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Mörderparadies: Vier Krimis
Mörderparadies: Vier Krimis
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eBook571 Seiten6 Stunden

Mörderparadies: Vier Krimis

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Über dieses E-Book

Von Alfred Bekker, Thomas West
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Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt.





Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende drei Krimis:





Thomas West: Jesse Trevellian und das tödliche Paradies

Alfred Bekker: Kubinke und die Katze

Alfred Bekker: Mörderpost

Alfred Bekker: Chinatown-Juwelen







Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum26. Dez. 2022
ISBN9783753207674
Mörderparadies: Vier Krimis
Autor

Alfred Bekker

Alfred Bekker wurde am 27.9.1964 in Borghorst (heute Steinfurt) geboren und wuchs in den münsterländischen Gemeinden Ladbergen und Lengerich auf. 1984 machte er Abitur, leistete danach Zivildienst auf der Pflegestation eines Altenheims und studierte an der Universität Osnabrück für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen. Insgesamt 13 Jahre war er danach im Schuldienst tätig, bevor er sich ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Schon als Student veröffentlichte Bekker zahlreiche Romane und Kurzgeschichten. Er war Mitautor zugkräftiger Romanserien wie Kommissar X, Jerry Cotton, Rhen Dhark, Bad Earth und Sternenfaust und schrieb eine Reihe von Kriminalromanen. Angeregt durch seine Tätigkeit als Lehrer wandte er sich schließlich auch dem Kinder- und Jugendbuch zu, wo er Buchserien wie 'Tatort Mittelalter', 'Da Vincis Fälle', 'Elbenkinder' und 'Die wilden Orks' entwickelte. Seine Fantasy-Romane um 'Das Reich der Elben', die 'DrachenErde-Saga' und die 'Gorian'-Trilogie machten ihn einem großen Publikum bekannt. Darüber hinaus schreibt er weiterhin Krimis und gemeinsam mit seiner Frau unter dem Pseudonym Conny Walden historische Romane. Einige Gruselromane für Teenager verfasste er unter dem Namen John Devlin. Für Krimis verwendete er auch das Pseudonym Neal Chadwick. Seine Romane erschienen u.a. bei Blanvalet, BVK, Goldmann, Lyx, Schneiderbuch, Arena, dtv, Ueberreuter und Bastei Lübbe und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.

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    Buchvorschau

    Mörderparadies - Alfred Bekker

    Mörderparadies: Vier Krimis

    Von Alfred Bekker, Thomas West

    Krimis der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Mal provinziell, mal urban. Und immer anders, als man zuerst denkt.

    Kriminalromane der Sonderklasse - hart, actionreich und überraschend in der Auflösung. Ermittler auf den Spuren skrupelloser Verbrecher. Spannende Romane in einem Buch: Ideal als Urlaubslektüre. Dieses Buch enthält folgende drei Krimis:

    Thomas West: Jesse Trevellian und das tödliche Paradies

    Alfred Bekker: Kubinke und die Katze

    Alfred Bekker: Mörderpost

    Alfred Bekker: Chinatown-Juwelen

    Alfred Bekker ist ein bekannter Autor von Fantasy-Romanen, Krimis und Jugendbüchern. Neben seinen großen Bucherfolgen schrieb er zahlreiche Romane für Spannungsserien wie Ren Dhark, Jerry Cotton, Cotton reloaded, Kommissar X, John Sinclair und Jessica Bannister. Er veröffentlichte auch unter den Namen Neal Chadwick, Henry Rohmer, Conny Walden, Sidney Gardner, Jonas Herlin, Adrian Leschek, John Devlin, Brian Carisi, Robert Gruber und Janet Farell.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author /

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

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    Alles rund um Belletristik!

    Jesse Trevellian und das tödliche Paradies

    Krimi von Thomas West

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.

    Charly Mulberry, ein alter Freund aus Quantico-Zeiten, bittet Special-Agent Jesse Trevellian um Hilfe, erscheint aber nicht zum vereinbarten Treffpunkt – kurz darauf wird seine Leiche gefunden. Mulberrys Frau Ann fleht Jesse an, den Mord an ihrem Mann, dem Ex-FBI-Agenten, aufzuklären. Jesse wollte zwar gerade seinen wohl verdienten Urlaub antreten, ändert kurzentschlossen seine Pläne und macht sich auf in den Dschungel des Amazonas – dorthin führt die einzige Spur, die Mulberrys fragwürdige Reisen erklären und Licht in die geheimen Machenschaften seines alten Freundes bringen könnte … und die vielleicht auch zu seinem Mörder führt.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker.

    © by Author

    © dieser Ausgabe 2017 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

    postmaster@alfredbekker.de

    1

    Die drei Männer standen wie festgewachsen um den Schreibtisch des saalartigen Büros. Zwei kaffeebraune Schönlinge, wie man sie an den ausgedehnten Stränden der Stadt zu Tausenden finden konnte. Nur trugen die beiden keine Tangas sondern helle Sommeranzüge.

    Und ein fast schwarzhäutiger Indio mit weiten dunklen Kleidern. Er stank nach altem Schweiß und war von gedrungener, zwergenhafter Gestalt.

    Die Augen der drei wanderten nervös hin und her zwischen dem Dreckhaufen auf dem Schreibtisch und dem Greisen auf dem Ledersessel davor.

    Carlos Maria Moreno presste die gefalteten Hände an seine fast farblosen, welken Lippen. Wie abwesend war er in die Betrachtung der anthrazitfarbenen Gesteinsbrocken auf seinem Schreibtisch versunken. Als würde er beten.

    Das intensive Abendlicht prallte durch die beiden Fensterfronten seines Arbeitszimmers und brach sich in den gänzlich durchsichtigen Splittern, die das grauschwarze Gestein vor ihm auf dem Schreibtisch durchsetzten wie Tautropfen eine aufgerissene Asphaltdecke. Diamanten.

    Wir müssen sie töten. Leise und krächzend sprach Carlos Maria Moreno. Als hätte man feinen Kies in einen Blecheimer rieseln lassen - so klang seine Stimme. Sie müssen weg. Es muss aussehen, als wären sie nie dagewesen. Keiner darf übrig bleiben.

    Die Flügel seiner zerfurchten, schmalen Nase blähten sich auf, als er tief die Luft einsog. Seine knochigen Finger entspannten sich und seine Hände lösten sich voneinander. Mit einer ehrfürchtigen Geste fassten sie die beiden Zipfel des Wildledertuches, auf dem das diamanthaltige Gestein ausgebreitet war. Er zog den zerbröselten Fels zu sich heran.

    Allein was hier vor mir liegt, ist Millionen wert.

    Er hob seinen Kopf und fixierte den indigen wirkenden Mann in den dunklen, staubigen Kleidern. Und Vegas ist sicher, dass es mehr davon gibt? Die pergamentene Haut auf seiner Stirn legte sich in hundert Falten.

    Der Indio nickte, und der jüngere der beiden Schönlinge trat vor und stützte sich auf den Schreibtisch. Vegas sagt, der ganze Berg sei voll davon. Der Indio nickte noch heftiger.

    Moreno atmete noch einmal geräuschvoll durch. Für einige Augenblicke starrte er scheinbar unschlüssig auf seine Hände. Die rechteckige, goldene Uhr an seinem linken Handgelenk zeigte neun Uhr. Der Kalender stand auf dem 19. August.

    Carlos Maria Moreno erhob sich und schlurfte zur Fensterfront seines Büros. Mit auf dem Rücken verschränkten Armen sah er aus dem zwanzigsten Stock des Hauses hinab auf den Strand.

    Wie eine weiße Sichel lag die Copacabana zwischen der Bucht und den Hochhauskästen entlang der Avenida Atlântika. Segelyachten, Motorboote und Surfbretter bedeckten als helle Flecken das tiefe Blau des Wassers.

    Für Sekunden blitzte es hell auf im grauen Hang des Zuckerhutes, der sich wie ein steinerner Busen dem dunstigen Himmel entgegenreckte - der Reflex der Abendsonne in einer der Gondeln, die noch bis kurz vor Sonnenuntergang Touristenhorden auf den weltberühmten Hausgipfel Rio de Janeiros schaukeln würden.

    Sie hätten das Land nicht verkaufen sollen, Senhor Moreno, es war ein Fehler, wir sollten ...

    Abrupt drehte der Alte sich vom Fenster weg. Sein stechender Blick brachte den smarten Mann in dem Sommeranzug und mit dem wasserstoffblonden Bürstenhaarschnitt zum Schweigen. Scharfsinnig wie immer, José. Ungeheuer scharfsinnig. Er machte eine Kopfbewegung zu dem Indio hin. Zahl ihm seinen Botenlohn aus. Aber bezahle ihn großzügig. Er nickte dem Indio mit ausdruckslosem Gesicht zu. Der und der Blonde verließen das Büro. Moreno wandte sich wieder dem Fenster zu.

    Vor allem dieser O'Dewly muss weg. Er darf keine einzige Zeile mehr über uns schreiben.

    Der im Raum verbliebene Mann, ein knapp dreißigjähriger athletisch gebauter Adonis mit einem schwarzblau glänzenden Pferdeschwanz, bewegte sich endlich vom Schreibtisch weg und trat hinter Moreno. Er wird spätestens nächste Woche die Kopie der Besitzurkunde erhalten.

    Er sprach nicht direkt leise, aber gedämpft und so als würde er jedes Wort abwägen. Wie man mit einem Mann spricht, dessen uneingeschränkte Macht man akzeptiert.

    Und das Grundbuchamt in Brasilia wird demnächst das Dokument dem Grundbuch zufügen.

    Moreno stieß ein trockenes Lachen aus. Ein Papier kann verschwinden, Julio. Leichter noch als ein Mensch. Nimm das in die Hand und setz dich mit dem zuständigen Beamten in Verbindung. Es gibt niemanden, den man nicht kaufen könnte.

    Ich werde mich noch heute darum kümmern, Papa. Aber du weißt, dass es in Brasilia eine Menge Beamten gibt, die der Regierung treu ergeben sind.

    Ich weiß es, mein Sohn. Und du weißt, dass man auch in jungen Jahren sterben kann.

    Der Jüngere schwieg für Sekunden. Und O'Dewly und seine Leute?, fragte er dann vorsichtig.

    Wir dürfen mit ihrem Verschwinden nicht in Verbindung gebracht werden.

    Und wer soll es erledigen, wenn nicht unsere Leute?

    Moreno wandte sich zu seinem Sohn um. Ruf gleich morgen in Kapstadt an. Die >Private Executive Corporation< hat uns früher schon gute Dienste erwiesen.

    Das kostet eine Menge Geld, Papa.

    Nur wer Geld investiert, verdient Geld, mein Sohn. Julio senkte den Blick und deutete ein Nicken an. Vorher aber setzte dich mit Vegas in Verbindung, fuhr Moreno fort. Er soll sämtliche Leute, die von dem Diamantenfund wissen, den Piranhas zum Fraß vorwerfen.

    Sekunden später hörte Moreno die Tür seines Büros zum zweiten Mal ins Schloss fallen. Gedankenverloren sah er auf die Avenida Atlântika hinunter. Natürlich war es ein Fehler, Nelson O'Dewly das Waldgebiet in der Quellregion des Rio Jatapu zu verkaufen. Aber nur aus jetziger Sicht. Vor drei Monaten hatte niemand etwas von Diamantenvorkommen auf diesem gottvergessenen Stück Erde gewusst.

    Aber es gab nichts, das man nicht korrigieren konnte. Vorausgesetzt man hatte die Macht und das Geld dazu. Und Moreno hatte beides.

    Ein dunkler Wagen fädelte sich in die abendliche Rushhour der Strandstraße ein - Josés Mercedes. Er fuhr mit dem Indio in eines der nördlichen Stadtteile. Dort würde man den dunkelhäutigen Mann spätestens morgen früh im rot gefärbten Wasser einer Pfütze finden. Mit durchgeschnittener Kehle.

    Und die Polizei würde ihm nicht mehr Aufmerksamkeit schenken, als einem tot gefahrenen Straßenköter ...

    2

    Der Drucker summte träge und spuckte das letzte Blatt eines Verhörprotokolls aus. Ich schaltete mein PC-Terminal ab und lehnte mich in meinen Bürosessel zurück. Das wär's dann.

    Milo war mit der Korrektur eines Berichtes für die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Überrascht sah er von seiner Arbeit auf. Schon fertig?

    Klar.

    Er schob ein paar Seiten seines Berichtes von seinem auf meinen Schreibtisch herüber. Lies mal Korrektur, Partner - dein Urlaub beginnt erst übermorgen.

    Das sind nur noch wenige Stunden. Ich schob die Blätter zurück auf seinen Schreibtisch. Mach Feierabend, Milo - die paar Kommafehler werden dem Staatsanwalt schon nicht auffallen.

    Ich schlug meinen Kalender auf und genoss den Anblick: Die Übersicht für die nächste Woche war mit großen, roten Buchstaben überschrieben - U R L A U B ...

    Morgen, am Freitag, würde ich mir noch einen lockeren Tag in der Federal Plaza machen. Am Wochenende ein bisschen faulenzen und meine Junggesellenklause aufräumen, Montag und Dienstag ein paar lang aufgeschobene Erledigungen, und am Mittwoch um die Zeit würde ich schon über den Wolken schweben und für mehr als drei Wochen von der Bildfläche verschwinden. Vor Anfang Oktober würde ich nicht wieder zurück sein.

    Übermorgen, Partner! Milo riss mich aus meinen Gedanken und mimte den Strengen. Du aalst dich wohl schon an Balis Palmenstränden.

    Neidhammel. Ich stand auf und zog mein Jackett von der Stuhllehne. Mach Schluss, Milo - ich lad dich zu einem Bier ein.

    Milo ließ sich nicht lange bearbeiten. Er schob seine Papiere zusammen und legte sie auf den beachtlichen Stapel in seinem Postausgangskorb - aus dem Sammelsurium von Verhörprotokollen, Ermittlungsberichten, schriftlichen Zeugenaussagen und Beweismittellisten würde die Staatsanwaltschaft in den kommenden Wochen die Anklage gegen einen Schleuserring zimmern, den wir vor ein paar Tagen zerschlagen hatten.

    Die beiden Köpfe der Bande saßen seitdem auf Rikers Island in U-Haft. Zwei skrupellose Ukrainer, die osteuropäischen Familien ihr mühsam erspartes Vermögen abgenommen hatten, um sie in die Staaten zu schmuggeln und irgendwo im Labyrinth des Big Apples auf einer Straße stehen zu lassen.

    Wir nahmen ein Cabby nach Civic Center und ließen uns vor einer Bar in der Seaportgegend absetzen - dem >North Star Pub<. An der großen Theke war noch reichlich Platz. Erst zwischen sechs und sieben Uhr abends strömten die Manhatties aus ihren Büros, Praxen und Banken hierher, um sich den Frust des zurückliegenden Arbeitstages aus dem Schädel zu spülen, oder um gute Geschäfte oder eine Gehaltserhöhung zu feiern.

    Ich orderte zwei Budweiser und wir stießen an. Auf die Palmenstrände Balis, sagte ich.

    Auf mich. Ein süßsäuerliches Grinsen legte sich auf das vertraute Gesicht meines Partners. Immerhin muss ich mich vier Wochen ohne dich durchschlagen.

    Vier Wochen lang mit der U-Bahn in die Federal Plaza, vier Wochen lang niemand, der deine Krawatten bewundert - verdammt, du tust mir leid. Natürlich wusste ich genau, was los war. So gern jeder von uns seinen Job tat - ohne den anderen machte es nur halb soviel Spaß. Mit den Jahren hatten wir ähnliche innere Drähte entwickelt, wie sie Zwillingen nachgesagt werden. Ich musste mir auch immer in den Hintern treten, wenn Milo seinen Jahresurlaub antrat.

    Wir tranken unser Bier, wir plauderten über Mr. President, der seine erotischen Abenteuer vor dem Fernsehvolk ausbreiten musste, wir gratulierten uns zu unserem Single-Status, und ich schwärmte ein bisschen von Bali. Obwohl ich die Insel bisher nur aus den Prospekten des Reisebüros und einem halben Dutzend Reiseführer kannte, die ich in den letzten Wochen gewälzt hatte.

    Der North Star Pub füllte sich, eine dichte Klangwolke aus Stimmen, Gläserklirren und Musik vibrierte über unseren Köpfen. Ich hatte gerade die zweite Runde Budweiser bestellt, als das Handy in der Brusttasche meines Sommerhemdes losjammerte.

    Ein Männerstimme meldete sich. Undeutlich und von der Geräuschkulisse in der Bar überlagert. Ich begriff nur, dass es nicht der Chef sein konnte.

    Ich versteh' Sie nicht, rief ich und rutschte vom Barhocker. Moment, ich geh mal eben vor die Tür! Schon in der Eingangsschleuse ebbte der Lärm ab und mit der zufallenden Tür verstummte er ganz. So, jetzt - Trevellian hier, mit wem spreche ich denn?

    Mulberry. Hi, Jesse.

    Die Stimme klang vertraut und doch fremd. Ich spürte förmlich, wie sie durch meine Hirnwindungen rauschte. Mulberry, Mulberry ... Dutzende von Gesichtern flimmerten über meine innere Bühne und verschwanden wieder in den dunklen Höhlen meines Gedächtnisses. Bis ein Gesicht schließlich blieb.

    Charly! Ich werd' verrückt! Von dir habe ich ja schon seit hundert Jahren nichts mehr gehört! Charles Mulberrys Gesicht stand überdeutlich vor mir - sehr weiße Haut, rötliche Sommersprossen, rötliches Borstenhaar, lachende Augen und seine große Raubvogelnase. Den Habicht hatten wir ihn in Quantico genannt.

    Hör zu, Jesse - können wir uns treffen? Er sprach hastig und nicht so laut, wie man eigentlich spricht, wenn man nach Jahren mal wieder einen alten Freund am Telefon hat. Ich stecke in gottverdammten Schwierigkeiten.

    Was ist los, Charly? Was er sagte, wie er es sagte - seine ganze Art beunruhigte mich. Das war nicht der alte Charles Mulberry.

    Ich sprech' hier von einer Telefonzelle aus. Die Leute stehen Schlange. Seine Stimme senkte sich noch mehr. Ich brauch deine Hilfe, Jesse. Können wir uns morgen sehen?

    Ja. Wo?

    Kennst du die Schwulenkneipe in SoHo, Wooster Street kurz vor der Kreuzung Grand Street? Dumpf, fast flüsternd redete er jetzt. Offenbar schirmte er seinen Mund und die Sprechmuschel mit der Hand ab.

    Nein, aber werd' ich schon finden. Wie heißt der Laden?

    >Tower of Song<. Wie wäre es gegen zwölf?

    Ein Uhr könnte ich besser einrichten.

    Okay. Ich warte auf dich. Die Verbindung brach ab. Nachdenklich ließ ich das Handy in die Brusttasche rutschen und ging zurück in den Pub. Ich hatte jahrelang Zeit gehabt, menschliche Telefonstimmen zu studieren - Charlys hatte geklungen, wie die eines Mannes, der unter Druck steht. Er schien tief in der Tinte zu sitzen.

    Unser Chef? Neugierig sah Milo mich an.

    Ich schüttelte den Kopf. Charly Mulberry.

    Ich werd' verrückt! Milo klatschte sich auf die Schenkel. Der alte Haudegen! Wie geht's ihm denn?

    Ich zuckte mit den Schultern und betrachtete die sich auflösende Schaumkrone meines Biers. Er klingt ganz so, als wäre es ihm schon besser gegangen.

    Milo runzelte die Stirn und wartete schweigend ab, bis ich weitersprechen würde. Er hat nichts Genaues erzählt, nur dass er in Schwierigkeiten steckt und meine Hilfe bräuchte. Aber was würdest du von einem Mann halten, der dich von einer Telefonzelle aus anruft, dabei hektisch und leise spricht und kaum zu flüstern wagt, wenn er dir einen Treffpunkt vorschlägt?

    Wenn du eine Frau wärst, würde ich sagen, er will einen Seitensprung verbergen.

    Ann, Charlys Frau, fiel mir ein. Nach der Hochzeit, bei der ich Trauzeuge war, hatte ich zwei, drei Jahre lang einen ziemlich guten Kontakt zu den beiden gehabt. Nachdem Charly das FBI verlassen hatte, hatte ich Ann nur noch zweimal gesehen. Das letzte Mal vor drei Jahren.

    Ich bin aber keine Frau, und Charly ist ein ehemaliger G-Man, sagte ich. Und zwar einer, der sich selbst vom Teufel zu einem Drink einladen lassen würde, wenn er dadurch irgendeinen Mobster hinter Gittern bringen könnte.

    Stimmt. Milo stützte sein Kinn in die Faust und starrte nach rechts oben, wo der riesige Ventilator träge über dem Gastraum rotierte. Als würden dort Bilder vergangener Zeiten aufblitzen.

    Ich vergesse nie, wie wir zusammen die Mistkerle über den Tisch zogen, die sich mit einer Handvoll japanischer Geisel auf dem Empire State Building verschanzt hatten. Charly war ohne mit der Wimper zu zucken aus einem Fenster des zweiundachtzigsten Stockwerks gestiegen, um an der Außenfassade aufs Dach hinaufzuklettern.

    Ich entsinn' mich. Mein Bier schmeckte mir nicht mehr. Er hat einen der Kerle vom Dach geworfen und musste deswegen in Washington beim Office of Professional Responsibility antanzen.

    Dort hat er bald mehr Zeit verbracht als in der Federal Plaza. Milo seufzte und zog eine Schachtel Camel ohne Filter aus der Jackentasche. Später war Timothy Harding eine Zeit lang sein Partner. Genauso ein Verrückter wie er.

    Schade, dass die beiden sich mit den Wadenbeißern vom OPR angelegt haben. Fast reflektorisch griff ich zu der Zigarette, die Milo mir anbot. Aber sie waren einfach unverbesserliche Heißsporne. Die Firma zu verlassen war vielleicht das Vernünftigste, was sie tun konnten damals.

    Hat Charly eigentlich Kinder?

    Zwei, sagte ich. Als ich ihn das letzte Mal sah, hat er mir Bilder gezeigt. >Die trage ich deswegen immer bei mir, damit ich nicht vergesse, wie sie aussehen<, hatte er damals gesagt. Sein Job hat ihn elend beansprucht.

    Er hat's als Privatdetektiv versucht, stimmt's? Milo gab mir Feuer.

    Irgend so was. Der Rauch meiner Zigarette sammelte sich in der Holzverschalung des Strahlers über der Theke.

    Und Harding? Hast du von dem mal wieder was gehört?

    Ich glaube, der hat sich in Harlem als Privatbulle engagieren lassen. Von irgendeiner schwarzen Bürgerinitiative, die ihre Kids vor den Jugendgangs schützen wollten. Ich drückte die halb gerauchte Zigarette aus. Das Gespräch mit Charly hatte mich nervös gemacht.

    Nimm mich mit morgen, Jesse. Milos Stimme klang plötzlich kühl und energisch. Nicht, dass es eine Falle ist.

    3

    Genau dort muss es hängen! Nelson O'Dewly fuchtelte mit beiden Armen. Seine massige Gestalt füllte den Eingang zu dem Holzhaus fast vollständig aus. Augenblick, Marilyn! Er walzte zu dem Tisch in der Mitte des Raumes und griff nach den zurechtgelegten Werkzeugen. Mit Hammer und Nagel in den Händen ging er zu seiner Tochter.

    Marilyn nahm den Rahmen mit dem Dokument von der Holzwand und sah zu, wie ihr Vater den Nagel einschlug. Keine Minute später hing die Kopie des Grundbuchauszugs an der Wand.

    Ich hab's geschafft, Angel. Das Land gehört mir. O'Dewly war zwei Schritte zurückgetreten. Fast ehrfürchtig betrachtete er das gerahmte Dokument. Man muss sein Ziel kennen. Man muss dort ankommen wollen. Und irgendwann ist man da. Es gibt nichts, was man nicht erreichen kann.

    Ein zufriedenes Lächeln legte sich auf sein braun gebranntes und von zahllosen feinen Falten zerfurchtes Gesicht. Er fuhr sich mit der Rechten durch seine üppige Mähne, die schon seit Jahren schlohweiß war, obwohl Nelson O'Dewly erst vor wenigen Wochen seinen fünfundfünfzigsten Geburtstag gefeiert hatte. In einem merkwürdigen Kontrast zu diesem Zeichen vorzeitiger Alterung standen seine dunkelblauen Augen - die funkelnden, lachenden Augen eines Jugendlichen.

    Wie meistens trug er eine weite Hose aus dünnem, grünem Baumwollstoff und darüber ein weißes Leinenhemd, das bis zum Brustbein offen stand. Das drahtige Gestrüpp auf seiner Brust war eigenartigerweise noch fast schwarz.

    Marilyn fiel dem großen, breitschultrigen Mann um den Hals. Ich wusste, dass du es schaffst, Dad. Er drückte sie an seine Brust und küsste sie zärtlich.

    Arm in Arm traten sie auf die Veranda der Pfahlhütte. Feuchtheiß war die Luft, und kein Windhauch bewegte die Laubfirste der Regenwaldriesen. Die meisten Bewohner der Ufersiedlung lagen dösend in ihren Hütten, und die traumhafte Stille des Mittags ruhte flimmernd auf der Siedlung.

    Von allen Behausungen der Ufersiedlung lag Nelson O'Dewlys Pfahlhütte dem Fluss am nächsten. Nur einen Steinwurf entfernt von der Veranda schob sich eine weiße, von vielen Füßen aufgepflügte und von nur wenigen dunkelgrünen Büschen bestandenen Landzunge in die fast hellblauen Fluten des Rio Jatapu. Nur in der Karibik und unten, am Rio Tapajós hatte Nelson Wasser von ähnlicher Färbung gesehen.

    Einige Kinder tummelten sich an dem zauberhaften Flussstrand.

    Das gehört nun dir, seufzte Marilyn.

    Uns, korrigierte Nelson. Uns gehört es - dir und mir, den Indios und unseren landlosen Freunden.

    Er betrachtete das tief braune Profil seiner Tochter - die hochstehenden Wangenknochen, der gerade Nasenrücken, die leicht vorgeschobene Kinnpartie unter dem großen Mund: Das Profil einer energischen Frau, die gewohnt war, unter allen Umständen das zu tun, was sie sich in den Kopf gesetzt hatte.

    Seit vor dreizehn Jahren ihre Mutter bei einer Expedition auf dem Rio Negro ertrunken war, zählte Nelson seine inzwischen achtundzwanzigjährige Tochter zu seinen engsten Vertrauten.

    Sie wandte ihm ihre großen, braunen Augen zu. Einige Sekunden lang sahen sie sich an. Marilyn wusste, was ihr Vater dachte. Und er ahnte, was hinter ihrer hohen Stirn vor sich ging. Du weißt, dass ich nicht hier bleiben kann, Dad. Jedenfalls jetzt noch nicht. Ich will so bald wie möglich zurück nach Kalifornien und meine Doktorarbeit abschließen. Und was danach kommt ... Sie zuckte mit den Schultern und stützte sich auf das Geländer der Holzterrasse.

    Du bist genauso ehrgeizig, wie deine Mutter es war. Nelson versenkte seine kräftigen Hände in den Hosentaschen. Breitbeinig stand er da und betrachtete ihre schwarzbraunen Schultern und ihren kerzengeraden Rücken. Und genauso eigensinnig. Seine Miene nahm einen resignierten, wehmütigen Zug an. Bleib wenigstens noch so lange, bis unsere Freunde aus Rio hier ankommen. Dann werde ich dein Organisationstalent benötigen.

    Versprochen. Marilyn drehte sich zu ihm um. Ihre Lippen gaben ihre perlenweißen Zähne frei als sie ihn anstrahlte. Nelson wusste, dass er auf sie bauen konnte.

    Am Abend trafen sie sich auf dem Sandplatz, um den sich die etwa zwanzig Hütten der kleinen Flusssiedlung gruppierten. Eine Art Marktplatz, auf dem man sich zum Essen, zu Festen und zu Beratungen traf.

    Ein paar Indios hatten einige Meilen flussabwärts einen fast hundert Pfund schweren Pirarucú aus dem Wasser gezogen. Ihre Frauen zerlegen den großen Fisch und grillten das Fleisch über drei Lagerfeuern. Nelson ließ einen der Bierkästen aus seiner Hütte holen, die das Versorgungsschiff aus Manaus letzte Woche gebrachte hatte.

    Nach dem Essen setzte er sich in die Mitte des Platzes. Die anderen versammelten sich um ihn. Etwa vierzig Menschen - Indios aus dem Tembé-Stamm, die sich auf der Flucht vor Brandrodungen in diese Gegend zurückgezogen hatten, ehemalige Kautschukarbeiter mit ihren Familien, einige sehr junge Männer und Frauen, die den Slums in Belém, Salvador oder Rio de Janeiro entflohen waren, und andere entwurzelte Menschen.

    Natürlich waren auch zwei US-Amerikaner dabei, die Nelson als eine Art Guru betrachteten, und schließlich ein knapp dreißigjähriger Franzose. Er war ähnlich wie Nelson aus ethnologischem Interesse in das Amazonasbecken gekommen und hier hängen geblieben.

    Sie alle sahen Nelson mit erwartungsvollen Mienen an. 8. September, begann er. Kreuzt euch diesen Tag in euren Kalendern an: Die Besitzurkunde ist heute gekommen, sagte er laut. Das Land gehört jetzt endgültig uns.

    Ein Jubelschrei wie aus einer Kehle schallte in den Wald hinein und über den Fluss. Und während ein Papageienschwarm krächzend aufflatterte und einige Wasserschweine sich erschrocken aus der Uferböschung in die Fluten stürzten, fielen sich die so unterschiedlichen Menschen um den Hals und klopften sich gegenseitig auf die Schultern.

    Anschließend wurde Nelson und seine Tochter am Waldrand entlang um die Siedlung getragen und lautstark gefeiert. Danach begann eine feuchte und ausgelassene Nacht.

    Nelson war einer der Ersten, der irgendwann gegen Morgen die Holzsprossen zu seiner Pfahlhütte hinaufkletterte. Mit der Taschenlampe beleuchtete er das gerahmte Stück Papier an der Wand seiner Hütte.

    Vor etwa zwölf Jahren, kurz nach dem Tod seiner Frau, hatte er davon zu träumen begonnen, einmal ein Stück Land in diesem letzten Paradies der Erde kaufen zu können. Das vom Lichtstrahl seiner Stablampe erhellte Dokument an der Wand war der letzte sichtbare Beweis für die Erfüllung seines Traumes.

    Wähle, was du willst, und wenn du es nur leidenschaftlich genug willst, wirst du es bekommen, murmelte er und genoss das Glücksgefühl, das ihm durch den Brustkorb perlte.

    Und dann trat er an die Wand heran und küsste die Besitzurkunde.

    Nicht mehr lange, und er würde sie verfluchen.

    4

    Bewegung, zum Teufel! Du sollst dich bewegen! Der kleine schwarze Mann sprang wieselflink um die beiden Boxer herum und brüllte seine Anweisungen heraus. Wenn du dastehst, wie eine in den Boden gerammte Zielscheibe bist du nach spätestens zwei Runden k.o.!

    Der Angesprochene, einer von zwei Jugendlichen mit Helmen und Boxhandschuhen, begann hin und her zu tänzeln. Locker, locker nicht so steif!

    Etwa zwanzig Schritte vom Ring entfernt öffnete sich der rechte Türflügel. Ein Mann steckte seinen Kopf in die Halle und rief: Tim! Telefon!

    Seine Stimme wurde überlagert von keuchenden Stimmen, auf den Holzboden knallenden Schuhsohlen und auf Sandsäcke klatschenden Boxhandschuhen. Gut zwanzig junge Männer trainierten in der Halle, alle schwarzhäutig wie der Mann, der nun an der Hallentür stand und zum Ring hinüberschaute.

    Harding!, brüllte er. Endlich wurde er von dem Boxtrainer wahrgenommen. Da ist jemand am Telefon für dich! Ich glaub', es ist ein Ferngespräch!

    Einige der schweißglänzenden, schwarzen Jungen unterbrachen ihre Kämpfe und ihr Sandsacktraining. Die älteren vor allem. Sie beobachteten, wie der kleine drahtige Mann sich unter die Seile hindurchbückte und vom Podest des Ringes sprang. Ihre Blicke begleiteten ihn quer durch die Halle hindurch, bis er hinter dem Türflügel am Halleneingang verschwand.

    Sie warfen sich verstohlene Blicke zu. Das letzte Mal hatte man den beliebten Trainer vor etwas mehr als einem Jahr zu einem Ferngespräch ans Telefon gerufen. Damals war es auch mitten im Training gewesen. Und danach musste sich der Boxclub für fast vier Monate einen Ersatztrainer suchen.

    Harding?

    Die Männerstimme am anderen Ende sprach ein schwerfälliges Englisch. Hier ist die >PEC<, Kapstadt. Wir haben ein Projekt reinbekommen.

    Was für ein Projekt?

    Die Männerstimme erklärte ihm das Projekt. Wir dachten an Sie als stellvertretenden Leiter.

    Und wer ist der Boss?

    Ein alter Bekannter von Ihnen. Die Männerstimme nannte den Namen, und Timothy Hardings Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.

    Also gut, ich bin dabei.

    Wir senden Ihnen die Vertragsunterlagen zu. Wir können Ihnen 900 US-Dollar pro Tag bezahlen.

    Das lässt sich hören.

    Haben Sie Personalvorschläge?

    Auf jeden Fall Cooper und Leclerc. Fritz wär' auch nicht verkehrt.

    Gut. Wir werden das prüfen.

    Harding legte auf und trat aus dem Umkleideraum, wo das Wandtelefon hing, hinaus auf den Gang. Gedankenverloren starrte er auf die Bürotür des Clubdirektors. Und zu der zweiflügeligen Hallentür. Die trainierenden Jungens veranstalteten einen Höllenlärm.

    Ein wehmütiger Zug legte sich auf sein etwa fünfunddreißig Jahre altes Gesicht, während er den vertrauten Geräuschen lauschte. Er würde die Burschen vermissen. Und sie ihn auch.

    Er gab sich einen Ruck und klopfte an die Tür des Direktors.

    Herein! Harding öffnete die Tür. Der skeptische Blick des anderen traf ihn. Du brauchst mir gar nichts sagen - schätze wir brauchen eine Zeit lang einen Ersatz für dich.

    Korrekt.

    Wie lange?

    Ein paar Wochen.

    5

    Ich wunderte mich über die vielen Gäste, die um diese Zeit schon in das Bistro an der Wooster Street strömten. Vor allem Männer, und die meisten zwischen fünfundzwanzig und fünfzig Jahre alt. Offenbar nutzten viele der Angestellten hier in der Gegend ihre Mittagspausen, um im >Tower of Song< einen Imbiss zu nehmen.

    Das Kartoffelgratin, das vor mir in einer flachen weißen Schüssel dampfte, lieferte mir die Erklärung: Die Kneipe reizte nicht nur durch ihr lockeres, unaufdringliches Ambiente, sondern schien einen ausgesprochen fähigen Koch in der Küche stehen zu haben.

    Milo saß an der Theke und ließ sich ein Steak schmecken. Wir hatten vereinbart, uns nicht zusammen an einem Tisch sehen zu lassen. So wie Charly am Telefon drauf gewesen war, hätte er empfindlich darauf reagieren können. Wenn er erst mal neben mir Platz genommen hatte, würde ich ihm Milos Anwesenheit immer noch erklären können.

    Aber er nahm nicht an meinem Tisch Platz. Als ich um viertel nach eins die fast leere Schüssel beiseiteschob und einen Kaffee bestellte, war er immer noch nicht aufgetaucht.

    Ich erinnerte mich an unsere gemeinsame Zeit in Quantico. Charly und ich waren damals gemeinsam in die Firma eingestiegen. Mich hatte Milo entdeckt und dafür gesorgt, dass ich einen Ausbildungsplatz auf der Akademie bekomme, und Charly war damals von dem älteren Harding abgeschleppt und für das FBI rekrutiert worden.

    Seine Unpünktlichkeit war damals schon sprichwörtlich gewesen. Also dachte ich mir nichts dabei, als er gegen halb zwei immer noch nicht im Eingangsbereich des Bistros auftauchte.

    Erst gegen zwei fand ich mich damit ab, dass mein alter Freund mich wohl versetzt hatte. Ich setzte mich zu Milo an die Theke und winkte dem für meinen Geschmack etwas zu freundlichen Kellner mit der Brieftasche.

    Dein alter Kumpel hat seine Schwierigkeiten wohl ohne deine Hilfe gelöst. Milo legte eine Zehndollarnote neben seine Kaffeetasse auf den Tresen. Sein lauernd umherschweifender Blick verriet mir, dass er die These von der Falle noch nicht aufgegeben hatte.

    Möglich. Ich war ein bisschen sauer. Versetzt zu werden, gehörte nicht zu den Dingen, die ich besonders schätzte. Andererseits hatte mich ein ungutes Gefühl beschlichen.

    Das ließ mich auch für den Rest des Tages nicht los.

    Am Abend lud ich die ganze Mannschaft in >McSorley's Old Ale House< ein. Die Bar in der East Village war die älteste in Manhattan. Ich hatte schon am Vortag einen Tisch bestellt. Ich hatte einfach das Bedürfnis, mich vernünftig von den Jungs zu verabschieden. Immerhin würde ich sie vier Wochen lang nicht sehen.

    Ich weiß, dass man in anderen FBI-Büros bei solchen Anlässen so schnell verschwindet und froh ist, bestimmte Gesichter eine Zeit lang nicht ertragen zu müssen. Bei uns in New York City hatten wir ein Ausnahme-Betriebsklima. Und jeder tat sein Bestes, um es zu pflegen.

    Gib's zu - du willst, dass wir dich in guter Erinnerung behalten, falls du dich entschließt in Bali zu bleiben!, scherzte Jay Kronburg.

    Nein - ich will dich grinsend in Erinnerung behalten!, sagte ich. Und da deine Laune erst gegen Abend in Schwung kommt, blieb mir nichts anderes übrig, als dich zum Abschied hierher einzuladen ...

    Wir ließen uns irisches Bier schmecken und hatten eine Menge Spaß. Gegen Mitternacht gelang es Milo und Orry, zwei zauberhafte Ladys an unseren Tisch zu locken. Und kurz darauf das lästige Vibrieren in meiner Hemdtasche - mein Handy.

    Trevellian?

    New York City Police, Detective Anderson. Ich kannte weder die Stimme noch den Namen. Im Hintergrund hörte ich den Verkehrslärm irgendeines Highways rauschen.

    Was gibt's denn?

    Sie sind Jesse Trevellian? Er nannte meine Adresse und Telefonnummer.

    Korrekt, Detective, der bin ich. Was hab' ich schon wieder verbrochen?

    Wir haben ihre Karte gefunden. Bei einer Leiche.

    Das Stimmengewirr in >McSorley's Old Ale House< trat schlagartig in den Hintergrund. Die Gesichter der Kollegen und der beiden Frauen verschwammen. Ich wandte mich ab und presste das Handy ans Ohr. Wie heißt er?

    Woher wissen Sie, dass es ein Mann ist?

    Ich fühlte, wie meine Mund trocken wurde. Wie heißt er?!

    Mulberry. Charles Mulberry ...

    6

    Armanda Mirellas tat so, als würde sie konzentriert die Personalien der Formulare vor ihr auf dem Schreibtisch in die Datenbank ihres PCs eingeben. In Wahrheit lauschte sie konzentriert dem Telefonat, das ihr Chef führte.

    Sie hatte genau beobachtet, wie er sich ruckartig von der Sessellehne seines ledernen Bürostuhls abgestoßen und seine gedrungene Gestalt sich gestrafft hatte. Ihr entging nicht, dass die Knöchel der Finger, mit denen er den Telefonhörer umklammert hielt, plötzlich hervortraten, und auch dass die weiße Haut seines Vollmondgesichtes auf einmal eine gelblich Färbung annahm, registrierte sie aufmerksam.

    Ich denke, wir vergessen dieses Gespräch sehr schnell wieder Senhor Moreno. Das möchte ich Ihnen jedenfalls dringend empfehlen, hörte Armanda ihren Chef sagen, und seine Stimme klang merkwürdig gepresst.

    … wenn Sie Unregelmäßigkeiten im Geschäftsgebaren ihres Partners vermuten, sollten Sie nicht uns, sondern Ihre Anwälte konsultieren, Senhor Moreno. Meines Wissens verfügt doch Ihr Vater über ein ganzes Heer solcher Spezialisten ...

    Armanda Mirellas bemerkte sehr wohl den zynischen Unterton in der Stimme ihres Chefs. Eine für Lutzenbergers Verhältnisse geradezu heftige Gefühlsäußerung, denn der deutschstämmige Leiter des Grundbuchamtes in Brasilia war bekannt für seine stoische, sachliche Denk- und Verhaltensweise. Paragraphen und Verwaltungsrichtlinien waren das Einzige, was diesen Mann bewegten und sein Handeln bestimmten. Armanda hatte ihn noch nie ärgerlich oder erregt erlebt, sie hatte ihn noch

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