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3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband
3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband
3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband
eBook443 Seiten6 Stunden

3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband

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Über dieses E-Book

Dieser Band enthält folgende Arztromane:
(399XE)


Der Pilot ihres Herzens (Thomas West)

Die falsche Ärztin (Thomas West)

Das Leben ist zu kostbar (Thomas West)



Frau Dr. Alexandra Heinze hat verschlafen. Eilig macht sie sich auf zum Marien-Krankenhaus. Prompt schnappt ihr eine junge, ihr unbekannte Frau den Parkplatz weg, was sie ziemlich wütend werden lässt. Aber ihre Wut verraucht bald, und sie freundet sich mit der neuen Ärztin an. Alexandra spürt jedoch, dass sie ein Geheimnis mit sich herumträgt …
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum18. Jan. 2023
ISBN9783753207872
3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband

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    3 Romane um Dr. Alexandra Heinze - Thomas West

    3 Romane um Dr. Alexandra Heinze: Super Arztroman Sammelband

    Thomas West

    Dieser Band enthält folgende Arztromane:

    Der Pilot ihres Herzens (Thomas West)

    Die falsche Ärztin (Thomas West)

    Das Leben ist zu kostbar (Thomas West)

    Frau Dr. Alexandra Heinze hat verschlafen. Eilig macht sie sich auf zum Marien-Krankenhaus. Prompt schnappt ihr eine junge, ihr unbekannte Frau den Parkplatz weg, was sie ziemlich wütend werden lässt. Aber ihre Wut verraucht bald, und sie freundet sich mit der neuen Ärztin an. Alexandra spürt jedoch, dass sie ein Geheimnis mit sich herumträgt …

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    COVER A. PANADERO

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Der Pilot ihres Herzens

    Ärztin Alexandra Heinze

    Arztroman von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 149 Taschenbuchseiten.

    Die Hobbies von Wolf Hager führen dazu, dass seine Frau ihn verlässt. Sie ist nicht länger bereit, ihn mit seinem Beruf, dem Bergsteigen, Motorradfahren und Drachenfliegen zu teilen. Als er zu einem Einsatz am Hochwasser führenden Rhein gerufen wird, muss er feststellen, dass seine Frau und ein fremder Mann in Not sind...

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fegte die Maschine die Rübenacherstraße herunter, bremste vor dem Parkplatz des Bundeswehrkrankenhauses scharf ab und bog in die Zufahrt zum Personalwohnheim ein.

    Der Fahrer, ein athletisch gebauter, groß gewachsener Mann, stieg ab und befreite sich von seinem Helm. Ein trotz des langen Winters braungebranntes Gesicht kam zum Vorschein: Das Gesicht von Wolfram Hager, Oberleutnant der Bundesluftwaffe, Hubschrauberführer des SAR-Stützpunktes 73, neununddreißig Jahre alt. Er strich sich über seinen pechschwarzen Bürstenhaarschnitt und schloss die Harley-Davidson ab.

    Ein großer Ford hielt neben ihm. Mahler stieg aus, der Stabsarzt. „Verdammt, Hager, Sie fahren wie eine gesengte Sau! Wolfram nahm Haltung an. „Schon das dritte Mal in dieser Woche, dass Sie mit so einem halsbrecherischen Überholmanöver an mir vorbeipreschen! Das nächste Mal sehe ich mich gezwungen, Meldung zu machen! Mahler war sauer. Wolfram hatte dieses Unwetter schon seit zwei Wochen heraufziehen sehen. Seit die Straßen schneefrei waren und er wieder mit seiner Maschine zum Dienst fuhr. Er ließ es über sich ergehen, ohne mit der Wimper zu zucken.

    „Sie sind langsam alt genug, um zu begreifen, dass ein Soldat eine öffentliche Person ist!", bellte Mahler.

    „Jawohl, Herr Major!"

    „Sie haben eine Vorbildfunktion, verdammt noch mal, wann geht das endlich in ihren Dickschädel? Mahler wandte sich dem Eingang des Personalwohnheimes zu. „Und wenn Sie sich den einrennen, ist das auch nicht nur Ihre Privatsache, knurrte er schon wesentlich leiser, „immerhin hat der Staat über eine Million Mark in Ihre Ausbildung investiert."

    „Jawohl, Herr Major!"

    Der Offizier verschwand im Eingangsbereich des Gebäudes, und Wolfram begann pfeifend seine Maschine abzudecken. Mahler würde so schnell keine Meldung machen. Er war sein Ausbilder gewesen, und Wolfram hatte einen Stein im Brett bei dem Major. Der mochte Draufgänger.

    Die Räume der Besatzung lagen im ersten Stock des Personalwohnheimes: Zwei Schlafräume und das Dienstzimmer. Da saß bereits der Bordmechaniker. Lu – Ludwig Bär – stand immer schon zehn Minuten vor Dienstbeginn in den Startlöchern. Und Yogi – der Luftrettungsmeister Joachim Werne – trudelte wie immer fünf Minuten zu spät ein.

    „Hallo Jungs. Yogi hastete an seinen Spind im Schlafraum und zog sich in Windeseile um. „Die Sache läuft, Wolf – morgen machst du deinen ersten Flug.

    Wolframs Züge hellten sich auf. „Ehrlich?"

    „Klar, der Drachen ist repariert, morgen gibt’s Vorfrühlingswetter mit schönen Aufwinden, ich werde dich fliegen." Yogi griff in seine Sporttasche und zog ein Buch heraus und warf es seinem Freund auf den Tisch. Perfektion im Drachenflug, las Wolfram. „Wenn du zwischen den Einsätzen dazu kommst, lies mal die Kapitel Start, Gelände und Landung."

    Plötzlich legte sich Wolfs Stirn in Falten. „Scheiße."

    „Was ist los?"

    „Ich hab’ Kersten versprochen, morgen mit ihr zu ihren Eltern nach Duisburg zu fahren."

    Yogi seufzte. „Überleg dir, was dir wichtiger ist. Morgen ist der einzige Samstag, den wir in diesem Monat frei haben. Und zu Frühlingsbeginn schlägt gewöhnlich das Wetter um."

    Yogi verabschiedete sich von Wolf und Lu. Zusammen mit dem Stabsarzt ging er hinüber in die Klinik. Er arbeitete dort in der Anästhesie und Mahler im OP. Bei Einsätzen trafen sie sich mit Wolf und dem Bordtechniker am Hubschrauberlandeplatz.

    Wolf ging zum Telefon und wählte seine Nummer. „Hallo, Kersten, hör mal zu, das klappt nicht morgen." Ohne Umschweife kam er zur Sache. Das war eine seiner Stärken. Kersten weinte fast am Telefon.

    „Wolf, das geht nicht, du hast es mir seit Wochen versprochen!"

    „Wir holen es nach, Süße!"

    „Ich akzeptiere niemals, dass du jetzt auch noch mit dieser Drachenfliegerei anfängst! Bergsteigen, Motorradfahren, Hubschrauberfliegen, und jetzt auch noch das!" Kerstens Stimme überschlug sich. Zetern nannte Wolf das. Er grinste.

    „Ich bring’ dir das auch bei, Süße, du wirst begeistert sein."

    Kersten dachte nicht daran, begeistert zu sein. Der Frust des ganzen letzten halben Jahres brach aus ihr heraus.

    „Ich habe keine Lust mehr, mir ständig Sorgen um dich zu machen!, schrie sie. „Und ich geb’ mich auch nicht mehr länger mit den Almosen zufrieden, die du mir gnädigerweise alle vier Wochen einmal von deiner Zeit abgibst. Vergeblich versuchte Wolf sie zu beruhigen. „Wenn du mit dieser Drachenfliegerei anfängst, hat das Folgen, das versprech’ ich dir! Und dem Yogi bestell einen Gruß von mir: Der Teufel soll ihn holen!" Dann klickte es in der Leitung.

    „Süße?"

    Kersten hatte aufgelegt.

    Der Techniker grinste ihn an. „Stress?"

    „Was denn sonst?", grinste Wolf zurück.

    Gemeinsam gingen sie in die Halle, zogen die Bell heraus und machten sie startklar. Der erste Einsatzbefehl von der Rettungsleitstelle ging um 9.04 ein: Schwerer Verkehrsunfall auf der A 48. Der Notarztwagen des Marien-Krankenhauses hatte Verstärkung angefordert.

    Als sie in der Luft waren, beugte sich Yogi von hinten über Wolfs Schulter. „Und?"

    „Kersten lässt dich grüßen, rief Wolf nach hinten, „der Teufel soll dich holen. Yogi lachte, und der Stabsarzt schüttelte grinsend den Kopf. „Die beruhigt sich schon wieder, sagte Wolf, „um wie viel Uhr morgen?

    „Gegen zwölf."

    „Alles klar."

    2

    Dieser Freitag begann für Hans Kremer schon um halb fünf. Die Schmerzen weckten ihn auf. Nichts Besonderes, er schlief schon seit einem halben Jahr nicht mehr durch. Seit seinem vorletzten Krankenhausaufenthalt. Er tastete nach dem Tablettenröhrchen auf seinem Nachttisch und nahm eine Morphiumtablette.

    In einer Art Dämmerzustand lag er danach in seinem Bett und hörte klassische Musik auf WDR 3. Gegen sechs richtete er sich langsam auf und blieb etwa eine halbe Stunde lang am Bettrand sitzen. Solange brauchte sein Kreislauf, um einigermaßen in Gang zu kommen. Dann stand er auf.

    Er ging ins Bad, trank eine Kleinigkeit und setzte sich ans Fenster seines Wohnzimmers. Allmählich schälten sich im Garten seiner Villa die Konturen der Tannen, Birken und Sträucher aus der Dunkelheit, und der Morgen dämmerte herauf. Der Himmel schien klar zu sein, und Hans Kremer lächelte: Die Reihe der Vorfrühlingstage schien auch heute noch nicht abzureißen. Wie schön!

    Auf der Birke begann eine Amsel zu singen. Vorsichtig öffnete er das Fenster. Fasziniert hörte er dem Gesang des Vogels zu. Ein warmer Strom pulsierte durch seinen ausgemergelten Körper. Seit einigen Wochen erlebte er das immer wieder, dieses Glücksgefühl. Plötzlich fiel ihm ein, wie ihm das in jungen Jahren öfter begegnet war. Vor fast dreißig Jahren in Barcelona zum Beispiel, vor dem ersten großen Tennisturnier, das er gewann. Neunzehn Jahre alt war er damals.

    Er war am Vorabend des ersten Matches in der Stadt unterwegs gewesen. Auf einem Marktplatz war er auf eine Menschenansammlung getroffen, die einigen Straßenmusikern zuhörte. Kleine, braungebrannte Indios, sie spielten auf südamerikanischen Zupfinstrumenten und Panflöten. Die Melodien hatten ihn ins Herz getroffen damals, hatten ihn verzaubert. Und als diese Woge des Glücksgefühls ihn davontrug, hatte er sich leicht und unbesiegbar gefühlt: Von diesem Moment an hatte es für ihn keinen Zweifel mehr gegeben – er würde das Turnier gewinnen.

    So war es auch jetzt: Das Gezwitscher der Amsel fesselte seine ganze Aufmerksamkeit, und er hatte das Gefühl, nie zuvor den Gesang einer Amsel gehört zu haben. Er lächelte und registrierte verwundert, dass er weder den dumpfen Schmerz in den Knochen, noch das Stechen im Bauch empfand, obwohl es schon fast zwei Stunden her war, dass er die Tablette genommen hatte. Und mit der gleichen Klarheit, mit der er damals in Barcelona seinen Sieg vorausgesehen hatte, wusste er plötzlich, dass er den Frühlingsanfang nicht mehr erleben würde.

    Er schloss die Augen, nickte seufzend und genoss den Frieden, der sich still und warm in seiner Brust ausbreitete. Hans Kremer ging zum Regal und holte ein Fotoalbum heraus. In diesem Album sammelte er die für ihn wichtigsten Bilder: Fotos, die seine größten Erfolge als Tennisprofi festhielten, ein Hochzeitsfoto, wenige Bilder seiner drei Kinder und nur solche, auf denen sie noch sehr klein waren, denn seit der Scheidung vor zweiundzwanzig Jahren hatte er sie selten gesehen, und seit etwa fünf Jahren hatten sie den Kontakt zu ihm völlig abgebrochen. Sie schrieben nicht mal zu Weihnachten.

    Wenigstens hatte sein Ältester ein Foto seines ersten Kindes geschickt. Glücklich betrachtete Hans Kremer das Bild seines Enkels. Glücklich und sehnsüchtig. Auch ein Bild von seinem letzten Krankenhausaufenthalt hatte er hier eingeheftet: Frau Dr. Lore Keller, die Oberärztin, und Marion, die Stationsschwester neben seinem Bett. Über Weihnachten war er zur Chemotherapie im Marien-Krankenhaus gewesen. Das sechste Mal bereits, seit er vor zwei Jahren seine Krebsdiagnose erhalten hatte.

    Und plötzlich fiel sein Blick auf ein Foto jenes Aussichtspunktes auf einem der Hügel, die das Rheinufer säumten. Es zeigte eine Steinbank auf einem von Sträuchern umgebenen Felsvorsprung, seine Kinder strahlten ihm entgegen. Das Bild musste uralt sein. Er schlug das Album zu und sah nachdenklich in den sonnigen Morgen. Und er wusste mit einem Mal, dass er für diesen Tag ein Ziel hatte, ein schier unerreichbares und wahrscheinlich sein letztes, aber er würde versuchen, es zu erreichen.

    Gegen sieben kam wie immer die Schwester des ambulanten Pflegedienstes. Sie half ihm beim Duschen, Anziehen und Rasieren, machte das Bett, kochte Haferschleim und Kamillentee, und gab ihm seine Medikamente.

    „Schwester Renate, sagte er, kurz bevor sie mit ihrer Arbeit fertig war, „das Wetter ist herrlich, es herrschen frühlingshafte Temperaturen, und ich fühle mich so gut wie lange nicht mehr. Er sah sie entschlossen an. „Ich möchte an den Rhein."

    Die Schwester machte ein verblüfftes Gesicht. „Aber Herr Kremer, Ihre Übelkeit, Ihr Kreislauf, Ihre Schmerzen – das ist völlig unmöglich!"

    Er log ihr vor, schon seit gestern Abend ohne Beschwerden zu sein, holte einen Fünfzigmarkschein heraus und registrierte zufrieden, dass die Frau weich wurde.

    „Aber wie wollen Sie denn zurückkommen, bäumte sie sich noch ein letztes Mal auf, „ich komme doch an dieser Stelle erst gegen Mittag wieder vorbei!

    „Ganz einfach: Sie setzen mich am Rheinufer ab, ich bleibe ein Stündchen auf einer Bank sitzen, und dann holt mich ein Taxi ab. Er griff nach seinem Telefongerät. „Und damit Sie ganz beruhigt sind, werde ich das Taxi gleich bestellen. Seufzend gab die Schwester ihren Widerstand auf. Während er für neun Uhr ein Taxi zu der vereinbarten Stelle bestellte, packte sie ihm etwas zum Trinken, eine warme Decke und ein paar Medikamente ein.

    Am Rhein stieg er aus und winkte ihr nach. Gegen neun kam das Taxi. Statt zurück nach Hause, ließ er sich aus der Stadt hinausfahren. „Und nun den Berg hoch Richtung Burgruine", lotste er den Taxifahrer.

    „Sind Sie sicher?" Besorgt musterte der Chauffeur das gelbe, eingefallene Gesicht seines Fahrgastes. Die Haut spannte sich pergamentartig über spitz hervorstehenden Wangenknochen. Nur ein spärlicher Flaum bedeckte den kahlen Schädel.

    „Natürlich bin ich sicher." Am Waldparkplatz ließ Hans Kremer sich absetzten. Die Zweifel des Taxifahrers zerstreute er mit einem dicken Trinkgeld. Auf einer Bank ruhte er ein Weilchen aus. Ein Gesunder brauchte von hier aus etwa zwanzig Minuten zur Burgruine, die nur fußläufig zu erreichen war, und dann noch einmal fünf Minuten bis zu jener Steinbank auf dem Felsvorsprung. Er würde wahrscheinlich viermal solange brauchen.

    Gegen elf Uhr machte er sich auf den Weg. Er ging langsam und ruhte immer wieder aus. Je näher er der Ruine kam, desto länger wurden die Pausen. Bei der Burgruine überfiel ihn ein leichter Schwindel. Er breitete die Decke aus und legte sich ein Weilchen hin. Danach füllte er an einem Brunnen seine Wasserflasche auf und nahm das letzte Drittel des Weges in Angriff.

    Sein hohles Gesicht verzog sich zu einem triumphierenden Lächeln, als er am noch schneebedeckten Berghang stand und auf den Strom herabblickte. Die wenigen Meter hinunter zur Steinbank auf dem Felsvorsprung fielen ihm besonders schwer. Er glitt auf einem Schneefeld aus, stürzte und verstauchte sich den Knöchel.

    Er ließ sich ein kurzes Steilstück hinabrollen und schleppte sich dann auf allen Vieren zu der Steinbank. Befriedigt ließ er sich darauf nieder. Der Knöchel pochte schmerzend, die Glieder zitterten von der Anstrengung und der Kälte, aber Hans Kremer war glücklich. An diesem Platz hatte er schon als Kind gespielt, auf dieser Bank hatte er mit seinem Vater gesprochen, kurz vor dessen Tod, hier hatte er sich für seine Laufbahn als Profisportler entschieden, hier hatte seine Frau ihm ihr Ja-Wort gegeben, hier wollte Hans Kremer sich von der Welt verabschieden.

    3

    „Entweder sind die Freitagabende eine Katastrophe, oder es passiert rein gar nichts." Jupp Friederichs mischte die Karten und gab aus. Uschi Thamm – sie hatte heute Abend Röntgenbereitschaft – saß mit den beiden Sanitätern im Bereitschaftszimmer. Seit einer Stunde schon spielten sie Skat.

    „Weiß gar nicht, was du hast, brummte Ewald Zühlke, „es passiert doch ’ne ganze Menge. Fast fünf Mark habe ich euch schon abgeknöpft.

    Am Schreibtisch schob Alexandra Heinze einige Papiere zusammen und stand auf. „Ich gehe mal eben an die Pforte und bringe die Briefe hier ins Postfach. Sie öffnete die Tür. „Danach finden Sie mich auf der Inneren in Frau Dr. Kellers Büro.

    Alexandra genoss den ruhigen Dienstnachmittag. Die ganze Woche schon war relativ harmlos verlaufen. Ihre erste Dienstwoche nach einigen Urlaubstagen in der Schweiz. Werner hatte seine Praxis geschlossen, und sie waren zum Skilaufen gefahren. Wie gut hatte das getan! Die Urlaubssonne lag noch auf ihrem gebräunten Gesicht. In der Tasche ihres Arztmantels trug sie schon den ganzen Tag Urlaubsbilder mit sich herum und zeigte sie allen möglichen Kollegen. Lore Keller hatte sie noch nicht gesehen.

    An der Pforte dudelte ihr Piepser los. Die Ambulanz brauchte sie. Alexandra hörte schon auf dem Gang das Stöhnen eines Mannes. Im Behandlungszimmer krümmte er sich vor Schmerz auf der Trage. Alexandra untersuchte ihn. „Sieht ganz nach einer Nierenkolik aus", sagte sie zu Schwester Grit. Sie verabreichte dem Mann ein Schmerzmittel und fuhr ihn dann zusammen mit der Schwester auf die Innere.

    Auch Lore Keller, die Oberärztin der Inneren, hielt die Symptome für die Anzeichen einer Nierenkolik. Der Mann wurde aufgenommen. Alexandra sprengte die Skatrunde telefonisch. „Hallo Frau Thamm, Schwester Grit bringt gleich einen Patienten ins Röntgen, wir brauchen eine Nierenaufnahme. Dr. Wendel hat Dienst, er wird das Kontrastmittel spritzen."

    Grit Mindermann fuhr den Patienten zum Aufzug. Falls die Diagnose sich durch das Röntgenbild bestätigen sollte, würde der Mann erst einmal literweise Wasser trinken und dann ein paar Stunden lang das Treppenhaus auf und ab wandern müssen. Vielleicht würde sich der Nierenstein dann lösen.

    „Und? Wie war euer Urlaub?", wollte Lore Keller wissen.

    Alexandra schwärmte von Sonne, Schnee und Werner und zeigte ihr die Fotos. „Die Woche war so ruhig, ich bin noch gar nicht richtig angekommen."

    Es klopfte, und eine Schwester betrat Lore Kellers Zimmer. Eine schwarzhaarige, etwa vierzigjährige Frau. „Frau Doktor, Herr Knies hat wieder starke Schmerzen, ob wir ihm noch eine Ampulle Morphium spritzen können?"

    „Spritzen Sie es ihm, Schwester Edith, viel mehr können wir nicht mehr für ihn tun." Die Stimme der Oberärztin klang resigniert. Alexandra vermutete sofort, dass es sich um einen sterbenden Krebspatienten handelte.

    „Übrigens, Schwester Edith, Lores Miene hellte sich auf, „haben Sie Frau Dr. Heinze schon kennengelernt? Alexandra ging auf die Schwester zu und gab ihr die Hand. Sie hatte sie bisher nur von Weitem gesehen und nur flüchtig wahrgenommen.

    „Edith Schwarz, stellte sie sich vor, „ich habe erst zum Jahresbeginn im Marien-Krankenhaus angefangen.

    „Freut mich, Sie kennenzulernen, lächelte Alexandra, „und wo haben Sie vorher gearbeitet?

    „Ich habe zwei Jahre pausiert, ein Schatten huschte über Schwester Ediths Gesichtszüge, „ich hatte einen Pflegefall in der Familie.

    „Sie ist eine Perle, sagte Lore Keller, als sich die Tür hinter der Schwester geschlossen hatte, „keiner versteht es so gut, mit Sterbenden umzugehen wie sie.

    „Mit Sterbenden?" Alexandra wurde neugierig. Sie wusste, dass viele Schwestern und Pfleger dazu neigten, sich vor der Pflege Sterbender zu drücken. Und nicht nur innerhalb des Pflegepersonals, auch bei Kollegen hatte sie diese Scheu beobachtet. Auf Lore Kellers Abteilung befanden sich naturgemäß die meisten Sterbenden. Häufig Patienten, die schon über Jahre zur Chemotherapie ins Haus kamen.

    „Ja, Lore Keller nickte, „ich bin sehr froh, dass wir sie haben. Sie hat im vergangenen Jahr ihren Mann verloren, Krebs. Das ist der Pflegefall, von dem sie sprach. Sie arbeitet ehrenamtlich im städtischen Sterbehospiz mit und organisiert auch hier im Haus Seminare für das Pflegepersonal.

    „Solche Leute können wir brauchen. Sie plauderten noch ein Weilchen, dann drehte Alexandra eine Runde durchs Haus und betrat eine Stunde später wieder das Bereitschaftszimmer. Friederichs las Zeitung, Zühlke saß mit geschlossenen Augen am Tisch. „Hoffentlich wird Ihnen nicht langweilig, meine Herren.

    „Wo denken Sie hin, brummte Zühlke, „ich meditiere.

    „Nach meiner Erfahrung kriegen wir heute noch einen Notfall, sagte Friederichs, „und zwar genau fünf Minuten vor Dienstschluss, während wir schon ungeduldig auf den Nachtdienst warten.

    „Mal den Teufel nicht an die Wand", knurrte Zühlke.

    4

    Es waren mindestens hundertzwanzig Leute, soweit er das überblicken konnte. „Guido Elba, guten Abend. Soviel Publikum hatte er zuletzt an Silvester in Hamburg gehabt. Er begrüßte jeden einzelnen Gast mit Handschlag an der Tür und ließ sich seinen Namen nennen. „Wie heißen Sie? Borkowsky? Ah, danke! Wahrscheinlich gab es hier in der Gegend die eine oder andere Kurklinik, die seine Vorstellung in ihren Veranstaltungskalender aufgenommen hatte. „Guido Elba, mein Name. Und Sie sind?" Er würde in seiner Adressenkartei nachschauen, denn die Kurkliniken mussten natürlich auch besucht werden. Jedenfalls war er zufrieden.

    Manche der Besucher hatten verdammt komplizierte Namen. Einer hieß Treskojanowitsch, ein anderer Krnjoschk und eine Frau Öcegörünte. Die Hände derer mit den besonders komplizierten Namen hielt er solange fest, bis er sich die Namen eingeprägt hatte.

    Eine Viertelstunde stand er schon an der Tür. Jetzt war es gleich acht Uhr – Zeit, auf die Bühne zu gehen. Er zog seinen Frack an, schlang einen roten Seidenschal um seinen Hals und setzte sich seinen Zylinder auf. Dan trat er an den Rand der kleinen Bühne.

    „Meine sehr verehrten Damen und Herren, begrüßt habe ich Sie bereits, bleibt mir nur, Ihnen einen vergnüglichen Freitagabend zu wünschen. Er tat, als wollte er sich dem Tisch mit seinen Utensilien zuwenden, drehte sich aber plötzlich wieder zum Publikum. „Ach ja, ich sollte mich besser noch einmal vorstellen, er zog seinen Zylinder, „Guido Elba, Zauber- und Gedächtniskünstler. Vielleicht haben ja einige meinen Namen schon wieder vergessen. Das Publikum klatschte. „Ach, Herr Borkowsky, würden Sie bitte die Tür schließen, oder Sie, Frau Müller. Das Publikum lachte und applaudierte wieder. Elba sprach jetzt eine Frau in der ersten Reihe an. „Sie lachen, Frau Öcegörünte, aber es gehört doch zum guten Ton, sich die Namen seiner Mitmenschen einzuprägen, oder was meinen Sie, Herr Keller?" Das Publikum war begeistert.

    So stieg er immer ein. Mal hatte er das Publikum schon nach einem halben Dutzend Namen gewonnen, wie heute, mal musste er zwanzig oder dreißig seiner Gäste mit Namen ansprechen, bevor die Stimmung jenen Weichegrad erreichte – so pflegte er das zu nennen – ab dem das Gros der Zuschauer willig genug war, sich von jedem Zaubertrick täuschen zu lassen.

    Er begann mit einigen einfachen Nummern, verwandelte Tücher in Blumen, Blumen in Bälle und warf die Bälle ins Publikum. Selbstverständlich nicht ohne den jeweiligen Fänger mit seinem Namen anzusprechen.

    Die etwas komplizierteren Nummern leitete er mit dem uralten Trick ein, mit dem er noch bei jeder Veranstaltung Staunen erntete, ob Galafete oder Kindergeburtstag: Er faltete eine alte Zeitung zu einer trichterförmigen Röhre, goss ein Glas Wasser hinein, ließ Frau Ellerkamp und Herrn Trampert auf die Bühne kommen, um die Zeitung zu entfalten – keine Spur von Wasser – und forderte dann Herrn Treskojanowitsch auf, das Glas zu halten, in das sich dann aus der wieder zusammengerollten Zeitung das Wasser ergoss.

    Es folgten dann die Tricks an einzelnen Personen, die er namentlich aus dem erstaunten Publikum auf die Bühne bat. Und als Höhepunkt in der zweiten Programmhälfte dann die Gedächtniskunststücke. Er ließ sich zum Beispiel zweihundert Begriffe zurufen – ein Zuschauer protokollierte sie – und gab anschließend jeden einzelnen korrekt und in der richtigen Reihenfolge wieder.

    Oder er öffnete einen großen Koffer, drehte ihn so zum Publikum, dass er selber ihn nicht einsehen konnte, und forderte seine Zuschauer auf den leeren Koffer mit persönlichen Gegenständen zu füllen. Bevor dann der Lippenstift, das Feuerzeug oder das Taschentuch in dem Koffer verschwand, durfte er fünf Sekunden draufschauen. Anschließend wurde der Koffer geschlossen und von der Bühne auf den Mittelgang zwischen den beiden Zuschauerblöcken getragen.

    Von der Bühne aus nannte Elba nun nicht nur die Gegenstände im Koffer, sondern auch den Namen seines Besitzers, der ihn sich dann jeweils wieder herausholen musste. Er nannte sogar noch Besonderheiten, Farben und Formen der Gegenstände, wenn es sich um Taschentücher, Feuerzeuge oder ähnliches handelte, die natürlich mehrfach im Koffer gelandet waren.

    Am Ende der Vorstellung verabschiedete er jeden einzelnen seiner Zuschauer an der Tür. Mit Namen natürlich.

    5

    Etwa um die gleiche Zeit parkte Konrad Vollmer seinen Jeep auf dem Waldparkplatz. Er holte das Gewehr und die Taschenlampe aus dem Heck und machte sich auf den Weg zur Burgruine. Vollmer war Förster und hatte in den letzten Wochen Spuren von Wildschweinen im Stadtwald gefunden. Einige Wanderer wollten sie sogar gesehen haben. Ihn interessierte vor allem der Bestand.

    Es war etwa gegen zehn, und Vollmer konnte es sich nicht verkneifen, von der Ruine aus – hier wollte er die Nacht verbringen – noch schnell einen Abstecher an den Hang zu machen. Er liebte es, auf den Rhein herunterzuschauen. Obwohl man von dem Strom um diese Zeit nicht mehr sah als ein paar Lichter, die sich im Wasser widerspiegelten oder, wenn man Glück hatte, die Positionslampen eines vorbeiziehenden Frachtschiffes.

    Konrad Vollmer überquerte die noch schneebedeckte Lichtung, die sich von der Burgruine zum Hang hin erstreckte. Fünf Minuten später stand er am Abhang. Die Scheinwerfer vorbeifahrender Autos und eines Zuges zogen tief unter ihm am Ufer des Stromes entlang. Von fern drang das Brausen der Bahn und das Brummen der Motoren zu ihm herauf. Lange Zeit stand er so und genoss die Konturen des Flusstales und die nächtliche Stille. Er wollte sich gerade wieder abwenden und zur Ruine zurückkehren, als er ein Krächzen hörte.

    Der Förster zuckte zusammen. Was war das? Ein Rabe? Eine Elster? Oder ein Fuchs? Da – wieder das keuchende Krächzen. Hustete da nicht jemand? Er schlich gebückt am Hang entlang, bis er es nicht weit unter sich ganz deutlich hörte: Jemand hustete. Ein Mensch befand sich irgendwo hier auf dem Berghang. „Hallo? Er ließ den Lichtkegel seiner Stablampe über Felsen, Sträucher und Moos wandern. „Ist da jemand? Keine Antwort. War da unten nicht eine Steinbank auf einem Felsvorsprung?

    Vollmer fand den zugewachsenen Hohlweg, der nach unten führte. Er legte seinen Rucksack ab. Mehr rutschend als kletternd erreichte er den Vorsprung. Die Umrisse einer menschlichen Gestalt zeichneten sich in der Dunkelheit ab. Er ließ die Lampe aufflammen. Auf der Steinbank kauerte ein in eine Decke gehüllter Mann. „Was machen Sie denn hier?"

    Vollmer trat näher. „Ich sitze hier." Die Stimme des Mannes klang heiser und gebrochen. Vollmer leuchtete ihn an. Das Gesicht des Fremden war fahlgelb und eingefallen. Er schloss geblendet die tief in den Höhlen liegenden Augen. Sein kahler Schädel war von grauem Flaum bedeckt. Der Förster erschrak. Den Tod persönlich schien er hier aufgespürt zu haben. Er überwand die aufbrandende Panik und ging noch näher an den Mann heran. Er zitterte wie Espenlaub. Wieder wurde er von einem Hustenanfall geschüttelt.

    „Sind Sie krank?"

    „Kann sein", sagte der Mann. Jetzt bemerkte Vollmer, dass er nur noch aus Haut und Knochen bestand. Kein Zweifel – er hatte einen Schwerkranken vor sich.

    „Wie kommen Sie denn hierher?"

    „Genau wie Sie. Wieder ein Hustenanfall. „Bitte gehen Sie einfach weiter, und tun Sie so, als hätten Sie mich nicht gefunden.

    Vollmer setze sich neben den Mann und tastete seinen Puls. Der raste. Seine Haut fühlte sich kaltschweißig an. „Mann, Sie brauchen ärztliche Hilfe."

    „Brauche ich nicht, ich will …", der Rest ging in Husten unter.

    Vollmer stieg wieder den Hohlweg hinauf. Der Mann krächzte ihm irgendetwas Unverständliches hinterher. Oben angekommen kramte er sein Handy aus dem Rucksack. Wenn er nachts auf Pirsch war, pflegte er gegen elf immer noch einmal seine Frau anzurufen. Jetzt wählte er die Nummer der Rettungsleitstelle.

    6

    Jupp Friederichs stand am Spind und wollte eben in seinen Parka schlüpfen, als das Telefon klingelte. Alexandra Heinze nahm ab. An ihrem Gesichtsausdruck und der konzentrierten Art, wie sie die Informationen des Anrufers notierte, las der Sanitäter ab, was die Stunde geschlagen hatte. Er hängte seinen Parka zurück in den Spind.

    „Habe ich es nicht gesagt? Fünf Minuten vor Feierabend noch ein Notfall. Ich hätte mit dir wetten sollen."

    Ewald Zühlke verdrehte die Augen. „Und noch keine Spur von der Ablösung!"

    Alexandra legte auf. „Die Rettungsleitstelle, meine Herren. Wir dürfen."

    „Und wohin und warum?" Zühlke erhob sich seufzend.

    „Ein Schwerkranker hängt im Berghang über dem Rheintal. Und zwar …, sie ging auf die Wandkarte zu, „am besten, wir schauen uns das mal an.

    Sie studierten die Karte. „Ich glaub’, mich tritt ein Pferd, jammerte Zühlke, „von dem Parkplatz bis zum Berghang sind es mehr als zwei Kilometer!

    Das Gesicht der Notärztin nahm einen hilflosen Ausdruck an. „Und dann mit einer Trage nachts durch unwegsames Gelände, ich glaub’, wir haben ein Problem." Sie telefonierte wieder mit der Rettungsleitstelle. Auch dort wurde jetzt die Karte genauer studiert.

    „Hier neben der Burgruine ist eine Lichtung verzeichnet, Friederichs zeigte auf die Stelle, „die sollen doch nochmal mit dem Anrufer telefonieren. Vielleicht kann der herausfinden, ob sich das Gelände als Hubschrauberlandeplatz eignet.

    Zühlkes verdrossene Züge hellten sich auf. „Stimmt, das ist eigentlich ein Fall für die SAR."

    Fünf Minuten später kam die Rückmeldung von der Rettungsleitstelle. Sie hatten den Rettungshubschrauber der Bundeswehr schon verständigt. „Die bitten drum, einen Notarzt des Marien-Krankenhauses aufnehmen zu können. Ihr eigener Arzt steckt mitten in einer Notoperation."

    Mitleidig schauten Zühlke und Friederichs ihre Notärztin an. Es war klar, dass sie mitfliegen würde. Alexandra gab ihr o.k. durch. Es wurde vereinbart, dass ein Sanitäter des Roten Kreuzes sie mit dem Notarzt-Porsche bis zum Parkplatz in der Nähe der Ruine fahren würde. Der Sanitäter sollte sich um die Einweisung des landenden Hubschraubers kümmern, und Alexandra den Kranken erstversorgen.

    Seufzend sah die Ärztin ihre beiden Kollegen an. Friederichs hatte wieder seinen Parka aus dem Spind geholt, und Zühlke packte pfeifend seine Thermoskanne ein. „Sanitäter müsste man sein."

    Zwei Minuten später raste Alexandra in einem Porsche mit Blaulicht und Martinshorn aus der Stadt.

    7

    „Rettungsleitstelle ruft Christoph dreiundzwanzig."

    Lu griff nach dem Mikro. „Hier Christoph dreiundzwanzig, kommen Sie."

    „Die Notärztin wird von einem unserer Leute zum Einsatzort gefahren. Der wird eine Leuchtkugel abschießen und Sie einweisen. Kommen."

    Wolf zuckte mit den Schultern. „Auch gut."

    „Christoph dreiundzwanzig, verstanden. Bitte Koordinaten durchgeben."

    Wolf fuhr die Rotoren auf volle Leistung, die Bell hob ab. „Rettungsleitstelle an Christoph dreiundzwanzig. Fliegen Sie Planquadrat 122 F wie Foxtrott. Das ist eine Lichtung neben einer Burgruine. Achten Sie auf das Leuchtsignal und Lichtzeichen. Der Kollege wird mit einem Scheinwerfer blinken und den Förster mit seiner starken Stablampe postieren, so dass Sie den Landeplatz markiert finden. Kommen, ob verstanden."

    „Christoph dreiundzwanzig an Leitstelle, verstanden."

    Die Beleuchtung im Passagierraum ging an. Yogi kramte in einem Aktenordner nach einer Karte. Lu drehte sich zu ihm um. „Es muss die Nummer 92 sein. Yogi fand die Karte im Maßstab 1 : 50 000 sofort. Er reichte sie nach vorne, und Lu, der als Bordmechaniker auch für die Navigation zuständig war, beugte sich über sie. „Grobe Flugrichtung 280 Grad, gab er Wolf über den Helmfunk durch. Das Pochen der Rotoren erfüllte den Innenraum. Die Männer waren das gewohnt.

    Nach acht Flugminuten Kurskorrektur. „270 Grad, gab Lu durch. Wolf ging auf den neuen Kurs. „400 Fuß, sagte der Bordmechaniker, „du kannst auf 380 runtergehen."

    Drei Minuten später stieg eine Leuchtkugel nicht weit vor ihnen auf. „Dort ist es! Lu deute nach vorne. Wolf zog eine Schleife über der Stelle, wo der schon verglühte Schweif des Geschosses aufgestiegen war. „Außenscheinwerfer an! Lu bediente die entsprechenden Knöpfe. Die Umrisse der Burgruine wurden sichtbar. Ein Scheinwerfer blinkte etwa zwanzig Meter unter ihnen, zehn Meter weiter eine schwächere Lichtquelle. Wolf setzte zur Landung an.

    Kaum hatte die Bell Bodenberührung, riss Yogi die Seitentür ganz auf. Schon im Landeanflug hatte er sie einen Spalt geöffnet, um seinen behelmten Kopf herauszustrecken. Über den Bordsprechfunk hatte er Informationen über Bodenbeschaffenheit und Umgebung des Landeplatzes an seinen Kutscher durchgegeben. So wurden die Piloten gerne genannt. Der schneebedeckte Boden war eben, es standen keine Bäume in der Nähe – kein Grund also, Alarm zu schlagen. Yogi sprang heraus und lief geduckt unter den Rotorblättern auf den Mann in der roten Leuchtjacke zu.

    „Der Verletzte liegt noch am Hang!", schrie der.

    „Stell die Kiste aus, Wolf, funkte Yogi, „wir müssen unseren Patienten erst noch bergen.

    Fünf Minuten später standen sie zu fünft am Berghang. „Wie sieht es aus da unten, Frau Doktor?"

    „Schwere, innere Erkrankung, rief Alexandra Heinze zurück, „der Mann ist unterkühlt, der Kreislauf war kurz vor einem Kollaps. Ich habe eine Infusion gelegt. Aber ich weiß nicht, wie wir ihn hier unten weg kriegen sollen!

    Yogi stieg auf den Felsvorsprung herunter und sah sich die Sache genauer an. Hans Kremer lag in eine Rettungsdecke gewickelt auf der Steinbank. Die Notärztin hielt die Infusion über ihm.

    Sie holten ein Seil, und Yogi sicherte seinen Patienten mit der Rettungsschlinge. Dann nahm er ihn Huckepack und ließ sich von den anderen über den Hohlweg hochziehen. Dort wartete schon die Trage.

    Etwa eine halbe Stunde nach der Landung schoben sie Hans Kremer auf seiner Trage an Bord. Alexandra

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