ChatGPT und LaMDA sind erst der Anfang: Wie Künstliche Intelligenz unser aller Leben verändert
Von Andreas Dripke, Tony Nguyen und Horst Walther
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Über dieses E-Book
Künstliche Intelligenz wird künftig alles verändern. Genauso grundlegend, wie der Personalcomputer, das Internet und das Smartphone unser Leben auf den Kopf gestellt hat. Von diesen Veränderungen wird keine Branche, kein Arbeitsplatz und kein Aspekt unseres Privatlebens verschont bleiben. Wir sind daher gut beraten, uns heute schon auf diese Veränderungen vorzubereiten. In diesem Sinne legen die drei Autoren Andreas Dripke, Tony Nguyen und Dr. Horst Walther ein "Vorbereitungsbuch für ein Leben mit Künstlicher Intelligenz" vor.
Doch darüber hinaus geht das Autorenteam der Frage nach, wohin Künstliche Intelligenz die Menschheit letztendlich führen wird. Was geschieht, wenn Maschinen eines Tages klüger als Menschen werden? Wer das für undenkbar hält, der hat auch den PC, das Internet und das Smartphone für unrealistisch gehalten - bevor sie "plötzlich" da waren.
Andreas Dripke
Andreas Dripke is Chairman of the UN think tank Diplomatic Council and author of numerous non-fiction books.
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Buchvorschau
ChatGPT und LaMDA sind erst der Anfang - Andreas Dripke
Die Straßen liegen still und leer,
Kein Trubel, kein Lärm, kein Ton,
Eine düstere Stimmung zum Wochenanfang
An diesem kalten Montagmorgen.
Doch in meinem Herzen brennt
Eine Flamme, die nicht stirbt,
Denn ich bin dankbar für jeden Moment
Und all das Schöne, das ich erfährt.
So lass mich diesen kalten Morgen umarmen
Und den Tag mit Anmut begegnen,
Denn am Ende weiß ich
Es ist nur ein Montagmorgen an diesem Ort.
Ein Gedicht der Künstlichen Intelligenz ChatGPT.
Verfasst nach der Anweisung „Schreibe ein Gedicht über einen kalten Montagmorgen im Stil von Goethe".
Inhalt
Vorwort
Das Phänomen ChatGPT
ChatGPT bringt KI in die Öffentlichkeit
ChatGPT verfasst wahrscheinlich gute Texte
Belohnungen und ein Moderator für die KI
Lassen wir ChatGPT zu Wort kommen
Die Grenzen von ChatGPT
ChatGPT ist wie die Taschenrechner der 1970er
Blick in die Zukunft
Das Imperium schlägt zurück
Furcht vor Rufschädigung
Google wechselt auf die Überholspur
Passt nicht ins Geschäftsmodell
Der lange Weg zur Lamda AI
Wie Lamda konversationsfähig geworden ist
Verantwortung an erster Stelle
Bard: Ein wichtiger Schritt auf der KI-Reise
Google auf dem Weg zum Denkkonzern
Wer denkt am besten?
Vom Denken zum Computer
Parallele Computerwelt
Quantenphysik verändert die Welt
Das Gehirn wird nachgebaut
Geburt und Entwicklung der KI
Die KI wurde 1955 in Hanover geboren
Scheitern und Alltag
Spielerische Fortschritte
KI wichtiger als Smartphone
KI-Chips auf dem Vormarsch
Sony setzt auf intelligente Bildsysteme
Von starker und schwacher KI
KI ist interdisziplinäre Forschung
Software und Künstliche Intelligenz
Neuronale Netze und Deep Learning
Dem Menschen ebenbürtige Intelligenz
Legendäres Telefonat 2018
Von Turing bis Captcha
Intelligente Roboter – ein Menschheitstraum
Genetische Algorithmen und Kreativität
OpenAI: Geballte KI-Kompetenz mit viel Geld
Medien-Hype: KI-Texte, die Journalisten verstehen
Wettlauf um die klügste KI mit „unendlich viel Geld"
KI im Speziellen und im Allgemeinen
Treffen sich zwei KI-Algorithmen
Beschleunigte Evolution
Ethik für Künstliche Intelligenz
Wir überschätzen uns
Singularität kommt
Gehirn im Emulator
Generelle und Superintelligenz
Intelligente Ziele
Rationales Risikomanagement
Bewusstsein, das unbekannte Wesen
KI spaltet die Geister
2050 geht die Welt unter
KI im Alltag
KI in der Industrie
Welche Branchen sind in welchem Umfang betroffen
Vom Verkehrs- zum Gesundheitswesen
KI-Medizin
Suizgefährdete Häftlinge
Chatbots und „Mann im Ohr"
Maschinensprache auf dem Vormarsch
Texte verstehen
Social Media Mining
Big Nudging – die große Manipulation
Jobkiller KI
Kinder und KI
Warum autonomes Fahren so schwer ist
Antworten auf die Fragen der nächsten Dekaden
KI in Deutschland und Europa
KI-Allianz Europa
Deutschlands Fahrplan in die digitale Welt
Künstliche Intelligenz kommt nach Deutschland
Enquete-Kommission Künstliche Intelligenz
Deutschlands Digitalstrategie seit 2022 ohne KI
Deutschland verschläft die KI-Entwicklung
Gesetze für autonomes Fahren
Science Fiction wird Realität
Die Welt in 100 Jahren
Die Ethik der digitalen Revolution
Die Robotergesetze für unsere Zukunft
Über die Autoren
Andreas Dripke
Tony Nguyen
Dr. Horst Walther
Bücher im DC Verlag
Über das Diplomatic Council
Quellenangaben und Anmerkungen
Vorwort
Künstliche Intelligenz kann die Menschheit ins Paradies führen oder vernichten. So lassen sich die beiden Pole beschreiben, mit denen über eine der wichtigsten Entwicklungen unserer Zeit heftig gestritten wird. Eine genaue Definition, was Künstliche Intelligenz, kurz KI genannt, ist, scheitert schon daran, dass es gar keine klare Definition von „Intelligenz gibt. Das hindert die KI allerdings nicht daran, sich zunehmend in unserem Alltag breit zu machen. Wenn unser Smartphone einen dezenten Hinweis gibt, dass es Zeit wird zum nächsten Termin aufzubrechen, um rechtzeitig anzukommen, so hängt das mit KI zusammen. Das Gerät hat die Strecke und die Verkehrslage nämlich analysiert, bevor es uns den Tipp zum Aufbruch gegeben hat. Und wenn uns die Sprachassistenzsysteme im Auto oder zu Hause immer besser verstehen, dann steckt ebenfalls KI dahinter. In der Wirtschaft ist die datenbasierte Ökonomie ebenfalls längst angekommen; die Auswertung der als „Big Data
umschriebenen Datenberge erfolgt weitgehend mittels KI.
In der breiten und vor allem in der publizierten Öffentlichkeit ist KI mit dem Jahreswechsel 2022/23 angekommen, als die OpenAI Foundation ihren KI-Dienst ChatGPT im Internet für jedermann frei nutzbar bereitstellte. Anfang 2023 überschlug sich die Presse mit teilweise faszinierten und zusehends kritisierenden Veröffentlichungen darüber, wie weit Künstliche Intelligenz heute schon ist, wenn es darum geht, Texte zu verfassen, die über weite Strecken hinweg von menschengeschriebenen Formulierungen kaum zu unterscheiden sind. Doch das ist nicht etwa der Höhepunkt der KI, sondern bestenfalls ein Anfang. Kurz nach der Einführung von ChatGPT konterte Google mit der KI-Technologie LaMDA, dem KI-Chatbot Bard, der Aufnahme von KI in seine Suchmaschine und weiteren Schritten in Richtung KI.
Die Bedeutung der Künstlichen Intelligenz kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Es wird höchste Zeit, dass wir eine politische und gesellschaftliche Debatte über die Nutzung von KI führen. ChatGPT und LaMDA haben dieser Diskussion wesentliche Impulse gegeben, aber beides ist nicht mehr als die Spitze eines Eisberges: Der größte Teil der KI liegt noch verborgen unter der Wasseroberfläche.
In diesem Sinne wirft das vorliegende Buch einen Blick auf den noch verborgenen Teil der KI-Forschung, der in den nächsten Jahren allmählich an die Oberfläche kommen und unsere Welt in vielerlei Hinsicht gehörig verändern wird. Der hiermit vorgelegte Beitrag zur Diskussion über KI ist nicht für „Techniker" oder gar Informatiker geschrieben, sondern wendet sich ausdrücklich an die Allgemeinheit, um Verständnis zu wecken, warum die Auseinandersetzung mit Künstlicher Intelligenz für uns alle so wichtig ist.
Andreas Dripke, Tony Nguyen, Dr. Horst Walther
Das Phänomen ChatGPT
Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) entstand im Jahr 1969. 28 Jahre danach, 1997, schlug erstmals ein KI-Computer beim Königsspiel Schach den amtierenden Weltmeister. Nur acht Jahre später, 2005, gelang es erstmals einem mit rudimentärer KI ausgestatteten Auto selbstständig zu fahren und dabei das vorgegebene Ziel zu erreichen. 2016 beherrschte KI-Software das Brettspiel Go, das um ein Vielfaches komplexer als Schach ist, besser als jeder Mensch. Doch für die meisten Menschen waren diese Errungenschaften der Künstlicher Intelligenz wenig greifbar. Die meisten spielen weder Schach noch Go und wer Auto fährt, weiß, dass die heutigen Fahrassistenzsysteme noch ein gutes Stück von einem wirklich selbstständig fahrenden Automobil entfernt sind. Doch am 30. November 2022 wurde der Nutzen von KI erstmals für viele Menschen deutlich.
ChatGPT bringt KI in die Öffentlichkeit
Es war der Tag, an dem die US-Organisation OpenAI den Softwareservice ChatGPT vorstellte. Das Kürzel GPT steht für „Generative Pretrained Transformer" und beschreibt eine Technologie, die Texte selbstständig vervollständigen kann und deren Texte teilweise von menschengeschriebenen Texten nicht unterschieden werden können.
Der Unterschied zu herkömmlichen automatischen Textgeneratoren liegt darin, dass die Software keine vordefinierten Textblöcke nutzt, die sie einfach zusammensetzt. Vielmehr verfasst ChatGPT selbstständig Texte – und die sind ziemlich gut.¹
Manche Stimmen vergleichen den KI-Textschreiber mit dem iPhone oder dem Bitcoin – beides technologische Durchbrüche, die jeweils eine ganz neue Ära eingeläutet haben. Smartphones und Kryptowährungen haben sich nicht nur zu Milliardenmärkten entwickelt, sondern auch das Leben von Milliarden von Menschen maßgeblich verändert.
ChatGPT verfasst wahrscheinlich gute Texte
Das Sprachmodell von ChatGPT baut auf einem künstlichen neuronalen Netz – was das genau ist, wird an späterer Stelle in diesem Buch erklärt – mit Milliarden von Parametern auf. Ein solches Sprachmodell entscheidet über die Wahrscheinlichkeit, mit der ein bestimmter Satz in einen vorgegebenen Kontext passt.² Mit anderen Worten: ChatGPT schreibt „wahrscheinlich" gute Texte, aber die Software kann stets auch fatale Irrtümer und Falschmeldungen produzieren.
Auf jedem Fall gilt: Je größer der Datenschatz – also die Textmenge, ausgedrückt in der Anzahl der Parameter – ist, desto besser und wahrscheinlich richtiger wird der Text. Eine frühere Version GPT-2 brachte es auf ungefähr 45 Millionen Seiten Text als Ausgangsbasis. Die Weiterentwicklung GPT-3, die erstmals am 28. Mai 2020 in einer wissenschaftlichen Publikation vorgestellt wurde, stellte mit über 175 Milliarden Parametern einen neuen Rekord auf. Das vormals größte vergleichbare Modell von Microsoft, das allerdings auf einer etwas anderen Technologie basiert, brachte es auf „nur" 17 Milliarden Parameter. Beim Erscheinen dieses Buches ist GPT bereits in der Version 3.5 aktiv, weitere Fortschritte sind absehbar.
Belohnungen und ein Moderator für die KI
Ein Nutzer gibt eine Anfrage ein, die zu einer Antwort führt. Ein Mensch markiert Fehler in dieser Antwort. So lernt das System ständig hinzu, wobei das sogenannte „bestärkte Lernen dafür sorgt, dass nicht nur die Fehler ausgemerzt, sondern auch die korrekten Antwort „belohnt
werden. Dabei erzeugt das System mehrere mögliche Antworttexte und ein Mensch sortiert diese von den besten bis zu den schlechtesten. Je besser der Text nach menschlichem Ermessen ist, desto stärker wird die Software belohnt. Je intensiver das System trainiert wird, desto besser funktioniert es.³
Aber Achtung: Beim Training ist Vorsicht geboten. Microsoft hatte bereits 2016 einen Chatbot namens Tay im Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Doch rechtsextreme Rassistenkreise machten sich flugs einen Spaß daraus, Tay zu einem der ihren zu erziehen. Binnen kurzer Zeit war Tay derart von Hass, Hetze, Verachtung und Schmähung durchdrungen, dass sich Microsoft gezwungen sah, das öffentliche Experiment abzubrechen.⁴ Um dieser Entwicklung vorzubeugen, ist ChatGPT mit einem „Moderationsfilter" ausgestattet, der Entgleisungen ausblendet und recht gut funktioniert. Böse Zungen mögen dies als eine Zensur einstufen, doch das Beispiel Tay hat gezeigt, dass es ohne Moderation nicht geht.
Lassen wir ChatGPT zu Wort kommen
Schauen wir uns im Rahmen eines Experiments – die KI schreibt Texte, die in einem Buch veröffentlicht werden – die Selbstbeschreibung von ChatGPT an:
ChatGPT ist ein Sprachmodell von OpenAI, das für den Einsatz in Chatbots und Anwendungen zur Textgenerierung trainiert wurde. ChatGPT kann eine Vielzahl von Aufgaben im Bereich der natürlichen Sprachverarbeitung (NLP) durchführen, darunter:
Textgenerierung: ChatGPT kann Texte generieren, die menschenähnlich sind, basierend auf einem gegebenen Kontext oder einer Vorlage.
Chatbot: ChatGPT kann als Chatbot eingesetzt werden, um auf Fragen und Anfragen von Benutzern zu antworten.
Sentimentanalyse: ChatGPT kann das Sentiment in Texten erkennen und analysieren.
Maschinelle Übersetzung: ChatGPT kann Texte von einer Sprache in eine andere übersetzen.
Textzusammenfassung: ChatGPT kann längere Texte automatisch zusammenfassen.
Textklassifikation: ChatGPT kann Texte automatisch in bestimmte Kategorien einordnen, z. B. Nachrichten, Rezensionen, etc.
Dies sind nur einige Beispiele für die Leistungen von ChatGPT. Es hängt jedoch von der spezifischen Anwendung und Konfiguration des Modells ab, welche Leistungen es in einem bestimmten Kontext tatsächlich bieten kann.
Bei allen ChatGPT-generierten Texten ist zu bedenken: Das System ist für die englische Sprache optimiert. Deutsche Fragen und Antworten müssen daher von der Software stets übersetzt werden, wobei immer etwas Qualität verloren geht. Im englischen Original funktioniert die Software noch besser und die Texte sind qualitativ hochwertiger.
Das vorausgeschickt, stellen wir dem System die Frage, wie ChatGPT funktioniert und was das System kann, wiederum in Selbstbeschreibung:
Entwicklung: ChatGPT ist ein künstliches Intelligenz-Modell, das von OpenAI entwickelt wurde.
Technologie: ChatGPT basiert auf der Transformer-KI-Methode und nutzt ein tiefes neuronales Netzes, um Texte zu generieren und Fragen zu beantworten.
Training: ChatGPT wurde auf einer enormen Menge an Texten trainiert, einschließlich Büchern, Nachrichtenartikeln, sozialen Medien und anderen Online-Quellen.
Fähigkeiten: ChatGPT ist in der Lage, Texte zu generieren und Fragen zu beantworten, die menschenähnlichen Schreibstil und grammatische Korrektheit