Die Falle: Der exzellente Butler Parker 88 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Erst hinter dem Trafalgar Square bemerkte Josuah Parker, daß er hartnäckig verfolgt wurde. Dichter Nebel stand wie gezupfte Watte um ihn her. Von der nahen Themse war das klagende Tüten der Dampfer zu hören. Es roch penetrant nach Rauch, nach Motorgasen, nach Feuer und nach fauligem Wasser. Parker machte das nichts aus. Ja, er freute sich sogar, endlich wieder mal in London zu sein. Es paßte ihm nur nicht, daß er verfolgt wurde. Er wollte die Tage und Wochen in London ruhig und friedlich verbringen. Mit Gangstern aller Art hatte er sich drüben in den Staaten genug herumgeschlagen. Parker kam von Soho. Er hatte dort einige Lokale und Antiquitätengeschäfte besucht. Er hatte einige Andenken erstanden und den typischen Geruch von London in sich hineingeschnuppert. Nun war er auf dem Weg zurück ins Hotel. Doch hinter ihm bewegten sich zumindest zwei Gestalten, die er im dichten Nebel kaum ausmachen konnte. Warum sie ihm folgten, wußte er nicht. Parker hatte sich in Soho würdig und mit Haltung bewegt. Er hatte keinem Menschen auf die Füße getreten und es genossen, nicht angestarrt zu werden. Hier in London fiel er mit seiner Kleidung nicht auf. Drüben in den Staaten war das anders. Seine schwarze steife Melone allein genügte vollkommen, um mittlere bis schwere Heiterkeitserfolge zu erringen.
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Die Falle - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 88 –
Die Falle
Unveröffentlichter Roman
Günter Dönges
Erst hinter dem Trafalgar Square bemerkte Josuah Parker, daß er hartnäckig verfolgt wurde. Dichter Nebel stand wie gezupfte Watte um ihn her. Von der nahen Themse war das klagende Tüten der Dampfer zu hören. Es roch penetrant nach Rauch, nach Motorgasen, nach Feuer und nach fauligem Wasser. Parker machte das nichts aus. Ja, er freute sich sogar, endlich wieder mal in London zu sein. Es paßte ihm nur nicht, daß er verfolgt wurde. Er wollte die Tage und Wochen in London ruhig und friedlich verbringen. Mit Gangstern aller Art hatte er sich drüben in den Staaten genug herumgeschlagen.
Parker kam von Soho. Er hatte dort einige Lokale und Antiquitätengeschäfte besucht. Er hatte einige Andenken erstanden und den typischen Geruch von London in sich hineingeschnuppert. Nun war er auf dem Weg zurück ins Hotel. Doch hinter ihm bewegten sich zumindest zwei Gestalten, die er im dichten Nebel kaum ausmachen konnte.
Warum sie ihm folgten, wußte er nicht. Parker hatte sich in Soho würdig und mit Haltung bewegt. Er hatte keinem Menschen auf die Füße getreten und es genossen, nicht angestarrt zu werden. Hier in London fiel er mit seiner Kleidung nicht auf.
Drüben in den Staaten war das anders. Seine schwarze steife Melone allein genügte vollkommen, um mittlere bis schwere Heiterkeitserfolge zu erringen. Sein Regenschirm und der dunkle, altväterliche Covercoat riefen dort Staunen und Lachsalven hervor. Hier in London aber war Parker einer von vielen. Der steife Hut und der Regenschirm gehörten einfach zum korrekten Anzug eines Gentleman. Warum also, so fragte er sich, werde ich hartnäckig verfolgt?
Parker ließ sich selbstverständlich nichts anmerken. Angst kannte er nicht. Nur die Neugier stieg langsam in ihm hoch, eine Neugier, die er einfach nicht mehr länger zu unterdrücken vermochte. In Gedanken witterte der Butler wieder ein Geheimnis. Und es gehörte zu seinen Steckenpferden, Geheimnisse aller Art schnell und erfolgreich zu lösen.
Butler Parker hatte den Strand bereits überquert und näherte sich dem Victoria Embankment. Nun befand er sich in unmittelbarer Nähe der Themse. Es wurde kühler. Der Geruch von faulem Wasser verstärkte sich. Er begegnete kaum noch Passanten, die im Nebel ohnehin nur als Schemen zu erkennen waren. Das nahe Themseufer lud förmlich dazu ein, irgendeine kleine Rechnung mit unfairen Mitteln zu begleichen. Parker fragte sich, ob seine beiden Verfolger zu Handgreiflichkeiten übergehen würden. Fast wünschte er sich das. Dann wußte er wenigstens Bescheid und konnte seinerseits Fragen stellen.
Er blieb am Gitter des gemauerten, steilen Themseufers stehen und verschaffte sich Rückendeckung. Dann wartete Parker geduldig ab. Er hörte, daß die Schritte seiner Verfolger langsamer und zögernder wurden. Sie nahmen wohl Maß und legten es darauf an, ihn in die Zange zu nehmen. Eine Taktik, die dem Butler weiß Gott nicht unbekannt war.
Plötzlich sah Parker eine Gestalt, die sich langsam und bedächtig an ihn heranschob. Der Butler verhielt sich abwartend. Es gehörte zu seinen Grundprinzipien, niemals einen Kampf zu eröffnen. Er verteidigte sich nur, griff nur selten an.
»Haben Sie ’ne Ahnung, wo ich hier bin?«
Die rauhe Stimme des näherkommenden Mannes klang harmlos. Handelte es sich wirklich nur um einen Passanten, der sich im Nebel verirrt hatte? Oder war das ein Trick, um Parkers Aufmerksamkeit einzuschläfern?
»Wenn mich nicht alles täuscht, müßten wir auf dem Victoria Embankment sein«, gab der Butler freundlich zurück.
»Und wie komm’ ich nach Covent Garden?«
Parker brauchte nicht lange zu überlegen. In London kannte er sich noch immer wie in seiner Westentasche aus. Der Butler wies mit dem erhobenem Regenschirm in den Nebel hinein.
»Ich schlage vor, Sie gehen in diese Richtung.«
Dann aber, ohne eine Reaktion abzuwarten, wirbelte der Butler blitzschnell herum. Sein großer, altertümlich aussehender Regenschirm verwandelte sich in eine Art Beidhänder, wie sie im Mittelalter auf den Schlachtfeldern verwendet wurden. Und dieser improvisierte Beidhänder traf genau sein Ziel. Das untere Drittel des Schirms prallte gegen die Brust eines Mannes, der sich von der Seite her an den Butler hatte heranschleichen wollen. Obwohl dieser Mann die Ausmaße eines mittleren Kleiderschranks besaß, wurde er stark erschüttert. Mit anderen Worten, er ging leicht in die Knie und schnappte nach Luft.
Der andere Mann, der sich nach Covent Garden erkundigt hatte, eröffnete nun die Feindseligkeiten. Er sprang den Butler an und wollte ihn mit einem kurzen Stück Bleikabel zu Boden schlagen.
Josuah Parker war damit aber keineswegs einverstanden. Er riß den Regenschirm nach oben und dieser prallte gegen den Unterarm des Schlägers. Das Bleikabel löste sich aus dessen Hand und flog in hohem Bogen durch die Luft. Es landete schließlich aufklatschend in der Themse.
Der Angreifer steckte nicht auf. Ja, er geriet sogar in Zorn und Wut. Er versteifte sich darauf, den Butler um jeden Preis zu Boden zu schicken.
Parker blieb ruhig und gelassen. In seinem glatten, gut rasierten Gesicht zuckte kein Muskel. Man sah Parker nicht an, über welche Tricks er verfügte, wie hart er als Gegner sein konnte.
Als der Angreifer erneut auf ihn eindrang, bückte Parker sich nur. Es zeigte sich, wie geschmeidig und durchtrainiert dieser Mann war, dessen wahres Alter nur sehr schwer zu erraten war.
Der Schläger landete ungewollt auf dem Rücken des Butlers. Doch er hatte keine Zeit, es sich dort bequem zu machen. Parker richtete sich nämlich sehr schnell auf. Damit verlor der Angreifer sein Gleichgewicht. Er stieß einen entsetzten Schrei aus, fuchtelte mit den Armen in der Luft herum und folgte seinem Bleikabel. Das Ende seiner kurzen Luftreise war die Landung in der aufspritzenden Themse.
»Ich hoffe, daß Ihr Begleiter wenigstens schwimmen kann«, sagte Parker zu dem zweiten Angreifer, der endlich wieder so viel Luft in den Lungen hatte, um sich auf richten zu können. »Würden Sie die Freundlichkeit haben und mir verraten, weshalb Sie mir nachstellten?«
Der Angreifer lehnte sich gegen das Geländer des Steilufers und massierte sich die Brust. Es dauerte einige Sekunden, bis er antworten konnte.
»Gegen Sie … geben Sie die Plastik ’raus.«
»Welche Plastik meinen Sie?« Parker schüttelte erstaunt und fragend den Kopf. Dann erinnerte er sich. In einem Antiquitätengeschäft in Soho hatte er sich eine ungewöhnlich erregende Holzplastik gekauft, die seiner Schätzung nach aus Njassaland stammen mußte.
»Wir bekommen sie, so oder so!«
Der Angreifer löste sich von der Brüstung und kam langsam auf Parker zu. Er funkelte Parker aus eng zusammenstehenden, kleinen, mißtrauischen Augen an.
»Ich möchte unterstellen, daß Sie mich mit einer anderen Person verwechseln«, sagte Parker höflich. »Es dürfte Ihnen nicht entgangen sein, daß Sie es mit einem friedlichen, alten Mann zu tun haben.«
Der Angreifer antwortete nicht. Er belauerte den Butler. Es schreckte ihn nicht ab, daß sein Partner bereits in der Themse schwamm. Die Plastik, von der er gesprochen hatte, mußte für ihn ungemein wertvoll sein.
»Also, rücken Sie schon das Ding ’raus«, wiederholte er noch mal. »Von mir aus können Sie dann Leine ziehen.«
»Ihr Ton mißfällt mir«, stellte der Butler fest. »Falls Sie die Negerplastik meinen, die ich redlich und ehrlich erstanden habe, so ist sie nach Tätigung des Kaufs mein Eigentum. Ich sehe keinen Grund, sie Ihnen zurückzugeben.«
»Schön, ich gebe Ihnen den doppelten Preis zurück«, meinte der Mann. Er blieb stehen und massierte sich nachdenklich seinen Kinnwinkel. Er hoffte, daß sein Angebot angenommen wurde.
»Ich bin kein Wucherer«, bemerkte Parker würdevoll. »Ich hätte allen Grund, beleidigt zu sein.«
»Dann eben nicht.«
Der Mann warf sich blitzschnell nach vorn und wollte Josuah Parker mit seinem Angriff überrumpeln. Um ein Haar wäre ihm das auch gelungen, doch er hatte es immerhin mit Butler Parker zu tun.
Dort, wo der Butler gerade noch stand, befand er sich nicht mehr. Der Angreifer griff in den zähen Nebel und verspürte im gleichen Moment einen harten Schlag auf dem Gesäß. Er quiekte wie ein Ferkel, das zur Schlachtbank geführt wird, verlor den Halt und landete mit dem Bauch auf dem feuchten kalten Boden. Als er sich wieder aufrappelte und wütend nach Parker Ausschau hielt, war der Butler im dichten Nebel verschwunden.
»He! Sie –!«
Der Angreifer brüllte in die zähe graue Suppe hinein, seufzte und wußte nicht, in welche Richtung er laufen sollte. Von sich schnell entfernenden Schritten war nichts zu hören. Parker schien sich im grauen Nebel aufgelöst zu haben.
Der Angreifer stieß eine lange Kette von Flüchen aus und tastete