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Das Liebesverbrechen
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eBook236 Seiten3 Stunden

Das Liebesverbrechen

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Über dieses E-Book

Buch Sechs
Nikki Rose und Woolf Barzokka sind ein Paar wie Blitz und Donner. Ihre leidenschaftliche Amour fou katapultiert sie in höchste Höhen, doch immer öfter auch in abgrundtiefe Gewässer. Es scheint, als hätte sich der Himmel gegen sie verschworen. Die Liebenden kämpfen. Nicht immer mehr miteinander. Ihre Existenz in Miami steht auf der Kippe. Es entflammt ein explosiver Rosenkrieg! Bei einem amourösen Ausflug nach New York erliegt die Rose einer Verführung. Woolf rächt sich mit Zerstörung ihrer Lebensgrundlage. In der Liebe und im Krieg sind schließlich alle Mittel erlaubt.
SpracheDeutsch
HerausgeberN. Rose Verlag
Erscheinungsdatum1. Sept. 2016
ISBN9783981880786
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    Buchvorschau

    Das Liebesverbrechen - Nicole Rose

    GRAUZONE

    DIE WELT ZU FÜSSEN?

    Der Ozean glitzerte so verführerisch wie ein Meer aus Rohdiamanten. Er versprach Ruhm und Reichtum. Die Welt lag ihnen zu Füßen. Der Himmel war so grenzenlos wie ihre Möglichkeiten, in dieser Wahnsinnsliebe und dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten das ganz große Glück zu finden. Gleich groß war allerdings die Gefahr, dass sie geradewegs auf ein Desaster zusteuerten. Die Flügel des Fliegers senkten sich. Der Pilot nahm Anflug auf den Flughafen von Miami …

    Erfolg oder Misserfolg? Glück oder Unglück? Aufstieg oder Absturz? Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Wüssten wir es, würden Wege nicht beschritten, Geschichten nicht geschrieben und Träume nicht zu Wirklichkeit werden … Das Lied, das wir für unser Leben komponieren, stimmt nicht immer mit der Melodie des Schicksals überein. Zwischen Tragödie und Komödie liegt oft nur ein schmaler Grat. Sind wir wirklich unseres Glückes Schmied? Oder überschätzen wir unsere Macht? Woher können wir tatsächlich wissen, welcher Schritt in höchste Höhen und welcher Tritt in ein tiefes Tal der Tränen führen wird? Man kann eine Entscheidung nicht verifizieren oder falsifizieren. Die unterschiedlichen Entwicklungen sind weder vorhersehbar noch vergleichbar. „Was wäre wenn?" ist eine Frage ohne Antwort! Und manchmal sind es gerade die steinigen Wege, die zu uns selbst führen!

    Nikki kuschelte sich Trost suchend in die Arme des Woolfs. Vorsichtig. Damit die Drei-Wetter-Taft-Turm-Frisur nicht ruiniert wurde. Sie suchte Schutz. Ausgerechnet bei Mister Desaster persönlich. Ein naives Lächeln voll Liebe und Zutrauen erstrahlte auf ihren heute himbeerfarbenen Rosenlippen. An der Seite ihres Geliebten fühlte sie sich unbesiegbar. Ganz anders stand es um die Gefühlswelt ihres Gemahls. Woolf starrte sinnierend aus dem Fenster. Er hatte sich in düstersten Fantasien verloren. Die Inventur seines Daseins ergab keinen Sieg. Sie zeigte eine GRANDE CATASTROPHE! Die Schmähungen des Aufenthalts in Deutschland setzten ihm derb zu. Das Leben hatte ihm die Rechnung serviert. Sie war blutrot. Seine Söhne hatten ihn verraten. Sein Ex-Weib wollte ihn im Knast sehen. Er war ein abhängiger Appendix seiner Rose. Ein Gefangener in den Fallstricken der Ehe. Gebändigt und gezähmt wie ein Säbelzahntiger im Zoo. Ein Rochen mit giftigem Stachel im Aquarium. Mit nur einem Opfer, das er stechen konnte … Aggressiv blickte er auf das Rosenköpfchen hinab. Das Böse in uns trifft stets unsere Liebsten! Das Gift in Woolfs Blut pochte in seinen Adern. Seine gewalttätigen Gedanken rauschten wie ein ICE auf Speed durch die Gleise seines Gehirns. Begleitet vom spöttischen Gesang der Pleitegeier! Er hörte sie laut und hämisch singen. „Hahahaha!" Die Melodie des Spottes klang schäbig. Woolf war euphorisch in seiner Wut. Er hatte die Arschkarte des Universums gezogen! Sein Schicksal war die reinste Schikane! Er hatte keine Mittel mehr, sich zu wehren. Er war fünfzig und so grau wie ein Grab. Fazit seines Lebens: komplettes Versagen! Er war ein Wrack von einem Mann. Innerlich und zunehmend auch äußerlich! Der Blick in den Spiegel der kleinen Klokabine zeigte einen müden, ausgelaugten Schatten von Mann, zunehmend eine Karikatur seiner selbst. Die Spurrinnen in seinem vormals jungenhaften Gesicht wurden zu tiefen Gräben. Sein Mundschlitz war so schmal und blutleer wie ein Bleistiftstrich. Woolfs Selbstbild als King of Rock & Schmied seines Lebensglücks hatte noch nie so wenig Bezug zur Realität gehabt! Optisch wäre er als eine Keith-Richards-Parodie für Arme durchgegangen! Qua Falten und Furchen und grauen Gitarrendrahtlocken konnte er ihm durchaus Konkurrenz machen. Bezüglich der harten Währung von Ruhm und Reichtum jedoch? Erfolg und Anerkennung? Fehlanzeige! Sein Versagen war nicht mehr zu verdecken! Vor nichts und niemandem! Das war unerträglich! Warum hatte Keith Richards in der Lotterie des Lebens den Sechser gezogen? Und er wieder und wieder und wieder die Niete? Seine Bestandsaufnahme war erniedrigend. Sein Lebenskonto war in allen Belangen überzogen. In ihm brodelte der pure Hass! Whisky und Koks steigerten dieses Gefühl ins Unerträgliche.

    Der Flug war lange und nervenzehrend. Die Zeit zog sich wie nasser Zement. Seine Leber schrie nach Alkohol. Seine Lunge gierte nach Nikotin. Sogar sein teerreicher Treibstoff wurde rar. Zigaretten musste er wohl bald wieder rationieren. Drogen schon seit Langem. Rock ’n’ Roll Lifestyle? Fehlanzeige. Und das im Leben des KING OF ROCK!?! Was war mit Sex? Den Groupies? Erotischer Ekstase? Seit er Nikki kannte, war er monogam und beschränkte sich auf „Blümchensex". Ausschließlich mit der EIGENEN EHEFRAU. Er blickte zornig auf das naive, rosige Geschöpf, das unter dem beschützenden Schild der Drei-Wetter-Taft-Frisur vertrauensvoll in seinen Armen schlummerte. Ihre Unschuld stachelte seinen Zorn an. Doch sogar Woolf war noch nicht vollständig zum Eisklotz mutiert. Ihr verletzlicher und rührender Anblick stach ihm trotz allem Zorn ins Herz. Auch sein Gewissen war noch nicht gänzlich betäubt. Vorwürfe, schwer wie Steine, belasteten ihn. Selbsterkenntnis blitzte durch den Nebel der reichlich konsumierten Betäubungsmittel. Er war dabei, es wieder einmal zu versauen. Das Leben hatte ihm eine dritte Chance und Ehefrau geschenkt. Doch auch diese wahre Liebe hatte tiefe Risse bekommen. Er ahnte: Er würde sein Kräbbchen nicht halten können. Er würde sie, wie alle anderen zuvor, verlieren! In seiner Vorstellung sah er das Zerwürfnis voraus. Sah seine Rose auf High Heels mit gepacktem Koffer aus seinem Leben spazieren … Das durfte nicht geschehen! Er ballte die Faust und fluchte zum Himmel. Der Cocktail seiner Gefühle war gemeingefährlich und ließ keine klaren Gedanken mehr zu! Nur noch einen Vorsatz! ER WÜRDE SEINEN HIGHWAY TO HELL IN EINE STAIRWAY TO HEAVEN VERWANDELN!

    In Woolfs Kopf kribbelte es, als feierte ein Dutzend Wespen darin eine exzessive Party! Selbstverständlich all inclusive: Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll! Seine Gitarrendrahtlocken standen elektrisiert zu Berge. Er war auf Krawall gebürstet. Er hob den Mittelfinger obszön in die Luft. Ja! Er würde dem Schicksal den Stinkefinger zeigen! Er starrte seine Rose an. Stupste sie unzart. Wollte sie wecken. Sie musste ihren Deal mit ihm, dem Devil, erneuern. Doch seine hingebungsvoll an ihn gekuschelte Rose war verloren im Nirwana eines rauschhaften Schlafs. Sie war deutlich angeschlagen. Ihr Erbe war so gut wie verjubelt. Die berufliche Karriere war durch die Metzgermeister von Armada und sein kriminelles Zutun gefährdet. Ihre Existenz in Miami stand auf dem Spiel. Da half nur noch eines: Betäubung der Betrübnis! Ihr zierlicher Körper war durch die großen Sorgen und den reichlich genossenen Weißwein auf der Reservebank zwischengelagert. Sie schwelgte in den rosigen Wolken eines zuckersüßen Liebestraums. Atmete leise und lächelte schwärmerisch. „Ich bin ein Arschloch!", gestand Woolf sich in einem sehr seltenen Moment der schonungslosen Einsicht. Trotzdem hielt sie zu ihm. Voll Hingabe und Opferbereitschaft. Die Sonne schien durch das Fenster des Flugzeugs und zauberte eine Art Heiligenschein um die betonsichere Turmfrisur. Woolf knabberte, schwindelig vor Nikotinentzug, an seinen nach Asche schmeckenden Fingern. Er fühlte sich wie ein Foodie auf Nulldiät. Seine Beine fingen an zu zittern. Seine Kehle begann zu rasseln.

    Die ungemütliche Geräuschkulisse weckte die Rose aus dem Tiefschlaf. Sie sah verträumt auf und blickte ihn verliebt an. Sobald sie sein vertrautes Profil erkannte, setzte der Weichzeichner der Gefühlsverblendung ein. Sie sah das Gute in ihm. Aber sie fühlte auch den lauernden Abgrund. Sie wusste, wie schmal der Grat dazwischen war. Die nächsten Wochen würden entscheiden, ob ihre Liebesgeschichte ein Happy End feiern durfte. Oder ob sie gnadenlos scheiterte. Sie seufzte. Das durfte sie nicht zulassen! Nach wie vor war die willensstarke Rose felsenfest entschlossen, alles Menschenmögliche zu tun, um ihr Liebesglück zu retten. Ihre Gefühle zu Woolf waren so tief wie ein Fluss. Einmal darin versunken, war das Wiederauftauchen eine schier übermenschliche Kraftanstrengung für Körper und Seele. Eine Zerreißprobe des Herzens! „Woolf, ich liebe dich!, hauchte sie in Richtung seiner grauen Schläfen! Sie verliehen selbst dem rüden Rocker eine vornehme Aura und würdevolle Ausstrahlung. Er musste doch halten, was sein Aussehen und seine Ansagen versprachen?! Ihr unverwüstlicher Glaube an das Gute gewann. „Piece of mind, Zuversicht und Müdigkeit überfielen sie erneut. „Es wird schon alles gut gehen!", murmelte sie ihr Lebenscredo. Dann kuschelte sie sich zärtlich an ihn und schlummerte erneut ein.

    Woolf hingegen bebte vor Aggression. Das Liebesgeständnis der Rose verstärkte seine Verzweiflung. Die Liebe der Rose, die stets so leicht, lieblich und komfortabel gewesen war, fing an, schwer auf ihm zu lasten. Er sah keinen Ausweg mehr aus dem Labyrinth, in das ihn seine Lebenslügen verstrickt hatten. Es wurde eng! Von Luft und Liebe alleine konnten sie nicht leben. Seine Unfähigkeit, qua Disziplin, Anstrengung und dem gewissen Quentchen Glück mit seinem musikalischen Talent seine grandiosen Lebensvorstellungen zu finanzieren, war sein Lebensfluch! Immer und immer wieder hielt ihm sein Schicksal die Rose vor die Nase. Und zog sie ihm wieder weg. Er stieß die Personifizierung seines Lebensfluchs entschieden von sich und rappelte sich zum Sitzriesen auf. Er war der Meister der Illusion. Auch körperlich! Sein Oberkörper war zu Ungunsten seiner Beine deutlich überproportioniert. Er machte mehr her als er war. Das musste er endlich umkehren! Sein Leben musste sich ändern, und zwar jetzt sofort. Er legte seine Schuldgefühle ad acta und ließ den Hass auf sein Leben gedanklich an der Rose aus. Sie war als Schuldenbock bestens geeignet! War SIE nicht seine MANAGERIN? Keinen Cent hatte sie ihm bislang eingebracht!!! Er spuckte auf sie hinunter. Alles musste man selbst machen! Es war Zeit, zum Angriff überzugehen! Er brauchte einen Schlachtplan! ACTION!

    Woolf steigerte sich in Rage! HELLO!!! Er war ein Rocker. Kein Liebeskasper! „Money for nothing and the chicks for free!" DAS war seine Religion! Er brauchte Alkohol. Weiber. Drogen! Er sah sich suchend um. Und fand zumindest einen Dienstboten für seine durstige Kehle! „Du schwule Saftschubse. Her mit dem Whisky!", rief er lauthals grölend den schnuckeligen Steward herbei! Der seufzte schwärmerisch. Dieser Typ war in seiner aggressiven Männlichkeit so was von sexy. Er kredenzte ihm einen doppelten Johnny Walkman und blieb mit dem Nachschub in der Nähe. Woolf legte nach. Seine Kehle war ein Fass ohne Boden. Er kippte den Whisky. Auf Ex. Noch einen. Und noch einen. Starr blickte er, vom scharfen Alkohol süß benebelt, um sich. Nichts als Fettsäcke im Flieger! Alle verfressen und verweichlicht! Angewidert beobachtete er, wie sich die Meute das gerade servierte Frühstück in die Bäuche stopfte. Er war auf Flüssignahrungsdiät! Er gönnte sich einen weiteren Whisky. Der wärmte die Kehle und befeuerte seine Gedanken. Er schloss die Augen und sank in einen Wachtraum. Der katapultierte ihn dahin, wo er hingehörte. Auf die Bühne. In die Royal Albert Hall. Wohin sonst?

    Er stand breitbeinig vor einem Millionenpublikum und entlockte seiner blutroten Ferrari-Gitarre orgiastische Töne. Er war begeistert von sich. Optisch. Olfaktorisch. Ohrenbetäubend. Er sah aus wie Alice Cooper im legendären „Poison"-Video. Schwarze Lederhosen mit mächtiger, nietengeschmückter Ausbuchtung vor der Leibesmitte. Sein schnittiger Schwengel stand schon wieder sexbereit senkrecht in die Höhe. Seine Pistole war schussfertig wie stets! Sein offenes Flatterhemd offenbarte die haarlose Brust geölt und geschwellt. Lange, engelsweiche blonde Locken rieselten an seinem langen Gesicht hinab. Die grauen Gitarrendrahtlocken waren von gestern. Dafür krönte ein fescher weißer Cowboyhut sein Haupt. Er verlieh seinem spitzen Gesicht etwas von einer Eidechse. Sein Look wurde vervollständigt durch die ultimativ coole, verspiegelte Sonnenbrille, hinter der er seine eisgrauen Augen versteckte. Die Fenster zu seiner Seele waren verschlossen. An den Füßen wurde sein King-of-Rock-Look perfektioniert durch zur Ferrari-Gitarre passende, blutrote Schlangenlederstiefel. Im Mundwinkel durfte die unvermeidliche Zigarette natürlich nicht fehlen! Er roch nach Opium für den Ochsen, Zigaretten und Whisky. Woolf war bei sich angekommen! Er entsprach einer explosiven Mischung aus Keith Richards, Richie Schwarzmoor und Udo Lindenstange. Der King of Rock war gelandet! Er hieb in die Saiten seiner Gitarre. Torkelte grölend über die Bühne. Gequältes Gejammer überflutete die ehrenwerte Konzerthalle. Jetzt fühlte Woolf sich unbesiegbar. Frenetischer Beifall begleitete den OHRENKREBS, den die malträtierte Gitarre verursachte. Kreischende Groupies warfen ihm ihre Höschen zu. Die Meute vergötterte ihn! Er war im ultimativen Rockstar-Himmel angekommen.

    Woolf ergötzte sich an seinem Wunschtraum. Er grinste mit geblecktem Iggy-Pop-Gebiss angewidert auf seine Fans hinunter und hielt dem Volk seinen Stinkefinger entgegen. Absurderweise schmeckte die Befriedigung schnell schal. Wie ein Orgasmus, dessen Wirkung allzu schnell verpufft. Wie eine Mahlzeit, die man ersehnt und hinuntergeschlungen hat. Um sie dann wieder auszukotzen. Er brauchte nachhaltigere Genugtuung. Er gierte nach Rache! Dieses Publikum war peinlich! Alles Arschlöcher! Erst hatten sie ihn ignoriert, dann belacht, dann bekämpft. Jetzt krochen sie ihm in den Allerwertesten! Er würde ihnen ALLES heimzahlen. Die lebenslangen Enttäuschungen und Entsagungen, die er fünf Jahrzehnte lang hatte ertragen müssen, schmeckten bitterer als Galle. Er brauchte größeres Kino! Gewalt war seine Rache! Zerstörung sein Ziel! Mit geblecktem Gebiss grinste er ins Publikum. In der Sonnenbrille spiegelte sich die frenetische Fangemeinde. Na wartet! Denen würde er zeigen, wie wenig sie ihm wert waren. Woolf entzündete ein zehn Zentimeter langes Zigarren-Zündholz. Hielt es an seine Gitarre und wartete, dass sie entflammte. Doch die Gitarre war zäh. Er brauchte Verstärkung! Der hochprozentige Whisky aus seinem Flachmann war der perfekte Kraftstoff für seinen Fidibus. Fender und Feuer vereinigten sich explosiv. Seine Gitarre stand blitzschnell in Flammen. Er fuchtelte panisch mit den Armen. Bloß nicht persönlich Feuer fangen … Dann schleuderte er das brennende Instrument ins Publikum. Er lächelte sardonisch. Richie Schwarzmoor hätte es seinen Fans nicht teuflischer besorgen können. Er traf mehrere Häupter an vorderster Front. Deren im Stil der 80er Jahre gestylte Vornekurzhintenlang-Frisuren voller Haarspray brannten bereitwillig. Die Flammen vermehrten und verbreiteten sich sekundenschnell in der eng gefüllten Konzerthalle. Panik verbreitete sich beim Mob. Verzweifelte Fluchtversuche scheiterten. Die schweren Tore der Konzerthalle waren verschlossen. Zusätzlich versperrten gigantische Muskelberge von Türstehern den Weg. Die Situation eskalierte. Woolf, ganz Zeremonienmeister der Zerstörung, genoss das Schauspiel von der Bühne aus. „HARHARHARHARHAR! Jetzt wisst ihr, mit wem ihr es zu tun habt! Darf ich vorstellen: Woolf Barzokka. Der Teufel persönlich! Mich vergesst ihr nie mehr!" Er verbeugte sich zutiefst. Wankte von der Bühne. Jetzt war klar, wer der Herrscher war! Und wer die Untertanen … Die Ausübung seiner Macht belohnte ihn mit einer rauschhaften Ausschüttung an Endorphinen, einem vulkanischen Orgasmus.

    Woolf erwachte und fand sich im unkomfortablen Economy-Sitz des Fliegers wieder. Ein See aus Sperma breitete sich unter seinem Gesäß aus. Er hatte einen kolossalen Brand. Die phantasievolle Anstrengung seines musikalischen Rachefeldzugs hatte ihn durstig gemacht. Die Flammen in seiner Seele mussten gelöscht werden. Er rief den Steward herbei. Der war in der Nähe geblieben und schenkte dem sexy Rockstar großzügig Nachschub ein. Was ein Mann! Sehnsüchtig starrte der schwule Steward auf den halb geöffneten Hosenschlitz mit den ungebremsten Spuren der Leidenschaft. Er schluckte sehnsüchtig. „Gluckgluckgluck". Woolf genoss die Wärme des Feuerwassers, das durch die Kehle in seinen Magen schoss. Kaum hatte er das Glas geleert, leuchteten die Anschnallzeichen auf. Der Steward verabschiedete sich seufzend und schubste sein Wägelchen gen Küche. Schon setzte der Flieger zur Landung an. RUMS! Das Flugzeug sprang amateurhaft auf die Landebahn. Peinlicherweise outete sich das klatschende Publikum auch noch als ein Haufen Flugamateure. Das ging ja gar nicht! Woolf zog die Sonnenbrille von Vernaschmich aus der Tasche seines Designer-Sakkos und schirmte sich vor den blendenden Sonnenstrahlen ab, mit denen Miami ihn zurückempfing. Endlich mit Visum. Finally Free. Es gab kein Stoppzeichen mehr auf seinem Schicksals-Highway!

    EIFERSÜCHTIG AUF EINE ZIGARETTE

    Auch die Rose erwachte „geschüttelt, nicht gerührt" aus dem Dämmerzustand des Wunschträumens. Gerade noch hatte sie sich ausgemalt, wie sie und Woolf gemeinsam glücklich und erfolgreich ihr Musik-Millionärsleben in Miami zelebrierten. Sie liefen Händchen haltend in den Sonnenuntergang. Unter einem farbenprächtigen Regenbogen hindurch, der wie eine Himmelsbrücke ins Glück funkelte. Aus ihrem Wunsch war Wirklichkeit geworden! Nikki reckte den betörten Kopf in die Luft. Sie würde ALLES dafür tun und geben, ihren Liebestraum wahrzumachen! Sehnsüchtig wanderte ihr Blick zum vergötterten Gemahl. Sie hatten es geschafft! Sie waren zurück in Miami. Mit einem Fünf-Jahres-Business-Visum in der Tasche. Nichts mehr konnte ihnen passieren! Sie hatten das Schicksal im Sack! Spielerisch wanderten ihre Finger über sein Gesicht, seinen langen Oberkörper in Richtung seiner verführerischen Leibesmitte. Wenn die Rose liebte, dann liebte sie. Abenteuerlustig. Bedingungslos. Mit ganzem Einsatz von Herz, Körper und Geist. Voll Zärtlichkeit, Hingabe und Leidenschaft. Ein strahlendes Lächeln zog ihre rosigen Lippen von einem Ohr zum anderen. Ihre hellgrünen Augen funkelten frech. Das Lächeln, mit dem sie Tote zum Leben erwecken konnte, erhellte ihr sinnliches Gesicht. Apropos Tote zum Leben erwecken … Da war doch noch was?! Die Rose wurde sinnlich. Die gierigen Blicke der Passagiere, die bereits ungeduldig aufgesprungen waren, ignorierte sie. Sehnsüchtig krabbelten ihre Finger über den halb geöffneten Reißverschluss seiner Vernaschmich-Anzughose und streichelten neckend die Spitze seines fleischlichen Zepters. Liebevoll und mit sinnlicher Konzentration. Doch Woolf war weder nach Zärtlichkeit noch Sex. Sondern nach Nikotin! Er schnippte ihre zärtlichen Finger fort und

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