Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA
LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA
LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA
eBook497 Seiten6 Stunden

LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Folgt mir durch die Dimensionen der Fantasie, in die Tiefe der Vorstellungskraft auf den wundersamen Planeten Aravia, der in einer fernen Galaxis seine Bahnen zieht… Die Zukunft dieser leuchtenden Welt, voll hochentwickelter Kultur aber auch geheimnisvoller Magie, ist heute noch nicht geschrieben, doch der aufziehende Sturm der erblühenden Finsternis fügt dem Geschichtsbuch Aravias ein weiteres Kapitel des Krieges hinzu…

Die Erwählten zu finden, in allen Jahrhunderten, in allen Legenden - ein Bollwerk zu gründen gegen die Gefahr und für die Hoffnung aller Völker, dieser unwiderrufliche Eid oblag den letzten Helden einer Welt vor dem Abgrund. Lord Marzo von Finsterforst, Nachkomme adeliger Herrscher der vereinigten Königreiche, wuchs in friedlichen Zeiten heran. Der in ihm erblühende Wunsch, den Weg eines Kriegers zu beschreiten, sollte sich an einem schicksalsbehafteten Tag erfüllen. Die Geschicke der Vorsehung zeichnen den Weg Marzos in strahlenden, aber auch traurigen Farben, denn in allen Zeiten hat es Helden gegeben, welche die Geschicke Aravias formten. Manchmal in großen Schlachten, welche die die Äonen beeinflussten und ihren Weg in das Gedächtnis Aller fanden, manchmal in kleinen, persönlichen Konflikten. Oft beeinflusste eine Entscheidung für Rechtschaffenheit oder Zerstörung, Pflicht oder Regellosigkeit, nur den Lebensweg des Beteiligten.

Manchmal war es mehr als das.
Manchmal war es ein ganzes Zeitalter.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum10. Dez. 2012
ISBN9783844241228
LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA

Ähnlich wie LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA

Ähnliche E-Books

Fantasy für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    LEGENDEN DER BLUTWÖLFE - ARAVIA - Jörg Ringhoff

    Impressum

    Copyright: © 2012 Jörg Ringhoff

    Published by: epubli GmbH, Berlin, www.epubli.de

    ISBN: 978-3-8442-4122-8

    Legenden der Blutwölfe - Aravia® 2008 - 2012 von Jörg Ringhoff.

    Sämtliche Inhalte sind frei erfunden; Übereinstimmung mit Personen oder anderen Lebewesen sind rein zufällig und unabsichtlich. Alle innerhalb des Romans genannten und ggf. durch Dritte geschützten Marken- und Warenzeichen unterliegen uneingeschränkt den Bestimmungen des jeweils gültigen Kennzeichenrechts und den Besitzrechten der jeweiligen eingetragenen Eigentümer. Allein aufgrund der bloßen Nennung ist nicht der Schluss zu ziehen, dass Markenzeichen nicht durch Rechte Dritter geschützt sind!

    Das Copyright für veröffentlichte, vom Autor selbst erstellte Texte bleibt allein beim Autor des Romans. Eine Vervielfältigung oder Verwendung solcher Handlungen, Charaktere, Zitate und Texte in anderen gedruckten oder elektronischen Publikationen ist ohne ausdrückliche Zustimmung des Autors nicht gestattet.

    Besuche die Welt von Aravia auf Facebook : www.facebook.com/Legenden.der.Blutwoelfe

    LEGENDEN DER BLUTWÖLFE

    ARAVIA

    Von Jörg Ringhoff

    LEGENDEN DER BLUTWÖLFE

    Vorwort

    Seit jeher von Fantasygeschichten, Filmen und Onlinespielen inspiriert, habe ich mich dazu entschlossen, eine eigene Geschichte niederzuschreiben, also folgt mir durch die Dimensionen der Fantasie, in die Tiefe der Vorstellungskraft auf den wundersamen Planeten Aravia, der in einer fernen Galaxis seine Bahnen zieht...

    Hier gibt es dampfende Sümpfe in deren ewiger Dämmerung gefährliche Dämonen lauern, weite Ebenen mit bizarren, farbenprächtigen Bäumen; schroffe, karge Gebirge, die einen reizvollen Kontrast zu seinen leuchtenden, von Leben pulsierenden Städten darstellen, Zentren einer hoch entwickelten Kultur und Technologie. Aber Aravia ist auch eine Welt voller Zauberei und schwarzer Magie auf der man sich die Geschichte eines gefallenen Kaisers erzählt und Lieder singt von Helden und Legenden... den Blutwölfen von Donnerhall.

    Wer sich an ein solches Projekt mit diesen Dimensionen begibt, muss entweder naiv oder größenwahnsinnig sein. Nicht wenige haben diese Buchidee mit einem mitleidigen Lächeln zur Kenntnis genommen, und man kann es ihnen kaum verdenken. Aber mit einer gehörigen Portion Idealismus und der Liebe zum Thema Fantasyliteratur bin ich - frei nach Erich Kästners Motto „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" - vor einigen Monaten das Unmögliche angegangen. Aus einer kleinen Kurzgeschichte wurde im Laufe der Zeit ein fünfhundert Seiten starkes Manuskript in dem eine ganze Welt- die Welt Aravia- entstand.

    Das es nun tatsächlich zur Umsetzung gekommen ist, verdanke ich einigen besonderen Personen in meinem Umfeld, als allererstes meiner Freundin Sara für ihre Geduld und den kreativen Freiraum, Stefanie Kilp für viele Stunden der Wortschöpfung und Korrektur, sowie Guido Hochgrefe für seinen Eifer mich immer wieder zur Veröffentlichung zu motivieren.

    Darüber hinaus gilt mein Dank einer Vielzahl von Blutwölfen, die mich durch ihre Persönlichkeiten mehr als inspiriert haben, darunter namentlich Jörg Oberle, Anja Jaspers, Christian Gomolka, Sandra Rossdeutscher, Wilfried Moess, Daniela Prandtke, Marcus Kizilkaya, Bianca Bußfeld, André Netzker und vielen mehr.

    Dieses Buch ist all denen gewidmet, die Fantasygeschichten lieben. Ich hoffe ihr habt beim Lesen ebenso viel Spaß, wie ich es beim Schreiben hatte.

    Jörg Ringhoff, Oelde im Oktober 2012

    Die Welt von Aravia

    Vor Jahrtausenden zerrissen durch den Sturm der Dämonen, besiedelten die magiebegabten Elfen und Alben die Kontinente Aravias und verhalfen dem Planeten zur Zivilisation und neuer Blüte. Nach einer Dekade der Harmonie und des Friedens begannen die Alben ohne Wissen ihrer Brüder und Schwestern mit der verbotenen Pandemie zu experimentieren. Dieser Frevel riss deren Stadt Vineta und das gesamte Elfenreich in den Untergang. Die hoch entwickelte, aber nun verwünschte Rasse der Alben löste sich von den friedfertigen Elfen und benannte sich fortab nach dem Initiator der Pandemie; Schwarzalb. Der Kontinent in der Mitte des Weltmeeres beheimatet bis heute beide Völker und ist Zentrum der Magie Aravias.

    Ein jüngeres Volk des Planeten stellt die Zunft der Menschen dar. Wenig magiebegabt, aber von Natur aus wissbegierig besiedelten sie den großen östlichen Kontinent Aravias. Unter dem heiligen Kaiser der Menschen kannten diese nur einen natürlichen Feind, den Schwarzalben. Ein Bündnis mit den grobschlächtigen, primitiven Gorgonen sicherte zunächst die Grenzregionen der Menschenreiche und den Frieden Aravias. Durch die Intrigen der Schwarzalben rief das Gorgonenreich ohne Vorwarnung einen blutigen Krieg aus, das mächtige Bündnis der Barbaren und Alben stürzte die Menschheit und verbannte deren einst gütigen Kaiser. Dieser fristet als geisthaftes Wesen nunmehr sein Dasein im ewigen Eis seines Exils.

    Nach Jahrhunderten der Knechtschaft begehrten die Menschen unter Führung der königlichen Nachkommen Donnerhalls auf, das Bündnis mit der aus der Asche auferstandenen Elfenstadt Vineta, den mutigen Zwergen aus Hammerfest, den kleinwüchsigen Naturwesen der Dryaden und den aus der Tiefe der Welt- Granumgard stammenden, insektenartigen Argosianern überrannte die Gorgonen und warf sie weit auf den tristen, verdörrten Kontinent Grimgard zurück. Die Bruderschaft der vereinigten Reiche war geboren, ihr Wahrzeichen bis heute die majestätische Stadt Donnerhall im Osten.

    Nach weiteren Jahrhunderten des Friedens facht die Glut eines erneuten Krieges nun wieder auf. Gorgonen, Schwarzalben, mächtige, stierähnliche Minotauren und die wandelnden Kadaver der Widergänger bereiten sich unter dem Banner der Kultisten auf ein neues Zeitalter, ein Zeitalter ihrer blutigen Herrschaft vor.

    Über dem drohenden Krieg zwischen Bruderschaft und Kult schwebt zudem der Fluch des verbannten Kaisers, der die pestartige Pandemie und dunkle, wiedergeborene Fylgien auf die Welt hernieder regnen lässt.

    Dies ist Aravia… dies ist eine Welt vor dem Abgrund… und doch ist sie auch die Heimat abenteuerlicher Geschichten und Legenden... Diese nennt man nicht etwa Kriegsherren, Generäle oder gar Helden … Sie sind das Bollwerk der Rechtschaffenheit, die Blutwölfe von Donnerhall, die so manche Melodie der Ewigkeit spielen…

    Die Zukunft aller Völker ist heute noch nicht geschrieben, doch die Vorsehung fügt dem Geschichtsbuch Aravias ein weiteres Kapitel des Krieges hinzu…

    Wie alles begann

    Prolog

    Seit dem Anbeginn der Zeit trugen die Mächte des Chaos und der Ordnung ihren Kampf um die Vorherrschaft im Universum aus. Dann und wann neigte sich die Waagschale zugunsten einer der großen Kräfte, wenngleich keine der beiden Seiten je den endgültigen Sieg erringen konnte. Manche, Weise in der Augen der einen, Narren für die anderen, gingen sogar so weit zu behaupten, diese zwei Gewalten wären die sich ausgleichenden Teile eines Ganzen und der Sieg einer Hälfte und die sich daraus ergebende Vernichtung der Anderen, würde das Ende allen Daseins bedeuten.

    Und doch gab es immer jene, die sich einer der beiden Seiten verschrieben und für sie kämpften. In allen Zeiten hat es Helden gegeben, welche die Geschicke der Welt formten. Manchmal in großen Schlachten, welche die Äonen beeinflussten und ihren Weg in das Gedächtnis Aller fanden, manchmal in kleinen persönlichen Konflikten.

    Oft beeinflusste eine Entscheidung für Rechtschaffenheit oder Zerstörung, Pflicht oder Regellosigkeit, nur den Lebensweg des Beteiligten.

    Manchmal war es mehr als das.

    Manchmal war es ein ganzes Zeitalter.

    Kapitel 1

    Langsam wanderten die ersten Sonnenstrahlen durch das kleine Fenster und tauchten den schäbigen Holzboden in ein warmes, goldenes Licht, welches dem spärlich möblierten Raum etwas Gemütlichkeit verlieh. Kein Bild schmückte die kargen Wände, kein Teppich wärmte den Bewohnern im Winter die Füße, ganz im Gegensatz zum anliegenden Herrenhaus. Lediglich zwei einfache Betten standen rechts und links neben einem alten Holzschrank.

    Ein junger Mann mit langem dunkelbraunem Haar und winzigen Bartstoppeln lag in einem dieser Betten. Sein entspannter, glücklicher Gesichtsausdruck ließ einen wundervollen Traum erahnen. Die aufgehende Sonne streifte das friedliche Gesicht des schlafenden Jungen und holte ihn allmählich aus dem Schlaf. Müde blinzelte der junge Mann durch die verschlafenen Augen. Wieso kam der Morgen denn nur immer so schnell? Ein kurzer Blick auf das zweite, jedoch leere Bett, verriet ihm, dass sein Bruder schon längst aufgestanden war. Der Tag hatte noch nicht begonnen und schon nagte das schlechte Gewissen wieder an ihm.

    Eigentlich hätte er auch gleich liegen bleiben können. Besser würde der Tag wohl nicht mehr werden.

    Er richtete sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Irgendetwas hatte er doch gerade noch geträumt. Es war... es war nicht mehr greifbar. Die Erinnerung daran, so nah sie auch schien, entwischte jedes Mal aufs Neue bevor er sie festhalten konnte... Aber er fühlte, dass es etwas sehr Schönes gewesen sein musste.

    Mühsam schwang er ein Bein aus dem Bett und zog schwerfällig das Zweite hinterher. Es war natürlich besser jetzt schon aufzustehen, bevor sein Vater wieder ungehalten wurde, weil er die Frühstückszeit verschlief. Er wollte ihm schließlich nicht noch mehr Gründe liefern ihn zu tadeln.

    Ausgiebig streckte er sich und langsam wich die Müdigkeit aus seinen Knochen. Ein neuer Tag, bedeutete schließlich eine neue Chance, dachte er sich, seinen Vater vor Augen, mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.

    Vielleicht lag es an diesem schönen Traum, aber er sprang voller morgendlicher Energie aus dem  Bett - Frühsport war nun angesagt. Rauf, runter, rauf, runter.

    Als er beim sechsundfünfzigsten Liegestütz angelangt war öffnete sich quietschend die Zimmertür und sein Bruder lugte hinein. Sogleich schoss dem jungen Mann in den Kopf, dass er gestern noch den Auftrag hatte die Tür zu ölen.

    „Marzo aufstehen, Vater will das du ... Oh du bist schon wach und du machst wieder deine unsinnigen Übungen? Na dann beeil dich damit, Vater hat einige Aufgaben für dich.", dann verschwand er wieder.

    ´Unsinnige Übungen, unsinnige Übungen.´. Eines Tages würde er sich ihnen beweisen. Na gut er war vielleicht nicht der Erstgeborene der Lordschaft Finsterforsts, trotzdem konnte er es jederzeit mit seinem Bruder Askan aufnehmen und ihm dieses überhebliche Grinsen aus dem Gesicht prügeln - nun ja, eines Tages. Aber wenn Marzo nur fleißig weiter trainierte, siebenundfünfzig, dann würde er seinem Bruder, achtundfünfzig, und seinem Vater, neunundfünfzig, endlich zeigen, dass ein wahrer Krieger in ihm steckte… Sechzig, er liebte seine Familie, Einundsechzig, jawohl er liebte sie, Zweiundsechzig, Dreiundsechzig …

    Der Schweiß rann Marzo mittlerweile in dicken Perlen über die zitternden Arme, vielleicht war es nun doch Zeit aufzuhören und endlich frühstücken zu gehen, danach konnte er immer noch weitermachen.

    Marzo verließ die kleine, dem Wald nahe Hütte auf der abgelegenen Seite des Anwesens und schritt auf die Rückseite des Herrenhauses zu. Kurz darauf betrat er die prunkvolle Küche, wo sein Vater und Bruder bereits am Tisch zusammen saßen und sich über den bevorstehenden Tag unterhielten. Wieder einmal stellte Marzo fest, dass er mit den beiden nicht die geringste Ähnlichkeit besaß. Er wirkte zu jeder Jahreszeit sonnengebräunt mit dunklen Haaren und dunklen Augen, Bruder und Vater hingegen bleich und letzterer darüber hinaus noch von Schlachten gezeichnet. Der Grund war klar, es lag wohl hauptsächlich daran, dass Askans Mutter nicht die seine war und wie man ihm so oft vorhielt, dass schon sein Aussehen ein Zeichen der Schwäche war.

    „Guten Morgen Askan! Guten Morgen Vater.", er versuchte möglichst freundlich zu klingen.

    Sein Bruder nickte ihm kurz zu.

    „Guten Morgen? Wohl eher Guten Tag, mein Sohn.", erklang die tadelnde Stimme seines Vaters Kane, Hochlord der Dynastie von Finsterforst.

    „Die Sonne steht schon gewaltig hoch und in fünf Stunden ist bereits Mittag. Du hast dir wahrlich einen schlechten Tag zum Faulenzen ausgesucht. Wenn mich nicht alles irrt, solltest du doch heute im Wald Holz holen!"

    „Ja Vater", schuldbewusst senkte Marzo den Blick, er konnte den stechenden Augen seines Vaters nicht standhalten. Dieses einnehmende Gefühl der Schwäche, das sich gerade seine Wirbelsäule hinab in den Magen vorarbeitete, war allgegenwärtig in der Anwesenheit seines Vaters. Der Mann war es gewohnt, dass man jedes seiner Worte als Befehl verstand und ohne Widerrede gehorchte.

    „Hier fang!, er warf Marzo lachend ein Stück Brot zu, „Und nun nimm das Beil und mach dich auf in den Wald mein Sohn. Gräme dich nicht, ein gewaltiger Krieger mag einst aus dir werden, aber für heute belassen wir es beim Holzhacken. Dein Bruder wird heute hier bleiben und mit mir trainieren. Versuche rechtzeitig zum Mittag zurück zu sein.

    Marzo hob den Brotkanten auf, den er zu fangen verpasst hatte und verließ schweigend die Behausung. Eigentlich liebte er die frische Morgenluft des Dunkelwalds, aber heute war wieder einer dieser Tage. Einer dieser ganz normalen Tage im zweitklassigen Leben eines zweitklassigen adeligen Sohnes.

    Der Hunger war ihm vergangen, also schob er sich den Kanten in die Hosentasche. Er zog das Beil aus dem Hackklotz, der vor dem aufwendig und liebevoll verzierten Eingangstor des Herrenhauses stand. Gedankenverloren blickte er hinüber zu dem Übungsplatz, auf die vielen blank geputzten Waffen der Stadtwache. Schwerter, Messer, Dolche, Äxte und Säbel hingen fein säuberlich aufgereiht in ihren Halterungen. Kaum zwanzig Schritt entfernt und doch unerreichbar für ihn. Er durfte den Platz nie betreten und auch nur eines der Schwerter anfassen. Er war schon fast siebzehn Jahre alt, aber trotzdem hielt ihn sein Vater noch für zu jung. Sein Bruder trainierte hier seit einem Jahr, nun- Askan war auch der Erstgeborene und zwei Jahre älter.

    Mit einem stillen Nicken festigte er den Griff um das Heft des Beils und schritt gen Dunkelwald.

    Das Anwesen in Finsterforst lag nur wenige Tagesreisen von Donnerhall entfernt, eine der wenigen großen Städte Aravias. Marzo wusste nicht viel über das Zeitalter des großen Kriegs und dem Dämonensturm, außer dass es die Zeit gewesen war, in welcher diese seltsamen Lebewesen, die sein Urgroßvater immer „Dämonen" nannte, das gesamte Land verheert hatten und sich alle Menschen, Zwerge und was es sonst noch so auf der Welt gab in unterirdischen Städten versteckten mussten um zu überleben. Diese Invasion lag aber auch schon tausende Jahre in der Vergangenheit und Donnerhall hatte den Zeiten getrotzt.

    Er würde gern einmal diese große Stadt besuchen, so wie sein Vater es oft tat wenn er arbeiten musste, aber der junge Mann wusste genau, dass er ihn niemals mitnehmen würde. Er war eben nur der ungeliebte Zweitgeborene. Dabei malte er sich oft aus wie das Leben in der Stadt so sein musste. Er hatte gehört, dass dort unzählige Menschen lebten, unter den normalen Bauern und Händlern auch Krieger, Zauberer und Ritter. Er hingegen hatte auf der wenig genutzte Handelsstraße Richtung Agramon, neben dem gelegentlichen Handelsreisenden, lediglich einmal einen Kürschner und ein anders mal einen Schmied zu Gesicht bekommen.

    Marzos Schritte wurden immer langsamer und lustloser. Schon die Vorstellung, den ganzen Vormittag im Wald zu verbringen, einen Baum auszusuchen, diesen dann zu fällen, zu entasten und ihn dann den ganzen Nachmittag lang nach Hause zu schleppen war wahrlich keine der Heldentaten von denen er immer träumte. Jeden Tag irgendeinen Bauerndienst. Graben, pflügen, putzen, Holzhacken, bewässern, jäten - als ob er nicht adeliger Abstammung, sondern eher Landmann wäre! Er war verdammt noch mal ein richtiger Krieger, mindestens ebenso sehr wie sein Bruder. Der hatte natürlich nichts mit solch niederen Arbeiten am Hut, Askan durfte zusammen mit ihrem Vater trainieren, ausreiten und jagen.

    Es waren immer noch gute zwei Meilen bis zum dichteren Waldstück als ihn eine glockenhelle, liebliche Stimme aus seinem Selbstmitleid riss:

    „Wohin des Wegs junger Freund?" Eine Elfenfrau in dunklen Gewändern hockte gelangweilt unter einem Baum und kaute auf einem Grashalm.

    „Wald... Ich äh... in den Wald meine ich.", verwundert beäugte er die Elfe. Was wollte sie denn von ihm? Außerdem hatte er noch nie zuvor ein solches Lebewesen gesehen, er kannte Elfen nur aus Büchern und Erzählungen seines Vaters, hier in diese Gegend verirrten sich selten Fremde und wie einer dieser reisenden Trödler sah sie auch nicht aus. Sie war hochgewachsen und hatte beinahe ebenso langes bläuliches Haar. ´Muss eine ganz schöne Arbeit sein das jeden Morgen zu kämmen´, schoss es Marzo durch den Kopf.

    „Wie schön.", sagte sie mit einem leicht arroganten Ton und ebenso leichten Schmunzeln.

    Verwundert hob Marzo die Augenbraue.

    „Das ist auch mein Weg. Du siehst recht kräftig aus. Schon wollte er sich geschmeichelt fühlen, doch ihr anschließendes „Hier nimm meine Tasche belehrte ihn eines Besseren, dachte er sich, natürlich sprach ihn niemand an, der nichts von ihm wollte.

    Der junge Mann verdrehte die Augen: „Gut Elfe. Wenn es sein muss.", mürrisch griff er mit der Linken nach dem Beutel der neben ihr lag - und vermochte ihn kaum anzuheben.

    Verdutzt sah er die geheimnisvolle Frau an: „Bei Sigurd Stahlbrecher, was habt Ihr da drin? Steine?"

    „Och Menschling, nur dies und das was ich so zum Leben benötige. Ist das Säckchen dir etwa zu schwer?"

    „Na... natürlich nicht.", das konnte Marzo nicht auf sich sitzen lassen. Den Beutel einer elfischen Frau nicht heben zu können war ja wohl der Tiefpunkt seines langweiligen Lebens. Er legte das Beil beiseite, umfasste den Beutel nun mit beiden Händen und wuchtete ihn sich auf den Rücken. Bei allen Göttern der muss ja beinahe hundert Pfund wiegen schätzte der junge Mann.

    „Na gut Kleiner dann wollen wir mal.", grinste die Elfe und ergriff ihren Wanderstab.

    `Kleiner ... Kleiner! ´ - er konnte die geheimnisvolle Frau jetzt schon nicht mehr leiden. Sie konnte ja wenigstens nett zu ihm sein, wenn er schon ihre schweren und wahrscheinlich ebenso wertlosen Sachen durch die Gegend hievte.

    „Wohlan junger Mensch, erzähl mir etwas von dir. Dann vergeht die Zeit gleich doppelt so flink." Die Elfe legte einen ganz schönen Schritt vor, Marzo hatte Mühe ihr zu folgen und nun wollte sie ihm auch noch ein Gespräch aufdrängen.

    „Ich bin ... uff... Marzo, Sohn der Dynastie derer von Finsterforst. Östlich von hier gelegen, südlich des Waldes von Stahlbruch, befindet sich unser Anwesen.

    Und Ihr ? Wo wollt Ihr eigentlich hin?", keuchte er und fragte sich, ob er diesen Beutel noch länger würde schleppen müssen. Inzwischen würde er der Elfe lieber eine Notlüge auftischen, dass er keine Zeit mehr habe oder in eine ganz andere Richtung musste oder etwas in der Art, statt sich weiter abzumühen. Außerdem hatte sie etwas Unheimliches an sich, das er nicht einordnen konnte. Ihr ganzes Auftreten war völlig anders als er es von einer Elfengeborenen erwartet hätte.

    „Nun denn Elfe, was ist mit Euch? Ich hab Euch hier noch nie gesehen."

    Verschmitzt grinste ihn die Frau an: „Ich komme aus der Siedlung Sternenbucht bei Vineta, also von weit her. Mein Name ist Sienna, Schildwache von Svartberg und Schülerin der heiligen Norwiga. "

    „Norwiga - diesen Namen habe ich doch irgendwo schon einmal gelesen.", dachte Marzo laut nach.

    „Ja ich weiß", ein unbeabsichtigtes Grinsen huschte von ihm unbemerkt über ihre Züge und sie schritt noch kräftiger aus.

    „Ihr wisst? Woher wisst Ihr das? Soweit ich mich erinnere war Norwiga ein Mitglied des Rates der Legenden, ihre Taten überliefert bis über die vereinigten Reiche hinaus. Kanntet Ihr sie? Aye! Wartet doch! Bei Sigurd Stahlbrecher., Sienna hatte nun schon einen Vorsprung von gut zwanzig Schritten. „Verdammt! So wartet doch etwas!, Der junge Adelige rannte der Elfe hinterher. Bei jedem Schritt schlug ihm der Inhalt des Beutels schmerzhaft gegen seinen Rücken. Erst nach einer halben Meile holte Marzo sie endlich am Waldrand zu Agramon ein.

    „Uff... puh ... Ihr legt ganz schön was vor. Das hätt´ ich Euch gar nicht zugetraut Sienna.", erschöpft setzte er sich zu Boden, lehnte er sich an einen Baum und rang nach Luft.

    „Na, na, na, na! Diese strammen Muskeln wollen jetzt doch wohl nicht schon schlapp machen? Nun gut, du erwischst mich heute auf gesprächigem Fuß. Wenn du dich jetzt aufrappelst und weiter mitkommst, werd ich dir auch ein paar deiner Fragen zu Norwiga beantworten. Das ist dann doch wohl ein guter Tausch oder?", Sienna stützte sich auf ihren Stab.

    „Ist es noch weit?, fragte Marzo vorsichtig. Sie zuckte nur mit den Schultern und schritt schon wieder weiter. „Ja, ja ich komm ja schon., murmelte der junge Lord für sich, hob den zentnerschweren Beutel auf und trottete ihr hinterher. Kurz darauf hatte er den kleinen Vorsprung schon wieder aufgeholt.

    „Meine Dame, vorhin spracht Ihr über die heilige Norwiga. In den alten Schriften Finsterforsts wurde sie als unerschrockene Ritterin beschrieben. Schon als kleines Kind verschlang ich Geschichten über diese legendäre Frau. Was wisst Ihr von ihr? Ich meine, eigentlich kann sie Euch nicht persönlich bekannt sein, sie starb zu Zeiten als ich noch wohlbehütet in der Wiege lag."

    Sienna sah ihn mit beinahe traurigen Augen an: „Ach Menschling… Gestorben? Wer hat dir nur erzählt, dass die heilige Norwiga tot ist? Das war doch bestimmt dein alter Herr oder? Marzo nickte. „Nun dann lass dir von mir sagen dass sie noch nicht gestorben ist. Sie musste einfach nur ... fort aus Finsterforst … fort von dem allen hier.

    Das war zuviel für Marzo. Seine Beine gaben nach und er stolperte zu Boden.

    „Passt auf den Beutel auf! Na kommt schon, ist das nicht eine freudige Nachricht für Euch?"

    Seine Gedanken schwirrten wie ein Mückenschwarm.

    „Ihr lügt! Wie- wie war sie - ich meine wie ist sie denn so? Wo ist sie jetzt? "

    „Oh sie ist eine schöne und besonders starke Frau."

    „Mein Vater hat mir aber etwas ganz anderes erzählt.", antwortete Marzo skeptisch.

    „Glaubt mir Menschling, ich kenne Norwiga besser als dein Vater sie je kannte. Lasst Euch von ihm keine Märchen erzählen. In seinen guten Tagen war er einmal ein ganz passabler Kämpfer … Hochlord Kane … nun, das habe ich zumindest gehört. Fürwahr wirkt er auch heute noch sehr kräftig. Bildet er Euch in der Kriegskunst aus?" Abschätzig musterte sie ihn wie einen Gaul, der zum Verkauf stand.

    „Mich? Nein! Gemäß der Familientradition unterrichtet mein Vater nur meinen älteren Bruder, Askan. Dem Erstgeborenen gebührt die Ehre, auf den Schlachtfeldern Aravias Ruhm und Ehre zu finden. Manchmal wünschte ich, ich wäre der Erstgeborene gewesen - dann würde ich..."

    „Oh Marzo, was äußerst du hier für einfältige Wünsche., fiel sie ihm ins Wort.  „Wenn du der Erste gewesen wärst, hättest du jetzt einen solch sonderbaren Namen wie ´Askan´.

    Verblüfft schaute er Sie an, dann lachten beide lauthals los.

    Langsam wurde Marzo wieder ruhiger und dachte nach. Warum lachte er eigentlich? Es war doch eher traurig und … wahrscheinlich log ihm Sienna die Hucke voll, nur damit er ihren Unrat noch ein paar Schritte weiter schleppte.

    „Aber Marzo klingt auch nicht gerade heldenhaft. Habt Ihr jemals von einem Helden gehört der Marzo hieß?".

    Tröstend legte Sienna ihre Hand auf seine Schulter: „Marzo ist doch ein wunderschöner Name. Den hat deine Mutter extra für dich ausgesucht. Du solltest stolz auf ihn sein. Er bedeutet soviel wie „ Wut oder „ Furor in ... einer anderen Sprache."

    Marzo sah Sienna an.

    Unter ihrer Kapuze konnte er ein zartes Lächeln erahnen.

    Kapitel 2

    In nachdenklicher Stille schritten beide nebeneinander. Marzo versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen. Noch immer beherrschte vor allem Verwunderung über diese merkwürdige Person seinen Geist und er fragte sich, ob und wenn welche Bedeutung sie für ihn haben würde. Er konnte sich dem Gefühl nicht entziehen, dass hier besondere Umstände dabei waren sich zu entfalten. Verstohlen warf er gelegentliche Blicke in ihre Richtung. Was Sienna dachte oder fühlte war für ihn jedoch nicht zu erkennen.

    Plötzlich schreckte er auf und wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen. Aus dem Halbschatten des Waldes heraus hatten sich ihnen in Lederkluft gekleidete Gestalten in den Weg gestellt. Schwarze Tücher verdeckten ihre Gesichter und zeigten nur drei Paar kalt blitzende Augen.

    Es schien ihm als ob sie dachten, der einfachste Weg an sein Hab und Gut zu kommen wäre es seiner Leiche abzunehmen.

    Marzo sah Sie aufsässig an. Was nahmen sich diese dreckigen Diebe heraus, ihn in seinem eigenen Wald überfallen zu wollen? Immerhin war er fast jeden Tag am Waldrand zu Agramon unterwegs. Schwarze Tücher als Maskierung? Er hatte vom zunehmenden Einfluss der Falschmünzer und deren Bruderschaft in Agramon gehört, aber hier hatte er noch nie welche gesehen.

    Weniger bewusst als durch Instinkte geleitet, machte Marzo einen Seitenschritt und stellte sich, wie er meinte, schützend vor Sienna und seine Füße fest in schulterbreite auf. Er drehte den Gegnern seine linke Körperhälfte zu, und ballte die Fäuste vor seiner Körpermitte.

    „Es scheint, als hätten wir diesmal einen Helden vor uns hörte er einen der im Hintergrund stehenden knurren. An den Augen konnte man das verächtliche Grinsen der beiden anderen erkennen, allerdings ließ keiner auch nur für den kürzesten Moment den Blick von Sienna und ihrem Begleiter. „Das sind keine Anfänger dachte er sich und schluckte, als er merkte wie routiniert seine Widersacher sich in dieser Situation verhielten.

    „Ich alleine gegen drei erfahrene Kämpfer? Verdammt, das sieht übel aus. So habe ich mir meinen ersten Kampf nie ausgemalt."

    Langsam schlossen die drei Falschmünzer zu ihnen auf und begannen sie einzukreisen. Auch wenn es sich nur noch um Sekunden handeln konnte bis der Angriff erfolgte, lief vor Marzos Auge alles in Zeitlupe ab. Er konnte erkennen, wie der augenscheinliche Anführer der Drei mit einem kurzen Wink Anweisungen zur Aufstellung und dem unmittelbar bevorstehenden Angriff gab. Er sah wie sich das diffuse Waldlicht durch ein Loch im Blätterdach auf einem der nun gezogenen Kurzschwerter brach. Er konnte den modrigen Waldboden riechen und wunderte sich, trotz der Situation, warum dieser hier so viel übel riechender war als anderswo im Wald.

    „Ihr verschwindet jetzt besser, sonst werdet ihr es bereuen, Diebesgesindel!", Der junge Lord Marzo versuchte seine Stimme fest und sicher klingen zu lassen, auch wenn ihm so gar nicht danach zumute war. Ein wahrer Held beeindruckt seine Feinde alleine durch sein Auftreten und verschafft sich damit einen Vorteil im Kampf. Zumindest hatte er das gehört.

    Doch irgendwie hatte das nicht den gewünschten Erfolg, im Gegenteil, sie schienen, nach ihrer Körperhaltung, eher amüsiert und entspannt als auf der Hut. Marzo sank leicht in sich zusammen. Was sollte er nur machen?

    Der Anführer stellte sich mit offenen Armen vor den jungen Lord und forderte ihn damit spöttisch dazu auf anzugreifen.

    Es musste sein.

    Dies war die einzige Chance - und die musste er ergreifen.

    Hier konnte er sich als richtiger Krieger erweisen und es seinem Vater und so merkwürdig es klang, auch dieser hochnäsigen Elfe beweisen, beweisen was in ihm steckte.

    Mit einem ebenso wilden wie ungeschickten Angriff stürmte Marzo nach vorn - aber sein Gegner war viel zu schnell. Die Faust ging ins Leere und das Knie seines Gegners bohrte sich schmerzhaft in seine Magengegend. Noch bevor er wusste wie ihm geschah traf ein Schlag sein Gesicht und schickte ihn sofort zu Boden. Wie in weiter Ferne hörte er das Lachen der drei Schurken. In seinen Ohren klingelte es unangenehm laut und sein Hals pochte quälend.

    „War das alles du Welpe?", höhnte ihn der Anführer an, augenscheinlich nicht an einer Antwort interessiert.

    Es war aus.

    Der Kampf war vorbei, noch bevor er richtig begonnen hatte und er wusste nicht, was ihn mehr schmerzte. Sein bevorstehender Tod, oder die Möglichkeit sich niemals bewiesen haben zu können.

    „Das ist genug!"

    Gelassen stütze sich Sienna auf ihren Stab, als ob das ganze eine Plauderei unter Freunden wäre.

    „Ihr hattet eure Unterhaltung. Aber jetzt solltet ihr gehen"

    Siennas weiche Stimme klang entspannt und nicht gerade furchteinflößend. Aber die Bestimmtheit ihres Tonfalls ließ die drei Angreifer kurz verunsichert zögern. Nachdem ihr Anführer ihnen mit einem kurzen Handzeichen signalisierte, wie geplant anzugreifen, bewegten sie sich jedoch wieder vorwärts, wenn auch spürbar vorsichtiger.

    „Nun … ihr wurdet gewarnt."

    So etwas wie Vorfreude lauerte in ihren Worten und Marzo beäugte die Situation mit blankem Erstaunen vom Boden aus.

    Schneller als seine Augen ihr folgen konnten war die Elfe plötzlich inmitten ihrer Gegner. Mit einer einzigen, fließenden Bewegung traf sie die ersten beiden Gegner mit einem wirbelnden Tritt und einem weit ausholenden Schlag ihres Stabs, und schickte im gleichen Augenblick auch den dritten Gegner in der Vollendung dieses Schwungs zu Boden.

    Marzo konnte es nicht fassen. Auch diesmal war der Kampf vorbei bevor er begonnen hatte.

    Sienna stand, sich demonstrativ gelangweilt auf ihren Stock abstützend, daneben als ob nichts passiert wäre. „Na komm Marzo steh auf, wir müssen weiter", sie reichte ihm ihre Hand.

    Unsicher zog sich der junge Mann an ihr nach oben. „Wie... habt Ihr das gemacht?"

    Voller Misstrauen beäugte Marzo ihre schlanken Arme und das samtweich anmutende Gesicht. Nicht ein einziger Schweißtropfen war zu sehen. Langsam beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Die Frauen die er kannte waren zu so etwas normalerweise nicht in der Lage.

    Verlegen klopfte er den Dreck von seiner Hose und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Eine kleine Blutspur zeugte davon, dass er sich die schmerzende Oberlippe nicht bloß einbildete.

    „Mir geht es blendend", sagte er wie zu sich selbst, warf sich den schweren Beutel über und setzte seinen Weg fort. Er hätte vor Wut schreien können, würde er sich nun umdrehen, dann wäre ihm sicher das breite, fröhliche Grinsen in Siennas Gesicht aufgefallen.

    Irgendwann, er wusste gar nicht mehr wie lange es her war, hatten sie den Weg verlassen um quer durch das Unterholz zu marschieren. Lord Marzo achtete nicht mehr darauf. Seine Beine schmerzten, sein Rücken war ein einziger großer blauer Fleck und der Magen knurrte wie eine Herde wütender Garudas. Er starrte nur stur auf den Boden direkt vor sich um nicht schon wieder über eine verdammte Wurzel zu stolpern.

    Was tat er hier eigentlich? Anstatt ihm etwas von der heiligen Norwiga zu erzählen hatte Sienna nur noch geschwiegen - oder Marzo war einfach zu sehr mit sich selbst beschäftigt um ihr zuzuhören. Der Zwischenfall mit den Falschmünzern ließ ihn nicht mehr los. Sienna erschien ihm seither mächtig und unheimlich. Würde er den Beutel fortwerfen und weglaufen, hätte ihn die Elfe sicherlich nach wenigen Augenblicken eingeholt und ebenfalls so zugerichtet wie die drei Wegelagerer zuvor.

    „So, wir sind da", bemerkte Sienna gut gelaunt. Als Marzo mühsam den Blick hob, sah er mitten im dichten Wald eine kleine Blockhütte stehen. Sie mussten sich irgendwo am Bergpass der Vergessenen befinden. Die alte und unheimliche Festung Albenstein lag hier irgendwo in der Nähe, schauderte der junge Mann.

    „Warte ich nehm dir den Beutel ab", leicht ergriff Sienna ihr Gepäck und setzte es an der Eingangstüre ab. Irgendwo tief im jungen Lord wollte sich noch ein Teil darüber wundern wie die Elfe das nun wieder fertig gebracht hatte - dieses schwere Ding einfach so anzuheben, aber langsam wunderte ihn gar nichts mehr. Die Welt war in diesen Zeiten eben voller Verrückter - so musste es sein.

    Das Häuschen, vor dem er stand, schien sehr alt zu sein. Es war von einer dicken Moosschicht bedeckt und von Pilzen und Farnen überwuchert. Ein dünner, aus dem kleinen Schornstein aufsteigender Rauchfaden, war das einzige Zeichen, dass hier jemand lebte.

    Seltsam, dachte er sich, seit seiner frühesten Kindheit hatte er sich hier und in der Nähe des Passes aufgehalten, aber ihm war noch nie aufgefallen, dass hier jemand wohnte.

    Vielleicht war die Bewohnerin eine der bösartigen Hexen des Waldes, wie die alte Susan nahe der Stadtgrenze. Andererseits war der Dunkelwald sehr weitreichend.

    „Sohn Finsterforsts, betritt die Behausung und stelle Dich Deinem Schicksal!"

    Marzo drehte sich erschrocken zur Elfe herum. Was sollte das bedeuten? Bevor er wusste wie ihm geschieht, hatte sie ihn schon sanft aber bestimmt in die Hütte geschoben.

    Es war sehr dunkel und es roch modrig. Es schien als wäre Jahrhunderte lang niemand mehr hier gewesen. Unerwartet trat aus dem Schatten eine Person. Marzo versuchte seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen und fixierte sein Gegenüber. Vor ihm stand eine Frau, ebenso groß wie er, mit langen schwarzen Haaren. Sie trug goldene Schulterstücke und einen imposanten Brutharnisch. Eine gewaltige Axt war auf ihrem zugegebenermaßen sehr männlichen, muskulösen Rücken geschnallt. Langsam schritt sie auf den Lord zu.

    „Hast du Hunger junger Mann? Ich hab noch einen Rest Suppe im Kessel, natürlich nur wenn du magst."

    Die bloße Erwähnung der Wortes ´Essen´ löste spürbare seelische und körperliche Schmerzen in Marzo aus. Egal ob sie nun eine Hexe oder eine Kriegerin war, dies schien ihre Hütte zu sein und sie hatte etwas zu Essen bei sich.

    „Danke meine Dame. Das wäre zu gütig."

    Das Stück Brot aus der Hosentasche und die warme Suppe beruhigten seinen Magen und hoben auch seine angeschlagene Stimmung wieder. Während des Essens sprachen beide kein Wort, dennoch schaute sich der junge Mann zwischen den Bissen staunend in der Hütte um.

    Das Innere glich eher einer Waffenkammer als einem Wohnraum. Wo andere Leute Bilder dekoriert hatten, hingen Schwerter und Schilde an der Wand. Statt Blumensträußen lagen Dolche auf dem Nachttisch. Äxte, Keulen, Lanzen, Speere.

    All das schien diese mysteriöse Frau aufzubewahren, die Gebrauchsspuren deuteten gleichermaßen die rege Benutzung dieses Arsenals an.

    Er hatte noch nie so viele Waffen verschiedener Form und Herstellung gesehen - und sein Vater hatte seinerseits schon genug gehortet. Diese Kriegerin schien sich für ganz besonders harte Zeiten zu rüsten.

    Trotz all seiner Neugier traute er sich dennoch nicht ihr eine Frage zu stellen, wer sie war und was sie hier machte, er betrachtete nur voller Begeisterung die seltenen Stücke. In Gedanken stellte er sich vor diese Waffen zu schwingen. Mit viel Eleganz und Anmut wie es sein Vater tat.

    Der Ruhm und die Ehre einer Schlacht, der Triumph im Kampf, das war es was er sich in diesem Augenblick wünschte. Dann hätte er die Falschmünzer vorhin auch alleine besiegt und nicht… der Gedanke an die Niederlage kratze und bohrte stark in seinem Inneren und ließ ihn nicht los. Man hatte ihn einfach belacht und verprügelt wie einen wehrlosen Welpen und eine mädchenhafte Elfe musste ihn retten.

    „Hat es geschmeckt?" Die Frau riss ihn aus seinen düsteren Gedanken.

    „Interessant meine Dame. Es ... es ging so … Was war das denn für eine Suppe?"

    „Das... willst du nicht wissen Jüngling. Glaube mir. Manches schmeckt einfach besser, wenn man nicht weiß was es ist.", sie lächelte und entblößte eine Reihe schneeweißer Zähne.

    „Meine Dienerin Sienna führte dich zu mir Menschensohn, aber musstest du nicht noch aus einem anderen Grund in den Wald?"

    „Wie? Nein ich ... bei Stahlbrecher - das Holz!!!", hastig sprang Marzo auf und warf dabei seinen Stuhl nach hinten um. Diese ganze Geschichte hier hatte ihn ja von der Arbeit abgehalten.

    „Wo... wo ist bloß mein Beil?"

    „Nun, wenn es nicht Beine bekommen hat, dann liegt es noch immer an dem Ort wo du meine Dienerin getroffen hast.", entgegnete die Unbekannte lachend.

    „Verdammt! Verdammt! Mein Vater wird äußerst ungehalten sein!", unruhig rannte Marzo im Zimmer auf und ab. Den halben Tag war er mit der Elfe unterwegs gewesen, hatte sich im Wald verlaufen und kein bisschen Holz gesammelt - und wofür? Für ein bisschen Suppe und die Gesellschaft einer ihm unbekannten, beängstigenden Frau in Kriegsmontur.

    „Nun junger Lord, du solltest weniger fluchen. Dies geziemt sich nicht für einen Mann deiner Abstammung."

    „Verzeiht mir meine Dame... aber woher wisst Ihr das ich ein Lord…. egal... ich

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1