Digitale Identität: Unser Zwilling im Datennetz
Von Andreas Dripke
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Über dieses E-Book
Das vorliegende Buch hebt den Mantel des Schweigens hoch und klärt auf, was sich tatsächlich hinter der digitalen Identität - unserem Zwilling im Datennetz - verbirgt. Tatsächlich geht es darum, dass immer mehr Daten von uns erfasst und wir immer gläserner werden. In Wahrheit steigt damit die Erfassung und Auswertung unserer biometrischen Merkmale - von Fingerabdrücken bis zur computerlesbaren Aufnahme unseres Gesichts - rapide an. Was heute niemand wahrhaben will, aber zukünftig sehr wahrscheinlich ist: Die EUid stellt den Einstieg in eine Welt dar, in der jeder von uns mittels Chip unter der Haut mit einer lebenslangen digitalen Identität ausgestattet wird. Diese Entwicklung darf nicht unter der Decke gehalten werden, sondern gehört in eine tiefgreifende gesellschaftliche Diskussion.
Ebenso bedarf es dringend einer Diskussion darüber, wem eigentlich der digitale Zwilling gehört - dem Staat, der die Daten erfasst und in seinen Datensilos speichert, oder dem echten Menschen, um dessen Daten es sich handelt? Und was passiert eigentlich, wenn unser Zwilling im Computer von Cyberkriminellen manipuliert oder entführt wird? Denn die Versicherung der offiziellen Stellen, dass unsere Identitäten in ihren Datensilos sicher aufgehoben seien, ist angesichts von jährlich beinahe 20 Millionen Opfern von Internetkriminalität allein in Deutschland eine Farce. Was geschieht, wenn der digitale Zwilling ein "Eigenleben" entwickelt, also wahre und digitale Identität voneinander abweichen? Wie kann der Mensch aus Fleisch und Blut noch beweisen, dass er der "wahre Mensch" ist und der Zwilling eine Fälschung? Wer jemals eine Behörde davon überzeugen wollte, dass er im Recht ist und das Amt sich geirrt hat, weiß: Das ist beinahe unmöglich.
Alle diese Fragen werden von der EU-Kommission und anderen offiziellen Stellen einfach übergangen. Das vorliegende Buch nimmt sich dieser Themen an.
Andreas Dripke
Andreas Dripke studied business and computer science and spent ten years as an analyst and editor-in-chief at International Data Corporation (IDC). At 23, he wrote his first technology book, later authoring over 30 accessible non-fiction works. His passion for space travel led him to meet astronauts like Alan Shepard and Valentina Tereshkova, and he engaged with leaders from the German Aerospace Center (DLR) and "Star City". As CEO and now Executive Chairman of the Diplomatic Council, a think tank in consultative status with the UN, he has contributed to UN conferences and this book, focusing on AI, geopolitics, space, and humanity's future.
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Buchvorschau
Digitale Identität - Andreas Dripke
Inhalt
Vorwort
Digitale Identität – Was ist das?
Digitaler Zwilling
Biometrie: Brücke zum Zwilling
EUid – digitale europäische Identität
Ein Europa für das digitale Zeitalter
Der Rahmen für EUid
Die EU drückt auf die Tube
Der Digitale Kompass 2030
Europas digitale Dekade bis 2030
Europas digitaler Kompass
Mehrländerprojekte
Digitale Rechte und Grundsätze
Ein digitales Europa in der Welt
Lehren aus der Pandemie
Smart-eID ist in Deutschland angekommen
Die Digital Identity Alliance
Identifizierung über alle Grenzen hinweg
Projekt ID2020
Impfnachweis als Vorbote der digitalen Identität
Quantenpunkt-Tattoo
„The Known Traveller Digital Identity"
Zerrbild des mündigen Weltbürgers
Digitale biometrische Identität auf Lebenszeit
Digitale Fingerabdrücke
Vom Verbrecher zum Normalbürger
Firmen erfassen unsere Fingerabdrücke
Sieg der Bequemlichkeit
Fehlfunktionen und Missbrauch
Automatische Gesichtserkennung
Unsere Gefühle werden erkannt
Von der Erkennung zur Interpretation der Mimik
Geräte wissen, was wir denken
Digitaler Zugang zu unserer Gefühlswelt
Identitäts-Erkennung in den Netzen
Datenschutz und Dummdreistigkeit
Facebook erstellt eine Identitätsmarke
Unklarer Umgang mit Fehlerkennungen
Bequemlichkeit siegt
Unsere Identität öffentlich und privat
Kameras und Mikrofone in den eigenen vier Wänden
Alexa, Alexa, Alexa
Spion zu Hause
Vorboten des Smart Home
Nutzen und Risiken kennen
Unser Gesicht als Identitätsnachweis
Versuchsprojekt Bahnhof Berlin-Südkreuz
Anwälte bemängeln fehlende Rechtsgrundlage
Tausende von Kameras in Hunderten von Bahnhöfen
Ausweis mit Onlinefunktion
Der Fall Billie Hoffmann
Peng! und Federica Mogherini
Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht
Grundlegende gesellschaftliche Debatte
Für den Bürger unüberschaubare Entwicklungen
Von den Lippen ablesen
Computer lesen besser als Menschen
Stumme Sprache für mehr Sicherheit
Gestensteuerung
Sprach- und Gestensteuerung kombiniert
Was wir meinen, denken und fühlen
Identitäten verschmelzen
Vein-ID ist schon patentiert
Erster anerkannter Cyborg der Welt
Überwachung im Schlaf
Wearables überwachen unsere Vitalwerte
Medizinische Massenstudien mit wenig Aufwand
Trügerische Freiwilligkeit
Digitales Gesundheitswesen
Die nächste medizinische Revolution ist digital
Freiwillige Daten für den „Digital-Doktor"
Designerprodukte gegen Bürokratie
Völlig neue Geschäftsmodelle
Unterwäsche mit digitalen Textilien
Apple & Co mit eigenen Krankenhäusern
Der digital-biometrische Ausweis
Biometrisches Passbild ist Pflicht
Strenge Vorgaben für die Biometrietauglichkeit
Selbst der Hintergrund ist wichtig
Hochwertige Fotoqualität erforderlich
Kinder und Babys werden biometrisch erfasst
Personalausweis funkt die Daten
Behördlicher Computerabgleich
Missbrauch ausgeschlossen, oder?
Ausweislesegeräte bei Amazon ab 15 Euro
Alufolie gegen ungewolltes Auslesen
Zerstörung des Chips ist strafbar
Funkchips in unserem Körper
Jeder dritte Deutsche will einen Hautchip
Gefahr des Irrtums
Gefahr des Irrtums ist groß und real
Paradies auf Erden für die Polizei
Allianz von Digitalwirtschaft und Staatsmacht
Smarte Wohnkomplexe in China als Vorbild
Datenbank mit drei Milliarden Personenfotos
Deutschland und der Weihnachtsmann
Grimmiger Gesichtsausdruck enttarnt Terroristen
Digitale Ausweise im Darknet
Frontex deckt Missbrauch im Schengenraum auf
Größte biometrische Datenbank ist unsicher
Der „Islamische Staat" formt Fingerabdrücke
Trugschluss der 100-prozentigen Sicherheit
In den falschen Händen für immer verloren
Das Desaster mit dem digitalen Führerschein
Wo wir sind und wen wir treffen
Gewaltigstes Überwachungssystem der Welt
Apple und Google gegen die Bundesregierung
Wer entscheidet: Konzerne oder Staaten?
Totale Überwachung voraus
Umkehrung der Beweislast
Perfektion wird vorgegaukelt
Social Scoring als Lösung?
Mehr Sicherheit statt Überwachungsstaat
Der Fall Jeanne Pouchin
Ausblick
Über die Autoren
Bücher im DC Verlag
Über das Diplomatic Council
Quellenangaben und Anmerkungen
Vorwort
Unter dem Namen EUid hat die Europäische Kommission 2021 die zügige Einführung einer grenzüberschreitenden digitalen Identität angekündigt.¹ Spätestens seitdem stellt sich die Frage: Was ist eigentlich eine digitale Identität?
Antworten darauf gibt das vorliegende Buch. Es geht dabei deutlich über EUid hinaus, denn mit einer digitalen Identität sind eine ganz Reihe von Implikationen verbunden, die häufig übersehen und ebenso häufig von der Politik verschwiegen werden. Dazu gehören die Erfassung unserer biometrischen Daten als Brücke zwischen wahrer und digitaler Identität ebenso wie die Gefahren des Missbrauchs und die Umkehr der Beweislast, die eintritt, wenn wahre und digitale Identität nicht übereinstimmen.
Bei der Vorstellung der europäischen digitalen Identität EUid setzte die Europäische Kommission alles daran, vor allem die Vorzüge für die Bürger herauszustellen. Im Vordergrund steht dabei die Bequemlichkeit, die häufig als Argument herhalten muss, um neue digitale Dienste einzuführen. Als Apple 2013 als erster Hersteller einen Fingerabdrucksensor in ein Smartphone einbaute, diente auch die Bequemlichkeit als Begründung: Es ist viel einfacher, seinen Finger zum Entsperren des Gerätes kurz aufzulegen als jedes Mal einen vierstelligen PIN-Code einzugeben. Das zweite Argument war und ist übrigens in allen diesen Fällen die Sicherheit: Ein PIN-Code lässt sich entwenden oder erraten, ein Fingerabdruck nicht. Dadurch entsteht eine höhere Sicherheit, das ist schon richtig, aber zugleich potenziert sich auch der Schaden, falls es eben doch zu einem Missbrauch biometrischer Daten – also eben des Fingerabdrucks – kommt. Dabei ist der Fingerabdruck vergleichsweise harmlos; gravierender sind computerlesbare Gesichtsporträts, wie sie längst in jedem Personalausweis der Bundesrepublik Deutschland gesetzlich vorgeschrieben sind.
Die digitale Identität ist also insofern technisch nichts Neues, aber durch die europaweite Vereinheitlichung, die mit EUid erzielt werden soll, entsteht eine völlig neue Dimension. Ja, sie macht das Leben im europäischen Raum und vermutlich auch weltweit einfacher (es ist davon auszugehen, dass die EUid im Laufe der Zeit auch in Ländern außerhalb Europas anerkannt werden wird). Aber diese Vereinfachung bezahlen wir mit einem deutlich höheren Risiko, das nicht zu unterschätzen ist. Bei der Abwägung des Gefahrenpotenzials spielt die zunehmende Cyberkriminalität eine wesentliche Rolle: Es besteht die reale Gefahr, dass unsere digitalen Identitäten entwendet und missbraucht werden.
Im vorliegenden Buch wird daher nicht nur das Konzept der digitalen Identität beschrieben. Sondern es geht weit darüber hinaus um die scheinbaren „Randthemen" wie biometrische Daten und Cyberkriminalität, die in Wahrheit unverrückbar und keineswegs nur am Rande mit einer europäischen oder gar weltweiten digitalen Identität verbunden sind. Und es geht darüber hinaus um die Implikationen einer digitalen Identität, um den damit vorgezeichneten Weg in eine zunehmende Verschmelzung realer Personen aus Fleisch und Blut mit ihrem digitalen Zwilling im Computer.
Damit sind grundlegende Fragen verbunden wie beispielsweise „Wen gehört eigentlich der digitale Zwilling?" – dem Staat, der die Daten erfasst und in seinen Datensilos speichert, oder dem echten Menschen, um dessen Daten es sich handelt?
Das Konzept der digitalen Identität ist keineswegs nur von mehr Bequemlichkeit und einer höheren Sicherheit geprägt, wie uns die Politik gerne glauben machen will. Es geht um mehr.
Andreas Dripke et al.
Digitale Identität – Was ist das?
Eine digitale Identität ist zunächst einmal nichts anderes als eine Auswahl von Informationen über einen Menschen, die im Computer gespeichert werden. Das ist also im Grunde genommen gar nichts Neues.
Der nächste Schritt erfolgt durch eine digitale Legitimation, mit welcher der echte Mensch durch Abgleich mit diesen Computerdaten beweisen kann, dass er es ist. Das klassische Beispiel hierfür stellt ein maschinenlesbarer Personalausweis dar. Wenn der Ausweis eine eindeutige Nummer trägt, die von einem Scanner automatisch erfasst werden kann, so lässt sich dieser Ausweis im Computer mit den dort gespeicherten Daten abgleichen und erkennen, um wen es sich handelt, der diesen Ausweis vorlegt. Aber im Grunde ist damit nur die Identität des Ausweises sichergestellt, nicht der Person, die ihn auf den Scanner legt.
Um diese Hürde zu überwinden, setzte sich schon vor langen Jahren das Konzept durch, den Personalausweis mit biometrischen Informationen über die Person, um die es sich dreht, zu versehen. Biometrische Daten sind alle Arten von Informationen, die als unveränderbar mit einem Menschen aus Fleisch und Blut verbunden anzusehen sind. Dazu gehören das eigene Gesicht, die Augen, die Fingerabdrücke und andere Körpermerkmale, die nicht oder jedenfalls nur schwer zu ändern sind. So trägt jeder Personalausweis in
