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Western Doppelband 1030
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eBook266 Seiten3 Stunden

Western Doppelband 1030

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Western:



Pete Hackett: Sie traten das Gesetz mit Füßen

Pete Hackett: Carry - geliebt, gejagt und geächtet



Lance McLintock parierte sein Pferd und trieb es in den Schutz einer Gruppe von Büschen. Vor ihm lag die Thompson-Ranch im Sonnenglast. Soeben schwang sich Amos Thompson auf den Bock eines leichten Ranchwagens mit flachen Bordwänden. Unter der Tür des flachen Haupthauses stand Carry, die 18-jährige Tochter des Ranchers.

Amos ließ die Peitsche knallen. Die beiden Pferde legten sich ins Geschirr. Mit quietschenden Naben rollte das Fuhrwerk an. Staub wolkte unter den Rädern. Holpernd fuhr der Wagen zum Tor des Ranchhofes. Carry winkte ihrem Vater nach. Old Amos aber war in Gedanken versunken und dachte nur an das, was vor ihm lag.
SpracheDeutsch
HerausgeberAlfredbooks
Erscheinungsdatum22. Sept. 2023
ISBN9783745233377
Western Doppelband 1030

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    Buchvorschau

    Western Doppelband 1030 - Pete Hackett

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

    Alles rund um Belletristik!

    Sei informiert über Neuerscheinungen und Hintergründe!

    ​Sie traten das Gesetz mit Füßen

    Western von Pete Hackett

    Über den Autor

    Unter dem Pseudonym Pete Hackett verbirgt sich der Schriftsteller Peter Haberl. Er schreibt Romane über die Pionierzeit des amerikanischen Westens, denen eine archaische Kraft innewohnt, wie sie sonst nur dem jungen G.F.Unger eigen war - eisenhart und bleihaltig. Seit langem ist es nicht mehr gelungen, diese Epoche in ihrer epischen Breite so mitreißend und authentisch darzustellen.

    Mit einer Gesamtauflage von über zwei Millionen Exemplaren ist Pete Hackett (alias Peter Haberl) einer der erfolgreichsten lebenden Western-Autoren. Für den Bastei-Verlag schrieb er unter dem Pseudonym William Scott die Serie Texas-Marshal und zahlreiche andere Romane. Ex-Bastei-Cheflektor Peter Thannisch: Pete Hackett ist ein Phänomen, das ich gern mit dem jungen G.F. Unger vergleiche. Seine Western sind mannhaft und von edler Gesinnung.

    Hackett ist auch Verfasser der neuen Serie Der Kopfgeldjäger. Sie erscheint exklusiv als E-book bei CassiopeiaPress.

    Ein CassiopeiaPress E-Book

    © by Author

    © 2012 der Digitalausgabe 2012 by AlfredBekker/CassiopeiaPress

    www.AlfredBekker.de

    Als Charlie Bent den Jungen fand, irrte er hilflos am Rand eines riesigen Kakteenfeldes umher. Apachen hatten den Treck überfallen, mit dem seine Eltern nach Oregon wollten. Von den Planwagen waren nur noch rauchende Trümmer übrig. Die Menschen, die voller Hoffnungen auf den Trail nach Westen gegangen waren, waren von den Indsmen grausam abgeschlachtet worden. Wie durch ein Wunder war der Knabe dem blutigen Gemetzel entgangen. Charlie nahm ihn mit in seine Hütte auf der Weide der Hackmesser-Ranch, nannte ihn Saguaro-Kid und zog ihn auf wie ein richtiger Vater. Er lehrte ihm all die Dinge, die ein Mann brauchte, um in einem wilden, hemmungslosen Land bestehen zu können.

    Die Jahre vergingen. Achtzehn Jahre zogen ins Land. Kid war ungefähr zwanzig. Er nannte Charlie Dad.

    Charlie war über siebzig Jahre alt. Er war müde und verbraucht. Er konnte nicht mehr den ganzen Tag im Sattel sitzen, um Pumas und Coyoten und Wölfe zu jagen, die die Weiden der Hackmesser-Ranch unsicher machten. Er saß viel lieber in seinem Schaukelstuhl, rauchte seine Pfeife und überließ es Kid, Jagd auf das Raubzeug zu machen.

    Auch an diesem Tag war Kid am Morgen fortgeritten. Er erzielte eine gute Abschussquote und kam zu der Hütte in den Ladron Mountains zurück, als die Sonne bereits untergegangen war und der Himmel über dem westlichen Horizont in blutigem Rot erglühte.

    Wie jeden Abend, wenn Kid zurückkehrte, saß Charlie in seinem Schaukelstuhl vor der Hütte. Doch heute war etwas anders. Charlies Kinn war auf die Brust gesunken. Er hob den Kopf nicht, als der Hufschlag die Hütte erreichte. Er winkte dem Ankömmling nicht zu. Still und zusammengesunken saß er in seinem Schaukelstuhl, ruhig und friedlich, als schliefe er.

    Kid zügelte den Braunen und beobachtete den Oldtimer. In Kids schmalem, sonnengebräuntem Gesicht arbeitete es. Er zog die Unterlippe zwischen die Zähne und nagte daran. Eine düstere Ahnung kroch in ihm hoch, und der Rhythmus, in dem sein Herz schlug, beschleunigte sich. Kid verspürte unvermittelt ein flaues Gefühl in der Magengrube. Seine Lippen sprangen auseinander:

    „Dad, schläfst du? He, Dad, was ist?"

    Von Charlie kam keine Reaktion.

    Kid drohte das Herz in der Brust zu zerspringen. Seine Ahnung nahm Formen an. Er sprang aus dem Sattel und rannte zu Charlie hin, rüttelte ihn an der Schulter.

    Charlies Oberkörper kippte zur Seite. Die Züge des Oldtimers wirkten seltsam gelöst und friedfertig. Kid begriff, dass Charlie gestorben war.

    Ja, Charlie war tot. Auf der Erde neben dem Schaukelstuhl lag seine geliebte Pfeife. Er hatte die Augen geschlossen, seine Lippen waren bläulich verfärbt. Der Tod war völlig überraschend gekommen. Ohne jeden Todeskampf war Charlie hinübergewechselt in die andere Welt.

    „Dad!", entrang es sich Kid heiser und flüsternd. Zuerst befiel ihn Fassungslosigkeit, dann kam die Erschütterung, und dann der Schmerz. Mit fahriger Geste wischte er sich über die Augen, als wollte er einen bösen Traum verscheuchen, schließlich aber brachte er den Aufruhr seiner Gefühle unter Kontrolle.

    Er hob Charlie aus dem alten Schaukelstuhl und trug ihn in die Hütte, wo er ihn auf die aus dünnen Stämmen gefügte Lagerstatt legte. Kid faltete die Hände des Toten auf dessen Brust zusammen, setzte sich auf die Bettkante und betrachtete unverwandt das starre Gesicht. Nach und nach begann auch sein Innerstes zu akzeptieren, was sein Bewusstsein ihm sagte: Er war allein - mutterseelenallein. Charlie Bent, der einzige Mensch, den er auf der Welt hatte, war tot.

    Als die Nacht endete, als das erste Tageslicht in die Hütte schlich, gelang es Kid, seine Lethargie abzustreifen. Nur gewaltsam konnte er sich von all seinen schmerzlichen Gedanken freimachen. Er erhob sich und ging ins Freie.

    Der große Junge holte aus einem niedrigen Anbau einen Spaten und begann bei einer Gruppe von Erlen ein Grab auszuheben. Morgendunst hüllte ihn ein. Auf den Gräsern lag der Tau. Es war kühl. Kid arbeitete verbissen und kam bald ins Schwitzen.

    Als die Grube tief genug war, kehrte Kid in die Hütte zurück. Er schlug eine Decke um den Leichnam, trug das Bündel zum Grab und legte es hinein. Kid sprach leise ein Gebet, das Charlie ihm gelernt hatte, dann schaufelte er die feuchte Erde auf den leblosen Körper. Bald zeigte nur noch ein flacher Hügel den Platz an, wo Charlie Bent seine letzte Ruhe gefunden hatte. Aus zwei Brettern fertigte Kid ein schlichtes Kreuz, das er am Kopfende des Hügels in die Erde rammte. Mit seinem Messer hatte er den Namen des Toten in das Querbrett geschnitten. Noch eine ganze Zeit starrte Kid auf das Grab. Dann straffte sich seine Gestalt. Er schwang herum ...

    Kid blieb noch bis zum Mittag an dem Platz, zu dem ihn Charlie vor vielen Jahren gebracht hatte. Er nahm das zusammengesparte Geld an sich - es waren etwas über dreihundert Dollar -, packte sich Proviant ein und sattelte schließlich wieder sein Pferd.

    Er ließ alles so, wie es war.

    Ehe er zwischen die Hügel ritt, hielt er den Braunen noch einmal an, wendete ihn und schaute zurück.

    Schwermut ergriff von ihm Besitz. Dann trieb er das Pferd entschlossen zwischen die Hügel.

    *

    Wochenlang ritt Saguaro Kid kreuz und quer durchs Land. Er kam nach Santa Fe, diesen Dreh- und Angelpunkt, den Umschlagplatz von Waren und Gütern, die für die Versorgung des Landes im weiten Umkreis unabdingbar waren. Santa Fe war eine große, wilde Stadt, angefüllt mit pulsierendem Leben. Hier hatte der Gouverneur von New Mexiko seinen Sitz, hier war man auf der Jagd nach dem Dollar, hier wurden von einigen Mächtigen und Starken die Fäden in der Hand gehalten. Santa Fe war sündhaft und Kid spürte instinktiv den Atem des Bösen und Lasterhaften, der die Stadt durchströmte.

    Kid hatte das Gefühl, zwischen den vielen Häusern mit den falschen Fassaden erdrückt zu werden. Und so ritt er weiter. Er wandte sich nach Osten und gelangte zum Pecos River, der hier noch ein schmaler, wilder Fluss war.

    Es war später Nachmittag als Kid in die kleine Ortschaft Tererro ritt. Es war noch gar keine richtige Stadt. Die alte Poststraße, der Kid gefolgt war, verbreiterte sich zwischen den Häusern zu beiden Seiten lediglich zur Main Street. Es gab keine zweite oder dritte Häuserreihe, zwischen die Seitenstraßen oder Gassen führten. Es gab nur die Gebäude zu beiden Seiten der Main Street, die sich aneinander reihten wie die Zähne in einem lückenhaften Gebiss.

    Unter den Vorbaudächern oder übergebauten Obergeschossen sah Kid einige Menschen auf den Plankengehsteigen. Irgendwo bellte ein Hund. Kid vernahm die keifende Stimme einer Frau. Ein Kind weinte. Über die Fahrbahn trieb der Wind Staubwirbel. Auf den Fensterscheiben brach sich das Licht der Sonne, die auf dem gewellten Horizont im Westen zu stehen schien. Die Schatten krochen in die Länge. Kid wurde von den wenigen Passanten neugierig angestarrt.

    Er hielt bei der Schmiede an, weil er dort einen Wassertrog ausmachte. Als Kid absaß, kam der Schmied aus seiner Werkstatt. Er wollte gerade Feierabend machen. Hände und Gesicht des grobschlächtigen Mannes waren rußverschmiert. Schweiß perlte auf seiner Stirn und rann über seine Wangen. Kids Pferd tauchte die Nase in den Trog und trank gierig. Der Blacksmith überkreuzte die muskulösen Arme vor der Brust.

    Kid wandte sich ihm zu, ein freundliches Lächeln spielte um seinen Mund, und er sagte: „Sie haben doch sicher nichts dagegen, Mister, wenn ich mein Pferd hier tränke. Der Tag war heiß und ..."

    Der Schmied unterbrach ihn: „Wasser ist in Tererro keine Mangelware, Amigo. Das arme Tier soll sich ruhig volltrinken. Auch du siehst nicht gerade frisch und munter aus, Junge. An dir und deinem Gaul klebt der Staub vieler Meilen."

    Kid warf sich einige Hände voll Wasser ins Gesicht, dann erklärte er. „Ja, das Pferd und ich haben tatsächlich viele Meilen hinter uns gebracht. Ich bin wochenlang ziellos durch’s Land getrailt. Jetzt aber habe ich die Nase voll. Ich brauche wieder einen festen Platz und suche einen Job. In Santa Fe hätte ich jederzeit einen kriegen können. Aber die Stadt behagte mir ganz und gar nicht. Ich kam mir dort vor wie in einen Käfig gesperrt. Darum verließ ich Santa Fe sehr schnell wieder."

    „Ein weiser Entschluss, mein Junge. Der Schmied maß Kid von oben bis unten, schätzte ihn ein, und es war, als versuchte er, den Charakter Kids zu erforschen und zu analysieren. Er murmelte: „In Santa Fe kann ein Bursche wie du leicht unter die Räder kommen. - Du suchst einen Job? Was kannst du denn?

    Kid verzog den Mund. „Bis vor einigen Wochen habe ich unten in den Ladron Mountains die Weiden der Hackmesser-Ranch vom Raubzeug saubergehalten. Zusammen mit - Kid zögerte etwas, dann sprach er weiter - „meinem Dad. Aber Dad starb. Ich beerdigte ihn und verließ den Platz, an dem wir lebten.

    „Du kannst also schießen, stellte der Schmied fest. Sein Gesicht verschloss sich etwas, sein Mund verkniff sich. Schließlich aber fragte er: „Kannst du außerdem noch etwas? Hattest du schon mal mit Rindern zu tun?

    „Nein. Außer reiten und schießen habe ich nichts gelernt."

    „Es ist nicht viel, was du kannst, Junge, meinte der Schmied. Noch einmal wanderte sein durchdringender Blick an Kids Gestalt hinauf und hinunter, und der große, vierschrötige Mann fühlte, dass er einen vollkommen unverdorbenen Burschen vor sich hatte. Er sagte: „Heute ist Samstag. Wahrscheinlich kommt Thomas Baker mit seinen Leuten in die Stadt. Frag ihn nach Arbeit. Vielleicht findet Thomas Verwendung für dich.

    Kid schaute fragend.

    „Baker gehört die Bar-B weiter nördlich des Flusses, erklärte der Schmied. „Es ist keine große Ranch. Thomas beschäftigt nur drei Reiter. Er selbst ist ein hartarbeitender, ehrlicher Mann.

    „Wo treffe ich die Bar-B-Leute?", erkundigte Kid sich interessiert.

    Der Schmied lachte fast belustigt auf. „Im Saloon natürlich - wo sonst?"

    „Ich danke Ihnen, sagte Kid einfach. „Sagen Sie mir Ihren Namen, Mister?

    „Warum nicht? Ich heiße Jeremy Sanborn. Und - außer dass ich Pferde beschlage und andere Schmiedearbeiten erledige -, vertrete ich in dieser kleinen, schönen Town das Gesetz. Wie heißt du überhaupt?"

    „Saguaro Kid."

    Die Brauen Sanborns zuckten überrascht in die Höhe. Seine Stirn runzelte sich. „Ist das dein wirklicher Name?", dehnte er.

    „Dad - ich meine Old Charlie, nannte mich so. Er fand mich, als ich ungefähr zwei Jahre alt war, in der Nähe von Socorro am Rand eines Kakteenfeldes. Saguaro-Kakteen ... Apachen überfielen den Treck, dem sich meine Eltern angeschlossen hatten."

    Kid verstummte vielsagend.

    „Das ist schlimm, Saguaro Kid, presste Sanborn hervor. Und nach einiger Zeit des Schweigens fügte er hinzu: „Thomas beschäftigt drei wilde Burschen, die immer und überall zu einem höllischen Spaß bereit sind. Ihnen solltest du aus dem Weg gehen. Wende dich also an niemand anderen als an Thomas selbst oder seinen Sohn Fred.

    „Das werde ich. Vielen Dank für den Tipp."

    Kid griff nach den Zügeln seines Pferdes, um es in den Mietstall zu führen. Jeremy Sanborn schaute hinter ihm her. Sekundenlang fragte er sich, ob es gut war, diesen großen Jungen an die Bar-B verwiesen zu haben. Wie leicht konnte er zum Spielball der rauen Scherze Howard Thompsons, Tom McLowrys und Lee Holymans werden, jener drei raubeinigen Kerle, die auf Thomas Bakers Lohnliste standen.

    *

    Die Sonne versank und in ihrem Widerschein schien der westliche Himmel in Flammen zu stehen. Kid wusste den Braunen im Mietstall gut versorgt. Er ging in den Saloon und bestellte sich ein Essen. Dazu trank er ein Bier. Draußen nahm die Dunkelheit zu. Der Salooner zündete einige Laternen an. Außer Kid befanden sich noch ein halbes Dutzend Männer im Schankraum. Es waren Bürger der Stadt. Sie saßen an verschiedenen Tischen und unterhielten sich über alle möglichen belanglosen Dinge.

    Als es finster war, als der Salooner den leeren Teller längst weggetragen hatte und Kid noch immer vor seinem Bier saß, wie ein Mann, der auf etwas wartete, trieb pochender Hufschlag heran. Kid hob den Kopf und lauschte. Das dumpfe Pochen näherte sich und wurde deutlicher. Vor dem Inn brach es ab. Raue Stimmen erklangen, dann dröhnten harte Schritte über den Vorbau, und im nächsten Moment drängten drei Männer in der typischen Tracht der Weidereiter in den Schankraum.

    Es waren hochgewachsene, ausgesprochen geschmeidige Burschen. Jeder trug ein Halfter mit einem Colt am Gürtel, die Sporen an ihren Stiefeln rasselten und klirrten bei jedem ihrer Schritte. Grinsend gingen sie zum Schanktisch und bauten sich dort auf. Der Salooner wandte sich ihnen zu:

    „Hallo, Leute. Brandy?"

    „Yeah, Slim, eine Flasche und drei Gläser", erwiderte einer der Cowboys, ein blondhaariger Bursche mit kantigem Gesicht und blitzenden, blauen Augen.

    Sie bekamen die Flasche und der blondhaarige Weidereiter schenkte ein. Sie tranken. Einer, ein hagerer, dunkelgesichtiger Bursche, hüstelte. Die Tränen traten ihm in die Augen. „Das ist ja das reinste Gift!", keuchte er.

    „Du musst es ja nicht trinken, McLowry", versetzte der Salooner trocken.

    Kid stemmte sich fast schwerfällig am Tisch in die Höhe. Sekundenlang zögerte er, als konnte er sich nicht entschließen. Diese drei Kerle erschienen ihm wild und unberechenbar. Er scheute sich plötzlich davor, sie anzusprechen. Schließlich aber fasste er sich ein Herz, umrundete den Tisch und stakste langsam zum Tresen.

    Aus den Augenwinkeln nahm der Blondhaarige Kid wahr, der sich am Schanktisch entlang langsam an sie herangeschoben hatte. „Ist unter Ihnen Mister Baker oder sein Sohn Fred?" fragte Kid.

    Der Kopf des Blonden ruckte herum, unfreundlich brach es über seine Lippen: „Nein. Wer bist du denn? Was willst du denn von ihnen?"

    Seine beiden Begleiter widmeten ihre Aufmerksamkeit ebenfalls Kid. Stumm musterten sie ihn, es mutete an, als nähmen sie Maß, und schließlich forschten sie in seinem Gesicht.

    Kid musste zweimal ansetzen, dann gab er mit belegter Stimme zu verstehen: „Entschuldigen Sie die Störung, Gentleman. Sie arbeiten doch auf der Bar-B Ranch. Ich bin heute in dieser Stadt angekommen und Mr. Sanborn verwies mich an die Bar-B. Ich suche nämlich einen Job und ..."

    Der Blonde legte den Kopf etwas schief, seine Augen wurden eng, ein spöttisches Lächeln kräuselte seine schmalen Lippen. „Du siehst aus wie ein kleiner Satteltramp, Amigo. Auf der Bar-B schätzt man deine Sorte nicht. Wo bist du denn ausgerissen, Dreckfink?"

    Kids Miene verschloss sich. In seinen Mundwinkel begann es zu zucken. Er spürte heißen Zorn in sich hochkriechen, unterdrückte ihn aber. Denn er sagte sich, dass es sich nur um den rauen Spaß eines hartgesottenen Cowpunchers handeln konnte. Dennoch versprühten seine dunklen Auge Blitze.

    „Ich kann reiten und schießen, begann er noch einmal, und es klang dunkel. „Und ich bin nirgendwo ausgerissen. Mein Dad ist gestorben. Wir lebten in der Einöde und es gab nichts mehr, was mich dort gehalten hätte.

    Der Blonde lachte gehässig auf. Er schenkte Kid noch einen letzten, verächtlichen Blick, dann goss er erneut sein Glas voll und trank es mit einem Zug leer. Er räusperte sich und knurrte:„Verschwinde, Sattelstrolch. Wir können dich nicht brauchen."

    Kid zuckte zusammen, als hätte ihn ein giftiges Insekt gestochen. Er knirschte zwischen den Zähnen: „Weshalb beleidigen Sie mich, Mister? Ich habe mich in aller Form nach einem Job erkundigt, weil mir dies empfohlen wurde, Sie aber reagieren wie eine Klapperschlange."

    Der Blonde und seine Begleiter wechselten schnelle, vielsagende Blicke. Der Salooner starrte Kid an, als wollte er ihm mit den Augen eine Warnung zusenden. Kids Züge waren Spiegelbild des Zorns, der in ihm wütete.

    Unvermittelt wirbelte der Blonde herum. Seine Hände schossen vor und erwischten Kid an der Hemdbrust. Mit einem Ruck, der den Stoff krachen ließ, zog er Kid an sich heran. Sein Atem streifte Kids Gesicht. Der Junge war überrumpelt und zu keiner Reaktion fähig. Der Blonde zischte:

    „Du gehst mir auf die Nerven, Satteltramp. Und wenn du jetzt nicht sofort dein Maul hältst und verduftest, verprügle ich dich, dass dir Hören und Sehen vergeht. Haben wir uns verstanden, kleine Ratte?"

    Kid sah den bösen Ausdruck in den Augen des anderen, sah das verzerrte Gesicht, und durch sein Bewusstsein echote noch die Drohung, die der Blonde ausgestoßen hatte. Plötzlich überspülte wilder, verzehrender Jähzorn Kids Gemüt. Seine Arme zuckten hoch, seine Hände umklammerten die Handgelenke des Blonden wie Schraubstöcke, mit einem Ruck drückte er die Arme des rüden Burschen auseinander und dessen Finger öffneten sich überrascht. Sein Mund klaffte auf, als wollte er etwas sagen, aber da krachte ihm schon Kids geballte Rechte gegen den Kinnwinkel und warf ihn halb über den Schanktisch.

    Es war wie ein Rausch über Kid gekommen. Aber der zweistimmige Aufschrei der Begleiter des Blonden ernüchterte ihn schlagartig wieder. Er erschrak vor seiner eigenen Courage und ließ die Fäuste sinken. Rasselnd entwich die Luft seinen Lungen.

    Der Blonde lehnte am Schanktisch und betastete total perplex sein Kinn. Ein unheilvolles Grollen stieg aus seiner Kehle. Es erinnerte an das drohende Knurren eines zornigen Schäferhundes.

    Eine metallische Stimme hieb in Kids Bewusstsein: „Du hast einen groben Fehler begangen, Amigo. Es war der dunkelgesichtige Bursche, der sprach. Der Salooner hatte ihn McLowry genannt. Er zerlegte die Worte geradezu in Silben. „Du hättest niemals die Hand gegen Howard Thompson erheben dürfen. Was jetzt kommt, hast du dir selbst zuzuschreiben.

    An den Tischen waren die Gespräche jäh abgebrochen. Es war, als hielten die Gäste den Atem an. Sie starrten Kid an, als zweifelten sie an seinem Verstand.

    Kids Herz schlug plötzlich bis zum Hals hinauf. Er fühlte unvermittelt den unsichtbaren Strom von Härte und Brutalität, der von den drei Weidereitern ausging. Verzweifelt fragte er sich, weshalb ihn Jeremy Sanborn, der Schmied und Deputy dieser Stadt, ausgerechnet an die Bar-B verwiesen hatte.

    Kid brachte keine chronologische Reihenfolge in sein Denken. Sie würden ihn zertrümmern, in Stücke schlagen, ihn vielleicht für immer zerbrechen, wenn er ihnen nicht entrann. Die Angst stieg wie ein Schrei in ihm auf und nahm ihm alle anderen Empfindungen. Sein hilfeheischender Blick sprang in die Runde. Die Gäste musterten ihn starr und zeigten angespannte Erwartung. Er interessierte sie nicht. Er war fremd in der Stadt, und er hatte sich hinreißen lassen, zuzuschlagen. Es war sein Verdruss, und darum verhielt man sich passiv.

    Kid krampfte sich der Magen zusammen, als Howard Thompson hassvoll knirschte: „Dafür zerbreche ich dich, Satteltramp. Du wirst

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