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Für die Ewigkeit: Am Anfang war ...
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eBook254 Seiten3 Stunden

Für die Ewigkeit: Am Anfang war ...

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Über dieses E-Book

Was ist heute schon normal? Selena Bach ist eine junge Frau, die sich diese Frage schon seit einiger Zeit stellt und glaubt, die Antwort zu wissen.
Bis auf einmal ihre Vergangenheit, ein dunkler Teil ihres Lebens, sie einholt und alles in Frage stellt, was sie glaubt zu sein.
Ihr Geliebter, Ian Robert MacAllister sieht teuflisch gut aus und ist ein Lykaner!
Wird sie diesen Weg meistern und mit einem unsterblichen Wesen zusammen sein können?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum15. Nov. 2017
ISBN9783741200670
Für die Ewigkeit: Am Anfang war ...
Autor

Karliene Schönheit

Karliene Schönheit ist ein Pseudonym, welches ich mir zugelegt habe. Im Moment trage ich ihn im Andenken an meine Familie. Nebenbei bin ich doch noch etwas unsicher, um mit meinem Namen zu schreiben, deshalb brauche ich noch einen kleinen Vorhang, der mich abschirmt. Ich hoffe, Sie können mir hierfür verzeihen und haben dennoch Freude am Lesen.

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    Buchvorschau

    Für die Ewigkeit - Karliene Schönheit

    werde.

    1

    Portland

    Ian Robert McAllister stand unter freiem Himmel und schloss die Augen. Seine Pose war lässig und ließ nichts von Anspannung oder Eile erahnen. So wie er da stand und der Wind seine Haare zerzauste, glich er einem mittelalterlichen Romanhelden als einem Mann des Einundzwanzigsten Jahrhunderts. Zugegeben, Ian war groß und hatte eine schlanke Taille aber dafür breite Schultern. Sein Auftreten war stets selbstbewusst, so als ob ihm die Welt gehöre und dies unterstrich er mit seinen grauen Augen. Sein Blick duldete keinen Widerspruch, niemanden gegenüber. Seine Augen passten obendrein perfekt in sein markantes Gesicht mit der geraden Nase und den vollen Lippen, die einige sinnliche Momente versprachen. Nebenbei erwähnt ist er auch noch reich und der Inhaber der bekanntesten Anwaltskanzlei in Nordamerika. Doch was half all der Einfluss, das Geld und die Schönheit wenn sich Ian einsam fühlte? Sein Herz schlug seit 1498 in seiner Brust und seit diesem Moment hatte er einfach niemanden gefunden der seine Gefährtin hätte sein sollen. Das war auch der Hauptgrund weshalb sich seine Eltern so um ihn sorgten. Er spürte wie die Verdammnis nach ihm Griff und die Dunkelheit ihn drohte zu verschlingen.

    Doch Ian weigerte sich immer noch und vor allem seit er wusste, dass seine WAHRE Seelengefährtin existierte. Plötzlich runzelte er die Stirn und sah hinauf in den Himmel. Er hasste es wenn es zu regnen begann. Dennoch blieb Ian still stehen als die ersten Tropfen auf die Erde fielen. Die kleinen Wasseransammlungen perlten an seiner glatten Haut ab und tropften dann am Ende seines Kinns hinab auf die Erde.

    Was sie wohl gerade macht?

    Wie immer versank er in Gedanken an seine wahre Seelengefährtin. Als er ihr das erste Mal begegnete, war sie nicht älter als vier Jahre alt. Doch schon da konnte man erahnen und sehen was für eine Frau sie einmal werden würde. Sie hatte auch die Talente ihrer Ur-Großmutter, die eine verheißungsvolle Zukunft versprachen. Was dachte er denn da? Ian schmunzelte und schüttelte den Kopf. Sie waren nicht mehr im F fünfzehnten oder sechzehnten Jahrhundert sondern in der Moderne.

    Hier gab es keine alten Werte mehr aber vor allem keine übernatürlichen Fähigkeiten. Sobald man etwas davon auslebte, galt man als Freak. Für die Menschen die solche Gaben besaßen, diese aber nie anwenden konnten, musste es die Hölle auf Erden sein. Für ihn und seinesgleichen waren die Moderne und die Ignoranz der menschlichen Gesellschaft ein Segen. Denn man glaubte nicht mehr an Horrorgeschichten und Spukgestalten. Gut für sie, schlecht für die Anderen. Ian schloss die Augen als er die Gedanken an José Carrasac spürte und lächelte auf. Sein Plan würde also in die Tat umgesetzt werden. Sehr gut. Aus einen für ihn unerfindlichen Grund, begann sein Herz schneller zu schlagen und ein breites Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus.

    „Ian kommst du? Wir warten auf dich und außerdem wirst du nass und dann stinkst du wie ein Straßenköter."

    Der belustigte Tonfall seiner Schwester war nicht zu überhören und deshalb sah er darüber hinweg, dass sie ihn allen Ernstes mit einem Straßenköter verglichen hatte. „Was regst du dich so auf Yasmina? Sie haben eh Zeit. Wer fünfeinhalb Stunden mit dem Auto zurück legt um hier her zu gelangen, hält auch noch weitere dreißig Minuten aus."

    Schließlich ging Ian hinein und nahm das Handtuch von seiner Schwester entgegen und lächelte sie dann an. „Ich danke Dir." Dann betrat er den Meeting-Raum und schüttelte seinen neuen Kunden die Hände. In solchen Situationen nutzte er sehr gern seine Fähigkeiten. Er schnaubte abfällig als er bemerkte um was es diesmal ging. Menschen wurden immer primitiver je fortschrittlicher ihre Technologie wurde. Jedoch ein Gedanke ließ ihn nicht völlig in negative Gedanken versinken. Sie würde bald zu ihm kommen und dann wären sie vereint, für immer.

    Sevilla

    Es waren über dreißig Grad in Sevilla und Selena Bach räkelte sich auf der Sonnenliege. In einer Hand hielt sie ein Glas mit frisch gepressten Orangensaft und mit der anderen Hand sorgte sie dafür, dass ihre Freundin Fio nicht von der Leiter fiel.

    „Weißt du Fio, ich weiß dass du noch nicht so viel von der Mentalität der Leute hier abbekommen hast, aber es ist Mittagszeit und die Sonne steht hoch oben am Zenit. Die Menschen hier in Andalusien und auch in allen anderen südlichen Ländern, nennen diese Zeit „Siesta. Das heißt so viel wie Mittagspause und dreimal darfst du raten wieso das so ist!

    Selena verlor langsam die Geduld und das sollte schon etwas heißen. Aber seit fünfundvierzig Minuten turnte ihre Freundin auf der Leiter herum nur um ein Tuch zwischen die Äste der Bäume zu bugsieren, damit sie nicht so viel Sonne abbekam. Aber mal ehrlich, sie befanden sich Andalusien – also Spanien – und hier schien nun mal die Sonne. Genau aus diesem Grund fuhr man ja nach Spanien. Jeder sah das so und konnte das akzeptieren. Nur nicht die liebe kleine Fio. Sie akzeptierte diesen Fakt nicht und würde sich eher alle Knochen brechen als Sonne abzubekommen. Selena seufzte frustriert auf. Neben ihr lag die aktuelle Klatschzeitung. Ihr Plan war es, sich ganz gemütlich in den Garten zu legen und ein Glas frisch gepressten Orangensaft zu trinken und nebenbei auf den aktuellsten Stand in Sachen Stars und Sternchen zu kommen. Da sie nun letzteres nicht mehr so einfach bewerkstelligen konnte, nahm sie zumindest einen Schluck Orangensaft. Sie schmeckte die Sonne aus diesem Schluckheraus und leckte sich genüsslich über die vollen Lippen.

    Plötzlich tanzte ihr Handy auf dem Gartentisch und augenblicklich stellte sie ihr Glas ab und ließ die Leiter los. Was ein fataler Fehler war, denn Selena hörte kurz diesen überraschten Luftzug und dann das Plumpsen als Fio unsanft auf ihren Hintern landete. „Je suis desolé. Hoffentlich hast du dir nicht all zu sehr weh getan."

    „Weißt du was ich nicht verstehe, Selena?! Du bist eine Deutsche – wieso musst du immer in einer Fremdsprache antworten?! Ein einfaches Entschuldigung oder Sorry hätte auch gereicht. „Tja und da haben wir wieder die Fremdsprache. Denn entweder es heißt Entschuldigung oder man geht aufs Englische und sagt sorry. Selena sah Fios genervten Blick und die wunderschönen Handbewegungen die sie immer machte wenn sie sich aufregte. Vorzugsweise über sie oder alle anderen Mitmenschen. Denn jeder hatte Fehler, nur Fio nicht. Niemals. Das kam einer neuen Evolution gleich und das war schier unmöglich. Als Selena endlich bei ihrem Handy war, sah sie auf die Nummer und kaute auf ihrer Unterlippe herum. Ihr Chef rief niemals umsonst an und heute hatte sie eigentlich frei. Also was wollte er von ihr? „Digame? Si, Claro. Gracias. Was jetzt?! Ich ... ich bin sofort da."

    Nun war sie vollkommen verwirrt. Ihr Magen verkrampfte sich und ihre Gedanken drehten sich im Kreis. José Carrasac war kein Mann der leichtfertig jemanden in sein Büro rief. Dafür gab es nur zwei Anlässe, entweder man wurde befördert oder man wurde gefeuert. Da ersteres nicht zutreffen konnte, musste Selena die Firma wohl verlassen. Sie wusste nur nicht wieso und das war das Schlimmste daran.

    „Wer war es denn? Hallo?! Erde an Lena? Wer wollte denn was von dir?"

    Fio fuchtelte mit ihren Händen vor Selenas Gesicht herum und schnipste sogar als diese nicht reagierte. Da Fio zierliche 1.63 Meter groß war und leider proportional nicht gerade den heutigen Modelmaßen entsprechend, reagierte sie immer etwas ungehalten wenn man sie ignorierte. Das tat Selena gerade, da sie genug mit sich selbst zu tun hatte. „HALLO?! Ich habe dich etwas gefragt!"

    Selena zuckte zusammen als sie den schrillen und nervenden Tonfall hörte und verdrehte die Augen. „Nichts was dich zu interessieren hat, Fio. Kümmere dich um dein Sonnensegel und genieß die warmen Sonnenstrahlen." Selena war nicht in Stimmung um sich von Fio ausfragen zu lassen und reagierte mittlerweile ziemlich eklig auf solche Warum-sieht-mich-keiner-Anfälle. Selena ließ nun alles stehen und liegen und ging hinein in ihre Finka. Ihr erstes eigenes Haus. Gut, es war keine Villa mit zwölftausend Zimmern aber es gehörte ihr. Das Beste daran war, dass das Meer gleich vor der Haustür war und sie es immer rauschen hören konnte wenn sie Fenster und Türen offen ließ.

    Jedoch konnte dies durch die erhöhte Bandenkriminalität nicht mehr so häufig geschehen und es ärgerte Selena sehr. Zuerst Russen, dann Rumänen und morgen werden es Chinesen sein. Kopfschüttelnd suchte sie sich ihre Sachen heraus und entschied sich für das beige Kostüm. Als sie es sich überzog, steckte sie sich noch schnell die Haare zu einem Dutt zusammen und nahm anschließend die Autoschlüssel. „Ich werde bald wieder da sein. Wenn du dann fertig bist mit schmollen und mich mit allen möglichen Schimpfwörtern belegt hast, wäre es toll wenn du den Geschirrspüler ausräumst. Danke." Sie kannte Fio lang genug und wusste wie diese immer reagiert wenn man sie ignorierte und ihr dann nicht die gewünschte Aufmerksamkeit inklusive der Antwort auf Ihre Frage entgegen brachte. Selena hatte beides missachtet und schmunzelte kurz. Als sie im Auto saß schwand die freudige Stimmung und sie schluckte die kalte Panik herunter. Was wollte José bloß von ihr?

    „Wer mit sich selbst in Frieden leben will, muss sich so akzeptieren, wie er ist."

    Selma Lagerlöf

    2

    José Carrasac tippte ungeduldig mit dem Zeigefinger auf seinen Arbeitstisch und fragte sich, was Selena so lange aufhielt. Normaler Weise brauchte sie nicht länger als fünfzehn Minuten, aber heute waren schon dreißig Minuten verstrichen und sie war immer noch nicht da. Er hoffte wirklich dass ihr nichts geschehen war, denn sonst war sein Plan zunichte und er lebte nach einem einzigen Plan. Wenn José früh aufstand, dann hatte er einen Plan wie er vorgehen musste. Duschen, Zähneputzen, anziehen, runter in die Küche gehen und frühstücken. Zwei Tassen Kaffee mit Zucker und dazu gab es ein pochiertes Ei mit Tunfisch.

    Nur ab und an schlich sich in seinen Plan eine Abweichung. Es war zum verrückt werden! Seitdem Selena Bach bei ihm angefangen hatte, ging das schon so. Aber was sollte man schon dagegen unternehmen? Die Frau hatte eine Anziehungskraft wie die Erdanziehung selbst und man konnte unmöglich so blind oder dumm sein um sich nicht von ihr angezogen zu fühlen.

    Perfektion. Das war die beste Beschreibung für sie. Angefangen von den schlanken fesseln, über ihre langen wohlgeformten Beine bis hin zu ihrem straffen Hintern ging es über die Taille zur äußerst wohlgeformten Oberweite zu ihrem fantastischen Gesicht welches azurblaue Augen, einen sinnlichen Mund und eine süße Stupsnase beherbergte. Das Schlimmste an allem war die Tatsache, dass sie Schönheit, Intelligenz, Temperament und Schlagfertigkeit miteinander vereinte. Dennoch war sie nicht wie andere Frauen ihres Kalibers.

    Sie zählte nicht zu diesen Ich-besorg´s-dir-gleich-unterm-Tisch-damit-ich-befördert-werde-Flittchen sondern zu jenen die auffielen weil sie eben nichts dergleichen versuchte. Ganz im Gegenteil. Sie war beinahe unnahbar da sie sich nicht von jedem anfassen und schon gar nicht unter sich begraben ließ. Diese Frau verkörperte Sünde und Versuchung auf zwei Beinen und gleichzeitig hatte sie so viel Stolz und Würde, dass sie es nicht einsah sich so billig anzubieten und mit jemanden zu vögeln nur um weiter die Karriereleiter nach oben zu kommen. José vergrub seine Hände in seinem Haar und verstrubbelte es sich selbst.

    Selena Bach war ein Mysterium und genauso war auch der irrsinnige Vorschlag sie nach Portland zu schicken. Verdammt nochmal ... welcher Teufel hatte ihn geritten?! Er verlor nicht nur eine ausgezeichnete Arbeitskraft sondern auch eine Eroberung auf die es sich zu warten lohnte.

    Als schließlich die Tür zu seinem Büro aufgestoßen wurde, fiel es José wie schon so häufig schwer richtig zu atmen. Selena hatte eine wirklich intensive Wirkung auf ihn. „Buenos Dias, Selena. Danke. dass du gekommen bist. Ich muss mit dir reden. Bei den letzten Worten machte er eine anmutige und einladende Bewegung zu dem Stuhl vor seinem Schreibtisch. Er zuckte zusammen als er wieder einen Migräneanfall bekam. Das war bereits der vierte an diesem Tag. So etwas kann nicht gesund sein. Selena beäugte José vorsichtig und ergab sich dann ihrem Schicksal. Wenn sie gekündigt werden sollte, dann kurz und bündig und ohne großes Geplänkel. Als sie dann vor ihm Platz nahm und ihre Beine überschlug, sah sie ihn besorgt und herausfordernd an. Kündigung hin oder her, sie konnte nicht ihre Augen davor verschließen wenn jemand Schmerzen hatte. „José ist alles in Ordnung mit dir? Du siehst so blass aus.

    „Ja, ja ... natürlich ist alles in Ordnung bei mir. Nur ein Migräneschub. Mehr nicht. Da Selena selbst darunter litt, wusste sie wie schmerzhaft das sein konnte. Jedoch würde sie José nicht sagen, dass es nicht nur etwas Kleineres ist. Denn das mochte er nicht sonderlich. „Also warum bin hier? Was habe ich getan um gleich persönlich beim Chef zu landen? José antwortete nicht sofort und das war mehr als beunruhigend. Als sie nach fünf Minuten immer noch nichts hörte, beugte sie sich nach vorn um José besser ansehen zu können. Vielleicht war er ja eingeschlafen? Als sie die bleiche Haut und die leeren Augen sah, erschrak sie beinahe. Doch dann schob José eine Mappe herüber und Selena zuckte zusammen. Sie betrachtete die Mappe und danach sah sie José an bevor sie wieder die Mappe misstrauisch musterte. „Was soll das sein?! „Dein neuer Job. Er beginnt übermorgen., entgegnete José matt.

    Fio machte sich so langsam Sorgen. Seit dem Selena zurück gekehrt war, benahm sie sich so merkwürdig. Sie sprach kein Wort und sah abwesend und bleich aus. Sie reagierte auch nicht auf Klopfen oder Rufen und das schon seit geschlagenen zwei Stunden. Als Fio dann einen lauten Rums hörte, war es ihr egal ob Selena sie sehen wollte oder nicht. Schließlich war sie ihre Freundin und brauchte jetzt anscheinend ihre Freundin. Sie riss die Tür auf und sah sich im Zimmer um. Es war ein chaotisches Schlachtfeld. Alles lag verstreut auf dem Boden und dem Bett.

    Der Laptop lag aufgeklappt über der Bettdecke und war an, die Schranktüren standen offen und gaben den Blick ins Zentrum frei. Nur bunte Farben und luftige Sommerkleider. Passend zu Selena, denn diese liebte das Leben in vollen Zügen und verkörperte dies. Die Bücher und Illustrierten lagen auf dem Boden und ergaben ein interessantes Muster. Fio folgte der Spur wie Hänsel den Brotkrumen. Als sie in den kleinen Zwischenraum gelangte, zog sie verwirrt die Stirn in Falten. „Ähm Lena? Was willst du denn mit einem Parker und Rollkragenpullover? Sind das etwa Skistiefel?! Oh mein Gott! Eine Wollmütze. Darf ich mal? Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Fio auf den Stapel Winterkleider zu und nahm sich die Wollmütze. Sie setzte sie sich auf und stellte sich so, dass sie sich im Spiegel ansehen konnte. Dabei zog sie lächerliche Grimassen und kicherte wie ein kleines Mädchen. In dem Moment als Fio ihre Position veränderte und sie das Bild ihrer Freundin im Spiegel sah, verstummte sie augenblicklich. Sie drehte sich langsam um und sah Selena an. Tränen. Es waren Tränen auf Selenas Wange. Zum ersten Mal sah Fio wie ihre Freundin die Fassung verlor und sogar weinte. Dieser Umstand brachte ihre Welt dermaßen ins schwanken, dass Fio eine Zeit lang braucht um das zu verdauen. „Kleines ... Lena. Was ist denn los? Was ist passiert? Sie ließ sich vor Selena sinken und strich ihr die Tränen von der Wange, danach nahm sie sie in die Arme und drückte sie an sich. Selena begann zu schniefen und danach zu schluchzen. Fio zerriss es beinahe den Brustkorb als sie dies hörte. „Lena, bitte sag mir was los ist? Was wollte denn José von dir und wieso sitzt du inmitten von Winterklamotten? Wir haben doch dreißig Grad im Schatten. Und außerdem ... wieso weinst du?! Das macht mir Angst ..." Selena versuchte sich zusammen zu reißen und sah Fio ausdruckslos an. Nach dem Gespräch mit José hatte sie den Boden unter den Füßen verloren. Ihre sorgsam aufgebaute Welt mit der kostbaren alles-ist-gut-Seifenblase wurde innerhalb weniger Atemzüge zerstört. Bis auf die Grundmauern. Rückblickend betrachtet, wäre eine Kündigung wohl doch besser gewesen.

    „Ich ... ich ... ich fliege morgen Mittag nach Seattle um von dort aus nach Portland zu gelangen. José hat einen neuen Geschäftsführer für die hiesige Filiale gesucht und ich stand anscheinend bis oben auf der Liste der Kandidaten. Ich werde nicht so schnell nach Sevilla zurück kommen und die Sachen brauche ich damit ich mir nicht den Arsch abfriere." Selena schaute auf den Boden und vergrub ihre Finger in dem Material des Parkers.

    Sie hatte drei Anläufe gebraucht um Fio die Wahrheit zu sagen und nun bemerkte sie wie sich ihre Freundin versteifte. Selena sah sie an und erkannte sich selbst in ihr wieder. Schock. Die grünen Augen waren weit aufgerissen und der Mund stand offen. Entsetzen und Schock lagen auf Fios Gesichtszügen. „Das ... das geht doch nicht! Du musst dich wehren, hörst du?!, explodierte Fiola und war aufgesprungen. „Glaubst du denn wirklich, dass hätte ich nicht versucht?, erwiderte Selena resigniert und sah Fio schwach an. „José ließ mir zwei Möglichkeiten. Entweder ich nehme die neue Stelle an oder ich darf mir hier einen neuen Job suchen. Denn er würde mich auf die Straße setzen und dafür sorgen, dass ich nirgends in Spanien wieder einen Job finden werde. Ich wusste schon immer, dass ich ein

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