Der Todes Park: Der exzellente Butler Parker 85 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Josuah Parker genoß die milde Nacht und die entzückend geschwungenen Waden einer jungen blonden Frau. Der Butler saß auf einer der vielen Bänke im nördlichen Teil des Central Parks von New York. Abseits vom Leben und Treiben dieser riesigen Stadt gab er sich ganz dem Genuß der geliebten Zigarre hin. Massenohnmachten, die seine spezialangefertigten Zigarren sonst hervorriefen, waren hier nicht zu befürchten. Dazu war es bereits viel zu spät. Um diese Stunde mieden die Bürger den riesigen Park auf Manhattan. Zu viel lichtscheues Gesindel trieb sich dann hier herum. Parker fürchtete dieses Gesindel natürlich nicht. Ja, ihm wurde überhaupt nicht bewußt, auf welch gefährlichem Boden er sich zu dieser Nachtstunde befand. Er lauschte dem Gequake der Enten auf dem Harlem-Meer, einem der Seen des Parks, sog an der pechschwarzen Zigarre und schaute immer wieder der jungen Dame nach. Sie war im Licht der Parkbeleuchtung recht gut zu erkennen, und da sie dicht an seiner Bank vorbeigekommen war, hüstelte sie etwas, als sie von den bereits stark verdünnten Rauchschwaden der Zigarre angeweht wurde. Eilig schritt sie weiter. Sie wiegte sich in den Hüften und strebte einem unbekannten Ziel zu. Parker wunderte sich insgeheim darüber, daß eine junge Frau den Mut aufbrachte, allein durch den nächtlichen Central Park zu gehen. Der Butler hatte für seinen jungen Herrn, Anwalt Mike Rander aus Chikago, wertvolle Akten nach New York gebracht. In den Morgenstunden wollte er zurück in die Stadt am Michigan See fliegen. Vor diesem Flug atmete er die kühle Luft des Parks und die beizenden Schwaden seiner Zigarre. Er war durchaus mit sich und der Welt zufrieden. Ja, er hatte inzwischen sogar wieder die hübschen Waden vergessen. Obwohl allein und ohne Beobachter, hielt er auf Haltung und Würde.
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Der Todes Park - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 85 –
Der Todes Park
Günter Dönges
Josuah Parker genoß die milde Nacht und die entzückend geschwungenen Waden einer jungen blonden Frau.
Der Butler saß auf einer der vielen Bänke im nördlichen Teil des Central Parks von New York. Abseits vom Leben und Treiben dieser riesigen Stadt gab er sich ganz dem Genuß der geliebten Zigarre hin. Massenohnmachten, die seine spezialangefertigten Zigarren sonst hervorriefen, waren hier nicht zu befürchten. Dazu war es bereits viel zu spät. Um diese Stunde mieden die Bürger den riesigen Park auf Manhattan. Zu viel lichtscheues Gesindel trieb sich dann hier herum.
Parker fürchtete dieses Gesindel natürlich nicht. Ja, ihm wurde überhaupt nicht bewußt, auf welch gefährlichem Boden er sich zu dieser Nachtstunde befand. Er lauschte dem Gequake der Enten auf dem Harlem-Meer, einem der Seen des Parks, sog an der pechschwarzen Zigarre und schaute immer wieder der jungen Dame nach.
Sie war im Licht der Parkbeleuchtung recht gut zu erkennen, und da sie dicht an seiner Bank vorbeigekommen war, hüstelte sie etwas, als sie von den bereits stark verdünnten Rauchschwaden der Zigarre angeweht wurde.
Eilig schritt sie weiter. Sie wiegte sich in den Hüften und strebte einem unbekannten Ziel zu. Parker wunderte sich insgeheim darüber, daß eine junge Frau den Mut aufbrachte, allein durch den nächtlichen Central Park zu gehen.
Der Butler hatte für seinen jungen Herrn, Anwalt Mike Rander aus Chikago, wertvolle Akten nach New York gebracht. In den Morgenstunden wollte er zurück in die Stadt am Michigan See fliegen. Vor diesem Flug atmete er die kühle Luft des Parks und die beizenden Schwaden seiner Zigarre. Er war durchaus mit sich und der Welt zufrieden. Ja, er hatte inzwischen sogar wieder die hübschen Waden vergessen.
Obwohl allein und ohne Beobachter, hielt er auf Haltung und Würde. Stocksteif saß er auf der Bank. Der altväterlich gebundene schwarze Universalregenschirm stand zwischen seinen beiden Beinen. Die Kleidung war ohne jeden Tadel. Parkers Hände staken in schwarzen Zwirnhandschuhen. Das glatte, volle Pokergesicht leistete sich nicht den Luxus einer Gefühlsregung. Bei flüchtigem Hinsehen hätte man Parker für eine Bronzestatue halten können, die Zigarren rauchte.
Der Butler winkelte gerade den Arm an, um die Zigarre aus dem Mund zu nehmen, als er glaubte, einen unterdrückten Aufschrei gehört zu haben.
Er rührte sich zwar nicht, doch seine Ohren verwandelten sich augenblicklich in empfindliche Radarantennen, die die nähere Umgebung orteten. Er glaubte sicher zu sein, daß nicht die Enten auf dem Harlem-Meer dieses Geräusch verursacht hatten.
Nein, er hatte sich nicht getäuscht. Ein zweiter, erstickter Laut alarmierte ihn. Josuah Parker schritt augenblicklich auf die kleine Brücke zu, die den Wasserarm The Loch überspannte. Er schritt zwar gemessen aus, doch er kam dennoch schnell voran. Dichte Sträucher und Büsche verwehrten ihm die Sicht. Er sah aber das Schimmern des Wassers im Mondlicht.
Ein leiser Pfiff durchbrach die unheimliche Stille. Schnelle Schritte entfernten sich. Parker sah zwei Schatten, die über den breiten Weg stoben, um dann hinter einer Biegung zu verschwinden. Sie hatten sich von einem dichten Gebüsch rechts des Weges gelöst.
Der Butler schritt schneller aus, hielt auf das Gebüsch zu. Lange brauchte er nicht zu suchen. Neben dem Gesträuch entdeckten seine grauen prüfenden Augen eine Gestalt, die regungslos auf dem kurz geschorenen Rasen lag.
Es war die junge blonde Frau.
Ihre Beine sahen nicht mehr hübsch oder entzückend aus. Die Strümpfe waren zerrissen, der enge Rock hatte sich hochgeschoben. Vom Oberkörper und dem Kopf der Frau war im Moment nichts zu sehen. Die Zweige nahmen die Sicht.
Mit der Spitze seines Universalregenschirms schob der Butler den Strauch etwas zur Seite. Gleichzeitig griff er in seine Rocktasche und holte eine kleine, aber stark leuchtende Taschenlampe in der Form eines Kugelschreibers hervor.
Der gebündelte Lichtstrahl schnitt den Kopf der jungen Frau aus der Dunkelheit heraus. Parker sah die Platzwunde am Hinterkopf, sah das austretende Blut und die zerrissene Bluse des Opfers.
Mitfühlend ließ Parker sich auf die Knie nieder, drehte den Oberkörper der Frau etwas herum und erinnerte sich im letzten Moment seiner Zigarre. Er warf sie in hohem Bogen in die Dunkelheit. Mit dieser Handlungsweise schuf er alle Voraussetzungen dafür, daß die überfallene Frau nicht zusätzlich in Ohnmacht fiel.
Parker, in allen Sätteln gerecht und auch als Laienhelfer im Sanitätswesen ausgebildet, bemühte sich um die Ohnmächtige. Er hielt es für durchaus erlaubt, die an sich schon zerfetzte Bluse der Frau weiter zu öffnen. Er wollte helfen, und die vermutlich Überfallene sollte in kurzer Zeit möglichst viel frische Luft schnappen.
Schon nach wenigen Sekunden stutzte der Butler. Seine geschickten und schnellen Finger hatten eine Entdeckung gemacht, die selbst einen so stoischen Mann wie Parker in Erstaunen versetzte.
Betroffen, überrascht, an sich zweifelnd, untersuchte Parker die junge blonde Frau weiter.
Doch dann richtete der Butler sich plötzlich steil auf. Scharf sog er die Luft ein. Zweifelnd sah er die junge Frau an. Und da er seinen Augen nicht trauen wollte, bemühte er noch mal seine Kugelschreibertaschenlampe.
Er schüttelte ratlos den Kopf. Parker war konsterniert. Sein sonst so beherrschtes Pokergesicht zeigte Trefferwirkung. Das war auch weiter nicht verwunderlich. Schließlich präsentierte ihm diese hilflose Frau eine behaarte Männerbrust.
*
Parker faßte sich sehr schnell.
Er schluckte seine Überraschung hinunter, beugte sich wieder über das hilflose Opfer und untersuchte die Kopfverletzung. Blut sickerte aus einer großen Platzwunde am Hinterkopf.
Als Josuah Parker diese Wunde näher untersuchte, erwartete ihn eine neue Überraschung. Das üppige blonde Haar verschob sich, rutschte schließlich vom Schädel dieser Mannfrau und gab den Blick auf eine kurze Bürstenfrisur frei.
Der Butler faßte nach und zog den blonden Haarschopf zur Seite. Er hielt eine gut gearbeitete Perücke in der Hand.
Ihm war inzwischen längst ein Licht aufgegangen. Die Frau war ein Mann, der Damenkleidung trug. Warum dieser Mann sich verkleidet hatte, blieb allerdings rätselhaft.
Mit der kleinen Kugelschreiberlampe leuchtete Parker das Gesicht des jungen Mannes noch mal an. Dabei fiel ein Widerschein auf das kurz geschorene Gras. Der Butler entdeckte nicht weit von dem überfallenen Mann entfernt eine große weiße Damenhandtasche. Sie mußte sich beim Fall zu Boden geöffnet haben. Lippenstift, Rougedöschen und sonstige Utensilien, die eine Dame eben so mit sich führt, lagen im Gras.
Parker schickte sich gerade an, die Handtasche aufzuheben, als er plötzlich leise Schritte hörte. Sie erklangen ganz in seiner Nähe und verhielten auf der anderen Seite des Gesträuchs.
Sollten die beiden Schatten zu ihrem Opfer zurückgekehrt sein?
Er ließ sich nichts anmerken, nahm aber seinen Universalregenschirm wie absichtslos in die Hand. Wie gesagt, es war Nacht, und hier im Central Park war es wirklich nicht geheuer.
Seine Vorsichtsmaßnahme trug Früchte. Als der Butler sich niederbeugte, um die Handtasche aufzunehmen, wurde er überraschend angefallen. Zwei Gestalten stürzten sich auf ihn und schwangen kurze Bleikabel in den Händen.
Jeder normale Durchschnittsbürger hätte kaum eine Chance gehabt, sich erfolgreich zur Wehr zu setzen. Doch Parker war eben kein Durchschnittsbürger. Zudem besaß er einen Regenschirm, der es in sich hatte.
Bevor die zum Schlag erhobenen Bleikabel ihn erreichen und treffen konnten, langte der Butler bereits mit seinem Regenschirm zu. Er stieß, wie ein Florettfechter ausfallend, die Spitze des Schirms in den Leib des links von ihm stehenden Strolches.
Der Mann quiekte auf, schnappte verzweifelt nach Luft und fiel in das dornige Gesträuch. Als die langen, spitzen Domen ihn zerkratzten, schrie er gellend und ließ das gefährliche Bleikabel aus der Hand fallen.
Josuah Parker widmete sich seinem zweiten Gegner.
Geschickt wich er dem Schlag aus, wirbelte seinen Regenschirm durch die Luft und drosch damit auf den Gangster ein. Hart, schnell und gut placiert kamen die Schläge. Der Strolch wußte sich nicht zu helfen. Er versuchte zwar, den Butler zu unterlaufen. Doch damit erreichte er gar nichts. Josuah Parker stemmte die Spitze des Schirms fest in den Rasen und hielt den Stock samt Griff schräg nach vorn.
Der Gegner konnte nichts mehr rückgängig machen. Er rammte hart den nun schräg stehenden Schirm und prellte mit der Brust gegen den Griff.
Der Butler brauchte nur noch seinen stahlgefütterten, steifen, runden Hut vom Kopf zu nehmen und die Melone auf den Schädel des Angreifers zu legen.
Wie von einem unsichtbaren Blitz getroffen, sackte auch dieser