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Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer
Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer
Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer
eBook238 Seiten3 Stunden

Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer

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Über dieses E-Book

Diese Band enthält folgende SF-Abenteuer
(399)
von Wilfried A. Hary:



Ameisen

Roboter Jan

Im Zeichen der Gewalt

Kawilas Mission

Die Rechte Hand Gottes





»Das Ende einer Welt – und der Neubeginn!«



Großbruder der Wissenschaften Irv Sturg hatte sich nicht geirrt. Der hohe Besucher war kein anderer als der Weltpräsident persönlich.

»Mein lieber Großbruder Sturg!«, rief er scheinbar erfreut und eilte auf ihn zu. Er breitete die Arme aus, ergriff Sturgs Rechte und schüttelte sie kräftig.

»Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«

Irv Sturg nickte. »Ja, das stimmt, und leider ist der Anlass nicht ganz so gut wie erwünscht.«

Sofort wurde der Präsident ernst. Die beiden Männer nahmen Platz. Auch Ina Wiard, die oberste Chefin der Sicherheit, war eingetreten. Doch sie hielt sich im Hintergrund.

»Ich erfuhr von meinem Vertreter, dass Sie recht ketzerische Ansichten verbreiten«, eröffnete der Präsident stirnrunzelnd.

Sturg sah zu der Sicherheitsbeauftragten hinüber. »Sie sind doch eine hochintelligente Kyphorerin, Bürgerin Wiard. Wie kommt es, dass es niemand schlecht findet, wenn ein Computer uns zu regieren beginnt?«
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum8. Okt. 2023
ISBN9783753211015
Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer

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    Buchvorschau

    Ameisen im All - Wilfried A. Hary

    Wilfried A. Hary

    Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer

    UUID: 7648a175-6f3b-474a-b18b-abf469574976

    Dieses eBook wurde mit StreetLib Write (https://writeapp.io) erstellt.

    Inhaltsverzeichnis

    Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer

    Copyright

    Ameisen

    Roboter Jan

    Straße ins All 4: Mission eines Sternengottes

    Im Zeichen der Gewalt

    Kawilas Mission

    Die rechte Hand Gottes

    Ameisen im All: 5 Science Fiction Abenteuer

    Wilfried A. Hary

    Diese Band enthält folgende SF-Abenteuer

    von Wilfried A. Hary:

    Ameisen

    Roboter Jan

    Im Zeichen der Gewalt

    Kawilas Mission

    Die Rechte Hand Gottes

    »Das Ende einer Welt – und der Neubeginn!«

    Großbruder der Wissenschaften Irv Sturg hatte sich nicht geirrt. Der hohe Besucher war kein anderer als der Weltpräsident persönlich.

    »Mein lieber Großbruder Sturg!«, rief er scheinbar erfreut und eilte auf ihn zu. Er breitete die Arme aus, ergriff Sturgs Rechte und schüttelte sie kräftig.

    »Wir haben uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen.«

    Irv Sturg nickte. »Ja, das stimmt, und leider ist der Anlass nicht ganz so gut wie erwünscht.«

    Sofort wurde der Präsident ernst. Die beiden Männer nahmen Platz. Auch Ina Wiard, die oberste Chefin der Sicherheit, war eingetreten. Doch sie hielt sich im Hintergrund.

    »Ich erfuhr von meinem Vertreter, dass Sie recht ketzerische Ansichten verbreiten«, eröffnete der Präsident stirnrunzelnd.

    Sturg sah zu der Sicherheitsbeauftragten hinüber. »Sie sind doch eine hochintelligente Kyphorerin, Bürgerin Wiard. Wie kommt es, dass es niemand schlecht findet, wenn ein Computer uns zu regieren beginnt?«

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author

    © dieser Ausgabe 2023 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    Ameisen

    Wilfried A. Hary

    »Die gefährliche Mission im Weltraum

    - wird zur Expedition von Ameisen!«

    Till Finish lehnte sich zurück. Ein letztes Mal vor dem Start blickte er sich in der Raumkapsel um. Sam Brownstone und Phil Kessling hatten die Augen geschlossen. Es war ihre Methode, die ungeheure Spannung zu bekämpfen, unter der sie alle litten.

    Sie hatten auch allen Grund zur Nervosität, denn sie saßen im dritten bemannten Raumschiff, das auf den Weg zum Jupitermond Ganymed geschickt wurde. Würden sie verschollen bleiben wie die anderen?

    Till Finish schauderte es. Sie waren Freiwillige. Das All lockte sie. Unter Hunderten hatte man sie ausgewählt. Eigentlich wurde ihm jetzt erst bewußt, daß es in der Tat nichts anderes als ein... Himmelfahrtskommando war.

    »Kamikaze!« knurrte er.

    Sam Brownstone blinzelte kurz, schloß aber sofort wieder die Augen. Er sagte nichts.

    »Zweiundzwanzig!« berichtete die Computerstimme, die den Countdown zählte.

    Finish dachte an die LX 7. Damit hatte alles begonnen. Es war der erste bemannte Flug für eine solche Entfernung gewesen - nicht einmal ursprünglich mit Ganymed als gestecktes Ziel. Die Besatzung sollte vielmehr den Jupiter selbst und - sozusagen als Nebenprodukt - außerdem ALLE seine Monde erkunden. Nicht nur den Ganymed. Und dann plötzlich der Hilferuf: »Ganymed! Er - ist...« Die Verbindung brach ab. Seitdem hatte man von der Kapsel nie mehr etwas gehört oder gesehen.

    »Siebzehn!« sagte der Computer.

    Verdammt! dachte Finish. Jetzt kann ich nicht mehr aussteigen. Da hab' ich mich vielleicht auf was eingelassen. Dabei kann sich kein Mensch erklären, was mit Ganymed sein soll. Einige automatische Sonden haben das Sonnensystem abgeklappert. Es gibt ungezählte Aufnahmen auch von Ganymed. Nichts Besonderes. Ein Gesteinsbrocken, der seiner ewigen Bahn um den Jupiter folgt. Und das zweite bemannte Raumschiff ist seit seinem Erkundungsflug ebenfalls verschwunden. Von denen hörte man nicht einmal mehr einen Hilferuf.

    »Acht!«

    Finish versuchte, sich auf die Computerstimme zu konzentrieren. Aber das beruhigte ihn ganz und gar nicht. Mit jeder Sekunde wurde ihm die Unabwendbarkeit seines Schicksals tragischer bewußt.

    »Zero!«

    Gleichzeitig brüllten die Triebwerke los. Die Startrampe summte wie mindestens eine Billion Hornissen. Der Boden erschütterte. Das Raumschiff ritt auf einem Feuerstrahl und zusätzlich stabilisiert und beschleunigt von starken Magnetfeldern durch den zweihundert Meter tiefen Schacht nach oben. Die Anlage pumpte hinter ihm alle verbrannten Gase ab.

    Wie eine Kanonenkugel verließ die riesige Kapsel den Schacht. Die Beschleunigungsstufe löste sich und wurde abgefangen.

    Die drei Astronauten rasten in den Himmel. Die mörderischen Andruckkräfte der Anfangsphase waren zwar weitgehend von außen neutralisiert worden, aber der plötzliche Wechsel nach Beendigung der Beschleunigung zum freien Fall machte ihnen arg zu schaffen.

    Vielleicht wäre das gute, alte Space-Shuttle doch besser gewesen, um auf eine so große Reise zu gehen? dachte Finish flüchtig. Er konnte sich einfach nicht an die Aussage gewöhnen, daß sie so schneller auf Kurs sein sollten. Und doch war es so: Sie hätten erst in Erdumlaufbahn umsteigen müssen in die Raumstation. Von dort aus dann in das eigentliche Raumschiff, das dann im sogenannten Swing-by...

    Egal, Schwamm drüber! dachte er, während die vergewaltigten Luftmassen rund um die Kapsel donnernd protestierten. Sie bremsten den Flug, als wollten sie das Raumgefährt auf die Erde zurückreißen. Aber sie hatten genauso wenig Chancen wie die Erdschwerkraft. Die Kapsel schüttelte ihre Fesseln ab und erreichte den freien Weltraum.

    Und schon hatten sie die Erdumlaufbahn der Raumstation hinter sich.

    Recht haben die ja, dachte Finish: Es geht wesentlich schneller! - Eigentlich dachte er nur deshalb über den Unterschied zu einem Space-Shuttle-Flug nach, um nicht länger Bedenken haben zu müssen, was die Reise an sich betraf.

    Brownstone und Kessling öffneten ihre Augen und taten auf einmal sehr routiniert. Sie machten sich an die Arbeit. Kessling meldete per Funk: »Orbit! Erste und einzige Umkreisung. Vorberechnete Spiralbahn. Werte konstant.«

    Finish und Brownstone funkten ebenfalls, jeder für seinen eigenen Bereich: »Werte konstant!«

    Die Zeiten, in denen zwischen Raumschiff und Bodenstation viel Geplauder stattfand, waren ebenfalls längst vorbei. Man beschränkte sich auf das absolut Notwendige. Till Finish bedauerte auch das irgendwie. Er hätte einen Menschen gebraucht, der ihm in seiner Situation Mut machte. So begnügte er sich halt eben mit Routinearbeit.

    Bis nichts mehr zu tun war. Die nächste Stufe wurde gezündet. Sie waren endgültig unterwegs zum Ganymed - und zu ihrem eigenen Tod?

    *

    Phil Kessling bedeckte ergeben die Augen mit der rechten Hand. »Ist es wirklich möglich, oder fange ich an zu spinnen? Hat der Kerl doch tatsächlich eines seiner Bücher mit an Bord geschmuggelt...«

    Till Finish grinste verzerrt. »Mit Buch macht es ihm erst so richtig Spaß, nicht wahr, Sam?«

    Brownstone ging überhaupt nicht darauf ein. Er beschäftigte sich lieber mit seinem Buch. FABELN stand in großen Lettern auf dem Einband. Er klappte ihn auf. Das Inhaltsverzeichnis. Erste Geschichte: »Expedition der Ameisen« - Seite 8.

    Er blätterte weiter. Da war sie. Die Spötteleien seiner Kameraden prallten wirkungslos an ihm ab. In einer Stunde begann die erste Periode des Kälteschlafes. Es gab an Bord nichts mehr zu tun für sie. Brownstone würde die Zeit auf seine Weise nutzen - indem er sich seiner liebsten Lektüre widmete.

    Er hörte noch die Worte von Till Finish: »Auch noch Fabeln... Das Kind im Manne, wie?«

    Sam Brownstone versank in der Story. Die Ameisen.

    »Wir dürfen keine Trupps mehr aussenden«, warnte die eine. »Keine der Gefährtinnen ist zurückgekehrt. Eine Todesfalle.«

    Die Königin blickte ernst in die Runde.

    »Wir müssen es dennoch wagen. Eine Gefahr, die man nicht kennt, ist eine Bedrohung für alle. Wir müssen sie erforschen, um sie bekämpfen zu können.«

    Betretenes Schweigen antwortete ihr. Niemand meldete sich freiwillig. Doch, eine: »ICH werde gehen!«

    War einmal der Anfang gemacht, meldeten sich noch mehr Mutige. Entschlossenheit funkelte in ihren Augen. Was die Königin sagte, war schließlich Gesetz. Und recht hatte sie sicherlich auch: Sollten sie sich denn lieber feige zurückziehen und warten, bis die Gefahr letztlich zu ihnen kam? Sollten sie immer und ewig in Angst vor dem Morgen leben? - Nein, Probleme waren schließlich dazu da, gelöst zu werden. Und tödliche Rätsel genauso!

    Sie redeten sich das ein - und meldeten sich.

    Die Königin war zufrieden. Sie stellte aus den Besten der Freiwilligen einen Spähtrupp zusammen. Und unter dem Jubel der anderen machte der sich dann auf den Weg...

    »He, Sam, es ist soweit!«

    Sam Brownstone schreckte auf. Wie denn, eine ganze Stunde lang hatte er gelesen?

    Natürlich nicht. Schließlich brauchten sie Zeit für die nötigen Vorbereitungen. Erst dann konnte der Kälteschlaf beginnen.

    Brummig verstaute er das Buch und ging zu dem Ding hinüber, das sie »Kasten« nannten. Mehr war es ja auch nicht. Wenigstens nach außenhin. Welche enorme Technik darin schlummerte, ahnte man nicht einmal. Jedenfalls hatte jeder von ihnen so einen Kasten, und darin waren sie geschützt wie im eigenen Sarg.

    Gottlob sorgte eine ständige Taumelbewegung des Schiffes für eine annehmbare Schwerkraft. Sie konnten sich fast wie auf der Erde bewegen.

    Die nötigen Handgriffe hatten sie daher bald hinter sich. Till Finish setzte seine Einschlafautomatik als letzter in Gang, denn er war der Kommandant der kleinen Crew.

    *

    Ihre Laufklauen schmerzten vom vielen Krabbeln. Es ging bergauf und bergab. Endlich erreichten sie den verlassenen Ameisenhaufen: Ihre alte Stadt. Mit Schaudern dachten sie an die zurückliegende Verlegung. Ein gehöriges Stück Arbeit, zu der sich die Königin wegen der drohenden Gefahr entschlossen hatte. Dennoch war die Angst geblieben. Sie hatte sie während der gesamten Evakuierung begleitet.

    Am Fuße des Haufens, der wie ein Berg vor ihnen aufragte, legten sie eine kurze Rast ein. Dann ging es weiter. Ein beschwerlicher Weg. Sie krabbelten den steilen Hang empor, kamen an den ersten Schlupflöchern vorbei, sicherten immer wieder nach allen Seiten. Die verlassene Ameisenstadt flößte ihnen Angst ein. Konnten sie schon hier der Bedrohung erliegen?

    Schließlich wußten sie noch immer nicht, wie diese Bedrohung überhaupt aussah.

    Über die Hälfte des Hügels hatten sie bereits erklommen, als es geschah: Der Boden gab unter ihren Laufklauen nach. Verzweifelt schlugen sie mit den Beinen. Sie hätten es wissen müssen. Der Hügel war durch Regen morsch, die Gänge brüchig geworden.

    Verzweifelt schrien sie - bis ihre dünnen Stimmchen von den Erdmassen abgeschnitten wurden, die über sie einstürzten, bis es stockfinster um sie wurde und sie vergeblich nach Luft schnappten...

    Das Buch segelte im hohen Bogen durch die Zentrale und krachte gegen die gegenüberliegende Wand.

    Sam Brownstone sah mit weit aufgerissenen Augen, daß sich der Boden unter ihm wegdrehte. Instinktiv hielt er sich an seiner zum Sessel verwandelten Andruckliege fest. Gottlob war er angeschnallt - wie es der Bordvorschrift entsprach. Das verhinderte, daß er dem Buch folgte und quer durch die Zentrale flog.

    Den anderen erging es ebenso.

    »Was ist los?« brüllte er.

    »Meteoriten!« antwortete Till Finish.

    Das Licht flackerte. Die Wandungen knackten und knisterten. Von außen schienen Hagelkörner dagegen zu prasseln.

    Der zweite Stoß traf die Raumkapsel.

    Brownstone blickte zum Panoramafenster. Immer wieder zuckten Lichtblitze auf: Die Laserkanone, vom Computer gesteuert. Die größeren Brocken wurden abgeschossen, ehe sie die Kapsel zerschmettern konnten. Ganz schaffte es der Computer offensichtlich dennoch nicht, alle Meteoriten abzuhalten.

    Jetzt wußte Brownstone, daß das Chaos an Bord ebenfalls vom Computer verursacht wurde: Er hatte ein Ausweichmanöver durchgeführt. Es hatte so schnell gehen müssen, daß nicht einmal Zeit für eine Warnung an die Besatzung geblieben war.

    Die automatische Ortung reagierte eben besser als es ein Mensch je vermocht hätte. Das war bei solchen Geschwindigkeiten auch nötig.

    Till Finish knurrte ärgerlich: »Laut Vorschrift hat sich die Besatzung stets anzuschnallen. Wieso rutscht du also dort am Boden herum, Sam?«

    »Ich suche meine Buch!«

    »Du Wahnsinniger, die Gefahr ist längst noch nicht vorbei!«

    Unwillkürlich lauschten sie. Das Prasseln hatte aufgehört. Finish schaltete den optischen Alarm aus. Das war mit dem Befehl an den Computer verbunden, den alten Kurs wieder einzunehmen.

    Das Rechengehirn gehorchte.

    Diesmal war die Besatzung vorbereitet. Die Korrekturstöße aus den Hilfsraketen geschahen dosiert und machten sich kaum bemerkbar.

    Phil Kessling atmete auf. Er nahm einen Kurzcheck vor. »Die Außenwand ist reichlich angekratzt. Ansonsten ist alles in Butter«, kommentierte er.

    »Ich hab's endlich wieder gefunden!« meldete Sam Brownstone seinerseits erfreut und hielt triumphierend sein Buch hoch. Dann hielt er es wie einen besonderen Schatz.

    Finish schüttelte den Kopf. »Mit dir haben wir uns vielleicht was aufgehalst... Anscheinend ist dir die Fabelsammlung sogar wichtiger als dein eigenes Leben?«

    Sam Brownstone kehrte stumm zu seinem Platz zurück. Sie nahmen gemeinsam einen Gesamtcheck vor, um wirklich sicher zu sein, daß wieder alles in Ordnung war.

    Till Finish strahlte schließlich seinen Bericht per Funk an die Erde ab.

    Beinahe hätte er Sam Brownstones Schrulle mit den Fabeln mit in den Bericht eingebracht. Im letzten Augenblick verkniff er es sich.

    Aber er nahm sich fest vor, nach seiner Rückkehr eine Änderung der »Teilbestimmung über das Mitführen von privaten Gegenständen auf Raumreisen durch Astronauten« zu beantragen.

    Nach getaner Arbeit blieb Brownstone noch genügend Zeit, sich dem weiteren Schicksal der Ameisen zu widmen - vor der nächsten Kälteschlaf-Periode. Er las, wie sich die Tierchen von den Erdmassen befreiten und ihren weiteren Weg festlegten. Ihr Mut hatte einen erheblichen Dämpfer bekommen. Doch sie gaben nicht auf.

    Abermals wurde Brown­stone gestört: durch Phil Kessling.

    »Was ist eigentlich los mit dir, Sam? Jede freie Minute widmest du dem Buch. Es ist der Atmosphäre an Bord sehr abträglich. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft, und es wirkt sich negativ aus, wenn sich einer wie du von allen anderen in einem solchen Maße abkapselt. Und dann auch noch mit Lesen! Wenn es nur wenigstens ein Computerspiel wäre oder so...«

    Sam schaute auf. In seinen Augen irrlichterte es.

    »Wir sollten den Flug zum Ganymed abbrechen - sofort!« murmelte er.

    Till Finish und Phil Kessling tauschten einen bedeutsamen Blick.

    Um die Mundwinkel von Finish zuckte es. »Abbrechen, eh?«

    Sam warf einen Blick auf das aufgeschlagene Buch. Die Ameisen marschierten zwar weiter, aber im Moment stritten sie sich. Eine plädierte für Rückkehr.

    Sam las wörtlich: »Doch ihre Gefährtin mußte einsehen, daß die anderen recht hatten. Eine erkannte Gefahr ist eine halbe Gefahr. Sie hatten sich freiwillig gemeldet, hatten wohl gewußt, daß sie vielleicht der Tod erwartete. Deshalb...«

    Till Finish sagte gleichzeitig:

    »Sam, sei nicht kindisch. Wir haben uns freiwillig für dieses Kommando gemeldet. Selbst wenn es unser Leben kostet: Eine erkannte Gefahr ist eine halbe Gefahr. Unsere Aufgabe ist es, für Klarheit zu sorgen, damit...«

    »Nein!« stöhnte Sam Brownstone. Etwas wie Wahnsinn flackerte in seinen Augen. »Nein!«

    Finish blinzelte irritiert. »Wie bitte?«

    »Raumkoller!« diagnostizierte Phil Kessling. Er machte Anstalten, sich auf Sam zu stürzen.

    Sam Brownstone gewahrte es gar nicht. »Dasselbe steht in diesem Buch, Till, begreifst du das? Die Expedition der Ameisen läuft parallel zu UNSERER Expedition!«

    Till Finish gab Kessling einen Wink. Die Haltung des Astronauten entspannte sich wieder. Finish war der Kommandant. Wenn er der Meinung war, daß sie Brownstone noch nicht einzusperren brauchten, würde sich Kessling dieser Meinung beugen.

    Finish nahm das Buch an sich. Sam tat nichts dagegen. Er glaubte wohl, daß er nachlesen wollte, aber der Kommandant hatte anderes im Sinn: Er klappte das Buch zu. »Ich werde es in Verwahrung nehmen, Sam. Zumindest bis zum Ende der nächsten Schlafperiode. Ich mache mir nämlich ernstlich Sorgen um dich.«

    Sam Brownstone wollte protestieren, doch da begegnete er dem Blick Kesslings, sah er dessen Entschlossenheit. Resignierend zuckte er die Achseln und wandte sich ab.

    *

    Endlich waren sie oben. Da war das glatte Ding, das direkt aus dem Hügel ragte. Wie ein Baum ohne Äste. Bei Errichtung der Stadt hatte niemand mit einer Gefahr gerechnet.

    Es entsprach der Tradition, jeden Hügel an einem Baum anzulegen. Es gab kaum einen Unterschied zwischen einem echten Baum und diesem Ding.

    Oder?

    Die drei schauten empor. Sie durften nur nicht an ihre Vorgängerinnen denken. Diese waren den gleichen Weg gegangen. Würden auch sie niemals zurückkehren?

    Sie zögerten vor dem Aufstieg. Irgendwie kam es ihnen endgültig vor...

    »Der Jupiter!« rief Phil Kessling andächtig. Die dritte Wachperiode. Er freute sich wie ein Kind an Weihnachten.

    Sam schreckte von seiner Lektüre auf und schaute direkt in das Gesicht seines Kommandanten.

    »Jetzt reicht's, Sam! Ich hatte das Buch beschlagnahmt. Du hast es dir einfach wieder genommen. Soll ich dich denn über's Knie legen wie ein unartiges Kind?«

    Wortlos legte Sam das Buch weg. Finish musterte ihn feindselig. Aber er streckte seine Hand nicht nach dem Buch aus.

    »Jupiter!« rief Kessling erneut.

    Sie schauten hinaus. Ein grandioses Schauspiel. Der gigantische Planet erschien so nahe, als könnte man danach greifen.

    »Wir sind dicht vor unserem Ziel«, sagte Sam Brownstone, und in Gedanken fügte er hinzu: WIE DIE AMEISEN!

    Er ergriff den Arm von Finish.

    »Es wäre unsere letzte Chance, Till!« beschwor er den Kommandanten.

    Till Finish schüttelte seine Hand ärgerlich ab.

    »Was soll das denn noch? Muß ich dir

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