Nacht in Angst: Der neue Dr. Laurin 4 – Arztroman
Von Viola Maybach
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Über dieses E-Book
Die Familiengeschichte des Klinikchefs Dr. Leon Laurin tritt in eine neue Phase, die in die heutige moderne Lebenswelt passt.
Da die vier Kinder der Familie Laurin langsam heranwachsen, möchte Dr. Laurins Frau, Dr. Antonia Laurin, endlich wieder als Kinderärztin arbeiten. Somit wird Antonia in der Privatklinik ihres Mannes eine Praxis als Kinderärztin aufmachen.
Damit ist der Boden bereitet für eine große, faszinierende Arztserie, die das Spektrum um den charismatischen Dr. Laurin entscheidend erweitert.
»Manuel kann mir gestohlen bleiben, Mama!« Felix Eidingers Miene war düster. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.« Lisa Eidinger biss sich auf die Lippen. Es dauerte einige Augenblick, bis sie sagte: »Er ist dein Bruder.« »Ich will trotzdem nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wenn er Vorteile für sich sieht, lügt und betrügt er, dann kennt er weder Verwandte noch Freunde. Was soll ich mit so jemandem anfangen?« »Er bleibt mein Sohn und dein Bruder«, entgegnete seine Mutter. »Du hast mit allem Recht, was du sagst, aber ich hoffe immer noch, dass er eines Tages …« Sie brach ab, ohne den Satz zu beenden. Hoffte sie das wirklich? Manuel war immer schwierig gewesen, hatte seinen Eltern viel Kummer bereitet. Er war charmant, sah blendend aus, war überall beliebt gewesen. Aber er hatte eben auch sehr früh herausgefunden, wie er andere Menschen für seine Zwecke einspannen und Erfolg haben konnte, ohne sich selbst allzu sehr anzustrengen. Lisa hatte ihren Mann vor einigen Jahren verloren – und gleichzeitig ihren älteren Sohn, aber das war ihr erst später bewusst geworden. Sie und ihre Söhne hatten etwas Geld geerbt, und mit seinem Teil des Erbes hatte Manuel München verlassen. Sie wusste nicht einmal genau, wo er jetzt wohnte und was er machte. Wenn sie danach fragte, wich er ihr aus und versprach, sich bald wieder zu melden.
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Buchvorschau
Nacht in Angst - Viola Maybach
Der neue Dr. Laurin
– 4 –
Nacht in Angst
Überfall in der Kayser-Klinik
Viola Maybach
»Manuel kann mir gestohlen bleiben, Mama!« Felix Eidingers Miene war düster. »Ich will nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
Lisa Eidinger biss sich auf die Lippen. Es dauerte einige Augenblick, bis sie sagte: »Er ist dein Bruder.«
»Ich will trotzdem nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wenn er Vorteile für sich sieht, lügt und betrügt er, dann kennt er weder Verwandte noch Freunde. Was soll ich mit so jemandem anfangen?«
»Er bleibt mein Sohn und dein Bruder«, entgegnete seine Mutter. »Du hast mit allem Recht, was du sagst, aber ich hoffe immer noch, dass er eines Tages …« Sie brach ab, ohne den Satz zu beenden. Hoffte sie das wirklich? Manuel war immer schwierig gewesen, hatte seinen Eltern viel Kummer bereitet. Er war charmant, sah blendend aus, war überall beliebt gewesen. Aber er hatte eben auch sehr früh herausgefunden, wie er andere Menschen für seine Zwecke einspannen und Erfolg haben konnte, ohne sich selbst allzu sehr anzustrengen.
Lisa hatte ihren Mann vor einigen Jahren verloren – und gleichzeitig ihren älteren Sohn, aber das war ihr erst später bewusst geworden. Sie und ihre Söhne hatten etwas Geld geerbt, und mit seinem Teil des Erbes hatte Manuel München verlassen. Sie wusste nicht einmal genau, wo er jetzt wohnte und was er machte. Wenn sie danach fragte, wich er ihr aus und versprach, sich bald wieder zu melden. Sie konnte ihn nicht anrufen, denn sie hatte nicht einmal seine Nummer. »Das lohnt sich nicht, Mama, ich wechsele den Telefonanbieter so oft, und ich wohne eigentlich meistens in Hotels, ich bin ja ständig unterwegs …« Sie führte mit ihm Gespräche, die sie mehr schmerzten als erfreuten. Was ihr am Herzen lag, blieb ausgeklammert.
Bei seinem letzten Anruf hatte er sie um Geld gebeten, für ein ganz wichtiges Geschäft, wieder einmal. Sie hatte abgelehnt, zum ersten Mal, und sie war standhaft geblieben. Mit einem Fluch hatte er das Gespräch schließlich beendet. Das war ihr bislang letzter Kontakt gewesen. Sie hatte Felix davon erst jetzt erzählt, es tat ihr bereits leid. Er regte sich immer gleich schrecklich auf, wenn es um Manuel ging.
Zwischen den Brüdern herrschte Funkstille, seit Manuel sich vor Jahren eine stattliche Geldsumme von seinem Bruder ›geliehen‹ hatte – für die Hochzeit mit Karina, von der sie nicht wussten, ob sie mittlerweile stattgefunden hatte – und seitdem gar nicht daran dachte, sie zurückzuzahlen. Es waren noch ein paar andere unschöne Dinge zwischen den Brüdern vorgefallen, jedenfalls hatte Felix irgendwann die Konsequenzen gezogen.
Doch, sie hoffte im Stillen immer noch, dass ihr Ältester eines Tages zur Einsicht kam und nicht nur ein anständiger Mensch wurde, sondern auch den Weg zurück zu seiner Familie fand. Anders ausgedrückt: Sie hoffte, dass Karina ihn auf diesen Weg zurückbrachte. Karina, die ihr so lieb geworden war wie eine eigene Tochter, die sie aber zusammen mit Manuel verloren hatte.
Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte Felix: »Ich habe nie verstanden, dass eine Frau wie Karina auf jemanden wie Manuel hereinfällt.«
»Vielleicht hat er sich durch sie verändert«, erwiderte seine Mutter.
»Eher hat sie sich durch ihn verändert.« Felix’ Stimme klang schroff bei diesen Worten. »Manuel wird sich nie ändern. Oder hoffst du etwa immer noch darauf?«
»Lass uns das Thema wechseln«, bat Lisa, »sonst streiten wir am Ende noch, das möchte ich nicht.«
Er kam zu ihr und schloss sie in die Arme: ihr großer, blonder, liebenswürdiger jüngerer Sohn mit den schönen blauen Augen, die oft so traurig in die Welt blickten. Sie wusste, woher diese Traurigkeit rührte, aber da er ihr nie anvertraut hatte, was er für die schöne Freundin seines Bruders empfand – oder empfunden hatte? – sprach sie ihn nicht darauf an. Wenn er es für sich behalten wollte, würde sie das akzeptieren.
»Hast du eigentlich von Karina noch einmal etwas gehört?«, fragte Felix vorsichtig.
»Nein«, seufzte Lisa. »Du weißt, Manuel ruft nicht oft an. Ich frage jedes Mal nach Karina, er sagt dann immer, dass sie gerade nicht da ist, aber grüßen lässt.«
»Ruf du doch mal an, vielleicht erwischst du sie ja.«
»Ich weiß ihre Nummer nicht, ein Festnetztelefon haben sie nicht mehr. Und … also, Manuels Nummer habe ich auch nicht mehr. Er wechselt so oft, sagt er, dass es sich nicht lohnt, sie zu notieren.«
Felix sah sie ungläubig an. »Du hast seine Nummer nicht mehr? Wieso hast du das noch nie erwähnt? Seit wenn denn?«
Lisa zuckte mit den Schultern. »Schon eine ganze Weile«, antwortete sie vage. »Aber ich habe ihn sowieso nicht mehr gern angerufen.«
»Warum nicht?«, fragte Felix, als sie nicht weitersprach. »Habt ihr euch nicht mehr viel zu sagen?«
Lisa gab es nicht gerne zu, aber es war die Wahrheit, also nickte sie. Und dann kamen ihr die Tränen. Sie weinte oft wegen Manuel, aber nicht, wenn Felix bei ihr war.
Er war so erschrocken, dass er sie fest an sich drückte. »Tut mir leid, Mama«, sagte er unbeholfen, »ich wollte dich nicht zum Weinen bringen.«
»Das weiß ich doch, aber das mit Manuel bedrückt mich. Immer wieder frage ich mich, was ich falsch gemacht habe oder was ich tun könnte, damit sich unser Verhältnis bessert, aber …«
Felix unterbrach sie. »Du hast gar nichts falsch gemacht, eher Papa«, sagte er ganz ruhig.
Sie rückte ein Stück von ihm ab. »Papa?«, fragte sie.
»Er hat in Manuel immer den Menschen gesehen, der alles erreichen kann, was ihm selbst verwehrt geblieben ist, weil seine Eltern kein Geld hatten, ihn studieren zu lassen. Er war überzeugt, dass Manuel mit seinem Charme, seinem guten Aussehen und seiner Intelligenz eine strahlende Zukunft vor sich hatte. Manuel glaubte das deshalb auch und weil ihm zunächst alles einfach so zugefallen ist, hat er später, als es schwieriger wurde, nicht eingesehen, warum er sich anstrengen soll.«
Lisa trocknete ihre Tränen. Sie war überrascht, dass Felix sich offenbar viele und sehr weitreichende Gedanken gemacht hatte, nicht nur über seinen Bruder, sondern auch über dessen Verhältnis zu ihrem gemeinsamen Vater. Aber sie war auch verunsichert, weil seine Überlegungen ihr nicht behagten, aber sofort einleuchtend erschienen.
»Aber trotzdem ist Manuel für sich selbst verantwortlich«, fuhr Felix fort. »Auch wenn man verwöhnt worden ist, heißt das ja nicht, dass man das nicht selbst erkennen und sich nicht trotzdem anstrengen könnte.«
»Du hast dich von Papa vernachlässigt gefühlt?«, fragte Lisa mit leiser Stimme.
»Vernachlässigt nicht direkt, aber ich hätte mir schon gewünscht, er hätte sich über meine Erfolge auch mal so gefreut wie über Manuels«, erwiderte Felix nachdenklich. »Richtig geschmerzt hat es mich dann, wie er auf meinen Berufswunsch reagiert hat. Bei ihm zählte ja nur ein Universitätsstudium, dass ich zur Kriminalpolizei wollte, fand er, glaube ich, richtig kränkend. Einer seiner Söhne ein Polizist – statt Arzt oder Anwalt oder vielleicht auch Universitätsprofessor zu werden. Ein Polizist war