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HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation: „Diese Kompilation enthält die Romane 31 bis 40 der laufenden Serie!“
HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation: „Diese Kompilation enthält die Romane 31 bis 40 der laufenden Serie!“
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eBook632 Seiten8 Stunden

HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation: „Diese Kompilation enthält die Romane 31 bis 40 der laufenden Serie!“

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Über dieses E-Book

HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation

Wilfried A. Hary (Hrsg.):

„Diese Kompilation enthält die Romane 31 bis 40 der laufenden Serie!“

 

Irgendwann im Übermorgen: John Willard, auf einer unmenschlichen Erde aufgewachsen, auf der nur noch das Recht des Stärkeren gilt, wird vom Sternenvogt, dem HERRN DER WELTEN, auserkoren, als eine Art Stuntman für ihn tätig zu werden, wenn es gilt, die erzwungene universale Ordnung aufrechtzuerhalten. Aber John Willard muß auch erfahren, daß den Sternenvogt ein Geheimnis umgibt, das viel weiter reicht, als er zu Beginn auch nur ahnen kann. Und das Schicksal des Universums hängt von ihm ab...

 

Die in dieser Kompilation enthaltenen Romane (in Klammern: Ersterscheinungsmonat):

31 »Die Reise zum Atom« Wilfried Hary (7/02)

32 »Das Ende der Hoffnung« Wilfried Hary (8/02)

33 »Der Kristallwald« Wilfried Hary (9/02)

34 »Das Schiff der Händler« Wilfried Hary (10/02)

35 »Die Rebellen von SOGNIR« Wilfried Hary (12/02)

36 »Wahrscheinlichkeiten« Wilfried Hary (2/03)

37 »Finale auf der DAMON« Wilfried Hary (4/03)

38 »Das grausame Universum« Erno Fischer (6/03)

39 »Sterbende Welten« Erno Fischer (8/03)

40 »Die Rache der Carmas« Erno Fischer (10/03)

 

Alle Titelbilder der Originalhefte: Gerhard Börnsen

 

Copyright © neu 2019 by HARY-Production, Canadastr. 30, 66482 Zweibrücken

Sämtliche Rechte vorbehalten!

Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

HARY-PRODUCTION!

 

HERR DER WELTEN ist die Schwesterserie von STAR GATE – das Original und GAARSON-GATE!

 

Nähere Angaben zum Herausgeber und Autor siehe WIKIPEDIA unter Wilfried A. Hary: de.wikipedia.org/wiki/Wilfried_A._Hary

 

SpracheDeutsch
HerausgeberBookRix
Erscheinungsdatum2. Mai 2021
ISBN9783748781660
HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation: „Diese Kompilation enthält die Romane 31 bis 40 der laufenden Serie!“

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    Buchvorschau

    HERR DER WELTEN - Wilfried A. Hary (Hrsg.)

    Titel

    HERR DER WELTEN: Die 4. Kompilation

    Irgendwann im Übermorgen: John Willard, auf einer unmenschlichen Erde aufgewachsen, auf der nur noch das Recht des Stärkeren gilt, wird vom Sternenvogt, dem HERRN DER WELTEN, auserkoren, als eine Art Stuntman für ihn tätig zu werden, wenn es gilt, die erzwungene universale Ordnung aufrechtzuerhalten. Aber John Willard muß auch erfahren, daß den Sternenvogt ein Geheimnis umgibt, das viel weiter reicht, als er zu Beginn auch nur ahnen kann. Und das Schicksal des Universums hängt von ihm ab...

    Die in dieser Kompilation enthaltenen Romane (in Klammern: Ersterscheinungsmonat):

    31 »Die Reise zum Atom« Wilfried Hary (7/02)

    32 »Das Ende der Hoffnung« Wilfried Hary (8/02)

    33 »Der Kristallwald« Wilfried Hary (9/02)

    34 »Das Schiff der Händler« Wilfried Hary (10/02)

    35 »Die Rebellen von SOGNIR« Wilfried Hary (12/02)

    36 »Wahrscheinlichkeiten« Wilfried Hary (2/03)

    37 »Finale auf der DAMON« Wilfried Hary (4/03)

    38 »Das grausame Universum« Erno Fischer (6/03)

    39 »Sterbende Welten« Erno Fischer (8/03)

    40 »Die Rache der Carmas« Erno Fischer (10/03)

    Impressum

    Copyright © neu 2019 by

    www.HARY-PRODUCTION.de

    Sämtliche Rechte vorbehalten!

    Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung von

    HARY-PRODUCTION!

    HERR DER WELTEN ist die Schwesterserie von

    STAR GATE – das Original und GAARSON-GATE

    Alle Titelbilder der Originalhefte: Gerhard Börnsen

    HERR DER WELTEN 031

    Die Reise zum Atom

    Wilfried A. Hary: „Spencer im Nirgendwo - auf einem Schiff der Widersprüche!"

    John Willard, der Diener des Sternenvogts, des Herrn der Welten, erfährt, daß der Sternenvogt einst ein... Mensch gewesen ist mit Namen Professor Richard Spencer. Und der Sternenvogt läßt ihn virtuell Zeuge davon werden, was damals mit ihm geschah: Im Rahmen verrückter Experimente verschlug es ihn in eine andere - eine offensichtlich jenseitige! - Welt. Er nennt sie Mikro - und er ist hier nicht allein. Das monströse Wesen Meta bringt ihn zu einem seltsamen Objekt, das einem gestrandeten Segelschiff ähnelt.

    Im Innern findet Spencer zu seiner Überraschung ein Raumschiff. In der Zentrale kommt es zu einer eigenartigen Begegnung: Es wird ihm eröffnet, das Schiff sei auf dem Weg zum Imperium der Sydter - Aggressoren, die die Menschheit bedrohen. Das Schiff habe die Möglichkeit, das Imperium der Sydter wenn nötig zu vernichten...

    1

    »Ganz allein?« Spencer konnte es nicht glauben. »Wann sind denn die Sydter überhaupt gekommen? Ich habe von diesen Vorgängen noch nichts gehört.« Er zermarterte sich die ganze Zeit schon den Kopf darüber. Zwar hatte er völlig zurückgezogen nur für seine Experimente gelebt, die ihn am Ende hierher verschlagen hatten, aber eine Invasion aus dem Weltraum wäre ihm kaum entgangen. Dessen war er sich sicher. Und dann dachte er an die Zeitverschiebung. Immer, wenn er sich auf Mikro befunden hatte, waren enorme Zeitverschiebungen eingetreten: Stunden hier waren im Normaluniversum nur Sekunden. Doch auch das reichte ihm bei weitem nicht als Erklärung.

    Er lauschte darauf, was der Alte noch zu erklären hatte: »Alles war sehr schnell gegangen. Nach dem ersten Angriff der Sydter, der furchtbare Wochen in Anspruch genommen hatte, konnten wir den Gegner vorläufig ins All zurückschlagen. Und jetzt dieser Flug, der entweder Sühne oder Versöhnung bedeutet.«

    Der Alte verschwand erneut.

    Die Schaltwand setzte sich scheinbar in Bewegung. In Wirklichkeit war es wohl die Liege, die zu rollen begann. Spencer spürte die Bewegung überhaupt nicht. Er richtete sich auf, um besser sehen zu können. Automatisch paßte sich die Liege an. Sie stützte seinen Rücken. Spencer saß bequem.

    Die ganze Angelegenheit faszinierte ihn außerordentlich. Irgendwie würde schon noch alles seine Erklärung finden. An den komplizierten Instrumenten saßen Männer und Frauen. Alle trugen den üblichen Bordanzug. Auf die Oberfläche eines riesigen Schirmes, der sich im Hauptteil der Zentrale befand, wurde das Bild einer Planetenkugel projiziert. Es war so plastisch, als würde man durch ein großes Fenster direkt hinaussehen.

    »Die Welt der Sydter«, erläuterte der Alte. »So nahe sind wir natürlich nicht wirklich. Wie du weißt, verfügen wir über ausgezeichnete Ortungsgeräte.«

    »Noch ein Lichtjahr!« rief die Blondine vor dem Schirm.

    Spencer sah zum Podest hinüber. Auf einem Spezialsessel, über allem thronend, saß der Kommandant.

    »Ortung?« fragte er konzentriert.

    »Bis jetzt noch keine«, antwortete ein breitschultriger Hüne mit einer gelangweilt wirkenden Stimme.

    Spencer fragte sich, was wohl die Aufgabe dieses Mannes war. Schon glitt seine Spezialliege näher. Deutlich sah er, wie der Mann an einer großen Anzahl von Hebeln und Knöpfen manipulierte. Über Oszilloscheiben huschten Blips hin und her und auf und ab. Ein wirklich beeindruckendes Schauspiel. Der Mann beobachtete alles und schien sich bestens zurechtzufinden.

    »Da!« rief er auf einmal erregt. Eine Lampe glühte grellrot auf.

    »Gehirn!« schnappte der Kommandant.

    »Ja«, flüsterte eine Stimme nahe Spencers Ohr, »das ist wirklich der Führer des Raumschiffs. Er spricht zum Bordcomputer.«

    »Soll - ich - Bild - projizieren?« erkundigte sich eine monotone, metallisch klingende Stimme, die aus irgendeinem unsichtbar angebrachten Lautsprecher kam.

    »Nebenschirm!« befahl der Kommandant knapp.

    Mehrere Schirme flammten gleichzeitig auf.

    Während sie zumeist Ausschnitte des sternenübersäten Alls zeigten, war auf einem ein Spindelraumer zu erkennen. Er war gespickt mit Waffentürmen und wirkte sehr kriegerisch.

    »Die verdammten Sydter!« schimpfte die Frau an den Schirmen.

    »Ich verbiete solche Redensarten!« fauchte der Kommandant sofort. »Wir haben zunächst einen friedlichen Auftrag. Nur wenn wir nicht mehr anders...«

    »Sie schießen!« Der Mann an den Ortungsinstrumenten hatte es ausgerufen.

    Aus einem der Waffentürme löste sich tatsächlich ein Ding, das einem Wassertropfen nachempfunden schien. Es veränderte ständig seine Farbe, rollte näher und begann sich schließlich zu verwandeln. Sehr schnell ähnelte es einer schillernden Seifenblase. Doch das Aussehen suggerierte falsche Harmlosigkeit. Das zeigten allein schon die erschrockenen Gesichter der Besatzungsmitglieder. Das Ding raste genau auf das Erdenschiff zu.

    »Annähernd Lichtgeschwindigkeit!« erläuterte der Ortungsoffizier prompt.

    »Es ist da!«

    Alle hielten sich fest. Eine gewaltige Erschütterung durchlief das Schiff. Auch Spencer wurde in seinem bequemen Sitzplatz durchgeschüttelt. Beinahe hätte er den Halt verloren.

    »Gottlob«, keuchte der Kommandant, »unsere Pnnifragtolschirme halten!«

    »Meine Zuversicht schwindet und macht blankem Pessimismus Platz!« schnarrte der Ortungsoffizier. »Diese Waffe haben sie uns noch nicht vorgeführt. Haben wir die verdammten Sydter unterschätzt? Haben sie uns technisch schon überholt, während wir noch an diesem Schiff bastelten?«

    Der Kommandant hatte diesmal nichts gegen die ketzerischen Reden einzuwenden.

    Ein zweiter Tropfen löste sich und wurde beim Annähern zu jener schillernden Blase. Gleichzeitig materialisierten mindestens hundert weitere Spindelraumschiffe.

    »Sie haben es nicht anders gewollt!« rief der Kommandant patriotisch. »Männer und Frauen, wir können nicht mehr anders, als uns unserer Haut zu wehren!«

    »Hurra!« rief die Besatzung euphorisch.

    »An die Kanonen!« befahl der Kommandant mit donnernder Stimme. »Wir erwidern das Feuer.«

    Die »Seifenblase« erreichte ihr Ziel nicht mehr. Ein Energiestrahl ließ sie vorher auseinanderplatzen. Eine Sonne entstand, die rasch expandierte und dabei wieder an Leuchtkraft verlor, bis es sie nicht mehr gab. Der zweite Energiestrahl traf den feindlichen Spindelraumer und ließ ihn detonieren.

    »Großartig!« rief der Mann an den Schirmen begeistert. Spencer entdeckte ihn erst jetzt. »Ich weiß zwar nicht, wie diese Sydter aussehen, aber jetzt möchte ich ihre Gesichter sehen - falls sie welche haben.«

    »Feuer einstellen!« befahl der Kommandant, da sich die anderen Spindelschiffe abwartend verhielten.

    »Ein Spruch kommt herein!« meldete die Funkerin. Gleichzeitig erschien auf einem der Nebenschirme eine Spinne. - Eine Spinne in Uniform?

    »Also doch kein Gesicht«, sagte der Mann an den Bildgeräten enttäuscht.

    Spencer schüttelte verzweifelt den Kopf. Er ertrug es nicht mehr, sondern sprang von der zum Sessel geformten Liege. »Was soll dieses alberne Spiel?«

    Das Ganze war zwar perfekt in Kulisse gesetzt, aber doch nicht mehr als ein billiger Science-Fiction-Film - zumindest was den Inhalt betraf. Auch die Inszenierung bediente sich der üblichen Klischees.

    Kaum hatte er seinem Unmut Luft gemacht, als die Umgebung des Raumschiffs verschwand. Spencer stand allein in dem kahlen Raum mit der Liege. »Eine Unterhaltungsillusion«, murmelte er vor sich hin, grenzenlos enttäuscht. Er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Und ich Dummkopf habe damit meine kostbare Zeit vergeudet!«

    Eines blieb davon hängen, nämlich der Begriff Forschungsschiff! Zunächst hatte er in dieser Richtung Antwort erhalten, aber dann war doch noch alles anders geworden. Auf welchem Schiff befand er sich wirklich? Wohin waren sie »unterwegs«?

    Spencer schritt entschlossen zur Tür. Nein, hier konnte er wirklich keines der Geheimnisse enträtseln, auf die er getroffen war.

    »Als wenn Mikro nicht allein schon Geheimnis genug wäre!« murmelte er ärgerlich.

    Er trat in den kurzen Gang hinaus und steuerte auf die Transportröhre zu.

    2

    Er hatte sich das Stockwerk genau gemerkt, in dem vor seinem Erlebnis in der angeblichen Zentrale das Pärchen ausgestiegen war. Genau diese Etage war sein Ziel. Während er die wirbelnden Zahlen beobachtete, wuchs die Spannung in ihm. Er hatte das Gefühl, als käme er jetzt der Lösung mindestens einen Schritt näher. Der Lift stoppte. Die Tür öffnete sich. Dieses Stockwerk war völlig anders als das soeben verlassene. Es herrschte hektische Betriebsamkeit. Es gab zwar ebenfalls nur drei Haupträume wie auf der Sieben, aber die Zugänge zu diesen Räumen waren ständig geöffnet. Menschen eilten hin und her.

    Ein paar winkten ihm ärgerlich zu. Sie wollten den Lift benutzen, und Spencers Zögern kostete sie unnötig Zeit. Richard Spencer stieg aus und überließ ihnen die Kabine, die sich prompt vergrößerte.

    Sonst achtete niemand auf den Eindringling.

    Die Wände des Ganges waren übersät mit Meßanzeigen, Hebeln, Knöpfen und Schaltern. Wie in einer Kommandozentrale. Spencer wich einem Mann aus, dem er im Weg stand, doch der Uniformierte ignorierte ihn völlig. Er war in Aufzeichnungen vertieft, die er in beiden Händen hielt.

    Der Professor wandte sich der offenen Tür am Kopfende des Gangstücks zu. Er schätzte die Entfernung. Ja, hier war doch alles größer als unten. Bis zu dieser Tür waren es mindestens fünf Meter. Hinter der Öffnung war nur wallender Nebel zu sehen. Ein milchiger Schein drang auf den Gang hinaus. Spencers Neugierde war geweckt.

    »Noch fünf Minuten bis zur ersten Phase!« sagte eine gleichmütige Stimme über einen Lautsprecher. Keines der Besatzungsmitglieder reagierte allerdings darauf.

    Was für eine Phase? fragte sich Spencer.

    Eine ungeheuerliche Idee kam ihm, basierend auf seiner eigenen Theorie, Mikro betreffend.

    Ja, das wäre eine Erklärung: Man konnte von der Erde, also vom Normaluniversum aus, ein Tor nach Mikro öffnen. Wollte man jedoch den Verkleinerungsprozeß so steuern, daß man bis zu einem Atom fliegen konnte, mußte man von Mikro aus praktisch neu starten. Es war Spencers propagierter Umweg über diese Fremddimension, der er ja deshalb auch die Bezeichnung Mikro gegeben hatte. Ja, man brauchte überhaupt kein neues Labor aufzubauen, wenn man das Tor durchschritten hatte, sondern mußte das entsprechende Labor einfach mitbringen!

    Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt. Beispielsweise mittels eines Raumschiffs!

    Alles sprach dafür, daß er sich ausgerechnet auf einem solchen Raumschiff befand. Die näheren Umstände waren zwar noch ungeklärt, aber sie interessierten Spencer überhaupt nicht mehr. Sein Atem ging keuchend. Er tastete nach einem Halt. Hatte er doch geglaubt, seine Erkenntnisse wären einzig! Und jetzt mußte er feststellen, daß diese hier alles in den Schatten stellten. Die Fremden führten etwas durch, wovon er nur träumen konnte.

    Aber wann führten sie es durch? Zur selben Zeit, in der auch Spencer seine Erkenntnisse gewonnen hatte?

    Natürlich! Sonst hätte er nicht hierhergeraten können!

    Er, Richard Spencer, durfte mit dabei sein. Er wurde von der Besatzung akzeptiert, als würde er dazugehören. Das war ein Phänomen, das ebenfalls der Aufklärung bedurfte, aber nicht jetzt.

    Der helle Wahnwitz, wenn sich ein einzelner solchen Forschungen widmet, dachte Spencer zerknirscht. Kein Wunder, daß die hier weiter sind. Schließlich handelt es sich um mindestens hundert - oder sogar tausend? - Spezialisten! Sie müssen das Projekt geheim geplant und durchgeführt haben, und ich als schrulliger und einsamer Gelehrter hatte nicht die geringste Chance, mitzumachen. Vielleicht habe ich die Initiatoren damals sogar angeregt, eine solche Forschungsarbeit überhaupt in Angriff zu nehmen? Und dann war ich quasi in der Versenkung verschwunden. - Kein Wunder, daß die Öffentlichkeit niemals etwas von dem Projekt erfahren hat, denn Forschung und Wissenschaft stagnieren seit langer Zeit - zumindest nach außenhin. Deshalb erscheint mir alles so fremdartig.

    Es gibt in meiner bekannten Welt nichts Vergleichbares.

    Spencer ging weiter. Er hatte Mühe dabei und taumelte leicht.

    »Noch viereinhalb Minuten bis zur ersten Phase«, wurde über Lautsprecher gemeldet.

    Erst eine halbe Minute war vergangen? Professor Richard Spencer schaute durch die Türöffnung direkt in die Nebel. Etwas schnürte ihm die Kehle zu. Es war das Gefühl panischer Angst. Er wollte nicht weitergehen, unter keinen Umständen, doch es trieb ihn vorwärts, durch die Öffnung in das absolute Nichts!

    3

    Grauenhafte Leere. Die Kälte des Nirgendwo streifte seinen Körper. Da, in der Ferne blinkten Lichter, rasten heran und wurden kurzfristig zu diffusen Schemen, die mit unglaublicher Geschwindigkeit vorüberhuschten. Und dann eine Landschaft direkt unter Spencer. Als wäre er aus dem Schiff gefallen und würde genau darauf zu rasen. Eine Landschaft? Es waren keine Einzelheiten zu erkennen. Spencer fiel nicht mehr weiter, sondern schwebte frei.

    »Noch vier Minuten bis zur ersten Phase«, ertönte es leidenschaftslos.

    Im nächsten Moment wurde die Umgebung schärfer. Die Erkenntnis gewann an Bedeutung, daß er wieder einmal einer Illusion zum Opfer gefallen war. Doch diese Illusion diente diesmal keineswegs nur der Unterhaltung während des Fluges.

    Stirnrunzelnd blickte Spencer zur Seite. Fand er überhaupt den Gang wieder? Unmittelbar neben ihm befand sich noch jemand: Ein Mann. Genau wie Spencer schwebte er scheinbar über dieser Alptraumlandschaft, die selbst für die Verhältnisse auf Mikro fremdartig erschien. Das Licht reichte aus, so daß er sich einige Notizen machen konnte. Er tat dies mit einem sonderbar geformten Stift.

    Da begann Spencer zu begreifen: Keiner der Besatzung machte sich Aufzeichnungen oder studierte solche. Was sie in den Händen hielten, waren Direktverbindungen mit dem Bordcomputer - natürlich drahtlos. Sie gaben Werte durch, ließen ihn rechnen.

    Ein perfektes Zusammenspiel zwischen Mensch und Technik, bei dem der Mensch ständig eigene Gedanken beisteuern konnte, ohne an einen Ort gebunden zu sein. Die Gesamtheit der Impulse wurde schließlich vom Bordgehirn koordiniert. Jedes Besatzungsmitglied war ein Experte, genau spezialisiert auf eine bestimmte Aufgabe. Daß alles so reibungslos funktionieren konnte, war nur auf diese besondere Methode zurückzuführen.

    Der Mann drehte sich plötzlich um und schritt davon. Spencer wußte jetzt, wo er die Tür finden konnte - und da erkannte er auch das leuchtende Viereck, dem er bisher keine Bedeutung beigemessen hatte. Das war der Hinweis! Es war gar nicht so schwer, den Raum wieder zu verlassen.

    Das Schweigen der Besatzungsmitglieder begann ihm auf die Nerven zu gehen. Gern hätte er jemanden gefragt, aber das wagte er unter solchen Umständen nicht. Jeder hatte zu tun.

    »Noch drei Minuten bis zur ersten Phase!« Die Lautsprecherstimme klang jetzt nicht mehr so gleichmütig.

    Ein leuchtendes Kreuz entstand, mit geöffnetem Schnittpunkt. »Wie ein Fadenkreuz!« entfuhr es Spencer unwillkürlich. Auch diese laute Äußerung machte niemanden auf ihn aufmerksam. Alle waren sehr konzentriert. Spencer erkannte auch Frauen, doch sie waren etwas in der Minderzahl.

    Noch einmal die Visiereinrichtung. Sollte das heißen, daß diese Landschaft das Ziel des Schiffs war? Die Oberfläche eines Planeten...?

    »Noch zwei Minuten bis zur ersten Phase!«

    Erregung schwang in der Stimme mit. Stirnrunzelnd blickte Spencer nach unten. Er war ein Vollblutwissenschaftler. Plötzlich wußte er, was er dort sah. Nein, das war keineswegs die Oberfläche eines fremden Planeten, sondern nichts anderes als die Oberfläche eines Eisenmoleküls!

    »Das Ziel ist anvisiert. Vorbereitungen zum Ende bringen! Eine Minute und vierzig Sekunden bis zur ersten Phase.«

    Eisenmolekül? Spencers Gedanken wirbelten im Kreis. Er wußte jetzt definitiv, daß man hier im Begriff war, ein Experiment durchzuführen, das haargenau seiner eigenen Arbeit ähnelte, obwohl er längst noch nicht soweit gewesen war. Um auf einem Eisenmolekül landen zu können, hätte er den Umweg über Mikro machen müssen, aber ausgerechnet in der Dimension Mikro war er hängengeblieben.

    Bisher hatte es so ausgesehen, als wäre dies für immer geschehen. Und jetzt? Änderte seine Anwesenheit auf dem Schiff nicht alles schlagartig?

    Er dachte jetzt nicht mehr nur an Mikro, sondern auch an Meta. Dieses unbegreifliche Wesen mit den zwölf Ringaugen wartete noch immer auf ihn. Und er machte die phantastischste Reise mit, die es seit Menschengedenken jemals gegeben hatte!

    Und was dann?

    Er taumelte zum Ausgang und trat auf den Gang hinaus. Ihr Hauptaugenmerk richteten jetzt die Besatzungsmitglieder auf den Projektionsraum, den Spencer soeben verlassen hatte. Kein Mensch kam auf den Gedanken, sich etwa anzuschnallen. Offenbar war das nicht notwendig.

    Spencer überquerte den Gang. Er hatte den zweiten Raum zum Ziel. Die Technik, die ihn hier empfing, wirkte irgendwie unheimlich in ihrer absoluten Perfektion. Eine Gruppe von zwölf Menschen steckte in Behältern, die Herz-Lungen-Maschinen nicht unähnlich sahen. Nur die Köpfe schauten heraus, mit einer Batterie von Kontakten bedeckt.

    Wozu diente das?

    Richard Spencer, der nicht nur ein genialer Physiker, sondern darüber hinaus auch ein genialer Techniker war, mußte angesichts dieser Technik passen. Nicht deshalb, weil sie sein Begriffsvermögen überschritt, sondern weil man sich Methoden bediente, die er nicht kannte.

    Er war der einzige in diesem Raum, abgesehen von den zwölf Männern und Frauen in den Behältern.

    »Eine Minute und zehn Sekunden!«

    Jetzt war Spencer klar, wer diese Werte durchgab: Einer in den Behältern! Seine Lippen hatten sich bewegt. Ein versteckt angebrachtes Mikrophon nahm die Worte auf und ließ sie im ganzen Schiff ertönen.

    »Achtung, bei zwanzig Sekunden bis zur ersten Phase schalte ich um auf Computer-Countdown. Jetzt noch eine volle Minute. Koordination mit Gehirn einwandfrei. Keine Bedenken gehen ein. Pannen treten bisher nicht auf. Das Steuerungskollektiv in den Tanks veranlaßt das Anlaufen der Energieerzeugung. Speicher eins bis zwanzig bereit zur Abgabe bei plus minus Null. Dauer: eine Nanosekunde.«

    Überrascht dachte Spencer: Steuerungskollektiv? Das war die Lösung. Die zwölf Menschen wurden im Moment künstlich am Leben erhalten, während ihre gesamte Geisteskraft zu einem Kollektiv zusammengeschaltet war. So befanden sie sich in unmittelbarer gedankenlicher Verbindung mit den technischen Einrichtungen und mit dem Bordcomputer! Phantastisch, aber nicht einmalig. Spencer konnte sich deutlich erinnern, daß die technischen Möglichkeiten seit langem bestanden, nur hatte man seit Jahren nichts mehr darüber gehört.

    Er verließ den Steuerungsraum.

    »Noch dreißig Sekunden. Achtung, bald beginnt der Computer-Countdown, wie versprochen.«

    Die dritte Räumlichkeit in dieser Ebene barg für Spencer eine schlimme Überraschung. Er hatte nur wenig Zeit, den Anblick zu verarbeiten, denn der Computer-Countdown begann - und jene Phase eins würde in Sekunden beginnen. Er aber hätte mindestens eine Minute gebraucht, um zu verhindern, daß er den Verstand verlor: Es handelte sich nämlich um einen zweiten Projektionsraum, der nicht das Ziel der Reise, sondern die momentane Umgebung zeigte.

    Von hier aus gesehen wirkte das Raumschiff wie aus durchsichtigem Glas. Spencer schaute durch die Wandungen nach draußen: Es stand inmitten einer gigantischen Halle. Glitzernde Roboter huschten hin und her. Männer und Frauen mit Zellstoffmasken vor den Gesichtern und in sterile Kittel gekleidet. Hektik wie in einem Ameisenstaat. Nicht mehr lange, denn sie verließen beinahe fluchtartig die Szene. Bald lag die Halle verlassen da.

    Das Ungeheuerliche für Spencer war, daß sie sich auf der Erde befanden! Ja, diese Halle gehörte zu einem irdischen Forschungszentrum! Richard Spencer war nicht mehr auf Mikro, sondern längst zurückgekehrt. Und er hatte es nicht einmal bemerkt!

    4

    Das Dach der Halle war kuppelförmig und transparent. Die Sonne stand hoch im Zenit. Vögel kreisten über der Kuppel, erkennbar als flatternde Schemen.

    Und da war es ohne Wichtigkeit für Spencer, wie er hierhergekommen war und was mit ihm hier geschah. Selbst die technische Ausstattung der aufwendigen Montagehalle interessierte ihn nicht mehr. Er trank das Licht der Sonne, unter der er geboren worden war. Kein Heimweh beseelte ihn, und doch erfreute er sich an der Tatsache, noch einmal die Erde zu besuchen. Vor der großen Reise! Denn es war klar, daß die Reise noch nicht begonnen hatte, sondern erst bevorstand. Und Richard Spencer würde mit von der Partie sein - schon von Anfang an. Für dieses Glück war er dankbar - und auch für den Abschied von seiner Heimat, der bei seiner Flucht nach Mikro aus zeitlichen Gründen nicht hatte erfolgen können und den er jetzt nachholte.

    Die Stimme des Computers löste das Chaos von Gefühlen in Spencer auf und rückte alles wieder ins rechte Lot. Spencer lauschte lächelnd: »Elf!«

    Ein Beben durchlief den Leib des Schiffes.

    »Zehn!«

    Alle kauerten am Boden. Er war der einzige, der noch stand. - Kommt davon, wenn man träumt, dachte er.

    »Neun!«

    Spencer hockte sich ebenfalls hin. Sofort spürte er die Kraft eines Fesselfeldes.

    »Acht!«

    Eine weitere Erschütterung.

    »Sieben!«

    Richard Spencer blickte durch die Tür in den zweiten Projektionsraum. Dabei machte er die Erfahrung, daß er die künstliche Vision mit seinen Gedanken leicht beeinflussen konnte. Das hieß, er konnte sie mit seinem Willen zurückdrängen. Die Wände um ihn herum gewannen an Stabilität.

    »Sechs!«

    Noch immer war die Oberfläche des Eisenmoleküls im Fadenkreuz. Faszinierend. Doch das Bild blieb nicht ruhig. Es begann zu zittern. Ringsum entstanden Lichtkaskaden, die aus dem Nichts brachen und wieder ins Nichts zurückkehrten. Spencer schloß geblendet die Augen.

    »Fünf!«

    Alles lief wie im Zeitlupentempo ab. Aus der Schaltwand im Gang kräuselte Qualm.

    Es roch nach verbrannten Kabeln und Ozon. Eine meterlange Stichflamme, die einen der Männer erfaßte, der direkt vor der Schaltwand hockte und an seiner Kommunikationsplatte hantierte. Der Unglückliche sprang auf. Als lebende Fackel rannte er in Richtung Transportkabine.

    Spencer war starr vor Entsetzen.

    Aus der Decke löste sich ein automatischer Löschstrahl, vom Bordgehirn gesteuert. Innerhalb von Sekundenbruchteilen war das Feuer gelöscht und dem Mann damit das Leben gerettet!

    »Vier!«

    Der dritte Stoß. Der Energiehaushalt des Schiffes wurde gestört. Nur so war zu erklären, daß einzelne Besatzungsmitglieder - unter anderem auch Spencer - den Halt verloren und über den Boden schlitterten. Spencer landete im Steuerraum. Beinahe hätte er sich unterwegs am Türrahmen den Schädel eingerannt.

    Einer im Kollektiv bäumte sich auf. Er warf den Kopf hin und her, und Schaum trat auf seine Lippen. Es knisterte und knatterte plötzlich in dem Kasten, in dem er steckte. Ein furchtbarer Schrei. Eine Reihe von Kontrollämpchen fiel aus. Ein letztes Aufbäumen.

    Spencer wandte sich würgend ab. Seine Hände glitten haltsuchend über den Boden, der langsam zur Seite hin abkippte. Der Computer korrigierte mittels der Schwerkraftanlage. Auch das geschah nicht in der exakten Weise, wie es zu erwarten gewesen wäre, denn Männer und Frauen purzelten schreiend übereinander.

    Diesmal landete Spencer im Gang.

    »Drei!«

    Es war unglaublich, wieviel innerhalb dieser Sekunden geschah. Alles entwickelte sich völlig anders als erwartet. Diese Wahnsinnigen, dachte Spencer verzweifelt. Was haben die sich überhaupt gedacht? Wie kann man ein solches Experiment ohne ausreichende Vorexperimente starten?

    Ja, es sah so aus, als hätten sich die Verantwortlichen verkalkuliert und wären ein Risiko eingegangen, das jetzt die Besatzung tragen mußte.

    Spencer sah die Halle, in der man das Raumschiff gebaut hatte. Roboter wieselten umher, bewaffnet mit Handlasern, Schweißgeräten und Diagnoseinstrumenten.

    »Zwei!«

    Die Katastrophe blieb nicht allein auf das Schiff beschränkt, sondern griff auch auf die Halle über. Ein Riß zeigte sich im Hallenboden.

    Professor Richard Spencer wurde klar, worauf der Fehler zurückzuführen war. Doch er konnte nichts dagegen tun, denn der Countdown lief weiter.

    Aus dem Lautsprecher drang eine überschnappende Stimme: »Die Speicher drehen durch!«

    Welche Speicher?

    Der Computer zählte monoton: »Eins!«

    »Ausfall des Regelsystems!«

    Spencer erinnerte sich an das, was er bereits gehört hatte. Wurde denn die Energie, mit der die Speicher geladen waren, auf einmal freigegeben, und führte das zu der Schrumpfung? Welcher Art war diese Energie, die man verwendete, um das Raum-Zeit-Kontinuum derart zu verzerren?

    Es konnte sich nur um die Energie von Mikro handeln. Eine Weisheit, die für Spencer schon seit Jahrzehnten nichts Neues war. Genau in diese Richtung hatte seine Forschung gezielt. Und genau das war der Fehler der Verantwortlichen hier in diesem Forschungszentrum: Sie machten den zweiten Schritt vor dem ersten. Anstatt sich zunächst um Mikro zu kümmern und die entsprechenden Gesetzesmäßigkeiten zu erforschen, bedienten sie sich seiner Energien. Spencer wußte aus eigener Erfahrung, daß die veränderten Gesetzesmäßigkeiten zu einer Katastrophe führen mußten, wenn man ihrer nicht Rechnung trug. Hier hatte er den zusätzlichen Beweis!

    Und jetzt brach endgültig die Hölle los. Die Energie der bewußten Speicher wurde schlagartig frei: Energie von Mikro, wie Spencer kombinierte. Auf einen Schlag und innerhalb einer winzigen Nanosekunde. Und nicht in der erforderlichen Weise gesteuert, da die Reglersysteme ausgefallen waren.

    Grelles Rot brach in die Montagehalle, vernichtete die Roboter, die wie Funken zerstoben, und fetzte das Kuppeldach ins Freie. Das registrierte Richard Spencer noch, bevor das Rot auch über das Schiff stürzte und es wie eine Gigantenfaust packte.

    Spencer bekam keine Luft mehr.

    Er rang nach Atem.

    Die Decke raste auf ihn zu, drehte sich aber kurz vor dem Aufprall blitzschnell weg und wich dem Inferno aus Kreischen, Prasseln, Donnern und Bersten.

    Dann waren da nur noch Dunkelheit und Vergessen.

    5

    Finsternis und Schmerzfreiheit. Friedlichkeit. - Grelle Helligkeit, die alles vertrieb und das Unangenehme weckte. Und den Schmerz! Aufstöhnend rollte sich Spencer herum. Er wollte sich wehren und wedelte mit den Armen. Doch das vergrößerte seinen Schmerz nur.

    Der Boden erbebte. Spencers Fingernägel kratzten über den stahlharten Belag und stießen schließlich gegen etwas Weiches. Mühsam öffnete er die Augen. Er erwartete Blut und Entsetzen zu sehen und blickte verständnislos auf eine wunderschöne Frau mit dichtem, schulterlangem blonden Haar. Er haßte hellblonde Haare und fand sie dennoch schön. Aber nur in diesem Augenblick. Sie erschienen ihm wie von einem Engel. Doch der Engel war ohne Bewußtsein. Oder gar tot? Das Gesicht war leicht verzerrt und die Körperhaltung seltsam verkrümmt.

    Ächzend richtete sich Spencer auf. Er betrachtete die Frau und vergaß darüber völlig, was geschehen war. Ja, er vergaß sogar, sich darüber zu wundern, daß er das Chaos überlebt hatte. Ernsthafte Verletzungen hatte er sich offensichtlich nicht zugezogen. Auch das mutete ihn wie ein Wunder an. Es wurde ihm jetzt bewußt.

    Und die Frau schlug die Augen auf! Sie runzelte verständnislos die Stirn. Dann ruckte ihr Kopf herum, und sie begegnete Spencers Blick. Sekundenlang schauten sie sich schweigend an. Dann richtete sich die Frau auf und sah sich um.

    Spencer schaffte es endlich, sich von ihrem Anblick loszureißen und sich ebenfalls seiner Umgebung zu widmen. Der Projektionsraum zeigte ihm, was sich außerhalb abspielte. Anscheinend war der Energiehaushalt des Schiffes wieder einigermaßen stabilisiert. Streifen fluoreszierenden Lichtes zogen auf allen Seiten vorbei. Dunkle Schatten rasten aus der dahinterliegenden Finsternis, näherten sich dem Schiff in bedrohlicher Art und drehten wieder ab.

    Nur noch kleinere Erschütterungen drangen durch. Der Computer verstand es jetzt, sie mit seinem Schwerkraftfeld zu kompensieren. Außerdem funktionierten auch die Fesselfelder wieder.

    Es gab zwar Anzeichen von Zerstörung, doch hielten sie sich in Grenzen. Beinahe gewann Spencer den Eindruck, als hätte er mehr erleiden müssen als die anderen Besatzungsmitglieder. Da sah er den Toten, nur drei Schritte von ihm entfernt. Und er sah die Verletzten, die stöhnend auf dem Boden lagen. Die wenigen, deren Fesselfelder stabil geblieben waren, hatten das Schiff anscheinend wieder im Griff.

    Spencer wandte sich dem ersten Projektionsraum mit der Zielangabe zu. Schon setzte er sich in Bewegung, da erinnerte er sich an die Blondine. Eine Wissenschaftlerin? Anders konnte es nicht sein. Sie war nicht mehr da. Wo befand sie sich? Wieso war sie ihm nicht schon früher aufgefallen?

    Die Antwort schlummerte in ihm und wurde sofort frei: Weil ihn Frauen seit vielen Jahren nicht mehr interessierten. Er war Wissenschaftler gewesen und hatte dem normalen Leben entsagt, um sich nur noch seinen Forschungen zu widmen. Er schluckte schwer, weil ihm nach all den Jahren bewußt wurde, daß er damit wohl einen Fehler begangen hatte. Verwirrt ging er weiter. Was für seltsame Gedanken? Was für ein unverständliches Gefühl in seiner Brust?

    Die Zielvisierung war noch konstant, obwohl sich die Landschaft des Eisenmoleküls verändert hatte. Der Anflug, wenn man es überhaupt so nennen durfte, war nicht sauber. Doch Computer und Steuereinheit bemühten sich nach Kräften.

    Während Richard Spencer stiller Beobachter spielte, bemühte sich die Besatzung um das Schiff und um die verletzten Gefährten. Gern hätte er geholfen, aber wie? Er war ein Fremder, der die Funktionsweise der Borddisziplin noch nicht begriffen hatte. Deshalb mußte er sich aus allem heraushalten.

    Eine neue Erschütterung zeigte ihre Auswirkungen. Die Zielprojektion veränderte sich. Störungen traten auf. Wände, die man nur erahnen konnte, huschten vorüber. Ein ungeheurer Sog hatte das Schiff erfaßt und zog es immer tiefer in die Welt der Moleküle hinein. Das Schiff würde keineswegs wie vorgesehen auf dem Eisenmolekül landen!

    »Wir müssen die rasende Fahrt stoppen, sonst werden wir in den obersten Schichten des Moleküls verbrennen!« kreischte ein Mann neben Spencer. Er war außer sich und gestikulierte wild mit den Armen.

    Der einzige, der die Nerven verlor. Ein anderer trat hinzu und versetzte ihm zwei kräftige Ohrfeigen. Eine sehr primitive Methode, etwas gegen die Nervenkrise eines Gefährten zu unternehmen, und doch nicht ohne positive Wirkung. Während sich der Schläger abwandte, kam der Geschlagene wieder zu sich.

    »Achtung!« plärrte es aus den Lautsprechern, »Gegenregelung ist gleich Gegenschub. Reglersysteme konstant.«

    Ein wichtiger Fortschritt! dachte Spencer nicht ohne Zynismus. Jeder suchte sich einen Platz und ließ sich von einem Fesselfeld »einfangen«. Keine Sekunde zu früh. Auf einen Countdown hatte man diesmal verzichtet. Es galt, schnell und präzise zu handeln. Ein gewaltiger Ruck. Riesenfäuste schienen das Raumschiff zu schütteln. Ein Funkenregen entstand rings um Spencer. Einen Augenblick lang fürchtete er, Opfer der Funken zu werden. Doch es war nur eine Projektion von draußen. Die Schiffswände hielten.

    Die Glut verstärkte sich und bearbeitete das Schiff. Eine Höllenfahrt mitten in den materialisierenden Wahnsinn. Würden sie es überhaupt schaffen? Würden sie in den obersten Schichten des Moleküls verglühen, wie es der Mann prophezeit hatte?

    Plötzlich war es vorbei. Schwärze und Stille. Als hätte jemand ein Samttuch über das Schiff geworfen. Aber dieses Tuch zeigte Löcher. Und Feuer brannte diese Löcher größer. Es irrlichterte auf der anderen Seite. Ein glosendes, strahlendes Universum entstand. Die Kontraste waren so hart, daß es in den Augen schmerzte. Das Schiff war zur Ruhe gekommen. Es lag auf einer hellspiegelnden Fläche aus unbekanntem Material. Wenn man genauer hinsah, erkannte man die komplizierte Kristallstruktur.

    »Die atomare Struktur eines Eisenmoleküls, das niemals völlig rein ist. Fremdatome haben sich mit Eisenatomen verbunden«, murmelte jemand ehrfürchtig. Eine weibliche Stimme.

    Spencer wandte ruckartig den Kopf. Mitten in dem strahlenden Glanz schwebte eine Göttin mit goldenem Haar. Ein Anblick wie aus einem kitschigen Märchen, aber auch ein Anblick, der Spencer tief in der Seele traf.

    Seine Göttin!

    Seine?

    Gedankenverloren nickte sie. »Dabei ist dies hier nur ein Ausschnitt des Moleküls, was schon die Ebenheit der Oberfläche beweist. Wir haben diese Ebene durchpflügt und drangen tiefer, doch wir wurden wieder nach oben getrieben wie ein auf dem Wasser tanzender Stein. Die Verkleinerung erfolgte stärker als beabsichtigt. So wie wir hat kaum eines Menschen Auge je ein Eisenmolekül gesehen. Höchstens mit einem Spezialmikroskop, aber nicht in dieser Deutlichkeit.«

    Spencer wollte etwas sagen, um auf sich aufmerksam zu machen, doch seine Stimme versagte. Und da wandte sie sich ihm zu. Es wurde deutlich, daß sie nicht etwa Selbstgespräche führte, sondern daß die Worte an seine Adresse gerichtet waren.

    Und sie schien seine stumme Frage zu verstehen, denn sie antwortete darauf: »Wir wußten, daß es schwer werden würde, denn natürlich sind alle Eventualitäten mit ins Kalkül gezogen worden. Es ist darüber hinaus nicht etwa die erste Verkleinerung. Nur mußten alle Vorabuntersuchungen zwangsläufig unter anderen Aspekten erfolgen. Das heißt, sie wurden im kleineren Maßstab durchgeführt. Es ist durchaus nicht dasselbe, ob eine Verkleinerung eines Datensammlers oder die eines ganzen Raumschiffs mitsamt Besatzung erfolgt. So gesehen, ist unser Versuch eine Art Generalprobe. Wir haben uns geirrt, sonst hätte es keine Katastrophe gegeben. Dabei gibt es nur einen positiven Aspekt: Wir leben und können uns sogar Gedanken darüber machen.« Sie lächelte.

    Und wie du lebst! dachte Richard Spencer und wünschte sich nichts sehnlicher, als daß sie weiterreden und niemals wieder aufhören möge, um nicht der Notwendigkeit unterliegen zu müssen, seine Seite zu verlassen! Ein überaus dummer Wunsch, von dem die Frau nichts ahnte. Deshalb stand sie auf und wandte ihm den Rücken zu.

    Das Licht funktionierte einwandfrei. Alles funktionierte wieder an Bord. Spencer blickte seiner Göttin nach und war unfähig, zu denken. Bis sie seinen Blicken entschwand.

    »Sie ist attraktiv, wenngleich überhaupt nicht mein Typ. Der Traum jedes Mannes, aber nicht mein Traum. Klug und selbstbewußt ist sie, ohne überdreht zu erscheinen, sondern weiblich warm und von gesteuerter Leidenschaft. Sie weiß, was sie will und hat die Dinge und das Leben im Griff. Und mich auch!«

    Mit wenigen Worten hatte Spencer alles umschrieben - wie gewohnt mit wissenschaftlicher Logik. Selbst in dieser Situation war er dazu in der Lage. Obwohl es ihm nichts nutzte, denn die Katastrophe hatte für ihn längst ihren Lauf genommen. Eine Katastrophe besonderer Art, für die sich Spencer vehement scheute, ein so abgegriffenes Wort wie Liebe zu benutzen. Nicht nur, weil es ihm zu unwissenschaftlich war...

    6

    Professor Richard Spencer verließ den Projektionsraum und wagte es endlich, den Steuerraum zu betreten. Gerade wurde der Tote aus der technischen Umklammerung des kalt und unschön wirkenden, jetzt wie ein Sarg erscheinenden Kastens geborgen. Es geschah wortlos. Die Gesichter der Beteiligten wirkten wie versteinert. Sie ließen nicht erkennen, was sie über den Tod eines der Ihrigen empfanden.

    Spencer fühlte sich im überdeutlichen Maße deplaciert und wandte sich wieder ab. Mitglieder der Besatzung nahmen die Verkleidung der Schaltwand ab und begannen mit der Reparatur. Doch das Schiff blieb nicht völlig ohne Überwachung. Noch immer beschäftigten sich viele mit Auswertungen, die vorangegangenen Ereignisse betreffend. Gern hätte Spencer einen der Männer angehalten, um sich berichten zu lassen, doch das wagte er nicht. Seine »Göttin« sah er auch nicht mehr. Hatte sie diese Ebene verlassen?

    Kurzentschlossen betrat er die Transportkabine und wählte die Ebene sieben. Da meldete sich eine Lautsprecherstimme: »Achtung, Durchsage an alle Ebenen: Die Strahlung, mit der wir konfrontiert werden, ist unbekannten Ursprungs. Wir können sie nicht abschirmen. Beobachtet euch selber. Bei den geringsten Anzeichen einer psychischen Veränderung müßt ihr unverzüglich mit der Steuerzentrale Kontakt aufnehmen oder mit dem Bordgehirn. Ab sofort bekommt der Alarmzustand den Sonderstatus.

    Nicht nur von außerhalb droht unserem Schiff Gefahr!«

    Spencer runzelte die Stirn. Was war denn jetzt wieder los? Welcher Strahleneinfall? Nun, er hatte es nicht mitbekommen können. Wahrscheinlich war die Nachricht längst über die Kommunikationstafeln verbreitet worden. Die Durchsage war eine zusätzliche Absicherung, damit auch wirklich jeder davon erfuhr.

    Die Kabine stoppte und öffnete sich. Der Gang war leer. Spencer zögerte. Dann wählte er willkürlich eine andere Ebene: Einhundertsiebenundvierzig.

    Die Ebenen ähnelten sich wie ein Ei dem anderen. Spätestens als Richard Spencer wieder die Kabine verließ, wurde ihm das klar. Nur die Türsymbole waren anders. Außerdem gab es hier noch eine weitere Tür. Das ließ den Schluß zu, daß die Räumlichkeiten verkleinert waren.

    Mit den Symbolen wußte er nichts anzufangen. Er kratzte sich nachdenklich am Hinterkopf. Dann öffnete er eine der Türen, um seine Neugierde zu befriedigen. Dem Schiff drohte Gefahr. Er konnte nichts dagegen tun. Im Gegenteil, er mußte sich zurückhalten. Zumindest in der Zentrale. Aber vielleicht traf er hier jemanden, der ihm Rede und Antwort stehen konnte?

    Stirnrunzelnd blickte er in den vor ihm liegenden Raum. Eine Wohnkabine? Es gab nur einen Tisch und ein bequemes Polster. Der Hintergrund wurde von einer Wüstenlandschaft beherrscht. Sie wirkte so plastisch und lebensecht, als würde sie nur eine Glasscheibe von der Kabine trennen.

    Spencer wollte sich wieder zurückziehen, weil er nicht gern den Schnüffler in fremden Kabinen spielen wollte. In diesem Augenblick bekam er von hinten einen kräftigen Stoß, der ihn nach vorn, quer durch die Kabine, taumeln ließ. Er traf gegen das Bild und wirbelte herum.

    Ein kräftiger Mann drang wortlos auf ihn ein. Richard Spencer sah die Faust des anderen auf sich zurasen. Er drehte den Kopf zur Seite und wurde von dem mörderisch ausgeführten Schlag nur knapp gestreift. Die Faust traf die stahlharte Wand, doch der Kräftige zuckte mit keiner Wimper.

    Dann trat Spencer seinerseits in Aktion. Er fühlte sich noch immer als Gast auf diesem Schiff und hatte mit seiner Neugierde vielleicht sogar ein Tabu verletzt, doch das war nicht Grund genug, sich zusammenschlagen zu lassen, wie er fand.

    Spencer wehrte sich seiner Haut, indem er das Knie hochriß und beide Handkanten am Hals des Gegners landete.

    Der Erfolg war nicht wie erwartet. Das beste Selbstverteidigungstraining nutzt nichts, wenn der Gegner unempfindlich ist gegen Schmerz und ansonsten aus Holz zu bestehen schien.

    Doch in diesem Augenblick bekam er unerwartet Hilfe von anderer Seite. Der Angreifer wurde zurückgerissen und von drei Männern festgehalten. Sie wirkten sehr aufgeregt und bändigten den sich heftig Sträubenden mit aller Gewalt.

    Spencers Atem ging keuchend. Zwar war ihm durch den Angriff nicht wirklich was passiert, doch ging ihm die Angelegenheit gewaltig an die Nerven. »Was - was hat das zu bedeuten?« fragte er verwirrt. Als er näher treten wollte, nahmen die drei ihm gegenüber eine drohende Haltung ein. Der Angreifer schaute mit blutunterlaufenen Augen um sich. Schaum trat auf seine Lippen. »Ich - ich wollte das doch nicht«, beteuerte Spencer. »Ich habe die Tür geöffnet und habe...«

    Einer deutete mit dem Kinn auf ihn. »Kennt ihn jemand?«

    Die anderen schüttelten die Köpfe. »Nie gesehen«, murmelten sie.

    Der Sprecher wandte sich an Spencer. »Was suchen Sie hier?«

    »Ich - ich bin zufällig in dieser Ebene.« Spencer brach wieder ab. Wie sollte er eine solche Frage glaubwürdig beantworten?

    »Warum schnüffeln Sie hier herum? Gehören Sie überhaupt zur Besatzung?«

    Spencer wurde es abwechselnd heiß und kalt. Jetzt ist es heraus! hämmerten seine Gedanken. Jetzt bin ich als fremder Eindringling erkannt. Logisch, daß ich nicht zur Besatzung gehöre. Ich schnüffle tatsächlich. Man wird in mir eine Art Spion sehen. Schließlich handelt es sich um ein strenggeheimes Projekt. Niemand wird mir einen guten Leumund ausstellen können. Ich besitze nicht einmal Papiere, mit denen ich meine Identität bezeugen könnte.

    Gedanken, die blitzschnell seinen Kopf durcheilten, jedoch keine gültige Lösung des Problems brachten, das er im Grunde genommen die ganze Zeit schon vor sich her schob. Auf der anderen Seite: Möglicherweise würde er jetzt endlich erfahren können, was überhaupt mit ihm passiert war?

    »Vielleicht ist er der Mörder?« vermutete einer.

    Der Sprecher der drei schüttelte den Kopf. »Nein, er wirkt nicht wie einer der Durchgedrehten.«

    »Und woher willst du das wissen? Wir haben noch nicht einmal eine Ahnung, wo wir überhaupt gelandet sind. Es ist jedenfalls nicht das Eisenmolekül, das vorgesehen war. Vielleicht eines, das zu einem Reparaturroboter gehört? Denkt an die Katastrophe, die wir in der Montagehalle erlebt haben. Und wenn jetzt der Roboter detoniert? Ist euch klar, daß wir dann alle verloren sind? Wir sind winzig und nicht einmal mehr mit einem normalen Elektronenmikroskop sichtbar. Phantastisch aber wahr.«

    Spencer hörte interessiert zu. Für einen Augenblick vergaß er seine persönlichen Probleme.

    »Das steht im Moment nicht zur Debatte!«

    »Und ob! Was hat der Mann uns getan? Wir haben doch lediglich gesehen, daß er angegriffen wurde, nicht wahr? Das Schiff ist bald wieder voll einsatzfähig, doch was nutzt es? Unbekannte Kraftfelder hüllen es ein und bombardieren uns mit gefährlichen Strahlen, die unsere Psyche zu verändern beginnen.«

    Spencer verstand endlich die ungewohnte Aggressivität. Ja, und deshalb nahm die Besatzung auf einmal Notiz von ihm. Vorher war er einfach nicht wichtig genug erschienen.

    Der mehr für Mäßigung war, fuhr fort: »Selbst wenn er der Mörder von Ebene sieben ist, kann er jetzt wieder ganz normal sein.«

    Damit waren sie wieder beim Thema. Doch die kurze Unterhaltung hatte sie unaufmerksam gemacht. Der mit den blutunterlaufenen Augen riß sich im entscheidenden Augenblick los. Plötzlich hatte er ein Messer in der Hand, mit dem er blitzschnell zustieß.

    Spencer reagierte im Bruchteil einer Sekunde. Das Messer verfehlte sein Ziel.

    »Auf ihn!« schrien die drei Männer und versuchten wieder, den Wahnsinnigen zu bändigen.

    Spencer durfte keine Zurückhaltung mehr üben. Es ging jetzt um sein nacktes Leben. Deshalb half er den dreien, ihren Gefährten zu Boden zu werfen und ihm das Messer abzunehmen.

    »Schnell, wir müssen ihn fesseln!«

    Spencer blickte sich verständnislos um. Wo sollte er denn hier so etwas wie einen Strick herbekommen?

    Einer zog seine Bordjacke aus. Ein muskulöser Oberkörper kam darunter zum Vorschein. Der Mann wirkte wie ein Modellathlet. Während alle anderen den Tobenden festhielten, fesselte der Muskulöse ihn mit seiner Jacke. Er tat das so geschickt, daß sich der Tobende kaum noch rühren konnte.

    Da ertönte zum ersten Mal dieser durchdringende Schrei! Er kam aus der Lautsprecheranlage und ging ihnen durch Mark und Bein. Der Schrei einer Frau, die das Grauen erlebte.

    Die drei Männer hielten ein.

    »Mein Gott, die Zentrale!« murmelte einer.

    »Paal, wir müssen hin!« sagten sie zu dem Muskulösen.

    Paal? Ein ungewöhnlicher Name, den sich Spencer leicht merken konnte.

    Zum zweiten Mal der wahnsinnige Schrei.

    »Kommt!« kommandierte Paal. Auf Spencer achteten sie gar nicht mehr. Er folgte automatisch.

    Kaum waren sie auf dem Gang, als sich die Transportröhre öffnete. Eine Frau taumelte heraus. Die Haare hingen ihr wirr ins Gesicht, und die Augen glühten wie Kohlestücke. Sie rannte auf Paal zu und warf sich an seine Brust. Haltlos schluchzte sie. Es dauerte Sekunden, bis sie sich einigermaßen beruhigt hatte.

    Waren die Schreie von ihr gekommen?

    Da hörten sie es ein drittes und letztes Mal aus der Lautsprecheranlage. Diesmal endete der Schrei mit einem Röcheln.

    Paal strich der Frau beruhigend über das Haar.

    »Ich - ich komme gerade aus der Zentrale«, berichtete sie stammelnd. »Diese Strahlenfelder wirken auf die Menschen unterschiedlich. Ein paar fielen plötzlich wie die Tiere über die anderen her. Ich konnte mich gerade noch in Sicherheit bringen. Selbst das Kollektiv im Steuerraum, das inzwischen ja wieder vollzählig ist, spielt verrückt.«

    Spencer hörte es nur mit halbem Ohr. Er dachte: Meine Göttin! Ist sie auch davon betroffen?

    7

    »Das Kollektiv?« echote Paal bestürzt. »Aber die sind direkt mit dem Computer in Kontakt. Kein Wunder, daß wir das Energiefeld nicht neutralisieren können. Ein Teufelskreis ist entstanden, den wir durchbrechen müssen, solange noch Zeit dazu ist.« Er winkte den anderen zu und lief voraus zur Transportröhre.

    Alle bekamen Platz darin - einschließlich Spencer, der nicht mehr von Paals Seite wich.

    Bei der Ebene zweihundertvierunddreißig angelangt, warteten sie ungeduldig auf das Öffnen der Tür. Nichts dergleichen geschah. Die Automatik funktionierte nicht. Wenn sie das Ohr gegen die Wand drückten, hörten sie entfernten Kampflärm.

    Längst hatte sich Spencer eine Theorie zurechtgelegt. Er machte die

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