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Stellaris Paket 7: Perry Rhodan Stellaris Geschichten 61-70
Stellaris Paket 7: Perry Rhodan Stellaris Geschichten 61-70
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eBook313 Seiten3 Stunden

Stellaris Paket 7: Perry Rhodan Stellaris Geschichten 61-70

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Über dieses E-Book

Das Raumschiff STELLARIS lädt ein zu einer besonderen Reise in das Perryversum

Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ...

Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht – hier präsentieren wir die Folgen 61 bis 70 in einer Sammlung.

Mit dabei sind Kurzgeschichten von Roman Schleifer, Thomas Frick, Michael G. Rosenberg, Dieter Bohn, Ulf Fildebrandt, Olaf Brill, Kai Hirdt und Madeleine Puljic.

Das STELLARIS-Paket 7 umfasst folgende Geschichten:

Folge 61: "Der Schlüssel zur Versöhnung" von Roman Schleifer
Folge 62: "Die peinlichste Stunde des Konsul Gruner" von Thomas Frick
Folge 63: "Zirome" von Michael G. Rosenberg
Folge 64: "Fremde Welt" von Dieter Bohn
Folge 65: "Der Datent von Richese" von Ulf Fildebrandt
Folge 66: "Das Friedenslicht" von Roman Schleifer
Folge 67: "Das Buddelschiff" von Dieter Bohn
Folge 68: "Der schlafende Riese" von Olaf Brill
Folge 69: "Thassaias Schiff" von Kai Hirdt
Folge 70: "Unter myranischer Flagge" von Madeleine Puljic
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum26. Sept. 2019
ISBN9783845349282
Stellaris Paket 7: Perry Rhodan Stellaris Geschichten 61-70

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    Buchvorschau

    Stellaris Paket 7 - Roman Schleifer

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    Cover

    Vorwort

    Stellaris 61

    Vorwort

    »Der Schlüssel zur Versöhnung« von Roman Schleifer

    Stellaris 62

    Vorwort

    »Die peinlichste Stunde des Konsul Gruner« von Thomas Frick

    Stellaris 63

    Vorwort

    »Zirome« von Michael G. Rosenberg

    Stellaris 64

    Vorwort

    »Fremde Welt« von Dieter Bohn

    Stellaris 65

    Vorwort

    »Der Datent von Richese« von Ulf Fildebrandt

    Stellaris 66

    Vorwort

    »Das Friedenslicht« von Roman Schleifer

    Stellaris 67

    Vorwort

    »Das Buddelschiff« von Dieter Bohn

    Stellaris 68

    Vorwort

    »Der schlafende Riese« von Olaf Brill.

    Stellaris 69

    Vorwort

    »Thassaias Schiff« von Kai Hirdt

    Stellaris 70

    Vorwort

    »Unter myranischer Flagge« von Madeleine Puljic

    Impressum

    Das Raumschiff STELLARIS lädt ein zu einer besonderen Reise in das Perryversum

    Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ...

    Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht – hier präsentieren wir die Folgen 61 bis 70 in einer Sammlung.

    Mit dabei sind Kurzgeschichten von Roman Schleifer, Thomas Frick, Michael G. Rosenberg, Dieter Bohn, Ulf Fildebrandt, Olaf Brill, Kai Hirdt und Madeleine Puljic.

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    Folge 61: »Der Schlüssel zur Versöhnung« von Roman Schleifer.

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    Titelillustration: Till Mantel

    Willkommen an Bord der

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    Ahoi vom Raumschiff STELLARIS!

    Die STELLARIS ist ein Fracht- und Passagierraumschiff der Minerva-Klasse, das zwischen den Welten der bekannten Galaxis verkehrt. Der Kapitän ist ein junger Terraner namens Caliban May, die Chefmedikerin heißt Zhang Li, sie ist eine Halb-Akonin. Das Leben an Bord bietet alles, was Kultur und Technik des 16. Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung (NGZ) hergeben.

    Doch nicht überall im Weltraum herrscht Frieden. Gelegentlich reisen auch Diplomaten, Agenten und Soldaten mit, für die das Leben aus Kampf, Krieg und Entbehrungen besteht. Ihnen muss die STELLARIS vorkommen wie eine unwirkliche, wunderbare Welt. Werden sie sich dort zurechtfinden, erholen ... vielleicht sogar verlieben? Oder lauern auch hier Gefahren an jeder Ecke?

    Roman Schleifer, der Autor der vorliegenden Geschichte, ist den PERRY RHODAN-Lesern kein Unbekannter: Er hat bereits vier Heftromane für die Miniserien PERRY RHODAN-Stardust und PERRY RHODAN-Terminus verfasst, und viele kennen den charmanten Wiener als leidenschaftlichen Con-Moderator oder aus den verschiedenen Foren und sozialen Netzwerken.

    Bei STELLARIS war er fast von Anfang an dabei: Dies ist bereits sein zwölfter Beitrag zu unserer kleinen Kurzgeschichtenreihe.

    Roman Schleifer ist so aktiv, dass wir gar nicht alles drucken können, was er schreibt. So hat er sogar ein paar weitere Geschichten geschrieben, die auf dem Raumschiff STELLARIS spielen. Diese sind in anderen Publikationen erschienen, zum Beispiel der »SOL«, dem Magazin der PERRY RHODAN-FanZentrale, dessen aktuelle Ausgabe einen Themenschwerpunkt zu »10 Jahre STELLARIS« enthält.

    Mehr Infos im Netz unter www.prfz.de oder auf Facebook unter »PROC Community«. Übrigens gibt es auf Facebook sogar die »Raumschiff STELLARIS«-Gruppe.

    »SOL«-Ausgabe 88 enthält auch eine STELLARIS-Geschichte, die gemeinsam mit »Der Schlüssel zur Versöhnung« ein kleines literarisches Experiment darstellt. Entwickelt wurden beide Storys von Roman Schleifer und Jörg Isenberg: Wie wäre es, haben sich die beiden Autoren gefragt, wenn wir zwei Geschichten schreiben, die mit der gleichen Ausgangslage beginnen, sich dann aber völlig unterschiedlich entwickeln?

    So sind in beiden Storys die Funarier und die Urmer auf der STELLARIS unterwegs zu einer Friedenskonferenz, und was dann passiert ... nun, ihr könnt es selber lesen! Doch seid gewarnt: Je nachdem, wie die Würfel fallen, kann eine zuckersüße Geschichte auch mal ein böses Ende nehmen!

    Dieses Gedankenspiel könnte man bestimmt auch auf andere literarische Werke übertragen: Was wäre wohl geschehen, wenn d'Artagnan zwar nach Paris gereist, dort aber nicht die drei Musketiere getroffen hätte? Oder wenn Perry und Bully auf der anderen Seite des Mondes gelandet wären?

    Wie immer freuen wir uns, eure Meinung zur STELLARIS zu hören: Meldet euch in einem der Internet-Foren, auf Facebook oder schreibt an die PERRY RHODAN-Redaktion.

    Allzeit gute Fahrt zu den Sternen

    Ad astra

    Euer

    Olaf Brill

    Folge 61

    Der Schlüssel zur Versöhnung

    von Roman Schleifer

    »Kann ich dir helfen?«

    Die Frage riss Chiakli Sohong aus den Gedanken. Irritiert blickte sie die Frau mit dem samtbraunen Teint und dem lächelnden Gesicht an und lugte zum Namensholo auf der Brust. »Ehrlich gesagt: Ja.«

    Zhang Li musste soeben aus der Kantine gekommen sein, vor der Chiakli seit einigen Minuten grübelnd verharrte. Das entspannte Flair an Bord der STELLARIS verunsicherte sie und ließ sie an dem Geheimauftrag zweifeln.

    »Als ich letztes Jahr meinen Dienst angetreten habe«, sagte Zhang Li, »war ich auch desorientiert.« Durch die Lachfalten um ihre sichelförmigen Augen wirkte sie sympathisch. »Du bist Passagierin?«

    »Eine der Funarierinnen unterwegs zur Friedenskonferenz zwischen den Urmern und uns«, bestätigte Chiakli, bemüht um eine feste Stimme.

    Die Frau mit den vielen Sommersprossen hob in terranischer Manier den Daumen. »Eine gute Mission.« Sie drehte sich in Richtung des Speiseraums. »Essen oder trinken?«

    Chiakli horchte in sich hinein. Hunger hatte sie keinen. »Ich weiß nicht, Zhang. Ist es nicht zu spät für einen Drink?«

    Zhang Li lächelte. »Der Beginn der Nachtschicht eignet sich bestens für ein Getränk.« Sie nahm Chiakli am Unterarm und führte sie in die Kantine. »Und nenn mich bitte Li. Zhang ist mein Nachname.«

    Von allen Seiten strömten unbekannte, exotische Gerüche auf Chiakli ein. Auch die Geräusche waren ihr fremd. Die Raumfahrer scherzten, lachten, diskutierten und gestikulierten. So viele fröhliche Lebewesen hatte sie noch nie in einem Raum gesehen.

    Sie war ernste, versteinerte Gesichter gewohnt. In den Kriegsschiffen der Funarier schwiegen die Kameraden sich zumeist an. Und sofern sie doch einmal redeten, drehte sich alles um Kämpfe, Gefechte, Schlachten oder Verwundungen.

    Dennoch bevorzugte sie funarische Raumer. Das Treiben an Bord der STELLARIS wirkte wie ein Schmierentheater: schön, kitschig und eben gespielt.

    Es ist wie auf Rokat!

    Die Stimmung erinnerte sie an ihre Kindheit auf dem Forschungsmond. Damals hatten ihre Eltern noch gelebt, die sie von den Kampfhandlungen ferngehalten hatten. Ihr Vater wäre mit der Familie sofort desertiert und hätte den Krieg hinter sich gelassen, doch ihre Mutter hatte ihn gezwungen zu bleiben.

    Plötzlich spürte sie eine Sehnsucht nach dieser Zeit, in der sie unbekümmert gewesen war und keine Verantwortung getragen hatte. Schmerzhaft wurde ihr der Druck bewusst, der auf ihr lastete: Die Geheimmission musste erfolgreich sein! Zeitgleich schauderte sie, sobald sie an die Konsequenzen dachte.

    Der Aufenthalt auf der STELLARIS hatte ihre Meinung ins Wanken gebracht. Sie war sich nicht mehr sicher, ob die Mission der richtige Weg für ihr Volk war.

    »Willkommen am heiligen Gral.« Li tippte auf den Tresen. Sofort baute sich eine holografische Getränkekarte auf.

    Chiakli rieb sich die Augen. Konnte sie wirklich aus 287 Cocktails wählen?

    »Vinor!«, rief Li. »Kundschaft!«

    Ein blonder Mann, der sich am anderen Ende der Bar mit einem Jülziish unterhielt, winkte ihnen zu. Auf Funar hätte ihm jede Frau nachgesehen – nicht nur einmal.

    Li wandte sich zu ihr. »Ich übergebe dich in die professionellen Hände des besten Barkeepers der zivilen Flotte der LFG, Vinor Canube. Keine Ahnung, wie er es schafft, aber er findet immer das zu deiner Stimmung passende Getränk.« Sie tätschelte Chiaklis Schulter und deutete zum Ausgang. »Mich ruft die Pflicht.« Nach ein paar Schritten blieb sie stehen und drehte sich um. »Ich bin übrigens die Bordmedikerin.«

    Ein herber Geruch mit einem Schuss Vanille lenkte Chiakli ab. Vinor lehnte ihr gegenüber an der Bar. »Du bist eine der Friedensbotschafterinnen, nicht wahr?«

    Sie starrte ihn an, konnte dem Blick der grauen Augen nicht ausweichen.

    »Finde ich gut, dass ihr und die Urmer euch zu der Friedenskonferenz aufgerafft habt. Krieg ist so sinnlos.«

    Sie suchte nach einer Antwort, wollte etwas Eloquentes sagen, doch die Art, wie er sie ansah, überlagerte alles und knipste ihr Denken aus.

    »Womit kann ich dich beglücken?« Er tippte durch das Hologramm. »Ja, es sind zu viele.« Mit einer Wischbewegung desaktivierte er die Cocktailkarte. »Jeden Tag sage ich das zum Küchenchef, aber glaubst du, er hört auf mich?« Er zuckte mit den Achseln, beugte sich vor und legte seine Hand auf ihre. Der Teint seiner Haut schimmerte in den Farben herbstlicher Blätter. »Aber keine Sorge, ich serviere dir den passenden Drink.«

    Sie räusperte sich, vertrieb die Starre. Im ersten Reflex wollte sie ihm eine Abfuhr erteilen, doch was hatte sie zu verlieren? »Dann beeindrucke mich.«

    Er lachte auf, tätschelte kurz ihre Hand. Seine Finger waren schmal und sauber, und die Haut fühlte sich weich an. Körperliche Arbeit war gewiss nicht sein Metier an Bord.

    Vinor beugte sich weiter vor. »Du bist jung und schon im Auftrag deiner Regierung unterwegs, also hast du einiges auf dem Kasten. Du bist zielstrebig, stehst voll hinter deinen Vorhaben.« Seine Stimme wurde tiefer. »Gleichzeitig verbirgst du etwas.« Prüfend sah er sie an.

    Chiakli erschrak. Wie hatte sie sich verraten?

    »Ich weiß, was ich dir kredenze.« Er griff nach einer bauchigen Flasche und einem silbernen Behälter. »Ein Schuss ...«

    Sie hörte nicht mehr zu, kämpfte immer noch mit dem Schrecken. Er konnte ihre Geheimmission unmöglich kennen, dazu war sie vom funarischen Flottenkommando zu raffiniert eingefädelt worden. Dennoch hatte er etwas bemerkt.

    Chiakli ärgerte sich, nicht auf Sori Xijora, ihre Führungsoffizierin, gehört zu haben. Sie hätte sich mit ihr in der Kabine verkriechen und den Kontakt zu den Terranern meiden sollen. Doch wie hätte sie ahnen können, auf solch einen Mann zu treffen?

    »... und eine Prise ertrusischen Zimt«. Vinor warf weißes Pulver in den silbernen Behälter, verschloss und schüttelte ihn kräftig. Er fischte ein Glas unter dem Tresen hervor und goss die hellblaue Flüssigkeit ein, die mit schwarzen Querstreifen durchzogen war. »So geheimnisvoll wie du«, sagte er mit verschwörerischer Stimme und schob ihr den Drink zu.

    Sie schnupperte. Es roch fruchtig süß mit einer Nuance Minze.

    »Warte.« Er schnippte mit den Fingern. Die Flüssigkeit begann zu wallen. Pinkfarbener Rauch stieg auf, formte sich zu einem Fragezeichen.

    »Wie hast du das gemacht?«

    Vinors Blick wanderte an ihr vorbei und kehrte zu ihr zurück.

    »Chiakli!« Etwas schlug gegen ihre Schulter. Sie zuckte zusammen. Ihre Führungsoffizierin klang alles andere als entspannt.

    »Was darf ich dir bringen?« Vinors eben noch mitfühlende und warme Stimme klang härter und distanzierter.

    »Nichts. Wir haben einiges zu besprechen, da ist Alkohol kontraproduktiv.«

    »Ich serviere auch Antialkoholisches.« Er lächelte kalt. »Wenn es sich nicht vermeiden lässt.«

    Sori Xijora klopfte Chiakli erneut auf die Schulter. »Wir gehen!«

    Mit einem entschuldigenden Blick erhob sich Chiakli. »Ich koste den Cocktail ein anderes Mal.«

    »Du kannst ihn in die Kabine mitnehmen«, sagte er.

    »Im Fall des Falles bestellen wir über den Kabinenservo«, kam ihr Sori zuvor. Die Offizierin legte den Arm um Chiakli und dirigierte sie zurück zur Kabine.

    *

    Kaum hatte sich das Schott geschlossen, baute sich Sori vor ihr auf.

    »Bist du total übergeschnappt?« Auf ihren Wangen entstanden gesprenkelte rote Flecken. Ihre Wut schwappte wie ein Schwall heißer Luft zu Chiakli über.

    Instinktiv trat Chiakli einen Schritt von der »Bulldogge« weg. »Ich ... ich war nur in der Kantine.«

    Sie ärgerte sich im selben Moment, dass sie kuschte. Der jahrelange militärische Drill wirkte, obwohl Sori sie mit den Bevormundungen seit dem ersten Aufeinandertreffen nervte. Diese Spezialeinheitenmitglieder hielten sich für etwas Besseres.

    »Du warst an der Bar!« Soris Wut strahlte wie Hitze. »Wir müssen unsichtbar bleiben, dürfen keinen Verdacht erregen.«

    Sollte sie sich wehren und Sori die Meinung sagen? Ihr Vater hätte genickt, während ihre Mutter den Kopf geschüttelt hätte.

    Die Offizierin kam näher. »Die Terraner wittern überall Verrat und Hinterhalt.«

    »Die Unsterblichen sicher«, entgegnete Chiakli, »aber nicht das Fußvolk. Außerdem sind das zivile Raumfahrer und weder Soldaten noch Geheimdienstagenten.«

    »Und wenn sich ein Urmer eingeschlichen hat?«

    »Du bist paranoid!«

    Sori ballte die Finger zu Fäusten. »Im Gegensatz zu dir war ich im Kampf!«

    »Geht das wieder los!« Chiakli warf die Arme hoch. »Ich als Techniker bin keine richtige Soldatin«, äffte sie den Tonfall nach.

    Sori schnaufte. »Ja, und deshalb war ich dagegen, dich zu präparieren«, sagte sie mit einer gefährlich ruhigen Stimme.

    »So ein Pech aber auch, dass deine Meinung dem Oberkommando nicht wichtig genug war. Schon blöd, so eine Hierarchie.« Chiakli wusste, dass sie nur die Notlösung war und den »Job« ihrer DNS zu verdanken hatte. Mit ihrer Vorgängerin, die im Kampf gefallen war, hätte die ebenfalls präparierte Sori sicher besser harmoniert.

    »Willst du mich provozieren?«, fragte die Offizierin prompt.

    »Ich will meine Ruhe!« Sicherheitshalber ging Chiakli in Richtung des Esstisches. So wütend wie Sori war, schadete es nicht, außer Reichweite ihrer Fäuste zu sein. »Ich bin nicht einmal der Empfehlung des Kapitäns zum Besuch des Diskussionsabends gefolgt.«

    »Dessen Kopf steckt im Linearraum. Bietet uns Gespräche mit der Besatzung an, um über Frieden zu reden. Pah! Die Terraner gehören zu den kriegerischsten Völkern der Galaxis.«

    »So gesehen müsstest du dich mit ihnen gut verstehen.«

    Sori kam auf sie zu. Diesmal eindeutig in kampfbereiter Pose. Chiakli sah sich bereits am Boden liegen. Sie rückte zurück, stieß aber nach ein paar Schritten gegen die Wand.

    »Ich stehe hundertprozentig hinter der Mission, trage dasselbe Risiko wie du«, beeilte sie sich zu sagen und hoffte, dass die Unsicherheit in ihrer Stimme nicht zu hören war.

    Die Offizierin schwieg, blickte sie skeptisch an. Ihr Misstrauen war greifbar.

    »Die Urmer haben meine Eltern getötet.« Chiakli bemühte sich um eine feste Stimme. »Die von ihnen initiierten Friedensverhandlungen sind ihre einzige Chance, nicht gegen uns zu verlieren.« Sie steigerte sich in die Argumentation der Politiker hinein. »Der Krieg darf nur einen Ausgang haben: die Auslöschung der Urmer!«

    »Brav auswendig gelernt.« Sori musterte ihr Gesicht, als fände sie dort die Antwort, ob sie es ehrlich meinte. »Du bleibst in der Kabine! Verstanden?«

    Chiakli kniff die Augen zusammen.

    Sori kam so nah, dass Chiakli ihren Atem spürte. »Hast du mich verstanden, Sergeant?«

    »Ja«, murmelte Chiakli und war froh, ohne körperliche Blessuren davongekommen zu sein. Prompt meldete sich ihre Unsicherheit zurück: Sollte sie die Mission zu Ende bringen?

    »Lauter!«

    »Ja!« Diesmal schleuderte Chiakli das Wort geradezu heraus.

    *

    Am nächsten Tag zappte Chiakli gelangweilt durch die Trivid-Serien der Bordbibliothek. Bislang hatte sie keiner der Trailer angesprochen. Also versuchte sie es bei den Krimis. Sie öffnete diese Rubrik und studierte die Filmbewertungen der Besatzungsmitglieder, als der Kabinenservo einen Besucher meldete.

    Erstaunt sah Chiakli in das Holobild der Türsensorik, das ihr Vinor zeigte. Sie rieb sich den Nasenrücken und öffnete das Schott.

    Vinor deutete in Richtung des Korridors. »Ich hole dich ab.«

    Chiakli runzelte die Stirn. »Wozu?«

    »Lass dich überraschen.«

    Sie rang mit sich. Einerseits war sie neugierig, ob sie ihn dazu brachte, hinter die unwirkliche und übertriebene »Das Leben ist schön«-Fassade der STELLARIS zu blicken, andererseits fürchtete sie sich davor, dass die Zeit mit Vinor sie aufwühlte.

    »Keine Sorge wegen Sori. Sie ist die nächsten Stunden mit Bürokratie beschäftigt.«

    »Woher ...?«

    Sein verschmitztes Lächeln blieb. »Ich habe Erfahrung mit bescheuerten Vorgesetzten. Und ihr Auftritt in der Bar sprach für sich.«

    »Um mich freizuspielen, hast du die Erste Offizierin Valia da Cataro um ein Gespräch mit Sori gebeten?«

    »Exakt!« Vinor zwinkerte ihr zu. »Um ein extrem bürokratisches sogar.«

    Chiakli biss sich auf die Lippen. Falls er etwas vorhatte, was ihr nicht gefiel, würde er sich über ihre Wehrhaftigkeit wundern.

    Während sie durch den Korridor gingen, roch sie Reinigungsmittel. Und tatsächlich schrubbte vor dem Antigravschacht ein Servoroboter den Boden. Im Antigrav schwebten sie abwärts und verließen den Schacht vier Ebenen tiefer. Immer wieder begegneten ihnen Besatzungsmitglieder, manche konzentriert und eilig, andere fröhlich und entspannt.

    Obwohl das Bild ihr unwirklich vorkam, erinnerte es sie an ihre Kindheit. Chiakli schämte sich, weil sie in den letzten fünfzehn Jahren so wenig an ihre Eltern gedacht hatte. Der ewig gleiche Trott hatte sie abgestumpft: aufstehen, Gefechtseinsatz, Adrenalinausstoß, Maschinen warten, schlafen, Albträume.

    Ein weiteres Besatzungsmitglied kam ihnen entgegen, grinste zuerst sie, dann Vinor an. Da war sie wieder, diese unwirkliche idyllische Atmosphäre. Sie war einfach zu perfekt, konnte nicht wahr sein. Warum spielten ihr die Terraner etwas vor? Wollten sie die Funarier für die Urmer gefügig machen?

    Sie musste die Wahrheit herausfinden, durfte sich von Vinor nicht einlullen lassen.

    Nach der nächsten Gangbiegung erstreckte sich ein Raum, in dem Bäume und Sträucher auf einer Wiese wuchsen.

    »Das Hydroponium«, sagte Vinor.

    Vor dem Schott musste sich ein Energievorhang befinden, denn die Luft flimmerte leicht. Es kitzelte, während sie hindurchtraten. Von allen Seiten strömten Naturgerüche auf sie ein. Es roch nach Moos, nach frisch geschnittenem Gras, Holz und Blumen.

    Die Terraner haben ein Biotop an Bord – wie skurril!

    Vinor inhalierte lautstark und steuerte auf einen sandigen Pfad zu, der in einen Wald führte. Tiergeräusche rollten auf sie zu. Balzgequake vermischte sich mit Drohknurren, Gezwitscher mit Geheul.

    Chiakli stoppte. »War das ein Wolf?«

    »Diese Frage können dir nur der Bordrechner oder Kolrey beantworten. Aber die Positronik schweigt, und der Zarghuner wedelt nur geheimnisvoll mit dem Rezeptorast. Es laufen Wetten, ob wir jemals erfahren, was im Hydroponium echt und was simuliert ist.«

    »Seltsame Bräuche habt ihr.« Innerlich zweifelte sie am Verstand der Terraner. Sie waren wirklich so durchgeknallt wie ihr Ruf, wenn sie Tiere an Bord nahmen. Es war ein weiteres Indiz, dass es nicht mit rechten Dingen zuging.

    Sie erreichten eine Lichtung, die ein Fluss teilte. Vinor streifte die Schuhe ab, schlug die Hosenbeine hoch und tauchte einen Fuß ins Wasser.

    »Angenehm warm.«

    Zögernd näherte sie sich. Der Fluss war so klar, dass sie den steinigen Grund sah. Kleine schwarze, längliche Objekte zischten zwischen den Steinen hin und her. »Ihr habt Fische?«

    Er deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Hinten gibt es einen Angelplatz.«

    Sie sparte sich einen Kommentar. »Warum hast du mich hergelotst?«

    »Ich habe mich schlaugemacht. Ihr führt den Bruderkrieg seit achtundfünfzig Jahren, lebt hauptsächlich in euren Raumern, und euer Heimatplanet ist eine einzige Waffen- und Schlachtschifffabrik.« Er vollführte eine ausholende Armbewegung. »Das hier ist Abwechslung.«

    »Du hast recht. Es erinnert mich ...« Sie stockte, weil ihre Kindheit auflebte. Sie unterdrückte den Impuls, ihm davon zu erzählen. Ihr Schicksal ging ihn nichts an.

    Vinor drehte sich zum Wasser und planschte mit dem Fuß darin. »Bevor ich vergesse ...« Barfüßig ging er hinter eines der Gebüsche und kehrte mit einem Korb zurück. Nachdem sie am Ufer Platz genommen hatten, holte er den Cocktail vom Vortag heraus. Hoffentlich

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