Dein Kind - mein Kind - unsere Kinder?: Mami Bestseller 89 – Familienroman
Von Veronika Weydt
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Über dieses E-Book
Mami ist als Familienroman-Reihe erfolgreich wie keine andere! Seit über 40 Jahren ist Mami die erfolgreichste Mutter-Kind-Reihe auf dem deutschen Markt!
»Wann schellt es denn endlich?« wisperte die zehnjährige Lilli und schielte dabei unauffällig nach links. Der lange flachsblonde Pony berührte dabei fast das Heft, in dem sie schrieb – beziehungsweise so gut wie gar nichts schrieb. Tim Wellenthal knurrte nur. Er war scheinbar so konzentriert, daß er der besten Freundin nicht antworten konnte. »Wann?« wiederholte diese. »Pst!« Lilli wurde unruhig. Sie haßte diese undurchsichtigen wie langwierigen Umrechnungen. Sechste Stunde: Mathematik! Millimeter in Zentimeter, Zentimeter in Dezimeter und das alles noch mal in Kilometer! Himmel, und wie viele Meter waren das noch mal, und überhaupt: Wo setzte man die Kommas? Mein Gott, was war nur mit Tim los? Sie trat ihm auf den Fuß – mit der Hacke zuerst. »Mensch!« »Wann schellt es endlich?« wiederholte das zierliche Mädchen die Frage, die für sie mittlerweile lebensbestimmend war. »Ich würde mich an deiner Stelle beeilen, Lilli Zehntner«, antwortete Frau von Steilhart, die strenge Klassenlehrerin.
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Buchvorschau
Dein Kind - mein Kind - unsere Kinder? - Veronika Weydt
Mami Bestseller
– 89 –
Dein Kind - mein Kind - unsere Kinder?
Tim und Lilli möchten Mami und Papi sagen
Veronika Weydt
»Wann schellt es denn endlich?« wisperte die zehnjährige Lilli und schielte dabei unauffällig nach links. Der lange flachsblonde Pony berührte dabei fast das Heft, in dem sie schrieb – beziehungsweise so gut wie gar nichts schrieb.
Tim Wellenthal knurrte nur. Er war scheinbar so konzentriert, daß er der besten Freundin nicht antworten konnte.
»Wann?« wiederholte diese.
»Pst!«
Lilli wurde unruhig. Sie haßte diese undurchsichtigen wie langwierigen Umrechnungen. Sechste Stunde: Mathematik! Millimeter in Zentimeter, Zentimeter in Dezimeter und das alles noch mal in Kilometer! Himmel, und wie viele Meter waren das noch mal, und überhaupt: Wo setzte man die Kommas?
Mein Gott, was war nur mit Tim los? Sie trat ihm auf den Fuß – mit der Hacke zuerst.
»Mensch!«
»Wann schellt es endlich?« wiederholte das zierliche Mädchen die Frage, die für sie mittlerweile lebensbestimmend war.
»Ich würde mich an deiner Stelle beeilen, Lilli Zehntner«, antwortete Frau von Steilhart, die strenge Klassenlehrerin. Sie stand inzwischen so nah vor den Kindern, daß Lilli sie unschwer hätte berühren können. »Um auf deine Frage einzugehen, in genau acht Minuten müßt ihr eure Schulhefte abgeben. Ich möchte eure Bemühungen einmal ganz unverbindlich kontrollieren.«
Zum Glück war der Pony so lang und so dicht, daß niemand sah, wie rot die arme Lilli geworden war. Verzweifelt starrte sie auf die Meterangabe, die in Dezimeter umgerechnet werden sollte.
Doch da schob sich ganz langsam von links eine dichtbeschriebene Heftseite in ihr begrenztes Sichtfeld. Tims Matheheft! Er war schon fertig!
Lillis Erleichterung war unermeßlich! Schnell hatte sie die Rechenaufgaben abgeschrieben, man hatte schließlich Übung!
Als Frau von Steilhart die Hefte mit miliziösem Lächeln einsammelte, konnte Lilli ihr gerade in die Augen schauen.
Schnell machten sich die Kinder dann auf den Weg nach Hause und besprachen die Neuigkeiten, daß Frau von Steilhart heiraten würde und Tims Mutter Miximiliane das Hochzeitskleid nähte – ein grünes!
»Ich faß’ das nicht«, sagte Lilli. »Kann deine Mutter da nichts gegen machen?«
»Natürlich nicht«, entrüstete sich Tim, »wenn die Kundin das so will…«
»Ich würd’ das Kleid zu gern sehen. Ich komm’ in den nächsten Tagen, wenn deine Mami nicht da ist, kurz zu euch und sehe es mir an.«
»Mach das! Ich will es sehen, das alte Faß in grüner Spitze.«
»Die wird aussehen wie ein Tannenbaum!«
»Oder wie ein pummeliger Kaktus.« Lilli begann schon wieder zu lachen.
Sie hatten inzwischen die zweistöckige Villa erreicht, in der Tim mit seiner Mutter wohnte. Im Keller und im Souterrain war die kleine exquisite Textilmanufaktur untergebracht, die Maximiliane Wellenthal vor sechs Jahren gegründet und längst zu Rang und Namen gebracht hatte. Mittlerweile beschäftigte sie sechs fest angestellte Damen und weitere zehn, die außer Haus arbeiteten. Die erste Etage war mit ihren hohen und weiträumigen Zimmern, mit den weißlackierten Türen, den verspielten Stuckdecken und den polierten Holzdielenfußböden eine Wohnung, die Geschmack bewies und Wohlstand vermuten ließ. In der zweiten Etage logierten immer mal wieder Gäste, wenn die Räume nicht gerade als Lager für Stoffe und Muster benötigt wurden.
»Treffen wir uns heute bei uns?« fragte Tim seine Freundin.
Lilli schaute an der Fassade der Wellenthalschen Villa hinauf. »Das Wetter scheint sich aber zu halten...«
»Dann gehen wir lieber zu euch.«
Ein schöner Park mit altem Baumbestand hatte einst die Villa umgeben. Aber Maximiliane, Tims Mutter, hatte den Rasen beseitigen und einen Parkplatz anlegen lassen – sehr zum Ärgernis und Gespött der nächsten Nachbarn. Es war eine Frage der Zeit, wann die alten Kastanien und Eichen ebenfalls ihren Geist aufgeben würden. Für die Kinder, die so gerne draußen spielten, war der Parkplatz ebenfalls ein Dorn im Auge. Rücksichtslose Kunden benutzten die Fläche als Rennstrecke, daß nicht einmal Skateboard- oder Rollschuhfahren uneingeschränkt Spaß machte.
Gerade bog ein zitronengelber Sportwagen mit offenem Verdeck auf den Platz, hupte dreimal und blendete auf – ebenfalls dreimal.
»Wir gehen in jedem Fall zu euch«, stieß Tim aus.
Lilli sah dem Wagen nach, der wie immer direkt unter der zentralen Eiche parkte. »Grüß ihn doch wenigstens mal. Er ist doch eigentlich ganz nett.«
»Hallo, Kindis!« rief der Mann, der gerade aus dem zitronengelben Auto gesprungen war und nun mehrere schwarze Koffer von der Rückbank hievte.
»Ich mag nicht, wenn er immer »Kindis« sagt«, zischte der Junge. Eine steile Falte hatte sich zwischen seine Brauen gegraben. »Er weiß genau, wie wir heißen.«
»Sollen wir tragen helfen?« rief Lilli über den Platz hinweg.
Tim hielt sie zurück. »Laß das! DerAffe kann das selber.«
»Schon gut, Kindis! Ich krieg es hin!«
»Sag ich doch.«
Lilli verdrehte die Augen.
»Mensch, Tim, bist du etwa eifersüchtig?« wollte sie wissen. »Das ist doch nicht der erste Freund deiner Mutter, den wir erleben. Meine Oma kommt immer mit neuen Geschichten.«
»Es ist der erste, der so lange geblieben ist.«
»Also bist du doch eifersüchtig«, konterte Lilli zufrieden. Mit breitem Grinsen sah sie Henning Brüse entgegen, der gerade auf sie zukam. »Machen sie heute wieder Fotos, Herr Brüse?«
»Klar, wir haben uns viel vorgenommen, noch ein wenig Bademode und dann die ganze Herbst-Winterkollektion. Übrigens, sag doch endlich Henning zu mir«, gab Henning Brüse zurück und an den Jungen gewandt: »Na, Tim, alles klar? Ist deine Mutter im Keller?«
»Ich war noch nicht drin.«
»Na, notfalls werde ich sie eben suchen.«
»Hatten Sie denn keinen Termin?« rief Lilli ihm fröhlich nach.
»Halt endlich den Mund«, zischte Tim.
»Ich brauche keine Termine!« rief der attraktive junge Mann zurück und war im nächsten Moment auch schon hinter der schweren eichenenTüre verschwunden.
»Ich brauche keine Termine«, äffte Tim den verhaßten Freund seiner Mutter nach. »Wetten, er bleibt wieder bis morgen, macht auf Familie und will später meine Hausaufgaben sehen.«
»Er ist wirklich nicht übel. Hast du seine Socken gesehen? Rosa! Haargenau der selbe Ton wie sein Hemd!«
»Mann, bist du vielleicht oberflächlich!«
»Deine Mama hat noch nie einen Freund gehabt, der so gut zu ihr paßt«, beharrte Lilli.
»Nur weil er rosa Socken trägt?«
»Nein, er ist nett! Er ist lustig. Er ist abwechslungsreich, und das Auto, das er fährt, sieht toll aus. Und, wenn er deine Hausaufgaben nachsieht, ist das doch auch nicht verkehrt. Dann weiß er wenigstens, was du in der Schule so machst.Wenn deine Mama ihn heiratet, muß er ja auf den Elternsprechtagen Bescheid wissen.«
Was sie sagte, brachte Tim regelrecht in Rage. Wütend fuhr er sie an, sie solle sich gefälligst um ihren eigenen Kram scheren. Aus seinen Augen blitzte es zornig. »Die und heiraten?« rief er erregt. »Niemals! Nur über meine Leiche. Ich habe nie etwas gegen die Freunde meiner Mutter gesagt, aber Henning ist die Pest! Wenn er bei uns ist, macht er auf Familienleben, und…«
»Das hast du schon mal gesagt.«
»Aber wenn sie ausgehen, darf ich nie dabei sein«, fuhr der Junge fort. »Ich bin noch nie in seiner Wohnung gewesen. Mama aber schon zigmal. Er nistet sich zwar bei uns ein, aber woanders will er nichts von mir wissen.«
Lilli musterte ihren Freund auf einmal nachdenklich. »So hast du es noch nie begründet«, meinte sie und knabberte schuldbewußt an der Unterlippe.
»Er ist in meine Mutter verknallt«, kam Tim zum Punkt. »Aber er will nicht, daß sie auch für mich da ist. Wenn