Stellaris Paket 9: Perry Rhodan Stellaris Geschichten 81-90
Von Olaf Brill, Robert Corvus, Ulf Fildebrandt und
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Über dieses E-Book
Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ...
Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht – hier präsentieren wir die Folgen 81 bis 90 in einer Sammlung.
Mit dabei sind Kurzgeschichten von Olaf Brill, Robert Corvus, Ulf Fildebrandt, Gerhard Huber, Michael G. Rosenberg, Roman Schleifer, Thorsten Schweikard, Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser.
Das STELLARIS-Paket 9 umfasst folgende Geschichten:
Folge 81: »Pjotos letzte Reise« von Ruben Wickenhäuser
Folge 82: »Das Chaos-Artefakt« von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld
Folge 83: »Im Dilatationsflug« von Olaf Brill
Folge 84: »Blinde Passagiere« von Michael G. Rosenberg
Folge 85: »Der lange Schlaf« von Ulf Fildebrandt
Folge 86: »Der Schutzengel« von Roman Schleifer
Folge 87: »Das Daidalos-Prinzip« von Thorsten Schweikard
Folge 88: »Die Welt der Shookaari« von Michael G. Rosenberg
Folge 89: »Das Kugellabyrinth« von Thorsten Schweikard
Folge 90: »Verschwiegenheit« von Robert Corvus
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Buchvorschau
Stellaris Paket 9 - Olaf Brill
Cover
Vorwort
Stellaris 81
Vorwort
»Pjotos letzte Reise« von Ruben Wickenhäuser
Stellaris 82
Vorwort
»Das Chaos-Artefakt« von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld
Stellaris 83
Vorwort
»Im Dilatationsflug« von Olaf Brill
Stellaris 84
Vorwort
»Blinde Passagiere« von Michael G. Rosenberg
Stellaris 85
Vorwort
»Der lange Schlaf« von Ulf Fildebrandt
Stellaris 86
Vorwort
»Der Schutzengel« von Roman Schleifer
Stellaris 87
Vorwort
»Das Daidalos-Prinzip« von Thorsten Schweikard
Stellaris 88
Vorwort
»Die Welt der Shookaari« von Michael G. Rosenberg
Stellaris 89
Vorwort
»Das Kugellabyrinth« von Thorsten Schweikard
Stellaris 90
Vorwort
»Verschwiegenheit« von Robert Corvus
Impressum
Das Raumschiff STELLARIS lädt ein zu einer besonderen Reise in das Perryversum
Die STELLARIS ist ein besonderes Raumschiff: Seit vielen Jahren reist sie durch das Universum der PERRY RHODAN-Serie, bemannt von einer wechselnden Besatzung, unter wechselnder Leitung und mit wechselnden Zielen. Die Abenteuer, die ihre Besatzung und Passagiere erleben, sind Thema zahlreicher Geschichten ...
Unterschiedliche Autoren verfassten die Kurzgeschichten rings um das Raumschiff STELLARIS. Sie werden seit Jahren regelmäßig im Mittelteil der PERRY RHODAN-Hefte veröffentlicht – hier präsentieren wir die Folgen 81 bis 90 in einer Sammlung.
Mit dabei sind Kurzgeschichten von Olaf Brill, Robert Corvus, Ulf Fildebrandt, Gerhard Huber, Michael G. Rosenberg, Roman Schleifer, Thorsten Schweikard, Michael Tinnefeld und Ruben Wickenhäuser.
Das STELLARIS-Paket 9 umfasst folgende Geschichten:
Folge 81: »Pjotos letzte Reise« von Ruben Wickenhäuser
Folge 82: »Das Chaos-Artefakt« von Gerhard Huber und Michael Tinnefeld
Folge 83: »Im Dilatationsflug« von Olaf Brill
Folge 84: »Blinde Passagiere« von Michael G. Rosenberg
Folge 85: »Der lange Schlaf« von Ulf Fildebrandt
Folge 86: »Der Schutzengel« von Roman Schleifer
Folge 87: »Das Daidalos-Prinzip« von Thorsten Schweikard
Folge 88: »Die Welt der Shookaari« von Michael G. Rosenberg
Folge 89: »Das Kugellabyrinth« von Thorsten Schweikard
Folge 90: »Verschwiegenheit« von Robert Corvus
img1.jpgimg2.jpgFolge 81: »Pjotos letzte Reise« von Ruben Wickenhäuser
img3.jpgTitelillustration: Conrad Schuebarg
Willkommen an Bord der
img2.jpgAhoi vom Raumschiff STELLARIS!
Habe ich schon erzählt, dass ich einmal Stanisław Lem begegnet bin, dem berühmten polnischen Science-Fiction-Autor und Philosophen? Im August 1994 besuchte ich ihn mit drei Kommilitonen in seinem Haus in Krakau (Kraków). Etwa zwei Stunden lang interviewten wir ihn in seinem Arbeitszimmer. Nicht nur der imposante Schreibtisch, sondern der ganze Raum war übersät mit Dokumenten, Büchern und Zeitschriften aus allen nur erdenklichen wissenschaftlichen Disziplinen, darunter zum Beispiel auch die aktuelle Ausgabe des deutschen Nachrichtenmagazins »Der Spiegel«.
Das Gespräch fand in deutscher Sprache statt, die Lem fließend beherrschte, mit charmantem polnischen Zungenschlag. Witzig und eloquent breitete er seine umfassende Kenntnis der Wissenschaften vor uns aus. Wenn man ihn etwas fragte, redete er so lange, bis er bei dem Thema war, über das er gerne sprechen wollte.
Science-Fiction-Freunde kennen natürlich seine »Sterntagebücher« und den mehrmals verfilmten Roman »Solaris«, seinen Testpiloten Pirx und den Sternfahrer Ijon Tichy. Lem und andere Vertreter der osteuropäischen Science Fiction prägten einen besonders intelligenten und ironischen Stil, der sich stark von Heldengeschichten westlicher Prägung unterscheidet. Da gehen einfache Menschen auf ungewöhnliche Reisen. Sie treffen auf bizarre Welten, die sie oft nicht verstehen. Dabei werfen sie einen kritischen Blick auf die vergleichsweise bescheidenen Errungenschaften und Leistungen der irdischen Menschheit.
Unser Autor Ruben Wickenhäuser hat seine neue STELLARIS-Geschichte im Geiste dieser Art Science Fiction verfasst. Wenn sich bei ihm der Diplomatensohn Pjoto, Typ gelangweilter Schnösel, auf eine kleine Spritztour in den Weltraum begibt, fühle ich mich jedenfalls sofort an Lems Geschichten erinnert. Hiermit verbinden wir also eine klassisch anmutende Raumfahrergeschichte mit der PERRY RHODAN-Serie, die ja ihrerseits bereits ein Klassiker ist.
Wickenhäuser stellt sich auf seiner Website als »Vollblutpublizist« vor. Er ist auch aktiver Betreiber und Promoter der ungewöhnlichen Sportart Jugger. Als Schriftsteller hat er Jugendbücher, historische Romane, Thriller und Sachbücher geschrieben, ebenso mehrere Romane für PERRY RHODAN NEO. Auch zu unserer STELLARIS-Reihe hat er schon einige Kurzgeschichten beigetragen.
Der Arbeitstitel seiner Story war übrigens »Der Unbeeindruckbare« – eine Anspielung auf Lems Roman »Der Unbesiegbare« aus dem Jahr 1964. Auf meinen Wunsch haben wir zum griffigeren Titel »Pjotos letzte Reise« gewechselt, der immerhin ein bisschen an die »Reisen und Erinnerungen des Sternfahrers Ijon Tichy« erinnert. Auf jeden Fall ist Wickenhäusers Story ein vergnügliches Science-Fiction-Abenteuer der besonderen Art!
Besonders glücklich bin ich, dass es uns gelungen ist, für die Titelillustration mal wieder Conrad Schuebarg zu gewinnen, ein Pseudonym, hinter dem sich der Hamburger Maler und Illustrator Stefan Barton verbirgt. Schuebarg hat bereits mehrere Zeichnungen zur STELLARIS-Reihe beigesteuert. Er ist sogar der Künstler, der bisher die meisten Titel-Illus gezeichnet hat. Aber das bedeutet ja nicht, dass er gerade frei ist, wenn wir ihn mal wieder kurzfristig anfragen.
Daher freut es mich besonders, dass es diesmal geklappt hat. Denn sein einzigartiger Stil passt einfach hervorragend zu dieser Geschichte und fängt auf wunderbare Art ihren Geist ein. Die Bildredaktion hatte wie immer Maikel Das vom Hamburger Comic-Verlag Alligator-Farm.
Allzeit gute Fahrt zu den Sternen
Ad astra
Euer
Olaf Brill
Folge 81
Pjotos letzte Reise
von Ruben Wickenhäuser
»Damit sollen wir fliegen?« Pjoto stieß angewidert den Atem aus.
Die Idee mit der galaktischen Rundreise war ausnehmend dumm gewesen. Pjoto hatte sich von der Werbung des Ultraluxuskreuzers TELIMBARZ locken lassen, die mit einem berauschenden Holo inklusive überwältigendem Geruchs- und Tasterlebnis für die Reise geworben hatte.
Dabei hätte er ahnen können, dass sein Vater Hintergedanken gehegt hatte. Denn die TELIMBARZ, die mit allen nur denkbaren Annehmlichkeiten aufwartete, sollte nur der erste Teil ihres gemeinsamen Ausflugs sein, für den Abschnitt von einigen Tausend Lichtjahren.
Nach zugegebenermaßen ganz netten Tagen auf dem Platinplaneten Vanels waren sie umgestiegen. Das ... Ding, wie es Pjoto mangels besserer Worte nannte, war ein mistiger kleiner Kugelraumer, so eine funktionalistische Hässlichkeit, wie sie die stillosen Kerle vom Militär flogen, oder jene Art von Personen, die sich in einem Palast wähnten, wenn sie nur einen möglichst kostbaren Teppich auf den Stahlboden der Messe klatschten.
»Mein Sohn muss auch das einfache Leben kennenlernen«, sagte sein Vater, wie einer, der seinen Zögling zum ersten Mal zu einer Übernachtung unter freiem Himmel mitnimmt. »Lass dich nicht täuschen, mit der STELLARIS reist so manches Diplomatische Korps.«
Pjotos Vater hielt Netzwerken für eines der wichtigsten Dinge im Leben. Auch deshalb hatte er beträchtliches Ansehen und Einfluss gewonnen. Pjoto verstand allerdings nicht ganz, wozu das gut sein sollte: Unterm Strich waren die meisten Lebewesen in der Galaxis arme Schlucker, verglichen mit dem Vermögen seiner Familie. Wozu brauchte er diesen Einfluss, wenn er ohnehin alles haben konnte, was er wollte?
Oder war es dieser lächerliche Titel des Konsuls ehrenhalber? Wollte sein Vater sich damit nur beweisen, dass er sich den Titel nicht gekauft, sondern als bedeutende Persönlichkeit redlich verdient hatte? Pjoto blieb es ein Rätsel.
Das Ergebnis war dasselbe: Ständig schipperten sie wegen stinklangweiliger Treffen und Partys durchs Weltall, und wäre es in ihrem Heimatdomizil nicht noch langweiliger gewesen, hätten keine zehn Kampfroboter Pjoto an der Seite seines Vaters gehalten. Aber so ließ er sich eben mittreiben.
Ärgerliches Resultat war, dass er immer wieder an schrecklichen Orten wie diesem festsaß. Ein abgehalfterter Raumdampfer. Die billige Unterhaltung, mit der die STELLARIS warb, hatte Pjoto an einem Tag abgehakt. Die viel gepriesene Panorama-Lounge bot einen Blick in Schwärze mit Lichtpunkten darin, genannt Weltall. Das Hydroponium fand Pjoto viel zu klein. Die Bars waren entweder zu billig oder scheinbar vornehm. Hier gab es noch nicht einmal simple Moonwalk-Freigänge oder einen Megatank, in dem es sich zu psychedelischen Farben schweben ließ.
Das Freizeitangebot war, kurz gesagt, nicht existent. Und da Pjoto natürlich nur Freizeit hatte, war er ziemlich schnell sehr frustriert.
*
»Nachher ist der Empfang in der Lounge«, erinnerte ihn sein Vater, der wie üblich mit ihm per Interkom von Kabine zu Kabine kommunizierte. »Ich möchte, dass du dabei bist. Da lernst du einige wichtige Leute kennen.«
»Ach komm. Wieder irgendwelche Diplomaten?«, nölte Pjoto.
»Nicht irgendwelche Diplomaten«, erwiderte sein Vater und zählte eine ganze Liste von Namen und Staatenbünden auf, die Pjoto nichts sagten und die er sofort wieder vergaß. »Sei pünktlich.«
»Keine Lust«, bockte Pjoto.
Sein Vater hatte schon abgeschaltet. Pjoto versank wieder in dem Holospiel, mit dem er die Zeit totschlug, klinkte sich aber nach kurzer Zeit aus. Es war so was von dröge ... und er wusste genau, bei Empfängen ließ sein Vater nicht locker. Wenn er sich nicht großen Ärger einhandeln wollte, musste Pjoto da sein. Pünktlich natürlich.
*
Ein Steward aus Fleisch und Blut bot ihm ein Tablett mit einer Auswahl an Getränken an. Immerhin kein Roboter, dachte Pjoto. Ob das aber ein Vorteil ist ...
Er nahm ein Glas, dessen Inhalt ihm noch am ehesten trinkbar erschien. Edlere Tropfen als diese trank er für gewöhnlich wie Wasser, aber sein Vater erwartete von ihm gutes Benehmen.
Entlang der Wände schwebten deckenhohe Holoprojektionen, die ihr aktuelles Sonnensystem abbildeten; ab und zu zog ein stark vergrößerter Himmelskörper vorbei. Pjoto konnte sich kaum etwas Eintönigeres vorstellen.
Schicksalsergeben wandte er sich den versammelten Gästen zu. Zumindest eines ließ sich nicht leugnen: Es war ein bunter Haufen, der sich zusammengefunden hatte. Die Schiffsoffiziere stachen in ihren einheitlichen Galauniformen aus der Unzahl der Geschmacklosigkeiten heraus, die zur Schau getragen wurden. Die Vorliebe für billige holografische und nanotechnische Modespielereien empfand Pjoto als zutiefst deprimierend. Da schätzte er sein einfaches Krillseidehemd doch sehr. Das kam ohne jeden technischen Schnickschnack aus und verkündete trotzdem unmissverständlich, dass es ein Vermögen gekostet hatte.
Eine Gestalt erregte seine Aufmerksamkeit. Vielleicht lag das daran, dass auch sie technofreie Kleidung trug. Dabei hatte die Frau nicht einmal eine bemerkenswerte Figur: Dafür ist sie etwas zu ... Pjoto überlegte. ... stämmig wäre zu viel gesagt. Robust vielleicht?
Auch ihre Frisur war eher gewöhnlich, keine Lockenmähne und kein Beweis für die Kunst des Friseurhandwerks. Zugleich bewegte sie sich auf eine Art, die perfekt zu ihrem eben nicht perfekten Körper passte. Pjoto hatte keine Ahnung, warum er gerade diese Frau anziehend fand. Models, die im Gegensatz zu dieser in der halben Galaxis als bildhübsch galten, kannte er zu Genüge. Er musste es sich nur wünschen, und er konnte sich eine Gefährtin mit Idealfigur aussuchen.
Vielleicht, weil bestellte Gespielinnen mir einfach langweilig geworden sind?, dachte er. Oder weil mir kitschige Romanzen schon längst über sind?
Nun, das war natürlich im Grunde irrelevant. Diese Frau verlieh seinem öden Aufenthalt so etwas wie eine Ahnung von Unterhaltung, und das war besser als nichts. Gekonnt unauffällig ließ er sich in ihre Richtung treiben. Auf dem Weg erfuhr er durch geschicktes Nachfragen bei anderen Gästen ihren Vornamen: Caralla.
*
Caralla hob ihr Glas, als er zu ihr trat, aber Pjoto erkannte die Geste als eine reine Formalität. Sie zeigte noch nicht einmal gespieltes Desinteresse an ihm – für sie war er einfach irgendjemand unter den Gästen, eine austauschbare Figur.
Und genau das fand er auf rätselhafte Weise anziehend. Eine innere Stimme sagte Pjoto, dass die Nummer gönnerhafter Konsulssohn hier nicht klappen würde. In ihren Augen lag zudem eine Klugheit, die auch belanglosen Small Talk als Erfolg versprechende Strategie ausscheiden ließ.
Nein, wenn ich an Caralla herankommen will, muss ich geschickter vorgehen ... Rasch blickte er sich um, so als hätte er ein bekanntes Gesicht gesehen: Er brauchte einen Plan und musste sich Zeit verschaffen ...
»Caralla Snotgrab, wie geht es dir?«, erlöste ihn die Chefstewardess Capeka C-7, die gerade ihre Runde bei den Gästen machte. Sie war an ihren Tentakelarmen und dem zylinderförmigen Körper unschwer als Posbi zu erkennen. Pjoto erinnerte sich, dass sie über einen besonders hohen Bioplasmaanteil verfügte.
»Wie nett, dass du fragst!«, freute sich Caralla. »Gibt es eigentlich Neuigkeiten von der verschwundenen ehemaligen Kapitänin Thassaia?«
Das interessierte Pjoto nicht die Bohne.
Jetzt ist doch noch ein Roboter da, dachte er angeekelt, anstatt auf die Antwort zu achten.
Immerhin hatte er die Posbi bei einer Gelegenheit angeregt darüber diskutieren gehört, ob sie ein lebendes Wesen sei oder nicht. Dabei hatte Capeka der Einfachheit halber beide Positionen vertreten. Das fand er im Grunde genauso uninteressant wie ihre Antwort auf Carallas Frage – aber um Carallas Aufmerksamkeit zu erringen, musste er sich in den Dialog einklinken, ohne sich um bisher Gesagtes kümmern zu müssen.
Die Gelegenheit bot sich ihm, als auf einer Holowand die Darstellung eines Planetoiden vorbeizog, dessen Oberfläche wie ein Ölfilm schillerte.
»Vielleicht ist sie ja auf einem Planeten wie dem da gestrandet«, warf er ein.
»Das ist Skrutis.« Die Chefstewardess ließ ein eigentümliches Lachen hören. Es klang nach Posbi-Art fast, aber eben nicht ganz natürlich. »Rein hypothetisch wäre ein solches Szenario denkbar.«
»Ich habe gehört, dass Skrutis Sperrgebiet ist.« Caralla blies über die Nebelschwaden ihres Drinks. »Weißt du, weshalb?«
Capeka C-7 machte ein Geräusch, das Pjoto an das Absaugen von Schmutzwasser nach der Intensivreinigung eines Pools erinnerte. »Das gehört leider nicht in meinen Zuständigkeitsbereich.«
»Vielleicht sollen damit nur junge Heißsporne davon abgehalten werden, inmitten der Trümmer ihrer Schiffe auf dem Planetoiden zu enden«, mutmaßte Caralla mit einem amüsierten Blick auf Pjoto.
Er bemerkte überrascht, dass er daraufhin errötete.
»Na ja, sie wären mutig«, begehrte er auf.
Caralla machte nur eine wegwerfende Handbewegung. »Mut, der nicht von Vernunft und Verstand unterstützt wird, taugt nicht viel. – Die Wendelschleifen haben bestimmt zu Unfällen geführt?«
Pjoto hatte keine Ahnung, was Wendelschleifen waren.
Capeka C-7 gab ein zustimmendes Summen von sich. »Ich berechne eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass deine Annahme Teil der zutreffenden Antwort ist. Nun musst du mich entschuldigen, ich werde noch die übrigen Gäste begrüßen. Falls du etwas brauchst, zögere nicht, es mir mitzuteilen.« Damit schwebte die Posbi davon.
»Da ruft die Pflicht«, kommentierte Pjoto herablassend. »Ein devoter Haufen Positronik.«
Caralla sah ihn von der Seite an. »Dieser devote Haufen Positronik ist vermutlich klüger als wir alle, und bedient uns trotzdem. Das nenne ich Pflichtbewusstsein ...«
Damit hatte er ihre Aufmerksamkeit! Nur leider ganz und gar nicht auf die Weise, auf die er sie gerne gehabt hätte. Er brauchte schnell einen Plan, oder die Gelegenheit wäre vertan. Er setzte ein gleichgültiges Gesicht auf und wechselte das Thema.
»Wendelschleifen sind das da, sagtest du? Da fliegt man doch einfach durch. Wozu gibt es Schutzschirme?«
Caralla wirkte immerhin amüsiert.
Nein, so ganz in die richtige Richtung geht das immer noch nicht, fand er. Aber immerhin, sie sprachen miteinander!
»Ich habe es mir zur Angewohnheit gemacht, Holos über die Systeme anzusehen, in denen wir haltmachen.« Caralla ließ das Cocktailstäbchen in ihrem Glas kreisen, wodurch der Inhalt ein wenig stärker zu dampfen begann. »Das macht die Reise viel interessanter.«
Pjoto wusste nicht recht, wieso das interessant sein mochte. Auch egal, Hauptsache, sie spielt mit.
»Da hast du recht.« Sein gelangweilter Gesichtsausdruck sollte verraten, dass sein Interesse geheuchelt war. »Sonst ist es ja öde.«
Caralla schien es ihm abzukaufen ... oder machte sie sich nur insgeheim über ihn lustig? Er wusste es nicht. Jedenfalls hob sie eine Augenbraue. »Bist du sehr wissbegierig?«
»Ich bin mehr der Praktiker. Nichts geht darüber, die Wunder des Weltalls mit eigenen Augen zu sehen.«
»Und du hast schon viele davon gesehen, nehme ich an.« Ehe Pjoto sich entscheiden konnte, ob sie das ernst meinte oder ihn nur auf den Arm nahm, fuhr sie fort: »Und was für ein Praktiker bist du denn?«
»Pilot.« Er nippte an seinem Cocktail.
Das Gespräch hatte vielversprechend angefangen, aber jetzt ... es begann ihn zu langweilen. Es war immer das Gleiche, wenn er sich mit anderen Lebensformen unterhielt. Unterhaltungen waren öde. Menschen waren öde. Und die sonstigen Bewohner der Galaxis waren sogar noch öder. Immer, wenn die Hoffnung aufkeimte, dass jemand mal nicht so öde war ... wurde er enttäuscht. Es machte ganz den Eindruck, als würde sich Caralla in diesen Reigen einreihen.
Aber dann machte sie einen Vorschlag.»Fliegen wir eine Runde!«
Pjoto stutzte. Im Weltraum herumzufliegen, fand er ziemlich ätzend. Das mit dem Piloten hatte er eigentlich nur gesagt, weil es eine gute Standardantwort war, die zumeist für einen gewissen Eindruck sorgte, aber keine lästigen Fragen nach sich zog.
»Das ... ist ein interessanter Vorschlag«, entgegnete er verwirrt. »Ich besorge uns ein Raumschiff.«
Ein Hoffnung nahm in seinem Kopf Gestalt an. Die Hoffnung, wie aus dieser öden Party vielleicht doch noch etwas werden konnte, bei dem er nicht vor Langeweile starb. Er hatte ohnehin nichts Besseres zu tun.
»Das war ein Scherz.« Caralla lachte. »Außer, du kannst zaubern oder hast deine eigene Jacht im Hangar stehen. Samt außerordentlicher Starterlaubnis.«
»Pah.« Für einen Augenblick war Pjoto versucht, ihr ein Ich bin Konsulssohn hinzuwerfen, unterließ es aber. »Heute Abend, an der Schleuse zum Hangar der Space-Jets!«
»Okay«, sagte Caralla langsam. In die Belustigung ihres Gesichtsausdrucks hatten sich Zweifel gemischt. »Du meinst das wirklich ernst, oder?«
Pjoto konnte ein abfälliges Schnauben nicht unterdrücken. »Hältst du mich für einen dieser Scherzkekse, die nur Eindruck schinden wollen? Nachher an der Schleuse!«
»Also ... alles klar. Dann werde ich mal meine Expeditionsausrüstung klarmachen ...«
Zwar war sich Pjoto sicher, dass ihre Worte ironisch gemeint waren, aber er hatte es nicht nötig, darauf einzugehen. Stattdessen stellte er das halb volle Cocktailglas auf ein Tischchen und wandte sich zum Gehen. »Ich bereite alles vor.«
Caralla sagte noch etwas, aber sie sprach nur noch zu seinem sich rasch entfernenden Rücken, und Pjoto verstand es nicht.
*
Natürlich war es kein Problem, die Starterlaubnis für eine kleine Space-Jet aus der Sammlung seines Vaters zu bekommen. Es war eine ältliche Maschine, die eine unaussprechliche Typenbezeichnung aus der rasselnden Sprache eines terranischen Machtblocks aus grauer Vorzeit trug. Auch wenn auf der STELLARIS hohe Gäste zum Alltag gehörten, nahm sein Vater doch eine Sonderstellung ein, bei dem Einfluss, den er hatte. Nur nicht zu viele Personen durften davon Wind bekommen ... und da kam es Pjoto zupass, dass er über seinen Vater Zugriff auf eine ganze Reihe kleiner Aufmerksamkeiten hatte, mit denen sich Gefallen kaufen ließen.
Daher war es geradezu ermüdend einfach, alles in die Wege zu leiten und sie beide in die Space-Jet zu setzen. Wäre ihm etwas daran gelegen gewesen, er hätte sich daran laben können, wie beeindruckt Caralla war. Sie saß im Sessel des Copiloten und beobachtete mit einem eher ungläubigen Gesichtsausdruck, wie der Start freigegeben wurde und sie die mächtigen Schleusentore passierten.
Pjoto gab ein wenig Schub, und