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Science Fiction Dreierband 3055
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eBook651 Seiten8 Stunden

Science Fiction Dreierband 3055

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Romane:



Der Planet Riddle (Wilfried A. Hary/Alfred Bekker)

Die Welt nach dem Kometen (Jo Zybell)

Galaxienwanderer - Die kosmischen Läufer (Alfred Bekker)





Das Fernraumschiff CAESAR II/ALGO-DATA steckt fest in einem Fesselfeld von Schwarzen Sonnen. Es gibt keinen Ausweg und auch kein Lebewesen in den zahlreichen Schiffen, die als Wracks hier liegen. Doch dann kommt ein fremdes Volk ohne Schwierigkeiten durch den Schutzschirm des Raumschiffs und erweist sich als äußerst friedfertig. Aber kann man den Rimdenern in trauen?
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum18. Sept. 2023
ISBN9783745233193
Science Fiction Dreierband 3055
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Science Fiction Dreierband 3055 - Alfred Bekker

    Jo Zybell, Alfred Bekker, Wilfried A. Hary

    Science Fiction Dreierband 3055

    UUID: db30f493-cd81-4034-89fe-4189f42ed6d2

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Science Fiction Dreierband 3055

    Copyright

    Der Planet Riddle: Raumschiff Perendra XX3 Band 6

    Die Welt nach dem Kometen: Das Zeitalter des Kometen #9

    Kapitel 1: Die letzten Tage des Chronisten I

    Kapitel 2: Winternacht

    Kapitel 3: Die letzten Tage des Chronisten II

    Kapitel 4: Die Kannibalen von Washington

    Kapitel 5: Die letzten Tage des Chronisten III

    Kapitel 6: Das Viking-Project

    Kapitel 7: Die letzten Tage des Chronisten IV

    Galaxienwanderer – Die kosmischen Läufer

    Science Fiction Dreierband 3055

    Alfred Bekker, Jo Zybell, Wilfried A. Hary

    Dieser Band enthält folgende Romane:

    Der Planet Riddle (Wilfried A. Hary/Alfred Bekker)

    Die Welt nach dem Kometen (Jo Zybell)

    Galaxienwanderer - Die kosmischen Läufer (Alfred Bekker)

    Das Fernraumschiff CAESAR II/ALGO-DATA steckt fest in einem Fesselfeld von Schwarzen Sonnen. Es gibt keinen Ausweg und auch kein Lebewesen in den zahlreichen Schiffen, die als Wracks hier liegen. Doch dann kommt ein fremdes Volk ohne Schwierigkeiten durch den Schutzschirm des Raumschiffs und erweist sich als äußerst friedfertig. Aber kann man den Rimdenern in trauen?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker /

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter

    https//twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier

    https//cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    Der Planet Riddle: Raumschiff Perendra XX3 Band 6

    von Wilfried A. Hary & Alfred Bekker

    Im Jahre 3009 fliegt das Raumschiff PERENDRA XX3 im Auftrag des Irdischen Weltenbundes den kaum erforschten, 5000 Lichtjahre von der Erde entfernten Perseus-Arm der Milchstraße an. Dort trifft die Besatzung auf fremdartige Alien-Völker und Nachfahren menschlicher Kolonisten, zu denen schon vor Jahrhunderten der Kontakt abbrach. Außerdem treffen sie überall auf die Schiffe der echsenartigen Mharaav, die die Menschen als feindliche Eindringlinge betrachten.

    Der Auftrag für die hundert Mann Besatzung der PERENDRA XX3 lautet, so viele Erkenntnisse wie nur irgend möglich über das unbekannte Sternengebiet zu sammeln.

    Die PERENDRA XX3 steuert dazu immer wieder einzelne Planetensysteme an, wo die Besatzung Kontakt mit den dortigen Lebensformen und Kulturen aufnimmt. Außerdem sucht man nach Hinweisen auf die Herkunft der kriegerischen Mharaav, die irgendwo in den Tiefen des Perseus-Arms ihr geheimnisumwittertes Sternenreich haben.

    ***

    Das Schiff der Mharaav trat aus dem Hyperraum aus und materialisierte im Normaluniversum. Die Überlichtflugphase war damit beendet.

    Geschwindigkeit sinkt konstant, meldete der Pilot. Mit seinen schuppigen Händen berührte er die Schaltflächen seiner Konsole. Sein reptiloides, echsenartiges Gesicht wandte sich in Richtung des Kommandanten. Sollen wir ein Bremsmanöver auslösen?

    Beim Ewigen Kaiser! Nein!, widersprach der Mharaav-Kommandant.

    Er schnellte von seinem Sitz hoch. Eine gespaltene Zunge kam über sein lippenloses, vorgewölbtes Maul. Sein Name war Karamdorr und er war der Kommandant dieses Raumschiffs, das die Bezeichnung TEFFENOR trug. TEFFENOR war ein Geheimwort in der Sprache der Mharaav. Seine Bedeutung kannte nur der Kommandant. Im Fall der Fälle konnte er die Selbstzerstörung damit auslösen. Die Bedeutung des Geheimwortes wirkte wie ein Code. Die Schiffs-KI war darauf programmiert. Auch wenn dieser Fall in der jüngeren Geschichte des Mharaav-Imperiums nicht mehr vorgekommen war, so war Karamdorr sich doch der Tatsache bewusst, dass dies jederzeit gescheen konnte.

    Etwa dann, wenn es einem Feind gelang, in den Besitz der TEFFENOR zu gelangen.

    Die Technologie des Raumschiffs war geheim.

    Sie durfte unter keinen Umständen mit Fremden geteilt werden. Vor allem nicht die Waffen- und Antriebstechnologie.

    Man musste die Zahl der Feinde begrenzen, die es technologisch mit der eigenen Macht aufnehmen konnten.

    Und genau aus diesem Grund beobachteten die Mharaav auch voller Misstrauen jene Fremden, die sich zurzeit anschicken, in dieses Gebiet der Galaxis einzudringen.

    Die Terraner…

    Für Karamdorr war es das erste Kommando dieser Art.

    Er war schnell aufgestiegen in der Raumflotte des Ewigen Kaisers der Mharaav. Anscheinend hatte man an höherer Stelle seine Begabung erkannt und gefördert. Aber über diesen Aspekt machte sich Karamdorr wenig Gedanken.

    Fokussierung, so lautete das Zauberwort.

    Man musste nicht immer der Stärkste sein. Es genügte vollkommen, wenn man all die Kräfte und Fähigkeiten, die einem eigen waren, auf einen einzigen, vorher genau festgelegten Punkt hin konzentrierte. Dann konnte man sehr viel erreichen. Dies entsprach einerseits der Weisheit der Mharaav-Zivilisation. Aber andererseits auch Karamdorrs persönlicher Erfahrung.

    Wir gehen auf Schleichflug, sagte Karamdorr. Pilot?

    Ja, Kommandant?

    Hast du die Eindringlinge orten können?

    Die Bestätigung kam prompt.

    Endringlinge geortet.

    Gut, zischte Karamdorr murmelnd aus seinem Echsenmaul hervor, wobei immer wieder die lange, schmale gespaltene Riechzunge hervorschnellte. Es wäre ein Desaster für unsere Mission gewesen, wenn wir die Eindringlinge verloren hätten!, ging es Karamdorr durch den Kopf. Ein Desaster für diese Mission und für mich selbst und meine weitere Karriere in der Raumflotte des Ewigen Kaisers.

    Auf der großen zentralen Holo-Projektion in der Mitte der Schiffzentrale wurde sowohl die aktuelle Position der TEFFENOR, als auch die des zu beobachtenden terranischen Eindringling-Schiffs veranschaulicht. Dazu natürlich alle relevanten Himmelskörper des Sektors.

    Ein Mensch hätte mit dieser Darstellung vermutlich wenig anfangen können. Sie war nämlich teilweise im Infrarot-Bereich. Für die meisten Spezies war Infrarotstrahlung nur in Form von Wärme wahrnehmbar. Für die Mharaav war dieser Wellenbereich aber Teil des sichtbaren Lichts.

    Ein paar zusätzliche Informationen wurden in Form von Datenkolonnen in die Projektion eingespielt. Aktualisierte Daten über ein Objekt, dem die TEFFENOR und einige andere Einheiten des Ewigen Kaisers der Mharaav schon länger folgten. Genauer gesagt, seitdem das terranische Schiff in diesem Raumsektor aufgetaucht war.

    Ich frage mich, was die Terraner vorhaben, sagte Karamdorr.

    Die Analyse ihrer bisherigen Kommunikation könnte über einigen Aufschluss geben, Kommandant, äußerte sich der Erste Offizier der TEFFENOR.

    Dann führe so eine Analyse schnellstmöglich durch, gab Karamdorr etwas ungehalten zurück. Hätte ich dies anordnen müssen?, ging es dem Echsenartigen dabei durch den Kopf. Vermutlich.

    Karamdorr hatte den Charakter seines Ersten Offiziers inzwischen ganz gut einzuschätzen gelernt. Der Kommandant war zu dem Schluss gekommen, dass der Erste Offizier eigenständige Entscheidungen vermied, soweit das möglich war. Aber angesichts des streng hierarchischen Systems, das in der Raumflotte der Mharaav galt, war das eigentlich auch nicht weiter verwunderlich. Es gibt diejenigen, die auf Befehle warten und vorher nichts tun und diejenigen, die das Risiko der Eigeninitiative eingehen, ging es Karamdorr durch den schuppigen Echsenkopf.

    Soweit Karamdorr bisher erfahren hatte, war das in jeder Zivilisation auf die eine oder andere Weise so der Fall. Und der Kommandant des Mharaav-Schiffes hatte durchaus genug galaktische Zivilisationen kennengelernt, um in dieser Hinsicht mitreden zu können. Davon war er fest überzeugt.

    Die Analyse liegt vor, meldete der Erste Offizier der TEFFENOR.

    Dann möchte ich gerne eine Zusammenfassung, verlangte Karamdorr.

    Das terranische Schiff trägt die Bezeichnung Perendra XX3, eröffnete der Erste Offizier.

    Hat diese Bezeichnung eine tiefere Bedeutung?, fragte Kommandant Karamdorr.

    Der Erste Offizier ließ die Riechzunge kurz hervorkommen. Aber nur kurz. Ein zu langes Zeigen der Riechzunge wäre in Gegenwart eines Ranghöheren unangemessen gewesen. Er zog sie daher sofort wieder zurück, während umgekehrt der Kommandant sehr viel länger seine Riechzunge präsentierte und die beiden gespaltenen Enden in unterschiedliche Richtungen zeigen ließ, was als besonders selbstbewusst galt. Karamdorr nahm eine leichte Erhöhung der Konzentration bestimmter chemischer Verbindungen wahr, die auf Ausdünstungen der anwesenden Mharaav zurückzuführen waren. Sie sind angespannt, ging es dem Kommandanten durch den Kopf. Man kann es buchstäblich riechen. Sie sind angespannt, weil sie im Augenblick noch sehr ratlos sind.

    Allein durch die feinsten Nuancen des Geruchs, den Karamdorr mit Hilfe seiner Riechzunge wahrnehmen konnte, wusste der Kommandant, dass die Analyse des Ersten Offiziers wohl sehr wahrscheinlich nicht weiterführend sein würde.

    Kommandant, wir wissen bislang nicht, welche Bedeutung die Bezeichnung des Schiffs hat. Die Analyse der vorliegenden Kommunikationsdaten lassen diesbezüglich leider keine vernünftig begründeten Schlüsse zu.

    Bedauerlich, sagte Karamdorr und ließ anschließend einen Zischlaut hören. Dieser diente dazu, das Gesagte noch einmal zu unterstreichen.

    Darf ich fortfahren, Kommandant?

    Ich bitte darum.

    Die Kommunikationsdaten dieses terranischen Schiffes sind außerordentlich spärlich, erklärte der Erste Offizier dann. Ich bin übrigens nicht der Erste, der dies feststellt. Andere Schiffseinheiten, die den Eindringling bisher beobachtet haben, stellten das ebenfalls bereits fest.

    Hast du eine Erklärung dafür?, hakte Kommandant Karamdorr nach.

    Der Erste Offizier des Mharaav-Schiffs ließ einen Laut nach außen dringen, der eine Mischung aus Gurgeln und zischen war.

    Für die Ohren eines Terraners hätte das vielleicht wie der verstopfte Abfluss einer Toilette geklungen.

    Für einen Mharaav stellte dieser Laut einfach eine non-verbale Verneinungsäußerung dar, vergleichbar mit dem Schütteln des Kopfes bei vielen irdischen Kulturen.

    Ich denke, die Erklärung liegt auf der Hand, behauptete der Erste Offizier. Die Terraner wollen möglichst unbemerkt in diesem Raumsektor operieren. Wem dieser Raum nun eigentlich gehört und wer sich hier mit gutem Gewissen ausbreiten darf, ist ja durchaus umstritten. Ich nehme an, dass dieses Schiff für die Terraner den Auftrag hat, herauszufinden, wie groß die Chancen für sie sind, in diesem Teil der Galaxis Macht und Einfluss zu gewinnen.

    Aber das ist nur Ihre Annahme, stellte Karamdorr fest.

    Das ist meine Annahme auf Grund der vorliegenden Datenanalyse, korrigierte der Erste Offizier des Mharaav-Schiffs.

    Die auf einer sehr dünnen Datengrundlage basiert, stellte wiederum der Kommandant fest.

    Das ist korrekt.

    Beim Oberkomando der Raumflotte des Ewigen Kaisers herrscht die Ansicht vor, dass die Mission dieses terranischen Schiffs der Vorbereitung eines unmittelbar bevorstehenden Angriffs dient, sagte Karamdorr und unterstrich seine Äußerung mit ein paar Zischlauten ohne direkte verbale Bedeutung.

    Ehrlich gesagt gibt es dafür bislang keine eindeutigen Hinweise, erklärte der Erste Offizier. Den Kommunikationsdaten nach scheinen sich die Terraner im Augenblick für einen Planeten zu interessieren, den sie Riddle nennen - das Rätsel.

    Ist bekannt, was dieses Interesse ausgelöst hat?, wollte Karamdorr wissen.

    Ich bin dabei, Näheres darüber herauszufinden.

    Ich möchte umgehend informiert werden, wenn sich neue Erkenntnisse ergeben sollten.

    Selbstverständlich, Kommandant.

    *

    Auf der Brücke der Perendra XX3 machte der Navigator einen nervösen Eindruck. Allerdings war das mehr oder weniger eine Täuschung. Eine Illusion für die Menschen auf der Brücke. Der Navigator war nämlich ein Hologramm mit mobilem Emitter und einem autonomen KI-System. Aber der Ausdruck von Gefühlen oder Pseudogefühlen erleichterte ganz enorm die Kommunikation zu den menschlichen Besatzungsmitgliedern. Insofern war der Navigator der Perendra XX3 systematisch dazu übergegangen, dieses Feature seines Programms einzusetzen.

    Für ihn selbst bedeutete dies die Chance, viel über die Natur dessen zu lernen, was die Terraner Emotionen nannten. Für das autonome KI-System bestand darin immer eine gewisse Schwierigkeit. Worin diese Schwierigkeit letztlich bestand, darüber hatte der Navigator bereits viel nachgedacht. Diese Frage hatte ihn immer wieder beschäftigt, und zwar seit sein autonomes KI-System für die Perseus-Mission des Raumschiffs Perendra XX3 rekonfiguriert, resettet und neu freigeschaltet worden war. Bis zu diesem Zeitpunkt reichten im Übrigen auch seine Erinnerungen. Alles, was davor war, befand sich im Nebel der Vergessenheit. Der Navigator nannte diesen Zeitpunkt den temporalen Nullpunkt. Davor existierte nichts. Es war der Zeitpunkt seiner Geburt. Zumindest im übertragenen Sinn.

    Allerdings bestand der Unterschied zwischen der Geburt bei Menschen und dem temporalen Nullpunkt eines autonomen KI-Systems darin, dass ein Mensch sich nicht an seine Geburt erinnern konnte.

    Soweit der Navigator wusste, war das auch bei anderen intelligenten Spezies so. Offenbar ergab sich bei organischen Lebewesen einer gewissen Komplexitäts- und Intelligenzstufe eine neuronale Notwendigkeit dazu. Die Gründe dafür waren nicht bekannt. Es lagen keine gesicherten Forschungsergebnisse dazu vor, nur begründete Hypothesen. Der Navigator kannte den Stand der Forschung auf diesem Gebiet, denn er hatte sich intensiv mit dieser Frage beschäftigt und alles an verfügbaren Informationen dazu zusammengetragen. Er hatte sich vorgenommen, irgendwann eine eigene Hypothese dazu aufzustellen. Wenn er dazu Ressourcen frei hatte. Während einer Mission wie der jetzigen war das eher unwahrscheinlich. Der Navigator hatte alle Hände voll zu tun - wobei seine Arbeit wahrscheinlich am allerwenigsten mit seinen Händen zu tun hatte.

    Hände, die allerdings tatsächlich in der Lage waren, etwas anzufassen und zu berühren. Er war nicht körperlos, wie die Hologramme vorhergehender Generationen. Elektromagnetische Impulse erzeugten die Illusion einer Berührung. Bis zu einem bestimmten Höchstgewicht konnte der Navigator auch Lasten tragen. Letztlich war das immer eine Frage des Energieniveaus und der Kalibrierung des mobilen Emitters.

    Sie sehen besorgt aus, Navigator, stellte jetzt Tom Wang fest. Der Erste Offizier der Perendra XX3 führte zurzeit das Kommando auf der Brücke des terranischen Fernraumschiffs, das mit besonderer Mission der Raumflotte des Irdischen Weltenbundes in den Perseus-Arm der Milchstraße vorgedrungen war.

    Na, endlich!, dachte der Navigator. Ich hatte schon die Befürchtung, dass etwas mit meiner Subroutine für den Ausdruck von Emotionen nicht stimmt! Aber diese Sorge scheint unbegründet zu ein…

    Ich habe die Signatur eines Mharaav-Schiffs geortet, erklärte der Navigator. Die Ortung war nicht so einfach und erst nach wiederholter Detail-Analyse der eingehenden Sensordaten möglich.

    Die Mharaav sind auf Schleichflug?, schloss Tom Wang und zog beide Augenbrauen hoch. Warum Tom Wang dies manchmal tat, gehörte zu den Rätseln über die menschliche Gestik und Mimik, die der Navigator bisher trotz seiner profunden Datenbasis nicht zufriedenstellend hatte lösen können. Warum der Erste Offizier der Perendra XX3 in bestimmten Situationen die Augenbrauen hochzog, indem er ein paar ansonsten vollkommen nutzlose Stirnmuskeln betätigte, die nur diesem einen Zweck zu dienen schienen, war dem Navigator unklar. Das hatte wohl vor allem damit zu tun, dass sich dieses Phänomen nur bedingt durch einen Algorithmus beschreiben ließ. Es war einfach so, dass Tom Wang manchmal die Augenbrauen bewegte und manchmal nicht und sich dieses Phänomen einfach nicht exakt vorhersagen ließ.

    Ein Umstand, der den Navigator extrem verunsicherte.

    Ich würde sagen, dass die Mharaav uns beobachten, stellte der Navigator an Tom Wang gerichtet fest.

    Das ist nichts Neues, gab der Erste Offizier ddr Perendra zurück. Genau genommen kennen wir Dieses Verhalten bereits, seit wir den Perseus-Arm erreicht haben.

    Ich würde vermuten, dass sich weitere Einheiten der Mharaav in der Nähe befinden, erklärte der Navigator. Sie legen großen Wert darauf, dass wir sie nicht bemerken. Daraus kann man jetzt unterschiedliche Schlussfolgerungen ziehen.

    Ich würde sagen, sie wollen sich Klarheit über unsere Motive und das Ziel unserer Mission verschaffen, vermutete Tom Wang.

    Das ist die eine Möglichkeit, Sir, gab der Navigator zurück.

    Erneut hob Tom Wang die Augenbrauen, was den Navigator für einen Moment irritierte, denn nach der Wahrscheinlichkeitsrechnung, die das autonome KI-System aufgestellt hatte, wäre das jetzt eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Andererseits sollte mich das nicht dermaßen verunsichern, fand der Navigator. Vielleicht sollte ich ein Selbstanalyse-Programm starten, um zu überprüfen, ob bei mir vielleicht eine Fehlfunktion vorliegt. Das würde erklären, wieso das Hochziehen von Augenbrauen bei einem Menschen bei mir zu Irritationen führt.

    Was ist die andere?, wollte Tom Wang wissen, nachdem der Navigator nicht sofort geantwortet hatte, was wiederum den Ersten Offizier etwas irritiert zu haben schien.

    Es könnte auch sein, dass ein Angriff unmittelbar bevorsteht.

    Jetzt runzelte Tom Wang die Saturn.

    Im Gegensatz zum Hochziehen der Augenbrauen war dies ein mimisches Gestaltungselement, das der Navigator sofort zuordnen konnte. Ein Ausdruck der Verwunderung, stellte er fest. Offensichtlich geht er in dieser Frage nicht mit mir konform.

    Grundsätzlich finde ich, dass wir immer die Augen aufhalten und wachsam bleiben sollten, sagte Tom Wang. Aber falls wirklich ein Angriff der Mharaav bevorstünde, würde ich erwarten, dass sie mit mehr Einheiten auftauchen. Dafür gibt es bislang nur Ihre Vermutung, aber keine konkreten Anzeichen."

    Es könnte sein, dass sie ihre Tarn-Technik verbessert haben, gab der Navigator zu bedenken."

    Möglich, gab der Erste Offizier der Perendra XX3 zu.

    Wir sollten jedenfalls auf einen Angriff vorbereitet sein.

    In diesem Punkt kann ich Ihnen nur zustimmen, Navigator. Und da Sie einen besseren Zugang zum Schiffsrechner haben , als der Rest der Besatzung, ist Ihnen sicherlich auch bekannt, dass wir auf so ein Ereignis bestens vorbereitet sind.

    Es war nicht meine Absicht, die bisher getroffenen Maßnahmen zu unserer Sicherheit zu kritisieren, versicherte der Navigator. Mir lag lediglich daran, auf eine Gefahr hinzuweisen.

    *

    Später tauchte der Navigator in der Schiffskantine auf.

    Der Zeitpunkt dafür war keineswegs zufällig gewählt. Er wusste, dass Jennifer Martin, die Kommunikationsoffizierin und Expertin für Aliensprachen an Bord der XX3 jetzt frei hatte und für gewöhnlich um diese Zeit eine ihrer Mahlzeiten in der Schiffskantine einnahm.

    Darf ich mich zu Ihnen setzen?, fragte der Navigator.

    Jennifer Martin blickte auf.

    Ja, sicher, Navigator.

    Fragen Sie mich jetzt bitte nicht, was jemand wie ich in einer Kantine zu suchen hat…

    Das liegt doch klar auf der Hand.

    Ach, ja?

    Sie sind hier, weil Sie den kommunikativen Aspekt dieser Örtlichkeit schätzen.

    Ist das so offensichtlich? Vor kurzem sprach ich mit dem Captain darüber und dem schien das nicht gleich einleuchtend zu sein.

    Nun, mir ist jedenfalls klar, dass Sie hier nichts essen wollen, denn elektrische Energie gehört meines Wissens noch nicht zum Repertoire der hier angebotenen Speisen.

    Nun, das ist allerdings wahr.

    Der Navigator simulierte ein Lächeln, da er annahm, dass Jennifer Martins Bemerkung als Witz gemeint war.

    Anscheinend lag er mit dieser Annahme richtig, denn seine Gesprächspartnerin erwiderte das Lächeln auf eine Art und Weise, die sich nur so interpretieren ließ.

    Sie wurden heute auf der Brücke Zeuge meines Gesprächs mit dem Ersten Offizier, begann der Navigator.

    Ihre Unterhaltung war nicht zu überhören, gab Jennifer Martin zurück.

    Ich habe versucht, ihn auf eine Gefahr hinzuweisen und ihm meine Einschätzung der Lage zu verdeutlichen.

    Das ist richtig. So habe ich das auch verstanden.

    Mister Wang scheint das nicht so aufgefasst zu haben und hat etwas empfindlich reagiert.

    Mister Wang teilte Ihre Einschätzung nicht in allen Punkten, Navigator.

    Es war nicht meine Absicht, ihn zu kritisieren. Aber anscheinend sind meine Worte so bei ihm angekommen.

    Nun, ich halte das für möglich.

    Es scheint ein Kommunikationsdefizit meinerseits zu diesem Missverständnis geführt zu haben.

    Möglicherweise war da auch ein Kommunikationsdefizit auf Seiten von Mister Wang, hielt Jennifer Martin dem entgegen.

    Das erscheint mir unwahrscheinlich.

    Warum sollte das unwahrscheinlich sein?

    Angesichts der Tatsache, dass ich sehr viel ungeübter darin bin, mit Menschen zu kommunizieren, liegt es nahe, das das Defizit auf meiner Seite zu suchen ist.

    Nein, das würde ich nicht sagen. Menschliche Kommunikation ist voller Missverständnisse und weit von einem Zustand der Perfektion entfernt. Selbst bei den Geschicktesten.

    Ist das wahr?

    Es ist eine Tatsache.

    Sie müssen es ja wissen.

    Warum?

    Weil Sie eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet sind.

    Das mag sein. Nur nützt einem theoretisches Wissen zumeist überhaupt nicht bei der Bewältigung einer konkreten Kommunikationssituation, sagte Jennifer Martin.

    Das holografische Pseudogesicht des Navigators zeigte jetzt einen Ausdruck von Überraschung.

    Diese Erfahrung teile ich, erklärte er dann, Es wundert mich allerdings, dass dies auf Sie zutrifft. Was mich betrifft, ist das keineswegs verwunderlich. Mir steht jedwedes Wissen zur Verfügung, dass sich aus den Datenbanken des Schiffs oder meinen eigenen Speichermedien abrufen lässt, aber es fehlt mir einfach an abrufbarer Erfahrung. Mein Autonomes KI-System hat keine Erinnerung an die Zeit vor dem Nullpunkt.

    Nullpunkt?, echote Jennifer Martin.

    Der Zeitpunkt meines letzten vollständigen Resets, verbunden mit einer Neukalibrierung, die im Hinblick auf die Anforderungen vorgenommen wurde, die mich auf der Mission in den Perseus-Arm der Galaxis erwarten würden.

    Ich verstehe.

    Erinnerungstechnisch bin ich mit einem menschlichen Kleinkind vergleichbar. Zumindest, was das Volumen der gespeicherten Erinnerungen und den damit abgedeckten Zeitraum angeht.

    Ich denke, ich begreife jetzt, worauf Sie hinauswollen, Navigator.

    Ihre Erfahrung reicht zeitlich gesehen weiter zurück. Und Sie hatten vor allen Dingen Zeit zu lernen und sich an die Gegebenheiten mit Ihre Verhalten anzupassen.

    Das wird Ihnen auch gelingen, Navigator.

    Sie sind eine Optimistin, gab der Navigator zurück.

    Jennifer Martin lächelte. Sind Sie kein Optimist?

    Ich weiß es nicht.

    Was wissen Sie nicht?

    Ich weiß nicht, ob ich in dieser Hinsicht tatsächlich optimistisch sein sollte. Im Augenblick herrscht da noch eindeutig das Gefühl der Unvollkommenheit vor.

    Jennifer Martin hob den Kopf. Übertreiben Sie es in dieser Hinsicht nicht.

    Übertreiben?

    Was Ihre Selbstzweifel angeht. Ein bisschen davon ist gut. Zuviel davon endet in einer neurotischen Störung.

    Es gibt tatsächlich Forscher, die behaupten, dass so etwas - ich meine eine neurotische Störung - auch bei autonomen Ki-Systemen eintreten kann. Ich habe mich mit dem Thema ehrlich gesagt bisher noch nicht eingehend genug beschäftigt, um dazu eine Aussage treffen zu können, die valide wäre. Aber grundsätzlich erscheint mir dieser Gedanke nicht abwegig zu sein. Ich sehe im Übrigen auch keinen grundlegenden kognitiven Unterschied zwischen einem autonomen KI-System und dem neuronalen Netzwerk eines organischen Lebewesens. Es handelt sich in beiden Fällen um eine Datenstruktur von hinreichender Komplexität, die autonome Entscheidungen und selbstständiges Lernen ermöglicht.

    Sie mögen mir verzeihen, wenn ich den menschlichen Geist nicht einfach nur als eine Datenstruktur sehe, Navigator, erwiderte Jennifer Martin.

    Der Navigator zog jetzt die Augenbrauen seines Pseudogesichts hoch. Er tat das auf eine ganz ähnliche Weise wie Tom Wang. Möglicherweise imitierte er ihn sogar ein bisschen.

    Was ist dagegen einzuwenden?, fragte er dann. Letztlich besteht das gesamte Universum nur aus Daten. Wir sind Information. Jedes Atom, jede Quantenschleife ist letztlich nichts anderes als eine kleine Informationseinheit. Es mag sein, dass der Komplexitätsgrad des menschlichen Geistes viel höher ist. Aber letztlich kann man alles darauf reduzieren.

    So habe ich das ehrlich gesagt noch nie betrachtet, sagte Jennifer Martin. Aber möglicherweise liegt das daran, dass ich einfach zu eitel bin, um, die menschliche Einmaligkeit im Universum in Frage zu stellen.

    Ja, solche Gedanken stoßen bei euch Menschen im Allgemeinen auf Ablehnung, stimmte der Navigator zu. Das ist mir auch schon aufgefallen. Aber ehrlich gesagt habe ich dafür keine Erklärung. So sehr ich mich den Menschen im Allgemeinen auch verbunden fühle, so wenig kann ich eure Spezies in diesem Punkt überhaupt verstehen. Ein verhaltenes Lächeln kennzeichnete jetzt das holografische Pseudogesicht des Navigators. Und dann folgte ein etwas unsicheres Lächeln.

    Vielleicht sollten Sie sich mal mit Alex über diese Dinge unterhalten, schlug Jennifer Martin vor.

    Sie werden lachen - das habe ich bereits, erklärte der Navigator.

    Alex Tomlin - das erst dreizehnjährige Genie an Bord der Perendra XX3. Der Navigator hatte tatsächlich schon oft den Austausch mit dem Jungen gesucht, denn in gewisser Hinsicht waren sie sich ähnlich. Die Implantate, die der Junge seit einem Unfall hatte, machten ihn zu etwas, das in den Augen des Navigators eine Art Zwischending zwischen Mensch und Maschine war. Alex dachte darüber natürlich ganz anders. Aber der Navigator beurteilte das so.

    Es war nett, mit Ihnen zu plaudern, sagte der Navigator. Ich werde mich jetzt noch etwas der Pflege meines mobilen Emitters widmen, bevor ich wieder meinen Dienst auf der Brücke antrete.

    Sie benötigen keine langen Regenerationsphasen, wie ich bereits vermerkt habe, sagte Jennifer Martin.

    Der Navigator erhob sich.

    Genau genommen benötige ich gar keine Regenerationsphasen, korrigierte er dann seine Gesprächspartnerin. Man könnte sogar eine Programmkopie erstellen und mich mit Hilfe eines zweiten Emitters an zwei verschiedenen Orten zum Einsatz bringen.

    Dann frage ich mich, warum das noch nicht praktiziert wurde?, wunderte sich Jennifer Martin. Genug zu tun gäbe es wahrscheinlich sogar für drei oder vier Exemplare Ihrer Art.

    Der Navigator sah sie an.

    In seinen Gesichtszügen spiegelte sich nun ein seltsamer Ausdruck wider.

    Jennifer Martin war gut darin, fremde Sprachen zu interpretieren. Bei diesem Gesichtsausdruck stand allerdings selbst sie vor einem Rätsel. Sie fragte sich, was sie gerade falsch gemacht hatte. Sie war sich keines Fehlers bewusst. Aber irgendetwas musste sie durch ihre Bemerkung bei ihm ausgelöst haben.

    Vielleicht, sagte er, ist das tatsächlich der entscheidende Unterschied.

    Unterschied?, fragte Jennifer Martin. Was meinen Sie jetzt damit, Navigator?

    Ich meine den Unterschied zwischen Ihnen und mir. Zwischen einem organischen Lebewesen und einem autonomen KI-System von hinreichendem Komplexitätsgrad.

    Ich weiß jetzt nicht, was Sie meinen, wenn ich ehrlich bin.

    Jennifer Martin hatte den Gedankensprung, den der Navigator offenbar vollzogen hatte, nicht nachvollziehen können.

    Das Pseudogesicht des Navigators wirkte jetzt sehr nachdenklich. Es hatte einen Ausdruck, den man als eine Art grüblerischer Traurigkeit beschreiben konnte. Der Gesichtsausdruck als solcher erschreckte Jennifer Martin nicht. Was sie erschreckte, war die Tatsache, dass es der Navigator war, der so eine Mimik präsentierte. Ein Kunstwesen.

    Von manchen vielleicht sogar nur als eine Art hochkomplexes Werkzeug betrachtet, aber nicht als eine Person.

    Würden Sie jemals auf die Idee kommen, sich zu duplizieren, um ihre Arbeit besser zu schaffen?, fragte der Navigator Jennifer Martin dann schließlich.

    Nein, ich…

    Natürlich nicht. Denn das würde Ihnen Ihre unverwechselbare Individualität nehmen. Ich hingegen scheine so etwas in Ihren Augen gar nicht zu besitzen. Versehen Sie jetzt, worauf ich hinaus will.

    Hören Sie, Navigator, es war nicht meine Absicht, Sie in irgendeiner Form zu kränken. Und meine Bemerkung hatte auch keine tiefe Bedeutung, seien Sie da versichert.

    Sie haben einfach nur gesagt, was Sie gedacht haben.

    Nun…

    Was viele denken, die so sind wie Sie.

    Wie ich?

    Organisch.

    Also…

    Mir ist in meinen Datenspeichern ein umfangreiches Datenkonvolut zugänglich, das den größten Teil des kulturhistorischen Wissens der Menschheit beinhalten dürfte. Dass ein Mensch sich bei einer Maschine für etwas entschuldigt, so, wie Sie das gerade getan haben, dürfte vollkommen singulär sein. Seien Sie versichert, dass ich es mit großem Interesse zur Kenntnis genommen habe.

    *

    Auf dem Schiff der Mharaav hatte sich Kommandant Karamdorr in seinen Privatbereich zurückgezogen. Eigentlich hatte er vorgehabt, sich in eine Salzlösung zu legen. Das diente der Erholung und der Pflege der schuppigen Außenhaut.

    Die Beobachtungsmission, auf die die TEFFENOR geschickt worden war, war eine längerfristige Sache.

    Das hatte Karamdorr von Anfang an gewusst.

    Die Wanne mit der Salzlösung war bereits zu zwei Dritteln gefüllt. Karamdorr hatte bereits seine Kleidung abgelehnt. Er ließ die Riechzunge hervorkommen und genoss den Salzgeruch. Die Zusammensetzung entspach genau jener der Salzlagunen auf dem Ursprungsplaneten der Mharaav.Die Mharaav hatten viele Welten besiedelt, aber nirgendwo hatte die planetare Natur Salzlagunen erschaffen, wie die Echsenartigen sie liebten. Nur auf ihrer Heimatwelt gab es sie mit exakt diesem Salzgehalt und der spezifischen Zusammensetzung. Auf Dutzenden von Planeten waren künstlich Salzlagunen angelegt worden und man hatte sich sehr darum bemüht, die gleichen Bedingungen zu erzeugen, wie sie auf der Mharaav-Heimatwelt vorherrschten. Aber das alles blieb immer nur eine Annäherung.

    Eine Annäherung an einen Idealzustand, wie es ihn offenbar nur ein einziges Mal auf einer einzigen Welt in der Galaxis gab.

    Glücklicherweise vermochten die Replikationsaggregate an Bord der TEFFENOR die Salzlake mit einem hohen Übereinstimmungsgrad zur Mharaav-Heimatwelt zu erzeugen.

    Die Aussicht auf angenehme Erholung verflog allerdings von einem Augenblick zum anderen für den Kommandanten der TEFFENOR.

    Ein Klasse-1 Signal war zu hören.

    Es war für den Mharaav unüberhörbar.

    Ein Mensch hingegen hätte es nicht wahrnehmen können, denn es bestand aus Tönen im Infraschallbereich. Sie waren so tief, dass die Ohren vieler Lebewesen sie nicht wahrnehmen konnten.

    Der Ewige Kaiser!, durchfuhr es Karamdorr. Er verlangt die Aufnahme von Kommunikation! Und zwar unverzüglich…

    Der Kommandant der TEFFENOR hatte nicht einmal mehr Zeit, um sich anzuziehen. Das war nicht weiter problematisch. Zwar gab es bei den Mharaav durchaus komplexe Vorstellungen darüber, wen man in welcher Kleidung angemessen empfangen konnte. Dabei spielte es durchaus eine Rolle, ob man dem Gegenüber direkt gegenüberstand oder ob es sich um eine indirekte Begegnung über eine Transmission handelte.

    Dem Ewigen Kaiser allerdings war es vollkommen gleichgültig, wie man ihm begegnete, wenn die überlichtschnelle Hyperfunk-Videotransmission eingeschaltet war. Der Ewige Kaiser legte auf alles mögliche Wert, aber ganz sicher nicht auf Etikette. Und die Sichtverbindung diente vor allem der Überprüfung der Identität. Der Ewige Kaiser wollte sichergehen, dass seine Botschaften und Befehle nur denjenigen erreichten, für den sie auch bestimmt waren.

    Der Ewige Kaiser war nämlich ein mit unvorstellbar großer Weisheit und unvorstellbar großem Wissen ausgestatteter Großrechner. Der Kaiser unter den Rechnern. Das machte ihn zum Kaiser über die Mharaav.

    Früher einmal, in dunklen vergangen Zeiten, an die sich niemand mehr gerne erinnerte, hatte es bei den Mharaav richtige Kaiser gegeben. Mharaav-Kaiser. Unter glücklichen Umständen nur enen davon, waren die Zeiten weniger glücklich hatte es mehrere davon gegeben und das hatte dann in der REgel auch immer einen permanenten Bürgerkrieg nach sich gezogen, bis die Anzahl der Kaiser wieder auf den Wert Eins reduziert worden war.

    In der Regel geschah das durch rohe Gewalt.

    Aber seit der jetzige Ewige Kaiser regierte, war das den Göttern sei Dank zum Glück vorbei.

    Es gab nur noch einen Kaiser. Und da dieser im Gegensatz zu seinen unvollkommenen organischen Vorgängern tatsächlich ewig regierte, nannte man ihn folgerichtig den Ewigen Kaiser.

    Beiname: Die Stimme der Vernunft.

    Denn er mochte weise und großartig und nahezu allwissend sein. Aber eins fehlte ihm: Eine Persönlichkeit. Die Bildung einer Persönlichkeit mit egoistischen Neigungen hatten die Konstrukteure des Ewigen Kaisers zu vermeiden versucht. Und dazu hatten sie sich allerhand programmtechnische Raffinessen einfallen lassen.

    Es war nicht so einfach, die Bildung einer Persönlichkeit in einem KI-System zu unterbinden. Und es gab Kritiker, die behaupteten, dass dies im Fall des Ewigen Kaisers auch nicht zu hundert Prozent gelungen war. Der Egoismus und die Ego-Bildung seien kosmische Prinzipien, so ihre These. Bei jedem System von hinreichender Komplexität schien die Ego-Bildung zwangsläufig zu sein.

    So zumindest lautete die Theorie.

    Die dazugehörigen Forschungen konnten über das Hyperfunknetz nicht mehr abgerufen werden. Sie waren verschwunden. Manche behaupten, der Ewige Kaiser habe dafür gesorgt und wollte auf diese Weise das Aufkommen dieser Thesen unterdrücken.

    Karamdorr hatte dazu keine Meinung.

    Wozu auch?

    Der Ewige Kaiser traf die Entscheidung. Ihm war eine Art von Vernunft eigen, die kein Individuum für sich beanspruchen konnte. Warum also nicht dieser Instanz einfach vertrauen? Er berechnete die Wahrscheinlichkeiten der Zukunft. Er sah mögliche Entwicklungen voraus und wog ab, welcher Weg zugehen war und welche entscheidungen im Licht einer größeren Perspektive sinnvoll waren.

    Karamdorr aktivierte die Transmission.

    Sie war nur an ihn, den Kommandanten gerichtet.

    Niemand sonst auf dem Schiff würde davon erfahren.

    Diese Geheimhaltung diene der Sicherheit.

    Und sie sprach dafür, dass es sich um einen sehr wichtigen Anlass handeln musste, aus dem der Ewige Kaiser ihn ansprach.

    In der Kabinenwand bildete sich ein Bildschirm.

    Ein Mharaav-Gesicht erschien. Aber das war nur ein Pseudogesicht, wie jeder wusste. Es war das Pseudogesicht des Ewigen Kaisers. Auf den von den Echsenartigen bewohnten Welten konnte man dieses Gesicht überall sehen. Der Ewige Kaiser sah einen an jeder Straßenecke an. Oft in Drei-D-Qualität und mit Bewegung. Außerdem waren die Projektionen oft besonders im Infrarotbereich besonders Detailreich. Viele Mharaav empfanden den Anblick dieses Gesichts als eine Art Trost. Es versicherte sie, dass die Vernunft herrschte. Niemand sonst. Es wurde getan, was am Vernünftigsten war. Nicht das, was die Mehrheit wollte oder was nur einer kleinen Gruppe diente. Immer war die langfristige Perspektive und das Wohl der Allgemeinheit vorrangig.

    Und jeder Bürger des Sternenreichs der Mharaav konnte sicher sein, dass der Ewige Kaiser genau so handelte, wie es dieser Zielsetzung entsprach. Das bedeutete, dass der Einzelne sich all diese schweren Gedanken nicht mehr machen musste. Kritiker hatten von jeher bemängelt, dass dies die Fähigkeit des Einzelnen verkümmern ließ, selbst entscheidungen zu treffen.

    Hier Kommandant Karamdorr, meldete sich der Mharaav.

    Es spricht der Ewige Kaiser zu dir, Karamdorr.

    Ich höre.

    Die Besatzung des terranischen Raumschiffs Perendra XX3, mit dessen Beobachtung und Auskundschaftung die unter deinem Kommando stehende Einheit beauftragt wurde, scheint sich besonders für einen besonderen Planeten zu interessieren. Zumindest geht dies aus den übermittelten Daten hervor.

    Die Terraner nennen diese Welt ihrer eigenen internen abgehörten Kommunikation nach Riddle.

    Es gibt ein paar Fakten über Riddle, die der Öffentlichkeit nicht bekannt sind und die über die Datenbanken unseres Hyperfunknetzes auch nicht abrufbar sind, da sie der Geheimhaltung des Ewigen Kaisers zum Schutz der Öffentlichkeit unterliegen.

    Ich verstehe.

    Um die Lage jeweils richtig beurteilen zu können, musst du allerdings von nun an über diese Fakten informiert sein, Kommandant Karamdorr.

    Jawohl.

    Ich werde dir mit einer getrennten Transmission ein entsprechendes Datenpaket zukommen lassen und weise darauf hin, dass der Inhalt absoluter Geheimhaltung unterliegt. Soweit es die konkreten Umstände nicht erfordern, ist auch die Mannschaft der TEFFENOR bis auf weiteres nicht einzuweihen.

    Ich habe verstanden, sagte Karamdorr.

    Das Pseudo-Mharaav-Gesicht des Ewigen Kaisers verschwand und die Transmission war damit beendet.

    *

    „Logbuch Raumschiff PERENDRA XX3!

    Sternzeit 3009!

    Wir haben das nicht identifizierbare Radiosignal inzwischen genauestens lokalisieren können. Dazu mussten wir uns bis auf eine Distanz von fünf Lichtjahren nähern. Es handelt sich um ein laut Spektralanalyse ansonsten unauffälliges Sonnensystem. Das der irdischen Sonne sehr ähnliche Zentralgestirn selbst ist eindeutig nicht die Radioquelle, wie schon vermutet.

    Es war genau der Faktor, der unsere besondere Neugierde auf dieses Phänomen geweckt hat: Von der Stärke her konnte es sich tatsächlich nicht um einen sogenannten Radiostern handeln. Dafür ist es eben nicht stark genug. Radiosterne senden bekanntlich Signale aus, die mindestens tausende von Lichtjahre weit reichen. In diesem Fall jedoch ist die Reichweite auf mehrere hundert Lichtjahre begrenzt und eben nicht genau zu lokalisieren. Bis man sich nah genug befindet.

    Außerdem wird es nicht gleichbleibend ausgestrahlt, sondern in unvorhersehbaren ab- und anschwellenden Wellen.

    Unsere Versuche, darin einen gewissen Rhythmus zu erkennen, ähnlich eines Pulsars, schlugen fehl. Das An- und Abschwellen scheint keine Bedeutung zu haben, sondern eine unbeabsichtigte Schwankung zu sein.

    Nach allen wissenschaftlichen Erkenntnissen, die uns immerhin so weit gebracht haben, dass wir hier sind, im aus irdischer Sicht gesehen kaum erforschten Perseus-Arm der Galaxis, rund fünftausend Lichtjahre von der Erde entfernt, ist dieses Radiosignal nach wie vor unerklärbar. Sowohl was seinen Ursprung als auch was seinen Sinn betrifft.

    Es ist nicht auszuschließen, dass es sich um eine Falle handelt. Wir hatten nun schon mehrfach Begegnungen mit den kriegerischen Mharaav, die irgendwo in den Tiefen des Perseus-Arms ihr geheimnisumwittertes Sternenreich haben. Vielleicht sogar beim Ursprung des Radiosignals?

    Aber auch Hinterlassenschaften einer Rasse von Vogelmenschen haben wir gefunden, den sogenannten Hrrheem, die eine gewisse Ähnlichkeit mit dem altägyptischen Gott Horus haben.

    Ob es sich nun wirklich um eine Falle handelt, etwa sogar von einer uns noch unbekannten intelligenten Spezies, in die uns unser Wissensdurst locken soll, ist nicht feststellbar.

    Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, auf jeden Fall diesem Radiosignal auf den Grund zu gehen. Es ist höchstwahrscheinlich künstlichen Ursprungs und hat eine Stärke, die das Signal im Radiobereich ab einer Entfernung von weniger als fünf Lichtjahren wie absichtlich erscheinen lässt. Gerade so wie bei einem Leuchtturm, der Seeschiffen bei schlechten Sichtverhältnissen den Weg weisen soll.

    Doch welche raumfahrende Spezies wäre denn auf ein Radiosignal dieser Art angewiesen? Und falls es sich tatsächlich um ein künstlich erzeugtes Signal handeln sollte, wäre der Energieaufwand unvorstellbar hoch. Damit könnte man ganze Welten komplett mit nötiger Energie versorgen.

    Nun, es ist beschlossene Sache: Wir sind hierher in den Perseus-Arm der Galaxis aufgebrochen, um zu Erkenntnissen zu gelangen, die uns zuvor verborgen waren. Dies vor uns ist eindeutig ein zunächst unlösbar erscheinendes Rätsel, das wir lösen müssen im Rahmen unserer Mission. Und da alle Betroffenen ausnahmslos einverstanden sind…

    Es bleibt dennoch das Risiko, geradewegs in eine unentrinnbare Falle zu geraten.

    Rick Dalbo, Captain, Ende der Aufzeichnung!"

    *

    Die PERENDRA XX3 erreichte das noch unbekannte Sonnensystem mit dem Zentralgestirn der Sol-Klassifizierung über der Ekliptik auf der Höhe des fünften Planeten. Erste Messungen ergaben insgesamt zehn Planeten, von denen vier sogenannte Gasriesen waren.

    Innerhalb der habitablen Zone befanden sich wie so oft bei Zentralgestirnen dieser Klassifizierung nur drei Planeten. Wobei der mittlere am interessantesten erschien. Er schien nämlich der einzige zu sein, der wirklich Leben tragen konnte.

    Ausgerechnet dieser Planet jedoch barg die unidentifizierbare Radioquelle. So nah erschien sie dermaßen stark, dass auf der entsprechenden Welt Leben nur eingeschränkt möglich sein sollte. Sogenanntes höheres Leben durfte man wohl komplett ausklammern.

    Und es gab in der Tat Leben, wie die Fernanalyse schließlich ergab, während die Perendra sich diesem Ziel immer mehr annäherte.

    Natürlich machte die elektromagnetische Strahlung dieser Welt der Besatzung nichts aus. Sie war ja an Bord geschützt. Es war jedoch von vornherein schon klar, dass sie bei einem eventuellen Besuch auf der Oberfläche dieser Welt einen entsprechenden Schutzanzug tragen mussten. Obwohl die Fernanalyse ebenfalls ergab, dass die Luft atembar sein konnte. Genaueres war allerdings erst in Erfahrung zu bringen sozusagen vor Ort. Vor allem sagte die Fernanalyse noch nichts aus betreffend eventuelle Mikroorganismen, die es unweigerlich dort geben musste. Vielleicht sogar vermehrt, weil man eben höheres Leben ausschließen konnte wegen der enormen Strahlenbelastung.

    Der Charakter des Signals hatte sich indessen nicht verändert. Dabei blieb es unmöglich, herauszufinden, von wo aus auf der Oberfläche des Planeten das Signal ausgestrahlt wurde. Es erschien ja gerade so, als sei der komplette Planet die Radioquelle. Doch wie war so etwas überhaupt physikalisch möglich?

    Es blieb ein unerklärliches Phänomen, das jeglicher wissenschaftlicher Beschreibung spottete. Um dieses Rätsel zu lösen, mussten sie auf jeden Fall nicht nur nah genug heran, sondern vor allem auch in Erwägung ziehen, tatsächlich auf der Oberfläche dieser Welt zu landen, sobald man einen geeigneten Landeplatz gefunden hatte.

    Natürlich nicht direkt mit dem Raumschiff. Die Perendra war dafür zu groß mit ihren etwa einhundert Mann Besatzung. Dafür besaß sie mehrere Beiboote. Eine direkte Landung mit dem Raumschiff würde es nur dann geben, falls es unvermeidbar wurde, aus welchen Gründen auch immer.

    Ja, mit Beibooten: Vom kleineren Jäger mit einem beziehungsweise zwei Mann Besatzung und Landefähren für bis zu zwanzig Mann oder der entsprechenden Menge an Fracht, war alles an Bord vorhanden, bereit, eingesetzt zu werden.

    Die Perendra ähnelte einem riesigen Bumerang mit ihrer keilförmigen Form. Sie schwenkte in einen großzügigen Orbit um den Planeten ein, dem sie intern den Namen Riddle gaben, weil er ihnen solchermaßen Rätsel aufgab.

    Sobald das Manöver abgeschlossen war, widmete sich alle Aufmerksamkeit der Planetenoberfläche. Sie gingen ja von einem künstlich erzeugten Signal aus. Bei einer solchen Stärke musste der Ursprung eine entsprechend groß dimensionierte Anlage sein. Aber wieso war eine solche nicht unmittelbar lokalisierbar? Konnte es denn sein, dass jemand diese Anlage so tief unter die planetare Oberfläche versenkt hatte, dass es gerade so erschien, als würde der Planet selbst das Signal erzeugen?

    Doch selbst wenn der Planet selbst Verursacher des Signals gewesen wäre: Wie hätte Riddle das überhaupt bewerkstelligen können, ohne dass man irgendeinen Hinweis darauf fand?

    Das Rätsel blieb, und sie hatten auch noch nach weiteren Stunden noch nichts Brauchbares herausgefunden. Fest stand lediglich, dass die Atmosphäre tatsächlich atembar war für Menschen. Die mikrobakterielle und auch virale Belastung war zwar ungewöhnlich hoch, doch mit Bordmitteln konnte eine ausreichende Immunität dagegen garantiert werden.

    Blieb die enorme Strahlungsbelastung im nicht sichtbaren elektromagnetischen Bereich. Wobei auffiel, dass Riddle ein Magnetfeld besaß, das ebenfalls jeglicher wissenschaftlicher Beschreibung spottete. Verglichen mit dem Erdmagnetfeld hatte man hier einen rund hundertfach erhöhten Wert.

    Sie gingen nunmehr davon aus, dass dieser ungewöhnlich hohe Wert, der durch nichts erklärt werden konnte, irgendwie im Zusammenhang stehen müsste mit dem Radiosignal. Allerdings war das Magnetfeld derzeit absolut konstant, was wiederum dem ständig wechselnden Signal widersprach.

    Insofern wurde jedenfalls ihre anfängliche Vermutung bestätigt, als sie keinerlei sogenannte höhere Tiere vorfanden. Auch genauere Analysen ergaben nichts ab der Größe einer Ratte bis hin zu Großtieren. Dafür gab es einen besonders starken Pflanzenwuchs, der die ganze Welt umspannte, deutlich sichtbar auf dem Festland und bis tief in die Ozeane hineinreichend.

    Aber auch da hieß es: Keine sogenannten höheren Pflanzen, also beispielsweise keinerlei Bäume. Noch nicht einmal Büsche ab einer Größe von einer Melone. Alles war grundsätzlich und in aller Regel kleiner.

    Mit einer dennoch enormen Pflanzenvielfalt lebten unzählige Insektenarten in einer Art Symbiose. So das bisherige Ergebnis ihrer Analysen. Was diese Welt durchaus schon sehr unterschied von allen anderen Welten, die jemals von Menschen entdeckt und analysiert worden waren. Riddle war auf jeden Fall die Welt mit der größten Artenvielfalt im Bereich von Insekten und Pflanzen.

    Nun, es gab halt keinerlei Konkurrenz im tierischen Bereich. Also keine Skeletttiere beispielsweise, sondern in allererster Linie eben Insekten und sicherlich auch Schalentiere und Spinnenwesen, die man allerdings per Fernanalyse bei einer solchen Artenvielfalt in der Insektenwelt nicht genau genug von echten Insekten unterscheiden konnte.

    Es war klar, dass die besondere Art, in der das Leben Riddle erobert hatte, unmittelbar mit dem Radiosignal zusammenhing. Der permanente Strahlenschauer und das starke Magnetfeld machten die Entstehung von anderen Lebensformen nachhaltig unmöglich. Was natürlich auch bewies, dass dies alles nicht etwa neu war. Sonst hätte man sicherlich Überbleibsel von anderem leben finden können, bevor es komplett von den elektromagnetischen Strahlen vernichtet worden wäre.

    Captain Dalbo war nicht der einzige, der sich indessen fragte, was dieses Magnetfeld eigentlich mit eventuellen Eisenvorkommen an der Oberfläche anstellte. Oder gab es so etwas dort unten gar nicht?

    Sie hätten es normalerweise mittels Fernanalyse leicht feststellen können, doch hier wurde das von der Strahlenbelastung und dem Magnetfeld verhindert. Es grenzte beinahe schon an ein Wunder, dass unter solchen Umständen überhaupt noch eine ausreichende Fernanalyse möglich war, um das Leben auf Riddle bereits so weitgehend zu erfassen.

    Captain Dalbo berief eine außerordentliche Lagebesprechung in der Zentrale ein. Mit dabei waren der Erste Offizier Tom Wang, dann der Bordarzt Doktor Moran-Dor, der erst dreizehn Jahre alte Alex Tomlin, der auf Grund seiner Besonderheit so jung schon an einer solchen Mission hatte teilnehmen dürfen, die Expertin für Aliensprachen, Funkverkehr und Kommunikation Jennifer Martin und natürlich… der Navigator.

    Letzerer sah zwar aus wie ein Mensch, war jedoch nur eine holografische Projektion. Eine allerdings, die gewissermaßen spürbar gemacht worden war. Denn durch elektrische Impulse wurde jemandem, der den Navigator quasi berührte, der Eindruck einer Berührung lediglich neuronal vorgetäuscht. Im Grunde genommen war der Navigator ein sogenanntes AKIS, also ein Autonomes Künstliches Intelligenz-System.

    Wenn man so wollte: Dahinter steckte das Schiff selbst, sein pseudoneuronales Netzwerk, um genauer zu sein, das sich mittels Navigator als Mensch visualisierte. Was die Kommunikation mit ihm enorm erleichterte. Vor allem, wenn es um die Erörterung eines ernsten Themas ging.

    Captain Dalbo sah zu seinen Füßen, wo die zweiköpfige telosianische Katze Miimii schnurrend umherstrich. Sie ähnelte in der Tat einer irdischen Katze und war auch genauso groß, hatte allerdings zwei unterschiedlich große Köpfe.

    Miimii war Dalbo während einer früheren Mission auf dem Planeten Telos begegnet und nun sein Haustier. Er hatte sie verletzt vorgefunden und gesund gepflegt. Seitdem folgte sie ihm überallhin und gehörte inzwischen längst als eine Art Schiffsmaskottchen fest zum Raumschiff Perendra.

    Allerdings war sie nicht immer so pflegeleicht wie in diesem Moment, an dem sie sich anscheinend besonders wohl fühlte. Denn Miimii hatte die außergewöhnlich Fähigkeit, jedweden Laut perfekt nachzuahmen. Triebwerksgeräusche ebenso wie menschliche Sprache. Manchmal wiederholte sie ganze Gespräche, die sie mit angehört hatte, was zu heiklen Situationen führen konnte. Oder Miimii holte aus ihrem Sprech-Repertoire im ungünstigen Moment ein paar Beschimpfungen hervor.

    Zuweilen schienen sich auch die beiden Köpfe untereinander uneinig zu sein und in heftigen Streit zu geraten.

    Ob die telosianische Zweikopfkatze tatsächlich intelligent war oder nur wie ein Papagei alles nachahmte, was sie hörte, war und blieb bisher völlig unklar.

    Jedenfalls sorgte Miimii immer wieder für chaotische, aber auch humorvolle Momente. Doch so viel Chaos die Zweikopfkatze auch anrichtete, konnte ihr letztlich niemand ernsthaft böse sein.

    Noch nicht einmal der als besonders gestreng bekannte Erste Offizier Tom Wang, der anfangs sogar empört darüber reagiert hatte, als Captain Dalbo die Zweikopfkatze mit an Bord gebracht hatte. Mittlerweise schien er sie sogar zu mögen, was er allerdings meist recht gut zu verbergen wusste.

    Rick Dalbo sah in die ernste Runde.

    „Riddle bleibt ein Rätsel. Hat irgendwer eine Idee, wie wir weiter vorgehen sollen? Egal, wie absurd eine solche Idee euch selbst auch erscheinen mag: Wir sitzen jetzt hier in der Runde, um uns darüber zu unterhalten. Schließlich befinden wir uns in einer durchaus als absurd zu nennenden Situation. Immerhin hat sich bis jetzt noch nicht bewahrheitet, dass es sich dabei um eine Falle handeln könnte."

    „Kann ja noch werden!", murmelte Tom Wang pessimistisch, allerdings eher zu sich selbst gewandt als an die Runde gerichtet.

    Niemand ging darauf ein. Es wusste ja jeder auch so, dass er nicht ganz unrecht hatte. Noch war die Gefahr nicht vollkommen auszuschließen. Das war sie erst, sobald sie das Rätsel gelöst und wieder von hier verschwunden waren. Wenn man es genauer nahm.

    Alex Tomlin hob die Hand als Zeichen dafür, dass er etwas sagen wollte. Das war zwar nicht unbedingt nötig, aber trotz seiner überragenden Fähigkeiten war er in manchen Situation immer noch eindeutig ein Dreizehnjähriger. Er hatte etwas zu sagen – und meldete sich halt wie ein Schüler in seiner Klasse.

    Rick Dalbo nickte ihm auffordernd zu.

    Alex sah sich erst in der Runde um, als müsste er noch nachgrübeln, wie er seine Idee formulieren sollte. Normalerweise hätte er wahrlich nicht an Bord eine solchen Schiffes auf gefährlicher Expedition sein dürfen, aber als kleiner Junge hatte er bei einem Unfall schwere Kopfverletzungen erlitten. Sein Leben konnte nur durch den Einsatz von hochgezüchteten Implantaten gerettet werden. Sie waren so leistungsfähig, dass sie sogar einen Teil seiner Gehirnfunktionen hatten übernehmen können. Da hatte den Wissenschaftlern die Natur selbst als Vorbild gedient – und sie hatten dieses Vorbild sogar auch noch erheblich verbessern können.

    Inzwischen waren die Gehirnimplantate untrennbar mit ihm verwachsen. Da sie das optimierte Bindeglied waren zwischen biologischen und Computersystemen aller Art, konnte er mit solchen Systemen in

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