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Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band
Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band
Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band
eBook498 Seiten6 Stunden

Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende SF-Romane:



Kopfgeld - Die Wormhole Affäre (Ann Murdoch)

Lennox und der Wettlauf gegen die Zeit

Time-Travellers (Margret Schwekendiek)







Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen und das dunkle Zeitalter hat begonnen.

In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf …

Mit Mühe gelingt es Professor David Mulroney, mit seinem Flugzeug von Berlin ins Rheinland zu gelangen. Auch hier hat der Kometeneinschlag die Entwicklung der Menschheit zurückgeworfen. Wie und wo soll er Hilfe finden, um endlich Tim Lennox aufzuspüren? Die Rivalität zwischen Coellen und Dysdoor könnte sich als nützlich erweisen. Doch dann erfährt der Professor, dass Lennox in Amerika ist.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum11. Nov. 2022
ISBN9783745225242
Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band

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    Buchvorschau

    Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band - Jo Zybell

    Ann Murdoch, Jo Zybell, Margret Schwekendiek

    Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band

    UUID: 1d885076-7d60-4bd1-a748-fa13985a791c

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band

    Copyright

    Die Wormhole-Affäre - Band 5 Kopfgeldjagd

    Erstes Kapitel: Prestige

    Zweites Kapitel: Keine Ruhe an Bord

    Drittes Kapitel: Sympathie sieht anders aus

    Viertes Kapitel: Mutanten sind anders

    Fünftes Kapitel: Kontrollverlust

    Sechstes Kapitel: Die Stille vor dem Tod

    Glossar Schwarze Division

    Lennox und der Wettlauf gegen die Zeit

    Time-Travellers: Mit Trans-Time-Net Inc durch die Zeit

    Science Fiction Dreierband 3021 - Drei Romane in einem Band

    Jo Zybell, Margret Schwekendiek, Ann Murdoch

    Dieser Band enthält folgende SF-Romane:

    Kopfgeld - Die Wormhole Affäre (Ann Murdoch)

    Lennox und der Wettlauf gegen die Zeit

    Time-Travellers (Margret Schwekendiek)

    Eine kosmische Katastrophe hat die Erde heimgesucht. Die Welt ist nicht mehr so, wie sie einmal war. Die Überlebenden müssen um ihre Existenz kämpfen, bizarre Geschöpfe sind durch die Launen der Evolution entstanden oder von den Sternen gekommen und das dunkle Zeitalter hat begonnen.

    In dieser finsteren Zukunft bricht Timothy Lennox zu einer Odyssee auf …

    Mit Mühe gelingt es Professor David Mulroney, mit seinem Flugzeug von Berlin ins Rheinland zu gelangen. Auch hier hat der Kometeneinschlag die Entwicklung der Menschheit zurückgeworfen. Wie und wo soll er Hilfe finden, um endlich Tim Lennox aufzuspüren? Die Rivalität zwischen Coellen und Dysdoor könnte sich als nützlich erweisen. Doch dann erfährt der Professor, dass Lennox in Amerika ist.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Facebook:

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    Zum Blog des Verlags!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Die Wormhole-Affäre - Band 5 Kopfgeldjagd

    von Ann Murdoch

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 130 Taschenbuchseiten.

    Auf Tandor III verschwinden die so dringend benötigten Rohstoffe spurlos. Um den Willen des Ordens durchzusetzen, zettelt Generaloberst Weishaupt eine gewaltsame Durchsetzung an.

    Caitlin de Valera will die Spionageaffäre um ihre Agenten aufklären und macht sich mit Stavros Thiotis nach Parador-Blue auf. Hoher Besuch für die Station S 7, die legendäre Kopfgeldjägerin Rovena Leveque, auch als Killer-Queen bekannt, kommt an Bord. Was hat sie mit dem Halbmenschen Cornell Rraugh und dem neuen Chefarzt Dr. Ferrier zu tun?

    Erstes Kapitel: Prestige

    Das Last Vision war gut gefüllt, die neu angekommenen Gäste bevölkerten die Räumlichkeiten nicht nur in der Bar. Bei der Größe der Station fielen 250 zusätzliche Lebewesen mehr nicht unbedingt auf, erst wenn alle drei avisierten Schiffe hier eingetroffen waren, würden sich die Besucher ein wenig auf die Füße treten, aber das galt nur für eine begrenzte Zeit, danach würde wieder Ruhe einkehren – vielleicht. Auf Outer Circle konnte man nie wissen.

    Paul Meyers wirkte angesichts des Umsatzes zufrieden, und die Unruhen hielten sich in Grenzen. Nirgendwo konnte es absolut ruhig bleiben, wenn derart viele unterschiedliche Lebewesen aufeinander trafen, die in erster Linie daran interessiert waren, sich unterhalten zu lassen. So gab es durchaus ein paar kleine Auseinandersetzungen an Bord der Station. Das alles wäre kein Problem gewesen, wenn da nicht die ungeklärten Anschläge das Personal beunruhigt hätten.

    Paul stellte an diesem Abend voller Unbehagen fest, dass sich offenbar ein zusätzliches Problem andeutete. Cornell Rraugh erzählte ihm wie nebenbei, dass die Ankunft von Rovena Leveque bevorstand. Zuerst konnte Paul mit dem Namen nichts anfangen, doch dann kehrte die Erinnerung zurück. Es handelte sich um eine Kopfgeldjägerin, die ohne Rücksicht auf Unbeteiligte oder gar die Umgebung ihre Jagd ausübte. Weil sie sich niemals aufhalten ließ und keine Hemmungen kannte, war sie unter dem Namen Killer-Queen bekannt geworden, was auch darauf hindeutete, dass sie aus dem königlichen Haus der aquitanischen Erbmonarchie stammte.

    Was oder wen suchte die Frau an Bord von Outer Circle? Ein unbehagliches Gefühl kroch Paul den Rücken hinauf, aber er hätte nicht einmal das Recht, sie direkt danach zu fragen, wen sie jagte. Davon abgesehen würde sie es ihm auch nicht sagen. Die Gilde der Kopfgeldjäger war eine kleine verschworene Gemeinschaft, die ihre Geheimnisse gut zu hüten wusste. Doch Meyers konnte mit Damian Carter sprechen – oder nein, besser gleich mit Alexa, falls die überhaupt Details wusste. Carter hatte genug um die Ohren, bis er den Attentäter ausfindig gemacht haben würde.

    Sollte die Killer-Queen mit einem ganz normalen Passagierschiff hier ankommen, wäre das ein seltenes Ereignis und könnte bedeuten, dass sie gerade nicht auf der Jagd war. Paul verstand das nicht so recht. Leveque war in der ganzen Galaxis bekannt, ohne Leibwächter oder spezielle hochgerüstete Schutzschirme würde sie nirgends hingehen können, oder doch?

    Soweit war Meyers mit seinen Überlegungen, als ihm auch schon klar wurde, dass nicht nur er diese Gedanken hegte. Flüchtig schoss ihm die Idee durch den Kopf, sie könnte etwas mit den Anschlägen zu tun haben, aber das war doch eigentlich unmöglich, oder?

    Paul schalt sich selbst einen Narren. Weshalb zerbrach er sich in den Kopf anderer Leute? Auch der Sicherheitschef der Station würde bald über die Ankunft der Killer-Queen Bescheid wissen. Carter brauchte keine zusätzlichen Hinweise, er war in der Lage, seinen Job auch ohne Einmischung von außen gut zu erledigen.

    „So viele Lebewesen empfinde ich förmlich als Belastung, nachdem ich über längere Zeit die fast familiäre Atmosphäre hier genießen durfte."

    Paul wandte dem Sprecher seinen Blick zu und seufzte. „Sie schon wieder, Rraugh? Ich hatte für kurze Zeit die Hoffnung gehegt, Sie wären schon weg." Der geheimnisumwitterte Halbmensch tauchte immer wieder überraschend auf, lauschte den unmöglichsten Geschichten, gab aber keine Details über sich selbst preis. Obwohl er weitgehende Sondervollmachten besaß, hatte auch Oberst Dexter keine Ahnung, wer und was er war.

    Der leicht angestrengte Unterton in der Stimme des Mannes schien dem Halbmenschen völlig entgangen zu sein.

    „Da die Verwerfung nun schon so kurz bevorsteht, werde ich das doch nicht versäumen", protestierte Cornell sanft.

    „Warum helfen Sie dann Carter nicht bei den Ermittlungen? Er kann sicher jede Hilfe gebrauchen, bis der Attentäter endlich gefasst ist. Niemand hier auf der Station mag eine solche Bedrohung. Außerdem habe ich ständig das Gefühl, Sie wüssten mehr als jeder andere."

    „Was die Bedrohung angeht, gebe ich Ihnen vollkommen recht, Paul. Ich will mir gar nicht vorstellen, was passieren könnte, sollte eine Explosion ernsthafte Schäden hervorrufen. Doch Damian Carter hat mir versichert, dass er die Situation durchaus allein bewältigen kann. Ich selbst finde es im Augenblick hochinteressant, die unterschiedlichen Lebewesen zu beobachten und mir Gedanken darüber zu machen, was jeden einzelnen von ihnen bewogen haben könnte, einen doch teuren Flug durch die Galaxis auf sich zu nehmen. Ist es nur die Neugier? Der Wunsch, einmal bei einer Verwerfung dabei zu sein?"

    „Nervenkitzel vielleicht, mutmaßte Paul. „Schließlich kann man hier das unmittelbare Gefühl von Gefahr erleben, ohne wirklich gefährdet zu sein.

    „Auch eine Möglichkeit", räumte Rraugh ein und verschwand wieder einmal irgendwohin.

    *

    Columban von Harthausen, Generalmajor und Kommandeur der Schwarzen Division auf S 7, ließ sich nicht aufhalten, er marschierte mit allen Anzeichen von Unmut in die Zentrale der Sternstation. Outer Circle, wie die Station allgemein bezeichnet wurde, befand sich in der Nähe eines Wurmlochs, das in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen von einer Verwerfung heimgesucht wurde, eine Art Kollaps, bei dem alles in einer gewissen Reichweite eingesaugt, zerstört und teilweise wieder ausgeworfen wurde, wobei sich das stellare Phänomen wie ein Magen umstülpte. Während dieser Verwerfungen konnte das Wurmloch nicht als Raumstraße genutzt werden.

    In relativ geringer Entfernung befand sich außerdem das Tandor-System, das vom Ritterorden erst kürzlich annektiert worden war. Eigentlich müsste dort längst der Abbau einiger wertvoller Rohstoffe vonstatten gehen, aber genau das war das Problem, welches den Generalmajor nun auf die Brücke zu Oberst Alexa Dexter trieb.

    Die Minenschiffe, die unter hohen Kosten permanent die wertvollen Mineralien, darunter das besonders wertvolle Luciferum, fördern sollten, fanden – nichts.

    Columban hatte selbst den Versuch unternommen, ein direkt angezeigtes Vorkommen von einer kleinen Abbaueinheit ausbeuten zu lassen. In dem Augenblick, da sich die Schrauben in die Planetenoberfläche bohrten, verschwand das Vorkommen spurlos. Nach Aussage der Matriarchin von Tandor verursachte dieses Phänomen die planetare Göttin, die Weltenmutter, die sich auf ihre eigene Weise gegen die „Vergewaltigung ihrer Seele", wehrte. Niemand würde ohne den Willen der Göttin etwas abbauen, hieß es.

    Das konnte und durfte der Generalmajor nicht durchgehen lassen. Nach mehreren Berichten an den Generalrat des Ordens hatte er strikten Befehl erhalten, mit allen Mitteln für einen reibungslosen Abbau zu sorgen. Er hatte also freie Hand, was ihm jedoch noch nicht viel half, denn mit welchen Mitteln wollte man gegen eine Göttin kämpfen, die niemand sehen oder hören, und mit der auch kein Mensch kommunizieren konnte.

    An Bord von S 7 befanden sich die einzigen vier Tandorer, die jemals ihre Welt verlassen hatten. Wie sich mittlerweile herausstellte, besaßen alle Mitglieder dieses Volkes übersinnliche Fähigkeiten. Sie konnten selbst an Bord der Station eine Eruption aus dem Nichts auslösen, und sie waren fähig, über große Entfernungen hinweg mit anderen Tandorern in Kontakt zu bleiben. Sie waren also Mutanten!

    Mutanten! Allein dieses Wort löste tiefen Abscheu in jedem Ordensmitglied aus. Mutanten, gleich welcher Rasse, waren genetische Missgeburten, geistige Krüppel, verabscheuungswürdige Kreaturen, nicht lebenswert.

    Da sich im Augenblick wieder irdische Mutanten auf Outer Circle befanden, war die Atmosphäre innerhalb der Schwarzen Division ohnehin angespannt. Jeder Ordensritter wäre nur zu gern bereit, alle Mutanten eigenhändig zu töten. Dabei wusste bislang noch keiner von ihnen, dass sich zwischen den Paranormalen und der irdischen Regierung ein ernster Konflikt entwickelt hatte. Paul Meyers, ein alter Bekannter des zuständigen Ministers, war als Vermittler eingeschaltet worden, schwieg jedoch eisern über die Vorgänge.

    Columban musste jedoch dringend mit der Kommandantin reden. Nachdem die Tandorer auf der Station einen kleinen, aber dennoch gefährlichen Vulkanausbruch inszeniert hatten, war Oberst Dexter nichts anderes übrig geblieben, als die Aliens in Einzelzellen zu inhaftieren. Sie hoffte, auf diese Weise einem weiteren ungeplanten Ereignis vorzubeugen. Von Harthausen aber musste mit den Tandorern reden. Es musste einfach eine Möglichkeit geben, die Rohstoffe zu finden und abzubauen.

    Columban hatte vor gar nicht langer Zeit darüber spekuliert, dass der Planet im schlimmsten Fall eine Art Selbstmord begehen könnte. Nicht einmal er selbst wollte daran glauben, dass eine solch extreme Situation entstehen könnte. Dennoch war sie nicht von der Hand zu weisen. Nein, verflucht nochmal! Er war bereit, sich so weit selbst zu demütigen, dass er …

    „Was gibt es so Wichtiges, Generalmajor, dass Sie unangemeldet auf die Brücke kommen?" Alexa Dexter fragte in freundlichem Tonfall, doch ihre blitzenden Augen zeigten ihren Unmut über den unerwarteten Besuch. Im Allgemeinen nahm sich die Schwarze Division nur im Umgang mit Außerirdischen Sonderrechte heraus, doch Alexa versuchte, diese Extratouren so weit wie möglich zu beschränken.

    „Ich hoffe, Sie werden mir verzeihen, Oberst, aber ich habe eine dringende Bitte an Sie, die keinen Aufschub duldet."

    Dexter übergab mit einer knappen Bemerkung das Kommando an einen Leutnant an der Ortung und verließ den Kommandostand. Sanft drängte sie den Generalmajor in Richtung Ausgang, Columban sträubte sich nicht.

    „Was könnte so wichtig sein, dass es nicht bis später Zeit hätte, wenn ich wieder im Büro bin und allgemeine Sprechstunde habe?", fragte sie streng.

    „Ach, kommen Sie, Alexa, macht es wirklich einen Unterschied, ob ich Sie hier auf der Brücke oder im Büro frage?", erwiderte er bemüht lässig.

    Sie funkelte ihn an. „Es machte insofern einen Unterschied, als dass die Schwarze Division nichts im Kommandostand zu suchen hat, wenn sie nicht eingeladen ist. Es entsteht der Eindruck, dass Sie als Befehlshaber der Schwarzen Division in mein Kommando hineinreden. Das werde ich nicht zulassen. Muss ich Ihnen das wirklich erst erklären?"

    „Nein, natürlich nicht, gestand er ein. „Ich war jedoch der Ansicht, dass ein persönliches Gespräch zielführender sein könnte. Die Dringlichkeit in seiner Stimme war nicht zu überhören. Dexter führte von Harthausen in ihr Büro, das nach menschlichem Ermessen als abhörsicher galt.

    „Nun, Columban, reden Sie", forderte sie. Zu ihrem Erstaunen berichtete der Generalmajor ohne Vorbehalte von dem, was er auf Tandor III erlebt und erfahren hatte.

    „Eine wirklich seltsame Geschichte, stimmte sie zu. „Aber was habe ich damit zu tun, Columban?

    „Sie haben die Tandorer inhaftiert und strengstes Kontaktverbot verhängt. Aber ich muss mit den Aliens reden."

    Alexa schwieg.

    „Es muss einen Weg geben, die Vorgänge auf Tandor zu bereinigen und eine Lösung zu finden, die allen entgegenkommt. Verflucht, gibt es besondere Beschwörungen, Gebete, Opferungen – was weiß ich? Lassen Sie mich mit den Außerirdischen reden, bitte. Verstehen Sie mich denn nicht, Alexa? Ich will eine Eskalation verhindern. Die Befehle vom Generalrat sind eindeutig. Sollte der Abbau der Rohstoffe, aus welchem Grund auch immer, nicht funktionieren, habe ich Anweisung, mit Gewalt vorzugehen. Können Sie sich vorstellen, was das heißt, wo es sich um einen – meiner Meinung nach – lebenden Planeten handelt?"

    Sie schwieg noch immer und versuchte das Gehörte zu verarbeiten. „Sie befürchten eine Art Kollaps? Eine gewaltige Eruption, in der alle Rohstoffe als Lava verglühen? Das wäre ein großer Verlust und würde vermutlich auch das Volk in Mitleidenschaft ziehen", stimmte sie zu.

    „Schlimmer noch", sagte von Harthausen düster, der Oberst Dexter nicht erklären konnte und durfte, weshalb ausgerechnet die Rohstoffe auf Tandor so wichtig waren.

    „Wie soll ich das verstehen?"

    „Ich befürchte, der Planet in Form der Weltenmutter könnte Selbstmord begehen. Ich meine, er könnte sich tatsächlich selbst vernichten. Das würde das Systemgefüge destabilisieren, das ganze Sonnensystem könnte kollabieren. Die Auswirkungen würden weite Teile der Galaxis betreffen und könnten sich auch auf dieses Wurmloch auswirken. Dann wäre auch S 7 betroffen."

    Sie blickte ihn eine Weile prüfend an. „Warum diese Rücksichtnahme, Columban? Sie sind normalerweise nicht gerade zimperlich, dafür kenne ich Sie schon viel zu lange. Sie haben zwar immer versucht, durch Agenten und eifrige Untergrundarbeit den Widerstand so gering wie möglich zu halten, doch falls es notwendig ist, schlagen Sie kompromisslos zu. Warum also wollen Sie hier unbedingt anders vorgehen? Erzählen Sie mir bitte nicht, Sie wären plötzlich religiös geworden und wollten an das allmächtige Wesen der Tandorer appellieren oder gar ein Gebet sprechen. Was steckt wirklich dahinter? Und warum muss es ausgerechnet Tandor sein? Der Orden und die Schwarze Division könnten den Problemen mühelos aus dem Weg gehen und woanders Rohstoffe ausbeuten."

    Wie konnte er ihr erklären, dass es nur auf Tandor das Element Luciferum in abbauwürdiger Menge gab, das für den Bau neuer Technik in den Wurmlöchern notwendig war? Sie durfte nicht einmal ahnen, dass der Orden weitergehende Pläne in Bezug auf die Wurmlöcher hegte.

    „Sie sind viel zu klug, Alexa, gab er zu. „Natürlich gibt es ein paar gute und wichtige Gründe, sich auf Tandor zu konzentrieren. Sie erwarten aber nicht ernsthaft, dass ich Ihnen vertrauliche Informationen des Ordens verrate? Glauben Sie mir bitte, dass es wirklich wichtig ist.

    „Ich glaube Ihnen eine Menge, Columban, und von der Wichtigkeit Ihrer Mission bin ich überzeugt. Können Sie mir garantieren, dass die Tandorer keinen erneuten Versuch machen, hier an Bord einen Vulkanausbruch zu erzeugen?"

    „Wie sollte ich das garantieren können? Ich bin nicht einmal sicher, dass die Außerirdischen mit mir reden werden. Aber Sie dürfen natürlich gern dabei sein …"

    „Nein, wie überaus gütig."

    „Ach, bitte, Alexa, Sie wissen genau, wie ich es meine. Ich will kein Geheimnis daraus machen. Treffen Sie alle Vorkehrungen, die Sie für notwendig halten – aber bitte, ich muss noch einen Versuch zur Verständigung machen."

    „Was erhoffen Sie sich, was Sie nicht längst mit der Matriarchin besprochen haben?", fragte sie hartnäckig.

    „Ich weiß es nicht, verdammt noch mal."

    „Na endlich, das war mal eine ehrliche Antwort."

    „Sie können sich Ihren Spott sparen."

    „Sie sind verzweifelt, Columban, das kenne ich gar nicht von Ihnen. Haben Sie noch andere Probleme?"

    „Davon wollen Sie gar nichts hören, glauben Sie mir, Alexa", seufzte er.

    „Ich werde über Ihre Bitte nachdenken, Columban. Versprechen kann ich Ihnen jedoch noch nichts. Nein … Sie machte eine energische Handbewegung, als er etwas sagen wollte. „Ich gebe Ihnen in einer Stunde Bescheid, wie ich mich entschieden habe.

    Er senkte zustimmend den Kopf. „Dann werde ich mich gedulden", erklärte er gefasst und ging mit einer kleinen Verbeugung hinaus. Alexa legte ihren Kopf auf die verschränkten Arme auf dem Schreibtisch. Konnte es denn auf dieser Station nicht einen Tag geben, an dem alles ruhig blieb und einen einigermaßen geordneten Gang lief? Irgendetwas an den Worten von Columban hatte einen Gedanken in ihrem Hinterkopf geweckt. Aber die Überlegung hatte sich bereits wieder verflüchtigt. Was war das nur gewesen?

    Oberst Dexter meldete sich ab, sie brauchte dringend ein ungestörtes Gespräch mit Paul Meyers. Er schien außer ihr der einzige zu sein, der hier an Bord noch einen klaren Verstand besaß.

    *

    Caitlin de Valera war nicht sicher, ob der Generalmajor ihren Plan gutheißen würde. Sie wollte, dass Stavros Thiotis noch einmal nach Parador-Blue flog, vorgeblich, um seine jährliche Zahlung abzuholen – zusammen mit ihr. Dabei wollte die Koordinatorin eingreifen, um denjenigen zu bekommen, der bei dem Agenten die Daten abrief und dem Orden Schwierigkeiten machte.

    Doch es gab gleich mehrere Hindernisse. Auch Thiotis hatte sie den Vorschlag noch nicht unterbreitet, es war nicht abzusehen, ob er seine Haut zu Markte tragen würde. Es wäre ein hohes Risiko – ein verdammt hohes sogar. Darüber durfte sie nicht allein entscheiden.

    Das kleine Raumschiff erreichte endlich das Center. Ilja Karpow kehrte zurück in die technische Abteilung, wo er mit anderen Technikern zusammen mehrere Raumschiffe wartete und modifizierte.

    Caitlin musste sich zunächst mit zahllosen Verwaltungsaufgaben beschäftigen. Die drei Agenten wurden vorerst in Arrestzellen untergebracht, de Valera wollte kein Risiko eingehen. Im Übrigen stand allen ein Disziplinarverfahren bevor.

    Endlich, etliche Stunden später kam Caitlin dazu, über eine gesicherte Leitung auf Outer Circle anzurufen. Doch Generalmajor von Harthausen befand sich in einem Außeneinsatz und war nicht zu erreichen. Die Koordinatorin der Abteilung Operative Kommunikation entschied sich für einen verhängnisvollen Plan und überschritt damit ihre Kompetenzen.

    *

    „Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Sie mich zu diesem Wahnsinn überredet haben." Stavros Thiotis hockte im Sitz des Co-Piloten und wirkte nicht sehr glücklich. Caitlin de Valera hatte ihren aberwitzigen Plan ohne weitere Rückendeckung in Angriff genommen. Weil Generalmajor von Harthausen noch immer nicht zu erreichen war, scheute sie davor zurück, andere, weniger erfahrene Leute einzuweihen. Sicherlich würde man ihren Befehlen folgen, aber das Selbstbewusstsein der Mitarbeiter war groß genug, um Bedenken laut zu äußern und den Versuch zu machen, Caitlin von diesem Vorhaben abzuhalten.

    Es war gar nicht so schwierig, Thiotis zum Mitmachen zu überreden. Es handelte sich bei den Gewinnen um eine beträchtliche Summe, auf die wollte er nicht gern verzichten. Sobald er einmal nicht auftauchte, wurden alle Zahlungen eingestellt.

    Cate wollte sich als seine Freundin ausgeben und hoffte, durch Beobachtung und rechtzeitiges Eingreifen ihres Partners falsche Aktionen ihrerseits verhindern zu können. Im Übrigen verließ sie sich auf ihren Instinkt.

    Und doch gab es eine Sicherung, die sie nicht eingeplant hatte. Das war ausgerechnet Ilja Karpow. Eigentlich hatte Caitlin ihn nicht einweihen wollen, doch als sie mit Thiotis starten wollte, war er aufmerksam geworden, weil sie das gleiche Raumschiff anforderte, in dem sie zuvor geflogen waren.

    Schon die Kleidung der Koordinatorin hatte ihm einen Hinweis darauf gegeben, dass etwas Ungewöhnliches vorging.

    Ilja mochte die junge Frau und machte sich augenblicklich Sorgen, als sie ihm nicht antworten wollte, also trieb er sie ein bisschen in die Enge und drohte ihr sogar damit, auf eigene Faust den Generalmajor zu informieren. Wütend hatte sie seinen Fragen nachgegeben und ihm von ihrem Plan erzählt. Karpow kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie keinesfalls aufgeben würde. Mit Unwillen ließ sie es zu, dass er nicht nur einen gut getarnten Sender im Raumschiff aktivierte, sondern ihr auch in respektvollem Abstand folgen würde. Sie wiederum kannte ihn gut dennoch, um zu wissen, dass er sich selbst über einen eindeutigen Befehl hinwegsetzen würde, sollte sie ihm befehlen hier zu bleiben.

    Caitlin verdrängte den Gedanken, dass etwas schief gehen konnte. Sie hatte nicht vor, den Mittelsmann, der die Daten abrief, ausgerechnet auf einem Freihandelsplaneten festzunehmen – dazu hätte es schon der gesamten Ordensflotte bedurft. Da Parador-Blue jedoch autark war und das Ausspionieren dort nicht als strafbar galt, besaß sie keinerlei Handhabe, um irgendetwas zu tun. Beobachten und Informationen sammeln war ihr jedoch nicht verboten, solange sie nicht erwischt wurde.

    Stavros Thiotis fühlte sich bei der Sache unwohl. Er kannte Parador-Blue, wusste, wie rau und gefährlich es dort zugehen konnte – nichts für sensible, zart besaitete Gemüter, wie es nach außen hin Caitlin de Valera war. Woher hätte er auch wissen sollen, dass sie von einem Siedlerplaneten stammte, dessen Pioniere ausgerechnet von Piraten ausgelöscht worden waren. Als damals Zehnjährige hatte sie bereits töten müssen, um selbst zu überleben. Der Orden hatte die letzten Überlebenden gerettet – unter dem Kommando von Generalmajor von Harthausen, der sich damals noch als Hauptmann im aktiven Militärdienst befand. Er hatte augenblicklich einen Narren an dem mutigen Mädchen gefressen und sorgte dafür, dass sie als Mündel des Ordens erst einmal eine gute Ausbildung bekam.

    Caitlin sprach fast niemals über ihre Vergangenheit, nicht einmal mit Columban. Wer die noch recht junge Frau jedoch für ein naives Gemüt hielt, konnte durchaus eine unangenehme Überraschung erleben, wenn es ernst wurde.

    Trotzdem war sie keine Feldagentin, gleich nach dem Studium hatte sie den obligatorischen Dienst in der Flotte absolviert und war danach sofort in die Abteilung Operative Kommunikation eingetreten, wo sie als Protegé des Generalmajors galt und schnell Karriere machte.

    Thiotis täuschte sich also, was ihr im Augenblick nicht viel ausmachte. Er hatte zugestimmt, dass ein Neuro-Techniker den Mikrochip überprüfte, um die darauf befindlichen Daten auszulesen, doch die waren so stark verschlüsselt, dass der Versuch aufgegeben werden musste. Dabei war eine weitere erschreckende Tatsache offenkundig geworden: eine unsachgemäße Entfernung des Chips würde Stavros entweder dauerhaft gelähmt zurücklassen oder sogar töten.

    Eine Reihe von malerischen Flüchen in verschiedenen Sprachen war die Folge gewesen, doch gerade diese Sache hatte seine Entscheidung für ihren Plan bestärkt.

    „Stavros, wir werden auf Parador-Blue als enges, vertrautes Paar auftreten. So sehr ich eine höfliche Anrede schätze, sollten wir doch jetzt schon unser Verhalten ändern. Den Namen Caitlin de Valera möchte ich nicht benutzen. Auch wenn mich kaum jemand außerhalb der Abteilung je gesehen hat, so ist der Name allein doch ein Begriff. Nehmen wir besser die Identität meiner Freundin Samtara deVille. Du kannst also Sam zu mir sagen, oder Mäuschen, oder was man sonst so in diesen Kreisen benutzt."

    Thiotis lachte auf. „In diesen Kreisen? Was hast du für Vorstellungen?"

    „Sind die wirklich so abwegig? Ein Mann in deinem Alter hat zuhause eine ehrbare Frau, noch dazu, wenn er für den Orden arbeitet, was mit Sicherheit allgemein bekannt sein dürfte. Aber diese Gattin bleibt zuhause und hütet Heim und Kinder. Ein solcher Mann wird der Ehefrau auch nichts von diesem Gewinn erzählen, aber er wird die Gelegenheit nutzen, um gründlich über die Stränge zu schlagen."

    „Und deswegen hast du dich so angezogen? Hautenges Kaffior-Leder, Strümpfe von Palomag III, auffälliger Schmuck und lebende Tattoos? Ich gestehe, wärst du nicht meine Vorgesetzte, hätte ich schon längst – ich meine, du siehst – atemberaubend aus."

    Sie lachte amüsiert auf und schüttelte den Kopf, dass die perfekt gestylten Haare in einem perlenbesetzten Netz nur so flogen. „Danke, aber Komplimente werden nur samstags nachts von vierundzwanzig Uhr bis Mitternacht EST entgegengenommen."

    Er ging nicht weiter darauf ein, sondern starrte nachdenklich in den Weltraum, so wie es Caitlin auch gerne tat.

    „Dir ist aber schon klar, dass man versuchen wird, mit dir anzubandeln? Falls nicht ohnehin sofort ein Scheich parat steht."

    „Wie bitte, ein Scheich? Was soll das heißen?", fragte sie interessiert.

    Thiotis seufzte, Caitlin hatte so wenig Ahnung von einer Freihandelswelt und den dort lebenden „bösen Buben", dass eine Katastrophe nicht auszuschließen war. Sollte er sie jetzt bitten, die Mission abzubrechen? Nein, sie würde vermutlich darauf bestehen, aber allein der Gedanke konnte sie zusätzlich verunsichern. Verrückt, aber er wollte sie schützen und nahm sich vor, sie vor einem allzu forschen Auftreten zu bewahren. Am besten erledigte man diesen vermaledeiten Auftrag so schnell wie möglich. Sollte es gelingen, den Mistkerl zu finden, der ihm das angetan hatte, würde er mit Vergnügen alle guten Manieren und sämtliche Zurückhaltung vergessen.

    Aber was war, wenn es nicht gelang, oder wenn – was vielleicht noch schlimmer war – der Mikrochip letztendlich nicht entfernt werden konnte? Würde sich das kleine technische Wunderwerk irgendwann selbstständig zerstören und ihn gleich mit?

    De Valera schien genau zu wissen, welche Gedanken ihn gerade bewegten, denn sie lächelte wissend.

    „Du machst dich nur selbst verrückt, indem du alle Möglichkeiten mit wenn-dann in Gedanken durchgehst", sagte sie sehr vernünftig.

    „Kannst du deine Gedanken einfach so abschalten, wenn unter Stress stehst?", fragte er ironisch.

    „Das kann man trainieren, meinte sie trocken. „Wofür hältst du mich, Stavros? Was glaubst du eigentlich von mir? Dass ich ein gut behütetes Mädchen aus erstklassiger traditionsreicher Familie binnen? Du irrst dich, Stavros Thiotis. Ich habe bereits als Kind zum ersten Mal getötet und anschließend meine ermordeten Eltern begraben. Doch bevor die Piraten meine Eltern umbrachten, haben Mom und Dad mir alles Wichtige beigebracht, auch, mein Inneres vor anderen zu verbergen. Du müsstest das doch auch können, oder nicht? Wie kannst du als Agent über lange Zeit eine Rolle auf einem fremden Planeten spielen, wenn du dazu nicht auch fähig bist?, erkundigte sie sich ernsthaft interessiert.

    „Indem ich so authentisch wie möglich bleibe, erwiderte er. „Auf Kyria leben von den Menschen vergessene Siedler, es war nicht schwer, eine Rolle zu spielen. Auf einem Planeten, wo eine aufwändige Maske nötig ist, gestaltet sich das schon anders. Du jedenfalls spielst bisher deine Rolle gut, aber du spielst noch nicht lange.

    „Das ist nicht nur eine Rolle", rief sie überraschend wild.

    Er schluckte. „Willst du – damit sagen, dass du tatsächlich – ich meine – du stammst wirklich von einem Siedlerplaneten? Das gehört nicht zu deiner Rolle? Aber du bist ein hohes Tier im Orden, dem Generalmajor direkt unterstellt." Er brach etwas hilflos ab. Natürlich waren diese Tatsachen nicht allgemein bekannt, doch Caitlin hoffte, dass er ihre Entscheidung leichter verstehen konnte, wenn sie ihm einige Details erklärte.

    „Columban von Harthausen war der kommandierende Offizier der drei Ordensschiffe, die Hemingways Dream von den Piraten säuberte und die Überlebenden in Sicherheit brachte, die nicht bleiben wollten", sagte sie spröde.

    Thiotis schluckte erneut. „Hemingways Dream? Das Massaker an der gesamten Bevölkerung durch die Piraten? Aber das ist – das ist mehr als dreißig Jahre her. Du warst damals ein Kind? Verdammt, das soll mich doch der Shejtan in die tiefste Dschehenna entführen – du bist mehr als vierzig Jahre alt und siehst aus wie kaum über zwanzig", erwiderte er bewundernd.

    „Ich bin vierundvierzig, das Massaker jährt sich in drei Monaten zum fünfunddreißigstem Mal, einige Tage vorher ist mein Geburtstag – Daten, die ich aus verständlichen Gründen nicht mit einer Feier begehe. Ich wollte – ich wollte dir damit eigentlich nur klarmachen, dass ich kein verhätscheltes, zartes Mädchen aus gutem Hause bin, das schon in Ohnmacht fällt, wenn ein bisschen Wind aufkommt oder ein Tropfen Blut zu sehen ist."

    „Ich hatte nicht vor, dich in irgendeiner Weise zu kränken oder gar zu beleidigen", sagte er reumütig.

    „Hätte ich das auch nur einen Augenblick angenommen, wären wir beide nicht hier, erklärte de Valera. „Nun gut, wir haben noch ein paar Stunden bis zu unserer Ankunft. Du könntest mir etwas erzählen davon, wie ein Agent eine Legende aufbaut, schlug Caitlin vor.

    „Warum nicht? Wir haben Zeit genug."

    Zweites Kapitel: Keine Ruhe an Bord

    „Welch seltener Besuch in meiner bescheidenen Hütte." Paul Meyers strahlte seine Ex-Frau an. Er bemerkte die angespannte Miene, die kleinen Fältchen unter den Augen, und die zu einer Faust geballte linke Hand, eindeutige Anzeichen für starken Stress. Aber es war nicht an ihm, sie darauf anzusprechen. Sie musste von allein damit herausrücken, wenn sie Rat und Hilfe brauchte – oder wenn sie nur mal Dampf ablassen wollte. Er fühlte sich selbst ausgelaugt und angespannt, solange die Angelegenheit zwischen den Mutanten und Minister de Lorca nicht bereinigt war, konnte es jederzeit zu einer Eskalation kommen. Auch wenn sich bis auf einige wenige die Mutanten wieder auf der Erde aufhielten, so wussten doch alle, dass sie hier auf S 7 einen sicheren Zufluchtsort finden konnten. Und Paul war der Ansprechpartner für beide Seiten.

    „Was brauchst du, Alexa? Einen Tropfen echten Whisky? Nicht dieses Syntho-Zeug, sondern ein wahrhaftiges schottisches Lebenswasser?", erkundigte er sich leichthin.

    „Du bist mein Lebensretter und kennst mich viel zu gut, mein Lieber."

    Paul holte aus einem speziellen Schrank eine Flasche mit dem goldgelben, hochprozentigen Getränk und goss großzügig ein. Schon der Duft weckte ihre Lebensgeister.

    Alexa schaute sich im Last Vision um. Es war noch relativ früh am Tag, erst zwei der Unterhaltungsinseln waren aktiv, der Andrang hielt sich um diese Zeit noch in geringen Grenzen.

    „Kannst du dich für ein paar Minuten freimachen?", fragte sie unverblümt.

    Ein Grinsen erschien auf seinem Gesicht. „Freimachen? Hier und jetzt? Erotische Darbietungen überlasse ich eigentlich den Künstlern, die Ahnung davon haben und von mir großzügig bezahlt werden."

    Dexter stutzte, dann lachte sie unvermittelt auf. „Du bist ein alter Gauner, und du weißt genau, was ich gemeint habe."

    „Natürlich. Aber es tut ab und zu gut, dich lachen zu sehen. – Stephen, ich bin für ein paar Minuten weg", rief er zu seinem Barkeeper hinüber, der sein unbedingtes Vertrauen genoss.

    „Ist gut, Boss."

    Alexa trank mit Genuss den letzten Schluck Whisky und leckte sich unbewusst über die Lippen. Paul packte sie an der Hand und zog sie mit sich, vorbei an den Houkies, die als Aufpasser am Eingang standen. Doch statt den Weg zu seinen Privaträumen einzuschlagen, führte er sie in das Observatorium, das zur Zeit unbenutzt war. Paul drängte Dexter in einen der Kontursessel und ließ sich neben ihr nieder.

    „So, jetzt kannst du reden, während wir ins Nichts hinaussehen, wo in etwa einer Stunde das nächste Passagierschiff auftauchen wird, auf dem sich die Killer-Queen befindet. Aber ich vermute, die Kopfgeldjägerin ist nicht der Anlass für unser Gespräch."

    Dexter schluckte, dann seufzte sie. „Auch das noch. Woher, zum Teufel, weißt du eigentlich davon? Bei mir liegt noch keine Anmeldung auf Amtshilfe oder ein Antrag auf Jagderlaubnis vor."

    „Unser spezieller Freund Rraugh erzählte mir davon. Ich habe keinen Zweifel, seine Aussagen haben bisher immer gestimmt. Muss sich die Jägerin eigentlich bei dir melden?"

    „Wenn sie auf der Suche ist, um jemanden zu verhaften, ja. Ist sie auf einer Privatreise – was ich für unwahrscheinlich halte – darf sie sich wie jeder andere Besucher frei an Bord bewegen. Aber du hast natürlich recht, es gibt ein anderes Problem, für das ich eine Lösung suche."

    „Kann es sein, dass ganz Outer Circle augenblicklich aus Problemen besteht?", fragte Paul sachlich.

    „Eigentlich immer – aber im Augenblick besonders", stimmte sie zu. Ohne lange Umschweife begann sie von Columban und seiner Bitte zu reden, wohl wissend, dass er schweigen würde. Paul erwiderte erst nicht einmal gar nichts.

    „Hat Damian Carter eigentlich herausgefunden, was es mit den Explosionen auf sich hat?"

    Sie ärgerte sich nicht über den scheinbaren Themenwechsel, sie kannte Paul, und irgendwie hing an Bord dieser Station sowieso alles zusammen. „Es gibt keine konkreten Hinweise, du kannst dir vorstellen, dass Carter im Augenblick einem Dampfkochtopf gleicht."

    „Ich bin erstaunt, was du so alles kennst", sagte Meyers ironisch.

    „Du hast eben meine hausfraulichen Qualitäten nicht kennengelernt, weil wir nie Zeit für ein Privatleben hatten."

    „Du denkst also nicht, dass die Tandorer für die Explosionen verantwortlich sind?"

    „Nein! Nein, ich glaube nicht. Das Muster ist ein völlig anderes, außerdem gibt es eindeutige Rückstände von Sprengstoff – eine Allerweltssorte, keine Rückverfolgung."

    „Dann waren es auch nicht die Mutanten, die ihren Bedingungen etwas Nachdruck verleihen wollten?"

    „Nein, das glaube ich jedenfalls nicht."

    „Dann sehe ich keinen plausiblen Grund, der Bitte des Generalmajors nicht zu entsprechen, meinte Paul nachdenklich. „Falls du dich aber zusätzlich absichern willst, solltest du die Mutanten bitten, eine Überwachung der vier Tandorer zu übernehmen. Das wird allerdings von Harthausen nicht gefallen, der Orden verabscheut Mutanten jeder Art …

    „Das ist es! Alexa sprang aufgeregt auf, Paul schüttelte verständnislos den Kopf. „Was ist was?

    „Die Mutanten! Verstehst du nicht? Auch die Tandorer müssen Mutanten sein, und genau das bringt Columban in solche Bedrängnis, dass er versucht, eine Eskalation zu verhindern."

    „Seit wann ist denn der Orden so zimperlich? Die haben doch sonst keine Hemmungen."

    Dexter nickte eifrig. „Das hat mich auch irritiert, und ich habe von Harthausen danach gefragt, aber natürlich keine richtige Antwort bekommen. Doch er sprach davon, dass er eine Art Kollaps des ganzen Planeten befürchtet. Er will nicht noch einmal nach Tandor fliegen, um mit der Matriarchin zu reden, sondern die vier Tandorer hier an Bord … Er hat mich sogar aufgefordert, alle mir geeigneten Maßnahmen zur Absicherung zu ergreifen und bei dem Gespräch dabei zu sein. Paul, ich glaube, der Generalmajor verabscheut Mutanten nicht nur – er hat regelrecht Angst vor ihnen."

    „Dann wäre es vermutlich keine kluge Maßnahme, menschliche Mutanten hinzuzuziehen", stellte Meyers trocken fest.

    Alexa starrte in den Weltraum, ihre Gedanken rasten, geistesabwesend wedelte sie mit der Hand, als wollte sie Paul am Reden hindern. Doch der saß still auf seinem Platz und blickte seine Ex-Frau versonnen an. Sie würde kein Wort sagen, bis sie alles geklärt hatte, was ihr durch den Kopf schoss.

    „Es wird letztendlich darauf hinauslaufen, dass Mutanten offiziell eingeschaltet werden, sagte sie langsam. „Selbst der Generalmajor rechnet nicht mit einem Erfolg, aber der Generalrat verlangt Erfolge und Rohstoffe – viele Rohstoffe. Doch wenn Columban Gewalt auf dem Planeten einsetzt, wird nirgendwo mehr etwas davon zu finden sein, oder diese Weltengöttin wehrt sich mit gleichen Mitteln. – Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was auf Tandor III in so großen Mengen vorkommt, dass die Schwarze Division entschlossen ist, wirklich alle Mittel einzusetzen.

    „Wir?", echote Paul.

    „Natürlich wir. Du musst mir helfen, Informationen zu sammeln. Aus meiner Warte kann ich nur offizielle Kanäle nutzen, aber ich habe die schlimme Befürchtung, dass der Ritterorden ein eigenes Süppchen kocht und sich außerhalb der irdischen Gesetze bewegt."

    „Du meinst, der Generalrat möchte selbst die Regierung übernehmen?", spottete Paul.

    „Nicht gleich, nein – oh, was meinst du?"

    „Ok, mein Liebes, ich glaube, darüber sollten wir jetzt kein weiteres Wort mehr verlieren." Paul zog sie an sich und küsste sie, obwohl sie sich ein wenig wehrte, dann flüsterte er ihr etwas ins Ohr, und sie schmiegte sich an seine Schulter.

    „Wirst du mir helfen?", murmelte sie.

    „Habe ich jemals Nein zu dir sagen können? Ich werde unseren Freund Rraugh fragen, ob er vielleicht etwas gehört hat. Du hast ihn erlebt, sobald er einmal eine Spur aufgenommen hat, lässt er nicht mehr locker."

    „Ich wünschte, jemand würde seine Spur aufnehmen und etwas über ihn herausfinden", knurrte Dexter.

    „Früher oder später werden wir schon etwas erfahren. Mit dieser Vermutung bezüglich der Mutanten könntest du allerdings recht

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