Vor allem aber behüte dein Herz
Von Janna Nitzer und Thomas Seeck
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Über dieses E-Book
Janna Nitzer
„Ohne Jesus und Seine Liebe möchte ich mir mein Leben gar nicht vorstellen.“, sagt Janna Nitzer über sich selbst. Geboren und aufgewachsen ist sie in einem kleinen Dorf in Sibirien. Seit ihrer Geburt ist sie auf einen Rollstuhl angewiesen, wobei es in Russland ein schwieriger und langwieriger Weg war, einen zu bekommen. Ihren ersten Rollstuhl bekam sie erst mit fünfzehn Jahren. Damit sie überhaupt eine Zukunft haben konnte, sind ihre Familie und sie, als sie 17 Jahre alt war, nach Deutschland ausgewandert. Heute lebt Janna mit Mann Peter und Sohn Lukas in Werl, Westfalen.
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Buchvorschau
Vor allem aber behüte dein Herz - Janna Nitzer
Vor allem aber behüte dein Herz
Titel
Impressum
Vorwort von Thomas
Prolog
Teil 1
Teil 2
Epilog
Nachwort von Janna
Vor allem aber Behüte dein Herz
Janna Nitzer & Thomas Seeck
Impressum
Impressum
Texte: © Copyright by Janna Nitzer und Thomas Seeck
Umschlaggestaltung: © Copyright by thiekötter.art
Verlag: epubli
Druck: epubli - ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Email an die Autoren: buchprojekte@gmx.info
Vorwort von Thomas
Liebe Leser!
Die in dieser - erfundenen - Geschichte eingeflochtenen Zeugnisse von Menschen, die Besonderes mit Gott erlebt haben - sind nicht frei erfunden. Die Idee, einen Roman zu schreiben, der echte Gebetserhörungen und wahre Wunder in eine Romanhandlung einarbeitet, hat Janna sofort angesprochen. Die Geschichte selbst sollte dabei spannend, anrührend und ansprechend für auch junge Leser sein.
Aber es ist ein Jugendroman, der auch Leser jenseits der Schullaufbahn ansprechen wird. Eigentlich geht es um Vergebung, wie Jesus sie von uns fordert: Wir sollen auch unsere Feinde lieben! Seinen Nächsten zu lieben, das schafft sogar der Gottlose! Aber seinen Feind zu lieben? Das schafft doch nicht einmal ein Heiliger!
Eines ist für mich ganz sicher: Die Liebe kann alles überwinden, vor allem aber den Hass. Diese Geschichte soll jene ermutigen, die es nicht sofort schaffen, ihre negativen Gefühle zu unterdrücken, wenn ihnen gerade übel mitgespielt wird! Ihr seid in guter Gesellschaft. Wenn ihr aber dem Bösen mit Gutem begegnet, hat das Böse keine Chance! Denn Jesus ist Sieger. Er hat alles Böse am Kreuz überwunden und uns davon befreit. Nutzt diese Chance, wann immer ihr könnt! Auf Ihn ist Verlass. Wenn er sagt: Liebet eure Feinde! dann ist das zu unserem Guten. Ganz bestimmt!
Prolog
Die Sonne ließ den Pulverschneebelag aufleuchten bei jedem Schwung meiner nagelneuen Carvingski. Der fluffige Belag aus Neuschnee ließ die harte Eisdecke, die er verbarg nicht ahnen. Aber meine Ski waren griffig, die Kanten frisch geschliffen. Ein herrliches Dahingleiten, wobei ich es nach Belieben stauben lassen konnte. So begann mein erster Skitag, von dem ich nicht ahnen konnte, dass sich innerhalb von Sekunden mein ganzes Leben ändern würde.
Der Himmel war lichtblau und der Schnee spiegelte die Farbe des Himmels. Die Helligkeit der Sonne, die sich im Schnee noch einmal verstärkte, machte mir nichts aus. Meine neue Skibrille schützte mich. Ich glitt über den weißen Hang und freute mich am staubenden Schnee. Meine neuen Skier glitten wie auf Schienen dahin und ich konnte den eiskalten Wind in meinem Gesicht spüren, doch ich hatte mich mit dicker Fettcreme gegen die Kälte geschützt. Die vom Wind tränenden Augen spürte ich auch kaum und die Tränen liefen mir seitlich am Gesicht entlang und nur der Salzgehalt verhinderte, dass sie in den Haaren gefroren. Ich könnte die Welt umarmen und ewig so dahingleiten.
Mit meiner Familie Ski zu fahren war ein fester Bestandteil meines geordneten Lebens. Ich war kaum 17 Jahre alt und konnte mir eigenen Skiurlaub nicht leisten, also fuhr ich mit den Eltern jedes Jahr nach Österreich und genoss die Woche im Hotel. Am liebsten mindestens vier Sterne – mit Schwimmbad oder zumindest einem Wellnessbereich mit Sauna!
Zu Weihnachten hatte ich mir die neuen Ski gewünscht. Ich hatte keinen Zweifel daran gelassen, dass ich die ganze Familie mit schlechter Laune überziehen würde, wenn mir dieser Wunsch nicht erfüllt worden wäre. Ich hatte auch genaue Vorstellungen, welche Farbe und Marke meine Skier haben müssten. In meinem iSmart konnte ich auch den Preis leicht ermitteln, Geld war sicherlich kein Problem. Meine neuen Mike-Schuhe, die ich kurz vor Weihnachten bekam hatten doch auch ein Vermögen gekostet. Meine Freundinnen sollten doch auf den Urlaubsfotos sehen können, dass meine Ski zu meiner fast neuen Skijacke passten und staunen, wie das Ganze mit dem Toxy-Helm und der passenden Toxy-Jacke harmonierte! Letztlich bekam ich immer, was ich wollte. Im folgenden Jahr würde ich endlich 18 und ich überlegte mit meinem Freund Tom eine Woche Skiurlaub zu verbringen. Mit Tom war ich bereits seit einem Jahr ein perfektes Paar. Als ich ihn zum ersten Mal in der Schule sah, wusste ich sofort, dass wir zusammen gehörten. Viele Mädchen der Schule waren verliebt in Tom, doch ich räumte meine Konkurrentinnen schnell und leicht aus dem Weg. Schließlich musste auch Tom einsehen, dass er in mir die bessere Freundin hatte.
Ich glitt immer schneller dahin und konnte schon die Engstelle sehen, hinter der sich der Hang wieder weitete und schön flach war, so, wie ich es am meisten liebte. Doch plötzlich hörte ich hinter mir ein Kratzen. Bestimmt einer von diesen verrückten Snowboardern! Ausgerechnet jetzt, wo es eng wurde. Ich schaute mich um und tatsächlich – von rechts kam er heran geschossen. Durch das Umdrehen verkantete ich die Ski und jagte jetzt auf die Kante zu. Ich warf mich herum und geriet im nächsten Schwung auf den Innenski. Jetzt rutschte ich über die Außenkante des Skis weg und raste auf der Seite liegend auf den Wald zu. Das Wetter war schon lange Zeit gut, die Sonne am Tag und der Frost bei Nacht hatten die Piste gehärtet und vereist. Der ganz frische Puderschneebelag stobte einfach auseinander, ohne mich zu bremsen. Mit kaum abnehmender Geschwindigkeit rauschte ich auf den Waldrand zu. Ich versuchte, die Ski in den Schnee zu rammen und so durch die Kanten die Fahrt zu verringern, doch das brachte mir nur ein, dass ich einen Ski verlor und mich drehte. Der Zusammenprall mit dem Schneewall am Rande der Piste war nicht mehr zu verhindern und noch einmal drehte ich mich, bevor ich abhob und mit dem Rücken voran in die Tannen rauschte. Ein Schmerz, als wenn mir jemand ein Messer in den Rücken ramme, durchzuckte mich. Er war so stark, dass mir schwarz vor Augen wurde. Dann verlor ich das Bewusstsein...
Teil 1
Teil 1
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein,
dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen;
und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen,
und die Flamme soll dich nicht versengen.
Jesaja 40:31
1
ein erster Tag an der neuen Schule war genauso, wie ich ihn mir vorgestellt hatte: fürchterlich. Ausgerechnet an diesem ersten Schultag hatten mein Stiefvater und meine Mutter Streit. Mutter hatte sich mal wieder im Badezimmer eingeschlossen. Die Stimmung war auf einem Tiefpunkt, tiefer als der Marianengraben! Nicht, dass ich viel Ahnung vom Marianengraben hätte, doch ich wusste, dass es der tiefste Punkt der Erde ist – das hatte ich an meiner alten Schule gelernt. Und es ist tiefschwarze Nacht da unten, auch am Tage. Und das passte zu der bedrückenden Atmosphäre, die immer häufiger in unserem Haus herrschte. Es hatte mir gerade noch gefehlt, ausgerechnet im Abiturjahr umzuziehen: Neue Schule, neue Freunde (hoffentlich), neue Lehrer, ein neuer Anfang (den ich nicht wollte). Ich hatte Angst, dabei auch mein Abitur zu gefährden! Würde ich mit den neuen Lehrern und der Klasse zurechtkommen? Meine alten Freunde und mein ganzes altes Leben musste ich zurücklassen. Wie würde es weiter gehen?
Hier in Brachten, meiner neuen Heimat, gab es regelmäßig Streit zwischen Frank, meinem Stiefvater und meiner Mutter. Mutter und ich gingen regelmäßig in die Kirche. Das war für meinen Stiefvater Frank ein Dorn im Auge. Immer wieder stichelte er und nahm jede Gelegenheit wahr, Gottes Existenz in Frage zu stellen. Mein Stiefvater war mit sich selbst unzufrieden. Deshalb kritisierte er gern andere Menschen und Gott. Auch an mir ließ er kein gutes Haar. Meine Schulnoten waren ihm nicht gut genug. Ich half seiner Meinung nach kaum im Haushalt mit. Er selber tat gar nichts außer die Beine auf den Wohnzimmertisch zu legen und Bier zu trinken, sobald er nach Hause kam. Das Bier ließ er sich von mir oder Mutter bringen. Er hatte keine anderen Hobbys.
Wenn ich früher nachmittags in die Jugendgruppe der Gemeinde wollte, hatte er ganz sicher einen wichtigen Auftrag für mich. Ich musste zuerst das Bad putzen, sein Auto waschen oder einkaufen. Wenn ich von der Gruppe nach Hause kam, ließ er mich nicht meine Schulaufgaben machen, sondern fand wieder irgendetwas für mich zu tun. Keine der Aufgaben konnte ich zu seiner Zufriedenheit ausführen. Immer hatte er etwas auszusetzen.
Hier in Brachten, dem Ort, an den wir ziehen mussten, weil Frank hier eine neue Stellung angetreten hatte, kannte ich niemanden, hatte ich also auch keine Jugendgruppe zu der ich gehen konnte. Also war ich viel öfter zuhause und konnte in unserer kleinen Wohnung meinem Stiefvater kaum aus dem Wege gehen. Ich hatte oft für ihn gebetet, aber ihn so richtig lieb haben fiel mir unendlich schwer. Ich vermisste meinen Papa sehr, auch das stand mir im Wege. Immer wieder gerieten wir – oft über Kleinigkeiten – aneinander und ich hatte gelernt, besser klein beizugeben.
Ich hatte erlebt, was passiert, wenn ich versuchte, ihm die Stirn zu bieten. Das letzte Mal, als ich mich seinen Anweisungen widersetzte, durfte ich einen Monat lang gar nicht mehr raus und Mutter hatte tagelang ein geschwollenes Gesicht.
So hatte sie auch heute Morgen Angst, dass Frank sie schlagen könnte. Das kam nicht sehr häufig vor. Aber Frank hatte hier noch keinen Anschluss oder gar Freunde. Am Abend zuvor war er erst sehr spät aus der Eckkneipe zurückgekommen. Irgendetwas hatte ihm dort die Laune gründlich verdorben. Jetzt hatte Mutter sich im Badezimmer verschanzt. Dort, wo meine Haarspangen lagen. Also ging ich vor den Spiegel im Flur. Die Haare waren so einfach nicht zu bändigen, ohne Spangen keine Chance. Ich schaute trotzdem in den Spiegel; Wenigstens konnte ich so noch einmal prüfen, ob ich auch keine Krümel in den Haaren hatte oder einen Kakaobart. Ein blasses Gesicht mit leichten Ringen unter den Augen schaute zurück. Ich hatte schlecht geschlafen. Natürlich hatte ich ein wenig Angst vor der neuen Schule. In Gedanken wandte ich mich deshalb an Jesus und bat ihn, mich zu begleiten, zu schützen und für den ersten Schultag an der neuen Schule zu segnen. Ich wusste, er würde zuhören und sofort war ich etwas ruhiger. Das Problem mit der Blässe und den Augenringen würde sich allerdings nur mit etwas Schminke lösen lassen und die war natürlich im Badezimmer. Gut, dann musste es eben so gehen. Es wurde höchste Zeit, eigentlich war es schon zu spät.
Eine halbe Stunde später lief ich die letzten Stufen zur Doppeltür der Schule hoch, meine hellbraunen Locken drängten in alle Himmelsrichtungen und ich konnte jetzt schon die Sprüche hören, die die anderen Kinder über meine Haare machen würden.
„Hör einfach nicht hin! Die hören schon bald auf damit, wenn du sie einfach ignorierst!" sagte Frank immer, wenn ich mich mal über Mitschüler beklagte, die sich über mich lustig machten. Ich hatte da meine Erfahrungen. Ignorieren war nicht so einfach, manchmal sogar gefährlich. An der alten Schule wurde ich vor allem wegen meines Glaubens gehänselt. So beschloss ich, mich hier erst einmal bedeckt zu halten. Das würde schon früh genug heraus kommen.
So hatte ich meine Sorgen, als Frank mich vor der Schule absetzte und ich auf das Schulgebäude zuging. Es hatte schon vor ungefähr einer Viertelstunde zur ersten Stunde geklingelt. Jetzt lag das Gebäude still da und bedrohlich düster ragte es vor mir auf. Die Fenster sahen wie lauernde Augen auf mich herab. Ich rannte die letzte Stufe hoch, griff nach dem Türgriff und zog daran, lief aber gleichzeitig weiter. Die Tür öffnete sich nicht, ich knallte gegen die Scheibe. Zwei Jungen, die gerade innen entlang liefen, lachten und zeigten auf mich. Ich rieb mir die Stirn, zog noch einmal an dem Griff. Nichts rührte sich. Ich ging zum anderen Türflügel hinüber. Das gleiche Ergebnis: Die Tür war abgeschlossen. Ich schaute mich um und entdeckte links vom Eingang eine Klingel. Also klingelte ich. Tief im Gebäude hörte ich das schrille Rasseln einer altmodischen Klingel.
„Na schön!, dachte ich, „jetzt wissen alle, dass Maria Müller an ihrem ersten Schultag in der neuen Schule zu spät gekommen ist!
Nach wenigen Minuten – ich hatte noch zweimal die Klingel betätigt – rührte sich endlich etwas im Gebäude. Ein Mann in einer Arbeitsmontur – wohl der Hausmeister – öffnete mir die Tür. „Da wirst du wohl zunächst zur Rektorin gehen müssen!" sagte er nicht unfreundlich.
„Es tut mir leid. Dies ist mein erster Tag. Ich weiß gar nicht, wo ich hin muss."
„Dann komm mal mit mir." Der Hausmeister stellte sich als recht freundlich heraus und sich mir als Herr Hoffmann vor, Er brachte mich zum Sekretariat.
Nach einem kurzen Interview bei der Rektorin, die es auch gelassen nahm, dass ich zu spät kam, brachte mich die Rektorin in meine neue Klasse. Um es mal ironisch zu formulieren: Ich liebe solche Situationen! Ich komme in eine neue Gruppe und alle starren mich an. Auch heute wäre ich am liebsten im grünen Linoleum-Boden versunken. Ich stand vor der Klasse – natürlich waren da auch die beiden Jungen, die mich schon vor die Eingangstür haben knallen sehen – und ich schaute mich um. Es war kein Platz mehr frei. Die Lehrerin stellte sich als Frau Wissmann vor und wies mich an, einen Moment zu warten. Während sie sich um einen Stuhl kümmerte, stand ich da und schaute. Die Klasse schaute zurück. Ich fühlte, wie mein Gesicht heiß wurde. Wenigstens würde so die Blässe überdeckt.
„Hey, Wischmop, rief schließlich einer der Jungen, „tut's noch weh?
Ich wusste nichts zu antworten. Die Klasse lachte. Ich schaute mich um, suchte das Loch, in das ich gern gekrochen wäre. In dem Moment fiel mir ein blondes Mädchen auf, das sich umgedreht hatte, um mit den Schülerinnen hinter ihr zu tuscheln. Als sie sich wieder nach vorne drehte, hatte sie ein hämisches Lächeln im Gesicht. Sie schaute mich herausfordernd an, ich konnte ihrem Blick nicht lange standhalten.
„Was will