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Die fauligen Felder 2
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eBook287 Seiten3 Stunden

Die fauligen Felder 2

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Über dieses E-Book

Das Netzwerk des Todes ist zerstört. Aber die Brut der Gefallenen nimmt die Fährte wieder auf und eröffnet eine Jagd, die alles verändert. Jack Barnes steckt immer noch im falschen Körper. Eine Rückkehr in sein altes Leben ist nicht möglich, da er der Staatsfeind Nr.1 ist.
Das Endspiel ist eröffnet. Schon bald steht er einem hinterhältigen alten Feind gegenüber.
An der Seite von neuen Freunden zieht Jack in die letzte Schlacht.

Ein verstörender Thriller über Verschwörung und Verrat.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum8. Nov. 2021
ISBN9783347347311
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    Buchvorschau

    Die fauligen Felder 2 - Oliver Kohl

    Kapitel 1

    Das 1. Scheusal

    Sein Name war Keys.

    Ein Kind von Awful.

    Er streckte sich, bis die Gelenke knackten, und vergrub sich dann wieder zwischen den zerknüllten Laken. Genussvoll dachte er an die vielen gemeinsamen Nächte mit Helen, seiner Gefährtin. Keine Frau vor ihr hatte ihn so sehr inspiriert, Grenzen auszuloten und Dinge zu tun, die jenseits menschlicher Vorstellungskraft lagen. Eins mit ihr zu sein, brachte sein Adrenalin zum Kochen. Ein schiefes Grinsen umspielte seine Mundwinkel, und er leckte sich über die trockenen Lippen. Keys erinnerte sich gerne an die harten, spitzen Nippel ihrer zarten Brüste, ihren Zwang zur Haarlosigkeit und an das kunstvolle, aber dezente Tattoo, das ihre rechte Hüfte zierte. Er schloss die Augen und genoss den Moment, als der Wecker surrte. Mit der rechten Hand fegte er den Ruhestörer vom Nachtisch und kehrte augenblicklich wieder in die Rückenlage zurück. Dabei fiel sein Blick zur Decke, wo er einen Spiegel angebracht hatte, der so manches Mal ihr Liebesspiel angeheizt hatte. Keys schob das Laken beiseite und betrachtete seinen Körper im Spiegelbild. Früher hatte er sich immer vor Spiegeln gefürchtet, da er glaubte, sein verzerrtes Ebenbild darin zu erkennen. Dass die Dinge in einem Spiegel nicht so waren, wie sie schienen, erkannte er erst später. Heute wusste er, dass der Teufel im Spiegel saß. Plötzlich war sein Ebenbild verschwommen, und eine hässliche Grimasse zierte sein makellos hübsches Gesicht. Auch sein Körper veränderte sich zu einem albtraumhaften Wesen aus der Unterwelt, welches die Zähne fletschte und nach den Lebenden gierte.

    Das rhythmische Hämmern an seiner Tür holte ihn aus seinen Träumen und hieß ihn mit quälenden Kopfschmerzen willkommen. Als er sich nun endlich erhob, bemerkte er den säuerlichen Geschmack des Pilzpulvers auf seinen Lippen, mit dem er sich so gerne betäubte und der auch der Grund für die vielen Halluzinationen war. Mit den Fingern der linken Hand schnippte er eine leere Tablettendose vom Bettrand, die ihn so unsanft auf seinem Seidenlaken ruhen ließ. Tiraporinol war ein starkes Schmerzmittel, das er über einen Kumpel bezog, der in einer Apotheke arbeitete. Zudem sagte man Tiraporinol nach, zu einer gewissen Abhängigkeit zu führen, wenn man es zu häufig nahm. Doch Keys war das egal. Er liebte die Annehmlichkeiten, die das Leben bot.

    Das Hämmern an der Tür wurde energischer, und jemand meckerte unzufrieden.

    „KEYS! Mach sofort die Tür auf! Das war die Stimme seiner Mutter, der alten Nervensäge. Unverkennbar. „Keys? Junge? Eine kurze Pause entstand. „Bist du da?"

    Keys schüttelte verächtlich den Kopf, da er diese Art von Störung überhaupt nicht leiden konnte, und zog sich das Laken wieder über den Kopf. „Geh weg!" Seine Stimme war jetzt sehr gereizt. Warum konnte ihn die Alte nicht einfach in Ruhe lassen?

    „Keys?" Sie gab nicht auf.

    Er verdrehte die Augen und schwang sich aus dem Bett. Als seine nackten Füße den kalten Boden berührten, zuckte er kurz zusammen. Dann ging er, ohne sich etwas anzuziehen, zur Tür.

    Seit er die Dachgeschosswohnung bezogen hatte, sah er seine Mutter fast gar nicht mehr. Nach der Abschlussfeier an der High-School war er mehreren kleinen Jobs nachgegangen, da er weder Lust aufs College noch auf die Uni hatte. Seine Noten waren stets passabel und die Lehrer zufrieden mit ihm gewesen, hätten sie nicht so eine Angst vor ihm gehabt. Mann, waren das noch Zeiten gewesen, als Helen, Rhys und er Macht über Schüler und Lehrer gehabt und sie wie Lämmer zur Schlachtbank getrieben hatten. Doch die Zeit der Lämmer würde schon bald wiederkehren. Dann hatte ihm Mr Walkins eine Absage für die Lehrstelle in der Schreinerei erteilt, was er so nicht auf sich sitzen lassen konnte. Diesen Fehler bezahlte der gute Mann wenig später an der Kreissäge mit seiner rechten Hand. Der dadurch entstandene Blutverlust war immens gewesen und hatte Mr Walkins in seiner eigenen Schreinerei verbluten lassen. Keys dachte an die schrecklichen Schreie des Mannes und an das viele Blut in der Werkstatt. Keys hatte ihn bestraft und erniedrigt. Was es doch für eine Freude gewesen war, ihm beim Sterben zuzusehen. Die Polizei hatte später nichts auf die Reihe bekommen, denn die gute Helen hatte Keys ein handfestes Alibi verschafft. Sie hatte den Polizisten erklärt, dass sie zur Tatzeit mit ihren beiden Freunden Keys und Rhys einen geilen Dreier gehabt hätte und sie gerne die vorhandenen Spuren dafür untersuchen lassen könnten. Damit konnten diese Spießer nichts anfangen und hatten sie fortan in Ruhe gelassen.

    Diese Lebensweise führte irgendwann zu Zerwürfnissen innerhalb der Familie, denn zu Lebzeiten seines Vaters, einem ehemaligen Stahlarbeiter, der über die Jahre die Familie gut ernährt hatte, gab es Streit und zu wenig Aussprache zwischen Vater und Sohn. Als die Stahlbranche einige Jahre später dann ins Straucheln geriet und damit auch der Vater seinen Job verlor, wurde dieser plötzlich krank. Noch bevor das Werk für immer schloss, verstarb der Vater. Dies war Keys erster richtiger Verlust, da sich Vater und Sohn im Grunde meist gut verstanden hatten. In den Jahren darauf hatte er viel darüber nachgedacht, ob die harte Erziehung gut oder schlecht für seine Entwicklung gewesen war, denn irgendetwas hatte sich in ihm verändert. Diese Veränderung war schleichend und im Laufe der Zeit wie eine Obsession für ihn geworden. Irgendwann hatte seine Mutter ihm erzählt, dass er eigentlich eine Zwillingsschwester hätte haben sollen, die aber tot zur Welt gekommen wäre. So gab es weder Fotos noch eine richtige Geschichte über sie. Nur die Gewissheit der Vergänglichkeit. Doch eines Tages war dann Helen in sein trübes Leben getreten, und er hatte sofort die Seelenverwandtschaft gespürt. Leider fiel die Mutter irgendwann in Ungnade, weil sie das Vermächtnis seines Vaters mit Füßen trat und sich diesen neuen Typen ins Haus geholt hatte. Keys zog sich daraufhin immer mehr zurück, da ihm dieser „Neue am Arsch vorbeiging. Umso mehr zogen neue Probleme am Horizont herauf, da der „Neue, sein Name war Bill, Herrgott was für ein beschissener Name, immer öfter den Stiefvater mimte und Keys Vorschriften machte. Zudem keimte in Keys der Verdacht, dass dieser Saukerl ein Auge auf seine Helen geworfen hatte, was ihr auch nicht zu entgehen schien. Denn Helen hatte so ein Faible für fremde Lust, und Keys beschloss an diesem Tage, Bill zu bestrafen.

    Das Klopfen an seiner Tür hörte nicht auf, und Keys war kurz davor, zu platzen. Er drehte den Schlüssel im Schloss herum und zog die Tür mit beherztem Schwung auf, so dass seine Mutter zusammenfuhr. Als sie ihren Sohn entblößt vor sich stehen sah, drehte sie sich erschrocken um.

    „Keys, verdammt nochmal, zieh dir doch bitte etwas an!"

    Keys grinste schief. „Was ist dein Scheißproblem, Mum? Als ich aus dir rausgezogen wurde, hat sich auch keiner gegrämt!"

    Seine Mutter schüttelte den Kopf. „Du bist wieder mal unverbesserlich! Ihre Stimme hatte einen gekränkten Unterton, doch Keys grinste sie nur an. Seine Verachtung ihr gegenüber war offensichtlich. „Was willst du?

    Seine Mutter war immer noch abgewandt. „Dein Stiefvater will sich mit dir unterhalten!"

    Keys lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der nackten Brust. „Ach ja? Und da schickt er dich, um mir das zu sagen? Er zeigte kein Mitleid. „Warum kommt der edle Herr denn nicht selbst zu mir?

    Keys‘ Mutter schüttelte wieder den Kopf und fasste sich verzweifelt an die Schläfen. Dann fuhr sie herum, in ihren Augen sammelten sich Tränen. „Nenn ihn nicht so, hörst du? Wir ertragen deine herablassende Art nicht mehr!"

    Keys hob eine Augenbraue. „Du oder Bill?" Ihr Blick war trotzig, doch die Fassade bröckelte langsam. Sie begann zu schluchzen.

    „Hör auf zu flennen, Mum, das zieht schon länger nicht mehr bei mir!"

    Ihr Blick hielt der Beleidigung stand. „Wäre dein Vater noch am Leben, würdest du so nicht mit mir reden!"

    Keys‘ Lächeln gefror. „Das stimmt, nur hätte mein Vater dich nicht so herumgeschubst wie Bill!"

    Immer noch trotzte sie seinem Blick.

    Keys hingegen richtete sich auf. Und gerade als er seine Mutter so stehen lassen wollte, sagte er: „ICH habe Vater nicht verraten."

    Sie packte ihn am Arm und zog ihn ruckartig herum. „ICH habe deinen Vater geliebt!"

    Keys verengte die Augen. „Und jetzt bumst du diesen Bill, danke, Mum!"

    Blitzschnell holte seine Mutter aus und gab ihrem Sohn eine schallende Ohrfeige, dass die Wangen glühten. Sie verharrte einen Moment, dann wischte sie sich die Tränen aus den Augen und verschwand aus seinem Blickfeld.

    Keys kochte innerlich.

    Derweil schrie Bill im Erdgeschoss nach seiner Mutter, und er hörte, wie sie sich zankten.

    In dem Moment beschloss Keys, diesem Treiben ein für alle Mal ein Ende zu setzen.

    *

    Gegen Mittag gesellte er sich zu den beiden Streithähnen ins Erdgeschoss. Bill stand in der Küche und las die Tageszeitung, die er wie jeden Tag beim Nachbarn aus dem Briefkasten stahl. Keys‘ Mutter war damit beschäftigt, das Mittagessen auf den Tisch im Esszimmer zu stellen. Als Bill Keys bemerkte, drehte er den Kopf und faltete die Zeitung zusammen. „Ah, der feine Herr lässt sich also endlich mal blicken. Er sah fast beiläufig auf die Uhr an seinem Handgelenk. „13.30 Uhr, ich hoffe klar und munter! Sein Sarkasmus war nicht zu überhören und tropfte schwerfällig von seinen Lippen.

    Bill ignorierend holte er sich einen Karton Milch aus dem Kühlschrank, nahm einen langen Schluck und wischte sich dann mit der Hand den Mund ab.

    „Hey, Junge, ich rede mit dir!", mahnte Bill und führte sich dabei auf wie ein Preisboxer vor einem wichtigen Kampf.

    Ohne Bill anzuschauen, erwiderte er: „Ich aber nicht mit dir!"

    „Solange du in unserem Haus wohnst …" Bill ballte die Hände zu Fäusten.

    „Unser Haus? Das ist immer noch das Haus meiner Eltern und mir. Du kommst da gar nicht drin vor, Bill!" Keys funkelte ihn an.

    Bills Hände wurden hart wie Stahl und seine Miene verfinsterte sich. Indes sah seine Mutter wieder auf, was den Streithähnen nicht entging. Der Kopf ihres Lebensgefährten wackelte wie der einer Puppe. „Mach nur so weiter, Junge!"

    Keys grinste ihn provozierend an und nahm dann Platz am Esstisch. Bill saß rechts von ihm, seine Mutter links. Dann plötzlich klingelte es an der Haustür. Bill und Keys‘ Mutter sahen auf. „Wer ist das denn jetzt?" Bills Unterton war gereizt.

    „Das ist sicher für mich!, sagte Keys schnell. „Erwartest du noch jemanden?, fragte seine Mutter überrascht nach und ihr Sohn nickte kauend.

    „Ich habe vorhin mit Helen telefoniert, sie wollte kurz rüberkommen. Er sah seiner Mutter in die Augen. „Du hast doch sicherlich nichts dagegen, oder?

    Der Gesichtsausdruck seiner Mutter sprach Bände. Dann schüttelte sie fast zaghaft den Kopf. „Geh schon."

    Als Keys sich erhob, um seiner Freundin die Tür zu öffnen, funkelte Bill seine Mutter böse an. Einen Moment später stand Helen im Esszimmer. Sie sah wieder einmal zum Anbeißen aus, schlang sofort ihre Arme um Keys und küsste ihn auf die Wange. Er erwiderte ihre Zärtlichkeit und streichelte sie am Hals. Dann nahm er sie bei der Hand und ihrer beiden Augen glänzten wie Diamanten. Als sie so dastand und Bill ihre Brüste anstierte, gab sie Keys‘ Mutter die Hand und bedankte sich für die Erlaubnis, am Essen teilnehmen zu dürfen. Bills Miene hellte sich indes wieder auf, und Keys grinste insgeheim darüber, wie ihn die Spinne in ihr Netz lockte. Bestimmt hatte der Saukerl schon einen mächtigen Ständer in der Hose, da er ja wusste, wie er nach seiner Helen lechzte. Keys‘ Mutter erwiderte Helens freundliche Geste. „Hallo Helen, schön, dass du zum Essen kommst. Es ist genug für alle da."

    Helen neigte den Kopf. Dabei warf sie Bill einen flüchtigen, aber lüsternen Blick zu und zog sofort wieder seine Blicke auf die geöffneten Knöpfe ihrer leichten Sommerbluse, unter der die harten Nippel ihrer Brüste hervorstachen. Eine feine silberne Kette umwand ihren zarten, schwanengleichen Hals und endete in einem kleinen Anhänger über ihrem Dekolleté. Keys‘ Mutter holte einen weiteren Teller aus der Küche und stellte diesen Keys‘ Platz direkt gegenüber hin. Die Blicke der beiden Teenager waren verstohlen, denn sie wollten einander. Aber vorher musste noch etwas sehr Wichtiges erledigt werden.

    Es gab Steak mit Reis und Bohnen, dazu einen gemischten Salat mit hausgemachtem Dressing und einem Dessert. Das volle Programm mütterlicher Fürsorge also. Helen setzte das Wasserglas an den Mund und nahm einen Schluck. Dabei achtete sie penibel darauf, dass das Wasser ihr seitlich aus dem Mundwinkel lief. Einzelne Tropfen perlten an ihrem Hals hinab und liefen über ihr Dekolleté bis zu dem Grübchen oberhalb ihrer Brüste. Bill entging auch das nicht. Unruhig rutschte er auf seinem Stuhl hin und her und kaute auf seinem Steak herum, als wäre es aus Gummi.

    „Was habt ihr denn heute noch so vor?", fragte Keys‘ Mutter.

    Helen sah zu Keys und holte sich seine Erlaubnis ein. „Wir wollen runter zum See, baden!"

    Keys nickte. „Aber vorher treffen wir uns noch mit Rhys."

    Bill sah auf und verzog den Mund zu einem hämischen Grinsen. „Ist der Junge nicht schwachsinnig?" Die Köpfe der drei anderen fuhren hoch.

    „Bill!" Keys‘ Mutter war entsetzt und funkelte ihren Lebensgefährten streng an.

    Keys grinste in sich hinein. „Da kennst du dich ja aus, was, Bill?"

    Bill ließ geräuschvoll das Besteck fallen und glotzte Keys wütend an. Bevor er allerdings etwas entgegnen konnte, legte Helen ihre zarte Hand behutsam auf die seine und sah ihm tief in die Augen. Sofort entspannte sich Bills Mimik wieder. Das entging auch Keys’ Mutter nicht, allerdings ließ sie sich dieses Mal nichts anmerken. Nach dem Essen lenkte Keys seine Mutter vom eigentlichen Geschehen ab, indem er ihr half, das schmutzige Geschirr in die Küche zu tragen und beim Servieren des Desserts zu helfen. Bill blieb, wie erwartet, bei Helen sitzen, nicht weil er ein Gentleman war, vielmehr rührte dieses Gehabe aus seinem Paschadasein. Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte er sich in seinem Stuhl zurück und blickte sich verstohlen im Raum um. Ab und an wanderten seine gierigen Blicke aber doch über den Körper der Göttin und verharrten in ihrem Ausschnitt. Um nun die Konversation wenigstens ein bisschen anzukurbeln und von seiner Triebhaftigkeit abzulenken, fragte er: „Nun, äh, Helen, wie läuft´s am College?"

    Helen schnalzte mit der Zunge. „Alles super." Eine Pause entstand und schon war die kurze Unterhaltung wieder beendet. Helen reckte sich und streckte mal zur Abwechslung die Arme weit von sich, dabei rutschte die eh schon viel zu kurze Bluse am unteren Ansatz über ihre Hüftknochen und gab kurz den Blick auf ihren Bauchnabel preis. Dabei kam auch ein Teil ihres Tattoos zum Vorschein. Bills linke Augenbraue zuckte, wollte er doch mehr davon sehen oder ihren ganzen Körper vor sich liegend, die Beine weit gespreizt, zu seiner Ankunft bereit.

    Doch Keys‘ Mutter riss ihn aus seinen feuchten Gedanken. Er sah auf. „Willst du auch Nachtisch?" Bill glotzte sie fragend an, als verstünde er plötzlich ihre Sprache nicht mehr. Kurz wagte er wieder einen Blick zu Helen, die den Pudding dankend entgegennahm und sich mit der linken Hand über den Bauch strich.

    „Mmh, so etwas Leckeres lass ich mir doch nicht entgehen, vielen Dank!" Wieder warf sie ihrem Keys einen lüsternen Blick zu. Dann lächelte sie hintergründig. Alles lief genau nach Plan.

    Bill nahm einen Kaffee, wollte er doch sein Gemüt und Verlangen, die sonst überzukochen drohten, mit den schwarzen Bohnen beruhigen. Die Welt um ihn herum verging und wurde unbedeutend, denn nur eins allein zählte und das war Helen. Er beobachtete sie, wie sie genüsslich den Löffel ableckte und wie sich die Reste der Süßspeise auf ihren zarten Lippen verteilten. Ab und an schien sie sich in seinen Blicken zu aalen. Er verschluckte sich, und Keys‘ Mutter sah auf.

    „Alles in Ordnung, Bill? Er machte eine abwehrende Handbewegung, nickte aber dann. „Ich habe mich nur verschluckt!

    Keys und Helen blickten einander verschwörerisch an. Die Schlinge zog sich langsam zu. Als das Essen beendet war, räumten sie gemeinsam den Tisch ab, alle außer Bill. Dieser hatte sich eine kurze Auszeit an der frischen Luft genommen, angeblich um eine Zigarette zu rauchen, da seine Lebensgefährtin ihm das Rauchen im Haus strikt untersagt hatte.

    Während sich also Keys und seine Mutter um den lästigen Abwasch kümmerten und seit langer Zeit mal wieder eine Unterhaltung führten, suchte Helen Bill auf der Veranda vor dem Haus auf, der gerade dabei war, seine Zigarette in nur wenigen hastigen Zügen aufzurauchen. Helen setzte sich auf die Hollywoodschaukel, zog ihre Schuhe aus und lehnte sich entspannt zurück. Sie wusste, dass Bill zwar im Rücken keine Augen hatte, trotzdem war ihr klar, dass er wusste, dass sie da war.

    „Willst du eigentlich nachher mitkommen?", fragte sie ganz beiläufig und provozierte damit eine Reaktion.

    Bill drehte sich zu ihr um. Seine Augen waren gerötet. „An den See?"

    Sie nickte und hauchte ein „Ja".

    Er lehnte sich gegen das Geländer der Veranda. „Ich glaube, das würde Keys nicht gefallen!"

    Sie grinste ihn an. „Wieso glaubst du das?"

    Er verzog den Mund. „Wir sind wie Hund und Katze. Außerdem will ich euch nicht stören!"

    Sie beugte sich nach vorn, und Bill hatte wieder den direkten Blick in ihren Ausschnitt. „Stören? Wobei denn, Bill?"

    Er gluckste.

    Helen war aufgestanden und kam auf nackten Füßen langsam auf ihn zu. Jede ihrer Bewegungen war geschmeidig und zielsicher, wie die einer Raubkatze, die sich im hohen Gras ihrem Opfer nähert. Als sie vor ihm stehen blieb, strich sie sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Glaubst du etwa, wir tun etwas Verbotenes unten am See?"

    Genau in diesem Moment verlor er sich in ihren Augen; sie jedoch hob ruckartig den Kopf.

    „Oder bist du auch nur so ein Spießer?"

    Bill schüttelte den Kopf wie ein ihr höriger Sklave.

    Helen lächelte. „Dachte ich mir! Du geiler Bock hast mich heute wieder mit deinen Augen ausgezogen. Gefalle ich dir denn so sehr?"

    Bill stockte der Atem, seine Miene aber blieb unergründlich. Sie hatte ihn jetzt genau da, wo sie ihn haben wollte, nämlich an den Eiern. Also kam sie ihm noch ein Stück näher und berührte seinen Arm. Sie wusste um den Ständer in seiner Hose und dass dieser kurz vor dem Platzen stand.

    „Du bist schärfer als jede Peperoni, Helen! Helen fasste sich an den Mund und lachte auf. „Mehr hast du nicht zu bieten, Bill?

    Bill wurde rot wie eine Tomate. Dann kam Gemurmel aus dem Wohnzimmer, und ihre Blicke trafen sich wieder.

    „Wir gehen heute Nacht nackt baden, Bill. Das Wasser ist schön warm, und es gibt kleine Strudel, die so schön zwischen den Beinen blubbern. Sie schmachtete ihn an. „Nun komm schon, was ist jetzt? Sie war ungeduldig, und Bill musste die Gelegenheit beim Schopfe packen, um sie nicht zu enttäuschen.

    Er zögerte kurz, dann willigte er ein. „Okay, ich bin dabei. Aber wie wollen wir das nachher machen?"

    Helen verfiel in Vorfreude. „Komm später vorbei, so gegen 23 Uhr, wenn die anderen dann betrunken sind und ihren Spaß hatten, werde ich am Nordufer auf dich warten."

    Bill lächelte verzückt. „Und was machen wir dann?"

    Sie grinste wieder und warf ihm einen lüsternen Blick zu. „Dann, mein lieber Bill, darfst du alles mit mir machen, was du willst!"

    *

    Die helle Sichel des Mondes glänzte auf der schwarzen Oberfläche des Sees, als Bill den Motor endlich abstellte und aus dem Auto stieg. Er hielt kurz inne und horchte in die rabenschwarze Nacht, hörte aber nur das entfernte Zirpen der Grillen und den sanften Hauch des Windes, der vom See herüberwehte. Aus der Hosentasche holte er eine Schachtel Zigaretten und spürte dabei seinen harten Riemen, der schon bald belohnt werden sollte, vorausgesetzt Helen hielt sich an die Abmachung. Es hatte einiges an Überzeugungskraft gekostet, Keys‘ Mutter zu erklären, warum

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