Schnuppi, der Hund: - und andere Kurzgeschichten
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Über dieses E-Book
Spannende und spritzige Kurzgeschichten, wunderbar auch als Bettlektüre geeignet.
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Buchvorschau
Schnuppi, der Hund - Astrid M. Helmers
Astrid M. Helmers:
Schnuppi, der Hund – und andere Kurzgeschichten
Copyright by Aquensis Verlag Pressebüro Baden-Baden GmbH 2016
Alle Rechte vorbehalten. Jede Verbreitung, auch durch Film, Funk, Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe jeder Art, elektronische Daten, im Internet, auszugsweiser Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsunterlagen aller Art ist verboten.
Lektorat: Gereon Wiesehöfer
Titelgestaltung und Satz: Tania Stuchl, design@stuchlde
Illustration: nataliahubbert/depositphotos.com
1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2016
ISBN: 978-3-95457-170-3
www.aquensis-verlag.de
www.baden-baden-shop.de
aquensis-verlag.e-bookshelf.de
INHALT
Cover
Titel
Impressum
Was denkt Schnuppi, der Hund
Der Überfall
Reise nach Panama
Schwesterherz
Die Erbschaft
Die Drohne
Bello
Waffen!
Piepmusch
Der Flug nach Mallorca
Arena di Verona
Eine wunderbare Freundschaft
Schönes ist beliebt
Madame Dupré parkt ein
Die Entenfamilie
Bubenstreich
Die Luxusjacht
Der Kurzzeitmillionär
Hole 19
Lya und die Geister
Der Edelitaliener
Lieber Bärenpapa
Ostfriesische Mama schreibt an den Sohn
Meine Reise nach Frankfurt
Belgische Hochzeit
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Konzertbesuch
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WAS DENKT SCHNUPPI, DER HUND
Na ja, da sind wir wieder! Diese blöde Kneipe, wie ich sie hasse! Stundenlang hier herumsitzen. Gleich muss ich unter die Bank.
„Na, Schnuppi, mein Schatz, sitz hier unter der Bank und sei schön brav!", sagt Frauchen zu mir.
Ich wusste es doch. Stunden unter dieser dämlichen Bank, das ist kein Vergnügen. Da muss ich mich auch noch ducken, stehen kann ich nicht. Merkt Frauchen nicht, dass ich viel zu groß bin für diese Bank?
Oh, ich höre und ahne Furchtbares! Das ist doch diese Frau, tatsächlich, ich erkenne sie an der piepsigen Stimme. Nein, nein, auch das noch! Sie setzt sich ausgerechnet auf die Bank neben mich, wo ich schon gehofft habe, etwas zu relaxen. Ich versuche, meinen Platz zu wechseln, ganz vorsichtig, Frauchen soll es nicht merken. Zu spät, ich höre Frauchen schon sagen:
„Schnuppi, bleib bei mir, mein Schatz, hier bei mir!"
Habe ich bereits geahnt. Ich setze mich brav wieder auf meinen Platz zurück und knurre ganz leise. Und dann passiert es! Die Freundin begrüßt Frauchen ganz herzlich, sie umarmen sich, sie setzt sich hin und sie zieht tatsächlich ihre Schuhe aus! Da unter dem Tisch sieht es keiner, außer mir. Was hat die Frau für Manieren?
„Boah", das stinkt bestialisch!
Frauchen spricht sie mit Herta an. Herta hin, Herta her, doch warum wäscht Herta ihre Füße nicht? Frauchen wischt mir doch auch immer die Pfoten ab, wenn wir von Draußen kommen. Ich ersticke fasst hier unter dieser niedrigen Bank und keiner wird mich retten. Ich versuche es im Guten und werde mal Frauchen an den Waden schnuppern. Hoffentlich versteht sie mich und lässt mich auf die andere Seite! Ist nicht immer der Fall, doch ich muss es probieren. Ach Du großer Gott, Frauchen hat es nicht verstanden. Sie glaubt ich habe Hunger, ohne zu überlegen, dass ich kurz davor noch eine riesige Portion leckeres Hundefutter verschlungen habe. Flitsch! lässt sie ganz diskret ein kleines Stückchen Fleisch auf den Boden fallen. Frauchen schaut mich liebevoll an. Ich schaue ganz traurig nach oben. Mir ist ganz übel von Hertas stinkigen Schweißfüßen und ich rühre das wunderbare Fleischstück gar nicht erst an. Mit der rechten Pfote versuche ich das Fleischstück weg zu schieben, so dass niemand etwas merkt. Aua! Jetzt habe ich mir wieder den Kopf an dieser blöden Bank gestoßen!
Doch es geht weiter! Herta erzählt Frauchen von einem neuen Parfüm von Christian Dior oder so ähnlich, und nicht nur das, sie sprüht auch noch wild um sich, sodass es alle riechen können. Dieser Geruch, igitt, igitt. Ist noch schlimmer als das besonders „gut duftende Bad, welches ich immer am Wochenende ertragen muss, damit ich nicht „nach Hund
rieche. Nun versuche ich, etwas zu schlafen, um das ganze „Ambiente", wie die da oben es nennen, zu vergessen. Doch dieser Typ, der mit Herta gekommen ist, wird immer lauter und lauter. Er brüllt fast wie ein Verrückter. Ich glaube, der hat bereits einen Schwips, oder ist sogar besoffen. Gerade hat er mit der Faust auf den Tisch gehauen. Spinnt der? Ach ja, er hat einen Witz erzählt. Da kann ich beim besten Willen nicht darüber lachen. Wenn ich einen Witz über diese dämlichen Menschen erzählen könnte, da würden alle lachen und wir, die Vierbeiner, hätten unsere Freude.
„Ach, Schnuppi ist auch da!", sagt plötzlich diese alte Schachtel, die mit ihrem Jüngling nicht fehlen darf. Sie sitzt Frauchen gegenüber, hat mich aber nicht gesehen. Wie lustig! Das ist auch so eine, ich muss den ganzen Blödsinn hören, den sie laufend erzählt. Die lebt ja nur in Zahlen. Immer wieder erzählt sie, ihre Klamotten waren teuer: Das neue Kleid hat soviel gekostet, der Ring soviel und diese blöden, roten Schuhe von Escada sowieso. Alles, was die hat, ist teuer. Wen interessiert das eigentlich? Sogar Frauchen regt sich auf. Als wir beim letzten Mal hier waren, sagte Frauchen auf dem Heimweg, sie kann es auch nicht mehr hören. Warum wird sie dann noch eingeladen, wenn sie keiner mag?
Wie soll man bei diesem Lärm einschlafen? Ich schau traurig nach oben zu meinem Frauchen und wünsche, dieser Abend wäre bald zu Ende.
Doch der alte Sack mit dem dicken Ranzen muss sich natürlich auch bemerkbar machen und erzählt plötzlich von seinem letzten Urlaub. Angeblich hat er eine junge, russische Schönheit kennengelernt, die aber nur an seinem Geld interessiert war. Na, das hätte ich ihm schon vorher sagen können. Das weiß ich von Frauchen. Sie sagt immer, dass russische Frauen keine Hunde wollen, weil sie auf der Suche nach reichen Männern keine Hunde gebrauchen können. Ist das nicht traurig für uns Hunde? Ein solches Frauchen, ganz ehrlich gesagt, will ich nie haben.
Eigentlich bin ich mit Frauchen sehr zufrieden. Sie macht alles für mich. Ich kann mich nicht beklagen. Sie putzt mir die Pfoten, badet mich, gibt mir nur leckeres Fressen, im Winter bei Kälte und Schnee zieht sie mir ein warmes Jäcklein an. Was mir gar nicht gefällt, ist diese blöde Zahnreinigung oder PZR, wie sie das nennen. Eine geschlagene Stunde mit offener Schnauze, das ist eine richtige Tortur. Wofür muss ich als Hund eigentlich immer weiße Zähne haben?
Auch diese menschliche Gesellschaft, in der sich Frauchen tummelt, gefällt mir überhaupt nicht.
Aber wen interessiert eigentlich was ich denke?
Hurra, wir gehen heim!
„Komm, Schnuppi, mein Schatz, du bist ein braver Hund!", sagt Frauchen zufrieden und legt mir diese blöde Leine an. Diese Leinenpflicht war bestimmt so eine Schnapsidee von einem hochkarätigen Politiker, der sich mit unserem Hundeleben überhaupt nicht auskennt. Der hat sicherlich noch so ein besonderes Gutachten für Hundeleinen in Auftrag gegeben. Das war garantiert nicht billig. Das zahlt Frauchen mit der Hundesteuer.
Als wir dann endlich draußen sind, sitzt da eine Hundedame, eine wahre Schönheit. Ich nähere mich der Schönheit, doch sie springt erschrocken zu Seite. Mir ist sofort glasklar, dass es dieser Duft von meinen Hundefriseur ist. Plötzlich dämmert es mir und ich erinnere mich, dass mich Frauchen zwei Jahre davor kastrieren ließ. Nach diesem Fiasko war für mich der Tag gelaufen!
Welch ein Jammer!
Na ja, ich versuche halt, das Beste aus meinem Hundeleben zu machen und es zu genießen, auch wenn sich die Zeiten geändert haben.
Trotz der vielen Probleme, die wir Hunde mit den Menschen haben, ist es doch schön, ein Hund zu sein! Euer Schnuppi!
DER ÜBERFALL
Sie kamen aus der arabischen Welt, aus einem Gebiet, in dem ständig Krieg herrscht, Bomben fliegen und Menschen sterben. Die Flucht war voller Hindernisse und Gefahren. Das Kind, ihre Tochter, war gerade zwei Monate alt. Die Großeltern weinten beim Abschied. Malia und Kit versprachen, wieder zurückzukommen, trotzdem wussten die Großeltern, dass dieser Traum nie in Erfüllung gehen würde. Als sie in England ankamen, waren sie zunächst glücklich. Die Flucht war einfacher verlaufen, als sie sich das vorgestellt hatten. Janin, die Tochter, hatte die Strapazen der Flucht gut überstanden.
Kit war ein ausgezeichneter Herzchirurg und Malia Frauenärztin. Aufgrund der guten Ausbildung bekamen beide schnell einen Job im Krankenhaus. Malia und Kit verbesserten in kurzer Zeit ihre dürftigen Englischkenntnisse. Janin entwickelte sich gut.
Sie integrierten sich schnell in das englische Leben. Malia war schon bald in der Lage, gemeinsam mit einer englischen Ärztin eine Praxis für Gynäkologie zu eröffnen. Um das Vertrauen der Patientinnen zu gewinnen, nannte sich Malia jetzt Mary. Natürlich hatte sie viele arabische Patientinnen, die ausschließlich in Begleitung ihrer Männer zur Behandlung kommen durften. Da die arabischen Frauen niemals zu einem Arzt in Behandlung gehen würden, war die Praxis immer überfüllt. Mary verdiente gut. Auch Kit hatte sich als einer der besten Herzchirurgen etabliert. Die Familie schien glücklich zu sein.
Es war an der Zeit, Europa kennenzulernen. Sie holten sich Reiseunterlagen von allen Europäischen Ländern und waren überrascht, wie mangelhaft ihre Kenntnisse waren. Reisen waren angesagt! Doch wie wollten sie in all diese Länder reisen? Sie informierten sich bei verschiedenen Touristenbüros und wurden fündig. Da gab es noch dieses interessante „Timesharing". Sie ließen sich das Vorgehen erklären, fanden die Idee sehr gut und kauften eine Beteiligung für zwei Personen.
Die erste Reise ging nach Frankreich. Sie staunten, wie schön Frankreich war. Gehört hatten sie viel, doch selber zu erleben, das war etwas ganz anderes.
Bei der zweiten Reise wurde ihnen Holland angeboten, und dann folgten ausschließlich Ostblockländer. Das wollten sie eigentlich nicht unbedingt. Sie wollten den Westen Europas kennenlernen und nicht überwiegend den Ostblock. So ging die nächste geplante Reise nach Ungarn. Die Prospekte waren interessant, sie fanden die Gegend und die Anlage nicht unbedingt schlecht. In der Zwischenzeit hatte sie sich ein großes elegantes Auto angeschafft, einen Aston Martin. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, zu fliegen und ein Auto zu mieten. Doch sie entschieden sich, mit dem Aston Martin zu fahren. Janin, die Tochter, sollte die zehn Tage wie immer in Obhut einer Freundin bleiben.
Mary hatte Bedenken. Beide kannten den Ostblock nicht und hatten überhaupt keine Ahnung, was sie dort erwarten würde. Sie besorgten sich Unterlagen über Land und Leute, um sich zu informieren. „Es sieht gut aus!", dachte Mary. Es scheint ein sicheres Land zu sein. Man darf auch nicht allen Gerüchten Glauben schenken. Überfälle und Autodiebstahl sind doch in England auch an der Tagesordnung.
„Wir müssen halt sehr, sehr vorsichtig sein!"
Eine Mammut-Reise hatte begonnen. Zwei Tage und eine Übernachtung hatten sie für die Fahrt nach Ungarn eingeplant. Ob das reichte? Von England, Belgien, Deutschland, Österreich nach Ungarn, dann noch ungefähr sechzig Kilometer an den Balaton See, wo sich das Timesharing-Apartment befand.
Spät am Abend erreichten sie die ungarische Grenze.
„Passkontrolle, sagte ein ungarischer Kontrolleur! „Ihre Papiere bitte!
„Ja, natürlich!", sagte Kit in englischer Sprache und reichte dem Grenzbeamten seinen Pass.
Mary holte ebenfalls ihren Pass und gab diesen dem Grenzbeamten.
Der Grenzbeamte blätterte die Passe mehrmals und fragte dann erstaunt.
„Wo sind Ihre Visa?"
„Welche Visa?", fragte Kit überrascht.
„Ja, das Visum für die Volksrepublik Ungarn!"
„Ich verstehe nicht, was sie meinen", sagte Kit.
„Was will der Grenzbeamte, Kit?", fragte Mary.
„Er will angeblich ein Visum haben, doch wir haben kein Visum. Ich wusste überhaupt nicht, dass wir ein Visum brauchen!"
„Sie sind doch englische Staatsbürger und für die Einreise nach Ungarn benötigen Sie jeweils ein Visum!"
„Das haben wir nicht gewusst! Man hat uns beim Reisebüro nichts gesagt! Der Veranstalter sagte, dass er hier am Balaton eine Timesharing-Wohnung für uns gebucht hat. Wir haben die Bestätigungen. Hier, bitteschön!" Kit gab dem Grenzbeamten die Papiere.
„Das hat leider nichts mit dem Visum zu tun! Das Visum benötigen Sie für die Einreise nach Ungarn. Dieses Visum ist Pflicht. Nur mit einem Visum können Sie die Grenze passieren!", sagte der Beamte.
„Können Sie uns das Visum erteilen? Wir warten hier!", sagte Kit.
„Leider nicht! Um diese Zeit ist kein Beamter mehr hier! Übrigens stellt sich die Frage, ob der Vertrag, den sie für diese Wohnung haben, für ein Visum genügt! Normalerweise bekommt man nur im Ausnahmefall an der Grenze ein Visum. Das Visum bekommt man in der Regel bei der ungarischen Botschaft in Ihrem Land. Die Botschaft befindet sich in London."
„O my God! Mary, hast du das gehört? In London – und wir sind zweitausend Kilometer weit entfernt. Was sollen wir jetzt machen?" fragte Kit entsetzt.
„Fahren Sie zurück nach Österreich, im nächsten Ort gibt es eine kleine Pension, in der sie übernachten können, und morgen früh kommen Sie wieder hier an die Grenze. Da werden die Grenzbeamten entscheiden, was zu machen ist. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie ein Visum aufgrund der Papiere, die Sie haben!"
„Mitten in der Nacht! Herr …"
„Grenzbeamter!"
„Grenzbeamter!", wieder holte Kit.
„Eine andere Lösung gibt es nicht! Ohne Visum ist es unmöglich, nach Ungarn einzureisen. Glauben Sie mir! Bitte verlassen Sie jetzt das Grenzgebiet und tun Sie, was ich Ihnen gesagt habe!" Der Beamte erhob die Stimme.
Mary sagte etwas eingeschüchtert: „Bitte, Kit, lass uns fahren, es hat doch keinen Sinn! Gesetz ist Gesetz!"
Sie wendeten und fuhren zurück, Richtung Österreich.
„Was für ein Schwachsinn!", sagte Kit.