Gangstarjagd: Der exzellente Butler Parker 71 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Die Lage erinnert mich verteufelt an einen James-Bond-Film«, sagte Stew Criswood. »Ich dachte, so etwas könnten nur Drehbuchautoren ausbrüten.« Criswood, ein beleibter, gutmütig und durchschnittlich aussehender Mann von etwa fünfzig Jahren wanderte nachdenklich durch das große Hotelzimmer und blieb dann vor dem breiten, niedrigen Fenster stehen. Für einen kurzen Moment sah er hinunter auf den Strand von Miami, auf dem der nachmittägliche Korso der Badegäste bereits begonnen hatte. »Calderhan wird die Drehbuchautoren noch in den Schatten stellen«, warf Anwalt Mike Rander ein. Er saß in einem tiefen, bequemen Sessel und rauchte eine Zigarette. »Er hat schließlich das ideale Druckmittel in der Hand. Er kann verlangen, was er will!« »Was er bereits getan hat.« Stew Criswood tippte auf ein Schreiben, das er in der rechten Hand hielt. »Er verlangt vorerst nicht mehr und nicht weniger als eine Million Dollar in großen Scheinen! Was sagen Sie dazu, Rander?« »Was sagen Sie dazu, Parker?« gab Mike Rander die Frage weiter und wandte sich an seinen Butler, der stocksteif seitlich hinter dem Sessel stand, in dem sein junger Herr saß. »Eine äußerst bescheidene Forderung«, stellte Josuah Parker in seiner sattsam bekannten, zurückhaltenden Art fest. »Ich hätte, um ehrlich zu sein, erheblich mehr erwartet.« »Aber das ist doch erst der Anfang«
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Der exzellente Butler Parker
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Gangstarjagd - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 71 –
Gangstarjagd
Günter Dönges
»Die Lage erinnert mich verteufelt an einen James-Bond-Film«, sagte Stew Criswood. »Ich dachte, so etwas könnten nur Drehbuchautoren ausbrüten.«
Criswood, ein beleibter, gutmütig und durchschnittlich aussehender Mann von etwa fünfzig Jahren wanderte nachdenklich durch das große Hotelzimmer und blieb dann vor dem breiten, niedrigen Fenster stehen. Für einen kurzen Moment sah er hinunter auf den Strand von Miami, auf dem der nachmittägliche Korso der Badegäste bereits begonnen hatte.
»Calderhan wird die Drehbuchautoren noch in den Schatten stellen«, warf Anwalt Mike Rander ein. Er saß in einem tiefen, bequemen Sessel und rauchte eine Zigarette. »Er hat schließlich das ideale Druckmittel in der Hand. Er kann verlangen, was er will!«
»Was er bereits getan hat.« Stew Criswood tippte auf ein Schreiben, das er in der rechten Hand hielt. »Er verlangt vorerst nicht mehr und nicht weniger als eine Million Dollar in großen Scheinen! Was sagen Sie dazu, Rander?«
»Was sagen Sie dazu, Parker?« gab Mike Rander die Frage weiter und wandte sich an seinen Butler, der stocksteif seitlich hinter dem Sessel stand, in dem sein junger Herr saß.
»Eine äußerst bescheidene Forderung«, stellte Josuah Parker in seiner sattsam bekannten, zurückhaltenden Art fest. »Ich hätte, um ehrlich zu sein, erheblich mehr erwartet.«
»Aber das ist doch erst der Anfang«, brauste Stew Criswood auf. »Calderhan will testen, wie wir uns verhalten. Er will Erfahrungen sammeln. Und dann zieht er mit Sicherheit die Schraube an.«
»Das steht allerdings zu erwarten, Sir«, sagte Josuah Parker. »Mister Calderhan dürfte genau wissen, wo der schwache Punkt seines Plans liegt.«
»Und der wäre...?« Mike Rander wandte sich erwartungsvoll zu seinem Butler um.
Josuah Parker hatte sich seit seiner Abenteuer auf der »Insel der Haie« nicht verändert. Nach wie vor schwarz gekleidet, schien er noch würdevoller und zurückhaltender zu wirken. Trotz des vollklimatisierten Hotelzimmers verströmte er eine gewisse Kühle, die zwar nicht wie der sprichwörtliche Eiseshauch wirkte, aber doch eine fühlbare Distanz schuf.
»Mister Calderhan muß die verlangte Summe früher oder später in Empfang nehmen«, führte der Butler weiter aus. »Er muß sich irgendeinen Weg ausdenken, der für ihn gefahrlos ist. Schließlich muß er damit rechnen, daß man ihm eine Falle stellt.«
»Worauf Sie sich verlassen können«, schnaubte Criswood. »Wobei noch nicht einmal feststeht, ob er das Geld bekommt.«
»Ich fürchte, Sir, Sie werden zahlen müssen«, redete der Butler gemessen und würdevoll weiter. »Sie wissen, daß er immerhin über ein Artilleriegeschoß verfügt, dessen Ladung aus einem Atomsprengsatz besteht.«
»Wissen wir das wirklich mit letzter Sicherheit?« meinte Stew Criswood.
»Wir wissen immerhin, daß er eines der vier Geschosse von der Insel runtergeschafft hat«, erklärte Mike Rander und stand auf. »Drei der vier gestohlenen A-Geschosse wurden sichergestellt, das vierte ist zusammen mit Calderhan verschwunden.«
»Es konnte sich immerhin um einen groß angelegten Bluff handeln«, warf Criswood ein.
»Ob Bluff oder nicht, Criswood, wollen Sie das Risiko eingehen, daß Calderhan das Geschoß zündet. Es kann sich überall hier in den Staaten befinden. Es ist mit Leichtigkeit in einem großen Schrankkoffer unterzubringen. Es kann völlig unauffällig transportiert werden.«
»Ich weiß, ich weiß...« CIA-Agent Criswood nickte langsam. »Wir haben uns im Hauptquartier ausgiebig darüber unterhalten. Wir gehen von der Annahme aus, daß Calderhan das A-Geschoß besitzt.«
»Dann werden Sie auch zahlen müssen«, meinte Anwalt Rander. »Ob Ihnen das paßt oder nicht, Criswood, Sie werden zahlen müssen! Und Sie können noch froh sein, wenn Calderhan seine Erpressung nicht an die große Glocke hängt.«
»Wie soll ich das verstehen?« Criswood sah den Anwalt abwartend und prüfend zugleich an.
»Angenommen, diese Erpressung macht Schlagzeilen, angenommen, sie geht über Funk und Fernsehen. Können Sie sich vorstellen, was dann in den Staaten los sein wird?«
»Und ob ich mir das vorstellen kann«, gab Criswood mit leiser Stimme zurück. »Die Menschen werden verrückt spielen. Wir müssen dann mit einer Massenpanik rechnen...!«
»Sie drücken sich noch verdammt vorsichtig aus«, erwiderte Mike Rander. Dann fügte er leise und bedrückt hinzu: »Ich möchte nicht in der Haut der Regierung stecken!«
»Da wir gerade von der Regierung sprechen«, sagte Criswood, diesen Hinweis aufnehmend. »Sie wissen, weshalb ich Sie besucht habe, nicht wahr?«
»Parker und ich können es uns ungefähr vorstellen, Criswood.«
»Wir möchten Sie noch einmal einschalten«, redete Criswood weiter. Und plötzlich war er mehr als nur ein gemütlich aussehender, beleibter Mann von fünfzig Jahren. »Sie haben damals auf der ›Insel der Haie‹ drei der vier A-Geschosse sichergestellt. Vielleicht gelingt es Ihnen, auch das vierte Geschoß zu finden. Von Calderhan einmal zu schweigen.«
»Was meinen Sie, Parker?« fragte Rander, sich an seinen Butler wendend.
»Eine reizvolle Aufgabe.« Josuah Parker nickte würdevoll wie ein amtierender Lordrichter.
»Sie bekommen von uns selbstverständlich jede gewünschte Hilfestellung«, redete Criswood hastig weiter. »Sie können anfordern, was Sie wollen.«
»Haben wir besondere Wunsche?« frage Rander seinen Butler.
»Wohl kaum, Sir«, gab Josuah Parker zurück. »Mich interessiert allerdings ein Gespräch mit jenen beiden Gangstern, die mit Calderhan eng zusammenarbeiteten und die ich auf der »Insel der Haie‹ aus dem Verkehr ziehen konnte.«
»Ich verstehe, Sie meinen Andy und Clem, nicht wahr?«
»Mich interessiert nur dieser Andy«, gab der Butler zurück. »Bei ihm handelt es sich um die Primitivausgabe eines Menschen, bei dem noch einiges zu erreichen sein dürfte.«
»Sie können sofort über ihn verfügen«, erklärte Criswood, »aber machen Sie sich nicht zu große Hoffnungen, Parker, Andy und Clem schweigen wie die Austern. Sie haben bisher nichts ausgesagt.«
»Ich werde versuchen, ausgesprochen menschlich mit Andy zu reden«, gab der Butler zurück.
»Ich werde ihn nach... nun ja, wo wollen Sie ihn sprechen? Zur Zeit sitzt er in Washington.«
»Ich würde ihn gern hier in Miami sprechen, Sir.«
»Leite ich sofort in die Wege.« Criswood sah den Butler einen Augenblick nachdenklich an. Dann fügte er hinzu: »Glauben Sie, daß Calderhan sich hier in der Gegend befindet?«
»Möglicherweise bekomme ich von Andy einen kleinen Hinweis«, sagte Parker. »Möglicherweise läßt aber auch Mister Larry Calderhan die Katze aus dem sprichwörtlichen Sack...!«
Tony Sherman, vierschrötig, fleischig und mit dem Aussehen einer stets gereizten Bulldogge, residierte In einem geräumigen Bungalow nördlich von Miami.
Er konnte es sich leisten, in dieser teuren Gegend zu wohnen. Er verfügte über ein sehr gut gefülltes Bankkonto und wußte, daß es sich Woche um Woche vergrößerte.
Tony Sherman war der Besitzer einiger hervorragend florierender Nachtklubs entlang der Küste. Doch damit nicht genug. In diesen Nachtklubs handelten seine Angestellten mit Narkotika aller Art. Mit anderen Worten, Sherman arbeitet im Grund in der Rauchgiftbranche und hatte es verstanden, der Polizei aus dem Weg zu gehen.
Auch sonst war er nicht besonders zartfühlend. Er nahm an dunklen und illegalen Geschäften mit, was sich ihm anbot. Er entwickelte dabei die erforderliche Brutalität und Geschicklichkeit. Er selbst machte sich natürlich längst nicht mehr die Hände schmutzig. Dazu hatte er seine Leute. Gute Leute, die sich beeilten, seine Wünsche und Befehle sofort in die Tat umzusetzen. Sie wußten aus Erfahrung, daß Sherman nicht lange fackelte, wenn man ihm widersprach.
Sherman kam an diesem frühen Nachmittag von seiner starken Motorjacht und schlenderte auf seinen kurzen stämmigen und leicht gebogenen Beinen über den Bootssteg auf den großen Garten zu.
In seinem Gefolge befanden sich einige attraktive weibliche Gäste, einige stämmige Männer, die zu seiner Leibwache gehörten und ein kleiner, vertrocknet aussehender, magerer Mann von etwa vierzig Jahren.
Dieser Mann hieß Ernie Claddon. Er war mehr als nur der Privatsekretär von Sherman. Er war dessen Finanzberater und Ideenlieferant. Claddon war seinem Chef hündisch ergeben. Glaubte wenigstens Tony Sherman. Und bisher hatte er keinen Grund gehabt, daran zu zweifeln.
Sherman und Claddon, die inzwischen den Bootssteg hinter sich gebracht hatten, blieben stehen, als ihnen ein junger gutgekleideter Mann fast entgegenrannte. Keuchend und nach Luft schnappend, blieb er vor seinem Chef stehen.
»Was ist, Benson?« fragte Sherman. Er witterte irgendeine unangenehme Überraschung. Und da er solche Überraschungen keineswegs liebte, war er bereits wieder gereizt.
»Calderhan ist in der Stadt«, meldete Benson. »Ich habe ihn