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Die Farben des Abends
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eBook172 Seiten2 Stunden

Die Farben des Abends

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Über dieses E-Book

Ist alles Zufall oder lenkt uns ein Schicksal ?
Eigentlich suchte ich nur die Freiheit, die absolute Freiheit, genau gesagt!
Ich wollte niemandem verpflichtet sein, auch nicht dem Staat, der mir mal ein Stipendium gezahlt hatte! Deshalb suchte ich mir eine Ersatzdienststelle und fing an.
Und gerade da treffe ich auf meine Schwesterseele! Ist das das Ende der Freiheit?
Nein! Gemeinsame Freiheit ist doppelte Freiheit!

Wir durchwandern mit unserem Esel Süddeutschland und fahren mit zwei Mofas und Hund bis Rom. Denn die Freiheit allein genügt uns nicht. Wir suchen nach dem Sinn des Lebens, nach Wissen und Weisheit und warum nicht auch Gott?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum20. Dez. 2017
ISBN9783742759061
Die Farben des Abends
Autor

Wolfgang Bendick

Geboren 1948 im Münsterland, verbringe ich meine Kindheit am Halterner See. 1959 zieht die Familie nach Bayern. 1964 mache eine Ausbildung auf See bis zum Matrosen. Von 1967 bis 1971 mache ich das humanistische Abitur. Nachdem ich ‚Hair‘ und ‚Woodstock‘ gesehen habe, ist klar: auf nach Osten! Auf dem Hippie-Trail bis Indien, Australien und halb Amerika. Folgen erneute Reisen, dann Zivildienst, eine Gärtnerlehre, die ersten 2 Kinder. 1980 siedeln wir nach Frankreich, um Bio-Bergbauer zu werden.

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    Buchvorschau

    Die Farben des Abends - Wolfgang Bendick

    Silvesternacht

    Ein weitres Jahr ist jetzt vorbei-

    Auf nahm es der Erinnrungsstrom.

    Das Morgen, Gestern und das Heut,

    als bunter Strudel fließt‘s davon.

    Was ist das Bleibende in allem?

    Sind wir es, die am Ufer steh’n?

    Oder ist’s des Flusses ewges Wallen,

    und wir sind Traum, schon im Vergehn?

    Was ist der Sinn in allem Wandel?

    Was ist der Sinn von diesem Tag?

    Ach, frag doch nicht, denn ohne Frage

    Dir eher Antwort kommen mag!

    Für alle Unentschiedenen

    Teil 1 - Zivi

    Der Preis der Freiheit

    Tätige Reue

    12 Uhr 30 hatten wir ausgemacht. Per Telefon. Die vom Amt für Zivildienst und ich. Auf dem Rathausplatz in Kempten. Um diese Zeit waren nicht viele Leute zu sehen. Die meisten saßen wohl zuhause oder in einem der Gasthäuser hinter einem üppigen Teller. Dort drüben, die zwei Männer, das könnten die vom Amt sein. Oder Pffolizisten, die treten auch immer zu zweit auf. Auch sie hatten mich schon ausgemacht. Das war nicht schwierig, denn lange Haare und Bart trugen wenige, nach Meinung des Volkes nur Gammler und Schwule. Aber Letztgenannte hatten keinen Bart und auch die Haare eher kurz, um Nachstellungen zu entgehen! Ich hatte das Amt angerufen und gesagt, dass ich den Ersatzdienst, der auf Zivildienst umbenannt worden war, machen wolle. Ich wollte sie privat treffen. Aber das ging für sie nur außerhalb der Amtsstunden. Also hatten sie ihre Mittagspause geopfert und waren von Kaufbeuren hierhergekommen. Ich steuerte sie an. Sie kamen auf mich zu. Wir begrüßten uns.

    „Da haben sie sich ja in eine Situation gebracht, einfach so davon zu laufen! Aber es ist gut, dass sie am Ende doch noch bereuen… „Bereuen, was denn? „Nicht den Zivildienst gemacht zu haben! Ich musste lachen. „Das war die großartigste Zeit meines Lebens gewesen! Da würde ich es sogar bereuen, wenn ich Reue hätte! „Ja warum wollen sie denn dann plötzlich den Zivildienst machen? „Ich suche nach der absoluten Freiheit. In der Vergangenheit habe ich eine Weile ein Stipendium vom Staat bekommen, als ich das Abitur nachholte, habe dann aber nie studiert. Ich will dem Staat zurückgeben, was er mir gegeben hat. Dann werde ich frei sein! „Eigentlich müssten wir jetzt die Polizei rufen! „Sie haben mir am Telefon zugesichert, dass sie das nicht machen werden. Ich glaube nicht, dass sie ihr Wort brechen! Trotzdem schaute ich mich um, bereit, wieder unterzutauchen, falls die mich linken sollten. „Wie kommen sie da drauf? „Freunde haben mir gesagt, dass sie okay sind und man ihnen vertrauen kann. Und außerdem haben sie ja in der Vergangenheit gesehen, dass mich nichts zurückhalten kann. Haben sie denn nicht auch manchmal Lust, alles hinzuschmeißen und einfach… „Reden wir lieber vom Grund unseres heutigen Treffens!"

    Meine Freunde, die gerade ihren Zivildienst machten oder schon hinter sich hatten, hatten mit gesagt, dass einer dieser Männer ein Zeuge Jehovas sei, und der andere wohl ein Neuapostolischer, also beide echte Kriegsdienstgegner, eher Verbündete also! Es entspann sich ein interessantes Gespräch, an dessen Ende sie mir eine Liste mit einem Dutzend freier Zivildienststellen gaben und mir sagten, dass es eine Floskel im Gesetzestext gebe, die „Tätige Reue heisst, und mit der ich eventuell die mir drohenden acht Jahre Gefängnis, die mir wegen Fahnenflucht drohten, umgehen könnte. Und das alles nur, weil ich wegen chronischen Fernwehs eine Weltreise gemacht hatte, anstatt meinen Ersatzdienst anzutreten! Ich müsste also jetzt von mir aus den Ersatzdienst antreten, dann einen Antrag auf Nachlass der Strafe einreichen. Diesem würde meistens stattgegeben. Nur dürfte ich mich bis dahin nicht von einer Polizeikontrolle erwischen lassen, die würden mich dann gleich einsperren, weil ich ja im Fahndungsbuch stand… Und außerdem seien fünf Jahre die Höchststrafe. Die drei Jahre wegen des zweiten ‚Entfernens aus dem Bereich des Grundgesetzes‘ spielten also keine Rolle. „Wenn das so ist, dann kann ich ja jederzeit wieder gehen! Ich dachte, das wird alles zusammengezählt, und am Ende kann man mir lebenslänglich anhängen, nur weil ich den Absolutheitsanspruch des Staates nicht anerkenne!

    Ich hielt also eine ganze Liste mit Adressen in meinen Händen. Ich strich alle aus, die nicht in den Bergen lagen. Denn außer, dass ich die Berge liebte, wollte ich eine Stelle unweit der österreichischen Grenze, damit ich jederzeit meinem Freiheitsdrang nachgeben könnte, falls mir eben diese fünf Jahre nicht nachgelassen werden sollten. Und wenn ich mich schon in eine eineinhalbjährige Verpflichtung einließe, dann sollte auch das Betriebsklima stimmen. Und das stimmte am Kampenwandhaus, einer Art Freizeit-Komplex der ‚Freunde der Berge Deutschlands‘. Nachdem ich schon zwei andere Jugendherbergen besucht hatte, traf ich mich mit dem Hausmeister in Oberthal. Der trug Tirolerhut, Hirtenbart, Bundhosen und einen kritischen Blick auf meine Erscheinung.

    Wir fahren das Stillbachtal hoch, unter einer riesigen Seilbahnbaustelle durch, und halten vor einer dahinter versteckten Miniaturbahn, der Materialseilbahn eben jenes Hauses, an. Das Tal ist für den Autoverkehr gesperrt, nur Wanderer, Radler und die von kräftigen Haflingern gezogenen „Stellwägen", gummibereifte Kutschen (im Winter Schlitten) für den Touristentransport, dürfen hier rein. Und jetzt auch die Dutzende LKW täglich, die Beton und Stahl für eine neue Seilbahn ankarren, damit auch jeder laufunwillige und -unfähige Städter die Freuden und die Stille der Berge erleben kann. Wie soll das mal werden, wenn alles fertig ist? Denn außer den Betonklötzen der Tal-, Mittel- und Bergstation und den eiffelturmartigen Pfeilern entsteht ein graustaubiger Parkplatz für ein paar tausend Autos. Dann werden die echten Naturfreunde eben auf andere Pisten umgeleitet werden müssen!

    Wir entladen den Kombi und verstauen den Proviant, die Post, zwei Kannen Milch und etwas Gepäck von angemeldeten Gästen in der einer Schiffschaukel ähnlichen, mit einer Plane überdachten Gondel. Herrmann, so heisst mein wortkarger Begleiter, der fast jede meiner Fragen mit einem „woll oder „hm quittiert, kurbelt an einem alten Feldtelefon. Nach einer Weile hebt jemand ab und nach zwei weiteren „Woll und „wir hocket diene erschallt ein lauter Summton. Dann setzt sich nach ein paar Sekunden die Gondel mit einem Ruck in Bewegung. Leise surren die Gummischeiben der Laufräder auf dem fettigen Tragseil. Dann ein weiterer Ruck, diesmal durch das leicht durchhängende Zugseil etwas gedämpft, und wir sind auf Mach 2, Höchstgeschwindigkeit. Schon sehe ich die erste Stütze näherhuschen. Es geht steil bergauf. Das Zugseil spannt sich und schon rumpeln wir über den kufenartigen Gleitschuh, der das Tragseil an den Ausläufern des Mastes hält. Dann plötzlich, das Hindernis überwunden, saust die Schaukel schneller vorwärts, wie ein Schiff, das eine Woge überwunden hat und wieder in die Fluten taucht. Kurzes Pendeln, bevor sie wieder die Geschwindigkeit des Zugseils annimmt. Mir hebt sich etwas der Magen. Herrmann grinst. Die Plane flattert im Fahrtwind, schlägt ins Kabineninnere. Sie ist leicht von Fettspritzern verunziert, wohl vom Zugseil oder dem Laufwagen. Eine Armbewegung, und sie ist wieder draußen. Rums - wir rattern über den nächsten Pfosten.

    Vor uns erweitert sich das Tal, gibt den Blick auf entferntere Berge frei. Noch eine Stütze und wir überschweben das ‚Tobel‘, den tiefsten Punkt der Strecke. Tief unten springt ein Bächle hurtig über gerundete Felsblöcke dem Stillbach zu. „Do wennd obi fallscht, dann bischt erledigt! Achtzig Meter!, klärt mich mein Begleiter auf. Doch bevor sich meine Barthaare sträuben können, sind wir schon darüber hinweggeglitten. Wie ein sich herabstürzender Adler huscht plötzlich etwas auf uns zu und rauscht vorbei, die Gegengondel, leer. Also haben wir die Mitte hinter uns! Wir schweben inmitten der Tannenwipfel, ich erkenne Flechten an den Ästen, mein Blick kreuzt den eines erstaunten Eichhörnchens. Talwärts folgen meine Augen der neuen Bahntrasse, die den Hang queren wird und verweilen kurz auf der enormen Baustelle. „Hässlich kommt mir in den Sinn. Ich ziehe es vor, den Blick wieder abzuwenden und die Grashänge eines schroffen Berges über der anderen Talseite zu bestaunen. „D‘ Huffats! Do wachset d‘ Edelweiss!, erklärt mir Herrmann und zeigt auf seinen Hut. In den felsigen Rinnen der Bergflanke liegen Schneebänder. Auch unter uns breiten sich jetzt Schneeplatten aus, in denen, wie auf Inseln, uralte Bäume stehen. Spuren von Wild führen in Zickzack durch den harschigen Schnee. Dann wird der Hang plötzlich flacher, der Wald weicht zurück, Sonnenlicht umhüllt uns, weiß gleißt die Schneedecke unter uns, der Himmel blendet uns mit seinem klaren Blau. Die Fahrt wird langsamer, wir gleiten in den „Bahnhof. Ein Ruck, Stillstand, die Gondel pendelt sich leicht aus. Aus dem Fahrerstand des Maschinenhauses tritt ein junger blonder Bursche in Küchenklamotten mit huskyblauen Augen. „Tach, ich bin Willi, Zivildienstler! „Hallo Billy, ich bin der Wolfi! „Sagen wir mal der Wolfgang!" Der scheint was gegen Abkürzungen zu haben, denke ich.

    Zusammen laden wir zwei den ganzen Krempel aus der Gondel in einen wagenartigen Anhänger, der aber auf zwei Kufen steht. Er hängt hinter einem grünen Motorschlitten draußen vor dem Maschinenhaus. Mir bleibt kaum Zeit, die uns umgebende Bergkulisse zu bestaunen. Inzwischen hat Herrmann die Post sortiert, die er mit anderen Papieren in einer dicken Ledermappe bei sich hatte und gibt Billy einen Brief. Dann setzt er mit einem Zug an der Schnur den Motor des Schlittens in Gang und fährt zu dem so 50 Meter tieferliegenden Gebäude hinunter, eine Zweitakt-Wolke hinter sich lassend, die sich langsam mit dem hellblauen Himmel vereint. Warm durchdringen mich die Sonnenstrahlen, ich halte die Hand schützend über meine Augen und trinke mich erst mal satt an dem Anblick der Bergketten. Hindukusch, Himalaya, Rocky Mountains, meine Sehnsucht schweift weit… Doch dies hier sind die Alpen, und jetzt ist erst mal „tätige Reue" angesagt. Ich senke meinen Blick auf das große, von einer meterdicken Schneeschicht bedeckte Dach unterhalb, von dem dicke Eiszapfen fast bis zum Boden hinunterreichen. Meine Schritte knirschen leicht im stellenweise etwas sulzigen Schnee, während ich zum Bau hinunterlaufe, begleitet von Billy, der mir die Hucke volllabert von seinen paar Monaten bei der Bundeswehr, von echter Gemeinschaft und gegenseitiger Erziehung. Seit 14 Tagen ist er hier oben, im Moment noch alleine. Also schon ein alter Hase. Ich erfahre von ihm, dass bald insgesamt sechs Zivildienstler hier arbeiten werden.

    Das Haus, wohl aus den dreißiger Jahren, so ein Protzbau für „Kraft durch Freude", ist weiß verputzt. Mit hölzernen Fensterläden überall, die dringend einen Schlag Firnis nötig hätten. Wie viele Betten mag es haben? Mindestens hundert, auf jeden Fall! Ski stehen zu Dutzenden in langen Reihen davor, an eine Halterung aus Zinkrohren gelehnt. Ein paar Leute liegen in der Sonne und versuchen, ihre Stadtbleiche loszuwerden. Und da kommt auch schon der Chef - wie Billy mich aufklärt - angewuselt, einen riesigen Schlüsselbund als Zeichen seines Amtes in der Hand (in seine Tasche passt der auf jeden Fall nicht). Doch was mir am meisten auffällt, sind seine lachenden blauen Augen und sein offenes Wesen. Und sein starker hessischer Dialekt. Ob dies DER Ort ist?

    „Ja dann mal herzlich willkommen!, meint er, „schauen wir uns erst mal Ihren zukünftigen Arbeitsplatz an, ehe wir über den Rest reden! Er führt mich durch den Skiraum, den Heizraum mit seinem fauchenden Ölbrenner und dem leichten Geruch von Heizöl, in die riesige Küche und von da in die Spülküche, meinen zukünftigen Wirkungsbereich, wie er meint. Alles gekachelt, eine nirostasilberne Spülmaschine thront an einer Wand zwischen Becken und Ablagen, ihr gegenüber die Schiebetür des Geschirraufzuges. Das schaut gar nicht so schlimm aus, denke ich mir. Dann die Treppen hoch, in den ersten Stock, oder das Erdgeschoss, wenn man den Küchenbereich als Keller nimmt. Dort befindet sich die Wohnung der Cheffamilie, Büros, zwei große, durch eine Faltschiebetür abtrennbare Speisesäle, die durch ein quadratisches „Buffet, die Essensausgabe, voneinander getrennt sind, das, wie ich später sehen werde, auch als Bar dient. Dann öffnet er eine Tür zu einem kleinen, gemütlichen Raum, „das Personalzimmer, für gemütliches Zusammensein nach der Arbeit… Dann weiter die Treppen hoch, wo die Gästezimmer liegen und auch unsere Räume, Zweierzimmer. Anschließend nochmal einen Stock höher. Dort liegen, unter der leichten Dachschräge und den dicken Dachbalken, die Gruppenzimmer und die Waschräume. Und darüber noch einige Notunterkünfte, „Matratzenlager", die aber selten benutzt würden, da in der Nähe noch andere Schutzhütten bestehen für den Durchgangsverkehr, auch näher an den Wanderwegen gelegen. Ich erfahre, dass das Haus eine Kapazität von 130 Betten hat, meist für Gruppen oder Schulklassen und ein paar Pensionsgäste. Dann noch ein Gang um das Haus, und hoch zum Maschinenhaus, der Seilbahnstation, wo noch andere Mannschaftsunterkünfte liegen. Während der ganzen Visite unterhalten wir uns, alles ist locker, echt cool.

    „Na, wie gefällt es Ihnen?, meinte der Chef nach einer Weile und musterte mich gründlich. „Nicht schlecht!, antworte ich, „aber worin besteht meine Arbeit?" „Hauptsächlich die Spülküche, also Geschirr waschen. Aber auch in der

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