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Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht: Action Krimi
Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht: Action Krimi
Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht: Action Krimi
eBook292 Seiten3 Stunden

Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht: Action Krimi

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Über dieses E-Book

Krimi von Pete Hackett


Der Umfang dieses Buchs entspricht 250 Taschenbuchseiten.


Sydney Shuterland muss schnell und endgültig seine Geschäfte in Detroit aufgeben, denn er ist mit seinem illegalen Kinderhandel aufgeflogen. Einer seiner Vertrauten übernimmt unfreiwillig die Rolle als völlig verkohltes Unfallopfer für ihn. Shuterland flüchtet nach New York. Mit einem Freund und einem neuen Gesicht will er hier etwas Neues aufbauen. Aber in New York gibt es Unterweltgrößen, auf die er Rücksicht nehmen muss. Größen, die dem FBI ein Dorn im Auge sind und unter Beobachtung stehen.
SpracheDeutsch
HerausgeberCassiopeiaPress
Erscheinungsdatum19. Juni 2022
ISBN9783753203959
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    Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht - Pete Hackett

    Trevellian und der Mann mit dem neuen Gesicht: Action Krimi

    Krimi von Pete Hackett

    Der Umfang dieses Buchs entspricht 250 Taschenbuchseiten.

    Sydney Shuterland muss schnell und endgültig seine Geschäfte in Detroit aufgeben, denn er ist mit seinem illegalen Kinderhandel aufgeflogen. Einer seiner Vertrauten übernimmt unfreiwillig die Rolle als völlig verkohltes Unfallopfer für ihn. Shuterland flüchtet nach New York. Mit einem Freund und einem neuen Gesicht will er hier etwas Neues aufbauen. Aber in New York gibt es Unterweltgrößen, auf die er Rücksicht nehmen muss. Größen, die dem FBI ein Dorn im Auge sind und unter Beobachtung stehen.

    Copyright

    Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

    Alfred Bekker

    © Roman by Author / COVER FIRUZ ASKIN

    © dieser Ausgabe 2022 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen

    Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

    Alle Rechte vorbehalten.

    www.AlfredBekker.de

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    Alles rund um Belletristik!

    1

    Auf Sydney Shuterlands Schreibtisch schrillte das Telefon. Irgendwie kam es ihm an diesem Tag lauter und durchdringender vor als normal. Es mutete ihn geradezu aggressiv an.

    Shuterland war ein mittelgroßer, bulliger Mann. Dichtes, schwarzes Haar bedeckte seinen Kopf. Dunkle, stechende Augen beherrschten sein kantiges Gesicht.

    Er war ein Managertyp, eine Erscheinung, die natürliche Autorität und Intelligenz ausstrahlte.

    Shuterland legte den Kugelschreiber zur Seite, mit dem er gerade seinen Namen unter einen Liefervertrag setzen wollte, hob ab und sagte seinen Namen in die Muschel.

    Ein Mister Reynolds oder so ähnlich ist am Apparat, hörte er die Stimme seiner Sekretärin, Mrs. Donhardt. Ich stelle durch, Sir.

    Gleich darauf versteinerte Shuterlands Miene. Seine Brauen schoben sich düster zusammen. Am anderen Ende der Leitung erklang eine zeternde Stimme:

    Jetzt habe ich Sie überführt, Shuterland. Ich habe Verbindung mit dem Servico Social in Rio des Janeiro aufgenommen. Die Adoption Juanitos wurde nicht über diese Behörde in die Wege geleitet. Sie haben mich betrogen. Wahrscheinlich handelt es sich bei Juanito nicht mal um ein Waisenkind. Kurz und gut, Shuterland: Ich will mein Geld zurück. Weigern Sie sich, es zurückzuzahlen, gehe ich zur Polizei.

    Sydney Shuterland atmete tief durch. Er schluckte trocken. Er wusste, wer der Anrufer war. Ein kaltes Licht begann in seinen Iris zu glimmen.

    Nun beruhigen Sie sich mal, Mr. Reynolds, sprach er betont ruhig, mit kehliger Stimme. Wahrscheinlich wurden in Brasilien die Adoptionspapiere verschlampt. Das ist nicht auszuschließen. Eine bürokratische Ordnung wie bei uns kennt man dort unten nicht. Da geht es oft drunter und drüber. Wenn ich Ihnen aber versichere, dass bei der Adoption alles mit rechten Dingen zugegangen ist, müssen Sie mir das schon glauben.

    Ihnen glauben?, kam es sarkastisch durch die Leitung. Einem miesen Kinderhändler! Sie könnten es mir beim Leben Ihrer Mutter schwören, Shuterland. Ich habe Beweise. Junatio ist bei keiner offiziellen Stelle bekannt.

    Das klingt ja gerade so, als würden Sie mir illegale Machenschaften unterstellen. Der Vater des Jungen, Pablo Vasquez, war Diplom-Physiker, die Mutter Ärztin. Die beiden sind bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen. Juanito landete im San Michele Waisenhaus...

    In diesem Waisenhaus weiß kein Schwein etwas von Juanito, erklang es wieder erregt durch die Strippe. Wahrscheinlich haben ihn Ihre Helfershelfer in Rio entführt, Shuterland. Gekidnappt!

    John Reynols atmete einige Male keuchend durch. Ihn würgte die Wut. Dann schnaubte er:

    Die Adoptionspapiere sind gefälscht. Das alles ist ein gottverdammter, großangelegter Schwindel. Sie sind ein niederträchtiger Kinderhändler.

    Verdammt, Reynolds, Sie...

    Schweigen Sie!, zischte John Reynolds. Schließlich sank seine Stimme herab zu einem heiseren, fanatischen Geflüster. Ich will mein Geld zurück, Shuterland. Zweihunderttausend Dollar - bis auf den letzten Cent. Sie haben drei Tage Zeit...

    Es klickte in der Leitung.

    John Reynolds hatte aufgelegt.

    Reynolds!, rief Shuterland erregt in die Leitung. Verdammt, Reynolds...

    Die Verbindung war tot.

    Sydney Shuterlands Hand mit dem Hörer sank nach unten. Er starrte vor sich hin und hielt den Hörer noch kurze Zeit nachdenklich in der Hand. Seine Wangenmuskulatur vibrierte. Er hatte die Lippen so sehr zusammengepresst, dass sie nur noch einen dünnen, blutleeren Strich bildeten.

    Hinter seiner Stirn arbeitete es fieberhaft.

    Schließlich legte auch er auf. Er ging zum Fenster und starrte gedankenverloren hinaus. Sein Büro lag im 19. Stockwerk des Büro-Buildings der General Motors Corporation.

    Vor seinem Blick lag die Stadt. Man nennt sie die 'Automobilhauptstadt der Welt'. Die Wolken hingen tief und trieben schnell nach Osten. Die hohen Buildings schienen in sie hineinzuragen. Es war regnerisch und windig. Ein Wetter, das nicht dazu angetan war, die Stimmung zu heben.

    Das alles registrierte Shuterland nicht.

    Wenn Reynolds die Polizei einschaltet, dann kannst du deine Villa am Stadtrand mit einer Gefängniszelle vertauschen, Syd, durchflutete es ihn heiß. Deine Yacht, der Landsitz im Bergland von Mato Grosso - alles futsch. Und wenn du in vielen Jahren wieder herauskommst, stehst du als Bettler auf der Straße. Dafür hast du nicht jahrelang geschuftet wie ein Tier. Das lässt du dir auf keinen Fall nehmen...

    Sydney Shuterland entschloss sich von einem Augenblick zum anderen.

    Er hatte einen Fehler gemacht, als er trotz des offensichtlichen Argwohns Reynolds das Geschäft abwickelte.

    Seine Habgier hatte ihn dazu verleitet.

    Es galt, den Fehler auszubügeln.

    Mit drei Schritten war er bei seinem Schreibtisch. Er nahm den Hörer ab, wollte schon den Zeigefinger auf eine der Zahlentasten setzen, überlegte es sich aber anders und warf den Hörer wieder auf die Gabel.

    Er ging zum Schrank und holte seine Jacke heraus, zog sie an und verließ das Büro. Zu seiner Sekretärin sagte er: Ich werde heute wohl nicht mehr zurückkommen, Mrs. Donhardt. Hab 'nen Termin ...

    Den Rest verstand Mrs. Donhardt schon nicht mehr, denn Shuterland eilte bereits zur Tür hinaus auf den Korridor. Seine Schritte hallten von den Wänden wider, als er eilig über die Marmorfliesen zum Aufzug schritt.

    Mrs. Donhardt klickte auf ihrem Computer Shuterland Terminkalender her, den sie verwaltete. Irritiert stellte sie fest, dass für diesen Nachmittag kein Termin eingetragen war.

    Mrs. Donhardt schaute auf die Uhr. Es war 14 Uhr 25. Sie zuckte mit den Schultern. Wahrscheinlich eine kurzfristige Verabredung nach dem Telefonat, das sie eben durchgestellt hatte. Sie versuchte, sich den Namen des Anrufers in Erinnerung zu holen. Reinards, Reinerds, Reynolds...?

    Sie wusste es nicht mehr genau.

    Und darum verwarf sie es als unwichtig.

    Während Mrs. Donhardt sich wieder ihrer Arbeit zuwandte, fuhr Shuterland mit dem Aufzug in die Tiefgarage. Wenig später fädelte er sich mit seiner Limousine in das Verkehrsgewühl der Stadt ein. Es ging nur stockend voran. Er holte sein Handy aus der Jackentasche und klickte eine Nummer her.

    Eine männliche Stimme meldete sich.

    Rich, sagte Shuterland, komm in einer halben Stunde ins 'Andalusia'. Ich hab' Arbeit für dich.

    2

    John Reynolds und seine Frau Mirinda bewohnten am West Grand Boulevard, in der Nähe des Motown Historical Museums, ein renoviertes Haus aus den 20er Jahren. Es war ein Prachtbau, den sich der schwerreiche Mann vor drei Jahren gekauft hatte. Er konnte mit den Dollars um sich werfen. Sein Gebrauchtwagenhandel in der Livernois Avenue, dem Hauptmarkt der USA für gebrauchte Autos, hatte ihm ein riesiges Vermögen beschert.

    Reynolds hatte nur ein einziges Problem: Er war nicht in der Lage, Kinder zu zeugen. Auf einer Geschäftsreise nach Rio de Janeiro hatten er und seine Frau die überfüllten Waisenhäuser erlebt. Es gab die unterschiedlichsten Gründe, aus denen die Kinder in diesen Heimen landeten. Entweder waren sie von ihren Müttern einfach ausgesetzt worden, oder man hatte sie missbraucht und die Behörden hatten sie ihren Familien weggenommen, oder es waren echte Waisen...

    Jedenfalls entschloss das Ehepaar sich, eines der Kinder zu adoptieren.

    Geschäftliche Beziehungen führten John Reynolds mit Sydney Shuterland zusammen. Shuterland sicherte eine unbürokratische Adoption zu. Alles im Rahmen der bestehenden Konventionen und ausgesprochen legal...

    Reynolds hatte der Sache von Anfang an misstraut.

    Aber Mirinda war Feuer und Flamme gewesen. Sie ließ nicht locker.

    Und so stimmte er zu.

    Jetzt bereute er es. Es ging tatsächlich schnell und unbürokratisch. Sie bekamen einen zweijährigen Jungen, die Papiere schienen absolut in Ordnung zu sein.

    Reynolds war es zu schnell und zu unbürokratisch gegangen. Und er stellte in Rio bei den Behörden Nachforschungen an, die die Papiere nachweislich der Stempel, die sie trugen, beglaubigt hatten. Sein Misstrauen war stärker als die Angst vor dem Ergebnis seiner Feststellungen.

    Schließlich hatte er den Beweis: Er war das Opfer einer illegalen Adoption geworden. Er fühlte sich betrogen. Und er stand mit einem Bein im Zuchthaus. Jetzt wollte er sein Geld zurück.

    Mirinda gegenüber hatte er verschwiegen, dass Juanito auf gesetzeswidrige Weise zu ihnen gekommen war. Er wollte das Glück, das ihr der kleine Junge bescherte, nicht zerstören. Mirinda liebte das Kind abgöttisch.

    Das Ehepaar saß bei einem Glas Wein im feudal eingerichteten Wohnzimmer. Auf dem Tisch lag das Babyphone mit einer Verbindung zum Kinderzimmer, in dem der kleine Juanito selig schlummerte. Die Flimmerkiste von der Größe eines Heimkinos zeigte eine erregende Liebesszene. Das junge Paar auf der Mattscheibe stöhnte und ächzte und John Reynolds schaute scheinbar gebannt zu. In Wirklichkeit nahm er gar nicht wahr, was auf der Mattscheibe abging. Er war mit seinen Gedanken weit, weit weg.

    Seine Gattin, eine attraktive Mittdreißigerin, beobachtete ihn von der Seite. Das macht dich an, wie?, fragte sie ihn plötzlich lächelnd.

    Ihre Stimme riss ihn aus der tiefen Versunkenheit. Er sah sie an wie ein Erwachender.

    Unsinn, wehrte er ab und schaute ihr ins gleichmäßig geschnittene, schöne Gesicht. Er war elf Jahre älter als sie. Sie waren seit zehn Jahren verheiratet. Seit zwei Monaten waren sie Eltern eines brasilianischen Jungen...

    Ich sehe es an deinen glänzenden Augen, behauptete sie. Es erregt dich.

    Er lachte etwas verkrampft. So alt bin ich nun auch wieder nicht, dass ich mir auf diese Art und Weise Appetit holen müsste, um bei dir im Bett nicht kläglich zu versagen.

    Wenn sie gewusst hätte, wie es in ihm aussah. Die Sache mit der Adoption beschäftigte ihn unablässig. Die Tatsache, dass er sich wider besseres Wissen von ihr breitschlagen ließ und zu allem ja und Amen sagte, ließ ihn nicht mehr los.

    Das wäre ja das erste Mal, versicherte Mirinda. Aber bevor dich der Film über die Maßen erregt, könnten wir ja selbst...

    Er winkte ungeduldig ab. Danach war ihm, seit er die Wahrheit herausgefunden hatte, weiß Gott nicht zumute. Er dachte immerzu nur an die Folgen, die ihm - und natürlich auch Mirinda - blühten, wenn der Kinderhandel aufflog.

    Was nützte es, dass er Shuterlands Versicherungen Glauben schenkte. Adoptionen waren über amtlich zugelassene Stellen abzuwickeln. Er hatte den unbürokratischen Weg gewählt - den illegalen Weg...

    Er sah Mirindas betroffenen Gesichtsausdruck, nachdem er ihr mit seiner schroffen Geste das Wort abgeschnitten hatte.

    Er lachte betreten auf, griff nach seinem Glas und trank einen Schluck. Es hat nichts mit dir zu tun, Darling. Wirklich nicht.

    Plötzlich stutzte er. Er drehte sein Gesicht zur Tür. Hast du das auch gehört?

    Was?

    Ein Klirren, als wäre unten eine Scheibe zerbrochen.

    Nein. Du wirst dich getäuscht haben.

    Möglich. Dennoch... John Reynolds griff nach der Fernbedienung und stellte den Ton des Fernsehers leise. Das Ächzen und Stöhnen des sich im Film abkämpfenden Paares riss schlagartig ab.

    John Reynolds lauschte angespannt.

    Es war nichts mehr zu hören. Aber es ließ ihm keine Ruhe. Er war sich absolut sicher, das Klirren von Glas vernommen zu haben. John Reynolds stemmte sich aus dem Sessel hoch. Ich sehe mal nach.

    Er ging aus dem Zimmer und spürte Beklemmung. Vor ihm lag ein breiter, geräumiger Korridor. Die vier Lampen an den Wänden brannten. Einige Türen führten in verschiedene Räume. Der Flur endete bei der Treppe ins Untergeschoss. Der dicke Teppich, über den Reynolds schritt, verschluckte das Geräusch seiner Schritte.

    Reynolds blickte die Treppe hinunter, die unten in einer Halle endete. Eine riesige Sitzgruppe aus weißem Leder war da um einen Glastisch mit verchromten Beinen gruppiert. An den Wänden standen geschnitzte Möbel im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Teure Bilder und noch teurere Antiquitäten vervollständigten die Einrichtung.

    Auch die Halle war beleuchtet.

    Reynolds ließ seinen Blick schweifen. Seine Augen verengten sich, als sie wahrnahmen, dass eine der drei Milchglasscheiben in der Eingangstür zerbrochen war. Scherben lagen auf dem Boden.

    Im ersten Moment dachte John Reynolds, dass jemand einen Stein in die Scheibe geworfen hatte. Diesen Gedanken verwarf er aber sofort wieder. Um diese Zeit warfen keine Gassenjungs mit Steinen um sich. Es ging auf Mitternacht zu. Außerdem vermisste er den Stein, der ja irgendwo in der Halle liegen müsste.

    Er bekam es plötzlich mit der Angst. Aus einem unerklärlichen Grund kam ihm Sydney Shuterland in den Sinn. Ein Knoten bildete sich in seinem Hals. Sein Blick sprang erneut durch die Halle. Sein Herz schlug schneller, er atmete gepresst.

    Die Eingangstür! Er starrte auf das Loch in der Scheibe. Die dicke Sicherungskette war ausgehängt und hing senkrecht nach unten. Der Schlüssel steckte.

    Reynolds wurde unvermittelt das Empfinden nicht mehr los, von kalten Augen belauert zu werden. Gänsehaut kroch seinen Rücken hinauf. Er presste die Zähne zusammen.

    Und, John, was Besonderes?

    Er zuckte zusammen, als hätte ihn eine kalte Knochenhand berührt, und staute den Atem.

    Es war Mirindas Stimme.

    Er stieß die verbrauchte Atemluft aus. Seine Schultern, die sich unwillkürlich gestrafft hatten, sanken nach unten. Langsam zog er sich zurück.

    Bei Mirinda angelangt flüsterte er heiser: Jemand ist im Haus. Ruf die Polizei an, Darling. Ich hole meine Pistole.

    Mirindas Gesicht entfärbte sich. Ungläubig starrte sie ihn an. Ein - ein Einbrecher?

    Ich weiß es nicht, knirschte er. Los, ruf das Police Departement an...

    Er schob die erschreckte Mirinda zurück ins Wohnzimmer. In seinem Haus hatte Reynolds in jedem Raum ein Telefon installieren lassen. Außerdem verfügte er über einige Handys.

    John Reynolds ging zum Schlafzimmer. Als er die Tür öffnete, flutete vor ihm her das Licht aus dem Korridor in den Raum.

    Die Leitung - sie ist tot!, hörte er Mirinda schrill, fast hysterisch rufen.

    Wieder erschreckte ihn ihre Stimme bis in seinen Kern.

    Nimm ein Handy!, erwiderte er mit herausgepresstem Atem.

    John Reynolds hatte spätestens jetzt begriffen, dass sie in höchster Gefahr schwebten. Er bewegte sich schnell zum Nachttisch neben seinem Bett. In der Schublade lag die Glock 17. Der kühle Griff in seiner Hand vermittelte ihm ein wenig das Gefühl von Sicherheit. Er kehrte zurück in den Korridor.

    Mirinda stand im Türrechteck und knetete ihre zierlichen Hände. Ihre Augen verrieten Panik.

    Die Handys liegen alle unten in der Halle oder in deinem Arbeitszimmer, kam es mit vibrierender Stimme von Mirinda. Sie befand sich im Klammergriff einer unaussprechlichen Angst und war nicht mehr fähig, einen klaren Gedanken zu fassen.

    Verdammt!, knurrte Reynolds. Dann: Bleib im Wohnzimmer. Ich gehe hinunter.

    Bist du verrückt!, keuchte Mirinda. Wenn dort unten Einbrecher... Ihre Stimme versagte. Sie dachte an Juanito und die jähe Sorge um ihn versetzte ihr einen Stich, den sie tief in ihrem Innersten verspürte. Ich muss zu dem Jungen, entfuhr es ihr, und ehe er sie zurückhalten konnte, rannte sie den Korridor nach vorne und verschwand im vordersten Zimmer auf der rechten Seite.

    Juanito fing an, jämmerlich zu weinen, als sie ihn aus dem Bett hob und er erwachte.

    John Reynolds überlegte, ob er einfach aus einem der Fenster um Hilfe rufen sollte. Aber die Gegend, in der sein Haus stand, war kein ausgesprochenes Wohngebiet. Und die wenigen Menschen, die hier wohnten, schliefen wahrscheinlich bei geschlossenen Fenstern und heruntergelassenen Jalousien, weil der Regen gegen die Scheiben prasselte und es ziemlich kalt war.

    Also versprach er sich von dieser Idee nicht allzu viel.

    Er schlich wieder vor zur Treppe und äugte hinunter. Das vage Gefühl der Sicherheit, das ihm die Glock in seiner Faust vermittelt hatte, war wieder wie weggeblasen. Er spürte nur noch tiefsitzende Beklemmung und Furcht.

    Das Geschrei des Jungen nervte. John Reynolds Nerven lagen blank.

    Auf dem Tisch in der Halle sah er ein Handy. In seiner Jacke, die an der Garderobe neben der Eingangstür hing, steckte ebenfalls eins. Sein Arbeitszimmer mit einem weiteren Handy im Schreibtischschub befand sich unten. Wenn er die Polizei verständigen wollte, musste er hinunter.

    Er musste...

    John Reynolds setzte zaghaft seinen Fuß auf die oberste Stufe, zog den anderen nach, lauschte und horchte angespannt. All seine Sinne waren aktiviert. Sein Puls raste. Stufe um Stufe stieg er hinunter. Dann war er unten. Er machte einen Schritt. Linkerhand, hinter einer Mauerecke, war die Tür, durch die man in den Keller gelangte. Sie lag im toten Winkel zur Treppe, jetzt aber konnte er sie sehen.

    Sie war nur angelehnt.

    Er wusste aber genau, dass er sie geschlossen hatte, als er die Flasche Wein für sich und Mirinda heraufgeholt hatte.

    Siedend durchfuhr es John Reynolds. Er war wie gelähmt. Und als die Tür jetzt nach innen schwang, drohte sein Herzschlag auszusetzen. Eine jähe Blutleere im Gehirn ließ ihn taumeln. Er sah die Gestalt in der Tür, sah den ausgestreckten Arm und - die Pistole mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer.

    Es war die letzte Wahrnehmung seines Lebens.

    Als die Waffe 'plopp' machte, war er tot. Aus einem kleinen, schwarzen Loch in seiner Stirn sickerte Blut. Er brach haltlos zusammen.

    Der Killer betrat die Halle. Ein großer, hagerer Mann mit eingefallenen Wangen und tiefliegenden Augen. Sein gelbliches Gesicht besaß die Physiognomie eines Totenschädels. Ungerührt stieg er über den Leichnam hinweg. Dann stand er am Fuß der Treppe.

    Er schaute nach oben. Die Hand mit der Beretta hing schlaff nach unten. Um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen hatte er sich Latexhandschuhe übergezogen.

    Oben brüllte sich der Junge, den Mirinda aus dem Schlaf gerissen hatte, die Seele aus dem Leib.

    Im Gesicht des Killers zuckte kein Muskel. Langsam, wie ein Mann, der alle Zeit der Welt hatte, stieg er nach oben.

    Im Kinderzimmer brannte Licht. Mirinda hatte Juanito an ihre Brust gedrückt und versuchte ihn mit

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