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Der Mitternachtsreigen
Der Mitternachtsreigen
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eBook84 Seiten35 Minuten

Der Mitternachtsreigen

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Über dieses E-Book

Hans Leip erhebt in seinen Gedichten, seinen Kadenzen, die Stimme des Gewissensweckers. In einem grausigen Panoptikum ziehen sie am Leser vorbei: Waffenhändler und hohle Helden, Amputierte und Flüchtlinge, der Tod, das vergewaltigte Mädchen und das entstellte Antlitz der Stadt Hamburg. Zwischendurch singt, allem zum Trotz, die Nachtigall des Nordens. Hätte das Buch keine andere Kostbarkeit darzubieten als Hans Leips "Lied im Schutt" – 1943 zuerst im "Simplizissimus" gedruckt, sodann oft nachgedruckt und öfter noch vorgetragen –, es wäre allein wegen dieser Dichtung anschaffenswert.AutorenporträtHans Leip (1893–1983) war der Sohn eines ehemaligen Seemanns und Hafenarbeiters im Hamburger Hafen. Leip wuchs in Hamburg auf. Ab Ostern 1914 war er Lehrer in Hamburg-Rothenburgsort. Im Jahre 1915 wurde er zum Militär einberufen; nach einer Verwundung im Jahre 1917 wurde er für dienstuntauglich erklärt. Leip kehrte in seinen Lehrerberuf zurück, gleichzeitig begann er, in Hamburger Zeitungen Kurzgeschichten zu veröffentlichen. 1919 fand die erste Ausstellung von Leips grafischen Arbeiten statt, der zu dieser Zeit das Leben eines Bohemiens führte. In den zwanziger Jahren unternahm Leip ausgedehnte Reisen, die ihn u. a. nach Paris, London, Algier und New York führten. Seinen literarischen Durchbruch erzielte er 1925 mit dem Seeräuberroman "Godekes Knecht". Während des Zweiten Weltkriegs lebte er ab 1940 dann vorwiegend am Bodensee und in Tirol. 1945 kehrte er für kurze Zeit nach Hamburg zurück, ließ sich jedoch dann im Schweizer Thurgau nieder. Hans Leips literarisches Werk besteht aus Romanen, Erzählungen, Gedichten, Theaterstücken, Hörspielen und Filmdrehbüchern; vorherrschende Themen sind das Meer und die Seefahrt. Sein Nachruhm beruht allerdings hauptsächlich auf dem Gedicht "Lili Marleen", das Leip 1915 verfasst und 1937 in den Gedichtband "Die kleine Hafenorgel" aufgenommen hatte; in der Vertonung von Norbert Schultze, interpretiert von der Sängerin Lale Andersen und verbreitet durch den Soldatensender Belgrad erlangte das Lied während des Zweiten Weltkriegs eine ungemeine Popularität nicht nur bei den Angehörigen der deutschen Wehrmacht.-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum13. Okt. 2015
ISBN9788711467183
Der Mitternachtsreigen

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    Buchvorschau

    Der Mitternachtsreigen - Hans Leip

    Saga

    Der »UNO« gewidmet

    Vorkadenz des wächters

    Doch den Zerstörern

    dieser Welt sei niemals Dank,

    und niemals sei der Pflugschar

    Bild gegönnt der Blutschuld.

    Wie wär die Menschheit also einfach,

    daß man sie Acker nennte, brach

    und vogelfrei den Grund, und taub

    die Ähre, die ihr Brot

    allein dem Friedlichen versprach?

    Vorrecht ist’s der Natur, gesund und krank

    zu machen. Ihr spüre nach! Denn niemals lullt

    Lug und Gewalt die Sterne ein; sie wandern

    in dir und über dir, der Willkür fern

    nach unumgänglichem Gebot.

    Wir aber prangen fort, und eine Zeit

    fällt in die Hand der andern

    als wie ein Kleinod

    und ein Raub.

    Der engel ruft:

    Singt auf, ihr Himmel, auf zum Tanz

    der Mitternacht!

    Engelchor:

    Selig, selig die Waffenlosen!

    Denn sie werden das Erdreich erobern

    ohne Gewalt.

    Ihr Schild heißt Geduld,

    ihr Schwert heißt Liebe,

    und Liebe wird ihr Trost sein;

    ihr Kummer wird vergangen sein

    über Nacht.

    Der engel spricht:

    Nun, Teufel, sprich! Und Tod, sprich du!

    Und Seele, sprich du auch!

    Sprecht zu ihm, sprecht ihm zu,

    dem Menschen, der sich arm gemacht

    mit seines Reichtums Mächten.

    Gebt ihm ein Licht,

    daß er sich spiegelnd schaue

    in Schlachtenhelmes Purpurglanz

    sein tief zerstörtes Angesicht,

    sein angemaßtes Heldentum,

    und endlich einem andern Ruhm

    und endlich seinem Frieden traue!

    Völkerchor:

    Krieg! Krieg!

    O namenloser Fluch!

    Verfluchte Dummheit Krieg!

    Verfluchte Kneblung Krieg!

    Kommiß, Kommiß!

    Verfluchte Schlachtbank!

    Reißend gieriger Schlund,

    Gekröse Lärm, zerdonnertes Gemüt,

    zerfetzte Wohnstatt,

    klaffend Hölle Krieg,

    vertiert, triefend geduckt,

    zerbleckt, zerwürgt, zerstampft,

    Krieg, Krieg! O Brudermörder Krieg!

    Leid! Leid! Verblutend wimmernd Leid.

    Not! Not! Zermergelt geifernd Not.

    Tausendtausend Tod!

    Entsetzen tausend Tod!

    Verwesend stinkender Tod! ...

    Der tod spricht:

    Satt

    bin ich der Würgerei.

    Der Mensch vergaß

    in Wahnwitz und Übermaß,

    daß ich nichts als ein freier Zugreifer sei

    und jeden Übertrumpf

    zerknicke.

    So überlege ich,

    da er die Erde mit Martern unsäglich

    vergiftet hat,

    wie kläglich

    ich ihn ersticke

    in seinem eigenen Blutsumpf.

    Es antwortet der kriegsheld:

    Tod, dein Lachen

    schreckt uns nicht.

    Was aus dir spricht,

    ist wie der Vorzeit Drachen

    nichts als Gespinst,

    und du bist nur

    im Takte der Natur

    die Pause aller Kreatur,

    der wir, solang wir leben,

    gern einen dunkeln Inhalt geben

    als Gegenpart des Lichts.

    Denn wenn wir schaudern,

    ist es vor dem Nichts,

    das uns bedroht,

    nichts großer Tod.

    Alles, was ich packen kann,

    geh ich mit Sinn und Gewaffen an,

    du gehst ungreifbar einher

    und wirst immer mehr

    und stehst in der Mitternacht

    neben mir als Macht und Gegenmacht

    zugleich und blind.

    Hab ich dir nun doch Bild verliehen,

    bist zu Figur gediehen,

    düsteres Negativ?

    Geh hin, wohin ich dich rief!

    Denn wir sind,

    wo du nicht ausreichst,

    zu deiner Lenkung erlesen;

    was du nicht streichst

    von des Feindes Unwesen,

    es muß weichen

    vor unseren Streichen.

    Die seele spricht:

    Schließe die Augen,

    unstillbare Liebe!

    Was denn bliebe

    noch einzusaugen?

    Hast doch so übervoll

    in dir geborgen,

    was aufbewahrt sein soll

    dem heitern Morgen.

    Muß denn

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