Der Rat der Sterne: Praxis Dr. Norden 12 – Arztroman
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Die neue Serie Praxis Dr. Norden ist prädestiniert, neben den Stammlesern der Erfolgsserie Dr. Norden auch viele jüngere Leserinnen und Leser hinzuzugewinnen.
»Fynn Dodade esst.« Der zweijährige Adoptivsohn von Danny und Tatjana Norden saß mit verschränkten Armen im Hochstuhl und zog einen Schmollmund. Seine Mutter saß neben ihm am Tisch. Irgendwo im Bauch der Wohnung rumorte sein Vater. »Zum Frühstück gibt es keine Schokolade«, erwiderte Tatjana. »Du kannst Schokocroissant haben.« Krümel regneten auf ihren Teller, als sie ein Stück Blätterteiggebäck abbrach und auf den Teller des Kleinen legte. Fynn starrte es an, wie er immer grüne Paprikaschoten anstarrte. »Bäh.« In hohem Bogen flog das Stück durch die Luft und landete auf Dannys beigem Pullover. »O nein. Das kann doch nicht wahr sein. Das ist der letzte saubere Pullover im Schrank!« »Fynn Mamalade will.« Tatjana holte tief Luft. Sie warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Eigentlich sollte sie längst in der Bäckerei sein und ihrem Gesellen Titus beim Backen helfen. »Vor dem Trockner steht ein Wäschekorb mit frischer Wäsche«, rief sie Danny über die Schulter zu und nahm einen Toast aus dem Brotkorb.
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Dr. Norden
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Buchvorschau
Der Rat der Sterne - Patricia Vandenberg
Praxis Dr. Norden
– 12 –
Der Rat der Sterne
Danny hält sich lieber an die Fakten
Patricia Vandenberg
»Fynn Dodade esst.« Der zweijährige Adoptivsohn von Danny und Tatjana Norden saß mit verschränkten Armen im Hochstuhl und zog einen Schmollmund. Seine Mutter saß neben ihm am Tisch. Irgendwo im Bauch der Wohnung rumorte sein Vater.
»Zum Frühstück gibt es keine Schokolade«, erwiderte Tatjana. »Du kannst Schokocroissant haben.« Krümel regneten auf ihren Teller, als sie ein Stück Blätterteiggebäck abbrach und auf den Teller des Kleinen legte.
Fynn starrte es an, wie er immer grüne Paprikaschoten anstarrte.
»Bäh.« In hohem Bogen flog das Stück durch die Luft und landete auf Dannys beigem Pullover.
»O nein. Das kann doch nicht wahr sein. Das ist der letzte saubere Pullover im Schrank!«
»Fynn Mamalade will.«
Tatjana holte tief Luft. Sie warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Eigentlich sollte sie längst in der Bäckerei sein und ihrem Gesellen Titus beim Backen helfen.
»Vor dem Trockner steht ein Wäschekorb mit frischer Wäsche«, rief sie Danny über die Schulter zu und nahm einen Toast aus dem Brotkorb.
Sie halbierte ihn und bestrich eine Hälfte dünn mit selbstgekochter Erdbeermarmelade. Dieser Duft nach Sommer und Sonne! Sie musste noch nicht einmal die Augen schließen, um den Schrebergarten vor sich zu sehen. Die ordentlichen Gemüsereihen zwischen Ringelblumen, Thymian und Rosmarin. Die krummen Apfel- und Pflaumenbäume. Und in einer Ecke das kleine Erdbeerfeld. Rot und verführerisch lockten die reifen Früchte auf ihrem Bett aus Stroh. Tatjana hörte die Bienen summen. Ein Blatt streichelte ihre Hand. Aber nein, das war kein Blatt. Schlagartig landete sie wieder in der Wirklichkeit. Der Toast klebte auf ihrer Hand, und Fynn protestierte.
»Mamalade one Dost.«
Tatjanas Magen klumpte sich zusammen.
»Dadana-Mama Arm!« Fynn weinte bitterlich und streckte die kurzen Arme nach ihr aus.
»Von den Sachen kann ich nichts anziehen. Die sind alle verknittert!« Dannys Stimme aus dem Bad mischte sich mit dem Indianergeheul des Zweijährigen. »O Mann, ich muss in einer Viertelstunde in der Praxis sein. Das kann doch wohl nicht wahr sein!«
Tatjana hob Fynn aus dem Hochstuhl. Doch statt sich trösten zu lassen, kreischte und strampelte er. Sie stellte ihn auf den Boden, wo er sich fallen ließ und hin und her wälzte. Danny steckte den Kopf durch die Tür.
»Was soll ich denn jetzt anziehen?«
Tatjana fuhr zu ihrem Mann herum. Der Vulkan brach aus.
»Wenn du nicht in der Lage bist, deine Sachen selbst zu bügeln, musst du eben nackt gehen. Wenn dir das nicht gefällt, könntest du zur Abwechslung ja auch mal Hand im Haushalt anlegen. Oder mir mit dem Kind helfen. Aber nein, der Herr Doktor ist ja viel zu beschäftigt für so profane Dinge wie den Geschirrspüler auszuräumen oder mal den Staubsauger in die Hand zu nehmen.«
Danny ballte die Hände zu Fäusten.
»Darf ich dich daran erinnern, dass ich Fynn gestern von der Krippe abgeholt habe, mit ihm auf dem Spielplatz war und danach das Chaos in der Küche aufgeräumt habe?«
»Ja und? Was erwartest du jetzt? Soll ich dir einen Orden verleihen?«, zeterte Tatjana. »Nur, weil du dich ein einziges Mal nützlich machst?«
»Ein einziges Mal? Das ist ja wohl die Höhe! Außerdem habe ich jetzt keine Zeit mehr für dieses Theater. Ich muss in die Praxis.«
»Soso. Du hast keine Zeit mehr! Und was ist mit mir? Habe ich etwa keine Arbeit?«
Die beiden Erwachsenen standen sich gegenüber wie zwei Boxer im Ring.
Fynn saß zwischen ihnen und sah von einem zum anderen. Über dem Streit hatte er seinen Zorn völlig vergessen.
»Dadana-Mama nimma lieb hat Danny-Papa«, fragte er mit großen Augen, als die beiden Streithähne Luft holten, um zum nächsten Schlag anzusetzen.
Mit einem Schlag war es mucksmäuschenstill in der Wohnung. Unten betrat jemand das Haus. Die Haustür fiel ins Schloss. Der Aufzug rumpelte los. Sonst war es ruhig.
Beim Anblick der Kulleraugen schmolz Tatjanas Herz wie Schokolade im Wasserbad. Sie ging in die Knie und zog den Kleinen auf den Schoß.
»Ach, Fynni, natürlich habe ich Danny noch lieb. Aber weißt du, manchmal ist es ganz schön anstrengend mit einem Zwerg wie dir.« Die Erschöpfung stand nicht nur Tatjana ins Gesicht geschrieben. Auch Danny war müde wie nie zuvor in seinem Leben.
Beide wussten, wie sehr es ihren Sohn manchmal quälte, wenn er einen Zahn bekam. Aber so schlimm wie diesmal war es noch nie gewesen. Seit zwei, drei Nächten schlief Fynn kaum. Er weinte und wimmerte und weinte, bis er so erschöpft war, dass er tags zuvor sogar beim Frühstück im Hochstuhl eingeschlafen war. Keiner der beiden wusste, wie er den Kleinen trösten, ihm helfen sollte. Und dann plötzlich schienen die Schmerzen wie weggeblasen zu sein, war Fynn das fröhlichste, lustigste Kind, das man sich vorstellen konnte. Wie in diesem Augenblick, als er den einen Arm um ihren, den anderen um Dannys Hals legte und sie beide an sich zog. Überwältigt vor Glück schloss Tatjana die Augen.
Immer wieder wunderte sie sich darüber, wie völlig selbstverständlich all diese Gefühle nebeneinander Platz hatten. Das Glück, die Erschöpfung, das Lachen und Quietschen, die Trotzanfälle. Es war ein Wunder. Das musste sie sich manchmal in Erinnerung rufen, wenn die Erschöpfung wieder einmal überhand nahm. Danny schien es ähnlich zu ergehen. Er drückte Fynn einen schmatzenden Kuss auf die Wange, ehe er sich zu Tatjana hinüber beugte.
»Es tut mir leid.«
»Nein, nein, mir tut es leid. Ich habe angefangen.«
»Nein, ich. Ich vergesse manchmal, wie anstrengend das alles für dich ist.«
»Für dich ja nicht weniger.«
Danny lachte.
»Bevor wir am Ende noch darüber streiten, wer Schuld hat, bringe ich euch jetzt zur Krippe.«
Dagegen hatte Tatjana nichts einzuwenden, und mit einem weiteren Kuss wurde der Frieden besiegelt.
*
»Das kann doch wohl nicht wahr sein!« Tatjana stand vor der Kinderkrippe und starrte auf den Zettel, den eine Erzieherin von innen an die Glastür geklebt hatte. Wegen eines Wasserrohrbruchs bleibt die Kita für den Rest der Woche leider geschlossen, hatte jemand mit dickem Rotstift auf den Zettel geschrieben. Warum nur hatte sie Danny gleich weiterfahren lassen? »Ich sollte vor dem Aufstehen mein Horoskop lesen. Wenn die Sterne schlecht stehen, bleiben wir in Zukunft einfach im Bett.«
Fynn stand neben ihr und drückte sich