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Digitalisierung verstehen: Was wir über Arbeit, Bildung und die Gesellschaft der Zukunft wissen müssen
Digitalisierung verstehen: Was wir über Arbeit, Bildung und die Gesellschaft der Zukunft wissen müssen
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eBook272 Seiten2 Stunden

Digitalisierung verstehen: Was wir über Arbeit, Bildung und die Gesellschaft der Zukunft wissen müssen

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Über dieses E-Book

Die Geschichte der Menschheit ist durch Entdeckungen, Erfindungen und Entwicklungen gekennzeichnet. Diese erfolgten meist in kleinen Schritten, doch manchmal fanden sie in großen Schüben statt. So wurden die Menschen mit der agrarischen Revolution sesshaft, so veränderte die industrielle Revolution mit Dampfkraft und Elektrizität das Umfeld. Nunmehr sind wir mitten im Zeitalter der Digitalisierung.

Ihre Auswirkungen werden alle Lebensbereiche betreffen. Dies wird sich insbesondere im Bildungsbereich und der Arbeitswelt zeigen. Im Übergang von menschlicher zur künstlichen Intelligenz (KI) – Stichwort Industrie 5.0, E-Government, Medizinrobotik, autonomes Fahren – hinkt Europa in vielen Bereichen der digitalen Technologie hinterher, Österreich insbesondere. Den damit verbundenen Ängsten sind die Chancen dieser Veränderungen entgegenzuhalten: Anforderungen und Qualifikationen, mit diesen neuen Möglichkeiten umzugehen, werden sich grundlegend ändern.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum27. Sept. 2021
ISBN9783710605680
Digitalisierung verstehen: Was wir über Arbeit, Bildung und die Gesellschaft der Zukunft wissen müssen
Autor

Hannes Androsch

Dr. Hannes Androsch war Finanzminister und Vizekanzler in der Ära Kreisky, Generaldirektor der CA und ist heute als Industrieller tätig. Gemäß seinem Selbstverständnis als Citoyen ist er vielfältig engagiert. Er ist ein gefragter Kommentator zum Zeitgeschehen sowie Herausgeber und Autor zahlreicher Publikationen.

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    Buchvorschau

    Digitalisierung verstehen - Hannes Androsch

    EINLEITUNG

    „Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die einen Mauern und die anderen Windmühlen."

    (Chinesische Weisheit)

    Der digitale Wandel hat uns fest im Griff

    Wir leben in einer Zeit rasanter Veränderungen, geprägt von Umwälzungen und Umbrüchen. Es ist zugleich eine Zeit der Ungewissheiten und Unsicherheiten und damit auch eine Zeit von Besorgnis und Ängsten – insgesamt eine Epochenwende. Und diese Zeitenwende bringt völlig neue Anforderungen und Probleme mit sich, die sich mit Rückgriffen auf die Vergangenheit nicht lösen lassen.

    So hat uns die Corona-Pandemie die Bedeutung der Digitalisierung

    vor Augen geführt und schonungslos die Schwachstellen unserer Gesellschaft aufgezeigt. Die große Herausforderung im digitalen Wandel ist die Geschwindigkeit. Covid-19 hat die Welt mit einem Schlag fast lahmgelegt und wir hatten von einer Stunde auf die nächste zu handeln, um die lebensnotwendigen Bereiche am Laufen zu halten. Flexibilität ist ebenfalls ein fundamentales Wesensmerkmal der technologischen Revolution. Durch kurzfristiges Improvisieren war das Weiterarbeiten in Unternehmen möglich, auch wenn die Mitarbeiter nicht im Büro anwesend sein konnten. Ad hoc wurde aus einem Wohnzimmer ein Homeoffice mit Esstisch als Arbeitsplatz, denn digitale Technik funktioniert genauso gut von zu Hause oder von unterwegs.

    Als Schwachstelle entpuppten sich weder Hardware

    noch Software

    , sondern ein soziotechnisches Problem: die Schnittstelle, die Mensch und Technik in ihren routinemäßigen Abläufen aufeinandertreffen lässt. Auch digitale Wege sind keinesfalls so kurz, wie der Schriftverkehr via E-Mails, PDF-Dokumenten oder Scans in der computerbasierten Verwaltung vermuten lässt. Durch die Digitalisierung ändern sich Arbeitsort und Arbeitszeit – die zeitlichen und räumlichen Grenzen verschwimmen – und der kurzfristige informelle Austausch auf schnellem Dienstweg – eine Etage höher oder tiefer – ist ausgeschlossen. Regeln, Vorschriften und Normen, die institutionellen Rahmen der Arbeit betreffend, werden uns wohl noch intensiv beschäftigen.

    Im Lockdown, als die Menschen festgestellt haben, dass Kommunikation nicht nur persönlich möglich ist, sondern auch über zwei Bildschirme funktioniert, boomten Videodienste wie „Zoom

    , „Teams und andere. Dort haben sich neue Geschäftsfelder aufgetan, wie beispielsweise Koch- oder Yogakurse. Auch das Homeschooling hat der Digitalisierung im Schulbetrieb einen Schub verliehen. Was am Anfang fast unüberwindlich schien und mehr als holprig startete, hat im Distance Learning Mini-Fortschritte gebracht. Ähnliches gilt für die Telemedizin: Die reine Zettelwirtschaft hat ein Ende und das physische Rezept und der Krankenschein sind nunmehr auch digital. Dennoch herrscht Aufholbedarf. Nur jedes zehnte Handelsunternehmen hat es in Österreich geschafft, einen Großteil seines Geschäfts in den Online-Bereich zu verlagern. Davon profitieren Amazon und Co., was die Wertschöpfung ins Ausland fließen lässt.

    Häufig mangelt es nicht einmal am Angebot, sondern schlichtweg an den Möglichkeiten. Wir wollen zwar im digitalen Zeitalter vor Anker gehen, schaffen es aber nicht, weil uns die Infrastruktur fehlt. Internet

    ist in Österreich noch immer nicht flächendeckend vorhanden. Die Kosten zur Verlegung der Kabel sind im Vergleich zu anderen Ländern hoch und in ländlichen Regionen – wo nicht einmal 10 Megabits über klassische DSL-Leitungen geliefert werden können – verbesserungsbedürftig. Die 5G

    -Technologie soll mit Mobilfrequenzen hier flächendeckend bis 2023 Abhilfe schaffen, wobei der Bedarf an Datenvolumen bereits jetzt – mit einem Rekordanstieg von bis zu 81 Prozent – explodiert ist. Unser Nachbarland Schweiz bietet der Bevölkerung fast flächendeckend Zugang zu 5G.

    Digitalisierung verändert alles bisher Dagewesene

    Obwohl die Digitalisierung keineswegs von heute auf morgen über uns hereingebrochen ist, kann sich niemand vorstellen, wie der Arbeitsmarkt im Jahr 2050 aussehen wird und welche Bedeutung der Familie, der Umwelt oder der Weltanschauung zukommen wird. Ganz zu schweigen von neuen Wirtschaftssystemen oder politischen Strukturen.

    Nach der Entdeckung des Feuers war die neolithische Revolution mit der Entstehung von Landwirtschaft und Viehzucht der wahrscheinlich größte Einschnitt in der Menschheitsgeschichte. Nachdem der Mensch sesshaft geworden war, haben sich Städte und Schriftkulturen, komplexe Sozialsysteme, eine arbeitsteilige Wirtschaft und ausgefeilte Regularien für das Zusammenleben entwickelt. Die Sesshaftigkeit des Menschen ist die Quelle von Schrift, Staat und Staatsbildung. Mit der Zeit wurden Basistechnologien wie Metallverarbeitung, Mühlen oder Transport- sowie Logistiksysteme entwickelt. Die – im wahrsten Sinn des Wortes – wichtigste Antriebskraft dafür war über lange Zeit die Muskelkraft.

    Dabei blieb es auch mehrere Jahrtausende. Erst die industrielle Revolution, beginnend in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, läutete mit der Erfindung von Dampfmaschine und Eisenbahn den Übergang von der Agrar- in die Industriegesellschaft ein. Durch das Nutzbarmachen von fossilen Energieträgern, anfangs vor allem Kohle, wurde die Muskelkraft durch Maschinenkraft zuerst ergänzt und bald vielfach ersetzt.

    Der Einsatz von Maschinen brachte viele Entwicklungen ins Rollen, sowohl technologischer als auch ökonomischer und sozialer Art. Ab dem späten 19. Jahrhundert setzten sich sukzessive Elektrizität und der Verbrennungsmotor durch. Der Umstieg von der Kutsche auf das Auto beeinflusste die Mobilität und die Mechanisierung in der Landwirtschaft. Das Arbeiten am Fließband in Fabrikshallen sowie ergänzende Methoden der Automatisierung revolutionierten schließlich die Güterproduktion. Ein weiterer Entwicklungsschub in der Automatisierung stellte sich mit der Entwicklung des Computers und dem Einsatz von Elektronik in den 1950er-Jahren ein.

    Nun erleben wir erneut einen einschneidenden Wandel: den Umbruch von der industriellen zur digitalen Revolution. Auf Basis von Internet, Big Data

    , Algorithmen

    und deren Vernetzung zum Internet der Dinge mit immer leistungsfähigeren Sensoren

    , der künstlichen Intelligenz und maschinellem Lernen geht der Trend in Richtung cyber-physikalische Systeme. Ergänzt werden diese Entwicklungen durch Fortschritte in den Bereichen neue Materialien, Nanotechnologie, Quantencomputer

    und Gensequenzierung sowie deren Verknüpfung. Was früher die Maschinenkraft für die Muskelkraft war, ist jetzt die künstliche Intelligenz

    für die Geisteskraft: eine Erleichterung und Ergänzung der menschlichen Arbeit.

    Diese Entwicklung stellt uns vor komplett neue Herausforderungen und Chancen, da wir mit der Digitalisierung völliges Neuland betreten. Während alle vorangegangenen Revolutionen auf den physikalischen Gesetzen der Mechanik, u. a. der Schwerkraft, basierten – und auch Elektrizität, Elektromagnetismus sowie Wärme (Thermodynamik) eine wichtige Rolle spielten –, kommt dieses Mal eine Ebene mit gänzlich anderen Gesetzmäßigkeiten hinzu: die Überwindung von Entfernungen ohne Kraftanstrengung und in Lichtgeschwindigkeit.

    Virtuelle Verbindungen ermöglichen es, Wirkungen nahezu in Echtzeit am anderen Ende der Welt auszulösen. Davon profitiert die Telemedizin ebenso wie die Industrie 4.0. In Sekundenschnelle ein Problem eines Roboters in einem schwedischen Labor durch einen Techniker in Übersee oder Asien zu erkennen und zu beheben ist nicht mehr Science-Fiction, sondern wird State of the Art in einer Industriegesellschaft 5.0 sein. Dabei geht es um eine allumfassende Digitalisierung, in deren heikelster Phase wir uns derzeit befinden. Die Weichen in der Staatsführung, der Verwaltung, in der Wirtschaft sowie für unser soziales Zusammenleben werden jetzt gestellt. Wie gut es uns gelingen wird, die verkrusteten Strukturen unserer Gesellschaft aufzubrechen, wird darüber entscheiden, wie wir uns in der globalen, digitalen Welt behaupten können.

    Das noch niemals Dagewesene ist nicht allein in der Technik zu finden, sondern auch im sozialen Umfeld. Das neue Zeitalter wird vieles auf den Kopf stellen. So lassen sich für eine digitalisierte Welt keine analogen Schlüsse aus Erfahrungswerten ziehen. Wir können heute nicht unsere Eltern oder Großeltern um deren Einschätzungen fragen, weil es die virtuelle Komponente schlichtweg noch nie gegeben hat. Wir werden also gemeinsam experimentieren müssen und das Erlernen und Trainieren der neuen Kulturtechnik wird niemandem – egal welchen Alters – erspart bleiben.

    Eine digitale Kluft zwischen Jung und Alt ist evident, dennoch verläuft die digitale Spaltung unserer Gesellschaft innerhalb der älteren Generation selbst. Zahlreiche Umfragen machen sichtbar, wie schwer Senioren mit der neuen Technologie zurechtkommen. Digitalisierung ist für Menschen im fortgeschrittenen Alter jedoch ebenso bedeutend wie für die Gruppe der nachfolgenden Generationen. Es geht dabei um den Zugang zu Informationen, die aktive Teilhabe am sozialen Leben, wie z. B. dem digitalen Bankverkehr, dem Telebanking oder dem digitalen Impfpass am Smartphone sowie der medizinischen und pflegerischen Versorgung. In letzteren Bereichen wird Digitalisierung geradezu virulent.

    Digitale Kompetenz im Alter hat auch wesentlich mit der Zugehörigkeit zu höheren sozialen Schichten, höherem Bildungsstand sowie den materiellen Ressourcen eines Menschen zu tun. Allen Menschen Zugang zu den digitalen Möglichkeiten zu verschaffen und niemanden in der analogen Welt zurückzulassen, ist Verpflichtung unserer Gesellschaft.

    Wer allerdings bewusst in der analogen Welt verharrt, wird früher oder später mit Sicherheit abgehängt werden. Die digitale Welt dreht sich immer schneller. Seien es die Offliner, alle Altersklassen betreffend, oder Unternehmen, die in den kommenden Jahren die Überfuhr in die Plattform

    gesellschaft verschlafen. Wenn sich die Kunden in digitaler Hinsicht schneller als die Betriebe entwickeln, weil in der virtuellen Welt binnen kürzester Zeit Bedürfnisse entstehen, die es zuvor nicht gab, dann werden auch die treuesten Stammkunden per Mausklick bald über alle Berge sein.

    GAFAM, das Akronym für die US-amerikanischen Technologie-Unternehmen Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft, auch Big Five genannt, befinden sich infolge des rasanten technischen Fortschritts in einem schwindelerregenden Wachstumsprozess und zählen weltweit – gemessen an ihrer Marktkapitalisierung – seit 2010 zu den zehn größten Unternehmen. Die Treiber dieses Wachstums, die technologischen Erfindungen, finden in immer kürzeren Zeitabständen statt. Waren es in der neolithischen Revolution mit dem Sesshaftwerden der Menschen und dem damit einhergehenden Aufkommen von Ackerbau und Viehzucht noch Jahrtausende, die zwischen den Erfindungen verstrichen, waren es in der jüngeren Geschichte ab der industriellen Revolution nur mehr knappe Jahrhunderte. Innovationen wie das Telefon oder das Automobil brauchten dann noch Jahrzehnte, um sich durchzusetzen, was sich im digitalen Zeitalter ab 1995 auf wenige Jahre reduziert hat. Facebook

    wurde 2004 gegründet, YouTube

    2005, Twitter 2006, WhatsApp

    2009 und Instagram 2010. Und auf das erste Handy mit erweiterten Multimediamöglichkeiten, das vom finnischen Hersteller Nokia, als „Nokia 9000 Communicator", 1996 auf den Markt kam, folgte 2007 das erste iPhone 2G von Apple, das sich innerhalb kürzester Zeit am Markt behaupten konnte.

    Für immer weniger Geld steigt die Rechenleistung in den immer kleiner werdenden Geräten unaufhörlich an. In Österreich besitzen 83 Prozent¹ der Menschen ab 15 Jahren ein Smartphone und mehr als 18 Millionen SIM-Karten sind bereits im Umlauf. Diese meist daumennagelgroßen Chipkarten finden sich in den smarten Geräten im Internet of Things (IoT)

    , wie man sie auch in Überwachungskameras, Bohranlagen oder Beleuchtungen verwendet. Auch für die Anzeige von freien Parkplätzen werden die kleinen Prozessoren mit Speicher eingesetzt.

    Diese neue Revolution, deren Zeugen wir gegenwärtig sind, bringt einen tiefgreifenden Wandel unserer Werte-, Handels-, Produktions- und Wirtschaftssysteme sowie Gesellschaftsstrukturen mit sich. Sämtliche Lebens- und Arbeitsbereiche werden davon berührt und verändert – die Landwirtschaft und die Güterproduktion genauso wie der Handel, das Bildungswesen, die Wissenschaft oder die Büroarbeit.

    Dass es sich hierbei erst um den Anfang eines nachhaltigen Strukturwandels handelt, dem noch viele Veränderungen folgen werden, ist einleuchtend. Unter dem Schlagwort „precision medicine" wird z. B. an neuartigen Behandlungsmethoden geforscht, um Krankheiten individuell zu bekämpfen und für jeden Patienten das effektivste Heilverfahren zu finden. Auch unser Geld- und Bankwesen wird bald ein völlig anderes sein, vom Bildungswesen gar nicht zu sprechen. Die Technologie wird radikale Innovationen in der Wirtschaft hervorbringen und ganze Industriezweige auf eine disruptive Art verändern.

    Automatisierung braucht Spezialisten

    Angst vor dem digitalen Wandel zu haben wäre die völlig falsche Reaktion. Es eröffnen sich große Möglichkeiten und Chancen: Die Digitalisierung ist heute der Schlüssel für wirtschaftliche Prosperität und kann bei der Lösung der Sustainable Development Goals (SDGs) und der „Grand Challenges" der Vereinten Nationen mit seinen 17 nachhaltigen Zielen wie Frieden, Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft, sauberes Wasser und Verbesserung der Hygiene, Umwelt- und Biodiversitätsschutz, Energiewende, Klimawandel, Bildung, Armutsbekämpfung, Gesundheit, Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung oder der alternden Gesellschaft helfen. Auch beim Weg aus der Corona-Krise werden digitale Technologien eine wichtige Rolle spielen.

    In der heutigen Plattformökonomie wachsen die Serviceleistungen, die mit Gütern verbunden sind, viel rascher als deren Produktion. Unternehmen sind gefordert, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und zu erschließen. Die Furcht vor technologiebedingter Massenarbeitslosigkeit ist so alt wie die Wirtschaft selbst. Historisch betrachtet entstanden aber bei wirtschaftlichen Umbrüchen stets viel mehr neue Jobs, als alte verloren gingen. Berufsbilder verändern sich, traditionelle Arbeitsstellen werden wegfallen, im Gegenzug werden neue Jobs entstehen. Dank neuer Technologien werden insbesondere monotone, gefährliche und körperlich schwere und schmutzige Jobs, die sogenannten „drei d: dull, dirty and dangerous", bzw. leicht erlernbare Routinetätigkeiten wegfallen.

    Die neue Maschinenintelligenz macht auch im „white collar"-Bereich den Menschen Konkurrenz. Gut ausgebildete Kräfte werden dennoch nicht arbeitslos sein. Es braucht Spezialisten, die das digitale Zeitalter meistern. Angesichts des demografischen Wandels wird es in absehbarer Zukunft kein Überangebot an Arbeitskräften, sondern einen Mangel geben, ausgenommen in Afrika und Indien. Mitarbeiter im Pflege- und Bildungsbereich werden in jedem Fall gesucht sein – und zwar auf allen Qualifikationsstufen. Der Fokus wird daher verstärkt in der Aus- und Weiterbildung liegen.

    Die digitale Entwicklung hat auch soziale Konsequenzen. Wie bei jeder Transformation gibt es Modernisierungsgewinner und -verlierer. Menschen, die in der Plattformökonomie engagiert sind, profitieren von der Entwicklung. Parallel dazu entstehen aber auch viele schlecht bezahlte und nicht abgesicherte Jobs wie das digitale Präkariat, auch „Gig-Ökonomie" genannt. Dies spaltet die Gesellschaft zunehmend, und das müssen wir verhindern und bekämpfen.

    Abstiegs-, Verdrängungs- und Zukunftsängste sind eine Quelle, aus der billiges politisches Kapital geschlagen werden kann. In diesem Klima sind demagogischen und populistischen Akteuren mit ihren illiberalen, antidemokratischen und autoritären Tendenzen Tür und Tor geöffnet. Das äußert sich mancherorts in zunehmender Autokratisierung oder gar gewaltsamen Auseinandersetzungen. Das soziale Gewebe wird immer brüchiger, ohne jegliche zukunftsorientierte Lösung. Der digitale Wandel muss daher sozial abgefedert werden.

    Digitaltechnologien haben auch bestimmenden Einfluss auf die Weltwirtschaft und Geopolitik. Die Innovationsdynamik auf lokaler und auf globaler Ebene wird entscheiden, welche Position ein Land im digitalen Zeitalter wirtschaftlich einnehmen wird. Dabei gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder man ist vorne dabei – oder man ist hinten weg. Europa und insbesondere Österreich liegen im Wettlauf weit abgeschlagen hinter den Internet-Giganten zurück. Weder das Konzept der USA mit seinem Digital-Kartell noch jenes von China mit seiner Digital-Diktatur lässt sich auf Europa übertragen. Finden wir nicht bald eine eigenständige Lösung, mit einem starken Fokus auf Forschung, Entwicklung und Innovation, werden die wirtschaftlich-sozialen Standards bald nicht mehr zu halten sein.

    Auch die Demokratie ist im digitalen Zeitalter Gefahren ausgesetzt. Bewusst gestreute Fake News

    können das Vertrauen der Menschen untergraben und die Gesellschaft destabilisieren. Menschen können durch das Sammeln und Auswerten von Daten in bisher ungeahnter Weise überwacht und manipuliert werden – sei es in Form eines „antidemokratischen Überwachungsstaats nach chinesischem Muster oder eines „manipulierenden Überwachungskapitalismus durch Konzerne, die sich jeglicher Kontrolle entziehen.

    Internet, Big Data und künstliche Intelligenz als Instrumente

    Die technologischen Treiber der digitalen Transformation konzentrieren sich im Wesentlichen auf vier Punkte: das exponentielle Wachstum von Rechen- und Speicherkapazität in der Elektronik; die Fortschritte in der Sensorik und Bildverarbeitung; die Möglichkeiten der digitalen Vernetzung durch moderne Kommunikationstechnologie; sowie die Entwicklung leistungsfähiger Algorithmen im Bereich maschinelles Lernen, Automatisierung, Optimierung und künstliche Intelligenz. Es gibt bereits Stimmen, die behaupten, ein Teil der Digitalisierung, nämlich die künstliche Intelligenz (KI), sei bedeutsamer, als die Zähmung des Feuers, die Erfindung der Dampfmaschine oder die Einführung der Elektrizität es in der Vergangenheit waren.

    Zwar bildet der Einsatz von KI-Anwendungen derzeit noch nicht die gesamte Breite der Möglichkeiten ab, die uns in den nächsten Jahrzenten ins Haus stehen werden, der Treiber des technischen Fortschritts, die wirtschaftlichen Aussichten, sind fraglos

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