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Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband
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eBook244 Seiten3 Stunden

Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband

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Über dieses E-Book

Dieser Bandenthält folgende Romane:
(349XE)


Wendepunkt des Schicksals (Thomas West)

Ein Goldfisch in der Nordsee (Conny Walden & Anna Martach)







Ein Wettrennen beim Kitesurfen; Dr. Sören Wiebold ist fasziniert von seiner Gegnerin, doch als sie auf dem Brett einen Zusammenbruch erleidet, gelingt es ihm, sie in letzter Sekunde zu retten. Im Krankenhaus entwickelt sich zwischen den beiden eine Romanze. Doch weshalb vermeidet Jule jedes persönliche Gespräch? Und warum versucht ein fremder Mann sie zu finden?
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum20. Sept. 2022
ISBN9783753206172
Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband

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    Buchvorschau

    Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband - Conny Walden

    Thomas West, Anna Martach, Conny Walden

    Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband

    UUID: b00311ac-d2ee-431f-996a-1f9562ef2bf2

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband

    Copyright

    Wendepunkt des Schicksals

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    ​Ein Goldfisch in der Nordsee

    Hier ist ein Wendepunkt, Herr Doktor! Super Arztroman Doppelband

    Conny Walden, Anna Martach, Thomas West

    Dieser Bandenthält folgende Romane:

    Wendepunkt des Schicksals (Thomas West)

    Ein Goldfisch in der Nordsee (Conny Walden & Anna Martach)

    Ein Wettrennen beim Kitesurfen; Dr. Sören Wiebold ist fasziniert von seiner Gegnerin, doch als sie auf dem Brett einen Zusammenbruch erleidet, gelingt es ihm, sie in letzter Sekunde zu retten. Im Krankenhaus entwickelt sich zwischen den beiden eine Romanze. Doch weshalb vermeidet Jule jedes persönliche Gespräch? Und warum versucht ein fremder Mann sie zu finden?

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    Folge auf Twitter:

    https://twitter.com/BekkerAlfred

    Zum Blog des Verlags geht es hier:

    https://cassiopeia.press

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    Wendepunkt des Schicksals

    Ärztin Alexandra Heinze

    Arztroman von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 141 Taschenbuchseiten.

    Ein schrecklicher Baggerunfall ruft Dr. Alexandra Heinze zu einer Baustelle. Für den Verletzten besteht kaum noch Hoffnung, doch die Ärztin kämpft verbissen um das Leben des siebenfachen Vaters.

    1

    Der Mann dudelte die Zahlen herunter, als hätte er sie die ganze Nacht über auswendig gelernt. Lars Bader musterte den jungen Mann gegenüber in der Konferenzecke seines Büros mit mürrischer Miene: Ein smarter Typ Ende zwanzig, also acht bis zehn Jahre jünger als Lars selbst. Mit schwarzen Ringen unter den Augen und einer soldatischen Frisur, mit der diese jungen Aufsteiger immer häufiger herumliefen. Wenn man einen Kahlkopf überhaupt eine Frisur nennen konnte.

    Der junge Mann – er hieß Becker, der Vorname war Lars entfallen – legte seine Computerausdrucke zusammen und sah seinen Chef beifallheischend an.

    „Gut gemacht, Herr Becker, sagte er ohne die Spur eines Lächelns. „Mit diesen Verkaufszahlen können wir uns morgen auf der Hauptkonferenz sehen lassen. Er erhob sich, um dem Jüngeren das Zeichen für das Audienzende zu geben. „Machen Sie ein paar hübsche Grafiken aus dem Material und stellen Sie morgen den Computer samt Beamer in den Konferenzraum. Wir werden alle Register ziehen."

    Becker verabschiedete sich und bleckte dabei sein tadellosen Gebiss. Die meisten Mitarbeiter des Verlags hielten das für ein Lächeln.

    Die Tür schloss sich, und Lars ließ sich in seinen Bürosessel fallen. Becker war nicht verkehrt. Es gab Schlimmere im Verlag. Karrieregeile Senkrechtstarter, die nur auf einen Fehler von ihm warteten.

    Bei denen wusste man wenigstens, woran man war. Doch Lars war lang genug im Geschäft – die Stelle als Vertriebschef des großen Verlagshauses hatte er vor mehr als vier Jahren erobert – um solchen Lächlern wie Becker zu misstrauen. Auch die nutzten jede Gelegenheit, um einem ans Bein zu pinkeln. Becker allerdings würde noch ein Weilchen zu ihm halten. Immerhin wurde Lars als heißer Kandidat für die Geschäftsführung gehandelt. Und Becker wäre blöd, es sich mit ihm zu verderben.

    Lars hängte sein silbergraues Jackett über die Stuhllehne, er trug schon seit Jahren maßgeschneiderte Anzüge, und zündete sich eine Zigarette an. Die Geschäftsführung – zum Greifen nah das Ziel, endlich. Nachdenklich strich er sich über seinen blonden Bürstenhaarschnitt. Es stand Fifty-fifty. Er oder Harald Maresch, der Marketingchef. Die Sitzung morgen würde die Weichen stellen.

    Lars griff zu seinem Diktiergerät, um ein paar Briefe zu diktieren. Die Tür zum Vorzimmer ging auf, seine Sekretärin stand auf der Schwelle und machte ein erschrockenes Gesicht. „Herr Dr. Barth hat angerufen – ob Sie den Termin bei ihm vergessen haben …"

    „Was für einen Termin, zum Teufel?" Sein etwas blasses, jungenhaftes Gesicht nahm einen zornigen Ausdruck an. Lars zog seinen elektronischen Planer aus der Jackentasche. Für Montagnachmittag war kein Termin vorgesehen!

    „Er wartet mit Herrn Maresch in seinem Büro auf Sie." Die Sekretärin verhaspelte sich.

    „Was haben Sie denn da wieder versaubeutelt, Frau Häring!", rief er wütend und sprang auf.

    „Ich weiß von nichts, wirklich nicht, Herr Bader." Sie würde gleich in Tränen ausbrechen. Seine manchmal harsche Art brachte sie jedes Mal aus der Fassung. Statt sie weiter anzuschnauzen, raffte Lars sämtliche greifbare Unterlagen über aktuelle Vorgänge zusammen. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was der Chef von ihm wollte. Bilanzen? Statistiken? Ein Bericht über die Messe? Am besten, er nahm alles mit. Er konnte ja nicht zugeben, dass er keinen Schimmer von dem Termin hatte.

    Ein stechender Schmerz bohrte sich in seinen Oberbauch. Er presste die Zähne zusammen. Der Magen. Machte ihm schon seit Monaten Schwierigkeiten. Er schob eine von diesen Kautabletten, die die Magensäure neutralisierten, in den Mund und verließ sein Büro.

    Die Chefetage lag im obersten, im sechsten Stock des weiträumigen Verlagskomplexes am Rande der Stadt. Die Chefsekretärin öffnete ihm die Tür zum Geschäftsführer. Der sah ihm fragend entgegen.

    „Ein Telefonat mit Köln. Der Fernsehsender, mit dem wir ins Geschäft kommen wollen. Ich konnte es unmöglich abwürgen." Das kalte Grinsen um Mareschs Mundwinkel entging ihm nicht.

    „Schon gut, Herr Bader." Der Chef zeigte auf einen freien Sessel an der linken Seite seines gewaltigen Schreibtisches. Auf der rechten saß sein Konkurrent.

    „Natürlich, dachte Lars, „nicht die Häring – dieser linke Hund von Maresch hat den Termin in seinem Vorzimmer versanden lassen. Das war nicht das erste Mal. In den letzten vier Wochen ging Maresch sogar soweit, seinem Konkurrenten um den Chefsessel wichtige Informationen vorzuenthalten: Briefe, Faxe, E-Mails. Er wollte um jeden Preis auf den Stuhl, auf dem jetzt noch Barth saß. Der kramte gerade in irgendwelchen Unterlagen.

    „Also, wer von den Herren will anfangen?", fragte der Chef, ohne aufzusehen.

    Kalt lächelnd wies Maresch mit der Hand auf Lars. „Ich lasse Ihnen gerne den Vortritt, Herr Bader."

    „Du linkes Arschloch, dachte Lars und lächelte genauso eisig zurück. „Gerne, sagte er und spähte auf die Papiere, in denen sein Chef wühlte. Er entdeckte Briefköpfe von Firmen, mit denen er auf der Messe zu tun hatte. „Vielleicht zunächst die wichtigsten Kundenkontakte von der Messe." Er sprach aufreizend gedehnt und in der sachlichen Gelassenheit, für die er im ganzen Verlag bekannt war.

    Eine Stunde verbrachten sie beim Chef. Die Sitzung lief glatt, und der Noch-Geschäftsführer schien zufrieden. Er wollte einen sauberen Einstand, morgen, wenn man ihn in den Vorstand berufen würde. Maresch und Lars vermieden den offenen Schlagabtausch. Sie verabschiedeten sich vom Chef, und jeder der drei wusste, dass die große Schlacht auf morgen vertagt war.

    2

    „Das erste, was Sie tun, wenn Sie zu einem Notfall kommen, Alexandra legte die rechte Hand an den Kehlkopf der Übungspuppe, „Sie tasten die Halsschlagader des Patienten. Wenn Sie keinen Puls fühlen können, und auch der Brustkorb sich nicht mehr hebt, wissen Sie, dass Sie es mit einem Herz-Atem-Stillstand zu tun haben.

    Alexandra sah in die erwartungsvollen Gesichter der jungen Frauen um sich – auch eine Handvoll Männer war unter der Gruppe. Die Notärztin gab an diesem Montagnachmittag Unterricht in der Krankenpflegeschule – Notfallmedizin. Sie hatte Jürgen Wiesenberg von der Intensivstation mitgenommen. Falls ein Notfall dazwischenkam, würde er die Unterrichtsstunde fortsetzen. Der vierunddreißigjährige Krankenpfleger hatte zwar selbst erst vor einem knappen Jahr sein Examen abgelegt, war aber in jeder Beziehung so fit, dass man ihm getrost die Lektion über Wiederbelebung überlassen konnte. Sogar die jungen Assistenzärzte fragten ihn manchmal um Rat, wenn sie sich unsicher waren.

    „Und dann muss alles sehr schnell gehen, sagte Alexandra und drehte die Puppe auf die Seite. „Stabile Seitenlagerung, den Mund des Patienten von Erbrochenem und falschen Zähnen befreien. Die Schwesternschülerinnen schrieben eifrig mit. „Dann wieder in Rückenlage, den Kopf in den Nacken, mit der Linken die Nase zuhalten, mit der flachen Rechten das Kinn hochziehen, und dann pressen Sie Ihre Lippen fest auf den Mund des Bewusstlosen, sehen Sie – so." Alexandra demonstrierte die Beatmungstechnik. Einige der Schwesternschülerinnen verzogen angewidert das Gesicht.

    „Zweimal, achten Sie darauf, ob der Brustkorb sich hebt. Wenn ja, können Sie davon ausgehen, dass Sie nicht den Magen, sondern die Lungen aufblasen. Alexandra sah auf und bemerkte den Widerstand in einigen Gesichtern. „Falls Sie sich ekeln, legen Sie ein dünnes Taschentuch oder eine Kompresse über den Mund des Notfallopfers. Oder schieben Sie ihm einen Güdel-Tubus in den Rachen.

    Sie rutschte auf den Knien vom Kopf zur Brust der Puppe. „Und dann sofort die Herzdruckmassage. Mit dem linken Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins, den rechten Handballen drübergelegt, und dann mit ausgestreckten Armen." Sie presste die Brust der Puppe zusammen. Der kleine schwarze Ball in der Zahlenskala, die an den Blasebalg im Inneren der Puppe angeschlossen war, sprang knapp über den roten Bereich.

    „Fünfmal, wenn Sie allein sind. Es ist unheimlich anstrengend – täuschen Sie sich nicht! Und jetzt sind Sie dran."

    Der Kurs übte an zwei Puppen. An der einen assistierte Alexandra, an der anderen Wiesenberg. Die meisten Krankenpflegeschüler bliesen die Luft neben den Mund der Puppe, oder drückten bei der Herzdruckmassage viel zu zaghaft zu.

    „Übung macht den Meister, bemerkte Alexandra trocken. „In der Klinik werden Sie meistens zu zweit sein. Deswegen jetzt die Wiederbelebung zu zweit. Gemeinsam mit dem Krankenpfleger demonstrierte sie die Technik. Danach waren wieder die Schüler dran.

    Die zwei Stunden vergingen im Flug, kein Notruf störte Alexandra. Später, im Krankenhausgarten, verabschiedete sie sich von dem Pfleger. „Vielen Dank, Herr Wiesenberg. Das haben Sie wirklich gut gemacht. Ich werde ein gutes Wort bei der Oberschwester für Sie einlegen, vielleicht können wir in Zukunft öfter gemeinsam unterrichten!"

    „Wäre mir ein Vergnügen, Frau Dr. Heinze. Auf Wiedersehen." Er bog in den Parkweg zum Hintereingang des Marien-Krankenhauses ein.

    Alexandra sah ihm nach. „Schwer in Ordnung, der Mann", dachte sie. Seine zurückhaltende, besonnene Art beeindruckte sie. Sie hatte sich schon manchmal gefragt, was ihn bewogen haben mochte, mit Anfang dreißig noch einmal einen neuen Beruf zu lernen. Und noch dazu Krankenpfleger. Alexandra hatte schon miterlebt, dass manche Patienten ihn für einen Arzt gehalten hatten.

    Sie ging auf den Eingang des Personalwohnheimes zu. Da kein Notfall zu drohen schien, konnte sie einen versprochenen Krankenbesuch einschieben.

    Über das Treppenhaus erreichte sie die zweite Etage des Personalwohnheimes. Vor Zimmer 212 blieb sie stehen und klopfte. „Herein!" Alexandra betrat das kleine Apartment. Sie hatte hier schon den einen oder anderen Kaffee getrunken. Doch jedes Mal, wenn sie dieses Apartment betrat, war sie überrascht von der Eleganz, mit der es eingerichtet war: Niedrige Möbel in Leder und Holz, schwarz über chromblitzenden Beinen und Verstrebungen, Musikanlage in gläsernem Regal, ein großflächiger Spiegel in schwarzem Rahmen neben dem Garderobenschrank, die Wände nur sparsam geschmückt mit zwei hängenden Topfpflanzen, einer Popart-Uhr, und über dem Bett ein großflächiges Ölgemälde. Eine Schale mit einer Magnolienblüte inmitten eines mittelalterlichen Burgturms. Durch die zinnenartigen Fenster des Turms leuchtete ein blauer Himmel. Alexandra wusste, dass die Bewohnerin dieses Apartments das Bild von ihrem ehemaligen Verlobten, einem Kunstmaler, geschenkt bekommen hatte.

    „Hallo, Alexandra – wie schön, dass Sie kommen!" Die Frau auf dem schwarz gerahmten Bett richtete sich auf. Sie schob die schwere Baumwolldecke mit den rot-gelben Ornamentstickereien beiseite und schlüpfte in ein Paar rote Lederpantoffel. Auf dem Glastisch vor dem Bett stand eine Kobaltvase mit einem Strauß dunkelroter Rosen.

    „Bleiben Sie doch liegen, Ute", sagte Alexandra, aber die Frau überhörte das einfach. Ute Reinhard schätzte es nicht besonders, von anderen in einer Situation der Schwäche gesehen zu werden. Sie stand auf und gab Alexandra die Hand.

    „Kommen Sie, nehmen Sie Platz. Kaffee?" Obwohl Alexandra ablehnte, verschwand Ute in ihrer Kochnische, um die Kaffeemaschine anzuwerfen. Alexandra betrachtete die Frau, wie sie an der Arbeitsfläche ihrer kleinen Küche stand und Kaffeepulver in den Filter löffelte. Sie war relativ groß, einen halben Kopf größer als die Notärztin. Ihr rotbraunes Haar hing zu einem lockeren Zopf geflochten fast bis zu den Hüften über ihren Rücken herab. Ein gerader Rücken – schon die Art, wie Ute dort stand, verriet die tatkräftige, energische Frau, die sie war.

    „Wie geht es Ihnen, Ute?"

    „Ach ja, es ging schon schlechter. Sie stellte die schwarze Kaffeedose zurück ins Regal. „Aber auch schon wesentlich besser.

    „Wieder eine Grippe?" Alexandra hatte kurz nach Antritt ihres Spätdienstes einen Patienten auf der Intensivstation eingeliefert und dabei erfahren, dass die Stationsschwester sich krank gemeldet hatte.

    „Die Grippe hört überhaupt nicht mehr auf, seufzte Ute, „den ganzen April schon geht das so, und den halben März. Wird höchste Zeit, dass es Mai wird und der Frühling kommt. Ute nahm gegenüber von Alexandra auf ihrer Bettcouch Platz. Ihr Gesicht spiegelte eine Mischung aus Ärger und Kummer. „Ich ertrag mich bald selber nicht mehr, fügte sie etwas leiser hinzu. Zwei braune, fast schwarze Augen glänzten in ihrem scharf geschnittenen Gesicht. Die große, schmale Nase bog sich ein wenig in der Mitte des Nasenrückens. Das verlieh ihrem ansonsten schönen Gesicht etwas Interessantes. Manchmal wurde sie gefragt, ob sie Sinti und Roma unter ihren Vorfahren hatte. „Ich bin eine ganz normale Schwäbin, pflegte sie dann lachend zu entgegnen.

    Alexandra wusste, dass Ute sich auch durch eine Grippe nicht von ihrer Arbeit abhalten ließ. Es musste ihr schon ziemlich mies gehen, dass sie sich heute krank gemeldet hatte. Aber davon sprach sie natürlich nicht – typisch.

    „Haben Sie Fieber, Ute?"

    Sie winkte ab. „Ein bisschen. Ich bin so wackelig auf den Beinen, dass mir heute vermutlich jede Infusionsflasche aus der Hand gerutscht wäre."

    „Ich finde es gut, dass Sie im Bett geblieben sind, Ute, Sie müssen sich endlich einmal richtig auskurieren. Alexandra wusste, dass sie noch mehr zu sagen hatte. Sie suchte nach Worten. „Ihre ständigen Infektionen zermürben Sie. Das ging doch schon im letzten Jahr so, wenn ich mich recht entsinne? Die andere nickte stumm. „Ich glaube, Sie sind ziemlich am Ende."

    Ute stand auf um in der Küche zu verschwinden. Während sie mit Tasse und Löffeln klapperte, rief sie: „Mein Immunsystem spinnt einfach! Sie kam mit einem Tablett zurück und stellte Tassen und Kannen auf den Glastisch.

    „Ein Zeichen, dass Sie erschöpft sind."

    „Sieben Jahre Intensiv – das haut auch eine Pferdenatur wie mich irgendwann um", seufzte Ute. Ein für sie ungewöhnliches Geständnis. Und sie war nicht einmal eine Pferdenatur, auch wenn sie jeder dafür hielt. Ihre Größe, ihre starke persönliche Ausstrahlung und ihre unglaubliche Leistungsfähigkeit hatten ihr den Ruf der Powerfrau schlechthin eingebracht. Selbst Höper, der chirurgische Oberarzt, sonst weit entfernt von Rücksichten oder gar Hemmungen, hatte Respekt vor ihr.

    Nur Alexandra wusste, dass diese imposante Frau im Grunde sehr zerbrechlich war. Und dass sie seit mindestens einem Jahr weit über ihre Grenzen ging. Sie wusste aber auch, dass Ute zu den Menschen gehörte, die keine Grenzen akzeptieren wollten.

    Sie hatten sich vor etwas mehr als einem Jahr näher kennengelernt. Alexandra konnte sich lebhaft an die Nacht erinnern. Sie hatte ein Unfallopfer auf die Intensiv gebracht. Ute hatte Nachtdienst damals. Zwei Stunden hatten sie um das Leben der Frau gekämpft, bevor sie gestorben war. Die Erschütterung danach hatte den Weg der beiden Frauen zueinander geebnet. Sie sprachen lange miteinander, auch in den folgenden Tagen und Wochen. Und irgendwann waren sie so etwas wie Freundinnen geworden, die sich Dinge anvertrauten, die man nicht jedem erzählt. Obwohl sie sich immer noch siezten. Bis heute. „Merkwürdig", dachte Alexandra.

    Sie merkte rasch, dass Ute nicht weiter über ihren Zustand sprechen wollte. Also wechselte sie das Thema. „Von wem sind diese wunderbaren Rosen?", fragte sie.

    Ute lachte. „Unser guter Dr. Eisenbrand hat sie mir schicken lassen. Kaum zwei Stunden, nachdem ich mich krank gemeldet hatte." Felix Eisenbrand war Assistent auf der Intensiv. Noch nicht lange. Drei Monate höchstens. Alexandra hatte gleich gemerkt, dass er Feuer fangen würde. Ute war

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