Die Pyrenäenträumer: Der Mauer-Bauer
Von Wolfgang Bendick
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Über dieses E-Book
Unser Höfle ist nun fast perfekt. Das Land ist fruchtbar geworden und erlaubt einem Dutzend Kühe Weide und Winterfutter. Zufahrtswege sind geschaffen, wir leben fast in Autarkie.
Der Sohn will alles in ein paar Jahren übernehmen. Könnte er mit seiner Familie davon leben? Könnte er alleine all die Arbeiten ausführen?
Die jahrhundertalten Gebäude machen eine Vergrößerung und eine Rationalisierung der Arbeit unmöglich. Es scheint ein Neubau notwendig, der in die Zukunft weist.
Doch wie, hier oben in den Bergen, wo die Zufahrt schwierig ist, man keinen Kran hinaufschaffen kann? Und mit unseren begrenzten finanziellen Mitteln?
Alles selber machen ist wieder mal die Devise! Mit einem Maximum an Beihilfen und einem Minimum von auswärtigen Unternehmen.
Dieses Buch zeigt sowohl den Weg durch die Bürokratie als auch durch die Planung und die einzelnen Bauabschnitte. Möglichst viel mit den hofeigenen Maschinen ausführen, Holz aus dem Wald, dazu kleine Tricks und gute Handarbeit. Dazu viele Zeichnungen und Fotos.
Möge dieses Buch kleinen Bauern eine große Hilfe sein!
Wolfgang Bendick
Geboren 1948 im Münsterland, verbringe ich meine Kindheit am Halterner See. 1959 zieht die Familie nach Bayern. 1964 mache eine Ausbildung auf See bis zum Matrosen. Von 1967 bis 1971 mache ich das humanistische Abitur. Nachdem ich ‚Hair‘ und ‚Woodstock‘ gesehen habe, ist klar: auf nach Osten! Auf dem Hippie-Trail bis Indien, Australien und halb Amerika. Folgen erneute Reisen, dann Zivildienst, eine Gärtnerlehre, die ersten 2 Kinder. 1980 siedeln wir nach Frankreich, um Bio-Bergbauer zu werden.
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Buchvorschau
Die Pyrenäenträumer - Wolfgang Bendick
Die Pyrenäenträumer: Der Mauer-Bauer
Die Pyrenäenträumer
Band 3
Der Mauer-Bauer
Wolfgang Bendick
Impressum:
Texte: © Copyright by Wolfgang Bendick
Umschlag: © Copyright by Lucia Bendick
Webseite: wolfgangbendick.com
Zum Buch
Erstmals erschienen im Frühjahr 2020
Ein Dankeschön an Lucia und Franz für ihr ermunterndes und korrigierendes Lektorat.
Für diejenigen, die nach uns diese Erde hegen werden und auf dem Land zu überleben suchen…
Dieses Buch spielt im ‚Schönen langen Tal‘, einem kleinen, fast vergessenen Tal in den Pyrenäen im äußersten Süden Frankreichs. Manche in diesem Buch genannte Orte gibt es, andere sind fiktiv.
Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Ereignisse sind fiktiv.
Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen oder vergangenen oder zukünftigen Ereignissen sind rein zufällig und nicht gewollt.
Zum Buch:
Dieses Buch ist die Fortsetzung und der letzte Band einer Familiensaga und der Geschichte eines abgelegenen Tales in den Pyrenäen (‚Die Pyrenäenträumer‘ Band 1: ‚Der Schäfer‘, Band 2: ‚Der Käser‘). Es ist aber in erster Linie, mehr noch als die vorigen ein praktisches Werk und sollte daher mit einem Rotstift in der Hand gelesen werden, um alle wichtigen Ratschläge zu markieren.
Es berichtet von dem notwendigen Neubau des Stalles und der Übernahme des Hofes durch den Sohn und ist wieder voll von praktischen Hinweisen für die Eigenkonstruktion von Gebäuden und die Einrichtung für eine Käserei – eine Hilfe für all jene, die das Wagnis auf sich nehmen, Bauer zu sein.
Vielleicht ist das eine tief im Menschen verwurzelte Sehnsucht, auf dem Land zu leben mit der Natur, autark zu sein, denn immer noch kommen junge Menschen in die Täler und siedeln sich an den Hängen an. Sie kaufen oder squattern Flächen, die für die Großbauern, die sich die fruchtbaren Talgründe unter den Nagel gerissen haben, uninteressant sind.
Außer den ‚Wander-Hirten‘ gibt es jetzt die ‚Wander-Bauern‘, junge Leute, die brachliegende Flächen kultivieren oder Bauern zur Hand gehen, die es alleine nicht mehr schaffen. Sie sind es zufrieden, die Erde zu hegen und mit einem Teil der Ernte belohnt zu werden.
Und da sind auch die ‚Land-Besetzer‘, die sich dem Betonier-Wahn der Industriegesellschaft in den Weg stellen und Bauerwartungsland besiedeln und besäen, anstatt es zerstören zu lassen. Und die Erde braucht sie, denn die Schäden an unserer plastifizierten, computergesteuerten Welt werden immer sichtbarer. Jetzt geht es um das Überleben einer weiteren bald aussterbenden Art, der des Menschen selber…
Die Suche nach dem idealen Stall
Es war wieder mal ein erster Januar. Große Dinge beginnt man am besten sofort oder setzt sich einen festen Zeitpunkt, denn sonst besteht die Gefahr, dass man sie nie tun wird! Und da ich sofort immer andere Sachen zu erledigen hatte, hatte ich mir, wie schon des Öfteren, diesen Tag als Datum gesetzt.
Wie im letzten Buch („Der Käser") berichtet, hatten wir - mein Sohn, der den Hof mal übernehmen wollte und ich - uns auf einen Holzbau mit weitgehend lokalen Materialien festgelegt, gut eingegliedert in die Landschaft, vor allem in den Berghang. Einerseits aus Kostengründen, wegen der Zufahrtsschwierigkeiten und weil man das früher sicher auch so gemacht hätte. Wie das Ganze mal aussehen sollte, war weitgehend klar. Praktisch, arbeitserleichternd, kurze Wege und den Erfahrungen von dreißig Jahren gerecht werdend.
Wieder mal saß ich vor einem weißen Blatt Papier, worauf es galt, den Plan zu zeichnen, und vor allem die richtigen Maße zu finden. Denn seit der Zeit, da unser alter Stall gebaut worden war, waren die Kühe grösser geworden und auch Maschinen kamen zur Anwendung, die man sich früher nie hätte vorstellen können. Alleine in Handarbeit ist heute leider kein Hof mehr zu bewirtschaften. Es fehlen die helfenden Hände.
Auf anderen Höfen, vor allem in Deutschland, hatte ich mit dem Meterstab die Längen und Breiten von Kuh-Liegeplätzen gemessen. Denn hier durfte kein Fehler gemacht werden, ging es doch um das Wohlergehen unserer Pensionäre, von denen auch unser Überleben abhing. Denn wir hatten uns für einen Anbindestall entschieden, nicht für einen der immer mehr in Mode kommenden Laufställe. Diese erschienen uns zu kalt, zu schmutzig, vor allem für die darin gehaltenen Tiere. Abgesehen davon, dass in einem Laufstall die Kühe enthornt werden mussten, wegen der Verletzungsgefahr bei Rangkämpfen. Außerdem wurde das umliegende Land bei die dieser Methode zu sehr beansprucht, vor allem bei längeren Schlechtwetterperioden. Dabei verwandelte es sich in einen knietiefen Morast, worin die Tiere bis zum Bauch versanken. Nicht nur, dass dabei die Euter verschmutzt wurden, sondern an Hängen wie bei uns, würde sich der ganze Schlamm langsam talwärts bewegen und den felsigen Untergrund freilegen.
Das abschreckende Beispiel eines Freilauf-Stalles befand sich drei Dörfer abwärts. Anfangs war diese Stallung ein Musterbetrieb gewesen, zu dem autobusweise Bauern angekarrt wurden, um ihnen die neueste Entwicklung in der Kuhhaltung vorzuführen. Angeblich war dieses System weniger arbeitsaufwendig und könnte, weil sich die Kühe vom Fressplatz durch gitterbestückte Laufgänge zum Melkstand bewegten, von einer einzigen Person bedient werden. Der Hof lag neben der Hauptstraße. Dadurch konnten wir bei jedem Vorbeifahren die genaue Weiterentwicklung des Mustergutes beobachten. Nach den ersten Regengüssen verwandelte sich das umliegende Land in einen Morast, worin die Kühe steckenblieben. Nur mühsam konnten sie sich daraus befreien, wenn es ans Melken oder Füttern ging. Natürlich wurde dabei der ganze Schmodder in die Gebäude getragen. Da beim Reinigen das Wasser nach draußen floss und die Tiere bald den Abflussgraben zugestampft hatten, trocknete da Land kaum mehr aus. Zuerst wuchsen in näherer Umgebung nur noch Unkräuter, vor allem Ampfer, bald auch in weiterer Umgebung, nach ein paar Jahren auf der ganzen Landfläche. Im Winter froren wegen der stets offenen Durchgänge die Wasser- und Milchleitungen zu. Es wurde chaotisch.
Die Gebäude bestanden aus einer riesigen Überdachung, unter der auch das Heu gelagert wurde. Dieses wurde entweder draußen im Freien in runden Raufen verfüttert oder bei schlechtem Wetter unter dem Vordach, wo sich natürlich bald der Dung häufte. Ein länglicher, niedriger mit Eternit überdachter Schuppen beinhaltete die Schlafplätze der Kühe, enge Boxen, leider sehr kurz bemessen. Diese waren voneinander durch Rohrrahmen abgetrennt, worin die Kühe, etwas erhöht, damit der Kot in den sich dahinter befindlichen Gang fiel, sich zur Ruhe legen konnten. Doch zogen es die meisten vor, sich draußen hinzulegen. War das, weil diese Plätze zu wenige und zu kurz waren oder wegen der trotz Enthornung der Tiere weiter andauernden Rangkämpfe? Wenn Kühe auf engem Raum frei eingesperrt sind, müssen sie enthornt werden. Meist durch die Säge, bei Jungtieren durch Ausbrennen.
Das sollten die Tierschützer, die gegen Anbindehaltung sind, sich mal vor Augen führen! Auch, wenn sie als einen zusätzlichen Grund das Gefahrenrisiko durch Hornstoß für den Bauern aufführen. In vierzig Jahren habe ich ein einziges Mal einen Hornstoß neben einem Auge abbekommen, und diesen hätte ich voraussehen können! Wie oft hingegen ist mir eine Kuh auf den Fuß getreten. Logischerweise müsste man ihnen eher die Füße als die Hörner amputieren! Und wenn manche behaupten, Kühe brauchen Bewegung und sollten nicht angebunden werden, da sonst ihr Körper zu anfällig wird, so kann ich dem nur entgegenhalten, dass innerhalb von über dreißig Jahren Stallhaltung während der Winterperiode nicht ein einziges Mal beim Rauslassen im Frühjahr sich eine Kuh verletzt hatte! Ich finde, die beste Möglichkeit hier in den Bergen ist winterliche Stallhaltung und, bei schönem Wetter, gelegentlicher Weidegang. Außerdem muss sich das Land auch erholen. Und in Hinblick auf Parasitenbefall tut es den Kühen gut, ein paar Monate im Trockenen zu sein. Denn wo fressen sie, wenn man sie rauslässt? Dort wo es am grünsten ist! Und das sind gerade die feuchteren Stellen, wo auch eine Schneckenart auftritt, die als ‚Zwischenwirt‘ für gewisse Parasiten dient, durch deren Schleim die Kühe mit den Larven des Schmarotzers verseucht werden. - Jedenfalls war es ein trauriges Bild, die Tiere des Laufstalles im Winter draußen stehen zu sehen, mit gefrorenem Fell und gekrümmtem Buckel!
Ein weiteres Gebäude dieses Musterhofes enthielt den Melkstand, eine tiefliegende Grube, an welcher sich oben die Kühe anstellten, um gemolken zu werden, gelenkt durch mit Hebeln zu bedienenden Schranken. Es hingen zwar einige Planen als Windschutz herum, doch verwandelte sich der Melkstand im Winter in einen Kühlraum mit unter null Grad, mit den dadurch bedingten Problemen. Einmal gemolken, kamen die Tiere wieder hinaus ins Freie und ihr erneuter Kreislauf begann.
Eines Morgens, als ich nach Castillon zum Markt fuhr, war mir als lägen rund ein Dutzend Tiere auf der Wiese verteilt, fast als ob sie schliefen, nur in einer etwas eigenartigen Haltung. Auf dem Markt erfuhr ich schon bald, was überall gemunkelt wurde: Die Tiere seien vergiftet worden! Nicht durch böse Nachbarn, sondern durch Reinigungsmittel aus dem Käsewerk, die aus Versehen in die Molke gelangt waren. Dabei erfuhr ich, dass aus Rentabilitätsgründen die anfallende Molke aus der Fabrik wieder an die Tiere verfüttert wurde, unter anderem, um ihre Milchleistung zu erhöhen. Bis dahin war mir unbekannt, dass Kühe auch Molke tranken. Gut, Menschen trinken auch Milch. Aber Kühen, Pflanzenfressern, Molke vorzusetzen? Man hatte beim BSE-Skandal gesehen, wozu es führt, wenn man Pflanzenfressern tierische Produkte verfüttert! Nach drei Tagen lagen die Kadaver immer noch da. Kein schönes Bild, vor allem für die moderne Landwirtschaft! Angeblich wurden die Versicherungen sich nicht einig, wer den Schaden zahlen sollte. Und wieviel. Den Preis für die Tiere? Denn sicher wollte der Bauer auch noch einen Ersatz für die auf längere Zeit verlorengegangene Milch!
War dieser Hof ein paar Jahre lang das Wallfahrtsziel Rentabilität suchender Bauern gewesen, so verkam der Hof langsam immer mehr zu einem Schandfleck. Und als dann der Bauer in Rente ging, fiel das Land nach längeren Streitereien vor Gericht zwischen den drei Großbauern des Tales an jemanden, der auch Milch herstellte, aber in einem anderen Dorf und nur das Land benutzte. Nach jahrelangem Kampf gegen die Verunkrautung und nach Ackern und Neuaussäen schaffte es dieser, hier wieder Gras wachsen zu lassen.
*
Im Allgäu, dem südlichen Teil Bayerns, befanden sich schöne Hofgebäude, so angelegt, dass durch die Hänge bedingt verschiedene Etagen mit dem Traktor befahrbar waren und ein rationelles Einbringen des Futters und Ausbringen des Mistes gewährleisteten. Und so ein Gebäude brachte ich in den ersten Tagen des neuen Jahres zu Papier. Einmal die Grundfläche gezeichnet und auf die richtigen Maße gebracht, entwickelte sich das Drumherum und das Darüber schier von selbst und begann in mir eine Vorfreude auf das bald beginnende Bauen zu erwecken. Drei Jahre hatte ich eingeplant, um alles zu verwirklichen. Denn vor allem in den Sommermonaten würde es kaum vorangehen, wegen der vermehrten Hofarbeiten.
Geldmäßig müsste es auch klappen, standen doch rund 100 000 Euro als Subventionen in Aussicht. Dazu kam, dass der für die landwirtschaftlichen Zuschüsse zuständige Beamte von Foix nach Toulouse versetzt war, an die übergeordnete Instanz. Dieser war den Bauern wohlgesonnen und unterstützte auch kleinere Projekte, die ihm sinnvoll erschienen. Er versicherte mir nicht nur die finanziellen Hilfen der verschiedenen Geldgeber (Departement, Region, Europa), sondern konnte mit vielen praktischen Hinweisen helfen, vor allem, wie man bestmöglich die bestehenden Hilfen in Anspruch nehmen konnte, da es mehrere ‚Programme‘ gab. Er kam auch zu uns heraus, um die Baustelle zu sehen. Und ich bin sicher, dass dies nicht nur wegen einer Kontrolle war, sondern aus persönlichem und sicher auch fachlichem Interesse. Vielleicht auch wollte er, dass es wieder mal einen Vorzeigehof gäbe? Denn das, was überall in der Gegend an Gebäuden aufgerichtet wurde, entsprach eher Supermarkthallen als landwirtschaftlichen, der Umgebung angepassten Gebäuden.
Denn es ging auch um Schönheit. Ästhetik. Sicher war dieses Wort früheren Bauerngenerationen unbekannt gewesen, aber sie hatten trotzdem wunderschöne Anwesen entstehen lassen, die sich in die Landschaft schmiegten. Was ist überhaupt Landschaft? Unberührte Natur oder Menschenwerk? Oder vielleicht beides, harmonisch miteinander vermischt? Auf jeden Fall empfindet es das Auge als schöner, wenn grüne Weideflächen oder braune Äcker die bewaldeten Hügel unterbrechen mit einzelnen Tieren darauf oder einer Schafherde, als nur das monotone Grau oder Grün des Waldes, je nach Jahreszeit, soweit das Auge reicht…
Vor jeden Beginn haben die Ämter den Papierkram gesetzt…
Als nächsten Schritt vermaß ich mit Jeremy, dem Lehrling, die Parzelle und schlug an den entsprechenden Stellen Pflöcke in den Boden, die die Gebäudeecken markieren sollten. Dabei war eine Böschung als obere Grenze des Gebäudes festgelegt. Von dort sollte die Einfahrt auf den Heuboden sein. Des Öfteren setzte ich mich, mal allein, mal mit anderen oberhalb davon auf den Hang und wir diskutierten über das Projekt, oder ich ließ es mir im Stillen durch den Kopf gehen, bisweilen angetörnt von einem Joint. Dabei kristallisierte sich der Verlauf der zukünftigen Wege heraus, vor allem, um die alten Gebäude und die Wohnhäuser aus dem von den Tieren begangenen Bereichen auszuklammern. Und das war durch leichte Erdbewegungen machbar. Ich hoffte, dass der Untergrund, hauptsächlich Schiefer nicht zu hart wäre und die Erdarbeiten ermöglichte, ohne dass man zu extremen Mitteln wie Dynamit greifen müsste. Würden Schwierigkeiten auftreten, würde ich lieber das Gebäude etwas verlegen, anstatt mit Gewalt das Gelände meinen Plänen anzupassen.
chapter4Image1.jpegLandkarten-Ausschnitt unseres Hofes
Ich erkundigte mich, welche Unterlagen ich für die Baugenehmigung bräuchte. Ich hatte mir Kopien davon anfertigen lassen. Zuerst von der Landkarte (1: 30 000), worauf auch das Dorf und die Zufahrtsstraßen sichtbar waren, worin ich unser Anwesen mit dem Bauplatz mit einer roten Linie einkreiste. Als nächstes eine Kopie des Katasterplanes (1: 2 000), worauf ich das geplante Gebäude einzeichnete, mitsamt den vorgesehenen Zufahrtswegen. Auf eine Vergrößerung des Katasterplanes übertrug ich nun die Umrisse des neuen Stalles und dessen Lage in Bezug auf die existierenden Gebäude, inklusiv Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung oder Lagerung. Da inzwischen auch Umweltaspekte berücksichtigt werden mussten und die landschaftliche Eingliederung, fuhr ich mit dem Moped auf die andere Talseite und machte mehrere Fotos von unserem Hang. In eines zeichnete ich das neue Gebäude ein in der Hoffnung, dass es denen im Amt ebenso gefallen würde wie mir selber.
chapter4Image2.jpegKatasterplan mit bestehenden und geplanten Gebäuden
Nun konnte ich mich konkret ans Zeichnen machen, musste doch die Baugenehmigung, die Voraussetzung für ein offizielles Bauen und für Beihilfen, zuerst beantragt werden. Ist diese mal eingereicht und hat man zwei Monate nach Abgabe keinen Bescheid, kann man mit dem Bauen anfangen. Meist kommen aber vorher schon etwaige Einwände oder zusätzliche Auflagen, welche den Termin verzögern können. Bis zu einer bestimmten Grundfläche ist es nicht nötig, einen Architekten in Anspruch zu nehmen. Oder man muss zwei Gebäude machen. Doch war diese Fläche grösser als unser vorgesehener Neubau. Das Beste ist jedenfalls, alles auf einmal durchzuziehen, wenn man auf Zuschüsse angewiesen ist, da man bestimmte Subventionen nur einmal beantragen kann, anschließend für einen längeren Zeitraum nicht mehr.
Für die Subventionsanträge war es notwendig, ein Maximum an Kostenvoranschlägen vorlegen zu können, sowohl von Firmen, Material-Händlern als auch von Eigenarbeit. Für die Ausrüstung der Käserei war ein anderer Fond zuständig als für die Gebäude. Für das Solare wieder ein anderer. Wichtig ist, sich gut zu erkundigen, welche Behörde was finanzieren kann und mit welchem Programm und ob man auch mehrere Programme zugleich in Anspruch nehmen darf.
Unsere Freunde in Portugal hatten von unserem Bauvorhaben erfahren und boten an, meine laienhaft gezeichneten Pläne etwas fachmännischer zu gestalten. Das könnte nur nützlich sein, denn die Entscheidungsträger in den Ämtern waren bestimmt eher an von Architekten entworfene Pläne gewöhnt. Wer nicht genügend Erfahrung hat, sollte auf jeden Fall einen Architekten befragen, da so ein Gebäude ja viel Gewicht aushalten muss. Das Gewicht von den paar Tonnen des Traktors, weil ja der Heuboden befahrbar sein muss, und so zirka 60 Tonnen Futtervorrat. Und, was man zu leicht übersieht: Die Druckkraft des Windes, besser gesagt von Stürmen, deren Geschwindigkeit bis 120 Stundenkilometer gehen kann! Nach dem ersten großen Sturm zog ich gerne noch weitere Versteifungen ein, um weitgehend sicher zu sein, dass alles auch in Zukunft standhielt!
Es kann durchaus sein, dass man heute bestimmte Arbeiten nicht mehr selber ausführen darf, wenn man Subventionen beantragt. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass Subventionen eher die Baubranche ankurbeln sollen und dadurch bald wieder an den Geldgeber zurückfließen, und weniger den Bauern helfen sollen, mit wenig Eigenkapital alles selber zu machen. Außerdem wird von Versicherungen oft eine Zehnjahresgarantie vom Ausführenden verlangt, die eine Privatperson nicht geben kann. Wer also ganz freie Hand haben will, muss auf Zuschüsse verzichten. Lässt man hingegen alles von Firmen ausführen, kommt so ein Vorhaben wie das unsere so teuer, dass man es sich nicht mehr leisten kann. Und selbst mit ‚Fachleuten‘ am Werk ist man vor bösen Überraschungen nicht sicher!
Die Subventionen belaufen sich in der Regel auf 30% vom Nettobetrag der aufgewendeten Summen, können aber auch höher sein. Die beim Kauf der Materialien zu zahlende Umsatzsteuer von rund 20% bekommt man im folgenden Jahr zurück, was einem oft eine gute Hilfe fürs Weiterbauen ist, da die Zuschüsse (zumindest die letzte Rate) in der Regel erst gezahlt werden, nachdem ein Bauabschnitt zu 100% fertig ist. Im Falle einer Baustelle wie der unseren ist das bei endgültiger Fertigstellung und Abnahme des Gebäudes (vor allem der elektrischen Anlage). Und das auch nur nach einer gewissen Bearbeitungsfrist. Das ist verständlich, nicht nur von Seiten der Geldgeber, sondern zwingt auch den Bauern bei Selbstbau, möglichst bald zu einem Abschluss der Arbeiten zu gelangen.
chapter4Image3.jpegMasse-Plan
Bei einem Zuschusssatz von 30% werden damit in der Regel alle Materialien