Eine von Vielen: Ein Lebensbericht
Von Elli Schmitt
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Eine von Vielen - Elli Schmitt
Nassauer
Landleben
1914 bin ich in Ziegenort, Kreis Ückermünde, einem pommerschen Dorf am Haff, geboren. Ich war das ältere von zwei Mädchen. Meine Schwester wurde 1918 geboren, war also vier Jahre jünger. Vater war von Beruf Seemann und Mutter die Älteste von zehn Kindern auf einem Bauernhof. So hatten wir zwar eine Wohnung in Ziegenort, aber meine ersten Lebensjahre spielten sich doch auf dem Hof in der bäuerlichen Großfamilie ab.
Als erstes Enkelkind bin ich von allen verwöhnt worden, ganz besonders von Tante Martha. Sie war für meine Schwester und mich auf dem Hof die Bezugsperson, sehr kinderlieb und immer für mich da, egal, was wir auch anstellten. Tante Martha kümmerte sich als Zweitälteste mit der Großmutter um den Haushalt und die Schweinefütterung. Sie hatte einen Buckel, und es wurde erzählt, das liege daran, daß sie als Schulkind von einem Lehrer so schlimm geschlagen wurde. Ich glaube, sie hat ein Leben lang schwer daran getragen und blieb ledig.
Die Zeit auf dem Hof ist für mich mit vielen schönen Erinnerungen verbunden. Ich will versuchen, die wichtigsten zu berichten.
Da sind zunächst die Familienfeiern im großen Kreis, denn zu den kirchlichen Festtagen kam die ganze Familie zusammen, und das ganze Haus roch schon eine Woche vorher nach Kuchen. Weihnachten schmückte eine große Tanne, die vom Boden bis zur Decke reichte, das Wohnzimmer, und Silvester gab es zusätzlich Gewürzkuchen und Berliner Pfannkuchen.
Meine Schwester und ich bekamen einmal zu Ostern zwei wunderschöne große Schokoladehasen, die stellten wir aufs Klavier. Eines Tages hatte irgend jemand die Ohren abgebissen. Da war das Geschrei groß.
Pfingsten versammelten sich alle auf dem Platz vor der Scheune, es wurden Volkslieder gesungen und dazu pommersche Tänze aufgeführt. Dieser Brauch wurde von den Großeltern hochgehalten.
Die Bauern mußten schwer arbeiten. Trotzdem verstanden sie es, auf ihre Art zu feiern. So erinnere ich mich an eine Doppelhochzeit. Ein Bruder und eine Schwester meiner Mutter haben am gleichen Tag geheiratet. Da war vielleicht was los! Das halbe Dorf hat bei der Vorbereitung mitgeholfen. Aus diesem Anlaß wurde extra geschlachtet und Unmengen Kuchen gebacken. Gefeiert wurde auf dem Innenhof, und dort wurde am nächsten Morgen nach altem Brauch der Schleier abgetanzt. Dazu tanzten beide Brautpaare, und die Gäste versuchten, den Schleier abzureißen, bis es nichts mehr zu reißen gab.
Bei dieser Gelegenheit bemerkte ich die Nachstellungen eines älteren Verwandten, der die kleineren Mädchen belästigen wollte. Er wurde während der Feier nicht aus den Augen gelassen, damit nichts passierte. Obwohl offenbar alle von seinem Treiben wußten, wurde er von niemandem ernstlich zur Rechenschaft gezogen. Es blieb in der Familie und wurde so vertuscht. Erst viel später habe ich die ganze Tragweite dieses Geschehens richtig begriffen. Noch heute wird ja der sexuelle Mißbrauch von Kindern, insbesondere von Mädchen, als Tabuthema behandelt. Erst in den letzten Jahren wird öffentlich über diese besonders schlimme Auswirkung der Unterdrückung von Frauen diskutiert. Das war damals undenkbar.
Auf gesunde Ernährung wurde viel Wert gelegt. Brot wurde in einem eigens dafür eingerichteten Backofen auf Vorrat gebacken. Ich habe früh gelernt, daß frisches Brot nicht gut verträglich ist.
In einem Butterfaß wurde die Butter von Hand hergestellt, ein paar Tage mit Salz durchgeknetet, ohne chemische Zusätze. Beim Buttermachen hab ich immer gern geholfen, und ich erinnere mich an die gute Buttermilch mit richtigen Butterklümpchen. Die hatte nichts gemein mit der sauren Milch, die heute als »Buttermilch« im Handel angeboten wird.
Ein großes Ereignis war das Schlachten. In der Waschküche auf dem Hof wurde gewurstet. Die Gewürze waren dabei sehr wichtig, denn jede Wurst hatte einen anderen Geschmack. Im großen Kessel wurde Blut- und Leberwurst gekocht, und unterm Dach in der Räucherkammer hingen Dauerwurst und ganze Speckseiten. Das Fleisch wurde in einem riesengroßen Faß portionsweise mit Salz eingepökelt, denn eine andere Möglichkeit, das Fleisch haltbar zu machen, gab es nicht. Ich muß sagen, es schmeckte prima.
Zur Erntezeit ging es auf dem Hof besonders betriebsam zu. Es gab keine Schwierigkeit, genug Erntehelfer zu bekommen, im Gegenteil, sie fragten vorher schon an. Ein extra Schlachtfest sicherte die Versorgung der Leute, darauf legten die Großeltern besonderen Wert. Am großen Tisch auf zwei Böcken aßen wir dann alle zusammen nach Feierabend.
Durch ihre Arbeit fühlten sich die Menschen sehr naturverbunden. Die Bauern wußten genau, wann Unwetter, Regen oder Sturm kam, und danach richteten sich Tagesablauf und Arbeitseinteilung. Um ein Beispiel anzuführen: Einmal wurde zur Heuernte den ganzen Tag ohne jede Pause eingefahren, weil Großvater ein Gewitter vorausgesagt hatte. Und tatsächlich, nachdem in aller Eile Fuder um Fuder in der Scheune verladen war, prasselte ein Gewitterregen herunter. Durch den Regen wäre das trockene Heu auf dem Feld verfault — ein ungeheurer finanzieller Verlust für den Hof, denn für das Vieh hätten dann Heuballen eingekauft werden müssen.
Die Bauern mußten nicht nur hart arbeiten, sondern waren zugleich Manager und Finanzminister ihres Hofes. Sie konnten wegen Wettereinflüssen oder Viehsterben erheblich in Schulden geraten oder Pleite machen.
Natürlich konnten auch persönliche Schwächen Probleme bringen. So ging ein Bruder meiner Mutter, Onkel Robert, ein paarmal in der Woche in die Dorfwirtschaft und trank mehr als gut war. Dafür hatte er am anderen Tag große Schwierigkeiten, morgens früh das Vieh zu versorgen. Zwischen den Großeltern gab es darüber oft Diskussionen, weil Oma den Sohn in Schutz nahm. Hätte Onkel Robert nach Großvaters Tod den Hof übernommen, er wäre nach kurzer Zeit wohl heruntergewirtschaftet worden. Aber Oma war eine tüchtige Bäuerin und hat das Schlimmste zu verhindern gewußt.
Überhaupt nahmen die Frauen damals auf dem Lande eine besondere Stellung ein. Sie arbeiteten tatkräftig mit auf dem Feld und bei der Versorgung des Viehs, trugen darüber hinaus die Verantwortung für die Verarbeitung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse. So erinnere ich mich, daß meine Großmutter auch zu Lebzeiten des Großvaters völlig gleichberechtigt bei Anschaffungen und Arbeitsplanung ihre Mitsprache wahrnahm.
Auch mit der Klassenjustiz machten meine Großeltern schon ihre Erfahrungen. Bei einem starken Gewitter schlug der Blitz ein, und das Wohnhaus brannte bis auf den Grund nieder. Nur das Nebengebäude und die Stallungen blieben erhalten. Oma war vollkommen verstört. Ihr