Hör nicht auf deinen Nachbarn!
Von Vin Cent
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Über dieses E-Book
Alles begann, als ich nach einem turbulenten Jahr beschloss die Weihnachtsfeiertage alleine zu verbringen. Bloß machte ich die Rechnung ohne den Wirt, denn auch die Nervensäge von Nachbar ist zu Hause und der Lärm lässt nicht lange auf sich warten. Ich frage mich, warum er selbst am Weihnachtsabend keine Ruhe gibt? Ständig dieses dumpfe Poltern und Trampeln.
Was macht er da unter mir, vergräbt er einen Schatz oder foltert er Menschen?
Schon meine letzte Vermieterin meinte, ich solle mir eine Wohnung am Land nehmen, da ich so lärmempfindlich sei. Ich reagierte mit Unverständnis, da wohl jeder sein Revier vor eindringendem Lärm schützt. Hätte ich jedoch gewusst wohin mich das führt, nähme ich heute zweifellos ihren Rat an. Aber im Nachhinein ist man immer klüger…
Kurzerhand beschließe ich den Nachbarn mit meiner Spion-Videokamera auszuspionieren. Auch ist der Augenblick günstig, denn die anderen Nachbarn sind offenbar ausgeflogen. Nach dem Ausrichten der Videokamera am Balkon luge ich von oben in seine Wohnung. Nicht lange und er taucht auf. Plötzlich kriegt er Besuch und etwas Fürchterliches geschieht. Völlig außer mir, versuche ich mich trotz allem der Situation zu stellen. Doch je näher ich dem Geheimnis auf die Spur komme, desto mehr gerate ich in Gefahr.
Hätte ich bloß nicht bei ihm reingeschaut!
Jetzt hängt mein Leben am sprichwörtlich seidenen Faden…
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Buchvorschau
Hör nicht auf deinen Nachbarn! - Vin Cent
Hinweis
© 2016 Alle Rechte vorbehalten
vin-cent@gmx.at
Dieses Buch erhebt keinen Faktizitätsanspruch, obwohl reale Unternehmen und realistische Abläufe thematisiert werden, die es so oder ähnlich geben kann. Die beschriebenen Personen, Begebenheiten, Gedanken und Dialoge sind fiktiv.
Inhalt
Ich öffne meine Augen und sehe rings um mich geschlossene Wände. Gefangen wie in einem Käfig nehmen sie mir die Luft zum Atmen und Beklemmung macht sich breit. Ferner vermisse ich jegliches Geräusch, es ist totenstill. Einzig eine flache Leuchte ober mir hüllt den wenigen Raum in ein fahles weißes Kunstlicht und lässt die blanke Metallverkleidung im chromfarbenen Glanz erscheinen.
Unwirklich zeichnet sich im Augenwinkel eine kleine farbige Kontur ab. Ich drehe mich hin und erkenne an der Wand eine gelbe Leuchtziffer in einer Schalttafel.
Sieht aus wie in einem Aufzug.
Nur höre ich weder Geräusche noch spüre ich Vibrationen, als gleite er wie von Geisterhand ohne jeden Widerstand.
Was zum Henker mache ich hier?
Ich habe keinen Schimmer, wie ich hier reinkomme, noch was mich erwartet.
Ehe ich mich versehe, verlangsamt sich scheinbar die Geschwindigkeit nach oben. Ein letzter Ruck und die Schiebetür öffnet sich.
Eine schwüle, warme Luft kommt mir entgegen und geblendet vom grellen Licht halte ich mir die Hände vor Augen. Allmählich lichtet sich der Schleier und ich traue meinen Augen nicht. Vor mir breitet sich eine endlos scheinende, afrikanische Savanne aus.
Die Sonne brennt gnadenlos und die spärlichen kargen Bäume spenden kaum Schatten.
Zu meinem Erschrecken entdecke ich in der Nähe einen ausgewachsenen Löwen. Er kauert unter einem der Bäume im flachen ausgedörrten Gras. Meine Gliedmaßen erstarren und die Angst in mir steigt unaufhaltsam hoch.
Sicher hat mich der Löwe schon als Futter erkannt!
Das Maul halb offen, sabbert er unentwegt Speichel. Als könne er meine Gedanken lesen, rappelt er sich auf und bewegt sich zielstrebig in meine Richtung.
Verzweifelt drücke ich abwechselnd den Tür-zu-Knopf und auf andere Stockwerke. Der Löwe sprintet wie in Rage, es fehlen nur mehr wenige Meter. In letzter Sekunde schließt sich unter dem kratzenden Geräusch seiner Pranken die Schiebetür. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und droht zu zerbersten.
Just in dieser schier ausweglosen Lage höre ich von weiter Ferne, aber greifbar nahe die Klänge eines Weihnachtsliedes.
----
Argwöhnisch und aufgewühlt öffne ich meine Augenlider.
Im Flachbildfernseher vor mir spielt ein Weihnachtsorchester. Ich sehe dutzende Spieler, ihre Musikinstrumente und den Dirigenten wild fuchtelnd mit seinem Stab. Entgegen ihrer Klänge wirken ihre Bewegungen angestrengt und die Gesichter verraten mir den unbändigen Willen ihr Bestes zu geben. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn ohne ihr Zutun hätte mich der Traum wohl buchstäblich verschlungen. Mit Erleichterung würdige ich die Harmonie und Präzision ihres Zusammenspiels.
Es folgt ein langes, ausgedehntes Gähnen und meine Gliedmaßen strecken sich. Infolge der verrutschten Liegehaltung schmerzen spürbar die Lendenwirbel. Als ich mich im Schaukelstuhl aufrichte kehrt wieder Entspannung ein.
Einmal mehr rumort der Bauch und ruft den Weihnachtsschmaus meiner Freundin ins Gedächtnis, ein saftiger Entenbraten mit Orangensauce.
Lecker!
Ich habe anständig zugelangt.
Bevor ich einnickte, dachte ich noch an die Feiertage und welchen Hobbys ich frönen werde. Und ehe ich mich versehe lande ich in dem Aufzug.
Nicht viel, und ich wäre dort der Entenbraten gewesen...
Nach dem turbulenten Jahr heuer wollte ich dem weihnachtlichen Rummel entfliehen, keinen Verpflichtungen nachkommen. Folglich entschloss ich mich, und weil es sich ergab, die Feiertage mal alleine in der Wohnung zu verbringen. Denn wir zogen erst vor einigen Monaten nach Wien und arbeiten seitdem bei unseren neuen Arbeitgebern. Tajana meine Freundin, als Lebensmitteltechnologin, ich als Softwareentwickler im Gesundheitsbereich, obwohl ich Physiker bin. Es fällt mir nicht leicht.
Ein Blick auf die Armbanduhr genügt und mir wird erneut vor Augen geführt wie schnell die Zeit vergeht, insbesondere Freizeit. Es ist eben alles relativ. In Bälde ist der erste Urlaubstag vorüber und schon naht der große Augenblick. Der Moment auf den alle hinfieberten. Die Bescherung!
Von früher her weiß ich, dass eine Stadt jetzt einen ganz besonderen Charme hat und eine sanftmütige Seite offenbart. Wo man auch hingeht ist es seelenruhig, und verborgen hinter dem schwachen Licht der Vorhänge schlagen Kinderherzen hoch. Diese Stimmung möchte ich einfangen. Eben als ich mir die warme Daunenjacke anziehe und die Schnürsenkel binde läutet das Telefon.
Meine Mutter ist am anderen Ende der Leitung. «Wie geht’s dir mein Sohn, so ganz alleine?» Wir plaudern wie immer über die Familie und das vergangene Jahr und wünschen uns viel Gesundheit. Auf die Geschenke verzichten wir, dennoch hoffe ich insgeheim.
Gebannt beobachte ich den intensiven Schneefall durch die weite Fensterfront vor dem Balkon. Das ruft Erinnerungen aus meiner Kindheit wach. Ist lange her, dass es am Heiligabend schneite.
Kurzerhand verschiebe ich den Ausflug und trete raus auf den Balkon. Der Duft von Schnee und ein kalter Wind wehen mir entgegen. Kaum vorstellbar, wie heiß es hier noch im Sommer war. An ein Barfußgehen auf den dünnen Steinplatten war nicht mehr zu denken.
Ich blicke in den Hof und sehe wie sich eine erste Schneedecke bildet. Rundherum stehen ältere Häuser und in der Mitte thront ein riesiger Baum. Dieser verdeckt gewöhnlich einen Großteil der Häuserfront vis-à-vis und ich sehe nur vereinzelte Lichtpunkte und kleinere Fensterbereiche.
Der Baum verlor aber längst seine Blätter, trotzdem ist es fast durchwegs dunkel. Auch aus Richtung der anderen Häuser ist nicht viel zu erkennen, bis auf ein paar verlassen wirkende, schwach leuchtende, kleine Christbäume an den Fensterbänken. Viele der Menschen sind wohl auf Urlaub beziehungsweise besuchten ihre Familie oder Verwandtschaft.
Ein Lichtstrahl aus der Wohnung unter mir durchbricht die Winteridylle. Der Nachbar kommt nach Hause. Dabei wünschte ich mir heute einen ruhigen Abend.
Schon die Vorvermieterin meinte, ich solle mir eine Wohnung am Land nehmen da ich so lärmempfindlich sei. Das war unser letztes Telefonat.
Nach einer Weile geht die Balkontür auf und ein klickendes Geräusch wie vom Zahnkranz eines Fahrrades ist zu hören. Ich sehe zwar nur vage ein paar Schatten im Lichtkegel auf dem verschneiten Boden des Hofs, aber vermutlich stellt der Nachbar gerade sein Mountainbike auf den Balkon. Jetzt hätte ich auch Lust ein