Der Übeltäter ist nur einen halben Millimeter groß – doch er war groß genug, um während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem gesamten europäischen Kontinent Hunderttausende Hektar von Reben zu vernichten. Das Wüten von Daktulosphaira vitifoliae, einer Spezies aus der Familie der Zwergläuse (Phylloxeridae) war so einschneidend, dass der Weinbau seither ein anderes Gesicht besitzt. Und irgendwie seine Wurzeln verloren hat: Denn die scheinbare Selbstverständlichkeit, dass ein Rebstock mit seinem eigenen Wurzelwerk im Erdreich steht, ist seit dem Angriff der Reblaus auf die Wurzeln der europäischen Edelreben dahin.
Nach der Invasion des Schädlings nahmen die Winzer zu den bizarrsten Methoden Zuflucht, um ihn wieder loszuwerden: Sie überschwemmten ihre Weinberge mit Wasser, versuchten mit Schwefelinjektionen ins Wurzelwerk jedes einzelnen Rebstocks der Plage Herr zu werden oder hofften – wie auf Château Latour – dass eine Düngung der Stöcke mit gemahlenem, verkohltem Leder die Rebstöcke retten könne. Alles vergebens! Am Ende erwies sich