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DAS GRANDHOTEL: Doch das Messer sieht man nicht
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eBook311 Seiten4 Stunden

DAS GRANDHOTEL: Doch das Messer sieht man nicht

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Über dieses E-Book

Es sollte eine Reise in die Vergangenheit werden. Ein amerikanischer Ölmillionär hatte eine illustre Gesellschaft in das Grandhotel in Davos eingeladen. Doch eine Bedingung wurde gesetzt: Ein alter Mordfall sollte aufgeklärt werden, in den diese Gäste vor zehn Jahren verstrickt waren. Dafür setzte er eine Million Franken als Belohnung aus. Ulla Sommer, eine der Protagonistinnen, die ihr Gedächtnis aufgrund eines Autounfalles verloren hatte, spürte die Feindseligkeiten, die ihr in diesem Hotel entgegengebracht wurden. Hinter dem alten Mordfall verbarg sich aber noch ein schreckliches Geheimnis, dem sie auf der Spur war, nicht zur Freude der Gäste.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum10. März 2022
ISBN9783754187357
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    Buchvorschau

    DAS GRANDHOTEL - Ursula Hass

    Prolog

    DAS GRANDHOTEL

    Doch das Messer sieht man nicht …

    Der neue Mystery-Krimi

    von Ursula S. Hass

    Nur tote Fische schwimmen mit dem Strom

    Das Grandhotel

    Ursula S. Hass

    Copyright: © 2022 Ursula S. Hass

    Druck: epubli

    www.epubli.de

    Ein Service der neopubli GmbH, Berlin

    Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, die über den Rahmen des Zitatrechtes bei korrekter vollständiger Quellenangabe hinausgeht, ist honorarpflichtig und bedarf der schriftlichen Genehmigung des Autors.

    Die Personen und die Handlung des vorliegenden Krimis sowie die Namen und Dialoge sind sämtlich erfunden. Ähnlichkeiten mit Personen, Namen und Orten wären rein zufällig und sind nicht beabsichtigt.

    Personen und Handlung

    In der schönen Schweiz treffen sich in Graubünden im GRANDHOTEL in Davos einige Gäste, die unter merkwürdigen Umständen in dieses Hotel eingeladen wurden. Sie kennen sich nicht, zumindest einige nicht. Auf der Einladung für den Aufenthalt im GRANDHOTEL steht nur:

    In Erinnerung an vergangene Zeiten laden wir Sie und Ihre Begleitung in das GRANDHOTEL in Davos, ein. Die Kosten werden sämtlich übernommen. Wir wünschen Ihnen eine schöne Woche und einen angenehmen Aufenthalt in der schönen Schweiz.

    Der Hoteldirektor Philippe Laurent und die Hotelcrew

    Monsieur Philippe Laurent wird Sie zu einem Aperitif am Freitag, 23. August, 19 Uhr, im Grand Salon des GRANDHOTEL in Davos erwarten. Bitte, teilen Sie mit, ob Sie alleine oder mit wieviel Personen Sie anreisen werden, damit die Zimmer reserviert werden können."

    Urs Rüpli Besitzer des GRANDHOTELS

    Folgende Gäste haben eine Einladung erhalten:

    Ulla Sommer / Claudine Meister / Annette Fischer

    Karl Feistel / Josef Haas/ Renate und Arnim Hermann

    Sonja Netter / Albert Rehlein / Peter Bloch

    Norbert Neurer / Axel Lehmann / Ansgar Hoch

    Klara Breuer / Dominik John / Andreas Lichte

    Man hätte sie bis zu diesem unheilvollen Tag im April als glücklichen Menschen bezeichnen können. Vieles war ihr gelungen, manches auch nicht, aber insgesamt konnte sie eine gute Bilanz ihres bisherigen Lebens vorweisen.

    Sie fuhr gerne diese Strecke dem Schwarzwald und seinen dunklen Tannen entgegen. Wie ein blaues Band floss die Kinzig ruhig und gemächlich durch die Landschaft. Es war April, die Sonne schien, aber es war kalt. Je höher sie kam, desto kälter wurde es. Einige Tage zuvor hatte es noch einmal kräftig geschneit und ab Triberg war die Landschaft in ein weißes Kleid gehüllt. Es war eigentlich ungewöhnlich für den Monat April, dass noch einmal Schnee gefallen war. Viel Schnee. Die paar Schneeglöckchen oder Primeln, die vorsichtig aus den Beeten durch den Schnee lugten, wollten eigentlich noch weiterschlafen. Ja, vielleicht wäre ein Winterschlaf für sie in dieser Zeit auch gut gewesen. Aber sie war nicht pessimistisch eingestellt, sie war wohl etwas wütend, weil sie eine Nachricht erschreckt und ärgerlich gemacht hatte. Aber sie war auch gleichzeitig gefasst. „Das machen wir jetzt auch bei Neurer!" Dieser Satz kreiste wie ein Bungee-Ball, in ihrem Kopf herum. Endlich war sie in ihrem Paradies. Schon von Weitem sah sie einen riesigen schwarzen Kasten, einen Container stehen. Als sie aus dem Auto ausgestiegen war und näher an den Container kam, stank es ziemlich nach Öl. Ein bisschen rückte sie an diesem Containerdeckel, um ihn zu öffnen. Er war mit einer schaurigen und übelriechenden Masse voll bis oben hin. Es stank bestialisch nach Öl. Gelblich-grün lagen einzelne Mauerstücke aufeinander gehäuft vor ihr, die alle diesen Geruch hatten und die sich vor ihren Augen zu einem riesengroßen Berg stapelten. Für sie gehörten diese herausgehauenen Mauerreste, die kreuz und quer in diesem schwarzen, stinkenden Kasten lagen, zu ihrem Leben, denn sie waren Teil des Paradieses. Vielleicht klingt dies etwas zu pathetisch, aber man hatte ihr Paradies zerstört, nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten.

    Nur ein paar Schritte entfernt, stand diese Person, die diesen fatalen Satz gemailt und in ihr Herz gemeißelt hatte, der in ihrem Kopf herumgeisterte, ihr diffuse Schmerzen bereitete, nicht nur in ihrem Kopf. Ihr ganzer Körper war angespannt. Dieser Satz brannte wie Feuer in ihrem Herz, das immer schneller schlug, rasend schnell, je steiler der Anstieg wurde und sie endlich in ihrem Paradies angelangt war.

    Nur von Weitem hörte sie noch eine Person sagen: „Aber freundlich sind sie doch!" Was oder wen meinte diese Person denn damit? Wer war freundlich? Wer hatte all dies zu verantworten, diesen Dreck, diesen Gestank, diese ölgetränkten Bruchstücke in ihrer bis dahin heilen Welt? Sie stieg die Treppen hinauf, immer schneller, ihr Herz pochte. Ein rasender Schmerz wühlte sich durch ihren Körper. Oben angekommen, sah sie nur eine offene Tür, zwei offene Türen, nein drei offene Türen und daraus kam wieder dieser bestialische Gestank, den sie unten schon am Container gerochen und wahrgenommen hatte. Sie stieg die Stufen noch weiter hinauf und lief ein kurzes Stück über die Wiese. Da sah sie wieder diese Person stehen, die ein Messer in der Hand hielt und langsam, mit hämischem Grinsen, auf sie zukam. Plötzlich blinkte dieses Messer im Sonnenlicht auf. Diese Person lief auf sie zu, immer schneller. Sie rammte dieses Messer mit aller Wucht in sie hinein. Sie sah noch wie das Blut, ihr Blut, aufspritzte und es im weißen Schnee Blutspuren hinterließ. Es waren viele kleine, rote Tupfer. Dann wurde sie ohnmächtig und sackte zusammen. Über ihrem Kopf sah sie noch einen Vogel, einen Adler oder einen Bussard kreisen, der immer näher kam. Wie in Trance bemerkte sie seine großen Flügel und seinen rotgetränkten Schnabel.

    Dann war Nacht um sie, ewige Nacht.

    Kapitel 1

    Am Freitag, 23. August trafen die Gäste in Graubünden ein. Das GRANDHOTEL lag wunderschön in einem Seitental von Davos. Es war ein vornehmes Hotel, das jedoch aufgrund seiner Jahre schon ein etwas verblichenes Erscheinungsbild aufzuweisen hatte. An den grünen Fensterläden blätterte der Lack ab, und auch sonst sah man sofort, dass das Hotel schon bessere Zeiten gesehen hatte.

    Aber dennoch hatte das Gebäude eine beeindruckende Fassade und mit seinen vielen spitzen Türmchen erinnerte es auch ein bisschen an ein Dornröschenschloss. Nur wo war hier ein Prinz zu sehen, der es aus seinem Dornröschenschlaf erwecken könnte?, dachte Ulla Sommer, die die Hoteleinfahrt gedankenvoll passierte.

    Als sie in ihrem schicken Cabriolet in die Einfahrt einbog, musterte sie argwöhnisch die verblichene Fassade. Die Einladung für ein paar Tage Erinnerungs-Feeling kam ihr eh ein bisschen merkwürdig vor. Aber, da sie gerade nichts zu tun hatte, wollte sie sich diese Tage im schweizerischen Davos auch nicht entgehen lassen. Zielstrebig ging sie den kiesbestreuten Weg entlang und trat in den Eingangsbereich des Hotels. Auch der Innenbereich vermittelte ihr das Bild, dass dieses Hotel schon ziemlich alt war. Es könnte Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebaut worden sein. Die grünen, etwas abgewetzten Samtvorhänge passten genau zu dieser seltsamen Atmosphäre, die augenblicklich im Hotel vorherrschte.

    „Ich glaube, dass ich schon bessere Hotels, als dieses gesehen habe", murmelte sie halblaut, mehr zu sich selbst.

    Sie setzte sich in einen Fauteuil, der ebenfalls in grünem Samt gehalten war, aber schon an vielen Stellen und Ecken des Samtbezugs ein bisschen speckig aussah. Eigentlich würde sie sich am liebsten in ihr Cabriolet verziehen und auf schnellstem Weg die Heimreise antreten. Doch irgendetwas hielt sie zurück. Im Augenblick konnte sie es selbst nicht sagen, was es war? War es diese eigentümliche Atmosphäre oder dieses alte, gespenstische Haus, das sie magisch anzog? Oder war es Neugierde und ihre doch immer wieder auftauchende Abenteuerlust, die sie bewog, hierzubleiben?, überlegte sie nur kurz, um dann doch mit einem Kopfnicken zum Ausdruck zu bringen, dass sie sich auf dieses Abenteuer einlassen wollte.

    Als sie sich der Rezeption näherte, sah sie einen Herrn am Tresen stehen. Irgendwie kam ihr dieser Mann bekannt vor, aber erinnern konnte sie sich nicht, wann und wo sie seine Bekanntschaft gemacht hatte. Dann drehte sich der Mann um und erschrak auch ein bisschen, als er sie gesehen hatte, fing sich aber gleich wieder und machte den Weg zur Rezeption für sie frei.

    Neugierig warf sie natürlich gleich einen Blick auf den Mann und auf die Eintragung im Gästebuch, das sie gerade wieder dem freundlichen Herrn hinter der Theke übergeben hatte. Sie bemerkte, wie plötzlich die Buchstaben vor ihren Augen zu tanzen anfingen.

    „Peter Bloch!, buchstabierte sie leise den Namen. Aber an einen Mann mit diesem Namen konnte sie sich beim besten Willen nicht erinnern. „Irgendwie kenne ich ihn!, murmelte sie, blickte dann kurz um sich, ob es auch niemand gehört hatte und schimpfte mit sich selbst. Denn seit ihrem Autounfall hatte sie diese Angewohnheit mit sich selbst zu reden. Ihrem Mann gefielen diese Selbstgespräche auch nicht, deshalb beherrschte sie sich auch vor ihm, aber wenn sie alleine war, fingen ihre Gedanken wieder zu sprechen an. Mit wem sollte sie auch reden, es war ja keiner da. Ihre Kinder waren aus dem Haus und ihr Mann wollte noch nie so richtig wissen, was sie bewegte.

    „Gut, dass Wilhelm zuhause geblieben ist!", murmelte sie weiter. So altmodisch wie ihr Mann nun mal war, hätte er sicherlich das alte Hotel ganz nett gefunden, ging es ihr noch durch den Kopf. Hotels waren ihm eigentlich ein Gräuel und so hatten sie früher immer in Ferienwohnungen ihre Freizeit oder ihren Urlaub verbracht, wenn überhaupt einmal Urlaub angesagt war. Da sie beide in ihrer Berufsphase durch Arbeit eingedeckt waren, konnten sie gar nicht so oft Urlaub machen. Vor allem musste sie aufpassen, dass sie ihren Beruf und ihre Hobbys unter einen Hut bringen konnte. Selbst in der Rente waren sie gebunden.

    Ulla Sommer richtete ihr Augenmerk auf einen weiteren Herrn, der gerade durch die Drehtür des Hotels hereinschneite. Diesen Mann kannte sie nun gar nicht. Er warf nur einen kurzen, freundlichen Blick auf sie, den sie auch erwiderte.

    Als sie sich in das Gästebuch eingetragen hatte und ihren Pass dem lächelnden Herrn an der Rezeption, der sich mit Luigi Salvatore vorstellte, übergeben wollte, näherte sich auch der neue Ankömmling der Rezeption. Sie blieb noch ein bisschen stehen. Aus Neugierde wollte sie natürlich auch dessen Namen erspähen. Der neue Ankömmling stellte sich als Axel Lehmann vor.

    Nur vage erinnerte sich Ulla Sommer an den Namen ‚Lehmann‘. Doch bei ihr wurde keine rühmliche Erinnerung wach. Dann kam auch schon der Page in einer schicken Uniform daher, der ihr Gepäck entgegennehmen wollte. Doch ihre Handtasche konnte der junge Page nicht ergreifen, denn diese hielt sie so fest, als wäre ein wahrer Goldklumpen in dieser Tasche vorhanden.

    „Kommen Sie bitte, wir fahren im Fahrstuhl hoch! Sie sind im obersten Stockwerk untergebracht und genießen von dort eine herrliche Sicht auf die Berge", beeilte sich der ebenfalls sehr höfliche Page zu sagen. Ihr kam dieser freundlich grinsende Page vor wie eine Figur aus einer anderen Welt, denn dieser Luigi Salvatore an der Rezeption hatte gar nicht so freundlich ausgesehen. Sie lächelte daher diesen Pagen sehr sanft an, denn irgendwie erinnerte er sie an ihre beiden Enkel, die jetzt allerdings schon älter waren als dieser Page, den sie auf Anfang 20 schätzte.

    Oben angekommen drückte sie ihm noch einen Geldschein in die Hand, denn als knickrig wollte sie nicht dastehen. Sie warf kurz einen Blick in die geöffnete Tür dieser Suite, die anscheinend für sie reserviert war und vor lauter Begeisterung über das Interieur und den Blick in diese herrliche Schweizer Bergwelt entfuhr ihr auch ein kleiner dezenter Jubelschrei.

    „Das sieht ja toll aus!", rief sie begeistert aus und schnappte ihren Luxuskoffer, denn so schnell wie möglich wollte sie sich umziehen und ein bisschen die Umwelt erkunden. Unten sah sie schon ein paar Gäste auf der Terrasse sitzen, natürlich mit Ferngläsern. Auch sie wurde von diesem Blick in die magische Bergwelt angezogen, die sich an diesem Nachmittag durch die untergehende Sonne in einen rosaroten Elefanten verwandelte. Das Licht zauberte Schatten auf die riesige Bergkette, an die sich ihr Auge zuerst gewöhnen musste. Vor lauter Begeisterung spürte sie, dass ihr Herz immer höher schlug.

    „Um 19 Uhr gibt es einen Aperitif im Foyer und um 19.30 Uhr ist das Dinner im Grand Salon angerichtet, Madame Sommer!", rief der höfliche Knabe mit energischer Stimme aus, die aber zu der gedämpften Stimmung im Flur und in dieser Suite gar nicht passte. Für Ulla Sommer war dies einfach ein Ton zu laut.

    „Merci!", rief sie nur und wollte die Tür schließen. Doch da sah sie noch Peter Bloch um die Ecke kommen, der direkt neben ihr die Suite belegte.

    „Bin mal gespannt, wer noch eine Suite erhalten hat?", ging es ihr durch den Sinn. Doch dann hatte sie ihre Tür verschlossen. Ein Wort an den Ankömmling wollte sie nicht richten.

    An der Rezeption trafen noch weitere Gäste ein. Annette Fischer kam mit Josef Haas. Arnim Hermann brachte seine Frau Renate mit, die im Rollstuhl saß. Claudine Meister und Karl Feistel kamen ebenfalls zusammen im GRANDHOTEL an. Jeweils getrennt traten an die Rezeption Albert Rehlein und Sonja Netter. Sie machten auch nicht den Anschein, dass sie sich kennen würden. Ebenfalls angereist war noch Ansgar Hoch. Es fehlten noch Norbert Neurer, Andreas Lichte und Dominik John. Luigi Salvatore schaute immer wieder auf die ihm vorliegende Liste, strich Namen für Namen aus und lächelte still und etwas hintergründig vor sich hin.

    Für Ulla Sommer begann ein entspannter Nachmittag, den sie mit einem Buch auf der schönen Terrasse des Hotels verbringen wollte. Immer wieder schweifte ihr Blick hinüber zu den Schweizer Bergriesen, die schon Schnee auf ihren Spitzen zeigten. Eigentlich träumte sie glücklich vor sich hin und freute sich, dass sie diese Reise angetreten hatte. Ein sanftes Lächeln auf die kommenden Urlaubstage in dieser tollen Bergwelt konnte sie sich nicht verkneifen.

    Später tauchte auch Peter Bloch auf der Terrasse auf. Er musterte Ulla Sommer immer wieder. In ihrem bunten Tupfenkleid sah sie aber auch bezaubernd und noch sehr jugendlich aus, wobei man ihr Alter nicht genau schätzen konnte. Ab und zu ging auch ihr Blick zu Peter Bloch hin, der sie an jemanden erinnerte. Doch das musste schon lange her sein, überlegte sie und widmete sich wieder ihrem Buch.

    So langsam füllte sich die Terrasse mit den Ankömmlingen. Einfach bunt gewürfelt war diese Gruppe der Ankömmlinge, die alle auch gar nicht zueinander passten, das war ihr gleich aufgefallen. Entspannt lagen einige auf Liegen, andere saßen steif und knöchern auf ihren Stühlen. Auch einige Grüppchen hatten sich schon gebildet. Eine nette Servicekraft kredenzte Tee und Kaffee sowie die berühmten Schweizer Leckerli, die so verlockend dufteten.

    Plötzlich ertönte ein Klingelton und es erschien der Direktor, Philippe Laurent, der seine Aufwartung machte. Er begrüßte sehr herzlich seine Gäste, hieß sie willkommen und stellte sie der Reihe nach vor. Dann teilte Monsieur Laurent mit, dass alle Gäste auf Einladung eines reichen Amerikaners und seiner Firma, die hier eine Werbeaktion durchführen wollten, die Tage in dieser noblen Herberge verbringen können. Weitere Gäste, als die OIL-Gruppe, waren nicht im Hotel untergebracht, erzählte der Hoteldirektor.

    Die Angesprochenen, die alle einen entspannten Eindruck machten, blickten sich jedoch bei der Rede von Monsieur Laurent ein bisschen irritiert an, denn auf ihrer Einladung stand nicht, dass es sich um eine Werbeaktion einer bekannten Firma handelte. Das hatten sie aus der Einladung nicht herausfinden können, erzählten einige und meckerten bereits. Betreten blickten sie zu Boden. Dass sie nun für eine Werbeaktion in das noble Hotel eingeladen wurden, missfiel ihnen. Auch Ulla Sommer war über diese Ankündigung nicht erfreut und sie musterte daher auch die Anwesenden. Allerdings stellte sie fest, dass keiner ihren Blick erwiderte.

    Als Monsieur Laurent noch bekanntgab, dass es eine Million Schweizer Franken zu gewinnen gab, hielten die Gäste ihre Luft an. Die Stimmung im Saal war gedrückt, aber auch euphorisch wegen der in Aussicht gestellten eine Million Franken. Allerdings wurden sie unter fadenscheinigen Argumenten in die Schweiz gelockt, das war schon einigen dieser illustren Gästeschar klar geworden.

    „An welche Bedingungen ist diese Werbeaktion überhaupt geknüpft?", wurde nachgefragt. Eine Million Schweizer Franken, das war ein leicht verdientes Geld, überlegten sicherlich einige unter den Gästen. Doch keiner traute sich weitere Fragen zu stellen, denn Monsieur Laurent machte ein sehr ernstes Gesicht.

    „Heute Abend erfahren Sie mehr darüber, denn dann wird sich der amerikanische Millionär selbst an Sie wenden!", erwiderte Laurent mit gekünstelter, etwas nervöser Stimme. Er wünschte noch einen schönen Aufenthalt und auch die hypermodernen Spa-Einrichtungen im Hotel pries er an. Doch an diesen Spa-Einrichtungen hatte im Augenblick wohl niemand Interesse, denn keiner fragte nach. Vielmehr bemerkte Ulla Sommer, dass die Gäste der verschiedenen Grüppchen untereinander eifrig tuschelten.

    „Auf der Einladung stand doch, dass die Tage als Erinnerung an vergangene Zeiten genutzt werden sollten!, murmelte sie ärgerlich. „Da stand nichts von Produkten und Werbeaktionen. Was soll denn das, will uns dieser Hoteldirektor in die Irre führen?, ereiferte sie sich. Allerdings nahm keiner der Gäste ihre Rede wahr oder ließ ihr überhaupt einen Blick zukommen oder ein freundliches Wort. Da stimmt was nicht!, überlegte sie. Wurden wir in eine Falle gelockt?

    Dann war der Hoteldirektor verschwunden und die Gäste sich selbst überlassen. Ein paar schlenderten zur Rezeption, wo Luigi Salvatore eifrig hantierte.

    Auch Ulla Sommer wollte sich an diesen Salvatore wenden, doch vor ihr stand eine behäbige, dunkelhaarige Frau, die auch einige Fragen in ihrem schwäbischen Dialekt an ihn richtete. Dabei bemerkte sie noch, wie der Rezeptionist ihr ein Namensschild überreichte. Sie hatte nur kurz darauf geschaut und gesehen, dass da Claudine Meister angegeben war. Das war wohl der Name dieser Frau.

    Auch Ulla Sommer erhielt ein Namensschild. Eigentlich hätte sie nun auf ihr Zimmer gehen können. Aber diese unheimliche Atmosphäre, ja auch direkt feindselige Stimmung in den Räumen, gefiel ihr gar nicht. Neugierig starrten einige der Gäste auf ihr Namensschild. Dann wandten sie gleich ihren Kopf ab, als wäre Ulla Sommer eine Persona non grata. Stolz reckte sie ihren Körper und marschierte an den Grüppchen vorbei.

    Jeder hielt nun sein Namensschild in den Händen, auf dem zunächst das Logo des GRANDHOTEL prangte und mit einer fetten Schrift, ganz groß darunter ‚OIL-Gruppe‘ in schwarz auf dem Schild zu lesen war. Jeder trug nun so ein OIL-Schild. Ulla Sommer wusste nicht, was überhaupt der Name OIL-Gruppe zu bedeuten hatte, doch das würde sie noch in Erfahrung bringen. Nicht umsonst war sie ja eine Krimi-Autorin. Ob die anderen mit diesem Namen was anfangen konnten, war für sie nicht zu ersehen. Alle starrten nur auf dieses Namensschild, als wären sie nun mit diesem Namen für alle Zeit damit festgenagelt.

    Neben ihr stand ein Mann, der auch an seinem Namensschild herumnestelte und es sich am Revers seiner Jacke anheften wollte. Sie erkannte ihn wieder. Es war Peter Bloch. Seinen Namen hatte sie schon im Gästebuch an der Rezeption entdeckt.

    Dann beugte sich dieser Mann zu ihr hinunter, und in seinem rheinischen Dialekt machte er sich auch kurz mit ihr bekannt.

    „Wir sind ja eine richtig zusammengewürfelte Gruppe", erzählte sie diesem Peter Bloch, der, wie sie irritiert bemerkte, zusammenzuckte, als sie ihn angesprochen hatte. Ob das mit meinem badischen Akzent zusammenhängt, registrierte sie nur kurz?

    „Als Produkttester war ich noch nie unterwegs", lachte sie spöttisch. Mit zusammengekniffenen Augen betrachtete er sie etwas keck, wie sie fand, nickte dann nur mit seinem Kopf und warf dann noch einen Blick auf die anderen Ankömmlinge. Besonders Claudine Meister hatte es ihm noch angetan.

    „Bei mir rief eine sehr höfliche junge Dame an und wollte wissen, ob ich nicht Lust auf eine Reise in die Schweiz hätte. Die Kosten würden alle von einer Schweizer Firma übernommen. Dass da ein Millionär dahinter steckt, wusste ich nicht. Hatten Sie eine Ahnung davon?", wandte sie sich lebhaft an Peter Bloch. Dieser schaute mehrfach um sich und entgegnete dann nur, dass auch bei ihm eine junge Dame angerufen und ihn zu diesem seltsamen Treffen in die Schweiz eingeladen hatte.

    „Sie sprach allerdings von einer Erinnerungsreise in die Schweiz, wobei ich schon mehrfach in der Schweiz war, aber immer mit meiner Mutter Dora, die allerdings schon vor ein paar Jahren verstorben ist", hörte sie Peter Bloch sprechen, den sie auf ca. 65 Jahre schätzte.

    Doch dann verabschiedete sie sich von ihm und ging zum Fahrstuhl. Dort standen auch schon weitere Gäste aus der OIL-Gruppe zusammen.

    Lust auf ein Schwätzchen mit den Leuten, die sie nur argwöhnisch musterten, hatte sie nicht. Sie musste ja auch noch zuhause anrufen und ihrem Mann von dieser merkwürdigen Reise in die Schweiz berichten, die sie jetzt schon ein bisschen bereute, denn mit diesem mysteriösen Verhalten dieser OIL-Gruppe ihr gegenüber konnte sie gar nichts anfangen. Doch sie erinnerte sich genau an die Worte der freundlichen Dame, die bei ihr angerufen hatte. Aber von einer Reise in die Vergangenheit hatte sie ihr nichts erzählt. Es sollte eine Erinnerungsreise werden, so stand es auch auf der Einladung, dachte Ulla Sommer nur kurz. Der rheinische Dialekt von Peter Bloch ging ihr auch nicht mehr aus dem Sinn und dieser merkwürdige Unterton, als er diese Erinnerungsfahrt anführte, konnte sie schon gar nicht einordnen.

    Kapitel 2

    Zum Abendessen wählte Ulla Sommer eine dezente Robe. Sie wusste ja nicht wie die anderen erscheinen würden. Über ihren Anblick war sie sehr erfreut, denn sie fand, dass sie bezaubernd aussah in ihrer schilfgrünen Satinhose und der dazu passenden Jacke. Darunter trug sie eine spitzenbesetzte beige Bluse. Ihre kurzen dunklen Haare, die natürlich immer wieder kunstvoll gefärbt wurden, kämmte sie burschikos nach hinten, und hielt sie mit einer silbernen Spange und einer roten Lotusblüte zusammen. Dazu trug sie silberne Pumps.

    Leise zog sie die Tür der Suite ins Schloss, denn es lag eine unheimliche Stille über diesem Hotel, die ihr eine gewisse Angst einjagte. Auch diese gruseligen Bilder, die im Flur vor ihrer Suite hingen, waren ihr suspekt. Wie kann man auch solche Bilder mit Schafsköpfen oder Wildsauen aufhängen, dachte sie. An den Köpfen lief noch das Blut herunter. Und obwohl es nur rote Farbe war, die der Künstler hier angelegt hatte, spürte sie direkt auch die Angst in den Blicken der fotografierten Tiere. Irgendwie kam es ihr vor, als ob sich das Hotel in einem dunkeln, mysteriösen Wald befand. Von welchem Prinzen könnte es wachgeküsst werden, überlegte sie. Allerdings wenn sie so die Männer dieser OIL-Gruppe ansah, käme da keiner für sie als Prinz in Betracht.

    „Und wer könnte die wachgeküsste Prinzessin sein?", grübelte sie, schüttelte aber gleich wieder diese Gedanken ab, die sie nur in ihrem Denken hemmten. Auf

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