Eine Frau sucht ihren Namen: Dr. Norden Bestseller 213 – Arztroman
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Über dieses E-Book
Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration.
Es war ein trauriger Tag im Leben der Familie Porta, als die heißgeliebte Omi ihre gütigen Augen für immer schloss. Dr. Norden hatte Johanna Alberti nach einem schweren Herzanfall noch in die Behnisch-Klinik bringen lassen, aber diesmal hatte man ihr nicht mehr helfen können. Es war bereits der dritte Anfall gewesen.
Renate Porta blieb bis zur letzten Minute bei der Mutter. »Nicht weinen, nicht traurig sein, es war eine schöne Zeit mit dir, mit euch«, das waren Johanna Albertis letzte Worte gewesen.
»Gönnen wir ihr dieses friedliche Ende«, sagte Dr. Daniel Norden leise.
»Sie war die beste, gütigste Mutter«, flüsterte Renate, »aber sie hat wohl zu lange mit Vater gelitten und ihn dann doch zu sehr vermisst.«
Ja, so war es gewesen. Jochen Alberti war viele Jahre krank gewesen, schon im Krieg schwer verwundet worden, dann fast erblindet. Aber er hatte alle Schmerzen mit unendlicher Geduld und Tapferkeit ertragen und war von seiner geliebten Johanna rührend umsorgt worden. Sie kannten sich von Jugend an, und sie hatten es erzählt, dass sie Jojo die Unzertrennlichen genannt wurden.
Jürgen Porta kam nun herein und nahm seine Frau in die Arme. Dr. Norden ging hinaus zu den Kindern Isabel und Florian, die blass am Fenster standen.
Die Achtzehnjährige wirkte völlig versteinert, nur ihre großen dunklen Augen drückten eine unendliche Traurigkeit aus. Florian machte seinem Kummer in rauer Bubensprache Luft.
»So ein Mist, andere Leute werden hundert Jahre alt«, murmelte er. Und dann wandte er sich ab, damit man die Tränen nicht sehen sollte, die ihm nun über die Wangen rollten.
Isabel
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Buchvorschau
Eine Frau sucht ihren Namen - Patricia Vandenberg
Dr. Norden Bestseller
– 213 –
Eine Frau sucht ihren Namen
Patricia Vandenberg
Es war ein trauriger Tag im Leben der Familie Porta, als die heißgeliebte Omi ihre gütigen Augen für immer schloss. Dr. Norden hatte Johanna Alberti nach einem schweren Herzanfall noch in die Behnisch-Klinik bringen lassen, aber diesmal hatte man ihr nicht mehr helfen können. Es war bereits der dritte Anfall gewesen.
Renate Porta blieb bis zur letzten Minute bei der Mutter. »Nicht weinen, nicht traurig sein, es war eine schöne Zeit mit dir, mit euch«, das waren Johanna Albertis letzte Worte gewesen.
»Gönnen wir ihr dieses friedliche Ende«, sagte Dr. Daniel Norden leise.
»Sie war die beste, gütigste Mutter«, flüsterte Renate, »aber sie hat wohl zu lange mit Vater gelitten und ihn dann doch zu sehr vermisst.«
Ja, so war es gewesen. Jochen Alberti war viele Jahre krank gewesen, schon im Krieg schwer verwundet worden, dann fast erblindet. Aber er hatte alle Schmerzen mit unendlicher Geduld und Tapferkeit ertragen und war von seiner geliebten Johanna rührend umsorgt worden. Sie kannten sich von Jugend an, und sie hatten es erzählt, dass sie Jojo die Unzertrennlichen genannt wurden.
Jürgen Porta kam nun herein und nahm seine Frau in die Arme. Dr. Norden ging hinaus zu den Kindern Isabel und Florian, die blass am Fenster standen.
Die Achtzehnjährige wirkte völlig versteinert, nur ihre großen dunklen Augen drückten eine unendliche Traurigkeit aus. Florian machte seinem Kummer in rauer Bubensprache Luft.
»So ein Mist, andere Leute werden hundert Jahre alt«, murmelte er. Und dann wandte er sich ab, damit man die Tränen nicht sehen sollte, die ihm nun über die Wangen rollten.
Isabel weinte nicht, und sie sagte kein Wort. Sie ging hinaus zum Blumenladen und kaufte einen Strauß Vergissmeinnicht. Die legte sie dann wenig später ihrer Omi auf die Bettdecke.
»Sie schläft doch nur«, murmelte sie, und da konnte Renate die Tränen doch nicht mehr zurückhalten.
Isabel war ein besonders sensibles und eigenartiges Kind gewesen, und sie hatte mit einer Liebe ohnegleichen an ihrer Omi gehangen. Bevor sie zur Schule ging, hatte sie immer erst geschaut, ob die Omi schon wach sei, wenn sie aus der Schule kam, fragte sie immer gleich, wo die Omi sei.
Was die Omi kochte, schmeckte ihr am besten, und niemand konnte schönere Geschichten erzählen, als sie. Später, als Isabel erwachsen wurde, hätte sie gern mehr von früheren Zeiten erfahren und von der alten Heimat, in der die Großeltern aufgewachsen und zur Schule gegangen waren, aber da sagte Johanna Alberti dann nur: »Wir wollen froh sein, dass wir hier eine neue Heimat gefunden haben, und dass es uns wieder gutgeht, Isabel. Man soll sich das Herz nicht schwermachen mit Erinnerungen, die unwiederbringlich verloren sind.«
Wie schwer sie wohl manches Mal an diesen Erinnerungen gelitten hatte, sollte ihnen, die sie nun vermissen mussten, erst später bewusst werden.
Johanna Alberti fand ihre letzte Ruhestätte neben ihrem Mann, und als der Sarg ins Grab gesenkt wurde, weinte Isabel so fassungslos und erschütternd, dass es Renate Angst wurde.
Es sollten Wochen vergehen, bis Isabel die Räume, die die Omi bewohnt hatte, erstmals wieder betrat. Eines Tages sagte sie: »Omi hat immer so viel in dem Buch geschrieben, Mami. Hast du es gelesen?«
»Welches Buch meinst du, Isabel?«, fragte Renate erstaunt.
»Ich denke, dass es so eine Art Tagebuch war, nur viel dicker. Sie konnte so schöne Geschichten aufschreiben. Vielleicht sollte das ein Roman werden.«
»Ich weiß gar nicht, wo sie das Buch aufbewahrt haben könnte, Isabel«, sagte Renate nachdenklich.
»In der Truhe, in ihrer Truhe, Mami.«
Renate wandte sich ab. »Die sie ausdrücklich dir bestimmt hat, mein Kind«, sagte sie leise. »Ich wollte darüber noch nicht sprechen, bevor du den ersten großen Schmerz nicht überwunden hast, Isabel. Wir, Jürgen und ich, sind uns ja einig, dass ihr beide sowieso alles bekommen sollt, was von den Großeltern bleibt.«
»Mir geht es doch nicht um Geld und materielle Dinge, Mami. Sie fehlt mir, weil ich nicht mehr mit ihr sprechen kann. Sie hat so oft gesagt, dass ich vieles verstehen würde, wenn ich erwachsen bin. Aber ich bin doch jetzt erwachsen.«
»Es tut mir weh, dass du so sehr trauerst, Isabel«, sagte Renate leise. »Wir, deine Eltern, lieben dich doch auch.«
»Und ich euch auch, Mami«, erwiderte Isabel weich. »Daran darfst du nicht zweifeln, aber Omi war für mich was ganz Besonderes. Du und Papi, ihr führt doch eine so glückliche Ehe, und da wollte sie sich nie hineindrängen, aber sie war so glücklich, dass ich so gern bei ihr war, besonders dann, als Opi nicht mehr da war. Sie hätte bestimmt noch viel länger gelebt, wenn Opi nicht so früh gestorben wäre. Wenn man so viel von seinem Herz verschenkt, dann hat der andere Teil nicht mehr viel Kraft.«
Renate traten Tränen in die Augen. »Du bist so jung, Isabel. Du darfst nicht ewig trauern«, sagte sie leise.
»Ich möchte jetzt gern wissen, was sie geschrieben hat. Wenn ich zu ihr kam, legte sie das Buch schnell fort. Wenn ich sie fragte, ob sie mir daraus nicht vorlesen wolle, schüttelte sie den Kopf. Das sei noch nicht für mich bestimmt, hat sie gesagt. Und wenn ich sie gefragt habe, ob ich sie störe, hat sie mich in die Arme genommen. Lebendiges Glück, hat sie mich genannt. Aber sie hat Florian auch sehr lieb gehabt, das darfst du nicht bezweifeln. Alle hat sie geliebt, und sie war so dankbar, dass du einen so guten Mann bekommen hast. Aber das hat sie dir doch auch oft gesagt, Mami.«
»Ja, das hat sie oft gesagt. Mütter wünschen sich immer, dass ihre Töchter auch eine so harmonische Ehe führen, wie sie selbst. Ich wünsche das für deine Zukunft auch, Isabel.«
»Damit hat es ja noch viel Zeit«, meinte Isabel.
»Sag das nicht, mein Kleines. Oft geht es viel schneller, als man denkt. Ich war ja auch erst neunzehn, als ich Jürgen kennenlernte, und wir hatten das Glück, dass meine Eltern nicht dagegen waren, dass wir so bald geheiratet haben. Ein bisschen haben sie wohl immer gedacht, dass wieder ganz plötzlich ein Krieg kommen könnte. Ihnen wurde so viel zerstört, Isabel. Aber denk du jetzt daran, wie sie das Leben gemeistert haben, welches Vorbild sie uns sein können. Ich habe nie etwas entbehrt.«
Nach diesem Gespräch war Isabel nach oben gegangen, und Renate bekam ihre Tochter lange nicht zu Gesicht.
Sie wollte Isabel nicht stören, weil sie nun dachte, dass sie wieder in Trauer versunken sei. Aber dann schien Isabel auch das Abendessen vergessen zu haben, und so ging Renate hinauf, sie zu holen.
»Hast du keinen Hunger, Isabel?«, fragte sie sanft. »Florian muss heute noch zum Handballtraining.«
Isabel blickte auf. »Daran habe ich gar nicht gedacht«, sagte sie leise, »aber das ist gut, dann sind wir allein.«
Renate erschrak ein wenig. Plötzlich kam ihr Isabel soviel gereifter vor, sehr ernst, aber nicht deprimiert.
Isabel umarmte ihre Mutter. »Jetzt begreife ich erst ganz, welch eine großartige Frau Omi war«, sagte sie leise. »Ich hoffe, du wirst es auch so empfinden, Mami.«
Renate war verwirrt. Beim Essen war sie diesmal die Schweigsame.
Da Florian wieder für zwei aß, fiel es nicht so auf, dass es ihr an Appetit mangelte, und dann hatte es der Junge eilig.
»Spring nicht zu hoch, Flori«, scherzte Jürgen. »Jedesmal, wenn du vom Training kommst, habe ich das Gefühl, dass du wieder ein paar Zentimeter größer bist.«
»Hast wohl Angst, dass ich dich bald überhole, Paps?«, fragte Florian.
»Noch länger als ich brauchst du wirklich nicht zu werden, Junge. Sonderanfertigungen kosten einen Haufen Geld«, meinte Jürgen Porta seufzend.
Er war aber zufrieden, dass sich bei ihnen das normale Leben wieder eingependelt hatte, da er nicht ahnen konnte, welche Überraschung ihnen dieser Abend noch bringen sollte.
*
Isabel kam mit dem dicken Buch ins Wohnzimmer, nachdem sie für eine Weile verschwunden war.
»Was ist das?«, fragte Jürgen Porta erstaunt, während ein ängstlicher Ausdruck in Renates Augen kam.
»Omis Geschichte«, erwiderte Isabel sanft. »Florian braucht das nicht gleich zu erfahren. Jungs in seinem Alter reagieren da manchmal komisch.«
»Du willst damit doch nicht etwa andeuten, dass es einen dunklen Punkt in Omis