und dann sah er sie.

    Trotz allem, was man ihr angetan hatte, erkannte er sie sofort. Die tote Frau auf der Bank war Melinda Tyson, eine Kellnerin aus dem Café.

    „Oh mein Gott", sagte Callie atemlos.

    Mac brachte den Wagen zum Stehen. „Du bleibst hier", sagte er, stieg aus und eilte zu Melinda.

    Sie bot einen grauenvollen Anblick: Man hatte ihr eine kleine rote Weihnachtsmannmütze auf das blonde Haar gesetzt – und einen toten Vogel in den Mund gestopft.

    Was zur Hölle?

    Mac suchte verzweifelt nach einem Zeichen von Leben, doch als er näher kam, wusste er, dass er keines finden würde. Um sicherzugehen, fühlte er trotzdem ihren Puls. Doch da war nichts.

    Ihre Augen waren weit geöffnet, doch es lag bereits der fahle Schimmer des Todes in ihnen. Er konnte absolut nichts mehr für sie tun.

    Er kehrte zum Wagen zurück, forderte sämtliche verfügbaren Deputies an und verständigte dann den hiesigen Bestatter und Gerichtsmediziner Richard Albertson.

    „Im Kofferraum liegt Schutzkleidung, sagte er zu Callie. „Wir sollten zumindest Plastikhüllen über die Schuhe streifen und Handschuhe anziehen, bis man den Tatort gründlich untersucht hat.

    Dann sah er sie lange an. „Es ist ein ziemlich grausiger Anblick. Bist du in Ordnung?"

    „Wenn du denkst, dass ich mich übergeben muss oder hysterisch werde, muss ich dich enttäuschen. Mir geht’s gut." Callie reckte das Kinn, als ob sie ihm beweisen wollte, wie stark sie war.

    „Dann legen wir mal los."

    Wenige Minuten später hatten sie Schutzhüllen über die Schuhe gezogen. Inzwischen waren auch Johnny Matthews, Cameron Royal und zwei weitere Deputies eingetroffen.

    Cameron begann, das Opfer aus jedem Blickwinkel zu fotografieren, während Johnny und die beiden anderen Deputies jegliches potenzielle Beweismaterial sicherten. Mac schrieb seine ersten Eindrücke in ein Notizbuch, und Callie hielt sich im Hintergrund und beobachtete das Vorgehen ihrer Kollegen genau.

    Die Wunden an Melindas Körper ließen Mac vermuten, dass man sie mit mindestens fünf Messerstichen getötet hatte. Allerdings fand sich kein Blut auf oder neben der Bank, weswegen er davon ausging, dass sie an einem anderen Ort umgebracht worden war.

    Sie trug eine elegant-schlichte schwarze Stoffhose und einen hellblauen Pullover. Von einem Mantel oder einer Tasche fehlte jede Spur.

    Die Weihnachtsmannmütze auf ihrem Kopf mochte einfach mit der Jahreszeit zu tun haben, aber was einem das Blut in den Adern gefrieren ließ, war der tote Vogel in ihrem Mund. Was hatte er zu bedeuten?

    Es handelte sich um eine Bobtail-Wachtel, einen Vogel, der in diesen Breitengraden häufig vorkam. Mac ahnte, dass das Vogelrätsel den entscheidenden Hinweis auf das Motiv des Mörders geben würde. Aber ging es hier um die Wachtel im Speziellen, oder hätte der Killer auch jeden anderen Vogel genommen?

    Richard Albertson erschien nun mit seinem Assistenten Dean Cooper. Mac wich zurück und stellte sich neben Callie, um den Männern Raum für eine erste Untersuchung zu geben.

    Mit dem großen, hageren Albertson hatte Mac erst einmal zusammengearbeitet. Während der sieben Jahre, in denen er Sheriff in Rock Ridge war, hatte es nur einen Mordfall gegeben. Den Täter hatten sie damals noch am Tatort überführt: den Ehemann, der sofort zugab, dass er seine Frau in einem Wutanfall mit einem Baseballschläger erschlagen hatte.

    Melinda – mit der Mütze auf dem Kopf und dem Vogel im Mund – war eine ganz andere Nummer. Es war die Art von Fall, die den verantwortlichen Ermittlern Albträume bereiteten, bis der Killer gefasst war.

    Nach etwa einer Stunde war Albertson bereit, eine erste Einschätzung abzugeben. „Es gibt Fesselspuren an Handgelenken und Füßen. Auf den ersten Blick würde ich sagen, es handelte sich um ein Seil. Doch ich kann erst mehr sagen, wenn ich sie im Labor untersucht habe."

    „Zeitpunkt des Todes?", fragte Mac.

    Richard zog die Stirn kraus. „Bei dieser Temperatur ist es ein bisschen schwierig zu sagen. Wer weiß, wie lange sie der Witterung ausgesetzt war. Aber wenn man bedenkt, dass die Leichenstarre noch nicht eingesetzt hat, würde ich sagen, dass sie noch nicht länger als zwei Stunden tot ist."

    „Todesursache?" Die war ziemlich offensichtlich, doch Mac wollte es bestätigt hören.

    „Ich nehme an Messerstiche, aber auch das wird erst eine Autopsie zu hundert Prozent beweisen. Jedenfalls handelt es sich um einen Mord."

    Seine runden, braunen Augen erinnerten im Licht von Macs Schweinwerfern an eine Eule. „Wenn ihr mit dem Tatort fertig seid, können wir die Leiche mitnehmen. Und vielleicht wissen wir in wenigen Stunden schon mehr."

    „Danke, das hört sich gut an", sagte Mac.

    Es war kurz nach zwei Uhr, als der Tatort endlich geräumt und die Leiche abtransportiert war. Mac und Callie setzten sich in den Wagen.

    „Und jetzt kommt der schwierigste Teil des Jobs", sagte Mac und seufzte tief. Seit dem Moment, in dem er den Leichnam gesehen hatte, hatte er seine Gefühle tief in sich verschlossen. Doch nun spürte er, wie Trauer in ihm aufstieg – und eine ungeheure Wut. Er war fest entschlossen, den Täter zu finden, der einem so jungen Leben ein Ende gesetzt hatte. Und der seine geliebte Stadt in Angst versetzen würde.

    „Was meinst du?", fragte Callie.

    „Melindas Eltern verständigen. Ich möchte nicht, dass sie es von irgendjemand anderem erfahren müssen."

    „Zum Glück ist niemand am Tatort gewesen, bis wir dort waren", meinte sie.

    Er nickte. „Ich bringe dich nach Hause, bevor ich zu ihren Eltern fahre."

    „Das ist nicht nötig. Vielleicht kann ich helfen … du weißt schon, die Wärme einer Frau und so."

    Die Wärme einer Frau. Himmel, es war eine Ewigkeit her, dass er die Wärme einer Frau gespürt hatte. Und nun stellte er sich unwillkürlich vor, wie es sich anfühlen würde, wenn Callies zarte Hände seinen Körper berühren würden.

    Verdammt noch mal.

    Er schüttelte den Kopf, um all diese unangebrachten Gedanken zu verscheuchen. Offensichtlich hatte sein Gehirn kein Problem damit, sich mit der Frau auf dem Nebensitz zu beschäftigen, anstatt mit dem grauenvollen Leichenfund.

    Als sie vor dem Haus der Tysons hielten, hatte sich ein fester Knoten in seinem Magen geformt. Er kannte Connie und Eddie Tyson. Es waren gute Menschen, die es immer unterstützt hatten, dass er Sheriff in Rock Ridge war. Und er wusste, wie sehr sie ihre Tochter liebten.

    Schweigend blickte er zu dem stillen, dunklen Haus auf.

    Er war im Begriff, das Paar zu wecken, um ihnen eine Botschaft zu überbringen, die ihr gesamtes Leben zerstören würde.

    Melindas Tod würde für immer ein Loch in ihre Herzen reißen, das sich nie wieder füllen ließe.

    „Bringen wir es hinter uns", sagte er schließlich, und gemeinsam gingen sie zum Haus.

    Eine Stunde später kehrten sie zum Wagen zurück.

    Mac hatte den Eltern die grausigen Details verschwiegen. Trotzdem war es nicht einfach gewesen, ihnen mitzuteilen, dass ihre wunderschöne Tochter nie mehr nach Hause kommen würde.

    Er war froh, dass Callie da war, denn als Connie schluchzend auf dem Sofa zusammengesunken war, hatte Callie die unglückliche Mutter in den Arm genommen und festgehalten, während der Vater laut zu schreien begann und schwor, dass er den Mörder umbringen würde, wenn er ihn in die Finger bekäme.

    Als Callie und Mac schließlich gingen, saßen die beiden schweigend auf dem Sofa – zu erschüttert, um ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen.

    Callie war ebenfalls schweigsam, während Mac sie nach Hause brachte, und er war dankbar dafür. Es war inzwischen beinahe drei Uhr, also zu früh, um weitere mögliche Zeugen zu befragen. Er hatte Melindas Eltern einige Fragen gestellt und zumindest erfahren, dass sie zurzeit mit niemandem ausging. Hauptsächlich hatte sie sich mit Kollegen aus dem Café getroffen.

    Für gewöhnlich ging sie zu Fuß zur Arbeit, es sei denn, sie wurde von einem ihrer Kollegen mitgenommen. Als sie an diesem Morgen das Haus verlassen hatte, war sie in einen rot-blauen Wintermantel gekleidet gewesen. Sie hatte Frühdienst, und als sie danach nicht gleich heimgekehrt war, hatten ihre Eltern angenommen, sie sei mit Freunden unterwegs.

    Denn obwohl Melinda noch im selben Haus wohnte wie ihre Eltern, war sie eine selbstständige junge Frau, die eigene Entscheidungen traf und sich nicht abmelden brauchte, wenn sie ausging.

    Dieser grausige Mord an einem freundlichen, jungen Menschen gehörte zu den Dingen, die den Polizisten Albträume bescherten. Vor allem denen, die sie am Tatort auf der Bank sitzen gesehen hatten – mit einem Vogel im Mund und einer Weihnachtsmannmütze auf dem Kopf.

    Morgen lag eine Menge Arbeit vor Mac. Er würde sämtliche Kollegen und Freunde von Melinda befragen müssen. Jetzt spürte er, wie sich bohrende Kopfschmerzen bemerkbar machten. Er rieb seinen Nacken in dem Versuch, die Schmerzen zu lindern.

    Schon wieder nahm er Callies betörenden Duft wahr. Doch dieses Mal war er froh darüber, weil dieser den Geruch des Todes und der Trauer vertrieb.

    Er wusste, dass sie für gewöhnlich zu Fuß nach Hause ging. Aber heute, zu dieser Uhrzeit, mit dem eisigen Wind und einem Mörder auf freiem Fuß, hätte er das niemals zugelassen.

    Ihr Haus lag an der Hauptstraße. Er parkte den Wagen vor dem hübschen, gepflegt wirkenden Gebäude und wandte sich dann an Callie.

    „Mac."

    Ihr Gesicht sah sehr schön aus im Licht des Armaturenbretts. Hatte sie schon immer diese unglaublich langen Wimpern? Hatte ihr Haar schon immer so einladend weich ausgesehen, als ob man es berühren müsste?

    „Ich möchte dir bei den Ermittlungen helfen, sagte sie jetzt. „Kannst du mich nicht vorübergehend zum Deputy ernennen? Ich würde alles tun, um diesen kranken Killer zu fassen. Und du weißt, dass du jederzeit Dana Jeffries rufen kannst, um mich in der Notrufleitstelle zu vertreten. Sie würde sehr gerne einspringen.

    Sie hatte schnell gesprochen, und ihre Worte hatten etwas Entschlossenes an sich, etwas beinahe Ärgerliches. „Du hast ohnehin nicht viele Deputies zur Verfügung. Außerdem habe ich die notwendige Qualifikation. Ich könnte dir bestimmt nützlich sein. Bitte, Mac. Lass mich mit dir arbeiten."

    Sie sah aus, als sei es ihr absolut ernst damit. Und leider hatte sie recht, denn Macs Team war nicht besonders groß. Allerdings … wäre sie ihm wirklich eine Hilfe, oder vielmehr eine Ablenkung?

    „Ich werde darüber nachdenken", sagte er schließlich.

    „Du kannst mir jetzt noch keine Antwort darauf geben?", fragte sie.

    „Ich sagte, dass ich darüber nachdenken werde", gab er zurück – in einem Tonfall, der jede weitere Diskussion versagte.

    „Okay. Dann bis morgen. Sie öffnete die Beifahrertür. „Gute Nacht, Mac.

    „Gute Nacht, Callie." Er sah ihr nach, bis sie im Haus war.

    Dann schlug er die Richtung zu Albertsons Bestattungsinstitut ein. Trotz der späten Stunde hoffte er, dass Albertson neue Erkenntnisse für ihn hatte. Es war das erste Mal in seiner Laufbahn, dass er als Sheriff wirklich herausgefordert wurde. Die Sicherheit seiner Stadt stand auf dem Spiel.

    Er war in seinem Leben schon einmal als unzulänglich bezeichnet worden. Und seine Unfähigkeit hatte am Ende dazu geführt, dass er Weihnachten hasste. Schlimmer noch, sie hatte dazu geführt, dass er sein Herz für immer verschlossen hatte.

    Aber das war in Ordnung. Was kümmerten ihn die Feiertage? Was kümmerte ihn eine Beziehung?

    Seine oberste Priorität war es nun, Melindas Mörder zu finden. Und er hoffte inständig, dass es bei diesem einen Mord bleiben würde.

    Dennoch … als er hinter dem Bestattungsinstitut parkte, konnte er sich des Gefühls nicht erwehren, dass der Schrecken gerade erst begonnen hatte.

    2. KAPITEL

    Wenige Minuten nach sieben Uhr sank Mac in seinen Bürostuhl und öffnete eine Aktenmappe.

    Erst um vier Uhr hatte er etwas Schlaf gefunden, und das Klingeln des Weckers hatte ihn aus seltsamen Träumen gerissen. Unglücklicherweise war Albertson bei seinem Besuch noch nicht mit der Untersuchung fertig gewesen. Doch nun hielt er endlich den Bericht in den Händen.

    Er begann zu lesen. Sein einziger Trost war, dass es ihnen gelungen war, Melinda zu finden, bevor sie irgendjemand sonst in der Stadt zu Gesicht bekam. Denn die grausigen Details, wie den Vogel, würde er der Öffentlichkeit vorenthalten.

    Gerade, als er sich in den Bericht vertieft hatte, klopfte es an der Tür. „Herein", rief er.

    Überrascht hob er die Brauen, als Callie das Büro betrat. „Guten Morgen", begrüßte sie ihn mit einem strahlenden Lächeln. Sie trug eine enge Jeans, die ihre langen, schlanken Beine zur Geltung brachte, und eine königsblaue Bluse, die ihre leuchtenden Augen betonte. Sofort erfüllte ihr Duft den Raum. Ein Duft, an den er sich gewöhnen könnte, dachte er unwillkürlich.

    In den Händen hatte sie einige bedruckte Papiere und einen Kaffee aus seinem Lieblingsladen. „Das ist für dich, sagte sie und stellte den Becher auf seinen Schreibtisch. „Genau, wie du ihn magst: Kaffee mit einem Teelöffel Zucker und einem Schlag Sahne.

    Er starrte den Becher an und hob dann den Blick zu ihrem Gesicht. „Ist das eine Art Bestechung, damit du den Job als Deputy bekommst?"

    Ihre Augen weiteten sich, und eine zarte Röte stieg in ihre reizenden Wangen. „Oh … so habe ich das nicht gemeint. Sie wirkte aufrichtig schockiert, dass er daran überhaupt gedacht hatte. „Ich … ich dachte, dass du bestimmt kaum geschlafen hast. Und vorhin habe ich gesehen, wie du mit diesem Automatenkaffee in deinem Büro verschwunden bist, der gar nicht schmeckt, und da dachte ich … Sie verstummte.

    „Ist schon gut, Callie, sagte er und lächelte. „Ich weiß das zu schätzen. Und falls du in Zukunft noch einmal versuchen solltest, mich zu bestechen, dann bring noch einen Muffin und eine Zimtschnecke mit.

    Sie grinste. „Das merk ich mir. Geschmeidig glitt sie in den Stuhl vor seinem Schreibtisch. „Ich habe letzte Nacht noch ein bisschen recherchiert. Über die Bobtail-Wachtel.

    Er sah sie überrascht an. Um diese späte Stunde hätte sie auch gleich zu Bett gehen können, doch sie hatte sich die Mühe gemacht aufzubleiben. Das war an sich schon bemerkenswert, aber noch besser war, dass sie mitgedacht und sich mit einem womöglich entscheidenden Detail des Falls befasst hatte.

    Ihm war bewusst, dass ihm die Zeit davonlief. Zwei seiner Deputies waren bereits damit beschäftigt, mögliche Zeugen zu finden, und Mac wollte so schnell wie möglich selbst ins Café, um Befragungen durchzuführen.

    „Was hast du herausgefunden?"

    Sie blickte auf die Papiere. „Ich erspare dir jetzt mal alle ornithologischen Details über das Verhalten der Wachteln, ihren Lebensraum und so weiter. Auch die verschiedenen Unterarten der Wachteln sind gewiss nicht ausschlaggebend für den Fall. Was ich allerdings interessant finde, ist, dass ihr Ruf wohl genau so klingt wie ‚bob-WHITE‘. Könnte ja sein, dass das eine Ableitung vom Namen des Mörders ist. Außerdem hat man früher angenommen, dass diese Spezies monogam lebt, aber jetzt ist bewiesen, dass sie bisexuell sind – und polygam."

    Sie hob den Blick. „Langweile ich dich? Oder soll ich fortfahren?"

    „Bitte fortfahren", antwortete er. Ihm war noch nie zuvor aufgefallen, was für eine angenehme Stimme sie hatte. Sie war voll und wohlklingend und definitiv sexy.

    Viel wichtiger war natürlich, was sie herausgefunden hatte.

    Sie blätterte in den Papieren. „Tja, das einzig weitere Interessante ist wohl, dass die Vögel sehr scheu sind und sich meist zurückziehen. Sie tarnen sich und ihre Nester."

    Als sie wieder aufsah, hatte sich eine winzige Falte zwischen ihren Brauen gebildet. „Vielleicht heißt unser Verdächtiger irgendetwas mit White. Und womöglich ist er schüchtern und lebt zurückgezogen."

    „Vielleicht. Danke für deine Recherchen. Du hast mir auf jeden Fall Zeit gespart." Er musterte ihr Gesicht. Ihre Schicht am Empfang hätte erst um sechzehn Uhr begonnen. Aber da saß sie nun, um sieben Uhr früh, und hatte nahezu die Nacht durchgemacht, um Recherchen zu betreiben.

    Sie zeigte Eigeninitiative, und das gefiel ihm. Außerdem lag in ihren Augen eine Entschlossenheit, über die nicht viele Menschen verfügten.

    Er zog die Schublade auf und nahm eine Deputy-Marke heraus, eine Dienstwaffe und ein Pistolenhalfter. Er legte alles auf den Schreibtisch und schob es ihr zu.

    Ihre Augen weiteten sich erneut, und gleich darauf strahlte sie ihn freudig an.

    Himmel, er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er das letzte Mal echte Freude verspürt hatte.

    „Wirklich?", fragte sie atemlos.

    „Bedien dich. Und hol dir eine Uniform aus dem Lagerraum. Du kannst sie gleich anziehen. Für deine Schicht bist du heute ein Deputy, und dann sehen wir weiter. Weil du noch nicht offiziell vereidigt bist, fährst du bei mir mit. Du tust genau das, was ich dir sage – nicht mehr. Wir treffen uns in fünfzehn Minuten bei meinem Wagen. Es liegt ein langer Tag vor uns."

    Sie nahm als Erstes die Marke und befestigte sie exakt über ihrem Herzen. Dann nahm sie Pistole und Halfter an sich und sprang auf. „Ich verspreche, das wird dir nicht leidtun", sagte sie und rannte buchstäblich aus dem Büro.

    Mac griff nach dem Telefon, machte rasch einen Anruf und nahm dann seinen Mantel. Auf dem Weg durch den Flur kam er an dem Pausenraum vorbei. Durch die offene Tür konnte er den ausgestopften Weihnachtsmann sehen, der auf dem Getränkeautomaten saß.

    Er wusste, dass das Callies Werk war. Niemand sonst hätte den Mut gehabt, irgendetwas Weihnachtliches auch nur in seine Nähe zu bringen. Seine Mitarbeiter wussten alle, wie er zu den Feiertagen stand.

    Allerdings hatte er gerade Wichtigeres im Kopf als Deko.

    Als er in den Hof kam, stand Callie bereits neben der Beifahrertür. Beim Anblick der schlichten, khakigrünen Uniform wäre ihm nie das Wort sexy eingefallen, aber an Callie war sie genau das – unwahrscheinlich sexy.

    Das Shirt schmiegte sich an ihren schmalen Körper und die Rundung ihrer Brüste, und die Stoffhose war wie gemacht für ihre langen, schlanken Beine.

    Trotz der eisigen Temperatur stieg eine Hitzewelle in ihm auf.

    Er schloss den Wagen auf und hob verwundert die Brauen, als sie erst ihren Mantel auf den Rücksitz warf und dann einstieg.

    Nun saßen sie nebeneinander. Womöglich war es keine gute Idee, sie in seiner Nähe zu haben. Andererseits wollte er auf jeden Fall vermeiden, dass sie einen Alleingang startete. Sie war zwar wild entschlossen, den Mörder zu fassen, aber noch zu unerfahren, um als Deputy alleine zu agieren.

    „Ich habe gerade den Autopsiebericht gelesen", begann er.

    „Und?"

    Er spürte ihren erwartungsvollen Blick auf seinem Gesicht. „Für bestimmte Ergebnisse werden wir die Laborwerte abwarten müssen, aber zumindest wissen wir jetzt, dass sie mit dreiundzwanzig Stichen getötet wurde."

    „Wow, das sieht mir nicht nach einem zufälligen Mord aus", sagte sie.

    Mac war von ihren Worten positiv überrascht. Er nahm dasselbe an, hatte allerdings nicht erwartet, dass sie es sagen würde. „Gut, und was schließt du daraus noch?", wollte er wissen.

    „Dass es ein persönliches Motiv gab. Vielleicht stammt der Mörder aus ihrem nahen Umfeld."

    „Das ist anzunehmen. Wir fahren jetzt zum Café und sprechen mit ihren Kollegen. Hoffentlich finden wir dort etwas heraus."

    „Hört sich gut an", stimmte sie zu.

    Allerdings bezweifelte er, dass in dem Café irgendjemand etwas über den Mord wusste – ausgenommen der Killer selbst. Noch hatten sich schließlich keine Reporter eingeschaltet.

    „Was ist mit ihrem Mantel und ihrer Tasche? Glaubst du, der Mörder hat sie behalten? Als Trophäen?", fragte sie.

    „Zu diesem Zeitpunkt ist das schwer zu sagen. Aber ich hatte Männer losgeschickt, die letzte Nacht noch sämtliche Abfalltonnen in der Gegend um den Tatort abgesucht haben. Die vermissten Gegenstände wurden dabei nicht gefunden."

    „Und die Fesselspuren?"

    „Albertson ist sich zu neunzig Prozent sicher, dass die Striemen von einem Seil stammen, erwiderte er. „Offensichtlich war sie mit Hand- und Fußgelenken an etwas gefesselt.

    „Es ist so tragisch", sagte sie sanft.

    „Ja. Das ist es", bestätigte er.

    Mac musste einen Block weiter parken, da sämtliche Parkplätze vor dem Café bereits belegt waren. Bei den Einheimischen war das Café sehr beliebt, sowohl zum Frühstück als auch zur Mittags- und Abendessenszeit. Hier traf man sich, um den neusten Klatsch auszutauschen, das Essen war immer grundsolide gut und der Kaffee zu jeder Tageszeit frisch und heiß.

    Zunächst wollte Mac mit Jimmy Jo Jacobs sprechen. JJ, wie er zumeist genannt wurde, war der Besitzer und Chefkoch des Cafés.

    Er war nicht nur berühmt für sein gutes, reichhaltiges Essen, sondern auch für seine lautstarken Wutanfälle.

    Nachdem er den beiden alle möglichen Gerichte angeboten hatte – die beide dankend ausschlugen –, führte er sie in sein provisorisches Büro und ließ sie auf altersschwachen Bürostühlen Platz nehmen.

    Die Nachricht vom Tod seiner Kellnerin traf ihn allerdings offensichtlich hart. Wie ein angestochener Ballon sank der große, glatzköpfige Mann in sich

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