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Aus der Traum?: Plädoyers gegen den Verfall der Natur
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eBook116 Seiten1 Stunde

Aus der Traum?: Plädoyers gegen den Verfall der Natur

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Über dieses E-Book

In 25 pointierten und meistens satirischen Geschichten wendet sich Wolfgang Eckert keineswegs hochwissenschaftlich an die Leser, indem er seine Sorgen um den Verfall der Natur und die stetige Erwärmung des Klimas ausspricht und dies im Zusammenhang mit den oft egoistischen Interessen großer Industriestaaten sieht. Das Fragezeichen im Titel seines Buches möge eine Vision bleiben und nie zur Wirklichkeit werden:„ ... Und die Erde triebe dann durch das All, grau wie Asche. Die anderen Farben, das zarte sensible Blau, erloschen. Und es gäbe keine Generation mehr, die über ihre vorigen Generationen berichten könnte. Aus der Traum.“
SpracheDeutsch
HerausgeberOmnino Verlag
Erscheinungsdatum11. Mai 2017
ISBN9783958940451
Aus der Traum?: Plädoyers gegen den Verfall der Natur
Autor

Wolfgang Eckert

1935 in Meerane (Sachsen) geboren, Ausbildung zum Weber, mehrjährige Tätigkeit als Handweber; von 1960 bis 1963 Studium am Literaturinstitut in Leipzig; seit 1970 freiberuflicher Schriftsteller; zahlreiche Erzählungen, Romane, Aphorismen und Gedichte, ausgezeichnet u. a. mit dem Förderpreis des Literaturinstitutes und des Mitteldeutschen Verlages Halle a. d. Saale (1972) und dem Hans-Marchwitza-Preis der Akademie der Künste Ost-Berlin (1974). Von der Witwe Erich Knaufs übernahm Eckert 1987 den Nachlass des Publizisten, den er u. a. mit einer Biografie und der Übergabe des Nachlasses als Dauerleihgabe an das Kunsthaus Meerane der Vergessenheit entriss. Er lebt in Meerane.

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    Buchvorschau

    Aus der Traum? - Wolfgang Eckert

    Ein sehr sensibles Blau

    In der Einleitung zu seinem Buch „Über das Aussterben der Naturvölker, Verlag von Friedrich Fleischer, Leipzig 1868, schreibt Dr. Georg Gerland, Lehrer am Kloster „Unserer lieben Frauen zu Magdeburg:

    „Und wenn es sich als wahr bestätigt, daß, wie man behauptet hat, diese Naturvölker aus einer Lebensunfähigkeit, welche ihrer Natur anhaftet, dem Aufhören entgegen gehen, so ist, da die nothwendige Folgerung jener Behauptung dahin führt, daß man verschiedene Arten, höhere und niedere im Geschlecht Mensch annimmt, die Beantwortung dieser Frage auch für die Philosophie maßgebend."

    Der über diesen Satz geneigte Leser möge bitte mein Buch nicht schon hier aus der Hand legen. Es stimmt: Dieser Satz ist gefüllt mit Nebensätzen, und wir,  die wir in unserer hastigen Zeit gewohnt sind, zügig zur Sache zu kommen, verlieren gar leicht die Aufmerksamkeit. Wir erzählen nicht mehr, wir berichten in knappen Sätzen, die manchmal sogar wie gestottert klingen. Aber in der Tat: Der oft geheimnisvolle Untergang von Naturvölkern entbehrt nicht eines philosophischen Aspektes: Wenn es nicht äußere Einflüsse wie Katastrophen und Kriege waren, wie konnte dann ein solches Volk von hoher Kultur wie das der Maya zugrunde gehen? Lebten sie allmählich, wie oben genannt, aus einer Unfähigkeit  gegen eine natürliche Verhaltensweise?  Hörten sie nicht auf ihre klugen Medizinmänner oder waren diese schon vor ihnen ausgestorben? Und überhaupt: Was sind Naturvölker? Man muß annehmen, sie sind der Natur sehr verbunden, sie leben natürlich. Also wissen sie mit ihr umzugehen. Oder folgen sie ihrer einfachen Natur gemäß naiv dem Werden und Vergehen? In dem Satz steht, daß eine gewisse Lebensunfähigkeit, die ihrer Natur anhaftet, sie ihrem Aufhören entgegen gehen lässt. Naturvölker wären demnach fatalistisch. Die Natur sitzt ihnen gewissermaßen auf der nackten Haut. In Gerlands Buch steht, die ist kupferfarben. Es ist noch immer eine traurige Tatsache, daß unterschiedliche Hautfarben Distanzen schaffen. Sie schleichen sich oder schon wieder ein. Sie schaffen beinahe unbewusst Abstufungen vor allem bei denen, die sich eine bestimmte Ordnung um sich aufgebaut haben. Höhere und niedere Art Mensch eben. Naturvölker reiben in der Vorstellung solcher die Ordnung Liebender, wenn sie frieren, Holz in Holz und erzeugen so nach langer Mühe ein Feuer. Wir drehen die Heizung auf  oder nehmen ein Streichholz, reiben es an der Schachtel zur Flamme, halten es an ein Stück Feueranzünder, legen, sofern wir noch einen haben, Holz im Ofen drauf, hören das Knistern und Prasseln und wähnen uns so der Natur näher. Meistens hocken wir um einen Grill und hören die Bratwürste zischen. Wir sind nicht kupferfarben, wir sind weiß. Wir sind kein Naturvolk, wir gehören zu den so genannten zivilisierten  Völkern. Wir vollziehen unser Treiben nicht wie jene. Wir wissen, was wir tun. Wir sind nicht nur Weiße, wir sind auch weise. Aber wenn man uns sagt, was wir manchmal so tun, hören wir das gar nicht gern. Und wissen wir wirklich immer, was wir tun?

    Wie man sieht, hat es der anfangs zitierte Satz in sich. Er sagt uns, man vermutet verschiedene Arten, höhere und niedere im Geschlecht Mensch.  Das ganze Leben besteht aus Vermutungen. Wir vermuten, die höchst entwickelten Lebewesen zu sein. Aber hinter ihren Gitterstäben beobachten uns die Affen im Zoo erschrocken und bitten Herrn Darwin um Verzeihung dafür, weil sie uns geschaffen haben. Vielleicht sind wir die Primaten und nicht sie und bedürfen in einer übersättigten Welt wieder einer ganz natürlichen Lernfähigkeit. Die Ansicht, es gibt höhere und niedere Arten im Geschlecht Mensch, hat besonders ab 1933 zu einer Tod bringenden Arroganz geführt. Aus niederer Art wurden Untermenschen, die es zugunsten einer höheren Art, einer Herrenrasse, zu vernichten galt. Solche Haltungen können nur entstehen, wenn zuvor in einem Volk alle menschliche Kunst und Kultur gewaltsam erdrosselt wurde. Als ich in einer Passagiermaschine nach Sibirien unterwegs war und erlebte, wie wir stundenlang über den Ural flogen, wußte ich, diese große unendliche russische Weite hat schon dadurch den kleinen deutschen Eroberer besiegt. Ich war nur 12000 Kilometer von der Erde entfernt und doch wie entwurzelt. Der einzige Boden, den ich noch spürte, war der des Flugzeuges. Seitlich in der Helligkeit dieses zeitlich verlängerten Tages  hing fast in der derselben Höhe ein weißlicher Mond. Den hatten schon höhere Arten vom Geschlecht Mensch mit den Fußspitzen berührt. Und weit vorher hatte man einen kleinen Hund namens Laika ins All geschossen, um feststellen zu können, ob man da oben überleben kann. Was wird er gespürt haben, der kleine Hund? Hat er unter dem Gefühl des Druckes und der Einsamkeit gewinselt oder laut gejault? Gottlob, er kam zurück. Und der Traum, sich den Sternen zu nähern, wuchs wieder ein Stück. Wäre der kleine Hund nach seiner Landung tot geborgen worden, hätte man den Traum trotzdem nicht aufgegeben, sondern nur die Schultern gezuckt und gesagt: Armer Hund.

    Der Wunsch, die Sterne zu erreichen, ist nicht nur ein Gedankenprivileg der Poeten. Die höhere Art Mensch möchte gern wissen, ob es dort irgendwo auf einem besonders hell schimmernden und lockenden Stern Wärme, Luft, Wasser und andere Lebewesen gibt. Die Vorstellung aber, sie könnten klüger sein, will nicht so recht in ihre Köpfe. In den utopischen Weltraumfilmen wird schon dafür gesorgt, daß sie entweder riesige Ohren oder schwulstige Stirnen haben. Quasimodos des Weltalls. Der Quasimodo von Notré Dame gehörte zur niederen Art. Aber er hatte ein gutes Herz und eine große Seele.

    In der Unendlichkeit des Alls wird es bestimmt andere Lebewesen geben. Doch ob sie die Menschheit dieser Erde jemals zu Gesicht bekommt, ist zu bezweifeln. Die Unendlichkeit  -  wir behaupten, wir können sie durch unsere  astronomischen Berechnungen erklären. Aber in unseren dinglichen Vorstellungen kommt da oben ein Stern und hinter diesem wieder einer und noch einer und kommen Lichtjahre bis zum nächsten. Selbst Lichtjahre können wir uns nicht vorstellen. Hinter unserer Unendlichkeit kommt immer ein Punkt. Wir können ohne Punkte gar nicht leben. 

    Alle Kosmonauten und Astronauten schwärmten nach ihrer Rückkehr von der Schönheit der Erde.  Einer beschrieb das wunderbare Blau, welches mit einem zarten weißen Schleier durchzogen war. Ein sehr sensibles Blau.  

    Mußten wir erst so hoch fliegen, um zu erkennen, wie schön und zugleich wie verwundbar unsere Erde ist? 

    Der neue Sonnenstaat

    Als Thomas Campanella 1602 seine Schrift „Citta del sole, der „Sonnenstaat, verfaßte, hatte der Calabrier etwas ganz anderes vor seinem geistigen Auge als uns heute bei dem Wort Sonnenstaat vorschwebt.

    Der in Neapel zum Dominikaner Gewordene studierte Philosophie, eine Wissenschaft, die damals bei dementsprechenden freien Gedanken lebensgefährlich werden konnte. Im „Sonnenstaat" entwickelte er das Bild einer sozialistischen Gesellschaft, deren wohl bisher umfassendster Versuch erst 1945 in einem Teil Deutschlands umgesetzt wurde und durch Kleingläubigkeit, Engstirnigkeit, Abkapselung, spießerhafter und blinder Selbstherrlichkeit ihrer Bonzen dem Volk gegenüber und schließlich dem Ruf nach Wohlstand scheiterte. Aus der großen Idee wurde Heuchelei, die Campanella in seiner Schrift bekämpfte. Die Harmonie des Alls wollte er auch im öffentlichen Leben verwirklicht sehen. Alles Eigentum sollte der Gemeinschaft gehören. Wer solche Gedanken damals äußerte, mußte um sein Leben fürchten und ins Exil gehen. Es gab zu dieser Zeit durchaus Mächtige, die solche Ideen wie jene Campanellas billigten. Der Glaube an den Gemeinsinn, einmal geboren, ist nicht mehr zu töten. Bis heute. Er lebt. Alle Menschen werden Brüder. Wir wollen hier auf Erden schon das Himmelreich errichten. Ich glaube, daß jedem Menschen das gleiche Recht auf Freiheit gegeben wurde. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Brüder zur Sonne, zur Freiheit. Vor dem Gesetz sind alle Menschen gleich. Aber das Gesetz kann blinzeln. Armut ist keine Schande. Mit solch einem Satz werden die Armen gesellschaftsfähig gelogen. Reichtum verpflichtet. Die Reichen beschenken uns mit Almosen, damit sie geschützt vor uns leben können. 

    Man sieht, wie die

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