Missgeschicke: Dreiundzwanzig fatale Geschichten
Von Yupag Chinasky
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Über dieses E-Book
KETTENBRÜCKE: Die Nacht war schön und lau, als er sein Geld in die Donau flattern ließ, dann in die Hotelbar ging und zu sah, wie ein fetter Arsch ein Bündel Banknoten in Flammen aufgehen ließ.
EINKAUFSPARADIES: Überall in der Stadt hingen Plakate, die Presse war voll mit wohlwollenden Artikeln und im lokalen Fernsehen und Radio kamen euphorische Vorabberichte. Am Donnerstag, dem 1. Juli, wird das neue Einkaufsparadies eröffnet. Für ihn würde dort kein Platz sein, das wusste er.
JESUS LEBT DICH: Jesus liebt dich, sagte der junge Mann im schwarzen Anzug. Aber er hatte die Nase von allem gestrichen voll. Er wollte weder Jesus noch Paradies noch Erlösung, sondern nur seine Ruhe und immer dringender ein Klo.
DIE AFRIKANISCHEN SCHWESTERN: Er sah sie zum ersten Mal im Kaufhaus, auf der Rolltreppe, ihr rasanter Hintern direkt vor seiner Nase. Er ahnte nicht, was sich aus dieser Begegnung alles entwickeln würde.
DIE BRUSTSCHWIMMERIN: Jeden Freitag beobachtete er sie, wie sie sich ganz entspannt im warmen Wasser aalte, aber er wusste, dass sie Leistungssport betrieb und das brachte ihn auf eine fatale Idee.
DER LUSTBEAMER: Eine Frau mit den Strahlen eines Handys liebestoll zu machen, der Traum jedes Machos, aber er war Wissenschaftler und kurz vor einer Erfindung, die die Welt verändern würde, so wie damals Viagra.
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Buchvorschau
Missgeschicke - Yupag Chinasky
Inhaltsverzeichnis
Missgeschicke
Übersicht
Beachvolleyball
Animalische Komplikationen
Der Bunker
Ein Desaster
Jetzt fahr’n wir über'n See
Kettenbrücke
Einkaufsparadies
Jesus liebt dich
Nothalt
Killbilly
Kur mit Schatten
Hotel mit Meeresblick
Ramstein
Die Bombe
Monsterfisch
Die Hunde von der Friesenheimer Insel
Rattenmord
Passwortschutz
Hundeklau
Ein alter Freund
Eine Verbündete
Der Augenblick der Wahrheit
Das Schloss
Der Fall
Ein Fall von Geringfügigkeit
Hundert Meter
Die afrikanischen Schwestern
Die Brustschwimmerin
Der Lustbeamer
Im Café
Im Hotel
Ernüchterung und rosige Zukunft
Weitere Bücher des Autors
Missgeschicke
Dreiundzwanzig fatale Geschichten
Yupag Chinasky
2018
erschienen bei epubli Berlin
Copyright Udo Pagga 2018
upag@hotmail.de
Übersicht
Geschichten von Missgeschicken, die passieren können, wenn man sich zu sehr in eine Sache hineinsteigert oder sie zu sehr ablehnt, wenn man zu egoistisch oder unbedacht handelt. Ereignissen, die seltsam sind und oft tragisch enden oder die einfach nur passieren, weil man sie nicht vermeiden kann – Schicksal eben.
BEACHVOLLEYBALL: Der Wunsch beim Volleyball mitzuspielen wurde ganz maßgeblich durch den Anblick einer jungen Frau genährt, die den auffälligsten Tupfer in der bunten Mischung bildete. Sie war wie ein großer, rosaroter Ball, der ständig hin und her hüpfte, auf und nieder sprang, über das Feld wuselte und sich deutlich sowohl optisch, von ihrem Aussehen, als auch akustisch, durch ihre ständigen lauten Rufe, von den Mitspielern abhob.
ANIMALISCHE KOMPLIKATIONEN: Er hatte Indien bisher gemieden. Indien? Nein, das musste nicht sein! Doch dann kam ganz plötzlich die Erkenntnis, wenn nicht jetzt, dann nie und er buchte eine Indienreise. Drei Wochen mit Mietwagen und Fahrer durch Südindien. Er hätte mit seiner Reise sehr zufrieden sein können, wenn da nicht diese Viecher gewesen wären.
DER BUNKER: Der Junge und das Mädchen entdecken einen verlassenen Bunker in einem Steinbruch. Er bietet sich an zum ungestörten Küssen und zum abenteuerlichen Erkunden. Doch sie wären besser nicht hineingegangen, denn hier begann das Ende ihrer Liebe.
EIN DESASTER: Die Überraschung stand G. im Gesicht geschrieben, als er die Haustür öffnete. Der Besuch kam nicht nur unerwartet, sondern auch ungelegen, wie er ihnen bei einem Glas Sprudel im Wohnzimmer eröffnete. Doch sie blieben und G. würde diesen Abend nie mehr vergessen können.
JETZT FAR'N WIR ÜBER'N SEE: Ein Mann und eine Frau trachten danach, voneinander los zu kommen. Eine Bootsfahrt, die in eine Nebelwand führt, bringt die Entscheidung.
KETTENBRÜCKE: Die Nacht war schön und lau, als er sein Geld in die Donau flattern ließ, dann in die Hotelbar ging und zu sah, wie ein fetter Arsch ein Bündel Banknoten in Flammen aufgehen ließ.
EINKAUFSPARADIES: Überall in der Stadt hingen Plakate, die Presse war voll mit wohlwollenden Artikeln und im lokalen Fernsehen und Radio kamen euphorische Vorabberichte. Am Donnerstag, dem 1. Juli, wird das neue Einkaufsparadies eröffnet. Für ihn würde dort kein Platz sein, das wusste er.
JESUS LEBT DICH: Jesus liebt dich, sagte der junge Mann im schwarzen Anzug. Aber er hatte die Nase von allem gestrichen voll. Er wollte weder Jesus noch Paradies noch Erlösung, sondern nur seine Ruhe und immer dringender ein Klo.
NOTHALT: Er sah, wie ein großes, schwarzes Cabriolet erstaunlich langsam auf den Nothalt zufuhr. Bis auf den Fahrer erhoben sich die Insassen aus ihren Sitzen, winkten und johlten. Er, überrascht, dass ihn die fremden Leute so herzlich begrüßten, lächelte ihnen zu und hob eine Hand, um zurückzuwinken.
KILLBILLY: Diese verdammte Angst, die ihn schon sein ganzes Leben lang verfolgte und immer wieder ausbrach. Angst vor der Dunkelheit, vor schwierigen Situationen, vor fremden Menschen und nicht zuletzt vor vermeintlich gefährlichen Tieren. Diese Angst wurde immer stärker, je näher der Hund auf ihn zu schwamm.
KUR MIT SCHATTEN: Er hatte schon nach wenigen Tagen Reha vollauf genug. Doch dann lernte er die schöne Bademeisterin kennen und musste anschließen seine Kur verlängern, aber aus einem ganz anderen Grund, als er gedacht hatte.
HOTEL MIT MEERESBLICK: Eine seiner schlechten Angewohnheiten war es, jeden Bissen mit einem kräftigen Schluck Wein hinunter zu spülen. Ein Zeichen mangelnder Manieren, oder ein todsicheres Mittel die Aromen der Speisen und das Bouquet des Weins zur optimalen Geschmacksentfaltung zu bringen? Jedenfalls ein todsicheres Mittel.
RAMSTEIN: Als sein Fotoclub zu dem Flugtag der Amerikaner nach Ramstein ging, beteiligte er sich. Um 15.44 geschah das tragische Unglück. Um 15.43 war er mit seinem Söhnchen noch genau an der Stelle gewesen, wo die meisten Menschen sta: rben.
DIE BOMBE: Im Jahr 1967 brauchte er für seine Studentenbude eine stabile Buchstütze, ein Kumpel, der auch bei der Bundeswehr gewesen war, gab sie ihm. 1974 entsorgte er das gute Ding über den Sperrmüll. Bombenexperten entschärften sie noch rechtzeitig.
MONSTERFISCH: Der riesige Fisch war ganz einfach zu groß für ihn. Er wollte es aber nicht einsehen und daher war das tragische Ende für beide unausweichlich.
DIE HUNDE VON DER FRIESENHEIMER INSEL: In einem Speziallabor der größten Chemiefirma der Welt ereignen sich rätselhafte Vorfälle. Ratten sterben, ein Password ist falsch, Hunde, die für wichtige Versuche vorgesehen sind, werden entführt. Dank eines geniales Plans wird der Schuldige auf frischer Tat gestellt.
DAS SCHLOSS: „Arschloch rief er dem Mädchen auf dem Fahrrad nach, laut und auf Deutsch. Dieses hielt an, setzte einen Fuß auf den Boden, drehte sich halb zu ihm um und rief genauso laut zurück „selber Arschloch
. Fünf Minuten später saßen sie in dem Tankstellenbistro, tranken Café au lait und aßen Croissants und das Mädchen lud ihn ein, sie im Schloss zu besuchen.
DER FALL: Nachdem er der Frau, die auf der Straße lag, geholfen hatte, hoffte er auf Anerkennung oder Dankbarkeit, doch stattdessen sah er nur Neugier, Ablehnung, Wut und Bosheit um sich herum. Eine Alte schrie, sehr laut, sehr hysterisch – Du hast sie berührt, du hast sie geküsst, du hast sie geschlagen, du wirst sie töten.
EIN FALL VON GERINGFÜGIGKEIT: Endlich war er fertig und die Schwester sagte: wonderful honey, you are great. Jetzt brauche ich nur noch eine Kreditkarte. Wir brauchen Sicherheit, you know, es kommen viele, die kein Geld haben und dann bleiben wir auf den Kosten sitzen. Kreditkarte oder 100 Dollar cash. I hope you understand.
HUNDERT METER: Er wollte nur noch ein paar Bilder am Strand machen, während sie im Hotel wartete. Nur hundert Meter entfernt vom rettenden Hoteleingang geschah das Unfassbare.
DIE AFRIKANISCHEN SCHWESTERN: Er sah sie zum ersten Mal im Kaufhaus, auf der Rolltreppe, ihr rasanter Hintern direkt vor seiner Nase. Er ahnte nicht, was sich aus dieser Begegnung alles entwickeln würde.
DIE BRUSTSCHWIMMERIN: Jeden Freitag beobachtete er sie, wie sie sich ganz entspannt im warmen Wasser aalte, aber er wusste, dass sie Leistungssport betrieb und das brachte ihn auf eine fatale Idee.
DER LUSTBEAMER: Eine Frau mit den Strahlen eines Handys liebestoll zu machen, der Traum jedes Machos, aber er war Wissenschaftler und kurz vor einer Erfindung, die die Welt verändern würde, so wie damals Viagra.
Beachvolleyball
„Punkt!"
„Wechsel!"
„Pass doch auf!"
„Aufschlag!"
„Block, ihr müsst besser blocken!"
„Touche, gilt nicht! Gilt doch, ich war nicht dran!"
„Der Ball war eindeutig im Aus!"
„Satzball"
Die Rufe und Kommandos schallten zu ihm herüber. Dazwischen Gelächter, Freudenschreie, enttäuschtes Aufstöhnen. Er lag im Schatten der hohen Pappeln und konnte sich auf „Das sexuelle Leben der Catherine M." nicht mehr konzentrieren, seit die Gruppe angefangen hatte, Volleyball zu spielen. Er stützte sich auf seine Ellenbogen und beobachtete die jungen Leute, in der Mehrzahl Männer, aber auch zwei, drei Frauen, die auf dem aufgeschütteten Sand herumhüpften und sich freiwillig dem Staub und der prallen Sonne aussetzten. Sie spielten nicht besonders gut, aber auch nicht wirklich schlecht, durchschnittliche Freizeitvolleyballer, die sich am Sonntag Nachmittag im Strandbad getroffen hatten. Lesen ging nicht mehr, dafür zuschauen. Um das Geschehen besser verfolgen zu können, setzte er sich und lehnte sich an einen der Baumstämme. Es waren, wie fast immer, nicht genügend Leute da, um zwei komplette Mannschaften zu bilden und langsam, aber stetig kam in ihm der Wunsch auf, mitzuspielen. Dieser Wunsch wurde ganz maßgeblich durch den Anblick einer jungen Frau genährt, die den auffälligsten Tupfer in der bunten Mischung bildete. Sie war wie ein großer, rosaroter Ball, der ständig hin und her hüpfte, auf und nieder sprang, über das Feld wuselte und sich deutlich sowohl optisch, von ihrem Aussehen, als auch akustisch, durch ihre ständigen lauten Rufe, von den Mitspielern abhob. Rosaroter Ball deshalb, weil ein sehr kompakter, sehr kurviger, partiell wabbeliger, insgesamt aber straffer Körper in einem sehr kurzen, sehr engen rosaroten Kleid steckte, das nichts von den Kurven und Rundungen, den Hügeln und Tälern ihrer Statur verbarg. Ihre Oberschenkel waren fest Säulen, die sich durch nichts erschüttern ließen, ihre Hüften und der Po bildeten den stabilen Kern der Kugel, ihr ansehnlicher, ständig hüpfender Busen waren die ausgleichende Schwungmasse, um das Gleichgewicht zu halten und ihre kurzen, stämmigen Arme mit den Patschhänden waren unentwegt bemüht, den Ball, wenn er in ihre Nähe kam, zu baggern, zu schlagen und zu pritschen. Die Formen ihres Körpers zeichneten sich bis in kleine Details auf dem rosa Kleidchen ab, sowohl in den statischen Momenten, in denen sie nur da stand und auf den Ball wartete als auch in den dynamischen Phasen, wenn sie hektisch in das aktuelle Spielgeschehen eingriff. Man sah deutlich in der Mitte des leicht vor gewölbten Bauchs die Delle des Bauchnabel, auf den Halbkugeln ihrer Brüste die aufgerichteten Brustwarzen und am Ende des Rückens den Beginn der Falte, die ihre breiten Pobacken teilte, die im weiteren Verlauf durch den schmalen Stoffrest ihres Minikleids verborgen wurde. Sie war, so schätzte er aus der mäßigen Ferne, in der er sich befand, so gegen Ende zwanzig, drall und kompakt, aber durchaus schnell und beweglich. Ihre schöne, gebräunte Haut, von der man viel sah - Beine, Arme, Ausschnitt, Gesicht - befand sich in farblich perfekter Harmonie mit diesem kurzen, rosaroten Kleid. Ihr Gesicht war leider nur mäßig hübsch. Es war nicht gerade das wichtigste Pfund, mit dem sie wuchern konnte, aber hässlich war es beileibe auch nicht, nur etwas zu breit, zu flach, zu gemütlich. Eine Prise Frechheit hätte ihm gut getan. Das Bild einer auf ihre Weise attraktiven Frau wurde durch die dicken, dunkelblonden Haare abgerundet, die zu einem Pferdeschwanz gebunden waren, der ständig wippte, egal was sie tat. Er verguckte sich in sie in dem selben Moment, in dem er sie sah und so war es ganz natürlich, dass er nach einer Weile des Beobachtens beschloss, sich an diese Frau heranzumachen, sie kennen zu lernen, um sie noch heute, an diesem schönen, sonnigen Tag, abzuschleppen. Wenn er das geschafft hätte, und dass er es schaffen würde, daran hegte er nicht den geringsten Zweifel, dann könnte er sich noch am selben Abend mit diesem rundum drallen, straffen Körper aus nächster Nähe befassen, im wahrsten Sinne des Wortes befassen, diese braune Haut streicheln, die Kurven und Rundungen ertasten und die Wärme spüren und genießen, wenn sie sich schlussendlich lustvoll aneinander schmiegen würden. Er wartete nicht länger, stand auf, schlenderte zu der Gruppe und wurde, nachdem der laufende Satz beendet war, als neuer Mitspieler gern aufgenommen.
Weil er der Gegenmannschaft der Rosaroten zugeteilt worden war, konnte er sie nun eingehend studieren. Majena, der Name wurde von den anderen in kritischen und euphorischen Situationen, das heißt nahezu ständig, gerufen, Majena machte öfters als die anderen einen Fehler, verpasste fast jede Annahme, vermasselte jeden zweiten Aufschlag und beim Block war sie, wegen ihrer Körpergröße, ein totaler Ausfall. Es lag nicht selten an ihr, dass seine, also ihre gegnerische Mannschaft punktete und dann musste sie sich Vorwürfe anhören, die sie jedoch lachend, mit einem hellen, kehligen Lachen, an sich abprallen ließ. Die meisten Vorwürfe kamen von einem Wladimir, einem schwarzhaarigen, bärtigen, griesgrämigen Typ, der in allem das Gegenteil von Majena war. Er war lang und hager, sah ungepflegt und unappetitlich aus und spielte sehr gut. Er blockte perfekt, nahm noch die unmöglichsten Bälle an, und wenn er eine Angabe machte, brachte diese seiner Mannschaft fast immer einen Punkt. Ohne Wladimir wäre das Team der Rosaroten auf verlorenem Posten gestanden.
Für ihn, den Neuzugang, war der Spielverlauf fast bedeutungslos. Er war ein mittelmäßiger Spieler, dem ab und zu etwas Gutes gelang, der aber auch selten Anlass zur Enttäuschung bot, weil er das leistete, was die Mitspieler erwarteten und sich gut in ein Team einfügen konnte. Er wollte nicht brillieren, spielte daher oft selbstlos und mannschaftsdienlich. Das kam bei den Mitspielern gut an und er hatte durchaus Anteil, dass der Gegner immer wieder ins Hintertreffen geriet. Aber er hätte noch besser sein können. Seine Konzentration galt nicht den angeschnittenen Bällen, nicht der Blocksicherung und nicht dem effizienten Stellungsspiel, sie galt ausschließlich Majena und ihrem knappen rosa Kleid. Er stöhnte leise auf, wenn sie sich hochreckte und die Arme weit emporstreckte, um an einen Ball zu kommen. Er sah nur sie und nicht den Ball, wenn sie, bei einem ihrer vergeblichen Versuche zu blocken, einen viel zu kurzen Sprung am Netz wagte und alles an ihr bebte. Er achtete nicht mehr auf seine Mitspieler, wenn sie sich zur Ballannahme bereit machte: den Oberkörper vorgebeugt, die Arme vorgestreckt, den Po weit nach hinten gereckt. In diesen Situationen konnte sie ihre schwerste Waffe am effizientesten einsetzen und bei dem männlichen Teil der gegnerischen Mannschaft totale Verwirrung stiften. Wenn sie nämlich ihren formidablen, tiefen Ausschnitt dem Netz zu wandte und die Männer nur noch auf ihre beiden Halbkugeln, aber nicht mehr auf den Spielball achteten. Majena war, dank ihrer Anatomie und ihrer erotischen Ausstrahlung, die perfekte Ablenkungsmaschine. Die Spieler glotzten sie an und sahen nur noch Rosa, nur noch Rundungen, hüpfende, tanzende Brüste, eine wulstige Taille, breite Hüften und den deutlichen Bauch mit der Delle. Nur selten sahen sie in ihr angespanntes Gesicht, mit den hellen Augen und den fast fehlenden Brauen. Majena war, ehrlich gesagt, trotz ihrer eklatanten spielerischen Schwächen die effizienteste Spielerin ihrer Mannschaft. So manches Mal flog ein Ball, den einer der intensiven Gaffer noch gut hätte annehmen können, knapp neben ihm in den Sand und einige Bälle, die man problemlos hätte zurück schlagen können, landeten im Netz. Wenn Majena ihrerseits zum Schmettern ansetzte und einen kläglichen Hüpfer machte, drängte sich der Block überflüssigerweise dicht an das Netz, um ein Teilchen dieses magischen Körpers durch die Maschen hindurch zu berühren. Besonders faszinierend war es, wenn Majena immer und immer wieder und immer vergeblich versuchte, ihr kurzes Kleid etwas weiter nach unten zu ziehen, um ihre bordeauxrote Unterwäsche zu verbergen. Es war definitiv kein Bikini, den sie anhatte. Unten war es ein knappes Höschen mit bestickten Rändern, das man oft, sehr oft aufblitzen sah, oben ein knapper, mit Spitzen verzierter Büstenhalter, der ihren Busen in dem tief ausgeschnittenen rosa Kleid exzellent zur Geltung brachte - ihre Wunderwaffe.
Die meisten der Spieler in Majenas Team stammten aus einem osteuropäischen Land. Sie riefen sich auf Russisch oder Polnisch oder in irgendeiner anderen, ihm unbekannten slawischen Sprache Befehle, Flüche, Lob und Tadel zu, dazwischen tauchte sporadisch auch mal ein deutsches Wort auf. Am lautesten rief, am meisten zwitscherte und fast als Einzige lachte Majena ständig. Sie war nicht nur die Geheimwaffe zur Verwirrung des Gegners, sondern auch eine Motivationsbombe für die eigene Mannschaft. Sie war beständig lustig und sichtlich gut gelaunt und munterte ihre Mitspieler in verzweifelten Situationen immer wieder auf. Auf diese Weise gestaltete sie das Match, zwar ohne Ahnung von Taktik und Strategie und ohne spielerisches Können, allein durch ihre bloße Präsenz. Der letzte Satzball war erfolgreich, das Match entschieden, Majena jubelte. Die einen haderten, die anderen beglückwünschten sich. Man stand ein Weilchen zusammen, kritisierte einige Passagen, freute sich noch nachträglich über gelungene Spielzüge oder bedauerte verpasste Gelegenheiten. Der eine oder andere wurde für seine guten Einsätze gelobt und unterm Strich waren alle zufrieden. Alle waren auch müde, verstaubt und durstig und man ging gemeinsam zu dem Kiosk, das mit Reklametafeln für Eis, bunten Sonnenschirmen, Klappbänken und Brauereitischen zur Erholung einlud.
Er hatte, gleich nach Spielende, angefangen Majena anzubaggern, in dem er pausenlos auf sie einredete. Er lobte sie wegen der wenigen, erfolgreichen Aktionen, bewunderte ihre Flinkheit, rühmte ihr „überirdisches Reaktionsvermögen und bedankte sich, speziell bei ihr, dass er hatte mitspielen dürfen. Sie lachte, freute sich über seine Komplimente und antwortete in einem schwerfälligen Deutsch „ichch bin doch garr nicht gutt und das weißt du auch
. Am Kiosk fragte er sie, ob er ihr ein Wasser oder eine Limo oder ein Eis spendieren könne. Sie schüttelte den Kopf, schaute ihn schelmisch an und sagte „piwo. Er bestellte ihr ein Bier und für sich ein Wasser. Sie setzte die Flasche sofort an und trank sie fast auf einen Zug leer. Denn lächelte sie wieder und sagte: „Danke serr.
Er lächelte zurück und fragte, ob sie noch ein „piwo wolle, dabei starrte er unverhohlen auf ihre braune Haut mit den vielen kleinen Schweißperlen, auf den Pferdeschwanz, der endlich zur Ruhe gekommen war und natürlich auf ihre Rundungen und Wölbungen, auf ihren Ausschnitt, die kompakten Arme, die massiven Oberschenkel, den festen Po, dessen unteres Ende von dem rosaroten Kleid kaum verborgen wurde. Sie setzten sich auf eine der Brauereibänke und er rutschte immer dichter, immer näher an sie heran, bis er sich eng an sie schmiegte. Sie wollte ihn auf Distanz halten, aber das ging nicht, weil sie sonst von der Bank gefallen wäre. Sie konnte deshalb nicht vermeiden, dass er immer näher kam, aber sie schien auch nicht direkt etwas dagegen zu haben. Jedenfalls wehrte sie sich nicht deutlich, sagte nicht „nein, genug jetzt, bleib wo du bist
und suchte sich auch keinen anderen Sitzplatz. Im Gegenteil, nach einer Weile kokettierte sie und machte ihrem aficionado schöne Augen, gurrte und lachte kehlig. Auch den anderen, die sich um das Kiosk geschart hatten, konnte nicht entgangen sein, wie er sie anstarrte, anmachte, ja geradezu anhimmelte und weiter heftig auf sie einredete, um endlich die angestrebte abendliche Verabredung unter Dach und Fach zu bringen. Dabei legte er seine Hand wie unbeabsichtigt erst auf ihren Arm, dann um ihre Taille und sein Oberschenkel drückte fest den ihren.
Einem jedenfalls war das Gebalze nicht entgangen, aber er sagte nichts, dafür handelte er. Wladimir beobachtete eine Weile dies Treiben, dann stellte er die halbleere Bierflasche auf den Tisch, stand auf, baute sich vor den beiden Schäkernden auf und verpasste ohne Vorwarnung, ohne ein klärendes Wort, ohne eine Frage dem verliebten Geck einen Nasenstüber, der schon fast eine rechte Gerade war. Verblüfft starrte dieser seinen Gegner an, den er bis jetzt als solchen gar nicht wahrgenommen hatte und der sich nun um so eindringlicher und eindeutiger bemerkbar gemacht hatte. Mit den Worten „du Arsch, lass bloß deine dreckige Finger von diese Frau" packte er Majena bei der Hand, zerrte sie von der Bank hoch und sie machten sich, unter dem betretenen Schweigen der anderen, auf den Weg zu ihrem Liegeplatz. Majena sagte kein Wort, drehte sich nicht um, ihr Körper wackelte, als sie sich bemühte, Anschluss an den davon stürmenden Wladimir zu halten. Mit der freien Hand versuchte sie, mehrfach vergebens, ihr rosa Kleid nach unten zu ziehen.
Der Geschlagene saß perplex da, merkte dann, dass etwas aus seiner Nase lief, fasste hin, sah, dass seine Finger rot geworden waren. Er stand auf, ging wortlos zurück zu seinem Buch und seinen Sachen, kramte in der Hose nach einem Taschentuch, hielt es sich an die blutende Nase und verfluchte den Tag.
Animalische Komplikationen
Er hatte Indien bisher gemieden. Indien? Nein, das musste nicht sein! Die Menschenmassen, das Elend auf der Straße, das diskriminierende Kastenwesen, die wenigen unglaublich Reichen einerseits und die vielen, die absolut nichts haben. Dazu die verwirrende Religion mit ihren 30 Millionen Göttern, die fremdartige, für uns seltsame Kultur, die Unkenntnis über geschichtliche Zusammenhänge in diesem Raum, all das hatte ihn abgehalten, Indien als Reiseland überhaupt in Erwägung zu ziehen. Doch dann kam ganz plötzlich die Erkenntnis, wenn nicht jetzt, dann nie und er buchte eine Indienreise. Drei Wochen mit Mietwagen und Fahrer durch Südindien. Natürlich sah er Menschenmassen, beobachtete überfüllte Busse und Bahnen und wurde, wenn auch nur passiv, mit dem Wahnsinnsverkehr in den Städten konfrontiert. Auch das Elend und den Unrat auf den Straßen sah er, wenn dies auch, wie er von Reisebekanntschaften hörte, längst nicht so drastisch ausgeprägt war wie im Norden. Vom Kastenwesen bekam er gar nichts mit und die positiven Eindrücke der Religion und der Kultur überwogen. Er war sehr angetan von dem uralten kulturellen